Amerika wir kommen von Chiquitita

#1 von Petra-Andreas , 07.05.2007 21:34

Amerika wir kommen

von Chiquitita


So das ist meine erste FF. Sie ist etwas anders als andere Storys.
Ich hoffe sie gefällt euch.
Würde mich sehr über FB freuen.

Alles fing an diesem Tag an, der mein komplettes Leben auf den Kopf stellen sollte.
Aber erstmal stell ich mich vor.
Mein Name ist Julia, ich bin 16 Jahre alt und ging bis zu diesem Tag in Hamburg auf ein Gymnasium. Ich lebte dort mit meinem Vater, der bei der Bundeswehr Anwalt ist.

Als er eines Tages den Befehl bekam nach Washington zu gehen im Rahmen eines Austauschprogramms zwischen Bundeswehr und Navy, war unsere Entscheidung doch recht schnell gefallen, und die sah so aus, dass ich mit nach Amiland gehen würde und da meine Schule beenden würde.
Wir sollten vorerst bei einem gewissen Commander Harmon Rabb unterkommen, der, wie ich hörte auch eine Ziehtochter in meinem Alter hat.
So fing also alles an.

Mit Sack und Pack standen wir am Flughafen und warteten darauf in unser neues Leben aufzubrechen.
Im Flugzeug sprachen mein Vater, der übrigens Uwe Ehlert heißt, und ich ein bisschen darüber, wie wir uns unser neues Leben in Amerika so vorstellten. Aber wir konnten uns beide irgendwie nicht vorstellen, wie das Leben so weit weg von Zuhause sein sollte.
Aber jetzt genug von diesem Thema gesprochen.

Als wir endlich in Washington landeten war ich ziemlich müde und hatte so überhaupt keine Lust noch irgendetwas zu machen.
Aber da mein Vater mir schon angekündigt hat, dass wir dort von einem Petty Officer abgeholt und dann direkt zum Hauptquartier des JAG Corps gebracht werden würden, hatte ich mich schon damit abgefunden nicht in ein weiches Bett fallen zu können.
Auf der Fahrt nach Falls Church erzählte uns der Petty Officer, dessen Name Jennifer Coates war, dass heute mit dem Admiral, der AJ Chegwidden hieß, nicht gut Kirschen essen wäre. Zwei seiner Anwälte hatten sich wohl vor Gericht wieder so in die Haare gekriegt, dass die zwei von ihrem Fall abgezogen wurden und das ganze Verfahren musste erneut mit anderen Anwälten starten.
Dass dies alles eine gut einstudierte Show der beiden Offiziere war, würden wir erst sehr viel später erfahren, aber dazu später.

Nach ca. 1 Stunde Fahrt kamen wir beim Hauptquartier an und wurden dort herzlich von den anwesenden Offizieren begrüßt, allen voran von Lieutanent Harriet Sims, eine sehr nette Frau, die ich von Anfang an in mein Herz geschlossen hatte.
Nachdem die Menschen in dem riesigen Büro uns alle willkommen geheißen hatten, kam PO Coates auf uns zu und sagte, dass der Admiral uns jetzt sprechen wollte.

So sah ich ihn zum ersten Mal, einen doch recht großen Herren, der keine Haare mehr auf dem Kopf hatte und irgendwie sehr brummig wirkte.
„Guten Tag, Commander Ehlert, Miss Ehlert! Ich hoffe sie beide hatten einen angenehmen Flug. Wie mir PO Coates mitgeteilt hat, haben meine Mitarbeiter sie schon begrüßt.“, begrüßte uns der Admiral.
Etwas eingeschüchtert von der Atmosphäre hier und aufgrund der Tatsache, dass ich auch sehr müde von dem Flug war, kam kein Wort aus meinem Mund herau.
„Ja, das haben sie getan. Vielen Dank für den netten Empfang bei Ihnen Admiral. Und ja der Flug war sehr angenehm, aber auch sehr lang. Und ich fürchte meine Tochter ist sehr müde."
„Das sehe ich“, erwiderte der Admiral mit einem leichten Grinsen auf seinem Gesicht, denn ich konnte es mir einfach nicht mehr verkneifen und gähnte laut.
„Es dauert auch nicht mehr lange. Ich werde jetzt Commander Rabb hierher beordern lassen, er wird Ihnen dann anschließend Ihren Arbeitsplatz zeigen und sie dann auch nach Hause begleiten.“

Damit wandte sich der Admiral an seine Sprechanlage und befahl dem PO Commander Rabb in sein Büro zu schicken, unverzüglich.
Kurz darauf stand ein ca. 1.95 m großer Mann in Uniform in der Tür zum Büro und salutierte vor dem Admiral. „Setzen Sie sich, Commander“ knurrte der Admiral, der anscheinend im Moment nicht so gut auf den Commander zu sprechen war.

„Das ist Commander Rabb. Er wird Ihnen hier alles zeigen und sie dann zu sich nach Hause bringen, denn wie sie ja wissen, werden Sie für den Anfang bei ihm wohnen werden.
So das war es erstmal. Wegtreten!“
Mein Vater und der Commander sprangen auf und sagten im Einklang: „Aye, aye Sir!“ und verließen das Büro.

Unverzüglich wandte sich der Commander an uns, und begrüßte uns. „ So ich mach jetzt mal schnell mit der Einführung. Der Tag muss sehr anstengend für Sie beide gewesen sein und ich möchte Sie nicht noch weiter quälen!“, sagte er mit einem breiten Grinsen auf seinem Gesicht, während er zurück auf das Büro des Admirals guckte.
„Da ich mir gedacht habe, dass Sie bestimmt noch nichts Richtiges gegessen haben und sicher Hunger haben, hat Mattie schon mal etwas Zuhause vorbereitet. Ich hoffe Sie mögen Gemüselasange!“
„Vielen Dank, Commander. Ja, wir haben Hunger und Gemüselasange mögen wir auch. Ich möchte Ihnen auch noch für Ihre Gastfreundschaft danken, das wird es für die erste Zeit hier auf jeden Fall leichter machen.“
„Das geht schon in Ordnung. Mattie freut sich auch schon darauf Julia zu sehen. Sie meint es wird Zeit, dass mal endlich Leben in meine Wohnung kommt.“
„ Das hört sich wirklich alles sehr gut an, Sir“ sagte ich mit leiser Stimme noch etwas schüchtern „ aber wer ist Mattie?“
„Oh, entschuldigung, das können Sie ja nicht wissen, Mattie ist meine Ziehtochter. Ich hatte ganz vergessen, dass Sie sie ja noch nicht kennen. Aber ich glaube du und Mattie werdet euch gut verstehen. Sie geht übrigens auf die gleiche Highschool wie du, und ist auch im gleichen Jahrgang. Sie hofft übrigens, dass sie dir ein bisschen helfen kann dich einzuleben, aber das wird schon“ sagte der Commander und ging in ein Büro und trat ohne anzuklopfen ein. Mit einer Handbewegung machte er uns klar, dass wir auch eintreten sollen.

Hinter einem Schreibtisch auf dem das Chaos herrschte, saß eine Frau in der Uniform der Marines. Sie war ca. Mitte 30 und hatte rötlich braune Haare und unheimlich große braune Augen.
„Mac, das sind Commander Ehlert und seine Tochter Julia. Du weißt ja, dass die beiden heute aus Deutschland gekommen sind, und dass der Commander ab morgen hier arbeiten wird.“
„Guten Tag Commander, hi Julia! Ich bin Colonell MacKenzie, aber im Allgemeinen werde ich Mac genannt, in seltenen Fällen auch Sarah, aber Mac ist mir irgendwie lieber.“
„Tag Colonell, ich bin Uwe und das ist meine Tochter Julia. Ich freue mich schon auf die Arbeit hier bei JAG.“ Sagte mein Vater und nahm mich in den Arm. Auch für ihn war es sehr aufregend und anstrengend, das ganze Neue hier zu verarbeiten.

Dem Commander war diese Geste nicht entgangen und sagte: „ Ich glaube es ist besser, wenn wir uns jetzt langsam auf den Weg nach Hause machen würden. Ach was ich Sie noch Fragen wollte, hätten Sie etwas dagegen, wenn Mac mit uns Essen würde?“
„Was sollten wir dagegen haben, es ist doch schön schon mal alle hier kennen zu lernen.“ Sagte ich wahrscheinlich etwas zu forsch, da mein Vater mir einen strengen Blick zuwarf.

Aber der Commander warf schnell ein, dass ich recht hätte, und das wir uns jetzt auf den Weg machen sollten. Dabei warf er Mac einen fragenden Blick zu, da er sie anscheinend überhaupt noch nicht gefragt hat, ob sie überhaupt mitkommen möchte.
Aber Mac lächelte nur und suchte etwas belustigt ihre Sachen zusammen, um mit den dreien runter zu ihrem Wagen zu gehen.

„Na denn, bis gleich Harm!“ lächelte sie und ging rüber zu einer roten Corvette, die anscheinend ihr gehörte. Doch kurz bevor sie einstieg wandte sie sich noch mal um, und fragte Harm mit einem bemüht ernsten Gesicht, ob es wieder seinen speziellen Harm- Rabb- Hackbraten geben würde. „Also Mac! Was denkst du von mir? Nein es gibt nicht meinen überaus genialen Rabb- Hackbraten, dafür aber Gemüselasagne.“ Antwortete er mit einem unterdrückten Grinsen. „Na wenn das so ist, komm ich mit. Aber es hätte mich auch gewundert, wenn du dieses Zeug heute gemacht hättest. Du willst ja deine Gäste nicht schon am ersten Abend vergraulen.“ Sie stieg nun endgültig in ihr Auto ein , konnte sich ein Lachen aber nicht mehr verkneifen.
Mein Vater und ich standen nur auf dem Parkplatz und guckten uns wissend an. Na das konnte ja noch witzig werden. Aber so fühlten wir uns auf anhieb wohl und hatten so schon einige Ängste über Bord geworfen, als wir sahen, dass diese Leute hier auch nur ganz normale Menschen sind.

Während der Autofahrt konnte ich einfach nicht mehr. Mein Vater und ich saßen beide hinten im Auto. Auf einmal sank ich auf seine Schulter und war fest eingeschlafen.
Erst als das Auto parkte und mein Vater mich sanft anstieß bin ich wieder aufgewacht. Im ersten Moment war ich etwas irritiert und wusste nicht mehr, wo ich mich befand.

Mein Vater und der Commander nahmen unsere Koffer aus dem Kofferraum und wir betraten ein Mehrfamilienhaus, in dem sich auch die Wohnung des Commanders befand.
Als wir vor seiner Wohnungstür angekommen waren, wurden wir schon stürmisch von einem etwa 16 Jahre alten Mädchen mit lockigen, langen Haaren begrüßt. Sie umarmte erst den Commander, dann ging sie auf meinen Vater zu. „ Guten Abend, Sir. Ich bin Mathilda Grace, aber bitte nennen Sie mich Mattie, denn um ehrlich zu sein find ich den Namen Mathilda nämlich ziemlich ätzend.“
Dann wandte sie sich mir zu. „ Hi, du musst Julia sein, stimmts? Wie du mittlerweile bestimmt mitbekommen hast bin ich Mattie. Harm hat mir erzählt, dass du auf die gleiche Highschool gehen wirst wie ich.“

Harm und mein Vater waren mittlerweile mit den Koffern schon mal in die Wohnung gegangen.
Das schien Mattie auf einmal aufgefallen zu sein denn sie sah mir ins Gesicht und sagte mit einem angedeuteten Lachen: „Tut mir Leid, ich hab schon wieder viel zu viel geredet. Das passiert mir öfter und ich krieg dann gar nicht mehr mit, was um mich rum so passiert.
Lass uns erstmal rein gehen. Du musst ja wahnsinnig müde sein. Ich zeig dir jetzt erstmal das Badezimmer, damit du dich etwas frisch machen kannst und danach zeige ich dir dann dein Zimmer. Na dann komm mal mit!“

Ich lächelte sie dankbar an und folgte ihr ins Badezimmer. Nachdem ich mich kurz frisch gemacht habe, zeigte sie mir auch sogleich das Zimmer in dem ich wohl die nächsten Tage oder Wochen verbringen werde.

Dabei fiel mir auf, dass sich nur noch zwei weitere Zimmer in der Wohnung befanden, und da mein Vater auch noch eines dieser Zimmer belegen würde und Harm ja auch wunderte ich mich, wo Mattie wohl ihr Zimmer hatte. Da ich mir einfach nicht denken konnte, wo hier noch ein Zimmer sein sollte, fragte ich sie einfach. „ Sag mal Mattie, wo ist eigentlich dein Zimmer, wenn ich richtig sehe sind diese hier ja alle schon belegt. Du musst doch nicht wegen uns auf der Couch schlafen, oder?“ Diese Erkenntnis kam mir erst, während ich schon drauflos redete. Anscheinend muss ich doch recht geschockt geguckt haben, denn Mattie erwiderte direkt: „ Hey keine Angst, ich werde weder wegen noch wegen deinem Vater hier ausquartiert. Ich wohne nicht hier in der Wohnung. Ich wohne in der Wohnung über dieser“
„Du hast ne eigene Wohnung, ist ja geil, das würde mein Vater mir nie erlauben, hast du ein Glück!“
„ Quatsch, ich wohne nicht alleine da, aber cool ist es trotzdem. Ich wohne zusammen mit Jen in der Wohnung. Du hast sie bestimmt schon kennen gelernt. Sie ist PO und arbeitet auch bei JAG.“

Das verwirrte mich schon ziemlich. Ich fragte mich, warum Mattie nicht bei ihrem Ziehvater lebte, sondern bei einer Kollegin von ihm. Aber im Moment war mir das auch ziemlich egal, denn ich war super müde und mein Magen fing auf einmal wie wild an zu knurren.
Mit einem sehr breiten Grinsen sagte Mattie: „ Das ist ja genau wie bei Mac, ihr Magen knurrt auch andauernd. Komm bevor du noch verhungerst gehen wir mal runter. Das Essen müsste mittlerweile auch fertig sein. Ich hab auch langsam Hunger.“

Wir beide trotteten ins Wohnzimmer, wo Mac schon am gedeckten Tisch saß. „Hi Julia, hi Mattie! Das riecht ja schon richtig gut, was du da gekocht hast. Ich hoffe du hast auch ne Ecke mit Fleisch für die Nicht- Harms gemacht, sonst verhunger ich noch, denn nur von diesem Grünzeug werden Marines einfach nicht satt.“ Lachte Mac und warf Mattie einen dankbaren Blick zu, nachdem diese sagte, dass sie natürlich auch Fleisch für einen gewissen nimmersatten Marine mit in die Lasagne geschmuggelt habe.

Ich stand etwas verloren daneben, denn erstens verstand ich nicht alles, was sie sagten und zweitens konnte ich mir aus dem, was sie sagten keinen Reim machen.

Mac sah mich an und sagte: „ Komm Julia setz dich mit an den Tisch, und mach dir nichts draus, wenn du nicht alles verstehst, was wir sagen, da gewöhnst du dich noch dran. Ich war auch mal eine Zeit lang in Deutschland und mir ging es auch so, später habe ich auch alles verstanden. Das wird dir auch noch so gehen, das garantier ich dir. So und jetzt wird erst mal gegessen, du musst ja halb verhungert sein.“

Dankbar lächelnd setzte ich mich zwischen Mac und Mattie an den Tisch, als auch schon mein Vater und Harm mit dem Essen aus der Küche kamen.

Während des Essens haben wir nicht viel gesprochen, da vor allem mein Vater und ich einfach zu müde waren und uns auch erst an unsere neuen Bekannten gewöhnen mussten, die aber alle wirklich nett waren.

Später am Abend setzten wir uns alle auf die Couch und an die anliegenden Sessel und erzählten einfach sehr viel.
Mattie erzählte uns davon, wie sie zu Harm gekommen war und warum sie bei Jen wohnte.
Ich erzählte viel von Zuhause, meiner Schule und natürlich meinen Freunden, die ich alle zurücklassen musste.

Im Laufe des Abends wechselten wir alle dazu über uns zu dutzen und es wurde noch ein richtig gemütlicher Abend.
Irgendwann muss meine Müdigkeit aber doch gesiegt haben, denn mitten in der Nacht fand ich mich auf einmal in einem sehr gemütlichen Bett wieder.
Müde und glücklich darüber, dass ich meinen ersten Tag in meinem neuen Leben hinter mich gebracht hatte, drehte ich mich um, kuschelte mich in meine Decke und schlief ein.

Der nächste Tag begann recht spaßig.

Ich schlief ungefähr bis halb zwölf oder sogar zwölf Uhr, was normalerweise nicht meine Art war, denn ich bin Frühaufsteher durch und durch.

Na ja, als ich dann ausgeschlafen hatte, bewegte ich meinen Astralkörper, der sich übrigens noch in einem doch schon etwas älteren Modell von Schlafanzug befand, in Richtung Küche.
Ich war ziemlich überrascht, als ich dort schon alle hellwach und bestens gelaunt vorfand.

„Morgen Julia. Wenn man dich so sieht, muss man ja wohl nicht fragen, wie du geschlafen hast.“ Meinte mein Vater und nahm mich kurz in den Arm.
Als ich kurz an mir herunter blickte, wusste ich was mein Vater meinte. Mein Schlafanzug hing auf halb acht, meine Haare mussten wohl ziemlich zerzaust sein, wenigstens nach meinem Befinden war das so, und in meinen Augen fühlte ich noch den Schlaf von der vergangenen Nacht.
Guten Morgen , Jules. Hast du Hunger? Ich hoffe doch mal, denn ich hab extra für dich das letzte Bisschen Nutella aufgehoben, das sonst bestimmt Mac vertilgt hätte.“
Mattie kam auf mich zu und meinte wir könnten uns ins Wohnzimmer setzen, damit ich dort in Ruhe frühstücken könnte. Sie meinte außerdem, dass wir uns dort ein bisschen unterhalten können, um uns vielleicht ein bisschen näher kennen zu lernen.
Mir fiel auch direkt eine Frage ein, die ich Mattie unbedingt stellen wollte, es hatte zwar nicht unmittelbar etwas mit ihr zu tun, es brannte mir aber trotzdem unter den Nägeln.
„Mattie?“
„Ja?“
„Warum ist Mac schon hier? Ich hab gedacht sie wohnt in Georgetown, und das ist meiner Meinung nach am ganz anderen Ende von Washington, oder irre ich mich da?“
Mattie verzog ihr Gesicht nun zu einem Grinsen, das sich über ihr Ganzes Gesicht zog.
„Also angeblich, ist sie heute morgen nach dem Joggen hier hergekommen. Na ja, wer´s glaubt!“ Das Grinsen auf Matties Gesicht wurde immer breiter. „ Leider hat Mac weder Jogging- Sachen an, noch dabei, und außerdem hat sie noch genau die Klamotten an, die sie gestern schon anhatte.“
Auf einmal fing Mattie herzhaft an zu lachen und konnte gar nicht mehr damit aufhören. Irgendwann konnte ich auch nicht mehr. Ich wusste zwar nicht genau weshalb Mattie so herzhaft lachte, aber ich fiel auf einmal in das Lachen mit ein.

Plötzlich standen die anwesenden Erwachsenen hinter uns, die bis jetzt noch in der Küche waren, und musterten uns mit doch leicht verwirrten Gesichtern, was uns beiden noch mal neuen Lachstoff einbrachte.

„Was ist denn hier so komisch? Ihr hört euch ja an wie eine komplette Kindergartengruppe, die gerade was unheimlich Lustiges gespielt hat!“
„Ach nichts, Mac! Wir haben uns nur grade gefragt, wie man in diesen Klamotten und vor allem in diesen Schuhen joggen kann.“
Mattie und ich fingen schon wieder an zu lachen, mir war zwar immer noch nicht ganz klar, warum das Ganze jetzt so komisch war, aber ich lachte wieder mit, weil mich Mattie mit ihrem Lachen angesteckt hatte. Ich schüttelte mich vor Lachen. Mir stiegen Tränen in die Augen und ich musste mir den Bauch halten, weil dieser langsam vom Lachen anfing weh zu tun.
Fast hätten wir während unseres Lachanfalls nicht mitbekommen wie Mac zu Harm schaute und dabei leicht rot anlief.
Vorsichtigerweise verzogen sich mein Vater, der das Ganze amüsiert beobachtet hatte, Mac und Harm wieder in die Küche.
Und auf einmal machte es `klick` in meinem Kopf!
„ Mattie! Das wusste ich ja noch gar nicht. Warum hast du mir das nicht schon vorher erzählt? Das ist ja wohl voll süß. Hast du gesehen wie Mac eben rot angelaufen ist? Wie ein verliebter Teenager, den seine Eltern beim Knutschen erwischt haben!“
„Na ja, offiziell weiß ich´s ja gar nicht. Sie bemühen sich immer sehr, dass man ihnen nichts anmerkt. Wenn du mich fragst, teilweise ziemlich schlecht. Jeder weiß es eigentlich schon. Allen voran Harriet und Jen. Sie hat mir erzählt, dass im Hauptquartier schon die wildesten Gerüchte um die beiden herumgehen. Das ist einfach zu köstlich.“ Amüsierte sich Mattie.

Während dieser Unterhaltung hatte ich mittlerweile mein Frühstück vertilgt und wollte gerade den Weg in mein Zimmer einschlagen, als Mattie mir erzählte, was wir heute alles unternehmen wollten.
„Also, da du ja so lange noch in den Federn gelegen hast, haben wir schon mal ohne dich geplant, was wir heute alles machen möchten.

Wir haben uns gedacht, erstmal ein paar Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Dann haben Mac und ich durchgekriegt, dass wir danach noch Shoppen gehen. Und zum Schluss, wenn wir dann mit allem fertig sind, wollen wir noch essen gehen. Hoffe das Programm gefällt dir. Ist aber eigentlich immer ganz nett, das alles hier mal zu sehen, wenn man schon in Washington ist.“

Hört sich echt gut an. Freu mich vor allem schon auf das Shoppen, das hab ich schon ewig nicht mehr gemacht. Irgendwie bin ich da schon länger nicht mehr zu gekommen.
Aber das können wir ja jetzt nachholen. Und bevor noch mehr von unserer kostbaren Shopping- Zeit abhanden kommt, gehe ich jetzt mal los und mach mich fertig.“

Mit diesen Worten verschwand ich in mein Zimmer und zog mich endlich an. Was übrigens gar nicht so einfach war, denn in meinem Koffer herrschte das pure Chaos. Bis ich endlich das gefunden hatte, was ich auch anziehen wollte, verstrich schon wieder einige Zeit.

Als ich dann nach einer ganzen Weile nach unten kam, warteten die anderen schon recht ungeduldig, und dann ging es endlich los.


Jetzt würde ich meine neue Heimat kenne lernen.
Wir saßen jetzt alle in Harms Auto und fuhren los.

Wir hatten unsere Tour so geplant, dass wir von Westen anfangen und uns dann immer weiter in Richtung Union Station vorarbeiten würden.

Als erstes wollten wir das Weiße Haus besichtigen.
Ich war ziemlich gespannt und schaute mich während der Fahrt überall um. Alles war so neu. Von den Gesprächen, die von den anderen geführt wurden, bekam ich gar nichts mit. Ich war viel zu fasziniert von der ganzen Umgebung hier.

Als wir endlich da waren und vor dem riesigen weißen Gebäude standen, glaubte ich zu träumen. Wie oft hatte ich das Weiße Haus schon in den Nachrichten oder in irgendwelchen Filmen gesehen. Jetzt sah ich es live und in Farbe.

Plötzlich spürte ich einen leichten Knuff an meinem Unterarm, der mich wieder in die Wirklichkeit zurückholte. Ich schüttelte mich kurz und sah dann in das lächelnde Gesicht von Mattie. „So stand ich auch da, als ich das erste Mal hier war. Schon faszinierend das Ganze hier mal in Natura zu sehen, oder? Aber wenn du auch noch mit den anderen mitgehen möchtest, müsstest du jetzt schon mitkommen.“ Sagte Mattie, und schon waren wir auf dem Weg zu meinem Vater, Mac und Harm, die vor dem Eingang des weißen Hauses standen.

„Na gefällt´s dir Julia? Ich kann noch gar nicht glauben, dass wir jetzt hier wohnen.“ Sagte mein Vater und guckte mich dabei mit einem verträumten Gesichtsausdruck an.
„Ja, Papa! Das ist einfach genial, das alles hier zu sehen. Ich kann auch noch nicht glauben, dass wir jetzt wirklich hier wohnen. Das ist alles irgendwie so unwirklich. Aber ich glaube wir werden uns ganz schnell daran gewöhnen. Sie versuchen echt alle es uns so leicht wie möglich zu machen. Wir haben echt Glück damit, dass wir bei Harm und Mattie gelandet sind.“
Er nahm mich kurz in den Arm und dann gingen wir wieder auf Mattie und die anderen zu, die sich während unserer kleinen Unterhaltung diskret zurückgezogen und sich schon auf den Weg zum Besucherzentrum des Weißen Hauses gemacht haben.

„So, da wir nicht einfach ins Weiße Haus spazieren können, gehen wir jetzt am besten in das Besucherzentrum, um uns eine kleinen Überblick zu verschaffen, was da drinnen so vor sich geht.“
Meinte Harm und dann hatten wir auch schon das Besucherzentrum erreicht. Nur wir haben leider nicht eingeplant, dass es Samstagmittag war und wir nicht die einzigen waren, die auf die Idee gekommen sind, das Weiße Haus zu besichtigen.

„Also ich will ja nichts sagen, aber ich hab keine Lust mir den ganzen Tag die Beine in den Bauch zu stehen nur um darein zu kommen. Wie wär´s wenn wir das Weiße Haus, das Weiße Haus sein lassen würden, und einfach eine Spaziergang in den Rosengarten machen würden?“
Während Mac das sagte, warf sie Harm einen kurzen, liebevollen Blick zu, den die anderen aber nicht bemerkten.

„Ich finde die Idee gut, dieses Haus können wir uns auch irgendein anderes Mal ansehen. Und den Rosengarten kennt bestimmt auch noch nicht jeder und ist bestimmt total schön. Also ich wäre für diese kleine Planänderung.“ Meinte ich und sah die anderen fragend an.
Diese nickten zustimmend und Harm und Mac gingen wie selbstverständlich vor in Richtung Rosengarten.

Mattie und ich ließen uns ein kleines bisschen zurückfallen, um uns ungestört unterhalten zu können.
„Mattie! Ist dieser Garten irgendwie etwas Besonderes für Harm und Mac?
Als Mac eben den Vorschlag mit dem Rosengarten gemacht hat, hat sie ihn nämlich ziemlich liebevoll angeguckt.“
„Keine Ahnung, aber wenn da irgendwas war, finde ich das früher oder später auch noch raus. Wir könnten ja mal Harriet oder Jen fragen, ob sie irgendwas wissen, denn falls jemand irgendetwas weiß, dann sind es die beiden.“

Kurze Zeit später waren wir im Rosengarten angekommen und was ich da sah nahm mir fast den Atem.
So was Wunderschönes hatte ich noch nie gesehen. Überall waren Rosenstauden und zwischendurch standen überall Bänke.
Es roch wunderbar nach Rosen. Ich sog diesen Geruch mit einem tiefen Atemzug ein. Ich fühlte mich wie in eine andere Welt versetzt.

Plötzlich stiegen mir Tränen in die Augen, denn ich musste auf einmal an meine Mutter denken, deren Lieblingsblumen dunkelrote Rosen, wie man sie hier überall fand, gewesen waren.

Mattie stand jetzt neben mir und nahm mich einfach in den Arm.
Es tat gut einfach mal jemanden in den Arm zu nehmen. Ich spürte Matties Locken auf meinem Gesicht und ein leichter Geruch nach Aprikosen stieg mir in die Nase.

Kurz darauf hatte ich mich wieder gefangen und schaute Mattie einfach nur dankbar an.
Sie nickte mir ganz leicht zu und stellte keine Fragen. Anscheinend spürte sie, dass ich im Moment nicht darüber reden wollte.
In dem Moment fühlte ich mir ihr so verbunden, so nah, und ich erkannte, dass ich eine Seelenverwandte gefunden habe.

Ich schaute Mattie noch einmal kurz an und schüttelte meinen ganzen Körper, damit ich meine Gedankengänge wieder frei für das Hier und Jetzt bekam.

„Weißt du wo die anderen sind, Mattie? Ich würde vorschlagen, dass wir uns mal langsam wieder auf den Weg zu ihnen machen.“
„Keine Ahnung, wo die schon wieder stecken, aber so schwer wird das ja auch nicht sein, sie zu finden.“ antwortete Mattie, und wir zogen los, um meinen Vater, Harm und Mac zu suchen.
Kurz darauf fanden wir sie auch schon. Sie unterhielten sich gerade angeregt über irgendwelche Flugzeuge, als wir auf sie zukamen.
Da ich mich überhaupt nicht für Flugzeuge interessiere und sie auch nur höchst ungern betrete, hielt ich mich aus dem Gespräch raus, aber Mattie schien in diesem Punkt das genaue Gegenteil von mir zu sein.

„Ihr redet über Flugzeuge und ich bin nicht dabei?! Das gibt’s doch gar nicht! Wie seid ihr überhaupt auf dieses Thema gekommen? Ich meine wir befinden uns hier in einem Rosengarten und nicht auf irgendeinem Hangar, oder irre ich mich etwa?“
Mattie tat empört und stieß Harm dabei mit scheinbar ernstem Gesicht leicht in die Rippen.

„Also erstens, können wir uns über Flugzeuge unterhalten wo und wann wir wollen, dazu brauche ich nicht deine Erlaubnis, Madame!“ sagte Harm mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht „Und zu deiner Frage, wie wir auf das Thema zu sprechen gekommen sind, fragst du am besten mal Mac!“

„Maaaaac!“ Mattie sah Mac mit einem fragend/fordernden Blick an.

Mittlerweile fand ich es doch ganz interessant was da geredet wurde und ging näher zu der kleinen Gruppe und hörte interessiert zu.

„Na gut, Mattie!“ fing Mac spielend genervt an: „ Als wir so durch den Garten schlenderten habe ich Uwe erzählt, dass ich diesen verrückten Piloten hier zum ersten Mal getroffen habe, als ich damals zum JAG Hauptquartier versetzt wurde.
Da Uwe natürlich nicht wissen konnte, dass Harm mal Marineflieger war, hat Harm ihm ein bisschen von seinem früheren Pilotenleben erzählt und so sind wir auf das Thema gekommen. So Mattie, das war’s! Nun zufrieden?“
„Ihr habt euch hier kennen gelernt? Das wusste ich ja gar nicht!“ Mattie sah Harm und Mac abwechselnd böse an!

Auf einmal war Mattie wie ausgewechselt. Sie schien wirklich sauer auf Harm und Mac zu sein. Ich sah sie verwundert an, da ich mir absolut keinen Reim darauf machen konnte, warum Matties Stimmung auf einmal so umgeschlagen war.
-Was soll daran so schlimm sein, dass Harm ihr nicht erzählt hatte, dass Mac und er sich hier kennen gelernt hatten?- fragte ich mich.
Als sie meinen Blick bemerkte drehte sie sich schnell weg, um mir nicht ins Gesicht sehen zu müssen.
Da ich absolut nicht wusste, was ich jetzt tun sollte, ging ich ein paar Schritte von ihr weg, auf meinen Vater zu.
Dieser muss wohl inzwischen auch gemerkt haben, dass Mattie etwas ungehalten auf dieses Thema reagierte, und deshalb schlug er schnell vor: „Was würdet ihr davon halten, wenn wir jetzt weitergehen? Es gibt ja noch so viel zu sehen hier in Washington.
Ich würde jetzt gerne das Washington Memorial besichtigen. Man hat davon doch bestimmt einen super Ausblick über DC, stimmt´s?“
Ihn dankbar anblickend antwortete Harm: „ Ich denke auch, dass wir jetzt weitergehen sollten. Und stimmt, vom Memorial hat man einen super Ausblick auf Washington. Ich würde sogar fast sagen, dass es das Highlight von den ganzen Sehenswürdigkeiten hier ist. Na dann, lasst uns aufbrechen.“

Gesagt getan. Wir gingen gemeinsam zum Auto und fuhren Richtung Memorial.

Mattie hatte sich in der Zwischenzeit übrigens wieder eingekriegt, jedenfalls konnte ich sie wieder angucken, ohne dass sie sich wegdrehte. Allerdings hatte ich immer noch keine Ahnung, warum sie derart heftig reagiert hatte, aber um ehrlich zu sein, machte ich mir darüber auch keine weiteren Gedanken mehr, denn ich war so von Washington fasziniert, dass alles andere irgendwie nebensächlich erschien.
Als wir nach kurzer Zeit das Memorial erreichten, war ich schlichtweg baff.
So hoch hatte ich mir das Gebäude nun wirklich nicht vorgestellt.


Ich wusste ja schon irgendwie, dass es groß, und vor allem hoch, sein würde. Aber so hoch?!

Ich merkte, wie meine Knie anfingen zu zittern, und mir langsam die Farbe aus dem Gesicht wich.
Scheiße!!!!
„Papa! Mir wird schlecht!“ kaum hatte ich diese Worte gesagt, wurde mir auch schon schwarz vor Augen.
Ich merkte nur noch, wie ich von meinem Vater auf eine Bank gesetzt wurde.
Als ich vorsichtig meine Augen wieder aufmachte, sah ich, zwar leicht verschwommen, vier besorgte Gesichter, die mich fragend anschauten.
„Hey, Julia! Geht’s wieder? Was war denn auf einmal los?“ Mein Vater hielt meine Hand in seiner, was mich schon wieder ein bisschen beruhigte.

„Keine Ahnung. Als ich an dem Monument hochgeguckt habe, wurde mir auf einmal schwindelig und dann schwarz vor Augen.“

Im gleichen Moment wurde mir schon wieder leicht schummrig.

Jules, ich will dich ja nicht irgendwie beunruhigen oder so, aber im Moment siehst du aus wie ne Leiche.
Was ist denn los mit dir?
So sehe ich ja höchstens aus, wenn ich mich beim Sport total ausgepowert hab.“
Fragte Mattie und sah mich besorgt, mitfühlend an.

Dann kam sie zu mir und setzte sich neben mich auf die Bank.

„Keine Ahnung, Mattie. Könnte sein, dass mein Magen ein bisschen sensibel auf die Höhe des Monuments reagiert hat.
Ich habe ein bisschen Höhenangst, aber so schlimm war es bis jetzt noch nicht, und ich bin ja noch nicht mal oben. Ich hab’s ja schon immer gesagt, mein Kreislauf mag mich nicht!“ sagte ich mit einem vorsichtigem Lächeln und wollte mich wieder hinstellen.
Doch gerade als ich mich erheben wollte, wurde ich von einer energischen Mac daran gehindert.

„Julia, tu mir bitte einen Gefallen und bleib noch einen Moment sitzen.
Du siehst nämlich, entschuldige den Ausdruck, wirklich wie ´ne Leiche aus.
Und ich fände es nicht so gut, wenn du nachher liegend zum Auto transportiert werden müsstest.


„Ok. Da das Schicksal wohl verhindern wollte, dass wir uns irgendwelche Sehenswürdigkeiten ansehen, würde ich vorschlagen, dass wir jetzt einfach was essen gehen.
Und wenn´s Julia danach wieder besser geht, können wir ja noch ne Runde einkaufen gehen.“
wandte sich Harm an unsere kleine Gruppe.

„Ich will euch doch nicht den ganzen Spaß verderben….“
„Das tust du nicht, Jules. Ich habe das mindestens schon hundertmal gesehen und außerdem hab ich Hunger.
Und du wirst ja wohl auch noch einige Zeit hier bleiben und hast noch um die tausend Gelegenheiten, dir Washington anzugucken.“ sagte Mattie in einem aufmunternden Ton.

„Stimmt Julia. Und außerdem hab ich genau wie Mattie Hunger.
Und die beiden wissen, wie ich mich benehme, wenn ich nichts zu essen bekomme.
Sie behaupten, ich würde unausstehlich sein, wenn ich nicht rechtzeitig etwas zu futtern bekomme.
Ich halte das ja für ein Gerücht. Und ich als Marine brauche nun mal meine regelmäßige Stärkung!“ Mac grinste dabei übers ganze Gesicht und sah hinüber zu Harm.

„Verschone mich Mac…“ antwortete Harm. „… wir fahren ja schon.
Das möchte ich Julia und Uwe nicht auch noch zumuten.
Ein hungriger Marine, noch schlimmer; ein hungriger, weiblicher Marine, ist echt nicht zu genießen. Also lasst uns lieber schnell aufbrechen.“

Mein Vater und ich warfen uns einen amüsierten Blick zu, kommentierten es aber nicht.

So gingen wir los, um zu Harms Wagen zu gelangen. Dabei war ich bei Mattie eingehakt, da ich immer noch etwas wackelig auf den Beinen war,


„ Wo wollen wir denn nun essen gehen? Ausnahmsweise würde ich sogar auf Beltway Burger verzichten! Aber ich brauche jetzt was zu futtern!“ sagte Mac und konnte sich ein Lachen dabei nur schwer verkneifen, als sie in Harms geschocktes Gesicht blickte.

„Dass ich das noch erleben darf! Ich glaub´s ja gar nicht. Mattie, kannst du mich mal kurz kneifen? Ich glaube ich träume!“
Harm guckte Mac ungläubig an und tat so als wäre er ernsthaft entsetzt.
„ Mac, bist du irgendwie krank? Du verzichtest freiwillig auf Beltway Burger?
Das muss gefeiert werden!
Was würdet ihr davon halten, zum Italiener zu gehen? Da wäre dann für jeden das Passende dabei.“

„Italienisch ist toll. Mit meinen Freunden zu Hause bin ich auch immer zu einem kleinen, gemütlichen Italiener gegangen.“

Gerade noch hatte ich heftig gelacht, es war nämlich einfach nur zu komisch anzugucken und zu hören, wie Mac und Harm sich gegenseitig aufzogen.
Aber als ich dann an Zuhause dachte, sei es auch nur wegen des Italieners, bei dem ich oft mit meinen Freunden essen gegangen war, wurde ich doch etwas melancholisch.
Obwohl ich erst einen Tag hier in Amerika war, vermisste ich meine Freunde doch schon ganz schön.

Mac meinte dann: „Lasst uns zu „Antonio“ fahren.“
Erklärend wandte sie sich dann an meinen Vater und mich: „Wenn Harm und ich Hunger auf Italienisch haben bestellen wir immer bei Antonio oder fahren auch mal hin.
Dieses Restaurant ist einfach nur urgemütlich und es schmeckt dort wahnsinnig gut, glaubt mir.“

Wir setzten uns alle ins Auto und fuhren Richtung Georgetown, um dort bei „Antonio“ essen zu gehen.

Mein Vater und Harm saßen vorne im Auto und Mac, Mattie und ich hatten uns hinten auf die Rückbank gequetscht. Obwohl wir, die hinten saßen, wirklich nicht übermäßig groß und breit waren, war es doch schon ziemlich eng.

Während der Fahrt wurde eigentlich nicht viel gesprochen.

Wir hatten einen Oldie-Sender im Radio eingestellt und während der Fahrt kam auch zufällig das Lied „I like to be in America“ aus dem Musical „West Side Story“, das ich sehr passend fand, auch wenn ich keine Puerto Ricanerin war.

Ich war jetzt in Amerika. Und obwohl ich meine Freunde vermisste, gefiel es mir dort eigentlich ganz gut.


Schließlich kamen wir bei „Antonio“ an.
Von außen sah das Restaurant wirklich unscheinbar aus. Hätte Mac uns nicht gesagt, dass das das Restaurant war, wäre ich vermutlich, ohne es zu bemerken, daran vorbeigezogen.
Aber als ich drinnen war, sah ich ein kleines, gemütliches Lokal, das gut besucht war.

Das Restaurant war mit hellen, weichen Farben eingerichtet, was mir sehr gut gefiel.
Auf dem Tisch standen Teelichter, die in roten und durchsichtigen Gläsern standen.

Als einer der Kellner uns entdeckte, kam er freudestrahlend auf uns zu.
Er begrüßte uns alle, vor allem aber Harm und Mac, sehr herzlich.

„Colonel, Commander, Sie beide habe ich ja schon lange nicht mehr hier gesehen.
Es freut mich, dass Sie mal wieder die Zeit gefunden haben bei uns etwas zu essen.
Kommen Sie mit, dort hinten ist noch ein Tisch frei, an dem Sie alle dran passen würden.“

Er deutete auf einen Tisch, der in einer kleinen Nische stand, sodass wir etwas abseits von dem Trubel saßen.

Nachdem wir bestellt hatten, saßen wir einfach gemütlich zusammen und unterhielten uns über alles Mögliche.

„Weißt du eigentlich schon, was du machen möchtest, wenn du mit der Schule fertig bist, Julia?“ fragte mich Mac, während wir aßen.

„Ich wüsste da schon etwas.
Ich würde super gerne Musical- Darstellerin werden. Das ist etwas, was mich wirklich fasziniert. Das Problem ist nur, dass es kein wirklich sicherer Job ist, aber das Risiko müsste ich wohl oder übel eingehen, wenn ich wirklich meinen Traum verwirklichen möchte.
Und das möchte ich auf jeden Fall!“

„Das ist ja vielleicht abgefahren. Aber für mich wär´ das echt nichts!
Die ganze Zeit auf so `ner Bühne rumstehen und das vor den ganzen Leuten, nein danke.
Aber ansonsten find ich Musicals auch total cool, aber ich seh sie mir lieber an, als selbst daran mitzuwirken.“ tat Mattie ihre Meinung kund.

Darauf hin sah mich Harm mit doch ein bisschen Bewunderung an und fragte:
„Diesen Beruf kannst du dir für dich vorstellen? Respekt!
Hast du denn schon mal in einem Musical mitgespielt?
Ich hab das früher auch mal gemacht. Zwar nur in ganz kleinen Schulstücken, aber das war mir zu stressig, die ganzen Proben und dann das Lampenfieber, das war nichts für mich, obwohl es mir eigentlich schon Spaß gemacht hat.“

„Ja, Julia hat schon mal in einem Musical mitgespielt. Das war auch schon ein größeres Projekt, das sie auch alles in der Schule aufgezogen haben.
Aber ich finde es ja nicht gut, dass sie das zu ihrem Beruf machen möchte, aber das weiß sie ja schon. Das haben wir zu Hause schon des Öfteren diskutiert.
Aber das hat alles keinen Zweck, sie lässt sich einfach nicht davon abbringen.“
So brachte sich auch mein Vater mal wieder in das Gespräch ein.

„Stimmt, du kannst mich bestimmt nicht davon abhalten. Es ist halt mein absoluter Traumjob.
Wie sieht das eigentlich bei dir aus, Mac?
Könntest du dir vorstellen beim Musical zu arbeiten, oder ist das absolut nicht dein Ding?“

„Ich weiß nicht wirklich, was ich davon halten soll.
Ich finde Musicals im Allgemeinen zwar ganz gut, aber jetzt auch nicht so berauschend.
Aber Harm, ich wusste ja noch gar nicht, dass in dir noch ein versteckter Musicalstar steckt!
Wie konntest du es wagen, das vor deiner besten Freundin geheim zu halten?
Zur Strafe musst du mir jetzt eine ganz private Einzelvorstellung geben, verstanden?“

Dabei verzog Mac ihren Mund zu einem schiefen Lächeln und knuffte Harm in die Seite.

„Aye, aye Ma`am, da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dem zuzustimmen.
Aber davon mal abgesehen, seit wann interessierst du dich für Musicals?“ fragte Harm sie verwirrt spielend.

„Ich interessiere mich auch nicht wirklich für Musicals, aber so was darf ich doch wohl nicht verpassen, dich in der Hauptrolle eines Ein- Personen- Musicals zu sehen, das du natürlich noch extra für mich schreiben wirst. Das wirst du doch, oder?“
fragte Mac ihn mit bittender Stimme, während sie ihren Kopf schief legte und ihn mit einem „Bitte, bitte- Blick“ ansah.

„Für dich würde ich doch alles, sagen wir fast alles, tun.“

So ging das noch eine ganze Zeit weiter. Während Harm und Mac immer mehr in ihrer Konversation versanken, unterhielten mein Vater, Mattie und ich uns.

Nach über zwei Stunden gemütlichem Zusammensitzen in dem Restaurant beschlossen wir, noch ins Einkaufszentrum zu gehen, damit wir Shopping-Süchtigen, vor allem Mac und ich, uns noch richtig austoben konnten.

Mein Vater und Harm waren von dieser Idee zwar nicht begeistert, merkten aber schnell, dass es einfach keinen Sinn hatte,gegen den Willen eines dickköpfigen Marines und eines sturen Teenagers zu verstoßen.

So fuhren wir also los ins Einkaufszentrum.

Oh mein Gott, ich hatte schon fast vergessen, wie viel Spaß einkaufen macht.
Dieser Nachmittag im Einkaufszentrum war einfach nur genial.

Am Anfang gingen mein Vater, Harm und Mattie ja noch mit Mac und mir zusammen in die einzelnen Geschäfte, doch nach ca. zwei Stunden hatten sie einfach keinen Nerv mehr dazu in jedes Geschäft zu gehen und tausende von Klamotten zu begutachten.

So kam es, dass mein Vater mir sein Geld in die Hand gedrückt hat und er sich mit Harm und Mattie in ein gemütliches Café gesetzt hat.
Währenddessen setzten Mac und ich unsere Shopping Tour fort.

Wir beide waren wie im Rausch. Wir guckten uns alles an, sei es nun Schmuck, Klamotten oder irgendetwas, das uns in den Weg kam.
Wenn uns etwas auch nur ansatzweise gefiel, probierten wir es an und führten es dem anderen vor.

Es war einfach nur herrlich. Während wir von Geschäft zu Geschäft zogen, redeten wir über alles Mögliche, zwar nur Small Talk, aber das muss ja auch mal sein.
Während wir so einkauften und redeten, merkten wir gar nicht, wie die Zeit so verging.

Irgendwann schaute ich zufällig mal auf meine Uhr und stellte mit Schrecken fest, dass es schon zwanzig Uhr war.

„Mac, weißt du eigentlich wie spät es ist?“

„Ja, zwanzig Uhr eins! Was?! Scheiße so spät ist es schon. Mein Gott, so ausführlich bin ich schon lange nicht mehr einkaufen gewesen.
Komm, lass uns mal langsam wieder zu den anderen zurückgehen.
Mist! Die haben sich bestimmt zu Tode gelangweilt und mittlerweile bestimmt die komplette Speisekarte von diesem Café hoch und runter gegessen.
Bis auf Harm natürlich, der isst ja so was nicht.“ sagte Mac, während wir zu dem kleinen Café gingen, in dem die anderen sich vor ca. vier Stunden niedergelassen hatten.

„Mac, wie kommst du darauf, dass Harm so etwas nicht isst? Das Café sah doch gar nicht mal schlecht aus.“

„Harm isst eigentlich nur so gesundes Zeug und ist zu alledem auch noch überzeugter Vegetarier. Das ist etwas, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Ohne meine Burger und Schokolade könnte ich nicht leben.
Mir ist es echt schleierhaft, wie eine Person solche Spezialitäten nicht mögen kann.
Na ja, Harm ist nun mal so. Kann man auch nichts dran ändern. Wir kommen auch so ganz gut aus.“

Nachdem Mac den letzten Satz gesagt hatte, wirkte sie ganz kurz irgendwie abwesen, dann schüttelte sie ihren Kopf und lächelte kurz. Während sie dies tat, schien es, als ob sie alles um sich herum vergessen hat und nichts und Niemanden bemerkte. Erst im letzten Moment konnte ich sie noch daran hindern, in einen Mann hinein zu laufen, der sich vor einem Geschäft die Auslagen ansah.

„Erde an Mac, bist du wieder anwesend? Was war denn gerade los mit dir?“ fragte ich sie lachend.
„Ach nichts, ich war gerade nur in Gedanken, nichts besonderes.
Ach, da sind ja auch schon die anderen“
Froh um diese kleine Unterbrechung, legte sie einen Zahn zu, um endlich zu den Wartenden zu gelangen.

„Da seid ihr ja endlich! Wir wollten eigentlich schon einen Suchtrupp losschicken, um euch zu finden. Wie kann man nur solange einkaufen?“ wollte Harm wissen.

„Bei den ganzen Tüten, die sie da mit sich rumschleppen, hätte ich auch so lange gebraucht.
Mit dem ganzen Zeug habt ihr bestimmt den Umsatz der Geschäfte ziemlich in die Höhe getrieben. Was habt ihr euch eigentlich alles gekauft?“ fragte Mattie, als sie sich mit großen Augen unsere, sage und schreibe, 10 Einkaufstüten, die vor uns standen, ansah.

„Ach, so dies und das. Was man halt so braucht.
Ich musste mich ja sowieso noch neu einkleiden, weil ich die meisten von meinen Klamotten zu Hause gelassen habe.
Dann habe ich noch ein paar Souvenirs für meine Freunde in Deutschland erstanden, die ich in den nächsten Tagen wohl rüberschicken werde. Das musste ich ihnen versprechen.
Und ich will das Versprechen so schnell wie möglich einlösen, denn sonst würde ich das ganz schnell vergessen, wie ich mich kenne.“ erklärte ich den anderen.

Daraufhin erwiderte Mac: „Das würdet ihr wohl gerne wissen, was ich gekauft hab´, stimmt´s?
Aber das bleibt erstmal unter Julia und mir.
Wird ne Überraschung, ihr werdet´s schon noch früh genug erfahren, also bitte keine dummen Fragen mehr.
Auch von dir nicht Harm, da hilft dir auch dein Flyboy- Lächeln nichts, brauchst es also gar nicht erst versuchen.“ während sie das sagte, streichelte Mac Harm kurz über seine Wange, als bemerkte sie gar nicht, dass sie und Harm nicht alleine wären.

Da ich mich nicht traute, Mac und Harm darauf aufmerksam zu machen, dass auch noch andere Leute in diesem Kaufhaus anwesend waren, stupste ich Mattie kurz an und deutete unauffällig auf die beiden. Das unauffällig hätte ich mir aber eigentlich sparen können, die beiden hätten sowieso nichts gemerkt, da sie immer noch mit sich beschäftigt waren.
Mattie grinste nur kurz und meinte dann laut:

„Harm, Mac könntet ihr das bitte auf heute Abend verschieben, ich möchte jetzt langsam nach Hause. Ich hab nämlich keinen Bock, noch länger in diesem Einkaufszentrum zu bleiben. Also hättet ihr jetzt bitte die Güte und würdet euch kurz voneinander lösen, damit wir jetzt endlich gehen können!“

„Mattie! Was soll das? Hat Harm dir denn gar keine Manieren beigebracht. Wir kommen ja schon.“ meinte Mac ernsthaft.

„Mattie, bitte lass das in Zukunft, verstanden? Das muss wirklich nicht sein, hier vor all den Leuten!“ mischte sich Harm jetzt ein.

„Das sagt der Richtige, <hier vor all den Leuten> dass ich nicht lache, wer konnte denn hier vor den ganzen Leuten nicht die Finger voneinander lassen, ich bestimmt nicht!
Wenn ihrs schon nicht packt, euch offiziell zueinander zu bekennen…. bitte, aber das ist nicht mein Problem und bitte lasst dann auch die Finger von einander , wenn ihr in der Öffentlichkeit seid.“ empörte sich Mattie, die ernsthaft sauer wurde.

„Mattie, können wir das zu Hause oder zumindest draußen klären, aber nicht hier, mitten in einem Einkaufszentrum, wo wir schon zur Attraktion geworden sind!“
Auch Harm wurde langsam sauer und schob Mattie zum Ausgang.

Mein Vater und ich hatten uns ein bisschen zurückfallen lassen, denn wir wollten auf keinen Fall da mit hineingezogen werden, das war eine Angelegenheit zwischen Mac, Harm und Mattie.
Trotzdem musste ich zugeben, dass ich es doch recht amüsant fand, wie sich vor allem Harm und Mattie in die Haare bekamen.


Obwohl mein Vater und ich einigen Abstand zu Harm und Mattie hielten, hörten wir, wie Mattie wieder anfing, Harm und auch Mac Vorwürfe zu machen. Mac hatte sich zwischenzeitlich auch ein wenig von den beiden entfernt, und ging jetzt zwischen uns und Harm und Mattie.

„Harm für wie blöd haltet ihr mich eigentlich? Glaubt ihr beiden denn wirklich, dass euch die Leute noch glauben, dass ihr nichts weiter als gute Freunde seid? Das könnt ihr doch nicht wirklich glauben!
Und weißt du was das Schlimme an dieser ganzen Sache ist?
Ihr merkt gar nicht, wie sich alle für euch freuen, ihr merkt es einfach nicht, weil ihr viel zu sehr damit beschäftigt seid, es vor den anderen geheim zu halten.
Warum konntet ihr es denn nicht einmal mir sagen? Ihr bedeutet mir beide soviel. Und zumindest du, Harm, müsstest das eigentlich wissen. Du bist wirklich wie ein Vater für mich geworden und Mac, auch wenn du das vielleicht nicht merkst, ist sehr wichtig für mich, und das nicht zuletzt, weil du sie liebst.
Mac ist meine beste Freundin geworden. Obwohl ich sie jetzt auch erst ein Jahr kenne, ist sie für mich, neben dir, zum wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden.
Warum versteht ihr das einfach nicht?“

Während des Vortrags den Mattie Harm gehalten hatte, hatte dieser nicht eine Chance gehabt dazwischen zu gehen, so sehr hatte sich Mattie in Rage geredet.
Jetzt wo sie endlich fertig war, fing sie hemmungslos an zu weinen.

Harm, der ziemlich geschockt war, nahm sie in seinen Arm und drückte sie an sich.
Hemmungslos weinte sie an seine Brust, ab und zu von heftigen Schüttelattacken heimgesucht.
Harm wusste wirklich nicht mehr, was er machen sollte, dann kam Mac dazu. Wortlos ging sie zu Harm und Mattie und schickte Harm, ebenfalls wortlos, weg.
Sie nahm Mattie, genau wie Harm es auch getan hatte, in ihren Arm.
Sie fuhr mit ihren Finger durch Matties Haare und flüsterte ihr anscheinend beruhigende Worte in ihr Ohr, denn Mattie entspannte sich etwas und musste nicht mehr so heftig weinen.

Harm stand während dessen ratlos bei uns und blickte gedankenverloren zu Mac und Mattie, die eng umschlungen vor dem Auto standen.

Keiner von uns wagte auch nur ein Wort zu sagen.

Nach ein paar Minuten hatte Mattie sich wieder gefangen und stieg mit Mac zusammen ins Auto.
Kurz darauf setzte ich mich zu ihnen und sah, dass Mattie Macs Hand fest in der ihrigen hielt. Während der ganzen Fahrt sagte keiner mehr ein Wort. Nur das Radio lief.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
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zuletzt bearbeitet 07.05.2007 | Top

RE: Amerika wir kommen von Chiquitita

#2 von Petra-Andreas , 07.05.2007 21:36

Als wir zu Hause angekommen waren, war die Stimmung immer noch recht mies.
Wir saßen alle unschlüssig im Wohnzimmer herum und keiner sagte etwas, weil niemand wusste über was man überhaupt reden sollte.

Mir wurde das alles ein bisschen zu viel und stand auf und wollte in mein Zimmer gehen.
Das war schon ziemlich heftig was ich da eben im Einkaufszentrum mitbekommen habe, und ich konnte mir auch absolut keinen Reim darauf machen, warum Mattie, schon wieder, bei so einer Kleinigkeit ausgerastet ist.

Während ich so über dies und das nachdachte, suchte ich in meinem Koffer meinen kleinen CD- Player, ich brauchte jetzt so ein bisschen Depri- Musik.
Manchmal hatte ich so meine Phasen, wo ich mir diese Musik reinziehen musste.
Und obwohl ich genau wusste, dass mich die Musik ein bisschen schwerfällig machen würde, hörte ich sie mir doch immer wieder an, weil ich es einfach brauchte.

Nach kurzem Suchen hatte ich dann auch die passende CD gefunden und stellte dann auf voller Lautstärke „All by myself“ an.

Kurz darauf kam Mattie zu mir ins Zimmer und setzte sich neben mich auf mein Bett.
Wortlos nahm ich sie in meinen Arm und schon fing sie wieder an zu weinen.
Später wollte ich sie darauf ansprechen, was eigentlich los sei, aber im Moment war es wohl besser sie einfach in Ruhe zu lassen.
So nahm ich sie einfach nur in meinen Arm und streichelte, wie Mac es ebenfalls getan hatte, über ihre Haare.

Nach ein paar Minuten, das Lied lief jetzt ungefähr zum dritten Mal, hatte Mattie sich gefangen und sah mich an.

„Es tut mir Leid, dass ich so ausgerastet bin, das mach ich normalerweise wirklich nicht.
Aber heute war mir irgendwie alles zu viel.
Erst das ganze im Rosengarten, ich fand es einfach ätzend, dass Harm mir nicht gesagt hat, dass er und Mac sich dort kennen gelernt haben. Ich weiß das ist ziemlich unwichtig und ich weiß nicht, warum ich so reagiert habe, es ist einfach über mich gekommen.

Du musst vielleicht wissen, dass Harm für mich die wichtigste Person in meinem Leben ist, er hat mir ein neues zu Hause gegeben. Und weil ich so viel Zeit mit Harm verbringe und eigentlich mein komplettes Leben mit ihm teile, habe ich natürlich auch Mac kennen gelernt.

Mit der Zeit wurden wir beide uns auch immer vertrauter und unternahmen auch sehr viel miteinander, entweder nur wir beide oder auch mit Harm zusammen.
Dabei waren die beiden immer so ausgelassen und haben auch vor meinen Augen miteinander geflirtet.

Kurze Zeit später haben sie nicht nur miteinander geflirtet, sondern haben sich richtig verliebte Blicke zugeworfen.
Und immer, wenn sie dachten sie wären ungestört, hielten sie Händchen und teilweise küssten sie sich sogar.

Du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich mich für die beiden gefreut habe.

Sie arbeiten jetzt schon seit neun Jahren zusammen und einen Großteil dieser Zeit sind sie auch schon ineinander verliebt.
Bis jetzt hat sich nur keiner getraut den nächsten Schritt zu tun.
Sie haben es einfach nicht gepackt, dem jeweils anderen seine Gefühle zu gestehen.
Auf diese Weise haben sie sich so viel Leid gegenseitig angetan, dass es schon fast so aussah, dass sogar ihre Freundschaft daran zerbrechen würde.

Und jetzt haben sie es anscheinend endlich geschafft und dann sagen sie es nicht einmal mir und versuchen es zu verstecken.

Heute waren die beiden wieder so ausgelassen und haben sogar vor euch keinen Hehl daraus gemacht, dass sie sich sehr mögen.
Alleine in dem Restaurant, wo die beiden so mit sich beschäftigt waren, dass sie komplett vergessen haben, dass sie nicht alleine sind, das war so schön und befreiend.
Und dann in dem Einkaufszentrum, wo Mac Harm über die Wange gestreichelt hat, das war auch wieder so ein Zeichen.

Ich wollte ja wirklich nicht böse werden und so dermaßen ausrasten, dafür freue ich mich einfach zu sehr für die beiden.

Aber als Harm, dann sauer wurde, als ich die beiden darauf aufmerksam gemacht habe, dass sie nicht alleine hier wären, ist bei mir irgendwie ne Sicherung durchgebracht, ich weiß doch selber nicht warum.“

Während sie redete musste Mattie wirklich mit sich kämpfen, um nicht wieder in Tränen auszubrechen, jetzt konnte sie sie nicht mehr zurückhalten und war wieder völlig aufgelöst.

Ich nahm sie wieder in meinen Arm und redete beruhigend auf sie ein.

Kurze Zeit später hatte sich wieder gefangen. Sie schniefte noch einmal kurz und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

„Weißt du, wie gut das tut einfach mal zu reden ohne unterbrochen zu werden.
Danke, dass du für mich da bist Julia. Das tut mir echt gut.

Weißt du, ich muss dir noch was sagen: Heute vor zwei Jahren ist meine Mutter gestorben.
Wahrscheinlich bin ich deshalb heute so empfindlich.
Ich dachte eigentlich, ich hätte das langsam verarbeitet, aber ich weiß auch nicht, es kommt dann doch irgendwie alles wieder hoch.
Eigentlich habe ich ja in Harm und Mac eine neue Familie, die ich auch über alles liebe, aber das tut so weh, zu wissen, dass meine Mum nie mehr wieder kommen wird.
Ach Scheiße….“ Sagte Mattie zu mir, wieder mit den Tränen kämpfend.

„Ach Mattie, du tust mir so Leid, ich weiß genau, wie du dich jetzt fühlst.
Weißt du, meine Mutter ist auch gestorben. Vor sechs Jahren, sie hatte Leukämie und keiner konnte ihr mehr helfen.
Es war so schlimm sie im Krankenhaus zu sehen, wie sie an diese ganzen Maschinen angeschlossen war.

Als es zu Ende ging hat sie mich nicht einmal mehr erkannt, so voll gedröhnt mit Medikamenten war sie, und diese Scheiß Krankheit hatte sie schon so eingenommen, dass jeder Tag den sie weiter lebte für sie zur Qual wurde.
Als sie dann gestorben ist, waren mein Vater und ich bei ihr, sie hat auf einmal wieder so friedlich ausgesehen.
Sie hat ihren persönlichen Kampf gegen die Krankheit zwar verloren, aber in diesem Moment auch wieder nicht, jetzt war sie von ihren Qualen erlöst und konnte ein neues Leben beginnen.

Das war und ist ein großer Trost für mich. Ich weiß, dass es ihr, wo immer sie jetzt auch ist, gut oder sogar besser geht.
Außerdem wird sie immer ein Teil von mir bleiben, ich trage sie immer in mir.

Versuche einfach mal dir deine Mutter vorzustellen und rede mit ihr, vertrau ihr deine Sorgen an und frage sie um Rat, versuch es einfach mal, mir hat das immer geholfen.
Erzähle ihr aber auch die schönen Sachen, lass sie einfach an deinem Leben teilhaben.

So und jetzt machen wir diese Depri- Musik aus und hören was richtig Aufmunterndes.

Kennst du das Musical „Mamma Mia“? Das ist gute Laune pur, wenn du willst können wir das jetzt mal hören, tut bestimmt gut.
Na, was sagst du dazu?“

Nach meinem Eingeständnis brauchte ich jetzt auch etwas locker, leichtes.

„Hört sich gut an, ich kenne das zwar nicht, aber wenn du sagst, dass es gut ist, gefällt´s mir bestimmt auch.
Dann schmeiß das gute Stück mal ein.“

Gesagt getan. Während wir Mamma Mia hörten lagen wir entspannt auf meinem Bett und sagten gar nichts mehr.


Irgendwann, während Mattie und ich auf dem Bett lagen und Mamma Mia hörten, sind wir dann eingeschlafen.
Kurz darauf spürte ich wie jemand in unser Zimmer kam, ich war aber zu müde, um meine Augen zu öffnen.

Als die Person aber nahe genug an mein Bett heran kam, merkte ich, dass es Mac sein musste, denn ich konnte ihr Parfüm riechen, es war Eternity.
Ich erkannte den Duft, weil es selbst mein Lieblings- Duft war.
Mac beugte sich erst langsam über Mattie und kam dann auch zu mir herüber, sie strich mir leicht über meine Haare und gab mir, womit ich überhaupt nicht rechnete, einen Kuss auf meine Wange.

Nachdem Mac aus dem Zimmer herausgegangen war streckte ich mich kurz, drehte mich um und schlief wieder ein.

Am nächsten Morgen wurde ich recht früh wach. Noch ein bisschen orientierungslos suchte ich nach meinem Wecker, um zu gucken, wie spät es war.
Als ich mich drehte, um nach dem Wecker zu suchen, stieß ich an Mattie, die auch kurz darauf wach wurde.
Wir hatten übrigens sieben Uhr.

Mattie streckte sich und gähnte herzhaft. Sie lächelte mich an, sagte aber nichts.
Ihre langen Haare waren, wie meine wahrscheinlich auch, ziemlich zerzaust und ihr Gesicht war noch ziemlich zerknautscht.

Man sah ihr an, dass sie noch ziemlich müde und gestresst war, denn sie hatte dicke Ringe unter den Augen.

„Guten Morgen Mattie. Na, hast du gut geschlafen?“ erkundigte ich mich bei meiner Bettnachbarin.

„Nicht so wirklich gut. Nach dem ganzen Stress auch kein Wunder.
Was hältst du davon, wenn wir uns jetzt fertig machen und dann Brötchen holen?
Heute ist ja Sonntag und Harm, Mac und dein Vater müssen doch nicht ins Büro.
Da könnten wir alle gemütlich zusammen frühstücken.“ schlug Mattie etwas verschlafen vor.

„Das hört sich doch gut an.
Glaubst du denn, dass Mac nach dem ganzen Theater gestern jetzt noch da ist?“ warf ich meine Bedenken ein.

„Ach Mist daran hab ich ja gar nicht gedacht!
Hoffentlich gibt es jetzt meinetwegen keine Probleme zwischen Harm und Mac. Das wollte ich doch alles nicht!“

„Jetzt nimm das mal nicht so schwer, Mattie. Wir ziehen uns jetzt erstmal an und gucken dann, ob Mac hier ist oder tatsächlich nach Hause gefahren ist.
Falls sie wirklich zu Hause sein sollte, holen wir sie eben wieder ab und überraschen die anderen mit dem Frühstück…. und mit Mac. Du hast doch einen Führerschein, oder?“

Während Mattie mir bejahend zunickte fügte ich noch an:
„Das wär doch eine akzeptable Lösung, findest du nicht?“ Mit diesen Worten versuchte ich Mattie zu überzeugen.

Anscheinend gelang mir das auch.

„Ok so machen wir es! Du gehst am besten jetzt erst mal ins Bad und machst dich soweit fertig. Währenddessen ziehe ich mich an und gucke nach, ob Mac hier ist und gehe anschließend ins Bad.
Du kannst dann ja schon mal Kaffee kochen und danach können wir uns auf den Weg machen, falls Mac tatsächlich nicht mehr hier sein sollte.“

Ich nickte Mattie kurz zu und wollte mich gerade auf den Weg zum Badezimmer machen, da sagte Mattie noch, so dass ich es kaum hören konnte:

„Danke, dass du hier bist Jules. Ich wüsste zurzeit echt nicht, was ich ohne dich machen würde.“

Nach dem sie dies gesagt drehte sie sich um und ich ging ins Bad.

Nachdem ich aus dem Bad heraus kam und mich angezogen hatte, ging ich in die Küche, um eine große Kanne Kaffee zu kochen.
Da sah ich schon, dass Macs Jacke und Schuhe nicht da waren.
<Ok, dann werden wir wohl noch einen kleinen Ausflug nach Georgetown machen, auch gut> dachte ich bei mir und setzte den Kaffee auf.

Ca. 10 Minuten später gesellte sich auch Mattie zu mir.
Jetzt sah sie schon viel besser aus, sie hatte sich ganz leicht Make-up aufgelegt und sich die Wimpern getuscht.
Das wirkte Wunder, ihre Ringe unter den Augen waren verschwunden und sie sah jetzt viel wacher aus.

„Ich brauche eine Tasse Kaffee, sonst kann ich gleich nicht Autofahren. Hast du schon eine Tasse für einen armen, müden Teenager fertig.“ Mit diesen Worten setzte sich Mattie an die Theke und streckte ihre Hand nach einer Tasse aus.

„Klar, für dich doch immer, aber trink schnell, wir wollen ja heute noch loskommen.“

Ich reichte ihr einen riesen Becher mit Kaffee und goss mir selbst einen ein und setzte mich dann zu ihr.

Eine Weile saßen wir schweigend da, und guckten einfach ein bisschen durch die Gegend.
Es war ein angenehmes Schweigen, wir hingen nur unseren Gedanken nach.

Trotzdem fing ich dann ein Gespräch an:

„Zu Hause hab ich zum Frühstück auch immer in der Küche gesessen und Kaffee getrunken dabei lief immer das Radio.
Das brauchte ich immer, denn ohne mein Radio am morgen stand mein Tag schon unter keinem guten Stern.
Hat Harm denn nicht irgendwo ein Radio rumstehen, dass wir vielleicht anmachen könnten?“

„Nee, ich glaub das einzige Radio steht bei Harm im Schlafzimmer, aber wir können ihn ja nachher mal fragen und gleich im Auto können wir´s ja auch anmachen, ich find das auch immer ziemlich entspannend, vor allem beim Autofahren.
So, bist du fertig mit deinem Kaffee? Dann können wir jetzt los.
Ich würde vorschlagen, dass wir erst zu Mac fahren und danach holen wir dann die Brötchen.“

Ich trank mit einem Zug meinen Kaffee- Becher aus, woraufhin ich mich verschluckte.

„Ok, jetzt bin ich fertig, dann lass uns mal loslegen. Hast du schon die Schlüssel von Harms Auto? Wir fahren doch mit seinem, oder?“

„Den Schlüssel habe ich und ja wir fahren mit seinem Auto.“ antwortete Mattie und zusammen gingen wir aus der Wohnung, hinunter zum Auto.

Während der Fahrt redeten wir nicht viel, sondern hatten das Radio auf volle Lautstärke aufgedreht und grölten bei dem einen oder anderem Lied mit.

Nach ca. zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten Fahrt standen wir vor Macs Wohnung.
Mattie atmete noch mal tief durch und sah mich unsicher an.
Daraufhin warf ich ihr einen aufmunternden Blick zu und drückte auf Macs Klingel.

Als nach einer Weile immer noch keiner aufmachte klingelte Mattie noch einmal und wurde noch nervöser.

Jetzt hörte man, dass sich jemand in der Wohnung Richtung Tür bewegte.
Die Tür ging auf und da stand dann Mac im Bademantel.
Sie guckte ziemlich erstaunt, als Mattie und ich sonntags morgens um halb Neun bei ihr vor der Haustür standen.

„Was macht ihr beiden denn hier? Aber kommt doch erstmal rein.“ sagte Mac und hielt uns die Tür auf.

Wortlos führte sie uns ins Wohnzimmer und zeigte uns, dass wir uns aufs Sofa setzten sollten.
Mac sah ziemlich schlecht aus. Sie hatte, genau wie Mattie heute Morgen, tiefe Ringe unter den Augen und sie sah auch leicht verweint aus.
„Dann schießt mal los, warum seid ihr hier?“ Mac sah fragend von einem zum anderen.

Mattie räusperte sich und legte dann los:

„Erstmal will ich sagen, dass mir das mit gestern super Leid tut, das wollte ich wirklich nicht.
Ich hoffe du bist mir nicht mehr böse.
Und der andere Grund warum wir hier sind, ist, dass wir beiden möchten, dass wir alle zusammen gemütlich frühstücken und da du ja dazugehörst haben wir uns gedacht, dass wir dich zu unserem Frühstück abholen.
Von mir aus soll das auch eine Entschuldigung für mein Verhalten gestern sein.“

Mit diesen Worten stand sie auf und ging auf Mac zu. Als sie sie erreicht hat, beugte sie sich zu ihr runter und umarmte sie herzlich.

Während dieser Geste liefen Mac vereinzelt Tränen über die Wangen.

„Na denn, ich mach mich mal fertig, wir wollen die anderen doch nicht auf ihr Frühstück warten lassen.“

Verstohlen wischte sich Mac die Tränen aus dem Gesicht und ging ins Badezimmer.

Schon nach fünf Minuten stand sie komplett angezogen und fertig gestylt wieder vor uns.
Wobei das Wort gestylt wahrscheinlich ein bisschen übertrieben klingt. Sie hatte sich lediglich ein bisschen Make-up aufgelegt und sich die Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen gebunden.

„Fertig Mädels, dann mal los!“

Schon saßen wir wieder im Auto und fuhren Richtung Union Station.
Diesmal saß ich hinten zusammen mit Mattie; wieder hatten wir das Radio auf volle Lautstärke aufgedreht und wieder sangen wir bei einigen Stücken mit, diesmal mit der Unterstützung von Mac.

Kurz vor Harms Wohnung sprangen Mattie und ich schnell in eine Bäckerei und versorgten uns mit Brötchen, Croissants und anderen Leckereien für das Frühstück.

Wieder zu Hause war alles immer noch ganz still.
Mac sah etwas unsicher zu Harms Schlafzimmertür.
Mattie und ich bemerkten diesen Blick natürlich und lächelten uns zu.

Schließlich erlöste Mattie Mac von ihrer Unsicherheit:

„Mac, jetzt geh endlich hinein und weck ihn auf. Auf dich springt er bestimmt eher an als auf mich oder Jules.“

„MATTIE!“ kam es nur von einer leicht erröteten Mac, die es sich aber trotzdem nicht zweimal sagen ließ und zielstrebig auf Harms Schlafzimmer zuging.

Nachdem Mac bei Harm im Schlafzimmer verschwunden war, sahen Mattie und ich uns kurz an und gingen dann in die Küche, um alles für das Frühstück vorzubereiten.

„Hast du gesehen wie Mac rot geworden ist, als ich sie zu Harm ins Zimmer geschickt habe?
Das ist ja so was von süß.“ sagte Mattie während sie Teller aus dem Schrank holte und mir in die Hand drückte.

„Hab ich gesehen, war echt süß.
Mattie eine Frage hab ich jetzt aber doch noch: Wie lange sind die jetzt eigentlich schon zusammen? Was glaubst du? Sie sind doch zusammen, oder hab ich jetzt irgendwas falsch verstanden?“ antwortete ich ihr während ich die Teller auf den Tisch stellte.

„Also erstmal, Miss Neugier, ich weiß auf jeden Fall, dass sie schon mehrmals zusammen weggegangen sind, so weit ist das ja noch nicht verfänglich.
Dann hab ich sie schon ein paar Mal dabei erwischt, als sie damit beschäftigt waren, die Mundhygiene des anderen zu überprüfen, das sah nicht mehr nach „nur gute Freunde“ aus, wenn du mich fragst.
Was weiter passiert ist weiß ich nicht genau. Aber ich gehe davon aus, dass sie nicht nur brav nebeneinander liegen, wenn Mac mal wieder über Nacht hier geblieben ist, wovon ich natürlich offiziell auch noch nichts weiß.
Aber wie du selbst auch schon gemerkt hast, stellen sich die beiden nicht wirklich geschickt an. zu verschleiern, dass Mac über Nacht bei Harm geblieben ist.
Ich sage nur „Jogging- Klamotten“!“

Nach dieser kleinen, aber viel sagenden Unterhaltung machten wir uns schweigend daran, den Tisch fertig zu decken.
Dieses war innerhalb von fünf Minuten erledigt.

„So, jetzt werde ich wohl mal meinen Vater wecken. Sonst kommen wir gar nicht mehr zum Frühstücken, ich hab jetzt langsam wirklich Hunger.“ informierte ich Mattie.


„Mach das. Und ich werde jetzt Harm und Mac daran erinnern, dass sie nicht nur von Luft und Liebe leben können, und dass das Frühstück fertig ist.“

So gingen wir los. Ich wollte gerade in das Zimmer von meinem Vater gehen, als Mattie mich zu mir winkte. Sie hielt sich ihren Zeigefinger vor die Lippen und bedeutete mir so, dass ich leise sein sollte.
Dann deutete sie mit dem gleichen Finger durch den kleinen Spalt, der von Harms Schlafzimmertür noch offen war.

Was ich da sah, war nur zu schön.

Harm, der nur Boxershorts anhatte, und Mac standen eng umschlungen neben Harms Bett.
Mac fuhr mit ihren Händen durch Harms Haar; dieser zog sie daraufhin noch näher an sich heran und beugte sich zu ihr runter und fing an, sie zärtlich zu küssen.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
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RE: Amerika wir kommen von Chiquitita

#3 von Petra-Andreas , 07.05.2007 21:37

Es schien als würde der Kuss eine Ewigkeit dauern, bevor Harm und Mac sich atemlos voneinander lösten.

„Du hast mir gefehlt heute Nacht, Sarah. Ich liebe dich!“

„Ich liebe dich auch, Harm.
Aber ich glaube wir sollten uns langsam auf den Weg zum Frühstückstisch machen.
Sonst stehen gleich zwei gewisse Damen ganz in deinem Schlafzimmer.
Jules, Mattie; ihr könnt reinkommen, ich hab euch gesehen.“

Mattie und ich guckten uns nur erschreckt an und gingen mit einem ertappten Gesichtsausdruck in Harms Zimmer.

„Tut mir Leid. Ich wollte euch wirklich nicht beobachten.
Aber das sah so süß aus und nachdem ich gestern so einen Ärger gemacht hab´, bin ich einfach nur froh, dass ich euch jetzt so sehe. Und ich wollte eigentlich nur sagen, dass das Frühstück fertig ist.“ Mattie sah Harm und Mac mit großen Augen an, als ob sie sagen wollte: >Guckt mich an, kann man solchen Augen wirklich böse sein?<

„Ist schon Ok. Aber könntet ihr jetzt bitte mein Zimmer verlassen, damit ich mich anziehen kann. Und Mattie! Nachher möchte ich mal mit dir reden, Ok?
So und jetzt auf. Und diesen Marine hier, könnt ihr gleich mitnehmen.“
Harm drückte noch einmal kurz Macs Hand.

Dann gingen Mac, Mattie und ich aus dem Zimmer. Ich machte mich dann auf, um meinen Vater zu wecken, aber dieser saß mittlerweile schon angezogen am Frühstückstisch.

„Guten Morgen allerseits. Wer hat denn dieses Frühstück hier fertig gemacht?“ begrüßte mein Vater uns fröhlich.

„Das haben Mattie und ich gemacht. Übrigens: Morgen Papa.“ sagte ich und setzte mich, wie die beiden anderen, an den gedeckten Küchentisch.

Gerade als ich mir Kaffee eingegossen hatte, kam auch schon Harm zu uns und setzte sich ebenfalls an den Tisch.

„Morgen Uwe, alle anderen hab ich ja schon mehr oder weniger freiwillig gesehen, nicht wahr? Aber trotzdem euch wünsch ich auch einen guten Morgen.“

Mein Vater sah etwas irritiert in die Runde und zögerte, ob er Harm darauf ansprechen sollte oder nicht.

Schließlich fragte er doch: „Ähm, Harm, was soll das heißen. Jules hat doch nicht etwa irgendeinen Mist gebaut, oder?“

„Nein, hat sie nicht. Eigentlich müsste ich den beiden sogar dankbar sein.
Sie haben das ganze Frühstück hier gemacht und sie haben Mac von zu Hause abgeholt.
Auf diesem Wege möchte ich jetzt noch gerne was sagen.
Gestern sind hier ein paar Worte gesagt worden, die ich nicht unkommentiert lassen möchte. Ich hoffe das ist in Ordnung, wenn ich das jetzt tue, Mac.“ Er blickte zu Mac hinüber, die kaum merklich nickte.

„Also, bei JAG wird schon des längeren darüber spekuliert, ob Mac und ich zusammen sind oder nicht und auch ihr habt das ja gestern schon mitbekommen.
Eigentlich wollten wir uns dazu noch nicht äußern, aber auf Grund der Vorkommnisse gestern möchte ich das jetzt geklärt haben.
Es stimmt, Mac und ich führen eine Beziehung und das schon seit längerem. Ich möchte aber, dass das fürs Erste unter uns bleibt.
Es würde ansonsten nur Probleme im Büro geben, die wir im Moment einfach noch nicht haben möchten.
Wir werden es auch noch früh genug bekannt geben, aber das möchten wir gerne selber machen.
So und jetzt genug gesagt, lasst uns endlich frühstücken.“

Einen Moment herrschte komplette Stille. Keiner wusste so recht, was er jetzt tun sollte.

Ich fand diese Stille einfach unerträglich und deshalb nahm ich mir ein Brötchen, schnitt es auf und fragte dann in die Runde: „Kann mir mal einer bitte das Nutella geben?“

Mit dieser einfachen, kleinen Frage war ,aus welchem Grund auch immer, der Knoten geplatzt und das Schweigen war gebrochen.

Wir frühstückten in aller Ruhe und unterhielten uns währenddessen über den morgigen Tag.
Morgen sollte mein erster Schultag sein und auch Papa fing morgen im Büro an.

Später räumten wir dann alle zusammen den Frühstückstisch ab und wollten dann über unsere Pläne für heute sprechen.

„Papa, wollen wir nicht heute mal den Immobilien- Teil von der Zeitung durcharbeiten, ich meine heute könnten wir das noch in Ruhe machen und eine Dauerlösung ist das hier ja auch nicht.“ fragte ich meinen Vater, als wir allesamt in Harms Wohnzimmer saßen und Pläne für den Nachmittag machten.

„Da hab ich auch schon dran gedacht. Und jetzt da wir alle noch Zeit haben finde ich es sogar eine sehr gute Idee.
Ich hab noch eine Frage oder besser gesagt eine Bitte an dich, Harm, könntest du uns vielleicht ein bisschen mit der Wohnungssuche helfen, ich meine, wir kennen uns hier nicht wirklich aus und könnten die Hilfe von einem Ansässigen gut gebrauchen.“ antwortete mein Vater und wandte sich dabei an Harm.

Dieser antwortete darauf: „Natürlich helfe ich euch und ich bin mir sicher, Mac unterstützt uns auch. Dann können wir heute mal gucken, welche Wohnungen für euch in Frage kommen und nächsten Samstag könnten wir sie uns dann angucken.“

„Das wäre echt super. Danke übrigens, dass ihr uns so gut unterstützt, ich weiß dass das alles recht kurzfristig war.
Na dann, lasst uns mal anfangen.
Ähm, haben wir überhaupt eine Zeitung hier? Daran hab ich gar nicht gedacht, zu Hause hatten wir sie abonniert.“

Mein Vater sah ein bisschen verwirrt in die Runde.

„Kein Problem, Uwe. Jules hat da heute Morgen schon dran gedacht und wir haben ungefähr fünf Zeitungen unten im Auto liegen, alle mit Immobilien- Teil. Ich hol sie mal eben.“

Mattie stand auf und ging runter zum Auto, um die Zeitungen zu holen, die wir heute Morgen mitgebracht hatten.

„Was würd ich nur ohne dich machen, Julia?
Ihr müsst wissen, dass sie ein absolutes Organisationstalent ist, das genaue Gegenteil von mir also.
Zu Hause hat sie so was auch immer gemacht. Ohne sie hätte ich mit meinen Terminen teilweise ziemlich alt ausgesehen, weil ich sie ohne sie einfach vergessen hätte.“
Mein Vater sah mich ziemlich stolz an.

„Das kenn ich doch irgendwoher, nicht wahr Harm?
Wenn du mich nicht hättest, hättest du auch schon ein paar Mal ziemlich alt ausgesehen im Büro.
Er ist teilweise auch etwas, na ja sagen wir, nicht ganz so pünktlich, da musste ich dann manchmal als Uhr fungieren.“
Sagte Mac und lächelte Harm dabei an.

Dieser griff stolz nach Macs Hand und hielt sie dann fest in seiner.

„Was würde ich nur ohne meinen Marine machen?“ fragte Harm mit einem amüsierten Blick zu Mac gerichtet.

„Wahrscheinlich andauernd zu spät zu Gerichtsverhandlungen kommen und dir noch mehr Ärger mit dem Admiral oder anderen Leuten einfangen.“ ging Mac auf Harms rhetorisch gemeinte Frage ein.

„Aber was die Zeit angeht hast du ja einen klaren Vorteil. Mit deinem Schweizer Uhrwerk kann ich nicht konkurieren.
Und wo wir schon mal beim Thema sind, jetzt könntest du mir eigentlich auch verraten, wie du das machst?“ führte Harm das Gespräch weiter.

„Was kann Mac denn, was du nicht kannst, und du unbedingt wissen möchtest wie sie es macht?“ fragte jetzt Mattie, die gerade mit einem Packen Zeitungen unterm Arm ins Wohnzimmer kam.

„Ich kann, ohne auf die Uhr zu gucken, sagen wie spät es ist.
Ich kann das in allen Zeitzonen bis auf die Sekunde genau. Zu Harms Aufforderung: Ich werde es dir immer noch nicht sagen, weil ich schlichtweg keine Ahnung hab, warum ausgerechnet ich das kann.“ antwortete Mac auf Matties und Harms Fragen.

„Wie cool ist das denn? So was möchte ich auch können.
Aber warum trägst du dann noch eine Uhr, wenn du sie doch eigentlich gar nicht brauchst?“

Ich war wirklich fasziniert von dieser Fähigkeit und auch von Mac, die mir immer sympathischer wurde, obwohl ich sie doch auch erst einen Tag kannte.

„Ich weiß auch nicht, warum ich die Uhr noch trage, wahrscheinlich damit ich nicht immer gefragt werde, woher ich denn die Uhrzeit sagen kann, ohne auf die Uhr zu gucken.
Aber wie du siehst, hilft das auch nicht immer.
So, jetzt lasst uns mal die Wohnungsanzeigen durchgucken, sonst kommen wir auch nicht voran.“

Wir saßen ca. 2-3 Stunden in Harms Wohnzimmer und suchten nach einer passenden Wohnung für mich und meinen Vater.
Was im Übrigen gar nicht so einfach war, denn entweder waren die Wohnungen zu groß oder zu klein für zwei Personen, oder sie lagen einfach in einer Gegend, von der Harm und Mac uns abrieten, dort zu wohnen.

Am Ende hatten wir aber immerhin 8 Wohnungen in die engere Auswahl genommen.
Mein Vater wollte dort am nächsten Tag anrufen, um einen Besichtigungstermin auszumachen.

Ich freute mich schon wirklich darauf, endlich eine eigene Wohnung hier in Washington zu haben, es ist doch etwas anderes, wenn man in einer fremden Wohnung mit Leuten wohnt, die man gerade erst kennen gelernt hat.

Mir gefällt es zwar super gut hier und ich werde es schon komisch finden, wenn Mattie nicht mehr direkt bei mir sein wird, aber ich möchte auch nicht Harm und Macs Privatsphäre noch weiter einschränken, gerade nach den Vorfällen in diesen letzten zwei Tagen.

„Oh Gott, ich hasse es Wohnungen zu suchen, sei es auch nur durch Annoncen in der Zeitung, aber was muss das muss, nicht wahr?“ sagte Mac und lehnte sich gähnend im Sofa zurück. Jetzt lag ihr Kopf auf Harms Schulter, Harm legte ihr liebevoll seinen Arm um sie und zog sie näher an sich heran.

„Kommst du mal eben mit, Jules? Ich muss dich mal eben was fragen.“ fragte Mattie mich und schon zog sie mich vom Sofa hoch und zog mich mit in mein Zimmer.

„Was ist denn los?“ ich schaute Mattie etwas irritiert an.

„Also, mir ist gerade so eine Idee gekommen. Was hältst du davon, wenn wir Mac und Harm eine Runde rausschicken würden, und wir würden mit deinem Vater ein riesiges Mittagessen kochen, mit mehreren Gängen und so nem Schnickschnack und zum Nachtisch gehen wir fett Eisessen?
Das würde dann unserer richtiges Begrüßungsessen werden, bevor es dann morgen endgültig mit Arbeits- und Schulstress los geht.“

„Find ich gut die Idee, aber glaubst du, dass Harm und Mac sich einfach so wegschicken lassen, und außerdem wo kriegen wir die ganzen Zutaten her?“ fragte ich Mattie.

„Also zu Harm und Mac kann ich nur sagen, dass die wahrscheinlich froh sind um jede Minute, die sie alleine miteinander verbringen können.
Und was die Zutaten angeht. Jen und ich wollten eigentlich dieses Wochenende groß kochen, wir haben auch schon alle Zutaten eingekauft, leider haben wir nicht daran gedacht, dass ihr ja dieses Wochenende kommt. Und bevor wir diese Sachen jetzt verkommen lassen, können wir sie genauso gut auch verbrauchen.
Wir können Jen dann ja auch zum Essen einladen.“

„Okay, so machen wirs. Auf geht’s!“ sagte ich und schon gingen wir wieder ins Wohnzimmer zurück.

„Also, Mattie und ich haben uns was ausgedacht. Mac und Harm, ihr macht jetzt erst mal einen großen Spaziergang und wagt es ja nicht, vor zwei Stunden wieder hier aufzutauchen.
In dieser Zeit machen Mattie, mein Vater, wenn er einverstanden ist, und ich ein fulminantes Mittagessen, zu dem wir auch Jen einladen werden.“ verkündete ich unseren eben gefassten Plan.

„Dem zu widersprechen würde wohl keinen Sinn machen, oder?“ fragte Harm und sah Mattie und mich mit einem dicken Grinsen an.

„Ich glaube nicht, Flyboy. Dann lass uns jetzt mal losziehen. Hast du ne Idee, was wir machen könnten?“ Mac stand auf, dabei zog sie Harm in eine Umarmung und gab ihm einen schnellen Kuss.

„Da wird euch doch bestimmt was einfallen, sonst seid ihr doch auch nicht so einfallslos.
Was ihr zwei macht ist uns eigentlich egal, Hauptsache es macht Spaß und ihr kommt nicht zu früh wieder nach Hause.
Dann zieht mal los, und das besser freiwillig, sonst muss ich leider einen Befehl daraus machen, verstanden?“

Mattie stand mit beiden Armen an der Hüfte vor Mac und Harm und sagte dies in bestem Befehlston.

„Da bleibt uns ja gar nichts anderes übrig, Ma´am. Dann gehen wir jetzt mal besser los.“

Harm nahm Mac bei der Hand und schon waren sie verschwunden.

„Ich hoffe das ist ok, dass wir dich mit eingespannt haben, Papa, wir wollten den beiden einfach ein bisschen Zeit für sich lassen.“ klärte ich meinen Vater auf.

„Ist doch kein Problem, wer war denn nicht schon mal verliebt?
Aber wo wollt ihr denn die ganzen Zutaten für das Essen herholen, ihr wollt doch kochen, oder?“

„Natürlich wollen wir wirklich kochen.
Und die Zutaten kriegen wir aus meiner und Jens Wohnung.
Da wollten wir jetzt hingehen und sie holen, wenn du willst kannst du ja mitkommen und uns helfen die Zutaten zu tragen.
Und dann legen wir los mit kochen.“ erklärte Mattie.

Einen kurzen Moment später befanden wir uns dann in Jens und Matties Wohnung.

„Hi Jen. Tut mir Leid, dass ich so lange nicht mehr da war.
Das sind übrigens Julia und ihr Vater Uwe.“ stellte Mattie uns vor.

„Das weiß ich schon, ich hab sie gestern vom Flughafen abgeholt, trotzdem noch mal herzlich willkommen.
Was führt euch zu mir, Mattie und Julia, Sir?“

„Lassen Sie das Sir außerhalb der Dienstzeit ruhig weg Jennifer, ich darf Sie doch so nennen, oder? Ich heiße Uwe.“ sagte mein Vater und reichte Jennifer seine Hand, die diese zustimmend annahm.

„Wir wollten doch eigentlich dieses Wochenende groß kochen Jen. Da das ja jetzt ausfällt, haben wir uns gedacht, dass wir für Harm und Mac jetzt kochen könnten.
Dafür bräuchten wir aber jetzt noch das Zeug, das wir letztens eingekauft haben.
Zum Essen bist du übrigens natürlich auch eingeladen.“ meinte Mattie und machte sich schon auf den Weg zum Kühlschrank.

„Gute Idee, ich helfe dir eben die Sachen zusammen zu suchen.“

Nach gut 3 Minuten stapelten sich auf dem Küchentisch, ein Rinderbraten, Unmengen von Kartoffeln, Gemüse, und drei Flaschen Rotwein.

„Jen, meinst du wir sollen den Rotwein wirklich mit servieren?
Ich meine, Mac sagt zwar immer, es macht ihr nichts aus, wenn um sie herum Alkohol getrunken wird, aber ich glaube wirklich wohl fühlt sie sich dabei auch nicht, aber sie lässt halt immer den harten Marine raushängen.“
fragte Mattie Jen, aber ich konnte mir keinen wirklichen Reim auf diese Frage bilden. Warum sollten wir keinen Rotwein servieren?

„Den harten Marine raushängen lassen macht der Colonel wirklich gerne, aber ich glaube es macht ihr wirklich nicht so viel aus.
Aber wenn ihr nicht unbedingt diesen Wein braucht, würde ich ihn auch nicht servieren.
Muss ja nicht unbedingt sein, oder?“ meinte Jen.

„Stimmt, gut also keinen Wein.
Dann lasst uns jetzt mal das ganze Zeug nach unten bringen.“ sagte Mattie und verteilte die Zutaten auf Papa und mich.

„Mattie, warum willst du eigentlich in Gegenwart von Mac keinen Rotwein haben?“ fragte ich sie.

„Du musst wissen, Mac war, na ja genau genommen ist sie noch, Alkoholikerin.
Deshalb wollte ich sie nicht unbedingt dem Alkohol hier aussetzen.
Mac behauptet zwar immer, dass es ihr nichts ausmacht, wenn um sie herum Alkohol getrunken wird, aber es muss ja auch nicht unbedingt sein.“ beantwortete Mattie meine Frage.

Mein Vater, der darauf bis jetzt noch gar nichts erwiderte meinte dann: „Natürlich brauchen wir jetzt keinen Alkohol, ich hatte selbst einen guten Freund der Alkoholiker war und von ihm weiß ich, wie groß die Versuchung ist.
Ach so, wo wir schon mal beim Thema sind, Julia, du weiß, dass wir in den USA sind und hier andere Gesetze als in Deutschland gelten.
Denk bitte daran, dass man hier Alkohol erst mit 21 trinken darf.“ Während er diesen Vortrag hielt waren wir auch schon wieder in Harms Küche und fingen an, das Essen vorzubereiten.

„Ab wann darf man denn in Deutschland trinken? Hast du denn schon mal getrunken, Jules?“ jetzt war Mattie neugierig geworden.

„Also Bier, Sekt und Wein darf man in den Deutschland ab 16 trinken und das restliche Zeug ab 18.
Und auf deine andere Frage, ja ich habe auch schon getrunken.
Ist aber nicht wirklich spektakulär, wenn du das wissen möchtest. Aber wollen wir jetzt nicht über was anderes reden?“

„Kein Problem. Ach Julia, hast du noch so coole Musical- CDs wie Mamma Mia?
Ich fand das echt gut, die könnten wir jetzt hier auf voller Lautstärke hören.“ fragte mich Mattie.

„Natürlich hab ich noch mehr CDs. Lass mal eben in mein Zimmer gehen, um eine auszusuchen.“ schlug ich vor und wir beide gingen in mein Zimmer.

„Du, Jules. Warst du schon mal so richtig besoffen? Ich durfte bis jetzt ja noch nicht mal ein kleines Bier trinken. Du musst mir unbedingt mal was darüber erzählen!“

„Ist nichts Besonderes dran, aber wenn du möchtest kann ich dir ja nachher en bisschen was erzählen, aber besser nicht vor meinem Vater, muss nicht unbedingt sein.
Hier sind noch ein paar CDs. Entweder Mamma Mia, auf deutsch, oder Evita, von mir aus auch Les Misérables. Such dir was aus, in meinem Koffer sind auch noch andere CDs, aber keine Musicals.“

„Oh, ich möchte Mamma Mia auf deutsch hören, ist bestimmt cool, und vor allem kenn ich ja die englischen Titel schon.“

So gingen wir wieder in die Küche. Mattie legte die CD in den Player und als mein Vater die ersten Takte hörte, fing er nur an zu stöhnen.

„Nicht schön wieder Mamma Mia. Ich kanns langsam nicht mehr hören, aber gegen euch beide komm ich wohl nicht an, ich gebe mich geschlagen.“

Während wir das Essen zubereiteten sangen Mattie und ich lauthals mit, ich auf deutsch sie auf englisch, mein Vater verdrehte nur die Augen, sagte aber nichts.

Nach gut 2 Stunden hatten wir endlich alles fertig, und genau passend kamen auch Harm und Mac wieder.

Arm in Arm betraten Mac und Harm die Küche. Beide hatten ein breites Grinsen auf ihren Gesichtern.

„Na, was hab ihr denn in diesen zwei Stunden so alles gemacht? Hat´s Spaß gemacht?“
Fragte Mattie und sah Harm und Mac übers ganze Gesicht lachend an.

„Wir genießen und schweigen. Und außerdem Mattie, wenn ihr uns schon wegschickt, braucht ihr nicht zu glauben, dass wir euch dann noch erzählen, was wir gemacht haben.
Hmmmh! Was riecht hier so gut? Ist das Essen schon fertig.“
Antwortete Harm, Mac immer noch im Arm haltend.

Mein Vater wollte anscheinend nicht, dass Mattie und ich, vor allem Mattie, noch weiter nachhaken, deshalb sagte er schnell:

„Ja, das Essen ist schon fertig und der Tisch ist auch schon gedeckt.
Wenn ihr euch jetzt hinsetzt können wir loslegen.
Ach nein, Moment noch. Mattie oder Jules, kann einer von euch eben noch Jennifer holen, wir haben sie ja eingeladen.“

„Na denn, ich geh dann mal eben. Bis gleich.“
Mit diesen Worten ging ich aus der Küche heraus und ging zu Jens Wohnung.

Eine gute Stunde später saßen wir alle pappsatt im Wohnzimmer und unterhielten uns ein wenig.

Irgendwie kamen wir dann auf Papas Beruf zu sprechen.

„Was genau machst du eigentlich bei der Bundeswehr, Uwe?
Soweit ich weiß gibt es so was wie JAG bei euch doch gar nicht!“
wollte Mac wissen.

„Du hast Recht Mac, so Prozessanwälte wie hier bei euch gibt es nicht.
Ich arbeite in Hamburg bei der Führungsakademie der Bundeswehr.
Das ist die höchste Ausbildungsstätte der Bundeswehr für die Ausbildung und Fortbildung von allen Stabsoffizieren in Deutschland.
An der Führungsakademie werden Soldaten aus Deutschland, der EU und Mitglieder der Nato ausgebildet.
Es geht hauptsächlich um die Aufgaben der Bundeswehr, und wie die Soldaten die Bundeswehr richtig vertreten.
Es gibt natürlich noch weitere Aufgaben, die wir dort übernehmen, aber das wäre jetzt alles ein bisschen zu kompliziert.“
beantwortete mein Vater Macs Frage, nicht ohne seinen gewissen Stolz in seiner Stimme verbergen zu können.

„Wow, das nenn ich mal ne Aufgabe. Und warum bist du jetzt eigentlich genau bei JAG?“
wollte jetzt Harm wissen.

„Ich sollte/wollte auch mal andere Rechtssysteme kennen lernen und da ich mich doch ein wenig im amerikanischen Militärrecht auskenne, wurde ich dann vorgeschlagen, um euch hier mal über die Schulter zu gucken.
Zusätzlich soll ich in D.C. auch noch ein paar Seminare halten.“
beantwortete mein Vater auch Harms Frage.

„Das klingt wirklich interessant! Was mich noch interessieren würde ist, warum du dich mit dem amerikanischen Militärrecht auskennst?
Das ist doch bestimmt kein Standart im deutschen Jura- Studium.
Ach Uwe, wenn dir die ganze Fragerei hier zu viel wird, sag einfach bescheid, aber das ist einfach so ne Anwaltskrankheit, immer alles wissen zu müssen.“
fragte Mac meinen Vater.

„Wenn mir die Fragerei wirklich zu viel werden sollte, werd ich schon bescheid sagen, macht euch mal darum keine Sorgen.
Und wegen dem amerikanischen Militärrecht: Ich habe zwei Semester lang auch in den USA studiert.
Ach so, das wollte ich euch schon die ganze Zeit gefragt haben: Kennt ihr zufällig Meg Austin?
Mein Cousin stammt aus Texas und ich war früher recht oft bei ihm.
Da habe ich dann Meg kennen gelernt.
Wir waren über viele Jahre lang beste Freunde.
Später haben wir dann leider den Kontakt zueinander verloren.
Ich weiß aber noch, dass sie auch bei JAG ist.“ meinte mein Vater auf Macs Frage.

„Du kennst Meg? Mein Gott, es kann keine Zufälle geben.
Ich glaubs noch gar nicht.
Bevor Mac meine Partnerin bei JAG wurde, habe ich über ein Jahr mit Meg zusammen gearbeitet.
Sie wurde ganz kurzfristig versetzt, wir haben uns daraufhin total aus den Augen verloren.
Aber, dass du Meg kennst….“ Harm schüttelte nur überrascht, verdutzt seinen Kopf.

„Papa, kann es sein, dass Meg uns mal besucht hab, als ich noch ganz klein war. Ich glaub ich hab mal ein Foto von ihr gesehen.
Das gibt’s gar nicht, dass Harm sie auch kennt. Mein Gott, die Welt ist klein.“
mischte ich mich jetzt auch in das Gespräch ein.

„Jetzt, wo wir schon mal beim Thema sind hab ich mal ne Frage an euch: Glaubt ihr eigentlich an Zufälle oder das Schicksal?“ fragte Mattie die anderen.

„Wie kommst du denn jetzt darauf?
Aber um deine Frage zu beantworten.
Ich glaube, dass alles aus irgendeinem bestimmten Grund geschieht, und dass alles in gewisser Weise vorgesehen ist. An Schicksal glaube ich also in gewisser Weise.
Ich denke aber auch, dass man sein Leben, seinen Lebenslauf, beeinflussen kann.
Im Groben ist zwar schon etwas vorausgesehen, aber wir müssen selber was drauf machen.
An Zufälle glaub ich eigentlich nicht, weil, wie ich schon eben gesagt hab, alles in gewisser Weise schon vorausgesagt ist.“
beantwortete Jen Matties Frage.

Mac meinte daraufhin:
„Ich stimme dir da auch zu, Jennifer.
Aber es gab Zeiten, wo ich daran gar nicht glauben konnte oder wollte.
Es ist soviel in meinem Leben passiert, so viel Schreckliches.
Ich hab mich dann gefragt, warum ausgerechnet mir dieser ganze Scheiß andauernd passiert.
Aber am Ende gibt es dann doch so was wie ausgleichende Gerechtigkeit.
Zumindest hoffe ich das.
Immerhin haben Harm und ich es endlich geschafft zusammen zu kommen.
Allein diese Tatsache entschädigt mich für den ganzen Mist, den ich in meinem Leben schon durchmachen musste.“

Harm nahm Mac in seine Arme.
Er war so gerührt von dieser indirekten Liebeserklärung, dass seine Augen gefährlich wässerig wurden.
Daraufhin nahm Mac sein Gesicht in ihre Hände und strich ihm zärtlich über seine Wange und küsste ihn ganz leicht.

Der Rest des Tages verlief sehr ruhig.

Kurze Zeit nach dem Gespräch beschlossen wir, noch einen Spaziergang zu einer nahe gelegenen Eisdiele zu machen, wo wir uns alle, sogar Harm, riesig große Eisbecher reinzogen.

Abends saßen wir noch ein wenig zusammen und gingen dann auch schlafen.
Diese Nacht schlief Mattie allerdings nicht mehr mit bei mir im Zimmer, sondern wieder bei Jen, wo sie ja auch eigentlich wohnte.

Die nächste Woche verlief recht ruhig.
Ich ging jetzt auf meine neue Schule, was zwar eine riesige Umstellung für mich war, aber ich hatte mich recht schnell an diese völlig neue Form der Schule gewöhnt.

Bei meinem Vater ging es auch ruhig zu.
Er assistierte bei einigen kleinen Fällen und sah sich laufende Gerichtsverhandlungen an, um einen kleinen Einblick in die Arbeit als Militäranwalt zu bekommen.

Am Samstag sahen wir, Harm und Mac, mein Vater und ich, ein paar Wohnungen an.
Mattie ist zusammen mit Jen und noch einer anderen Freundin von ihr ins Kino gegangen, weil sie auf Wohnungssuche so gar keine Lust hatte.

Was ich absolut verstehe. Die Wohnungssuche war der reinste Horror. Wir haben uns insgesamt 8 Wohnungen angeguckt, von denen uns nur eine gefallen hat.
Es war natürlich die Erste, die wir uns angeguckt hatten, aber na ja Schicksal halt.
Noch am gleichen Abend unterschrieb mein Vater den Mietvertrag und im nächsten Monat könnten wir einziehen.
Bis dahin würden wir noch weiter bei Harm wohnen bleiben.

Am Sonntag Nachmittag waren mein Vater und Harm, für die Fliegen das absolut Größte war, zu einem Ausflug mit Harms Stearman „Sarah“ aufgebrochen.

Mac, Mattie und ich machten uns einen gemütlichen Nachmittag vor dem Fernsehen.
Wir schaufelten Unmengen von Eis und Süßigkeiten in uns hinein und redeten einfach über alles.

„Ach da ist noch was, über das ich unbedingt noch mit euch reden wollte, ihr müsst mir ein bisschen helfen.
Also, wie du ja weißt, Mattie, hat Harm in einem Monat Geburtstag, und wie ich ihn kenne, würde er sich bestimmt am liebsten still und heimlich in irgendein Loch verkriechen.
Aber nicht mit mir.
Deshalb möchte ich für ihn eine Überraschungsparty organisieren, zu der auch die Kollegen von JAG kommen sollen.
Den Großteil der Deko habe ich schon gekauft, als wir damals zusammen einkaufen waren, als Jules und ihr Vater gerade angekommen waren.“ sagte Mac zu uns, als gerade der Abspann zu „Was Frauen Wollen“ lief.

„Wie cool ist das denn, Mac?
So eine Überraschungsparty ist genau das Richtige.
Wir müssen es nur irgendwie hinbekommen, dass Harm auch bis dahin noch zu Hause bleibt, nicht, dass der einfach vorher schon abhaut, das würde ich ihm nämlich zutrauen.
Auf meine Hilfe kannst du natürlich zählen, aber wie genau sollen wir dir eigentlich helfen?“
antwortete Mattie auf Macs Frage.

„Na ja, einmal hab ich daran gedacht, dass ihr irgendwie versuchen müsst, dass Harm an diesem Tag zu Hause bleibt.
Dann könnt ihr mir natürlich bei der Vorbereitung helfen, denn wer mich ein bisschen kennt weiß, dass ich überhaupt nicht kochen kann, in diesem Bereich wäret ihr mir die größte Hilfe.
Das wär echt toll von euch, wenn ihr so ein paar Häppchen vorbereiten könntet, nichts großes, aber es soll halt ein bisschen was da sein.“ meinte Mac daraufhin.

„Ich liebe es Partys vorzubereiten.
Das habe ich zu Hause ganz oft mit meinen Freundinnen gemacht.
Wir haben dann immer alle zusammen ein kleines Buffet vorbereitet, und nachher noch die Räume dekoriert, das war immer richtig lustig.
Später wurde es zum festen Ritual, dass wir einmal im Monat so eine kleine Party gemacht haben, einfach um schön zusammen zu sitzen“ erzählte ich Mac und Mattie.

Als ich an diese Partys dachte, die ich wirklich regelmäßig gefeiert habe, wurde ich wieder ein bisschen schwermütig, weil ich wusste, dass mein Leben nie mehr so sein würde, wie es früher einmal war.

„Na dann kann ja nichts mehr schief gehen.
Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt noch einen riesigen Eisbecher essen gehen?
Ich hätte da jetzt richtig Hunger drauf.“ sagte Mac und sah uns fragend an.

„Du hast in letzter Zeit ziemlich oft Hunger Mac, nicht dass das nicht vorher auch schon der Fall war, aber in letzter Zeit ist es auffallend.
Möchtest du uns vielleicht etwas sagen?“
frech grinsend sah Mattie Mac an und versuchte krampfhaft nicht laut loszulachen, als Mac sich vor Schreck so heftig verschluckte, dass sie kaum noch Luft bekam, nachdem Mattie ihren Kommentar abgelassen hatte.


Nachdem Mac sich gefangen hatte meinte sie:
„Willst du damit vielleicht irgendetwas andeuten, meine liebe Mattie?
Ich bin halt ein Marine, und wir haben immer Hunger und im Moment hab ich halt viel bei der Arbeit zu tun, das muss ich irgendwie mit Essen wieder ausgleichen.
So und jetzt lass uns endlich losgehen, sonst plünder ich gleich den Kühlschrank.“

Das wollten wir doch wirklich nicht riskieren und deshalb zogen wir gemeinsam los und hauten uns unsere Bäuche mit Eis voll.
Später gingen wir noch ein bisschen spazieren um „unsere Pfunde wieder abzulaufen“.

Am Abend kamen auch Papa und Harm wieder und dann war dieser Sonntag auch schon wieder vorbei.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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Weihnachten von g sani
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