Babysitting von Amy

#1 von Petra-Andreas , 07.05.2007 20:23

Babysitting

Autor: Amy
Kategorie: Shipper und etwas Humor
Zeitrahmen: spielt kurz vor ‚die Verlobung’ (6. Staffel)
Inhalt: Der Titel verrät schon genug!
Disclaimer: Alle Rechte an der Fernsehserie, JAG und ihren Charakteren gehören Donald P. Bellisario, Belisarius Productions, CBS und Paramount.


Tiefen und Höh’n hab ich ermessen,
Ängste und Glück war’n reich beschert.
Das war ein leises Vorspiel dessen,
was ich mit dir erleben werd.

(R.Mey 'keine ruhige Minute')


Dienstag
JAG Hauptquartier
Falls Church, Virginia

„Ja, das ist wirklich furchtbar … das verstehe ich natürlich … mir tut es auch schrecklich leid und gute Besserung!“ Harriet legte den Hörer auf und ließ sich zurück auf den Schreibtischstuhl sinken.

Bud schob die Schublade des Aktenschrankes zu und sah zu seiner Frau. „Ist alles in Ordnung, Schatz? Du siehst aus, als hättest du eine Havarie mit einem Flugzeugträger gehabt.“
„Es ist so was Ähnliches. Das war Ellen am Telefon. Sie hatte einen Zusammenstoß mit einem Motorradfahrer und hat sich den Arm gebrochen. Jetzt kann sie natürlich am Wochenende nicht auf klein A.J. aufpassen. Ich fürchte wir müssen unseren Kurzurlaub streichen.“
„Nein, nein, Harriet. Das kommt nicht in Frage. Du hast dich so darauf gefreut. Wir werden einfach bei der Babysitterzentrale anrufen und jemand anderes finden.“
„Ich möchte aber A.J. nicht einfach jemand anderes überlassen. Ellen ist einfach Klasse und A.J. kennt sie so gut. Ich möchte keinen völlig Fremden für ihn.“

Bud betrachtete seine Frau. Er hatte sich auch schon sehr auf ein paar Tage mit ihr alleine gefreut und hatte ihr zum Geburtstag das Wochenende an den Niagarafällen geschenkt.
„Wie wäre es, wenn wir Colonel MacKenzie fragen?“, schlug er vor.
„Meinst du sie würde das noch mal machen. Wir hatten sie erst letzten Monat um den Gefallen gebeten. Ich will ihr nicht auf die Nerven fallen.“
„Wir fragen sie einfach“, meinte Bud und zog seine Frau vom Stuhl hoch.

Die Tür zu Sarah MacKenzies Büro stand offen und Bud klopfte an den Rahmen.
„Entschuldigung, dass wir sie stören.“
Mac kramte nach einer Akte in ihrem Schrank. „Kein Problem, Sie stören bei nichts Wichtigem.“
„Wir wollten Sie um einen großen Gefallen bitten, aber Sie können auch nein sagen“, sagte Harriet vorsichtig und spielte mit ihren Händen.
„Um was geht es denn?“
„Unser Babysitter hat sich den Arm gebrochen und wir haben ein Wochenende an den Niagarafällen gebucht. Jetzt wollten wir Sie fragen, ob Sie vielleicht auf A.J. aufpassen könnten“, erklärte Bud.

„Gibt’s hier ’ne Stehparty?“ Harm kam ins Büro geschlendert und reichte Mac ein dickes Buch. “Hier ist übrigens der Fall, nach dem Sie gesucht haben.“
„Danke.“ Mac nahm das Buch entgegen. „Bud und Harriet haben mich um einen Gefallen gebeten. Ich werde auf A.J. aufpassen. Sie fahren nämlich zu den Niagarafällen- Wann denn eigentlich?“
„Jetzt am Wochenende“, sagte Harriet.
„An diesem Wochenende? Oh, Harriet, das tut mir furchtbar leid, aber da kann ich nicht. Chloe kommt zu Besuch und wir gehen am Samstag auf ein Konzert.“
„Ihr geht auf ein Konzert?“, fragte Harm. „Sie müssen sich doch nicht etwa eine dieser pickeligen Boygroups antun?“
„Wir gehen zu Robbi Williams, falls es Sie interessiert. Der ist ein echter Mann, Harm.“

Harm grinste und schüttelte den Kopf. „Na, da haben ja alle was vor am Wochenende … außer ich. Renee ist in L.A. Also könnte ich doch auf A.J. aufpassen, wenn Sie wollen.“
Harriet riss vor Entsetzen die Augen auf. Bevor sie sich jedoch eine Ausrede einfallen lassen konnte, hatte ihr Mann schon das Angebot angenommen.
„Na, klar. Danke Sir“, sagte Bud begeistert. „Harriet bringt A.J. dann am Freitagabend vorbei.“

Wieder im Foyer, drehte sich Harriet zu ihrem Mann um. „Bud, wie konntest du das nur tun! Wir können doch nicht einfach dem Commander unseren Sohn überlassen.“
„Aber warum denn nicht Harriet. Du wolltest doch Jemanden, den A.J. kennt und die beiden kennen sich doch!“
„Aber ich weiß nicht, ob der Commander das überhaupt kann.“
„Er kann eine F-14 auf einem Flugzeugträger landen.“
„Unser Sohn ist aber keine F-14.“
„Aber du musst zugeben, manchmal ist er genau so laut.“
Harriet schenkte ihren Mann einen strafenden Blick.
„Ach Harriet, das wird schon klappen. Schließlich ist der Commander doch auch der Patenonkel. Und wenn er bei uns ist, kümmert er sich doch auch ganz prächtig um A.J.“
“Ja, aber ein ganzes Wochenende lang?“

Mac schaute Harm an und grinste von einem Ohr zum anderen.
„SIE, wollen ein ganzes Wochenende auf A.J. aufpassen?“
„Ja, was spricht denn dagegen?“ Harm verschränkte die Arme vor seiner Brust und schaute sie herausfordernd an.
„Na, Sie haben doch überhaupt keine Erfahrung mit Kindern. Ich möchte Sie auch gar nicht daran erinnern, was passiert ist, als Sie auf Josh Pentry aufgepasst haben. Sie wissen doch noch - die Terroristen an Bord des Schiffes.“
„Ach kommen Sie schon, was soll denn in meiner Wohnung groß passieren?“
„Es muss ja gar nichts passieren. Der normale Alltag mit einem gerade Zweijährigen langt da schon. Können Sie überhaupt Windeln wechseln?“

Harm schaute sie mit zusammen gekniffenen Augen an.
„Wissen Sie eigentlich, wie viele Leute mir schon in meine F-14 gekübelt haben? Wenn ich so was Unappetitliches wieder aufwischen kann, dann kann ich wohl auch einen Kinderpopo sauber machen.“
Eins zu Null für Harm, dachte Mac und musste mit Unbehagen an ihren ersten Flug mit ihm in einer F-14 denken. Da hatte sie auch eine Spucktüte gebraucht.
„Na, wir werden ja sehen“, sagte sie und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.


Freitagmorgen
JAG-HQ
Falls Church, Virginia

Mac stand am Kopierer und wartete, bis dieser ihre Unterlagen verdoppelt hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Harm mit einem Papierstapel auf sie zu steuerte.
„Ich bin gleich fertig“, sagte Mac und legte neue Blätter in den Einzug. „Ich finde Bud und Harriet sind ganz schön mutig“, fuhr sie fort und schaute Harm an.
„Wie meinen Sie das? Die beiden haben doch nicht etwa vor, sich in einem Fass die Niagarafälle runter zu stürzen, oder? “
„Nein. Ich meine, dass sie ihren Sohn in Ihre Hände geben.“
„Sie trauen mir das also immer noch nicht zu, was?“

Mac nahm ihre Papiere aus dem Kopierer und legte sie ordentlich aufeinander. „Ich habe da so meine Zweifel, Harm. Berechtigte Zweifel. Ich kenn’ euch Zwei doch. Zwei Dickköpfe- das geht nie gut. Ich könnte sogar darauf wetten, dass das nicht gut geht.“
„O.K. die Wette halte ich, Mac. A.J. wird am Sonntagnachmittag unbeschadet und wohlbehalten wieder bei seinen Eltern sein, dass verspreche ich Ihnen.“ Harm hielt Mac seine Hand entgegen und sie schlug ein.
„Abgemacht. Es geht um ein Essen im Venezia", sagte Mac.
„Ich hoffe, Sie haben sich das gut überlegt, denn die haben gesalzene Preise.“
„Ja, das habe ich, denn Sie werden bezahlen!“


Freitagabend
Harms Apartment
Nähe der Union Station, Washington DC

Ein zaghaftes Klopfen an Harms Tür kündigte Besuch an. Harm öffnete und blieb wie angewurzelt stehen.
„Um Himmelswillen, Harriet, wollen Sie bei mir einziehen?“
Harriet hatte A.J. auf dem Arm und eine riesige Reisetasche um die Schultern gehängt. Neben ihr auf dem Boden standen verschiede kleinere Kisten, eine weitere Tasche, ein schwarzer Rucksack und ein Kinderhochstuhl sowie ein zusammen gelegtes Reisebett.
„N- nein, Sir“, stotterte sie. „Das ist alles für A.J.“
„Na, dann kommen Sie erst einmal rein“, sagte Harm und schnappte sich eine große Tasche.
Harriet setzte ihren Sohn ab, der sofort mit seinen Autos auf dem Boden herum brummte.

„Da ist alles drin, was A.J. zum Anziehen braucht: Schlafanzug, Wechselwäsche, Hosen, T-Shirts, Pullis, Stümpfe usw. Hier in der Kiste sind seine Lieblingsspielsachen- ein paar Autos, Bausteine, Lego. Ach ja und dieses Buch hier lese ich ihm immer vor, bevor er schlafen geht. Und zum Einschlafen braucht er unbedingt seinen Stoffhasen.“ Harriet holte einen abgewetzten Hasen aus dem Rucksack hervor und hielt ihn Harm entgegen.

„Den Mittagsschlaf macht er immer von 14- 15 Uhr. Abends geht er pünktlich um 19.00 Uhr ins Bett und davor werden die Zähne geputzt. Das kann er aber noch nicht alleine“, fügte sie hinzu.
„Mit dem Essen ist er nicht so kompliziert, wie manche anderen Kinder. Er isst alles außer Salat, Birnen, Blumenkohl, Fisch, Zwiebeln und Reis. Von Orangensaft bekommt er einen wunden Po. Aber damit Sie sich keine Umstände mit dem Kochen machen müssen, habe ich einfach einige Kinderfertigmenüs gekauft, die sind hier drin.“ Harriet zeigte auf die Reisetasche. Dann schaute sie Harm mit großen Augen an und fragte:„Wollen Sie sich das vielleicht nicht lieber aufschreiben, Sir?“

„Äh, ich glaube das merke ich mir schon- irgendwie“, sagte Harm und blickte zweifelnd auf die Gepäckstücke.

Harriet wandte sich wieder den Taschen zu. „Na gut. Das hier sind Feuchttücher und Windeln.“
„Zwei Pakete?“ Harm las den dicken Aufdruck der Kartons. „Da sind hundert Windeln drin“, stellte er fest. “Sind Sie sicher, dass Sie nur übers Wochenende wegfahren?“
„Ja. Das ist nur vorsichtshalber. Ach und das ist ganz wichtig! Das Erste- Hilfe- Paket.“ Sie kramte ein kleines Päckchen aus dem Rucksack. „Am Besten nehmen sie es immer mit! Und hier ist die Adresse des Kinderarztes, der Notrufzentrale, der Giftzentrale und …“
„Harriet-“, unterbrach Harm sie. „Wir kommen schon klar!“
„Ja, Sir. Es ist nur… sie wissen doch wie Mütter sind.“ Sie ließ die Arme hängen und schaute ihn entschuldigend an.

Harm legte beruhigend seine Hand auf ihre Schulter. „Machen Sie sich ein schönes Wochenende mit Bud und entspannen Sie mal.“
„Ja, wir haben uns auch wirklich darauf gefreut.“
„Dann genießen Sie es doch einfach.“
Harriet beugte sich zu ihrem Sohn runter, der bereits seine Autos in eine lange Schlange aufgestellt hatte und gab ihm einen Kuss. „Tschüß A.J. Du hast jetzt ein schönes Wochenende mit Harm.“
„O.K.“ A.J. nickte und schob seine Autos weiter.

Harm öffnet die Tür für Harriet, die sich noch einmal kurz an ihn wandte. „Unsere Handynummer haben sie ja, nur für den Notfall!“
„Ja!“, sagte Harm und schob sie sachte aus der Tür „Schönes Wochenende!“

Nachdem Harriet endlich gegangen war, lehnte sich Harm an seine Tür und holte tief Luft. Sein Blick schweifte über die Kartons, Pakete und Taschen, die nun seine Wohnung in Beschlag nahmen und er beschloss erst einmal ein kühles Bier zu trinken.


Kurze Zeit später bei den Roberts…

Bud packte gerade den Koffer ins Auto, als sein Blick auf den Kindersitz fiel. Harriet, du hast vergessen den Kindersitz beim Commander zu lassen!“
„Oh nein!“, Harriet schaute durch das Autofenster auf den Rücksitz. „Den wird er bestimmt brauchen!“
„Wir können ihn jetzt nicht mehr zu ihm bringen, sonst schaffen wir es nicht rechtzeitig zum Flughafen.“ Bud überlegte einen Augenblick. “OK, ich habe eine Lösung. Wir fahren mit dem Taxi. Und der Commander kann sein Auto gegen unseres tauschen, dann braucht er auch den Sitz nicht umzubauen. Den Autoschlüssel werden wir …“, Bud schaute sich suchend um, „… unter der Fußmatte verstecken. Ich ruf’ gleich mal bei ihm an und sage Bescheid.“


Chloe saß Kaugummi kauend auf dem Beifahrersitz und unterhielt sich ausgelassen mit Mac, die sie gerade vom Flughafen abgeholt hatte. Die Abendsonne fiel durch die Frontscheibe und Chloe hatte die Sonnenblende herunter geklappt. Trotzdem hatte sich ein wagemutiger Strahl in das Auto verirrt und ließ den Diamantring an Macs Ringfinger aufblitzen.
„Hey, hast du den von Harm?“ Chloe griff nach Macs Hand und betrachtete den Ring.
Mac lächelte. Sie wusste, wie vernarrt ihre Ziehschwester in ihren Kollegen war und dass Chloe sie beide am Liebsten als Paar sehen würde.

„Nein, der Verlobungsringring ist von Mic“, antwortete sie und erfasste wieder das Lenkrad.
Chloe ließ die Kaugummiblase platzen. „Ist nicht dein Ernst“, nur schwer konnte sie ihre Enttäuschung verbergen. „Ihr wollt heiraten?“
„Ja, das ist die Überraschung, von der ich dir erzählt habe.“
„Is ja ’ne tolle Überraschung! Und was hat Harm dazu gesagt?“
„Er respektiert meine Entscheidung, außerdem ist er mit Renee zusammen.“
„Ja, aber er ist nicht mit ihr verheiratet“, konterte Chloe.
„Du gibt’s wohl nie auf, was?“
„Nein, ich habe noch immer Hoffnung, dass ich so ’nen scharfen Flieger in die Verwandtschaft kriege.

Können wir Harm am Wochenende nicht mal besuchen? Wär’ doch schade, wenn ich ihn dieses mal wieder nicht sehen könnte.“
„Ah, ich weiß nicht. Er hat bestimmt ziemlich viel zu tun. Wahrscheinlich ist er gerade am Windel wechseln.“
Chloe schaute Mac schockiert an. „Sag jetzt nicht auch noch, dass Harm Vater geworden ist und du bist nicht die Mutter! Hast du noch mehr schlechte Neuigkeiten?“
Mac musste lachen. „Nein, Harm passt übers Wochenende auf A.J. auf.“
„Also dann müssen wir unbedingt zu Harm. Ich habe A.J. doch auch schon sooo lange nicht mehr gesehen“, sagte Chloe und gestikulierte dabei mit den Händen, um zu demonstrieren, was sie unter lang verstand.
„Ich kann Harm ja nachher mal anrufen, OK? Zufrieden du kleine Nervensäge?“


Harms Apartment
Nähe der Unionstation
Washington, DC

Harm stand in der Küche und studierte die Aufschrift des Kinderfertigmenüs. Neben ihm auf der Arbeitsplatte saß A.J und sah ihn mit großen Augen an.
„Lammfleischstücke mit Nudeln und Gemüse“, las Harm laut vor. „Das soll da alles drin sein?“ fragend schaute er zu seinem Patenkind.
„Ja, ja, ja“, gab der zur Antwort. Er hatte nämlich herausgefunden, dass das immer passte und deshalb – Ja, ja, ja- zur seiner Lieblingsantwort ausgewählt.
„Na, ich weiß ja nicht, ob das schmeckt, wenn das alles so zusammen gematscht ist.“
„Ja, Ja, Ja“, sagte A.J. altklug.

Harm zog den Aludeckel von der Plastikschale und verzog angewidert das Gesicht. Vorsichtig roch er daran und sein Gesicht verzog sich noch mehr. „Also von mir kriegst du das nicht, Kumpel. Als Vegetarier kann ich dir das nicht anbieten. Wie wär’s, ich mach uns Nudeln mit Tomatensoße?“
„Ja, ja, ja.“ A.J. klatschte in seine Händchen.
„Also, abgemacht“, sagte Harm. Er holte gerade die Nudeln aus dem Schrank, als das Telefon klingelte.

„Rabb“, meldete er sich.
“Hi, hier ist Mac. Ich wollte nur mal hören wie es so läuft?“
„Hat Harriet Sie beauftragt bei mir anzurufen?“
„Nein, wieso?“
„Ach, war nur so ’ne Idee. Uns geht’s gut. Aber könnten Sie mir einen kleinen Gefallen tun?“, fragte Harm und klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Ohr, um A.J von der Arbeitsplatte zu nehmen, der gerade ein Messer aus dem Messerblock ziehen wollte.
„Kommt darauf an“, sagte Mac am anderen Ende der Leitung.

„Bud hat mir sein Auto überlassen wegen dem Kindersitz, aber es steht bei ihm zu Hause und ohne Kindersitz kann ich ja schlecht hin fahren. Vielleicht könnten Sie das Auto holen und zu mir bringen. Anschließend fahren wir dann wieder zu den Roberts, um Ihr Auto zu holen.“
„Das ist mal wieder typisch Bud. Aber warten Sie mal, ich muss erst Chloe fragen, ob wir nicht was Besseres vorhaben, Mr. Babysitter.“

Harm hörte nur noch Gemurmel, als Mac die Hand über die Telefonmuschel legte. Kopfschüttelnd schaute er zu A.J. „Frauen!“, sagte er und zwinkerte ihm zu. Dann meldet Mac sich wieder.
„Ja, geht klar. Wir verschieben unsere Shopping-Tour auf später. Ist 9.00 Uhr OK?“
„Ja. Danke Mac.“


Flughafen
Washington D.C.

Bud und Harriet standen in der Wartehalle des Flughafens, die ersten Passagiere stiegen schon in den Flieger ein. „Hast du die Toiletten gesehen, Bud?“, fragte Harriet.
„Ja, gleich dort drüben.“ Bud zeigte mit der Hand den Gang entlang. „Aber beeile dich.“
Mit schnellen Schritten steuerte Harriet auf die Damentoilette zu. Im Waschraum zog sie ihr Handy aus der Tasche und tippte die Nummer des Commanders ein.
„Commander? Hier ist Harriet. Ich wollte nur fragen, ob alles in Ordnung ist …. Ja? Da bin ich aber froh. Entschuldigen Sie die Störung.“ Erleichtert steckte sie das Handy zurück und verließ die Toiletten.

Harm legte den Hörer auf. Aha, der erste Kontrollanruf, dachte er und setzte sich wieder an den Tisch. A.J. sog geräuschvoll seine letzte Spaghetti in den Mund und rote Tomatensoße spritzte durch die Gegend.
„Mehr“, forderte er und Harm lud ihm noch etwas auf seinen Teller.
„Freut mich, dass es dir schmeckt. Zu schade nur, dass es irgendwann wieder rauskommt.“ Harm spähte zu den Windelpaketen hinüber. Dieser Sache würde er sich wohl später widmen müssen.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Babysitting von Amy

#2 von Petra-Andreas , 07.05.2007 20:24

Mac Apartment
Georgetown, Washington DC

Der Wohnzimmertisch von Mac wurde von leeren Pizzakartons, Getränken, Eiscremeschachteln und einer riesigen weißen Schüssel mit Popcorn beherrscht.
Mac und Chloe hatten es sich auf der Couch bequem gemacht. Sie hatten Pizza und ein Video geholt - Mac hatte sich breitschlagen lassen, Chloes Lieblingsvideo auszuleihen.
Chloe griff in die weiße Schüssel. „Ich liebe diesen Film“, sagte sie und stopfte sich eine Handvoll Popcorn in den Mund. „Immer, wenn ich den Film sehe, muss ich an Harm denken.“

Das geht mir nicht anders, sinnierte Mac und schaute auf den Bildschirm auf dem Tom Cruise alias Maverik gerade in einer F-14 den Himmel durchschnitt.
„Das ist so cool, mit den Fliegern. Bist du auch schon mal mit Harm geflogen?“, fragte Chloe.
„Ach, erinnere mich lieber nicht daran.“ Mac verzog das Gesicht. „Als ich das Erste mal in einer Tomcat mitgeflogen bin, war mir total schlecht. Und einmal hatten wir einen Ausflug mit Harms Stearman unternommen und eine Bruchlandung hingelegt. Dummerweise haben wir auch noch ein paar üble Kerle überrascht, die uns dann mit Gewehren verfolgt haben. In Russland sind wir mit einer MIC 29 geflogen und mussten uns mit dem Schleudersitz raus schießen, weil wir abgeschossen wurden.“

„Das scheint ja nie langweilig zu werden, wenn man Harm dabei hat“, stellte Chloe fest.
„Und was ist dir mit Mic schon alles passiert?“
„Nichts.“
„Bist du dir sicher, dass du ihn heiraten willst. Wahrscheinlich verstaubst du mit ihm auf der Couch. Hier und da -“, Chloe machte eine Bewegung als würde sie geschmolzenen Käse von Macs Schultern ziehen „ - hängen dann Spinnenweben herunter und ihr riecht nach Mottenpapier.“
„Chloe!“, rügte Mac, musste aber trotzdem bei der Vorstellung lachen.


Harm Apartment
Nähe der Unionstation
Washington, DC

A.J. und Harm saßen seit einer ¾ Std. auf dem Fußboden und bauten mit den Bauklötzen Türme, die A.J. mit großer Begeisterung und Indianergeheul umschmiss. Langsam wurde A.J. müde und rieb sich die Augen.
„Heia machen“, sagte er und setzt sich auf Harms Schoß.
„Was denn? Jetzt schon, es ist doch erst 22 Uhr“
„Ja, ja, ja“, sagte A.J. und gähnte.
„Na, dann mal los.“ Harm kramte in der Reisetasche und förderte einen kleinen Waschbeutel und einen Schlafanzug zu Tage, da klingelte das Telefon.

„Rabb“, meldete er sich. „Hallo Harriet!“ Harm schaute zu A.J. und legte den Zeigefinger auf die Lippen, um zu zeigen dass er still sein sollte. A.J. zog die Schultern hoch und legte kichernd beide Händchen über seinen Mund.
„Es ist alles in Ordnung. A.J. schläft schon. Ja, ich wünsche ihnen auch eine gute Nacht!“
Harm legte auf, na das konnte ja heiter werden. Hoffentlich rief Harriet nicht auch noch mitten in der Nacht an, um zu fragen, ob ihr Sohn durchschläft.

Er ging wieder rüber zu A.J.
„So, dann geht’s jetzt Zähneputzen!“, befahl Harm.
„Nein!“
„Doch!“
„Nein!“
„Doch!“
„Nein!“
„Hey, hier werden keine Befehle missachtet!“
A.J. Stimme wurde weinerlich. „Nein“
„Auf komm, ich hab ’ne tolle Idee“, lockte Harm und klemmt sich sein Patenkind unter den Arm. Der quiekte vor Überraschung.

Im Bad setzte Harm ihn wieder auf den Boden ab. „Schau mal her“, sagte er und kniete sich zu A.J. runter. „Wir putzen uns jetzt gegenseitig die Zähne. Du bekommst meine Bürste und putzt mir die Zähne, und ich werde deine schrubben.“
A.J. legte den Kopf zur Seite und schaute Harm an. Dann fing er an zu lachen, als dieser seinen Mund weit öffnete und ‘Ah‘ sagte. Er griff nach der Zahnbürste in Harms Hand und fuchtelte unbeholfen in dessen Mund herum.
„He, isch bin a’er auch ’al dran“, sagte Harm und begann vorsichtig die kleinen Milchzähne zu putzen.

Nach dem sie damit fertig waren, kam das unausweichliche: Windelwechseln!

„Tja, da müssen wir jetzt mal ran“, sagte Harm mehr zu sich selber als zu seinem Patenkind und holte die Windeln und die Feuchttücher. Harm betrachtete skeptisch die Windel in seinen Händen, so schrecklich viel konnte man da bestimmt nicht falsch machen- Windel runter- Windel dran, oben ist oben - unten ist unten und vorne ist …Na egal, Hauptsache sie hält dicht.
„Na, dann mal los“. Harm legte A.J. auf ein Handtuch auf den Badezimmerboden und zog ihm die Jeans in Miniaturgröße aus.

Dann öffnete er die Klettverschlüsse der Windel und spähte hinein. „Puh, was geben die dir zu essen, damit du so stinkst?“, fragte er und versuchte nicht zu atmen. A.J. schaute Harm nur mit großen Augen an.
Vorsichtig hob Harm A.J. an den Beinen hoch und zog die Windel unter ihm hervor. Dann versuchte er mit einer Hand die Packung der Feuchttücher zu öffnen. Das war allerdings nicht so einfach. Er zerrte an der Verpackung, aber sie ging nicht auf. Schließlich ließ er A.J.’s Beine los. Der freut sich über seine neu gewonnene Freiheit und stand ruck zuck auf, wobei er mit den Händen in seiner alten Windel landete.

„Nein, A.J. Verdammt!“ Harm schnappte A.J. am Bauch und hielt ihn in die Luft, damit er nicht alles verteilte. Jetzt bekomme ich die Verpackung erst recht nicht mehr auf, dachte Harm und hielt den zappelnden und quietschenden A.J. von sich. Da hilft nur noch eine Totalreinigung. Harm stellte sein Patenkind in die Dusche und zog ihm T-Shirt und Body aus.
„Wasser, Wasser“, freute sich A.J. und stampfte in der Dusche rum. „Jetzt bleib mal stehen“, befahl Harm und hielt ihn sanft am Arm fest, dann drehte er den Wasserhahn an und brauste A.J. ab.

Der kreischte freudig und spritzte mit dem Wasser herum und innerhalb kürzester Zeit war das halbe Bad überschwemmt. Und auch Harm blieb davon nicht verschont. Seine Jeans klebten an seinen Beinen und sein T-Shirt hatte sich an seine Brust geheftet.
„Ich schätze, wir brauchen noch etwas Übung“, sagte Harm, nachdem er A.J. abgetrocknet, eine frische Windel und den Schlafanzug angezogen hatte. Dann zog er sich selber trockene Kleidung an.
O.K. das wäre geschafft! Jetzt musste nur noch das Reisebett aufgebaut werden.

A.J. saß auf Harms Bett, hielt den Kopf schief und betrachtete neugierig, wie sein Patenonkel das zusammengelegte Paket auspackte. Das Reisebett war in sich zusammen gefaltet und musste demnach nur aufgeklappt werden. „Das kann doch nicht so schwer sein“, fluchte Harm als es zum dritten Mal zusammenbrach. Egal was er auch probierte, es sackte immer wieder in sich zusammen und lag wie ein Haufen Schrott auf dem Boden.

„Putt“, sagte A.J. und zeigte mit seinen Fingerchen auf den Haufen, das sein Bett sein sollte.
„Bett putt.“
„Nein, nein, dein Bett ist nicht kaputt. Das kriegen wir schon hin, gleich wird es stehen und du kannst schlafen.“
„A.J. haia machen.“
„Ja, gleich“, stöhnte Harm und versuchte an allen vier Seiten des Bettes auf einmal zu ziehen, damit es aufklappen konnte. Kurze Zeit stand es da, mit eingeknickten Seiten bevor es schließlich krachend zu Boden sackte.
„So ein…“, fing Harm an, erinnerte sich dann aber, dass es nicht so gut war, in Gegenwart eines Zweijährigen, der jedes neue Wort wie ein Schwamm aufsaugte, zu fluchen.

Harm warf einen Blick zu A.J., um sich zu vergewissern, dass er keine Dummheiten machte, während er seine Aufmerksamkeit dem Reisebett zukommen ließ.
A.J. saß nicht mehr auf dem Bett und Harm richtete sich ruckartig auf, um nach ihm zu suchen. Glücklicherweise sah er ihn auch gleich. Zusammengerollt lag A.J. in der Mitte des Bettes und schlief tief und fest.
„Na toll, und wo schlafe ich heute Nacht?“


Macs Apartment
Georgetown, Washington DC

Mac und Chloe lagen in den Betten und plauderten über das bevorstehende Konzert, als Chloe unverhofft das Thema wechselt. „Hast du Harm schon mal geküsst?“
„Chloe!“
„Hast du?“, ließ sie nicht locker.
„Das geht dich nichts an. Warum willst du das überhaupt wissen.“
„Na ja, wenn du dich für Mic entschieden hast, musst du doch wenigstens wissen, wie Harm küsst. Wie kann man sich denn sonst entscheiden?“

Mac drehte sich auf die Seite und stütze ihren Ellebogen auf.
„Chloe, wenn man mit Jemanden sein Leben verbringen will, geht es um mehr als nur ums Küssen.“
„Zum Beispiel?“
„Darum, ob man sich gut versteht, gemeinsame Lebensziele hat und gleiche Interessen usw.“
„Nicht um Liebe ?“
„Doch, darum natürlich auch.“
„Also hast du Harm doch geküsst und festgestellt, dass du ihn nicht liebst?“
„Oooh, Chloe!“ Mac verdrehte die Augen. „Na gut, ich habe Harm nicht geküsst, zumindest nicht so, wie du dir das vorstellst!“
„Also, dann verstehe ich nicht, warum du dich für Mic entschieden hast“, sagte Chloe trocken.
„Darüber diskutiere ich nicht länger mit dir“, entschied Mac und pfefferte ihr Kopfkissen zu Chloe und innerhalb von Sekunden war eine heftige Kissenschlacht in gange.


Motel Inn, Buffalo
In der Nähe der Niagarafälle

Bud schreckte in seinem Bett hoch. „Harriet hast du dem Commander den Trick gezeigt, wie man das Reisebett aufstellt?“
„Harriet drehte sich verschlafen um. „Nein, aber als ich vorhin angerufen habe, war A.J. schon im Bett, also hat er es irgendwie herausgefunden.“
„Du hast ihn angerufen?“
„Ja“, murmelte Harriet. „Schon zwei Mal.“
„Harriet!“ Bud knipste seine Nachttischlampe an. „Ich will nicht, dass du das ganze Wochenende über bei Commander Rabb anrufst und ihn drangsalierst. Außerdem könnte er denken, dass du ihn kontrollieren willst.“
„Glaubst du, das merkt er?“, Harriet setzte sich nun auch auf.
„Der Commander ist doch kein Bezirkstrottel, natürlich merkt er das.“
„Na gut, ich rufe ihn nicht mehr an- nur noch einmal- morgen früh“
„Ok, nur noch einmal.“ sagte Bud „Wenn wirklich etwas ist, wird Commander Rabb sich schon selber melden! Glaub mir!“ Dann zog er Harriet zu sich, nahm sie zärtlich in die Arme und gab ihr einen Kuss.


Samstagmorgen
Harms Apartment
Nähe Union Station, Washington DC

Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Jalousien und krochen langsam über die Couch auf Harms Gesicht zu. Er war gerade in jenem Dämmerzustand, in dem man sich kurz vor dem Aufwachen befindet, als irgend etwas an seinem Unterarm kitzelte und er unbewusst zuckte. Das Gefühl verschwand kurz, um dann wieder von seinem Ellenbogen bis zu seiner Schulter hoch zu wandern. Harm zog träge den Arm weg und blinzelte in die Sonnenstrahlen.

„Hallo!“ hörte er eine Stimme und ein blonder Haarschopf tauchte vor ihm auf.
„Guten Morgen A.J.“, gähnte Harm. Dann sah er, dass A.J. einen Kugelschreiber in der Hand hielt und er schaute auf seinen linken Arm herunter. Ein langer blauer Strich zog sich von Harms Unterarm bis zu seiner Schulter hoch, umgeben von mehreren Punkten und kleineren Stichen.
„Na klasse- hast du sonst noch was angemalt?“
„Nein!“ A.J. schaute mit treuem Hundeblick zu seinem Patenonkel.
„Na gut, im Zweifel für den Angeklagten.“ Harm erhob sich von der Couch und schaute sich um.

A.J. hatte 100%ig nichts Anderes angemalt, dafür konnte er gar keine Zeit gehabt haben, denn sämtliche Schubladen, an die A.J. herankam, waren aufgezogen und ausgeräumt worden. Der Inhalt war gemeinsam mit A.J. Spielsachen in der gesamten Wohnung verstreut.
„Ich glaub, ich brauch erstmal eine Stärkung!“


Mac und Chloe hatten bei den Roberts den Familienvan abgeholt, waren dann zu Harms Apartment gefahren und standen jetzt vor seiner Tür und klopften.
„Es ist offen“, hörten sie Harms Stimme gedämpft.
Mac drückte gegen die Tür und blieb augenblicklich im Türrahmen stehen. Sie starrte auf das Chaos auf dem Boden. Die sonst so ordentliche Wohnung ihres Partners war übersäht mit Holzbauklötzen, Autos, Legosteinen und dazwischen musste jemand eindeutig Harms gesamtes Besitztum gekippt haben.

Hinter dem ganzen Durcheinander saßen Harm und A.J. am Tisch und frühstückten in aller Seelenruhe.
„Du meine Güte, hat hier eine Cruise Missle eingeschlagen?“ fragte Mac und stieg, gefolgt von Chloe, vorsichtig über das Zeug.
„Ich wünsche euch auch einen schönen guten Morgen. Hi Chloe, wie geht’s denn so?“, sagte Harm.
„Gut, was riecht denn hier so lecker“, fragte sie und schnupperte in der Luft.
„Pfannkuchen. Wollt ihr mit essen?“
„Oh, ja“, voller Begeisterung setzte sich Chloe an den Tisch. „Ist ja cool“, sagte sie und nahm sich einen Pfannekuchen, der wie ein Auto aussah.

Mac setzte sich und griff nach dem Orangensaft. „Wir haben aber nicht viel Zeit, wir treffen uns nachher noch mit Mic zum Essen in der Stadt.“ Sie sah wie Chloe die Augen verdrehte und beschloss es zu ignorieren.
„Na A.J., dir scheint es ja zu schmecken“ begrüßte Mac ihr Patenkind, dessen Gesicht bis zu den Ohren mit Marmelade verschmiert war.
„Ja, ja, ja“, murmelte der mit vollem Mund.
„Und wie läuft es so mit euch beiden?“, fragte sie dann Harm. „Irgendwelche Schwierigkeiten?“ Mac schaute ihren Partner abschätzend an, sie war sich nicht sicher, ob er eine Niederlage zugeben würde.

„Bis jetzt ist alles Bestens“, sagte er.
„Ja, das sieht man.“ Mac schaute auf seinen Arm und schob dann den Ärmel seines T-Shirts nach oben.
„Von wem haben Sie denn das nette Tattoo“
„Das war A.J. Picasso, damit hat er mich heute Morgen persönlich geweckt.“
Chloe kicherte und steckte sich ein Stück Pfannekuchen in den Mund.

„Wie konnte er denn alleine aus dem Reisebett?“, fragte Mac misstrauisch.
„Da hat er ja gar nicht drin geschlafen. Ich hab das Teil nicht auf bekommen.“
„Hat Harriet Ihnen nicht den Trick gezeigt?“
„Es gibt also einen Trick, und ich habe schon an mir gezweifelt.“
„Ja, ich zeig’s Ihnen.“ Mac stand auf und mit zwei Handgriffen hatte sie das Bett aufgestellt „Man muss die linke und rechte Seite auf einmal hochziehen und dabei auf die Scharniere drücken und hier unten mit dem Fuß dagegenhalten, alles klar?“
Harm hatte Mac genau beobachtet, aber dabei weniger auf das Bett geachtet, als auf Mac, die in ihren Shorts zwei verdammt hübsche Beine zeigte.
„So, können wir jetzt fahren?“, riss Mac Harm aus seinen Vorstellungen.


Harm und Mac hatten A.J. in den Kindersitz angeschnallt und Chloe hatte sich neben ihn auf den Rücksitz gesetzt.
Jetzt waren sie auf dem Weg, Mac’s Auto bei den Roberts abzuholen.
Harm saß am Steuer, das Fenster war runtergekurbelt und der Fahrtwind wehte durch sein kurzes Haar. Im Autoradio schmetterten Sister Slege aus vollem Hals ‚We are family’ und
hinten alberte Chloe mit A.J. herum, sodass ein herzhaftes Kinderlachen den Wagen erfüllte.

Mac genoss den Augenblick, lehnte ihren Kopf zurück und schloss die Augen. In ihr breitete sich plötzlich ein Gefühl aus, das sie noch nicht richtig deuten konnte. Mac lauschte nach dem Lachen. Für einen Moment stellte sie sich vor, sie wären eine glückliche Familie. Das was sie nie gehabt hatte.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Harm.
Mac fuhr aus ihren Träumen hoch. „Ja, alles in Ordnung“, sagte sie und schaute Harm an. Vielleicht machte er das ja doch gar nicht so schlecht mit A.J.

Sie würde ja zu gerne Mäuschen spielen.
„Haben Sie Morgen schon was geplant?“, fragte sie.
„Eigentlich noch nicht.“
„Wir könnten mit A.J. in den Jefferson Park gehen und Picknick machen, dann hätte ich auch noch etwas von meinem Patenkind. Ich muss Chloe um 10 Uhr zum Flughafen bringen. Danach können wir uns treffen.“
„Klar, treffen wir uns am Sandkasten“, schlug Harm vor. “Ich bring was zu essen mit, sonst kommen Sie noch auf die Idee und bringen vom Flughafen Hamburger mit“, sagte Harm und stoppte den Wagen in die Straße der Roberts.

„Tschüß ihr beiden“, verabschiedete sich Harm. Dann zwinkerte er Chloe zu und sagte: „Viel Spaß mit Robbie Williams heute Abend!“ Chloe wurde etwas verlegen und ihr Gesicht bekam eine leichte Röte.
Nachdem Harm weggefahren war, sagte Chloe zu Mac: „Also wenn ich etwas Älter wäre, würde ich Robbie Williams für Harm glatt sausen lassen.“


Mrs. Miller, die Nachbarin der Roberts, setzte sich ans Fenster und schob die Gardinen zur Seite. Fast täglich setzte sie sich für mindestes zwei Stunden an ihr Fenster und beobachtete die Straße. Sie sah, wie die Kinder in den Schulbus einstiegen, wer seinen Hund Gassi führte und wer mit wem an der Hausecke knutschte. Sie kannte sozusagen die gesamte Straße und alle Geheimnisse. Sie wusste über Alles und Jeden Bescheid. Und sie wusste auch, dass die Roberts übers Wochenende weggefahren waren und zwar mit einem Taxi. Sie schaute zum Stellplatz der Roberts runter. Der Van war verschwunden! Jemand musste ihn geklaut haben, davon war sie fest überzeugt. Mrs. Miller griff zum Telefon und rief die Polizei an.


„Wir fahren jetzt erst einmal für unser Picknick einkaufen“, sagte Harm und drehte sich zu A.J. um
„Ja, ja, ja“, freute er sich und strampelte mit den Beinen.


Harm hatte A.J. in den Einkaufswagen gesetzt und schob ihn durch die Gänge des Supermarktes. A.J. beugte sich ständig nach links oder rechts aus dem Wagen, um an die Regale zu kommen und Harm musste höllisch aufpassen, dass A.J. nicht die Sachen ausräumte oder sogar aus dem Wagen fiel.
Schließlich hatten sie es bis zur Gemüseabteilung geschafft und Harm gab seinem Patenkind der Reihe nach die Äpfel in die Hand, damit er sie in den Wagen plumpsen lassen konnte.
Eine Dame blieb bei ihnen stehen und betrachtete belustigt die Szene.
„Der ist aber süß, in welchem Regal, haben Sie den denn gefunden?“, witzelte sie mit zuckersüßer Stimme und tätschelte A.J. an der Wange.

Dem gefiel es überhaupt nicht, von fremden Damen angegrapscht zu werden und er drehte den Kopf zur Seite.
„Den gibt’s nicht zu kaufen, der ist selbst gemacht“, antwortete Harm.
„Aha“, sagte die Dame und drehte sich peinlich berührt weg. So genau wollte sie es nun auch nicht wissen.

Nachdem Harm und A.J. alles in den Einkaufswagen verfrachtet hatten, musste Harm feststellen, dass sich an der Kasse eine lange Schlange gebildet hatte.
„Runter!“ begann A.J. zu quengeln.
„Ich kann dich jetzt nicht runter lassen. Wir müssen erst bezahlen!“.
„Runter!“ forderte A.J. lauter.
Harm schaute auf die Warteschlange, die nur langsam voran rückte.
„Hier, du kannst ein bisschen mit dem Autoschlüssel spielen.“ Harm zog den Schlüssel aus der Hosentasche und gab ihn A.J. , der ihn mit großer Begeisterung in die Händchen nahm. Dann fing er an, mit dem Schlüssel auf den Metallstangen des Einkaufwagens herum zu klopfen.

„Also, der sieht Ihnen aber sehr ähnlich!“
Harm drehte sich um. Hinter ihm stand ein altes Ehepaar mit vollgepackten Einkaufswagen und strahlten den kleinen A.J. an.
„Ja, wirklich“, sagte die Dame. „Er ist Ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten! Und vor allem die Augen!“
„Finden Sie? Das gibt mir jetzt aber schon ein wenig zu denken“, sagte Harm „Ich fand immer, dass er seiner Mutter ähnlich ist!“
„Nein, nein. Wissen sie, wir haben auch drei Enkelkinder. Das Mädchen sieht ihrer Mutter ähnlich und die zwei Jungen sehen aus, wie ihr Vater. Das ist immer so, die Jungen sehen immer dem Vater ähnlich“, sagte der alte Mann.
„Aha“, sagte Harm und wollte sich abwenden. Aber das Paar fuhr weiter fort mit seinem Bericht.
„Der jüngste Sohn heißt Albert und der älteste Brian und das Mädchen….“

Harm fragte sich langsam, ob A.J. ihm vielleicht heute morgen >Bitte quasseln sie mich zu< auf die Stirn geschrieben hatte. Anscheinend bekam man ziemlich schnell Kontakt, wenn man mit einem Kind unterwegs ist.
15 Minuten später, nachdem auch endlich Harm und A.J. ihre Sachen bezahlt hatten, kannte Harm schließlich die gesamte Lebensgeschichte des alten Ehepaares hinter sich.


Mittlerweile brannte die Sonne heiß auf den Parkplatz des Einkaufzentrums und der Asphalt flimmerte in der Hitze. Harm hatte den Einkaufswagen hinter den Van geschoben, um alles einzuladen, als ihm einfiel, dass A.J. ja die Autoschlüssel hatte.


„Gib mal den Autoschlüssel her“, sagte er zu A.J.
Der schaute ihn nur fragen an.
„Du hast doch die Schlüssel noch, oder?“
„Nein!“, sagte A.J. und legte den Kopf schief.
„Wie, nein! Sag bloß du hast die Schlüssel wirklich nicht mehr.“
„Ja, ja, ja“
„A.J. das ist nicht spaßig. Dein Vater bringt mich um, wenn wir den Schlüssel nicht mehr finden.“
„Ja, ja, ja“, kam prompt die Antwort.
„Na gut er kann ja nicht weit sein“, sagte Harm und schob den Wagen wieder zurück Richtung Supermarkt.

Er suchte den Weg dorthin ab, fragte an der Information nach und schaute an der Kasse.
Aber der Schlüssel war nicht aufzufinden.
„Vielleicht ist er ja im Einkaufswagen“, überlegte Harm und begann die Sachen zu durchwühlen.
„Weißt du wirklich nicht, wo du den Schlüssel hin hast?“, fragte er noch mal und wischte sich über die Stirn. Er wollte lieber nicht daran denken, was die Roberts sagten, wenn er ihnen erklären müsste, was passiert war.
„DA!“, schrie A.J. plötzlich lauthals, zog den Schlüssel unter seinem Popo hervor und strahlte.
„Du hast die ganze Zeit drauf gesessen und nichts gemerkt? – Es wird echt Zeit, dass du keine Windeln mehr brauchst!“, sagte Harm kopfschüttelnd und nahm ihm den Schlüssel ab.
„Ja“, bestätigte A.J. und strahlte übers ganze Gesicht.

Harm schloss das Auto auf. “Mensch, dir kann man noch nicht einmal böse sein, wenn du einen so anschaust.“


Zur selben Zeit saßen Mac und Chloe unter einem großen Sonnenschirm, neben sich eine Ansammlung von Einkaufstüten. Sie hatten Eistee bestellt und warteten auf Mic. An den Nachbarstisch setzte sich eine junge Mutter mit ihrer Tochter.
„Ist die nicht süß“, sagte Chloe und winkte dem kleinen Mädchen, das zurückwinkte, zu.
„Die ist bestimmt so alt wie A.J.“
„Ja, kann schon sein“, sagte Mac und betrachtete die Mutter und ihre Tochter.

„Hallo Mac, da seid ihr ja schon“, Mic Brumby kam zwischen den Tischen und Stühlen auf die beiden zu, beugte sich dann zu Mac herunter und küsste sie.
„Na, Kleines“, sagte er dann beiläufig zu Chloe.
„Ich bin gar nicht mehr klein“, gab Chloe bissig zur Antwort.
„Na ja, für mich schon“, sagte Mic und lachte.
„Habt ihr schon was bestellt“, fragte er dann Mac.
„Nein, wir haben auf dich gewartet“, sagte sie und fand die Stimmung am Tisch plötzlich unangenehm. Und sie wurde auch nicht besser.

Während des Essens plauderte Mic fast ausschließlich mit Mac. Und obwohl sie versuchte, Chloe mit in die Gespräche einzubeziehen, ging Mic nur mit ein oder zwei Sätzen auf sie ein und unterhielt sich dann weiter mit Mac.
Chloe saß schließlich muffelig am Tisch und fühlte sich ausgeschlossen. Mac war das gar nicht recht. „Wollen wir noch einen Nachtisch essen, ein Eis vielleicht“, versuchte sie Chloe aufzuheitern.
„Meinetwegen.“
„Für mich nicht“, sagte Mic „Ich muss gleich wieder zurück…“ Mitten in seinem Satz plärrte plötzlich eine schrille Kinderstimme. „Nein, nein, nein“, brüllte das kleine Mädchen vom Nachbarstisch, das Chloe vorhin gewunken hatte. „Nein, nicht essen will“, schrie sie und zog alle Blicke auf sich.

Mic betrachtete die Szene missbilligend.
„Bin ich froh, dass ich keine Kinder habe, die kleinen Gören können einen ja ganz schön nerven, nicht wahr Mac?“
Mac machte einen gequälten Gesichtsausdruck. Mics Bemerkung konnte sie nicht so ganz zustimmen.
Mic erhob sich von seinem Stuhl. „Na ja, ich muss jetzt aber los, ich ruf dich an, Mac.“ Und zu Chloe sagte er: „Ciao, Kleines.“
Chloe stocherte in ihrem Eis rum. „Ich weiß nicht was du an dem findest“, sagte sie dann zu Mac.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Babysitting von Amy

#3 von Petra-Andreas , 07.05.2007 20:25

Mit tosendem Lärm stürzten riesige Wassermengen die Niagarafälle hinunter. Die Gischt umfing Bud und Harriet, die mit gelben Plastikregencapes auf dem Rundfahrtschiff standen und staunend die Fälle betrachteten.
„Vor uns sehen sie nun die Horseshoe Falls“, tönte der Führer über ein Megafon, um das Donnern zu übertrumpfen.
„Ist das nicht toll“, sagte Bud und legte den Arm um Harriet.
„Ja, es ist einfach wunderschön.“
„Warte ich hole den Fotoapparat aus dem Rucksack.“

Bud bewegte sich auf dem schwankenden Boot auf die hintere Reling zu, dort hatte er seinen Rucksack verstaut. Als er nach dem Foto kramte hielt er auf einmal sein Handy in der Hand. Er blickte kurz zu Harriet, die noch immer die Fälle bestaunte.
Nur kurz, dachte er, um zu fragen, ob alles OK ist.
Er suchte nach Harms Nummer im Speicher, als das Boot noch stärker zu schwanken anfing. Ein dicker Mann verlor dadurch sein Gleichgewicht und rempelte gegen Bud. Der stieß gegen den Rand des Bootes und versuchte sich festzuhalten. Dabei glitt das Handy aus seinen Fingern und verschwand geräuschlos im tosenden Wasser. Mit großen Augen und weit aufgerissenem Mund schaute Bud seinem Telefon nach.
Wenn ich das jetzt Harriet erzähle, massakriert sie mich, dann ist das Wochenende gelaufen.


Einige Stunden später

Mac und Chloe standen in einer großen Menschenmenge vor der Konzerthalle und warteten auf den Einlass.
“Ich wüsste ja gerne was Harm jetzt macht“, sagte Chloe.
Mac rückte an eine freie Stelle neben Chloe „Wahrscheinlich Windeln wechseln oder Babybrei kochen.“
„Ich find’s jedenfalls cool, dass er das macht. Ich glaube viele Männer würden das nicht tun.“
„Ja, vielleicht“, sagte Mac und musste an das Gefühl denken, dass sie heute Vormittag im Wagen hatte, als sie alle zusammen zu den Roberts gefahren waren.
Gedanken verloren drehte sie den Verlobungsring an ihrem Finger. Das Mittagessen mit Mic hatte einen schalen Geschmack bei ihr hinterlassen und es lag nicht am Essen selbst.
Irgendwie war sie immer davon ausgegangen, dass Mic auch mal Kinder wollte, aber seine Bemerkungen und seine Verhaltensweise heute Nachmittag ließen Mac nun irgendwie daran zweifeln. Dass sie selbst mal Kinder haben wollte, war ihr klar, aber mit Mic hatte sie noch nie darüber geredet.
Anders war das mit Harm, stellte sie fest. Sie hatten schon hin und wieder über Kinder geredet, und dass jeder von ihnen später mal Nachwuchs haben wollte. Sie hatten sogar über ein gemeinsames Baby gesprochen- damals als A.J. geboren wurde, hatten sie diesen Babydeal gemacht.
Langsam beschlichen Mac Zweifel über ihre Entscheidung mit Mic. Vielleicht hatten sie doch nicht die selben Ziele. Und wie war das mit der Liebe, wie Chloe meinte. Mic zeigte ihr, dass er sie haben wollte, er trug sie auf Händen. Sagte ihr, dass sie begehrenswert sei. Mac schaute auf den Ring an ihrem Finger. Er war mit Liebe gegeben, aber war er auch mit Liebe empfangen worden?

Chloe ergriff Mac’s Hand und zog daran. „Komm schon, es geht weiter! …Was machst du denn für ein Gesicht, Mac?“
„Ach, ich habe nur nachgedacht.“


Zur selben Zeit saß Harm mit A.J. am Essenstisch. A.J. war nach dem Supermarkteinkauf im Auto eingeschlafen und Harm konnte ihn in sein Bettchen tragen und hatte dann 1 Stunde Zeit, das Tohouwabou in seiner Wohnung aufzuräumen.
Nun saß A.J. in seinem Schlafanzug im Hochstuhl und schob die Kartoffeln in den Mund. Er sah schon ziemlich müde aus. Harm hatte ihn am Nachmittag über den Spielplatz gescheucht und jetzt flatterten A.J.’s Augenlider und fielen immer wieder zu. Gelegentlich sackte sein Kopf nach vorne und schnellte dann wieder in die Höhe.
„Möchtest du nicht lieber schlafen gehen?“, fragte Harm.
„Nein!“ antwortete A.J. und nahm einen weiteren Löffel Kartoffeln.
Schließlich kippte sein Kopf langsam nach vorne auf die Brust und A.J. war tief und fest eingeschlafen.

Soviel also zu Bilderbüchern und Stoffhasen, dachte Harm und hob sein Patenkind vorsichtig aus dem Stuhl und legte ihn in das Reisebett.
Während er die Küche aufräumte, wanderten seine Gedanken zu Mac. Sie hatte heute morgen wirklich ziemlich attraktiv ausgesehen und er hasste Brumby zutiefst dafür, dass er sie bald zum Traualtar führen würde und es würde schwer werden, dabei zusehen zu müssen. Aber wenn es nun mal das war, was sich Mac wünschte, dann musste er eben das Beste daraus machen. Jedenfalls würden Mac und er jetzt niemals etwas anderes sein können als nur Freunde. Er hoffte zumindest, dass ihre Freundschaft nicht zerbrechen würde. Mic würde es garantiert nicht so toll finden, wenn sich Mac weiterhin mit ihm treffen würde. Die Arbeitstreffen mit einem gemütlichen Abendessen bei Einem von ihnen zu Hause würden somit ein Ende haben. Tja, aber Mac hatte sich entschieden und er musste nun damit leben.


Sonntag 9.46Uhr
Dulles International Airport
Washington, DC

Mac und Chloe standen in der Schlange des Abfertigungsschalters. „Es war wirkliche ein tolles Wochenende“, sagte Chloe „Das müssen wir bald noch einmal machen.“
„Ja, spätestens zur Hochzeit sehen wir uns wieder.“
„Ach, ich freue mich schon drauf, wenn du mit Harm den Mittelgang der Kirche entlang läufst. Er in Dress White und Golden Wings …da damm da damm – da damm da damm.“
„Chloe, wann geht es endlich in deinen Schädel rein- ich heirate nicht Harm, sondern Mic.“
„Wann geht es endlich in deinen Schädel rein, dass Mic gar nicht zu dir passt.“
„Mein Gott, bin ich froh, dass ich dich freches Weib endlich los bin“, sagte Mac und nahm Chloe in die Arme.
„Sag Harm schöne Grüße von mir.“ Chloe hielt dem Bodenpersonal ihr Ticket hin. Dann lief sie die Gangway runter, drehte sich noch einmal um und winkte Mac zu.


Jefferson Park
Außerhalb von Washington DC

Harm hatte sich ein schattiges Plätzchen am Rande des großen Sandkastens gesucht. Soeben hatte er mit seinem Patenkind eine riesige Sandburg gebaut, die A.J. dann mit wilden Gebrüll
niedergetrampelt hatte. Jetzt saß A.J. im Sand, füllte Förmchen und versuchte perfekte Sandkuchen zu kreieren, die er dann konzentriert mit einer Schippe platt drückte.
Harm blickte auf seine Uhr, Mac müsste jeden Augenblick kommen.
Bis jetzt war ja alles ganz gut gelaufen, fand Harm. Keine Unfälle, keine Platzwunden, keine gebrochenen Knochen und keine vermissten Kinder. Ein gutes Essen kam damit in greifbare Nähe.

Harm schaute zu seinem Patenkind, zu dem sich ein kleines Mädchen gesellt hatte und das auf die platt gedrückten Kuchen, feinen Sand aus ihrer Hand rieseln ließ.
„Hallo, ist bei ihnen noch Platz frei?“ Eine junge, hübsche Frau in einem Sommerkleid setzte sich neben Harm. „Wie alt ist er denn?“, fragte sie gleich und nickte zu den beiden Kindern.
„Er ist zwei“, antwortete Harm.
„Der ist wirklich süß. Sie und ihre Frau müssen stolz auf ihn sein.“ Sie schielte auf Harms Hände, um zu sehen ob er noch zu haben war.
„Eigentlich bin ich nicht verheiratet“, antwortete Harm.
Die junge Frau schaute ihn an, als wäre er eine seltene Tierspezies. „Das ist ja ’ne Rarität, ein Allein erziehender Mann!“

„Allein erziehend? Das wusste ich noch gar nicht“, tönte plötzlich eine Stimme hinter ihnen und Harm fuhr herum.
Hinter ihm stand Mac mit einer Picknickdecke unter dem Arm.
„Das ist wohl ihre Freundin?!“, sagte die junge Frau und es war eher eine Feststellung als eine Frage.
„Eigentlich bin ich die Patentante des Jungen dort, der gerade ihrer Tochter den Sand in die Haare schaufelt.“
Harm und die junge Frau sprangen von ihren Plätzen auf.
„A.J.!“, rief Harm während die Frau ihre Tochter aus dem Sandkasten führte und ihr den Kopf durchwuschelte, um den Sand zu entfernen.

„Deswegen wollten Sie also auf A.J. aufpassen, um sich als Allein erziehender Vater auszugeben und junge Frauen zu beeindrucken!“
„So war das gar nicht.“
„Ja, ja Sie Frauenheld, zeigen Sie mir lieber mal, was Sie zu essen mitgebracht haben. Chloe und ich haben heute morgen verschlafen und mussten das Frühstück ausfallen lassen, um rechtzeitig am Flughafen zu sein.“ Mac breitete ihre Picknickdecke aus und setzte sich.
„Wie war denn der ‚richtige Mann’ gestern Abend?“, fragte Harm und griff nach dem Rucksack.
„Wow, kann ich da nur sagen.“
„Wow?“, fragte Harm belustigt.
„Ja, wow!“, sagte Mac und nahm Harm den Rucksack aus der Hand und begann darin rum zusuchen.

„Haben Sie auch was anderes dabei außer Windeln?“. Sie förderte ein paar Windeln und Spielsachen zutage. Schließlich fand sie etwas Obst und eingepackte Sandwiches.
Sofort kam auch A.J. angewetzt „Will auch!“, verkündete er und griff nach einem Apfel, den Harm für ihn halbierte.
„Hoffentlich haben Sie nicht nur Salat da drauf“, sagte Mac und hielt ein Sandwich hoch.
„Nein auf Ihres habe ich extra ein halbes Schwein draufgelegt.“ Harm griff nach einem eingewickelten Päckchen und warf es Mac in den Schoß.

Eine Weile aßen sie schweigend, dann fragte Mac: “Wollen Sie und Renee auch mal Kinder haben?“
Harm hielt mitten im Kauen inne, dann schluckte er. „Wie kommen Sie denn jetzt da drauf?“
„Wegen A.J. , und sie mögen doch Kinder. Wie ist das mit Renee?“
„Na ja, Renee ist zurzeit ziemlich viel unterwegs. Und um ehrlich zu sein- ich glaube es läuft schon länger nicht mehr so gut mit uns.“
Mac lies ihr Sandwich sinken. „Das tut mir echt leid, warum haben Sie nichts gesagt.“
„Sie haben doch selber so viel um die Ohren mit den ganzen Hochzeitsplänen.“
„Ball spielen.“ A.J. zog ungeduldig an Harms Ärmel und unterbrach damit jede weitere Konversation. „Na dann los“, sagte Harm und schnappte sich A.J. und den Ball.

Mac biss in ihr Schinkensandwich und schaute den beiden beim Ball spielen zu. Sie hatten sich einen ebenen Platz auf der Wiese ausgesucht und kickten den Ball hin und her. Mac ließ ihren Blick durch den Park schweifen. Riesige alte Eichen und knorrige Platanen standen im Park verteilt und spendeten großzügig Schatten. Die Bäume waren bestimmt schon so alt, dass Abraham Lincoln sie bereits gekannt haben musste.

Ein kleiner Bach schlängelte sich am Weg entlang und sein Wasser glitzerte in der Sonne. Ein paar Kinder warfen johlend Steine hinein und freuten sich, wenn sie dabei nass wurden.
Mac atmete die warme Sommerluft ein und genau wie gestern im Auto machte sich wieder ein Gefühl in ihr breit, das sie schließlich als tiefe Zufriedenheit deutete. Seltsam nur, dass sie das bei Mic noch nie so ausgeprägt empfunden hatte. Und seltsam auch, dass sie vorhin, als sie die junge Frau bei Harm sitzen sah, so einen komischen Stich in der Herzgegend gespürt hatte.
Mac legte ihr Essen zur Seite und stand auf. Sie würde den beiden ein bisschen beim Fußball spielen einheizen.


Etwas später

Nach Luft ringend ließen sich Harm und Mac auf die Decke fallen.
„Hier trink erstmal was“, sagte Harm und holte A.J.’s Trinken und eine Wasserflasche aus dem Rucksack. A.J. setzte sich auf Macs Schoß und trank gierig. Sie hatten ganz schön rumgetobt und waren ziemlich ins Schwitzen gekommen.
Langsam beruhigte sich auch Macs Herzschlag wieder. So ausgelassen war sie schon lange nicht mehr gewesen, außer vielleicht gestern bei der Kissenschlacht mit Chloe.
Sie nahm einen großen Schluck aus der Flasche und reichte sie dann Harm.
„Können Sie sich noch erinnern, als A.J. geboren wurde?“
„Na, wer würde das denn vergessen? Bud steckte im Aufzug fest und hat die Geburt fast verpasst.“
„Ja und der Admiral hat Geburtshelfer gespielt, während Sie Harriets Hand gehalten haben.“
„Ja, das war schon was.“

Nachdenklich schaute Mac Harm an. “Wissen Sie auch noch, als der Krankenwagen Harriet abgeholt hat und wir vor dem Haupteingang standen und eine Abmachung geschlossen haben.“
„Den Deal? Na klar kann ich mich daran noch erinnern.“
„Gilt der von Ihrer Seite her immer noch?“
„Also, ich bin nicht der Jenige, der in absehbarer Zeit Mic Brumby heiratet.“
„Sie haben ja recht“, winkte Mac ab. „Es kam mir nur gerade so in den Sinn“, sagte sie und streichelte A.J. über den Kopf. Der hatte sich an Mac gekuschelt und rieb sich die Augen.
„Ich glaube er wird langsam müde, wir sollten nach Hause fahren“, sagte Harm.
Gemeinsam räumten sie die Sachen auf und Harm fragte schließlich:„Wollen Sie noch auf ’nen Kaffee mitkommen?“

Mac überlegte kurz, das Chaos von Chloe konnte sie auch noch später beseitigen.
„Ja, wir treffen uns dann bei Ihnen“, sagte Mac, während sie zwei Spielzeugautos in den Rucksack steckte, den Harm ihr aufhielt. Für einen Moment streiften sich ihre Hände und Harm schaute ihr direkt in die Augen. Mac spürte plötzlich das brennende Verlangen Harm einen Kuss auf die Wange zu drücken. Aber bevor sie noch überlegen konnte, ob das angebracht war, war die Chance schon vorbei.
Harm schwang sich den Rucksack auf die Schultern und nahm A.J. an die Hand.
„Bis gleich“, sagte er und ging davon.

„Wasser da“, sagte A.J. und zog an Harms Hosenbein.
„Ja, da ist ein Bach, aber da gehen wir jetzt nicht hin.“
„Bitte!“ A.J. setzte seinen Hundeblick auf, er hatte schon spitz gekriegt, dass man ihm dann nichts abschlagen konnte.
„Na gut aber nur kurz und nicht ins Wasser, sonst steht Mac vor der Haustür und muss warten.“
„Ja, ja, ja“, begeistert stürmte A.J. auf den kleinen Bach zu. Strahlend stand er am Rand des Baches. „Rein“
„Nein“, sagte Harm
„Doch“, sagte A.J., ging einen Schritt auf das Wasser zu und beobachtete Harms Reaktion.
Harm stemmte die Hände in die Hüften. „A.J. ich habe nein gesagt“, sagte er in seinem besten Befehlston.
„Wasser rein“, beharrte A.J.
„Wenn du nur einen Schritt ins Wasser machst, kriegst du Ärger mit mir“

A.J. grinste und platschte mit den Schuhen in den Bach.
„Ich glaubs ja nicht. A.J. !“, rief Harm. Er machte einen großen Schritt auf sein Patenkind zu, hob ihn aus dem Wasser und klemmte ihn unter seinen Arm.
Dieser begann sofort, wie am Spieß zu brüllen und um sich zu treten.
„Ich habe Nein gesagt und Nein heißt Nein!“, erklärte Harm und ging mit dem zappelndem Bündel Richtung Auto. A.J.’s Gesicht lief vor lauter Schreien schon ganz rot an und er strampelte noch stärker. Harm hatte seine Last ihn bis zum Auto zu tragen und ihn im Kindersitz anzuschnallen.
„Harm demein!“ brüllte A.J. Die Tränen rannen an seinen Wangen herunter und hinterließen nasse Spuren auf dem staubigen Gesicht.
„Ich kann noch viel gemeiner sein“, entgegnete Harm, stieg ins Auto ein und fuhr los.

Nach kurzer Zeit war nur noch ein Schluchzen vom Rücksitz zu hören und dann wurde es still. Als Harm sich umdrehte, sah er, dass A.J. tief und fest schlief.
Er stellte das Radio an und ließ das Fenster herunterfahren. Der kühle Fahrtwind
strömte ins Wageninnere und Harm entspannte sich wieder etwas. Zum Glück hatten wir so ein Geschrei nicht im Supermarkt, dacht Harm erleichtert.

Harm fuhr auf den Beltway auf, jetzt würde er höchstens noch 10 Minuten bis nach Hause brauchen.
„Na, toll, auch das noch. Jetzt muss Mac definitiv warten.“
Auf dem Seitenstreifen stand ein schwarzer Steifenwagen und davor zwei Polizeibeamte, die die Autos herauswinkten. Auch Harm wurde angedeutete, an die Seite zu fahren.
Die beiden Polizisten kamen an sein offenes Fenster. „Allgemeine Verkehrskontrolle. Ihre Papiere bitte.“

Harm zog sein Portemonai aus der Gesäßtasche und holte seinen Führerschein hervor. Dann suchte er im Handschuhfach nach den Fahrzeugpapieren und reichte sie einem der Beamten.
„Das Auto ist nicht auf sie zugelassen“, stellte der fest.
„Ja, ich habe es von Freunden geliehen.“
„Aha.“

In diesem Moment wachte A.J. auf und rekelte sich in seinem Kindersitz. Verschlafen öffnete er die Augen. „Mami, Daddy“, sagte er benommen.
Der Polizist warf einen skeptischen Blick ins Wageninnere. “Mein Kollege wird die Papiere überprüfen“, sagte er und gab die Dokumente an den Kollegen weiter, der damit zum Steifenwagen ging.

„Mami, Daddy“, begann A.J. nun zu heulen und zerrte an den Gurten. “Will Daddy!“
Harm drehte sich um, und streckte seine Hand nach ihm aus, um ihn zu beruhigen. Aber A.J. wehrte sich und schlug mit seinen Händchen nach Harm. “Nein. Harm demein!“, plärrte er.
Harm hatte das dumpfe Gefühl, dass A.J. noch immer wütend auf ihn war.
„Hey, Kleiner“, der Polizist öffnete die Hintertür und beugte sich zu A.J. „ Ist das nicht dein Daddy?“ fragte er.
„Nein!“ A.J. schüttelte heftig den Kopf „Will Daddy.“

In diesem Augenblick kam der zweite Beamte zurück. „Steigen Sie aus und legen Sie die Hände aufs Dach, der Wagen wurde als gestohlen gemeldet.“
- „und außerdem riecht es hier auch noch nach Kindesentführung.“, fügte der zweite Polizist hinzu.

Mac stand vor Harms Wohnungstür und wartete bereits seit über einer halben Stunde. Langsam wurde sie unruhig. Sie waren doch zur gleichen Zeit losgefahren. Harm musste demnach längst hier sein. Hoffentlich war nichts passiert.
Mac zuckte zusammen als ihr Handy plötzlich losklingelte.
„MacKenzie“, meldete sie sich.
„Ich bin’s.“
Mac erkannte Harms Stimme.„Harm, wo steckt ihr denn, ich warte schon seit 39 Minuten und 10 Sec auf euch“, sagte sie vorwurfsvoll.
„Könnten Sie bitte aufs 4. Polizeirevier kommen. Man hat mich wegen Autodiebstahl und Kindesentführung verhaftet!“

„Das ist doch lächerlich!“ Mac redete auf den Polizeibeamten ein. „Commander Rabb ist der Patenonkel, dass kann ich bestätigen. Er passt übers Wochenende auf A.J. Roberts auf.“
„Wir brauchen schon was Handfestes, um ihn wieder gehen zu lassen“, sagte der Beamte. „Schließlich könnte jeder behaupten, der Freund der Familie oder der Pate zu sein.“

A.J. war auf der Fahrt ins Revier wieder eingeschlafen und lag nun zusammengerollt in der Ecke auf ein paar Stühlen. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch an dem Harm, mit Handschellen an den Händen, saß.
Mac saß neben ihm und redete auf den Polizeibeamten ein.
Seit geraumer Zeit versuchten sie nun beide schon, die Sachlage zu erklären, aber der Polizist ließ sich einfach nicht umstimmen.

„Dann rufen Sie doch die Roberts an.“, schlug Mac vor und stand auf.
„Das habe ich als Erstes versucht Mac, aber ich bekomme keine Verbindung.“, sagte Harm und blickte zu ihr hoch.
„Es geht ja nicht alleine um Kindesentführung, schließlich hat der Commander auch das Auto gestohlen.“ Die Stimme des Polizist klang scharf.
„Ich habe das Auto nicht gestohlen, es gehört den Eltern des Jungen und ist geliehen“, sagte Harm zum dritten Mal.
„Ja also, ohne die Eltern lässt sich anscheinend nichts aufklären und da Sie den genauen Aufenthaltsort nicht wissen, müssen wir eben warten, bis sie wieder da sind. So lange bleiben Sie in Haft und der Junge kommt in die Obhut einer Pflegefamilie!“
„Nein!“, riefen Harm und Mac synchron.

„Dürften wir uns mal einen Augenblick unter vier Augen unterhalten?“, fragte Harm den Beamten.
Der zögerte, dann ging er zur Seite und lehnt sich mit verschränkten Armen an die Wand. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er Harm und Mac.
Harm beugte sich zu Mac und flüsterte:„ Bud und Harriet müssten doch irgendwo eine amtliche Bescheinigung unserer Patenschaft für A.J. haben. Eine Urkunde oder so was. Könnten Sie nicht…“
„Harm, wissen Sie, was Sie da von mir verlangen?“
„Es ist doch für A.J., wir können ihn doch nicht fremden Leuten überlassen! Wir haben noch drei Stunden Zeit, bis die Roberts wieder zurück sind und wir können doch wohl schlecht sagen, dass sie ihren Sohn auf dem Polizeirevier abholen sollen.“
„Na gut, aber ich hasse es, Freunde so zu hintergehen“

Der Beamte kam wieder an den Tisch. „Alles geklärt?“
„Sagen Sie“, fragte Mac „Wenn wir eine amtliche Urkunde hätten, die bestätigen würde, dass Commander Rabb der Patenonkel ist, würde das reichen?“
„Ja, vielleicht. Aber nur in Verbindung mit dem Kinderausweis, damit wir sicher sind, dass es sich auch um das richtige Kind handelt.“
Mac nickte Harm zu. „OK, dann werde ich mal gehen.“

Mac raste den Beltway entlang und hoffte, dass sie nicht auch noch von der Polizei angehalten würde. Viel Zeit würde ihr nicht bleiben, um bei den Roberts einzubrechen und nach den Papieren zu suchen.
Sie parkte gegenüber der Wohnung und rannte über die Straße. Um in das Wohnhaus hinein zu kommen drückte sie wahllos auf einen Klingelknopf.
„Ja?“, meldete sich eine Frauenstimme.
„Hier ist die Energieversorgung. Würden Sie mir bitte öffnen, ich muss den Stromzähler ablesen“.

Die Tür summte und Mac trat ein. Hastig stürmte sie die Treppen hoch zur Wohnungstür der Roberts. Sie ging in die Hocke und machte sich an dem Schloss zu schaffen, kurz darauf war ein leises Knack zu hören und die Tür öffnete sich. Wenigstens das ging schnell. Bud und Harriet sollten sich wirklich ein besseres Schloss zulegen.
Nur noch 2 Stunden und 15 Minuten, bis Bud und Harriet wieder zurück sind, jetzt aber schnell. Mac betrat die Wohnung. Alles war ordentlich aufgeräumt und Mac war klar, dass sie sehr sorgfältig sein musste, um keine Spuren zu hinterlassen. Sie hasste es, ihre Freunde zu beschnüffeln, aber es war ja für einen guten Zweck!

Sie überlegte, wo sie mit dem Suchen beginnen sollte. Wo würde man seine Dokumente aufbewahren? Als erstes würde sie im Wohnzimmer anfangen.
Sie öffnete die Schränke und durchsuchte sie. Dann die Schubladen. Fehlanzeige. Sie wusste ja noch nicht einmal, ob es ein Ordner oder einer Schachtel war, wonach sie suchte.
Nachdem sie im Wohnzimmer nicht fündig wurde, schaute sie in sämtliche Schränke im Gästezimmer und Schlafzimmer. Dann in der Küche. Hastig zog sie Schubladen auf und rückte Dosen in den Schränken beiseite. Aber nichts war zu finden.
Manchmal versteckten Menschen die Sachen an den komischsten Stellen, dachte Mac und warf vorsichtshalber einen Blick in den Kühlschrank, in dem sich aber auch nichts befand, was dort nicht hingehörte.

Mensch beeile dich Mac, es sind nur noch 110 Minuten.
Mac ging wieder ins Wohnzimmer, es konnte nur hier sein, dachte sie und setzte sich auf den Sessel. Sie starrte vor sich an die Wand. Wo würde man diese Unterlagen hintun?
Das Bild, auf das sie starrte, zeigte eine Vase mit weißen Margariten, die ihre Köpfe elegant in die Luft streckten. Wann habe ich eigentlich das letzte Mal Blumen bekommen, überlegte sie. Mic trägt mich zwar auf Händen aber Blumen habe ich schon lange keine mehr bekommen. - Moment mal- Langsam stand Mac auf und nahm das Bild von der Wand. Bingo!

Ein Safe, mit Zahlenschloss. Aber wie war die Kombination? Mac probierte Bud’s Geburtstag, Harriet’s Geburtstag und A.J.’ s Geburtstag, aber der Safe öffnete sich nicht.
Verflucht, verflucht. OK, das Hochzeitdatum! Mac drehte an dem Zahlenschloss und zog dann heftig an der Tür, aber sie blieb fest verschlossen. Das gibt es doch nicht!
Dann probierte sie alle Daten rückwärts, aber der Safe weigerte sich, die Tür zu öffnen.
Nur noch 82 Minuten, ruhig bleiben Mac, sagte sie sich. Sie setzte sich wieder auf den Sessel, starrte auf die verschlossene Tür und dachte angestrengt nach. Schließlich trat sie entschlossen an den Safe und stellte eine Zahlenkombination ein. Die Tür schwang leicht zur Seite und Mac griff hastig hinein.

Sie förderte 2 Ordner, den Kinderausweis und verschiedene Schmuckschatullen zu Tage, sogar eine kleine bronzene Statue vom Raumschiff Enterprise. Mac grinste bei dem Anblick des Modells. Dann durchsuchte sie die Ordner und hatte Glück- ganz hinten neben Geburtsurkunden und Familienstammbaum war ein Dokument mit dem Aufdruck „Patenamt“.
Sie steckte das Dokument und den Ausweis ein und schloss den Safe. Sorgfältig hängte sie das Bild wieder davor. Dann warf sie noch einen Blick darauf, um zu überprüfen, ob es gerade hing.
„Was machen Sie denn da?“

Mac fuhr erschrocken herum. Vor ihr stand eine ältere Dame.
„Sind Sie hier eingebrochen? Die Roberts sind doch im Urlaub.“ Mrs. Miller stand bewaffnet mit einem Regenschirm, den sie drohend hochhielt, vor Mac.
„Nein, ich bin nicht eingebrochen. Harriet hat mich angerufen und gebeten nach dem Bügeleisen zu sehen. Sie war sich nicht sicher, ob sie es ausgeschaltet hatte.“
„Ach so.“ Langsam ließ Mrs. Miller den Schirm sinken. „Ich dachte schon, jetzt bricht noch jemand ein, wo doch schon das Auto der Roberts geklaut wurde.“
Mac wusste nun plötzlich, wer den Diebstahl gemeldet hatte. „Das Auto ist nicht gestohlen worden. Bud und Harriet haben es verliehen!“, sagte sie.
„Du meine Güte! Ich habe es schon der Polizei gemeldet.“
Das haben wir schon gemerkt, dachte Mac.
„Ich werde sofort anrufen und die Anzeige zurückziehen, das ist mir aber wirklich peinlich“, sagte Mrs. Miller und dackelte aus der Wohnung.

Mac beeilte sich, um zu ihren Wagen zu kommen, die benötigten Unterlagen sicher in ihrer Tasche verstaut. Sie düste zurück auf den Beltway und war nach 25 Min. im 4. Polizeirevier.
Mac stürmte ins Revier und knallte die Dokumente auf den Tresen, auf dem A.J. mit einer Polizeimütze auf dem Kopf saß und vergnügt mit den Beinen baumelte.
„Hier“, sagte sie atemlos. „Nun machen Sie schon, wir haben nicht mehr viel Zeit, wir müssen den Kleinen zu seinen Eltern bringen.“
„Ich denke die sind nicht da?“, verwirrt schaute der Beamte Mac an. „Das muss ich jetzt aber nicht verstehen?“
„Das kann ich auch nicht weiter erklären wir haben nur noch 30 Minuten.“

Der Polizist schaute das Dokument an und blätterte im Kinderpass. „Na ja, scheint ja alles korrekt zu sein.“ Er reichte die Papiere wieder zurück.
„Außerdem ist gerade die Anzeige wegen des gestohlenen Autos zurückgenommen worden.“ Der Beamte holte die Schlüssel und ging zur Arrestzelle hinüber. „Es tut mir leid wegen der Umstände, aber wir nehmen so was sehr ernst“, sagte er und schloss die Zelle auf, um Harm heraus zu lassen.

„Jetzt geben Sie aber Gas“, sagte Mac ."In 10 Minuten stehen Bud und Harriet vor Ihrer Tür und wollen ihren Sohn in die Arme nehmen."
Harm ignorierte Macs Anweisungen, er fuhr ohnehin schon schneller als erlaubt.
„Was riecht denn hier so streng ?“, fragte er.
Mac und Harm drehten ihre Köpfe nach hinten zu A.J.
„Windel voll“, verkündete der.
„Ich kann jetzt nicht anhalten.“
„Sie können den Kleinen aber auch nicht so bei den Eltern abliefern, die denken Sie haben das ganze Wochenende nicht die Windel gewechselt.“

Harm schaute Mac mit einem flehenden Blick an.
„Na gut, aber nur, weil er auch mein Patenkind ist“, sagte sie und schnallte sich ab. Dann quetschte sie sich zwischen den Vordersitzen hindurch. Harm verfolgte mit den Augen, wie sich Macs schlanke Form durch die Sitze wand.
„Schauen Sie gefälligst auf die Straße!“ befahl Mac und schlug ihm auf die Schulter. „Sonst kommen wir nie mehr an.“

Harm schaute nach vorne und sah einen hupenden Laster auf sich zukommen. Er riss das Lenkrad herum und kam wieder auf seine Fahrbahn. Mac krallte sich am Vordersitz fest, um nicht durch den Wagen geschleudert zu werden.
„Sorry, kommt nicht wieder vor“, sagte Harm und erntete einen strafenden Blick von Mac.
Mac schnallte A.J. ab und öffnete den Rucksack.
Mit wenigen Handgriffen hatte sie die Windel gewechselt, A.J. wieder angeschnallt und sich wieder nach vorne gesetzt.
Harm hatte sie dabei im Rückspiegel beobachtete. “Elterntauglichkeitstest bestanden“, sagte er.
„Ja, 3 Minuten und 14 sec. So schnell sind Sie wohl nicht, oder?“


Kurze Zeit später parkte Harm den Familienvan auf dem Parkplatz vor seinem Apartment.
„Hey, da kommen auch schon Bud und Harriet!“, sagte Mac und zeigte auf ein Taxi, das hinter ihnen anhielt.
„Mami, Daddy“, schrie A.J. als er seine Eltern erblickte.
Harriet nahm ihren Sohn in die Arme und gab ihm einen dicken Kuss. „Hi, mein Schatz“, sagte sie und drücke ihn fest an sich. „Mami und Daddy haben dich so vermisst.“

„Polizei“, sagte A.J.
„Polizei?“, fragte Bud und schaute von Harm zu Mac. “Ist alles in Ordnung?“
„Ja, ja … wir waren heute … die Polizeistation besichtigen“, antwortete Harm. „Kleine Jungs interessieren sich doch immer für Polizei und Feuerwehr und deshalb dachten wir-“
„Ach, das ist aber eine nette Idee. Das hätten wir doch auch mal machen können, nicht wahr Bud?“, sagte Harriet.
„Wollen Sie vielleicht noch mit hoch kommen und was trinken“, versuchte Harm von dem Thema abzulenken.
„Nein Danke, Sir.“ Bud winkte ab. „Wir nehmen nur noch schnell unsere Sachen mit und fahren dann wieder. Wir sind auch froh, wenn wir wieder zu Hause sind.“

Gemeinsam gingen sie nach oben in Harms Wohnung und Mac dachte mit Schrecken an das Chaos von Gestern. Die Roberts würden aus allen Wolken fallen und sich fragen, was ihr Sohn wohl angestellt hatte, wenn sie das sahen.
Aber als Harm die Tür öffnete war von dem Durcheinander nichts mehr zu sehen. Der Boden war aufgeräumt und A.J.’s Sachen standen ordentlich neben der Tür. Kompliment Harm, dachte Mac. Du hattest ja fast alles im Griff, aber eben nur fast alles. Das Abendessen musst du trotzdem spendieren.

und Harriet nahmen ihre Taschen und Pakete unter den Arm.
„Also dann, vielen Dank fürs Babysitten, Sir“, sagte Bud und wandte sich zum Gehen.
„Keine Ursache, jederzeit wieder“, sagte Harm und hielt die Tür auf.
„Ach, Bud. Ich habe gehört, dass viele Leute ihre Telefonnummer als Safekombination benutzen. Nur für den Fall, dass sie das auch tun- dann sollten Sie das lieber ändern“, meinte Mac und musste ein Grinsen unterdrücken.
Bud schaute Harriet verwirrt an und hatte das Gefühl, ertappt worden zu sein.
„Ja, Ma’am“, stammelte er und betrat den Aufzug.

„Puh, das wäre also geschafft.“ Mac setzte sich an Harms Küchentresen. „Tja, dann habe ich die Wette wohl gewonnen! War ja ein ziemlicher Tumult, den Sie da veranstaltet haben.“, sagte sie freudig.
„Nein, nein Moment mal. So war das nicht abgemacht. Wir hatten gewettet, dass ich A.J. wohlbehalten seinen Eltern übergebe. Und das habe ich ja wohl auch. Keine Kratzer, und keine gebrochenen Arme“, sagte Harm und holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und goss zwei Gläser ein.

Ha, wenn ich nicht gewesen wäre, würden Sie noch immer in der Zelle schmoren und A.J. wäre bei einer Pflegefamilie. Bud und Harriet würden Ihnen A.J. nie mehr überlassen, dass steht fest.“
„Trotzdem, ich habe die Wette erfüllt.“
„Kommen Sie, Harm. Sie sind mir was schuldig, schließlich haben Sie mich zum Einbruch angestiftet.“
Harm nahm einen Schluck aus seinem Glas und zeigte dann damit auf Mac.
„Na gut, wenn ich’s mir so recht überlege, bin ich Ihnen was schuldig. Ich hole sie nächsten Samstag ab.“

Bud stand vor seinem Safe und gab eine neue Zahlenkombination ein, während Harriet A.J.’s Rucksack auspackte. „Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass ich den Kinderpass und den Patenschein eingepackt hatte“, sagte sie zu Bud und schaute zweifelnd auf die Dokumente in ihrer Hand.
„Harriet, du hast so viel Zeug eingepackt, dass du dich wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern kannst. Du packst immer viel zu viel ein. Du hast sogar für A.J. eine dicke Jacke eingepackt, obwohl wir fast 30° haben.“

Bud hängte das Blumenbild wieder an seine Stelle und ging dann zu seiner Frau.
„Harriet ich muss dir etwas beichten“, sagte er und nahm ihre Hand. „Mir ist unser Handy in die Niagarafälle gefallen, als ich den Commander anrufen wollte.“
Harriet schaute Bud mit großen Augen an. „Ach, da bin ich aber erleichtert. Ich dachte schon du machst dir gar keine Gedanken um A.J.“
„Doch, aber das hätten wir gar nicht gebraucht, er war wirklich gut aufgehoben bei dem Commander!“, sagte Bud und zog seine Frau zu sich heran, um sie zu küssen.


Eine Woche später
Samstagmorgen
Macs Apartment

Mac stand in ihrem Schlafzimmer vor dem Kleiderschrank und konnte sich nicht entscheiden, was sie anziehen sollte. Sie holte eine dunkelgrüne Bluse heraus, hielt sie vor sich und betrachtete sich im Spiegel. Nein, danach war ihr auch nicht. Sie hängte die Bluse wieder zurück.
Die ganze Woche lang hatte Mac versucht aus Harm herauszupressen, was sie heute unternehmen würden, aber er war hart geblieben. Er hatte nur gesagt, dass sie ab 9.00 Uhr fertig sein sollte- 9.00 Uhr morgens.

Vielleicht würden sie in die Stadt fahren. Nein, eher unwahrscheinlich, Männer bekommt man freiwillig nicht zum Bummeln. Sie würden wohl eher ins Luft- und Raumfahrtmuseum gehen und dann zu Mittag essen. Ja, schon wahrscheinlicher, dachte Mac und entschied sich für ein langes Sommerkleid mit kurzen Ärmeln. Das war dafür genau das richtige- schick und elegant aber trotzdem nicht zu vornehm.
Sie überprüfte noch einmal ihr Make up, als es auch schon an der Tür klopfte. Ziemlich pünktlich heute, dachte sie, ging zur Tür und öffnete sie.

Harm stand da, in einem grauen T-Shirt und kurzer Jeanshose, die knapp über seinen Knien aufhörte. Aber er war nicht alleine- an der linken Hand hielt er A.J. und in der rechten einen Strauß leuchtend gelber Sonnenblumen.

Mac schaute etwas verblüfft. Sie hatte weder mit A.J. noch mit einem Blumenstrauß gerechnet. Und außerdem hatte sie Harm, so weit sie sich erinnern konnte, noch nicht sehr häufig in kurzen Hosen gesehen. Irgendwie kam sie sich plötzlich ziemlich overdressed vor.

„Hey, nicht schlecht“, sagte Harm und ließ seinen Blick langsam an Mac herunter gleiten.
„Aber so können wir Sie nicht mitnehmen.“
Mac verschränkte die Arme und sagte gereizt: „Wenn Sie mir gesagt hätten, wo es hingeht-“
Harm hielt Mac die Blumen hin. „Ich schätze sie brauchen etwas Wasser“, sagte er beschwichtigend und hatte damit Erfolg.

Mac nahm den Strauß entgegen. „Ich habe schon ewig keine Blumen mehr bekommen“, sagte sie und stellte die Sonnenblumen in eine große Vase.
Harm setzte sich auf die Couch, auf die A.J. gerade hochkletterte. „Dann lag ich damit ja schon mal richtig“, sagte er.
„Warum haben Sie mir nicht verraten, wo es hingeht?“, fragte Mac während sie die Blumen in der Vase arrangierte und sie dann prüfend anblickte.
„Mein Vorhaben ist wetterabhängig, deswegen wollte ich nichts verraten. Aber wir haben ja Glück. Die Sonne scheint.“

Mac verschwand Richtung Schlafzimmer. „Und was soll ich Ihrer Meinung nach anziehen?“ „Etwas Bequemeres ist angebracht. Wir fahren runter zur Chesapeak Bay. Ich kenne da ein paar einsame Buchten zum Schwimmen. Zuerst können wir ein bisschen faulenzen und Spaß mit A.J. haben. Bud und Harriet holen ihn um 14.00 Uhr ab und ich habe dann für uns zwei ein Segelboot gemietet.“

Mac schüttelte grinsend den Kopf während sie eine Shorts und ein Top anzog. Harm war immer für eine Überraschung gut. Da wurde einem nie langweilig, da hatte Chloe schon Recht. Sie stopfte noch schnell ein paar Handtücher in eine Tasche, als sie wieder Harms Stimme aus dem Wohnzimmer vernahm.
„Ach ja, vielleicht könnten Sie Ihren Bikini anstelle des Badeanzuges einpacken. Schließlich soll nicht nur A.J. was von dem Tag haben.“
Macs Grinsen wurde noch breiter. „Vorsicht Commander, rotes Licht.“
Sie cremte sich noch schnell die Arme und Beine mit Sonnencreme ein, den Rest könnte später vielleicht Harm übernehmen.

Aus dem Wohnzimmer war herzhaftes Kinderlachen zu hören und Mac spähte aus dem Schlafzimmer. Sie sah, wie Harm mit A.J. auf der Couch herumalberte und ihn durchkitzelte. Bei dem Anblick bekam Mac plötzlich wieder dieses spezielle Gefühl.
Schnell ging sie rüber ins Bad, um sich die Sonnencreme von den Händen zu waschen.
Ja, eine kleine Familie war das, was sie sich wünschte.
Ihr Blick fiel auf den Verlobungsring von Mic und sie schaute ihn sich einen kurzen Augenblick an. Dann zog sie ihn entschlossen vom Finger und legte ihn auf den Waschbeckenrand. „Bye, bye“, sagte sie bestimmt.
Anschließend öffnete sie die Badezimmertür und ging zu Harm und A.J. ins Wohnzimmer, um sich einen Vorgeschmack auf ihr zukünftiges Familienleben zu holen.

Ende !?


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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Registriert am: 16.04.2007


   

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