Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#1 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:19

Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1


von steffi86


15.11.1995
Elmstreet 1635 Chicago, Illinois

Das Telefon schellt.
„ Ja. Hier bei Carter.“, meldete sich eine junge Frau.
„ Hallo, ich bins.“,
„ Diane, was für eine Überraschung. Wie geht es dir?“
„ Ganz gut. Ich komme bald wieder nach hause. Wir haben heute in Norfolk angelegt. Ich habe noch ein paar Dinge hier zu erledigen und dann komme ich zu euch nach hause.“
„Das hört sich ja wunderbar an. Lukas wird sich sehr freuen. Er hat dich wahnsinnig vermisst.“
„ Das Glaube ich dir. Ich habe ihn auch ganz doll vermisst. Wo ist mein kleiner Engel denn gerade? Kann ich ihn sprechen?“

„ Oh, tut mir leid. Er war heute bei einem Freund spielen. Die beiden müssen so getobt haben das er gleich eingeschlafen ist als er nach hause kam. Soll ich ihn wecken damit du ihm die gute Nachricht selbst sagen kannst?“
„ Nein, das brauchst du nicht. Ich weiß ja wie schwer es ist das kleine Energiebündel wieder zum Schlafen zu kriegen. Sag es ihm morgen früh. Und gib ihm einen dicken Kuss von mir.“
„ Mach ich. Und sieh zu das du nicht zu lange brauchst. Wirst du dich noch mit seinem Vater treffen?“

„ Ja. Wir wollen am Wochenende ausgehen.“
„ Wirst du es ihm dann endlich beichten?“
„ Nein. Das würde alles nur viel komplizierter machen. Du weißt schon wegen den Vorschriften.“
„ Aber er ist sein Vater und er hat ein Recht darauf die Wahrheit zu erfahren.“
„ Ich weiß Schwesterherz. Aber so ist es am besten. Außerdem ist er viel zu viel unterwegs, so wie ich. Lukas würde ihn auch nie zu sehen bekommen und das würde ihn noch mehr verletzten. So vermisst er nur seine Mum.“

„ Aber……“
„ Kein aber. Es ist meine Entscheidung. Ich werde es ihm sagen wenn die Zeit reif dafür ist. Versprich mir jetzt das du es ihm niemals sagen wirst!“
„ Aber……“
„Versprich es!“
„ Ok. Ich verspreche es.“
„ Gut. Dann sehen wir uns also nächste Woche.“
„ Ja“
„ Bis dann.“
„ Bis dann“


10 Jahre später
Chicago, Illinois
Elmstreet 1635

„Weißt du was er vorhat Liebes?“, fragte Tom seine Frau Alex.
„ Nein.“, antwortete sie ihm und man hörte ein kleines bisschen Verzweiflung in ihrer Stimme. „ Er kam vom Training nach hause, schmiß seine Sache auf den Boden, rannte nach oben und schloß sich im Zimmer ein. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.“
„ Ich sehe mal nach was mit ihm los ist. Vielleicht hat ja Gina mit ihm Schluß gemacht und jetzt hat er Liebeskummer.“
„ Tom.“, antwortete sie ihm und sah ihm in die Augen.
„ Glaubst du wirklich er verhält sich so weil er Liebeskummer hat. Ich befürchte es steckt etwas mehr dahinter.“

Doch Tom wollte darauf nicht mehr antworten. Er verlies die Küche und ging nach oben. Er wollte gerade Klopfen als die Tür aufging und Lukas mit gepackter Tasche vor ihm stand.
„ Wo willst du hin?“ fragte Tom ganz überrascht.
„ Nach Washington D.C..“ , bekam er nur zur antwort.
„ Du kannst nicht einfach so nach Washington gehen. Was ist mit der Schule?“
„ Die ist mir egal!“ An seiner Stimme merkte man die Wut und die Verzweiflung, die in ihm steckte.
„ Was willst du dort überhaupt?“
„ Das geht dich nichts an.“
„ Und ob. Ich bin dein Vormund. Es geht mich sehr wohl etwas an!“

„ Keine Sorge. Wenn ich mit der Sache fertig bin dann bist du mich endlich los. Das wolltest du doch sowieso immer. Schon seid Mum gestorben ist.“
„ Das stimmt nicht Lukas und das weißt du auch. Deine Tante und ich haben deiner Mum versprochen auf dich aufzupassen wenn sie nicht mehr da ist und dieses Versprechen halten wir auch ein.“
„ Aber nun ist Mum wieder da. Also braucht ihr auch nicht mehr auf mich aufpassen.“ Seine Stimme überschlug sich und er hatte Tränen in den Augen.
„ Was redest du denn da für ein Unsinn?“ Tom war verwirrt und wusste nicht was er sagen sollte. „ Deine Mutter ist seit 10 Jahren Tod. Sie wurde ermordet.“

Nun platzt Lukas der Kragen. Er konnte seine Wut nicht mehr bremsen und schrie Tom an.
„ Wenn sie Tod ist wieso habe ich sie dann heute im Fernsehen gesehen? Wenn sie ermordet wurde, wie konnte sie dann durch das Bild laufen? Wie ist das möglich? Verrate mir das mal!“
Tom konnte ihm nicht mehr antworten. Er war viel zu verwirrt. Und auch seine Frau Alex, die alles Mitangehört hatte, konnte ihm darauf keine Antwort geben.

„ Jetzt weiß ich endlich was ich von euch zu halten habe. Ich werde mich auf die Suche nach ihr machen. Und ich komme erst wieder, wenn ich sie gefunden habe“ Er drängte sich an seinem Onkel und seiner Tante vorbei und ging Richtung Tür.

Seine Tante fand ihrer Stimme als erstes wieder. „ Das muss ein Missverständnis sein Lukas. Deine Mutter wurde damals einwandfrei identifiziert. Dein Onkel und ich haben sie vor ihrer Beerdigung noch einmal gesehen. Sie war es ganz bestimmt. Du kannst sie nicht gesehen haben. Vielleicht sah die Frau ihr ähnlich, aber sie kann nicht deine Mutter sein.“
Lukas sah sie nur noch an. Als sie fertig war drehte er sich nur um und ging durch die Tür.

Seine Tante wollte ihn aufhalten, doch ihr Mann Tom hielt sie zurück.
„ Er muss das jetzt alleine tun.“
„ Aber wir können ihn doch nicht einfach gehen lassen. Er weiß doch gar nicht mehr was er tut.“
„ Er wird zurückkommen wenn er merkt das er sich geirrt hat. Dann müssen wir für ihn da sein.“
Mit Tränen in den Augen sah sie ihm nach. Was war nur mit ihm los. „Hoffentlich passiert ihm nichts“.
Ihr Mann nickte nur und sie gingen beide ins Haus.


2 Wochen später
Washington D.C.
Mac’s Wohnung

Es klopft an der Tür. „ Wer ist da?“
„ Ich bins, Harm.“, bekam sie zur Antwort.
Mac ging zur Tür und öffnete sie. Nun stand er vor ihr und schenkte ihr sein berühmtes lächeln. „ Seid wann fragst du nach bevor du die Tür öffnest?“

Sie wollte auf diese Frage nicht ehrlich antworten. Er sollte es nicht wissen. Sie wollte nicht, dass er sich unnötig Sorgen macht. Seit Tagen fühlte sie sich nicht wirklich wohl. Sie hatte das Gefühl verfolgt zu werden. Sie wollte nicht dass es so endet wie damals als Coster sie verfolgte und sogar Dalton Lowne tötete. So etwas sollte nie mehr geschehen, schon gar nicht mit Harm.

Also sagte sie nur: „ Wollte wissen ob sich der Weg zur Tür überhaupt lohnt.“
„ Und?“
„ Was und?“
„ Hat sich der Gang gelohnt?“
„ Nicht wirklich“
Harm sah sie verwundert an, bemerkte dann aber ihr breites grinsen.
„ Was machst du denn zu so später Stunde noch hier?“
„ Wollte mit dir noch den Foster Fall durchsprechen damit wir morgen gut vorbereitet sind.“

Im nächsten Moment bereute er seine Antwort jedoch schon wieder. Das würde Mac ihm niemals glauben. Der Foster Fall war eine eindeutige Sache. Es gab ein dutzend Zeugen die gesehen haben wie er sich in der Bar mit Petty Officer Dobbs geprügelt hatte und er ihm dabei mit einer Flache auf den Kopf schlug. Die Verhandlung war eigentlich nur noch Formsache.

Doch die Wahrheit konnte er ihr nicht sagen. Er war in großer Sorge um sie. Er hatte schon seit Tagen das Gefühl verfolgt zu werden und er befürchtete das Palmer nach langer Zeit wieder etwas eingefädelt hat um sich an ihm zu rächen. Zwar sitzt er noch im Gefängnis, dass hatte er bereits geprüft, doch auch von dort aus hat er ihm schon mehr als einmal das Leben schwer gemacht und versucht ihn zu töten. Das letzte mal täuschte er einen Gehirntumor und die darauf folgende wundersame Heilung vor, nur um ihn in eine Falle zu locken und töten zu lassen. Nein, er war sich ganz sicher das Palmer wieder etwas ausheckte und er wollte diesmal auf Nummer sicher gehen. Mattie war bei seinen Eltern in Sicherheit und um Mac würde er sich selber kümmern.

„ Was willst du denn da noch durchsprechen?“
Mit diesem Satz holte Mac ihn aus seinen Gedanken.
„ Ähm… Nunja…. Ich dachte du solltest morgen das Schlussplädoyer halten.“, stotterte Harm herum.
„ Ach und das fällt dir natürlich erst jetzt ein. Das ist ja mal wieder typisch.“
Harm war froh das Mac ihm seine Geschichte abgekauft hatte. Zumindest im Augenblick war sie in Sicherheit.


Gleiche Zeit,
gleiche Stadt,
5 Blocks entfernt

„ Habe sie etwas herausgefunden Mr. Kennedy?“
„ Ja. Eine Menge sogar. Ich muss sagen ich hatte es mir schwere vorgestellt. Zuerst einmal hast du dich nicht geirrt. Wie dir diese Fotos zeigen ist dein Mutter noch am Leben. Sie hat allerdings einen andere Namen.“
„ Und wie heißt sie jetzt?“, Lukas konnte seine Neugierde nicht bremsen. Seine Mutter war noch am Leben. Doch wieso hat sie sich nie bei ihm gemeldet. Und wieso hat sie ihren Namen geändert. Was war damals passiert. Musste sie ihn im Stich lassen um ihn zu schützen? Ihm schossen noch tausende von Fragen durch den Kopf, die er ihr alle stellen würde wenn sie sich wieder treffen würden.

„ Ihr Name ist Sarah MacKenzie. Ihre Freunde nennen sie Mac. Sie ist Colonel bei den Marines.“
„Marines?“ Lukas war verwirrt. Seine Mum war Lieutenant bei der Navy. Ein neuer Name, dass verstand er noch, aber wieso ist sie zu den Marines gegangen?
„ Sind sie sicher das sie ein Marine ist?“
„ Ja absolut.“

„ Und was wissen sie sonst noch?“
„Nun. Sie ist beim JAG.“
„ Was ist JAG?“
„ Das Judge Advocate General. Das sind die Anwälte des Militärs.“

Lukas verstand gar nichts mehr. Er wusste nicht mehr sehr viel von seiner Mum, aber aus ihren Briefen wusste er das sie ihre Arbeit auf dem Flugzeugträger geliebt hatte. Wieso sollte sie jetzt Anwältin werden? Zumal sie Anwälte hasste. Einer von denen hatte mal versucht ihr das Sorgerecht abzuerkennen und ihren Sohn in eine Pflegefamilie zu geben, da sie so wenig zu hause war und deren Meinung nach so nicht gut genug für ihn Sorgen konnte.

„ Können sie mir sagen wo ich sie jetzt finde?“
„ Ja. Hier habe ich ihre Adresse“. Er gab Lukas einen Zettel mit einer Adresse drauf. „ Aber du solltest es dir zweimal überlegen was du damit machst. Sie hatte sicherlich einen guten Grund dich glauben zu lassen sie wäre Tod.“

„ Das ist nun ja nicht mehr ihre Sache. Wie viel schulde ich ihnen?“
„ 3 Tage arbeit plus Spesen das macht 2500$.“
„ 2500$??? Soviel Geld habe ich nicht. Können sie die Rechnung nicht an meinen Onkel schicken? Er bezahlt die bestimmt. Hier ist die Adresse.“
„ Ausnahmsweise mache ich das mal. Nun noch ein gut gemeinter Rat. Sei vorsichtig und bedenke denn nächsten Schritt gut. Ich habe schon eine Menge Leute bei ihrer Suche geholfen, die am Ende dann enttäuscht wurden.“
„ Keine Sorge. Ich weiß was ich tue.“

Entschlossen macht er sich auf den Weg. Heute würde er seine Mum wieder in die Arme nehmen können. Das hatte er sich schon so lange gewünscht. Noch einmal ihr lachen sehen. Noch einmal mit ihr sprechen. Er wusste das er nicht bei ihr bleiben kann. Denn sie hatte für die Sache sicher einen guten Grund. Doch diesmal kann er sich von ihr verabschieden und ihr sagen wie sehr er sie liebte. Voller Gedanken macht er sich auf den Weg zu ihr.

Plötzlich hört man ein lautes quietschen. Als er aufsieht ist es schon zu spät. Der rote Truck rast auf ihn zu und erwischt ihn mit voller Wucht.


1 Stunde später in Macs Apartment

Harm und Mac saßen auf der Couch und arbeiteten an dem Plädoyer. Wenn man es überhaupt arbeiten nennen konnte. Genau genommen schrieb Mac an ihrem Plädoyer während Harm ihr die ganze Zeit mit Verbesserungsvorschlägen auf die Nerven ging. Aber er ließ sich auch nicht rausschmeißen.

Plötzlich klingelt das Telefon.

„ Ja bitte.“
„ Guten Abend. Hier ist das County Hospital. Spreche ich mit Mrs. Sarah MacKenzie?“, antwortete eine junge Frau am anderen Ende.
„ Ja“, antwortete Mac ziemlich unsicher.
„ Vor etwa einer Stunde wurde ein junger Mann von einem Auto angefahren. In seiner Hand fanden wir einen Zettel mit ihrem Namen und ihrer Adresse. Würde es ihnen etwas ausmachen zu uns zu kommen um ihn zu identifizieren?“

„ Ein junger Mann mit meiner Adresse? Ich wüsste nicht wer das sein könnte.“, antwortete Sarah. Die Sache kam ihr etwas merkwürdig vor. Wurde sie vielleicht wirklich verfolgt und sollte nun in eine Falle gelockt werden?
„ Bitte Mrs.“, sagte die junge Frau. „ Der Zustand des Jungen ist wirklich sehr kritisch. Wir müssen wissen wer er ist damit wir seine Eltern benachrichtigen können.“

„ Seine Eltern? Wie jung ist er denn?“
„ Ich würde ihn so auf 14-16 Jahre schätzen.“, gab die Frau zur antwort.
14-16 Jahre. So junge Leute kannte sie nicht. Aber ein so junger Mann würde sie auch in keine Falle locken können. Mac wusste nicht was sie tun sollte.

„ Ok. Ich komme so schnell wie ich kann.“, antwortete sie dann aber doch und legte auf. Ihre Neugier hat gesiegt. Sie wollte wissen was es mit dem jungen Mann auf sich hat. Vielleicht war er ja ihr Verfolger. Sie konnte sich das zwar nur schwer vorstellen aber es wäre immerhin Möglich. Und wenn es doch eine Falle ist? Sie würde einfach Harm mitnehmen. Dann muss sie ihm halt ihre Vermutung mitteilen. So wie er sich heute verhalten hat muss er sowieso schon etwas ahnen.

„ Was ist den los?“, wollte Harm von ihr wissen. Er hatte das Gespräch mit angehört und als er die Worte „jung“ und „ Eltern“ vernahm wurde er stutzig. War vielleicht etwas mit Mattie? Oder hatte Palmer wirklich etwas geplant?
„ Komm wir müssen los!“, antwortete sie ihm nur. „ Ich erkläre dir alles unterwegs.“


Harms Wagen
Auf dem Weg zum Krankenhaus

Mac hatte ihm alles erzählt. Ihre Angst vor dem Verfolger, der merkwürdige Anruf vorhin. Sie war sich nicht sicher was er gerade dachte.
Jetzt muss ich es ihr auch sagen, dachte sich Harm.
„ Du bist nicht die einzige, Sarah.“, sagte er plötzlich.
Verwirrt sieht sie ihn an.
„ Auch ich habe seit ein paar Tagen das Gefühl beobachtet zu werden. Ich dachte Palmer plant seit langer Zeit wieder etwas und weil er sich immer die Leute raussucht die mir etwas bedeuten, habe ich mir sorgen um dich gemacht.“
So jetzt war es raus. Und er war sehr froh darüber.

Mac konnte darauf nichts sagen. Sie blickte nur stumm aus dem Beifahrerfenster, aber in ihrem Kopf flogen die Gedanken nur so umher. Auch sie hatte sich große Sorgen um ihn gemacht. Aber soll sie ihm das jetzt sagen?

Oh, jetzt ist sie sauer auf dich alter Junge. Aber das hast du ja auch irgendwie verdient. Aber andererseits hatte sie nicht genau dasselbe getan? Er war froh als er um die Ecke bog und sie vor dem Krankenhaus standen. Jetzt würden sie erst einmal sehen was hier überhaupt los ist. Dann könnten sie die andere Sache klären.


Im Krankenhaus

Harm und Mac gingen zuerst zur Information.
„ Guten Abend. Mein Name ist Sarah MacKenzie. Ich wurde von ihnen angerufen. Ein Junge der in einem Unfall verwickelt war trug meine Nummer bei sich.“
„ Ein Moment bitte. Ich schaue kurz nach“, antwortet die Dame, und tippte etwas in ihren Computer ein.
„ Ah, da haben wir ihn ja. John Doe Nummer 35. Er wird gerade noch operiert, aber sie können gerne im Wartezimmer platz nehmen. Der behandelnde Arzt wird sofort nach der OP zu ihnen kommen.“

Sie begleitete die beiden ins Wartezimmer und ließ sie dann allein.

Zwischen den beiden herrschte eine beängstigende Stimmung. Keiner traute sich etwas zu sagen. Andererseits warteten sie beide auf das, was als nächstes geschehen würde. Wer war der Junge? Woher hatte er Macs Adresse und ihrer Telefonnummer?

Plötzlich stürmte ein völlig aufgelöster Mann ins Wartezimmer.
„ Es tut mir ja so schrecklich Leid. Ich habe ihn zu spät gesehen und konnte dann einfach nicht mehr bremsen. Bitte verzeihen sie mir. Ich werde jeden Tag dafür beten das ihr Sohn wieder gesund wird.“ Dann konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten.

Harm und Mac sahen ihn ganz erstaunt an. Sie wussten nicht was sie dem Mann sagen sollten. Harm versuchte es als erstes.
„ Ich glaube hier liegt eine Verwechslung vor. Wir zwei sind nicht verheiratet und von uns hat auch keiner ein Kind.“ Die Sache mit Mattie wollte er jetzt nicht anbringen. Das hätte den armen Mann vielleicht noch mehr durcheinander gebracht.

Der sah ihn aber mit großen, ungläubigen Augen an.
„ Aber er hatte doch ein Foto von ihnen mit dabei.“, entgegnete er und zeigte dabei auf Mac.
„ Und auf der Rückseite stand in großen Buchstaben „ Mum“.

Nun verstand Mac gar nichts mehr. Sie musste sich erst einmal setzen.

Harm schaltete als erstes. Er hatte einen Verdacht wie das ganze entstanden sein könnte.
„ Haben sie das Foto vielleicht hier?“, fragte er und seine Stimme zitterte ein wenig.
„ Ja.“ Der Mann zog ein Foto aus seiner Jackentasche und überreichte es Harm.

Als er sich das Foto ansah wurde sein Verdacht bestätigt. Die Frau auf dem Bild sah so aus wie Mac. Doch sie war es nicht. Es war seine alte Freundin Diane, die vor mehr als 10 Jahren ermordet wurde. Der Täter hatte seine gerechte Strafe bekommen. Er war so von der Rolle als er Mac sah, das er ins Hafenbecken fiel und vom Bug eines Flugzeigträgers gegen die Wand des Hafenbeckens gequetscht wurde.

Er reichte Mac das Foto und sagte:„ Du erinnerst dich bestimmt noch an die Geschichte von Diane. Jetzt kannst du sehen wie ähnlich ihr euch seht.“
Mac betrachtete das Foto und konnte ihren Augen nicht trauen. Harm und auch Bud hatten ihr zwar schon oft gesagt wie ähnlich sie sich sahen, aber das sie sich wirklich fast wie Zwillinge gleichten hatte sie ihnen nie geglaubt.

Auch Harm musste sich jetzt setzten. Er und Diane hatten sich immer sehr gut verstanden, aber das sie einen Sohn hatte, davon wusste er nichts. War er vielleicht sogar sein Sohn. Immerhin haben sich die beiden ein paar Mal getroffen als er mit der Fliegerei aufgehört hatte. Und es blieb nicht immer nur bei einem gemütliche Essen.

Beide wurden in ihren Gedanken unterbrochen, als der Arzt hineinkam.

„Mrs. MacKenzie.“
„ Äh... ja… äh… Das bin ich.“ Mac war überhaupt nicht mehr auf der Höhe. Das war alles viel zu viel für sie. Da war ein Junge der sie für seine Mutter hielt und sie wusste nicht was sie ihm sagen sollte. Ob sie ihn überhaupt sehen wollte.
„ Ich bin Doktor Sean Morris. Ich habe den Jungen operiert. Man sagt mir, dass er ihre Telefonnummer bei sich trug und auch ein Foto von ihnen. Es wäre eine große Hilfe für uns wenn sie ihn identifizieren könnten, damit wir seine nächsten Verwandten ausfindig machen können. Wenn sie mir bitte folgen würden.“

Harm und Mac sagten gar nichts. Sie waren noch viel zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt und folgten Doktor Morris in Lukas Zimmer.


County Hospital
Lukas Zimmer

Da lag er. Angeschlossen an einem Beatmungsgerät. Das EKG zeichnete seinen Herzschlag auf. Er war bewusstlos. Sein rechtes Bein war bis zum Oberschenkel eingegipst. Sein linker Arm schien ebenfalls gebrochen zu sein.
„ Und? Erkennen sie den jungen Mann?“, fragte Doktor Morris und blickte Mac erwartungsvoll an.
„ Nein, tut mir leid.“ Mehr konnte Mac nicht sagen.

„ Wie geht es ihm denn?“, wollte Harm wissen. Er kannte den Jungen nicht, doch er fühlte sich sofort zu ihm gezogen. Er konnte sich dieses Gefühl auch nicht erklären, aber es war ein bisschen so wie bei Mattie damals.
„ Sein Zustand ist sehr kritisch!“, bekam er zur Antwort. „ Sein linker Arm ist an mehreren Stellen gebrochen. Seine Kniescheibe im rechten Knie wurde durch den Aufprall schwer beschädigt. Es wäre möglich das sein Bein steif bleibt. Außerdem hat er sich schwere innere Verletzungen zugezogen. Wir mussten seine Milz, eine Niere und ein Teil seiner Leber entfernen um die Blutungen stoppen zu können.“

„ Aber er wird es schaffen?“
„ Nun. Das können wir im Moment nicht genau sagen. Er hat sich beim Aufprall schwere Kopfverletzungen zugezogen. Wir haben beim CT eine Blutung festgestellt. Leider ist sein Zustand aufgrund der inneren Verletzungen im Moment zu instabil. Wir mussten ihn in ein künstliches Koma legen, damit die Hirnblutung nicht noch schlimmer wird. Sobald sich sein Zustand gebessert hat, werden die besten Neurologen unsere Klinik ihn ein weiters mal operieren, vorausgesetzt wir finden seine Angehörigen.“

„ Und wenn sie sie nicht finden?“, wollte Mac wissen. Sie hatte alles mit angehört und ihr wurde immer mulmiger zumute je länger Doc Morris sprach.
„ Nun, dann liegt alles Weitere beim Jugendamt.“
„ Wieso beim Jugendamt? Was haben die damit zu tun?“, wollte Harm wissen.
„ Nun. Der Junge wurde unserer Erkenntnis nach bis jetzt nicht als vermisst gemeldet. Wir müssen deshalb davon ausgehen das er ein Waisenjunge oder ein Ausreißer ist, für den sich niemand interessiert. Dann müssen wir das Jugendamt verständigen, damit der Staat die Kosten der Behandlung übernimmt. Und um ehrlich zu sein. Dann sieht es für den Jungen nicht besonders gut aus, denn die Versuchen die Kosten immer Möglichst gering zu halten.“

Mac hielt das ganze nicht mehr aus. Da lag dieser Junge. Er war zwar kräftig gebaut, wahrscheinlich ein guter Sportler, doch aufgrund all dieser Maschinen wirkte er im Moment äußerst schwach. Als sie ihn da so liegen sah, musste sie immer daran denken, wieso das passiert war. War sie vielleicht sogar Schuld an dem Unfall? Hatte er sich so darauf gefreut sie zu sehen dass er nicht aufmerksam genug war? Hatte er sie womöglich damals im Fernsehen gesehen als sie bei dieser dummen Umfrage zu Thema Umweltverschmutzung teilgenommen hat? Was wenn sie einfach weiter gegangen wäre? Dann hätte er sie nicht gesehen. Er hätte sich keine Hoffnungen mehr gemacht. Er wäre dort geblieben wo er war und wäre nicht vor dieses Auto gelaufen. Plötzlich lief ihr eine Träne über die Wange.

Harm bemerkte, dass mit Mac etwas nicht stimmte. Er sah ihre Tränen. Er ging zu ihr hin, nahm sie in den Arm und fragte: „ Was ist mit dir Mac? Geht es dir nicht gut?“

Mac schluchzte nur. Sie konnte darauf nicht antworten. Und sie wollte es auch nicht. Immer wurde sie von allen Männern enttäuscht oder verlassen. Da waren Dalton, Mic Brumby und natürlich Webb. Aber mit Harm war das anders. Ja, er hatte sie oft verletzt, sehr oft sogar. Doch in letzter Zeit hatte sie das Gefühl, dass alles besser werden würde. Harm hatte Mattie und er hat sich durch sie in letzter Zeit sehr zum positiven verändert. Sie hatte sich sogar schon überlegt aus dem Marienchor auszutreten um mit ihm eine Beziehung eingehen zu können. Und um Mattie vielleicht eine Ersatzmutter zu sein. Wo sie schon keine eigenen Kinder bekommen konnte. Und mit Mattie verstand sie sich wirklich gut. Fast so gut wie mit Chloe. Doch nun ist sie vielleicht, nein in ihren Augen sogar ganz bestimmt daran Schuld, dass sein Sohn im sterben lag. Jawohl. Lukas war sein Sohn. Da war sie sich ganz sicher. Sie hatte von Harms Mutter mal Fotos aus seiner Teenagerzeit gezeigt bekomme und dieser Junge sah ihm sehr ähnlich. Dieselbe sportliche Statur. Groß, schlank, kräftig, muskulös. Ob er auch dieselben wunderschönen Augen und dasselbe lächeln hat, fragte sie sich.

Harm unterbrach ihre Gedanken.

„ Doktor Morris? Könnte ich sie draußen kurz unter vier Augen sprechen?“, wollte Harm wissen.
Der Arzt nickte und ging zur Tür.
„ Passt du solange auf ihn auf?“
Mac nickte nur. Sie wusste genau was Harm mit dem Arzt besprechen wollte. Er hatte den gleichen Verdacht wie sie.



Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#2 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:20

County Hospital
Vor Lukas Zimmer

Harm war sehr unsicher. Er wusste nicht, wie er dem Arzt das alles erklären sollte. Wie sollte er ihm die Sache mit Mac und Diane nur glaubwürdig erzählen?
„ Sie kennen diesen Jungen, nicht wahr?“, begann Doktor Morris.
Harm war sehr überrascht. „ Wie kommen sie darauf?“, fragte er verdutzt zurück.
„ Nun, sie haben sich sehr für ihn interessiert. Das ist sehr ungewöhnlich für einen völlig Fremden. Außerdem sieht ihre Frau so aus als mache sie sich große Sorgen um den Jungen.“
„ Oh. Wir sind nicht verheiratet. Wir sind nur gute Freunde.“, erwiderte Harm sofort. „

„Nun ja. Persönlich kenne ich ihn nicht. Und Mac auch nicht. Wir haben ihn auch noch nie gesehen. Aber… Das ist ziemlich kompliziert.“
„ Versuchen sie es mal!“. forderte der Doc ihn auf.
„ Nun sehen sie. Vor etwa 10 Jahren wurde eine sehr gute Freundin von mir ermordet. Sie und Sarah, also Mac, sehen sich sehr ähnlich. Fast wie Zwillinge. Aber sie sind nicht Verwandt, falls sie das jetzt denken. Der Junge muss Mac irgendwo gesehne haben und hält sie wahrscheinlich für seine Mutter. Deswegen hatte er auch ihre Adresse bei sich. Und…“
„ Und sie denken, dass sie vielleicht der Vater des Jungen sind.“
„ Woher….“
„ Ihr Interesse. Und ihre Reaktion auf seine Verletzungen.“

Gibt es vielleicht eine Möglichkeit das festzustellen?“
„ Ich könnten einen Bluttest anordnen. Das dauert zwar ein bis zwei Wochen, würde uns aber 99,99999999965 %ige Sicherheit geben.“
„ Wann könnten sie den Test machen?“
„ Wenn sie wollen sofort.“
„ Gut. Je eher desto besser.“
„ Gut. Ich werde eine Schwester zu ihnen schicken, die ihnen etwas Blut abnimmt. Wir werden aber trotzdem weiter nach Verwandten des Jungen suchen lassen. Nur für alle Fälle.“
„ In Ordnung. Sage sie mir bescheid wenn ich irgendwie helfen kann.“
„ Das werde ich. Auf Wiedersehen. Ich muss mich jetzt um meine anderen Patienten kümmern. Die Schwester kommt sofort.“
„ Auf Wiedersehen Doktor. Und vielen Dank.“

2 Minuten später kam die Schwester und nahm eine Blutprobe. Nun heißt es warten und hoffen, dachte er sich. Er wusste nicht wieso, aber er wünschte sich ein positives Ergebnis. Ein Sohn. Ein Bruder für Mattie. Dann musste er nur noch Mac für sich gewinnen und er hätte die Familie die er sich immer gewünscht hatte.


County Hospital
Lukas Zimmer

Mac war sehr unsicher. Vor ihr lag immer noch dieser Junge der glaubte sie sei seine Mutter. Was wenn er plötzlich aufwacht? Was würde sie dann tun.
„Halt Mac!“, sagte sie zu sich selbst. Der Arzt sagte etwas von einem künstlichen Koma. Er kann also nicht einfach aufwachen. Aber er muss. Wenn Harm wirklich sein Vater ist dann muss er einfach aufwachen.

„Du darfst nicht einfach so mir nichts dir nichts hier auftauchen und dann einfach sterben. Du kannst ihm nicht seinen größten Wunsch erfüllen und ihn dann so im Stich lassen.“, schrie sie ihn an und die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie erschrak. Hatte sie das eben laut gesagt? Hoffentlich hat Harm das nicht gehört. Doch was würde aus ihr werden. Eine Beziehung zwischen ihr und Harm wäre dann nicht möglich. Sie müssten ihm die Wahrheit sagen und wer weiß wie er darauf reagieren würde. Außerdem wäre es für den Jungen viel zu schmerzhaft ständig an seine Mutter erinnert zu werden. Nein, dass könnte sie ihm nun wirklich nicht antun. Sie würde Harm aufgeben. Es würde ihr schwer fallen, doch sie war sich sicher, so ist es am besten für alle. Ja, so ist es am besten. Sie setzte sich an sein Bett und flüsterte ihm zu:
„ Kämpfe! Du musst kämpfen! Du bist ein Rabb und die geben niemals auf.“ Dann schlief sie ein.

Als Harm das Zimmer wieder betrat, sah er sie. Er war sich sicher. „ Ja! Wir werden eine Familie. Mattie, Mac, Junior und ich. Und es entwischte ihm zum ersten Mal ein grinsen und er war glücklich, glücklich über den Gedanken an eine Familie.


Chicago, Illinois
Polizeistation
Der nächste Tag

Es war ein reges treiben auf der Wache. In der Nacht wurden wieder mal einige betrunkene zum ausnüchtern in die Zellen gebracht und die mussten nun alle nach und nach wieder entlassen werden.
Detective Scott Collins saß an seinem Schreibtisch und machte den üblichen Papierkram, als ein Fax eintraf. Er nahm es aus dem Faxgerät und las es aufmerksam durch.

Dringend!

Gesucht werden die Eltern oder die Verantwortlichen dieses Jungen. Er hatte einen schweren Unfall in Washington D.C.. Er ist etwa 1,75m groß, sportlich und hat dunkle kurze Haare. Er trug eine blaue Jeans, ein weißes Shirt und ein Baseballcap der Kennedyhighschool Chicago.
Wenn sie Informationen über diesen Jungen haben melden sie sich bitte sofort beim County Hospital in Washington D.C.

406 555 2020

Als er die zugehörige Zeichnung sah blieben ihm die Worte im Hals stecken. Er erkannte den Jungen auf Anhieb. Es war Lukas, ein Junge aus seiner Nachbarschaft. Ein verdammt guter Spieler, wie er immer fand. Sein eigener Sohn bewunderte ihn sehr und freute sich immer auf das Wochenende, weil Lukas dann oft im Park mit ihm übte. Scott war sehr froh darüber, da er selbst nur wenig Zeit für seinen Sohn hat. Und er vertraute Lukas voll. Aber was machte er in Virginia. Tom hatte ihm gesagt Lukas sei sehr krank und er wüsste nicht wann er das nächste Mal mit Scotty spielen kann. Sofort nahm er das Bild und das Fax und machte sich auf dem Weg zu Lukas Eltern.


County Hospital
Washington D.C.
Lukas Zimmer

Harm war schon wieder seit einer Stunde wach um über die Ereignisse der letzten Nacht nachzudenken. Noch vor kurzem war er Harmon Rabb Junior, ehemaliger Kampfpilot, JAG Anwalt und Vormund eines 15 jährigen Mädchens. Heute, knappe 12 Stunden später, ist er plötzlich Vater eines Jungen. Er ist nicht nur sein Vormund, eine Erwachsene Person die für ihn sorgt, er ist sein leiblicher Vater. Zwar hat er das Ergebnis des Tests noch nicht vorliegen, aber er ist sicher trotzdem sicher. Dieser Junge ist sein Sohn. Doch wieso hatte Diane ihm nie von ihm erzählt? Es muss ihn schon lange vor ihrer Ermordung gegeben haben und da haben die beiden doch noch regelmäßigen Kontakt gehabt. Er wusste nicht einmal dass sie schwanger war.

Plötzlich geht die Tür auf und Doktor Morris betritt den Raum.
„ Gute Nachrichten. Sein Zustand hat sich stabilisiert. Wir können jetzt den zweiten Eingriff wagen.“
„ Das sind wirklich gute Nachrichten. Aber… ich dachte das wäre erst Möglich wenn man weiß wer er ist und wer für ihn Verantwortlich ist. Oder gibt es etwa schon das Testergebnis?“ Harm war nervös. Sollte er etwa jetzt schon die Wahrheit erfahren?

„ Nein. Das Ergebnis gibt es frühestens in einer Woche. Aber wir wissen jetzt wer er ist. Sein Name ist Lukas Carter. Seine Eltern sind Tom und Alexandra Carter. Sie leben in Chicago und sind bereits auf dem Weg hierher. Sobald sie angekommen sind und die Einwilligungserklärung unterschrieben haben werden wir ihn operieren.“

„ Und wenn er die Operation übersteht, wie stehen dann seine Chancen?“. Diese Frage kam von Mac. Sie war inzwischen ebenfalls aufgewacht.
„ Nun, dass kann man nicht genau sagen, aber sie würden auf jeden Fall steigen. Eine Operation am Gehirn ist immer sehr riskant. Es wäre Möglich, dass er Folgeschäden davonträgt oder nie wieder aufwacht. Genauso gut könnte er aber auch wieder völlig gesund werden.“

„ Wissen sie denn wann seine Eltern hier eintreffen?“
„ Soviel ich weiß in etwa einer Stunde. Wenn sie mich jetzt entschuldigen, ich habe noch ein paar Dinge für die Operation vorzubereiten.“

Daraufhin verlässt Doktor Morris den Raum und lässt Harm und Mac allein zurück.

„ Tja, wenn Sie bald kommen dann sollte ich jetzt wohl lieber gehen.“
Sie steht auf, nimmt ihre Jacke und geht Richtung Tür doch Harm hält sie am Arm fest.
„ Warum willst du gehen?“
„ Ich glaube es ist nicht so gut wenn mich seine Eltern sehen. Ich habe schon genug Verwirrung gestiftet und wenn seine Eltern Diane kannten, dann wird es nur noch mehr Verwirrungen geben. Und Sie kennen sie bestimmt. Wenn nicht persönlich dann von dem Foto.“

„ Erstens hast du keine Verwirrung gestiftet. Wer weiß wie der Junge, ich meine Lukas, auf die Idee gekommen ist nach seiner Mutter zu suchen. Vielleicht sucht er sie schon seit Jahren und hat dich nur zufällig entdeckt. Und das ihr euch so ähnlich seht da kannst auch du nichts für. Und zweitens glaube ich nicht dass die Leute Diane kannten. Womöglich sind Sie nicht einmal seine Eltern. Vielleicht haben Sie ihn verwechselt. Ich meine wer lässt seinen Minderjährigen Sohn schon in einer fremden Stadt allein nach der Mutter suchen?“

„ Muss ich dich daran erinnern, dass du bis nach Russland geflogen bist, um deinen Vater zu finden?“
„ Ich war aber auch kein Kind mehr!“
„ Und mit wie viel Jahren warst du damals in Vietnam?“
„ Woher weißt du das den schon wieder?“
„ Ich habe so meine Quellen Flyboy.“
„ Wie auch immer. Wir sollten erst einmal hier bleiben und abwarten was passiert. Findest du nicht?“

Nicht sonderlich begeistert, aber doch einsichtig stimmt sie ihm zu.
„ Also gut, ich bleibe. Aber nur, wenn wir jetzt erst mal frühstücken gehen.“
„ Einverstanden.“
Und so machen sich beide auf den Weg zur Cafeteria.


County Hospital
Gang vor Lukas Zimmer
30 Minuten später

Das Frühstück fiel nicht wirklich groß aus. Beide konnten nichts essen, also tranken sie nur einen Kaffee. Ihre Sorge, dass etwas bei der Operation schief geht und Lukas stirbt, war viel zu groß. Immerhin könnten sie ihn dann niemals kennen lernen. Sie würden dann nie erfahren, wie er war und was ihn zu seiner Suche getrieben hat.

Sie gingen gerade den Gang zu Lukas Zimmer runter, als Mac plötzlich stehen bleibt.
„ Was ist los?“, fragt Harm etwas verwirrt.
„ Sie sind da.“, erwidert Mac und zeigt auf das Ehepaar, das mit Doktor Morris zusammen im Zimmer steht.

Man erkennt auf Anhieb, dass die beiden keinerlei Ähnlichkeit mit Lukas haben.
Der Mann ist etwa Mitte vierzig. Mit seinen 1,70m ist er nicht grade der Größte und seine Figur lässt auf alles andere als einen sportlichen Mann schließen. Seine dunkelblonden Haare sind kurz geschnitten und durch den Anzug wirkt er wie ein Anwalt oder Bankier. In Wirklichkeit war er jedoch Angestellter einer Lebensversicherung.
Auch die Frau wies keine große Ähnlichkeit mit Lukas auf. Sie war ende dreißig und nur etwa 1,60m groß. Sie hatte langes blondes Haar und wirkt durch die schlanke Figur zumindest etwas sportlich.

Harm und Mac beobachten die beiden von einiger Entfernung aus. Zwar können sie nicht hören worüber sie gerade mit Doktor Morris redeten, aber da sie immer wieder zu Lukas herübersahen war beiden sofort klar worum es ging.

Als Doktor Morris den Raum wieder verließ, gingen beide zu Lukas rüber. Zärtlich streichelte Alex ihm mit ihrer Hand über seine Stirn. Dann wendete sie sich zu ihrem Mann und fiel ihm weinend in den Arm, während er versuchte sie wieder zu beruhigen und ihr Mut zusprach.

In Harm brodelte es. Er drehte sich um und ging langsam den Flur entlang bis zu einer Sitzecke. Dort setzte er sich erst einmal. Mac folgte ihm und setzte sich ebenfalls. Beide schwiegen.

Harms Gedanken überschlugen sich jedoch. Wie konnte er nur so blöd sein? Wie hatte er nur Glauben können, dass er jetzt eine glückliche Familie haben würde. Er kannte diesen Jungen doch nicht einmal. Er war mindestens 15 Jahre alt. Selbst wenn er sein Vater ist, würde er überhaupt zu ihm wollen. Immerhin war er bis jetzt nie für ihn da gewesen. Und die beiden schienen ihn wirklich sehr zu lieben. Wie konnte er nur einen Sekunde daran denken denn Jungen zu sich zu nehmen. Ihn aus seiner gewohnten Umgebung herauszureißen. Von den Leuten wegzuholen die sich bisher um ihn gekümmert haben. Wieso glaubte er nur dass der Junge keine Familie hat. Nur weil er sein Vater ist hatte er noch lange nicht das Recht dazu ihn von nun auf großzuziehen. Nein! Egal was der Test ergeben würde, er würde es ihm nicht sagen. Er darf es nie erfahren. Die Geschichte mit Mac und Diane wird für ihn sowieso schon viel zu schwer. Aber das muss er erfahren, denn sonst würde er wahrscheinlich irgendwann wieder bei Mac auftauchen.

„ Wir müssen es ihm sagen Harm.“
„ Was?“ Er war noch immer in Gedanken und hatte nicht mitbekommen was Mac zu ihm gesagt hatte.
„ Einfach alles.“
„ Lass das seine Eltern entscheiden.“, erwidert er, steht auf und ging Richtung Fahrstuhl.
Mac folgt ihm und zusammen verlassen sie das Krankenhaus.


1 Woche später
JAG Hauptquartier

Es klopfte an Harms Bürotür.
„ Herein.“ Er schaute auf und konnte seinen Augen kaum trauen. Vor ihm stand Tom.
„ Guten Tag. Sind Sie Commander Harmon Rabb Junior?“
„ Ja.“

„ Mein Name ist Tom Carter.“
„ Ja. Ich habe sie ihm Krankenhaus gesehen. Wie geht es denn Lukas?“
„ Besser. Er ist gestern aufgewacht. Man muss noch ein paar Tests machen, aber er wird wohl wieder ganz Gesund werden.“
„ Das klingt gut.“
„ Ich weiß es.“

Harm schaute ihn verwundert an.
„ Was wissen sie?“
„ Alles. Die Sache mit Diane und dieser Mac und auch das sie Lukas richtiger Vater sind.“
„ Das steht noch nicht fest.“
„ Doch. Der Laborant muss mich mit ihnen verwechselt haben. Er traf mich in Lukas Zimmer und gab mir das Testergebnis.“

Er übergab Harm einen Umschlag und setzte sich.“
Harm las sich das Schreiben aufmerksam durch. Erst einmal, dann ein zweites und drittes Mal.
„ Lukas ist also wirklich mein Sohn.“
„ Ja, das ist er. Er weiß aber nichts davon und er soll es auch niemals erfahren. Er hat im Moment schon genug durchgemacht.“
„ Keine Sorge.“, antwortete Harm. Er wusste nicht wieso, aber er wollte es Lukas im Moment sowieso nicht sagen.

„ Luke ist im Moment sehr durcheinander. Wir haben versucht ihm die Sache mit Diane zu erklären, aber er es glaubt uns nicht. Können sie und diese Mac es nicht einmal versuchen? Wenn er sie sieht und die Geschichte von ihnen beiden hört dann glaubt er es vielleicht.“
„ Sind sie sich da ganz sicher? Immerhin ist die Geschichte ziemlich unglaublich und er könnte dann auch erfahren das ich sein Vater bin.“

„ Das lässt sich sicher vermeiden. Sagen sie ihm einfach nicht, dass sie Diane gekannt haben. Sie sind einfach ein guter Freund dieser Mac und haben Erkundigungen über die Sache eingezogen. Sagen sie ihm, dass sie sich schon ewig kennen und das sie in Dianes Fall ermittelt haben und deshalb 100%ig wissen, dass sie Tod ist.“

„ Wieso wollen sie denn überhaupt, dass wir mit ihm reden?“
„ Im Moment will er erst wieder nach hause kommen wenn er seine Mutter gesehen hat. Und wir wollen ihn so schnell wie möglich wieder bei uns haben.“
„ Ich werde sehen was ich tun kann. Aber ich kann nicht versprechen ob Sarah bei der Sache mitmachen wird. Sie wollte ihm eigentlich nicht gegenüber treten.“
„ Das verstehe ich, aber es wäre am besten wenn er es so schnell wie möglich erfährt.“

Tom stand langsam auf und ging zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um und sagte:
„ Eines sollten sie noch wissen. Alex und ich lieben Lukas wie unseren eigenen Sohn und wir werden ihn niemals hergeben.“
Dann öffnete er die Tür und ging.

Harm sah ihm hinterher. Er wird ihm die Wahrheit sagen, egal ob Mac dabei ist oder nicht. Und er wird ihm auch die ganze Wahrheit sagen, wenn es nötig wird. Dann kann er von allein entscheiden wie und wo sein Leben demnächst weitergehen wird. Und wenn er sich für ihn entscheidet, dann wird er auf jeden Fall um ihn Kämpfen.“


2 Tage später
County Hospital
Lukas Zimmer

Lukas lag in seinem Zimmer und sah fern. Er war froh endlich in einem anderen Zimmer zu sein. Hier konnte er den Fernseher einschalten, sobald Tom und Alex ihm wieder auf die Nerven gingen.

Da klopfte es an der Tür und ein Mann den er nicht kannte trat ein.
„ Ich glaube sie sind hier falsch.“
„ Nein, bin ich nicht. Ich wollte zu dir. Deine Eltern baten mich darum mit dir über deine Mutter zu reden.“
Lukas verdrehte die Augen und schaltete den Fernseher ab. Da Harm in Zivil kam erkannte Lukas nicht wer vor ihm steht und hielt ihn deshalb für einen Psychiater.

„ Na toll. Erst gehen sie mir Stunden, nein sogar Tagelang auf die Nerven und nun schicken sie mir auch noch so einen Psychoheini wie sie hierher.“
„ Ich bin kein Psychiater, sondern Anwalt.“
„ Und wieso schicken die einen Anwalt zu mir? Wollen sie etwa den Fahrer des Wagens verklagen?
„ Ich bin nicht wegen dem Unfall hier, sondern wegen der Sache mit deiner Mutter.“
„ Und wieso kommt dann ein Anwalt?“
„ Ich habe damals die Ermittlungen in dem Fall geleitet und…“
„ Es gab keinen Fall. Meine Mum ist noch am Leben. Und das können auch sie mir nicht ausreden.“

„ Ich wünschte es wäre so, glaub mir. Aber leider ist es nicht so. Ich weiß wie du dich fühlst. Ich habe Jahrelang nach meinem Vater gesucht, obwohl er als im Krieg gefallen galt. Jahre später fand ich heraus, dass er als Kriegsgefangener nach Russland gebracht wurde. Er floh und starb, als er eine Frau vor einer Gruppe Soldaten beschützte. Deine Mum hielt mich auch für verrückt weil ich ihn suchte, so wie deine Eltern dich jetzt für verrückt halten.“

„ Sie kannten meine Mutter?“ Langsam wurde Lukas hellhörig. Dieser Mann schien das gleiche erlebt zu haben wie er mit seiner Mutter. Er war wahrscheinlich der Erste der verstand wieso er nach ihr suchte und er würde ihm vielleicht sogar die Informationen geben können die er brauchte.

„ Ja, ich kannte sie.“
„ Dann wissen sie bestimmt auch wo sie jetzt ist.“
„ Sie ist Tod. Sie wurde schon vor 10 Jahren ermordet.“
„ Nein, dass ist sie nicht. Sie lebt. Ich weiß es. Ich habe sie gesehen. Und ich habe auch ihre Adresse. Ein Privatdetektiv hat sie herausgefunden. Und der hat sie auch gesehen.“
„ Das war nicht deine Mutter. Sie sieht ihr nur sehr ähnlich.“
„ Das ist doch Blödsinn.“

„ Nein. Sarah und deine Mum sehen sich sehr ähnlich. Wie eineiige Zwillinge. Deine Mum ist Tod. Sie wurde ermordet. Du kannst es mir glauben. Ich habe damals die Ermittlungen geleitet. Ich habe sie gesehen. Als ich Sarah das erste Mal sah dachte ich auch Diane wäre noch am Leben und das alles wäre nie passiert. Aber ich habe ihre Leiche gesehen und wusste, dass es unmöglich war.“

„ Halten mich hier eigentlich alle für blöd? Es ist unmöglich, dass sich zwei Menschen so sehr ähneln, es sei denn sie sind Zwillinge. Und Mum hatte nur eine Schwester, nämlich meine Tante Alex. Also hören sie auf so einen Mist zu erzählen.“
„ Ich erzähle dir keinen Mist. Das ist alles die Wahrheit. Ich könnte dich nie belügen. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber es ist wirklich die Wahrheit.“
„ Erzählen sie das lieber jemand anderem. Mich können sie nicht so einfach verarschen. Und jetzt verschwinden sie hier.“

„ Du scheinst ein cleverer Junge zu sein. Clever genug um zu wissen, dass ein Vater seinen Sohn nie belügen würde. Vor allem nicht wenn es um seine Mutter geht.“
Schon im nächsten Moment bereute Harm diesen Satz. Er wollte es ihm zwar sagen, aber sicher nicht so.
„ Also jetzt drehen sie wohl völlig durch? Verschwinden sie endlich aus meinem Zimmer! Und kommen sie nie wieder! Und sagen sie Tom und Alex, dass auch sie mich in Ruhe lassen sollen. Ich will endlich meine Ruhe haben!“

Harm sagte nichts mehr. Er war viel zu enttäuscht. Er ging aus dem Zimmer und ließ einen völlig verwirrten Lukas zurück. Der wusste überhaupt nicht mehr was los war und fing an zu weinen. Er wusste nicht wieso, aber all seine Wut, all seine Enttäuschung fand endlich einen Weg nach draußen. Wo war sie nur? Er brauchte seine Mum jetzt. Er wollte sie in den Arm nehmen. Wollte von ihr die Wahrheit hören. Wollte hören, dass sie ihn liebt und nie mehr alleine lassen würde und dass sie damals einen Fehler gemacht hat, als sie ihn allein bei seinem Onkel und seiner Tante ließ.

Und er wollte wissen, ob dieser Mann ihm die Wahrheit sagte. War er wirklich sein Vater? Und wenn er es wirklich ist, wieso hat er sich dann nie bei ihm gemeldet? Nein, eines wusste er ganz sicher, egal was kommt, er würde nie bei diesem Mann leben wollen, genauso wenig wie er noch mal zu Tom und Alex gehen würde. Er wollte nur eines. Er wollte zu seiner Mum. Und wenn es nicht anders ging und sie wirklich Tod war, dann müsste er halt auch sterben. Ihn würde sowieso niemand vermissen.

Mit diesem Gedanken schlief er ein und keine 5 Minuten später hörte sein Herz plötzlich auf zu schlagen.


County Hospital
Krankenhausflur
1 Stunde später

Besorgt trat Mac aus dem Fahrstuhl. Harm hatte sie angerufen und er klang sehr ernst.

„ Kannst du zum Krankenhaus kommen? Ich brauche dich jetzt.“
Mehr hatte er nicht gesagt, aber an seiner Stimme erkannte sie, dass etwas schlimmes passiert sein musste. Und es hatte sicherlich etwas mit Lukas zu tun. Aber was war es? Ging es ihm wieder schlechter? Oder wollte Harm sie nur dort haben, damit sie mit Lukas redet? Nein, so etwas würde er nie tun. Da war sie sich ganz sicher.

Harm saß auf einem Stuhl im Krankenhausflur. Als er den Fahrstuhl hörte hob er kurz seinen Kopf um zu sehen wer da kam. Als er Mac sah, war er froh, dass er nicht mehr allein war.

Mac erschrak, als sie ihn sah. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Sie hat ihn schon in einigen schweren Stunden erlebt, doch so niedergeschlagen war er noch nie. Sie erkannte sofort, dass er geweint hatte. Da wusste sie, dass es etwas sehr ernstes sein musste, denn sie hatte Harm erst dreimal weinen sehen. Als er die Liste mit dem Namen seines Vaters fand, als er in Russland vom Schicksal seinen Vaters erfuhr und als Bud auf die Mine getreten war und fast sein Leben verlor. Doch in keiner der Situationen sah er so schlimm aus wie jetzt.

Mac beschloss, sich einfach neben ihn zu setzten und nichts zu sagen. Harm würde ihr schon mitteilen was los war.
„ Ich habe ihn getötet Mac.“, sagte Harm ganz leise und Tränen liefen ihm die Wange runter.
Mac sah ihn nur an und sagte nichts. Sie legte nur ihren Arm um seine Schulter um ihm Trost zu spenden.
„ Ich habe ihm die Wahrheit gesagt. Die ganze Wahrheit. Er hat sich furchtbar aufgeregt und wenige Minuten später blieb sein Herz einfach stehen. Es ist alles meine Schuld. Ich hätte es ihm nie sagen dürfen.“
„ Es ist nicht deine Schuld Harm. Er hätte es früher oder später sowieso erfahren, und wer weiß was dann passiert wäre.“

„ Ich habe ihm nicht nur das mir dir erzählt, sondern auch dass ich sein Vater bin. Das hat ihn so aufgeregt. Nicht die Sache mit dir. Die hat er mir gar nicht geglaubt. Es tut mir Leid, ich hätte es dir auch sagen sollen, aber ich wusste nicht wie. Außerdem wollte ich auf Nummer sicher gehen und es dir erst sagen, wenn ich das Testergebnis habe.

„ Ich weiß es doch schon längst Harm. Schon seit ich ihn das erste Mal gesehen habe. Er sieht fast so aus wie du in dem Alter.“
„ Woher weißt du, dass er, mir so ähnlich sieht?“
„ Deine Mutter hat mir und Mattie Fotos von dir gezeigt, als sie das letzte Mal hier war.“
„ OH.“
„ Weißt du denn, wie es ihm jetzt geht? Ist er wirklich Tod?“
Mac hätte sich Ohrfeigen können. Wieso hatte sie das jetzt nur gesagt?

„ Nein. Ich weiß nur, dass sein Herz kurz stehen blieb. Sie haben versucht ihn zu reanimieren und ihn dann in den OP gebracht. Mehr weiß ich nicht. Tom und Alex haben Doktor Morris untersagt mir oder dir weitere Informationen zu geben. Sie geben mir die Schuld an seinem Zustand und sie haben damit ja auch Recht.“
„ Nein, haben sie nicht. Sie waren es die unbedingt wollten, dass du mit ihm redest. Und dass so schnell wie möglich.“

„ Ja, aber dass ich sein Vater bin sollte er nie erfahren.“
„ Das hat ihn aber sicher nicht so aufgeregt. Es war wahrscheinlich die ganze Situation. Das alles ist im Moment einfach viel zu viel für ihn. Er war einfach noch nicht stark genug. Doch jetzt weiß er alles. Jetzt kann er allein entscheiden, wie es weiter geht.“
„ Wenn er noch einmal aufwacht.“
„ Keine Sorge Harm. Er ist ein Rabb, ein Kämpfer. Er schafft das Sicher. Ich sehe mal ob wir nicht doch irgendwie an Informationen über seinen Zustand kommen. Ich habe da schon so eine Idee.“
Dann stand sie auf und ließ Harm allein zurück.


Vor dem County Hospital
5 Minuten später

Mac holte ihr Handy raus und tippte eine Nummer aus Virginia ein.
„ Kanzlei Monroe, Andrews und Peterson. Wie kann ich ihnen helfen?“
„ Guten Tag. Ich spricht Sarah MacKenzie. Können sie mich zu Cathy Monroe durchstellen?“
„ Sicher. Einen Moment bitte. Ich verbinde sie sofort.“

Es knackt zweimal, dann hörte Mac es einmal tuten, bevor Cathy sich meldete.
„ Hallo Sarah. Hast du dich entschieden? Wirst du kommen?“
„ Oh. Ich rufe leider nicht deswegen an. Ich brauche dringend deine Hilfe. Es ist sehr wichtig.“
„ So? Worum geht es denn?“
„ Ein guter Freund von mir hat soeben erfahren, dass er einen Sohn hat, von dem er bisher nichts wusste. Der Junge hatte einen Unfall und liegt hier im County Hospital. Die Pflegeeltern des Jungen wissen, dass er sein Vater ist, untersagen den Ärzten aber, ihm Informationen über seinen Zustand zukommen zu lassen. Kann man da was machen?“

„ Haben die Pflegeeltern denn das Sorgerecht?“
„ Soviel ich weiß ja. Sie kümmern sich um den Jungen, seid seine Mutter vor 10 Jahren verstarb.“
„ Und es steht ganz sicher fest, dass er der Vater ist?“
„ Er hat einen Vaterschaftstest machen lassen. Ob er das Ergebnis schon kennt weiß ich allerdings nicht.“

„ Tja, mit dem Familienrecht kenne ich mich nicht sonderlich aus, aber ein guter Freund von mir ist Anwalt für Familierecht. Ich werde mich sofort mit ihm in Verbindung setzten und mich dann wieder melden.“
„ Dank dir Cathy. Du hilfst mir damit sehr.“
„ Schon in Ordnung. Freunde helfen sich doch untereinander. Und wenn wir bald Kolleginnen sind, werde ich dich daran erinnern.“

„ Ich weiß noch nicht ob ich euer Angebot annehmen kann. Im Moment ist das alles ziemlich schwierig.“
„ Ich weiß. Lass dir einfach soviel Zeit wie du brauchst. So eine Entscheidung muss gut überlegt sein. Sonst bereut man hinterher vielleicht etwas. Ich melde mich so schnell ich kann.“
„ Danke.“

Mac legte auf. Jetzt musste sie nur noch auf den Rückruf warten. Hoffentlich bringt das ganze etwas. In der Zwischenzeit könnte sie sich schon einmal überlegen wie sie das ganze Harm erklärt. Er weiß nämlich noch nichts von dem Angebot und ihrem Gedanken, dass Chor zu verlassen.

Ihr Handy riss sie aus ihren Gedanken.

„ Cathy?“
„ Ja. Hör zu. Andrew kommt sofort zu dir. Er will die Sache mit dir und deinem Freund persönlich besprechen. Außerdem braucht er wohl noch einige Informationen.“
„ Ist gut. Wie erkenne ich ihn denn?“
„ Er ist blond, groß, sieht verdammt gut aus und ist wahrscheinlich der Einzige mit einer Cartoonkrawatte. Reicht dir das?“
„ Cartoonkrawatte?“
„ Ja. Ist so ein tick von ihm.“
„ Na gut. So lange er etwas von seiner Arbeit versteht.“
„ Keine Sorge. Das tut er.“
„ Ok. Danke noch mal.“

Dann legte Sarah auf und hielt nach Andrew Ausschau.


10 Minuten später
Vor dem County Hospital

„ Sind Sie Sarah MacKenzie?“, hörte sie eine freundliche Stimme hinter ihr sagen.
Mac drehte sich um.
Vor ihr stand ein etwa 1,80 Meter großer Mann mit kurzen blonden Haaren. Er trug eine schwarze Aktentasche in der einen und eine Flasche Wasser in der anderen Hand. Sein Anzug war dunkelblau, fast schwarz und auf seiner Krawatte befanden sich zu Macs erstaunen wirklich Cartoonfiguren.

„ Ja die bin ich. Und sie müssen Andrew sein.“, antwortete sie.
„ Andrew Adams. Aber nennen sie mich ruhig Andy. Cathy hat mich angerufen. Sie sagte sie würden mich hier sofort brauchen. Worum geht es denn?“
„ Der Sohn eines guten Freundes liegt hier im County. Wie es dazu kam ist einen etwas längere und komplizierte Geschichte. Die Pflegeeltern des Jungen geben ihm aber die Schuld daran und verweigern ihm den Kontakt zu ihm. Die Ärzte dürfen ihm noch nicht einmal Informationen über seinen Zustand geben.“

„ Hat es denn einen bestimmten Grund, wieso der Junge bei Pflegeeltern lebt? Wurde ihrem Freund das sorgerecht entzogen? Wenn das der Fall ist, dann kann es nämlich ziemlich schwer werden etwas zu erreichen.“
„ Nein, das Sorgerecht wurde ihm nicht entzogen. Bis vor kurzem wusste er nicht einmal das er einen Sohn hat.“

„ Nun. Dann will ich mal sehen was sich da machen lässt. Könnte ich wohl mit ihrem Freund sprechen?“
„ Natürlich. Ich bringe sie sofort zu ihm.“
„ Bitte nach ihnen.“, sagte Andrew höfflich und hielt Mac die Tür auf.
„ Danke.“, entgegnete sie und betrat das Krankenhaus und Andrew folgte ihr.


Zwei Minuten später waren sie auch schon bei Harm.
Er saß immer noch auf dem Stuhl im Flur und er sah auch immer noch nicht viel besser aus als vorhin, als Mac in alleine ließ.
„ Harm? Darf ich dir Andrew Adams vorstellen? Er ist Anwalt für Familienrecht und kann dir vielleicht bei der Sache mit Lukas helfen.“
Harm sah kurz auf und musterte Andrew, der ihm die Hand hinhielt.

„ Andrew Adams.“
„ Harmon Rabb.“, antwortete er knapp.
„ Ihre Freundin Sarah hat mir schon ein paar Sachen erzählt, aber ich bräuchte noch ein paar Informationen von ihnen um etwas unternehmen zu können.
„ Von mir aus.“ Harm hatte nicht sonderlich Lust mit dem Mann zu reden. Er war ihm viel zu jung und die Cartoonkrawatte hob sein Ansehen bei ihm nicht gerade.

„ Sie wussten bis vor kurzem also nichts von dem Junge, ist das richtig?“
„ Ja.“
„ Sind sie sich den absolut sicher, dass er ihr Sohn ist?“
„ Ja.“
„ Und woher wissen sie es, wenn ich fragen darf?“
„ Ich habe einen Vaterschaftstest machen lassen und das Ergebnis war positiv.“
„ Haben sie das Ergebnis bei sich?“
„ Nein, wieso?“
„ Es könnte mir sehr helfen.“
„ Haben sie den Test hier machen lassen?“
„ Ja.“
„ Gut, dann komme ich sicher an eine Kopie. Dafür brauche ich allerdings ihr Einverständnis.“
„ Das weiß ich. Ich bin ebenfalls Anwalt.“

Harm wurde langsam patzig. Es passte ihm gar nicht, dass dieser Kerl sich in seine Angelegenheit einmischte. Schon gar nicht jetzt.

„ Oh. Das wusste ich nicht. Na, dann muss ich ihnen meine nächsten Schritte ja nicht erklären. Darf man noch fragen wie alt der Junge jetzt ist?“
„ Ich weiß nicht so genau. Ich würde ihn auf 15 schätzen.“
„ 15! Und sie wussten nichts von ihm? Die ganze Zeit nicht?“
„ Nein.“
„ Na da hat aber jemand ganze arbeit geleistet. Weiß der Junge den mittlerweile, dass sie sein Vater sind?“
„ Ja, er weiß es.“
„ Und was sagt er zu der ganzen Sache? Bei Kinder in dem Alter ist das meistens ausschlaggebend.“

Harm wurde langsam wütend.
„ Was er dazu sagt? Ich werde es ihnen sagen. Es ist ihm egal. Er glaubt es mir nicht noch einmal. Und damit sie es auch gleich wissen, ich will ihn nicht zu mir holen. Alles was ich will ist die Information über seinen Zustand. Mehr nicht.“
„ Ähm… Sind sie sich sicher?“, fragte Andrew etwas unsicher.
„ Ja, dass bin ich.“
„ Und wieso holen sie mich dann überhaupt hierher? Ich dachte ich soll ihnen helfen das Sorgerecht zu erlangen.“
„ Erstens habe ich sie nicht hierher geholt. Und zweitens glaube ich nicht, dass jemand wie sie so etwas überhaupt geschafft hätte. Und jetzt sollten sie lieber wieder gehen.“

Andrew war etwas durcheinander. Er wusste nicht was er darauf erwidern sollte, also drehte er sich zu Mac um, sagte „ Auf Wiedersehen!“, und ging.

„ Musste das wirklich sein?“
„ Was?“
„ Na das mit Andrew. Er wollte doch nur helfen.“
„ Ich brauche seine Hilfe nicht.“
„ Aber du wolltest das ich komme und dir helfe an Informationen zu kommen und das hätten wir mit Andrews Hilfe geschafft.“

„ Du solltest nicht irgendjemand hier anschleppen. Du solltest mir beistehen. Ich brauche DICH Sarah und nicht irgendeinen Anwalt. Schon gar nicht so einen. Ich wollte das du mir sagst, dass es nicht meine Schuld ist, dass er es schaffen wird. Ich will nicht um ihn kämpfen, denn das hätte sowieso keinen Sinn. Wenn überhaupt, dann muss er es auch wollen. Und das ist im Moment sowieso nicht der Fall.“

Dann fing Harm an zu weinen. Mac wusste nicht was sie tun oder sagen soll, also ging sie zu ihm und nahm ihn einfach in den Arm.
„ Mach dir keine Sorgen. Es wird bestimmt alles gut.“
Und so saßen sie da, Arm in Arm und zum ersten Mal seit langem wurde Sarah bewusst, wie verletzbar Harm war, und dass war dass, was sie so an ihm liebte. Sie liebte nicht den toughen, coolen Flieger. Nein. Sie liebte eher den sensiblen und Rücksichtsvollen Harm. Und nun war sie sich dessen ganz sicher.

Mac wusste nicht, wie lange sie schon so beisammen saßen, aber es war ihr auch egal. Es gefiel ihr, ja, sie genoss es sogar richtig Harm so nah zu sein. So nah waren sie sich noch nie gewesen.
Harm lag noch immer in ihrem Arm. Nachdem er sich langsam wieder beruhigt hatte, schlief er vor Erschöpfung in ihrem Arm ein. Sie wollte ihn nicht wecken, also ließ sie ihn so weiterschlafen, und beobachtete ihn einfach dabei, während sie ihn festhielt.

Da trat Doktor Morris aus dem Aufzug und kam direkt auf sie zu.
„ Harm wach auf.“, flüsterte Mac und schüttelte ihn dabei ganz sanft.
Harm öffnete die Augen und sah Doktor Morris. Sofort war er wieder hellwach.
„ Doktor, bitte sagen sie mir wie es ihm geht. Ich weiß, Tom und Alex haben es ihnen untersagt, aber ich muss es einfach wissen.“

„ Es geht ihm gut. Er ist außer Lebensgefahr und befindet sich im Moment noch im Aufwachraum. Er wird aber gleich wieder in sein Zimmer verlegt. Eine Naht war wieder aufgeplatzt und es kam zu inneren Blutungen, aber wir konnten sie wieder stoppen. Allerdings habe ich vorerst jeden Besuch bei ihm untersagt, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Es war diesmal ziemlich knapp, und bei einem weiteren Mal würde es wahrscheinlich nicht so gut ausgehen.“

„ Wenn sie sagen, sie haben jeglichen Besuch untersagt, heißt das dann, dass Tom und Alex ihn ebenfalls nicht sehen dürfen?“
„ Das ist richtig. Er braucht vorerst sehr viel Ruhe um vollständig zu Genesen. Das ganze Chaos nimmt ihn ganz schön mit und das wiederum schadet seine Gesundheit und verzögert die Heilung. Außerdem kann er sich so in Ruhe einige Gedanken über die Sache machen.“

„ Er kann sich Gedanke machen?“
„ Ja. Er muss in nächster Zeit eine schwere Entscheidung treffen und die muss gut durchdacht sein.“
„ Hört sich so an als hätten sie mit ihm geredet.“
„ Ja, dass habe ich. Er will diese Entscheidung ganz allein treffen, ohne von irgendwem zu hören was richtig und was falsch ist. Es ist ganz allein seine Entscheidung und er wird sie nach seinem Interesse treffen. Er wird sich das raussuchen, was für ihn am besten ist. Und er will nicht, dass Sie oder Tom oder Alex oder sonst wer ihm reinredet.“

„ Wissen Tom und Alex denn schon davon?“
„ Ja, und sie waren nicht gerade begeistert.“
„ Kann ich mir vorstellen.“
„ Sie sollten jetzt nach hause fahren. Sie sind schon seit heute Morgen hier und im Moment können sie sowieso nichts für ihn tun. Denn ich werde sie bestimmt nicht in seine Nähe lassen. Zumindest vorerst nicht.“
„ In Ordnung, machen wir. Und danke für alles Doktor.“
„ Keine Ursache.“

Als Doktor Morris weg war sah Harm Mac an und fragte:
„ Kommst du noch mit zu mir? Ich könnte uns was zu essen machen.“
„ Na das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Nur bitte nicht Harms Fleischlosen Hackbraten.“
„ Na mal sehen welche Eingebung ich unterwegs habe.“, sagte er und grinste ein wenig.
Mac war froh das zu sehen. Jetzt wo er wusste wie es Lukas geht, sah er schon viel erleichterter aus. Und die Tatsache, dass er um Bedenkzeit gebeten hatte und weder Tom noch Alex noch ihn sehen wollte, weckte in ihm bestimmt wieder die Hoffnung bald mit seinem Sohn zusammen zu sein.

„ Was ist, kommst du nun?“
„ Ja, sicher.“
Daraufhin verließen beide das Krankenhaus und machten sich auf den Weg zu Harm.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#3 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:24

Harms Wohnung
Washington D.C.
Union Station
19.00 Ortszeit

Während Harm unter der Dusche stand, wartete Mac auf das Essen. Sie hatten beschlossen etwas beim Chinesen zu bestellen, weil dies am einfachsten und schnellsten war. Außerdem waren dann beide mit dem Essen zufrieden.

Als es klopfte öffnete Mac die Tür, nahm das Essen an und bezahlte.
„ Essen fassen Flyboy.“, rief sie Richtung Bad.
Die Tür öffnete sich und Harm kam heraus. Er trug jetzt eine Jogginghose und ein enges, weißes T-Shirt.
„ Geht es dir jetzt besser?“, fragte Mac, während sie das Essen verteilte.
„ Ja, jetzt schon.“
„ Während des Essens sprachen sie kaum miteinander und auch beim Abwasch herrschte Funkstille.

„ Willst du jetzt darüber reden?“, fragte Mac, als sie zusammen auf dem Sofa saßen.
„ Worüber?“
„ Über die Sache mit dir und Lukas. Das alles scheint dich ziemlich mitzunehmen.“
„ Wie kommst du den darauf?“
„ Du hast im Krankenhaus gar nicht gut ausgesehen. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Große Sorgen sogar.“
„ Sah ich wirklich so schlimm aus?“
„ Und ob. Und ich glaube dir nicht, wenn du sagst, dass es nur an seinem Zustand lag. Also, was ist zwischen euch vorgefallen?“

„ Ich habe ihm gesagt, dass ich sein Vater bin und er hat es mir nicht geglaubt.“
„ Und weiter?“
„ Ich… Ich weiß auch nicht. Ich dachte er würde sich freuen endlich zu wissen, wer sein Vater ist. Ich hatte gehofft, er würde zu mir kommen und wir würden eine Familie werden, Mattie, Lukas,…“

„ Harm, du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass er so mir nichts dir nichts alles stehen und liegen lässt und zu dir zieht? Zu einem Mann, den er nicht einmal kennt. Dessen Namen er womöglich noch nicht einmal weiß.“
„ Ich weiß ja, dass dieser Wunsch dumm ist. Aber trotzdem, es ist immerhin möglich, oder? Ich meine, er scheint sich dort, wo er jetzt ist, nicht sonderlich wohl zu fühlen. Wenn es im dort gut gehen würde, hätte er nicht nach seiner Mutter gesucht.“

„ Er ist hier, weil er glaubt, er hätte seine Mutter gesehen. Er ist nicht hier, weil es im dort nicht gut geht. Er hat die Hoffnung, dass seine Mutter vielleicht noch am Leben ist. Wahrscheinlich macht er gerade eine schwere Phase durch, wie jeder normale Teenager auch. Er hat vielleicht Kummer und kann weder mit seinem Onkel noch mit seiner Tante darüber reden. Und dann sieht er mich vielleicht bei diesem Interview und obwohl er weiß, dass es unmöglich ist, keimt in ihm diese kleine Hoffnung, dass sie vielleicht doch noch am Leben ist. Die gleiche Hoffnung, die du jahrelang hattest.“

„ Da gibt es aber einen großen Unterschied. Mein Vater wurde abgeschossen. Er galt als im Krieg vermisst. Auch wenn es für viele unmöglich schien, dass er nach so vielen Jahren noch am Leben ist, war die Möglichkeit trotzdem noch da. Zumal es keine Beweise für das eine, noch für das andere gab. Doch seine Mutter wurde ermordet. Und das ist nun mal ein eindeutiger Beweis. Und wenn er dies nicht akzeptieren kann, lässt dass nur zwei Schlüsse zu. Entweder er ist ein böschen verrückt und akzeptiert die Realität nicht, was ich aber nicht glaube, oder die beiden haben ihm etwas erzählt, was er für gelogen erachtet und deshalb hat er diese Hoffnung. Wahrscheinlich haben sie ihm nie die Wahrheit über ihren Tod erzählt.“

„ Trotzdem kannst du nicht einfach davon ausgehen, dass er zu dir kommt. Er kennt dich nicht. Er hat nach seiner Mutter gesucht und nicht nach seinem Vater. Er wollte sie sehen, und nicht dich.“
„ Na und.“

„ Harm“, Mac sah ihn tief in die Augen. „ Ich will einfach nicht, dass du dir zu große Hoffnungen machst. Auch wenn Lukas sich im Moment Bedenkzeit einräumen lässt, heißt dass noch lange nicht, dass er sich zwischen dir und seinen Pflegeeltern entscheiden will. Vielleicht will er auch einfach nur über die Geschichte mit seiner Mutter nachdenken. Vielleicht sogar noch über etwas ganz anderes, von dem du gar nichts weißt. Vielleicht war er von zu hause ausgerissen und ist auf die Sache mit mir und Diane nur zufällig gestoßen und...“

„ Wenn er ausgerissen ist, wird er sich sicherlich für mich entscheiden.“
„ Nun hör doch mal endlich zu du Sturkopf. Warte doch erst einmal ab, was als nächstes passiert.“
„ Und was dann?“
„ Dann können wir immer noch weitersehen.“

„ Wir?“
„ Ja, wir. Oder hast du etwa geglaubt, ich lasse dich dass alleine Durchstehen? Du wolltest meine Hilfe bei der Sache und jetzt bekommst du sie auch.“
„ Heißt das wir beide werden um ihn kämpfen?“
„ Nein Harm. Das heißt wir beide werden warten was kommt und uns dann gemeinsam überlegen wie es weitergeht.“

„ Und wenn er dich sehen will. Wärst du bereit ihn zu treffen. Wärst du bereit mit ihm und mir und Mattie zusammen zu sein?“
„ Harm…“
„ Sag es mir.“
„ Ich weiß es nicht. Ich denke nicht.“
„ Wieso?“
„ Harm. Er würde mich nur lieben weil er mich für seine Mutter hält. Genauso wie es bei dir der Fall ist.“
„ Sarah. Ich liebe dich weil du du bist, und nicht, weil du so aussiehst wie Diane. Ich gebe zu, ganz zu beginn war es so, aber mittlerweile hat sich das geändert. Und ich bin mir sicher, dass es bei Lukas genauso sein wird.“
„ Aber was wenn nicht?“
„ Darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Ich denke ich gehe jetzt.“

Mac nahm ihre Jacke und ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging sie. Harm schaute ihr nach.
<Wieso tut er nur immer so etwas? Die ganze Zeit dachte ich er liebt mich. Doch im Moment bin ich mir da gar nicht so sicher. Wahrscheinlich sind seine Gefühle für Diane immer noch genauso stark wie vor 10 Jahren, als wir uns kennen lernten. Er liebt nicht mich, sonder nur Diane. Da bin ich mir mittlerweile sogar ziemlich sicher. Und wenn Lukas sich tatsächlich für ihn entscheidet, dann nur wegen mir. Das kann ich nicht zulassen. Ich muss einfach etwas dagegen unternehmen.>

Auch Harm dachte über das nach, was gerade geschehen ist.
< Was ist nur los mit ihr? Ich habe ihr doch gesagt, dass ich SIE liebe und nicht Diane. Oder stimmt das was sie sagt? Nein. Diane und Mac sehen sich zwar sehr ähnlich, doch charakterlich liegen zwischen ihnen Welten. Ich liebe Mac. Sogar mehr als Diane und das obwohl sie mir einen Sohn geschenkt hat. Von dem sie dir nie erzählt hat. Wieso eigentlich nicht? Wie auch immer. Ich muss gleich morgen mit ihr darüber reden. Denn sie ist das wichtigste für mich. Sie und Mattie natürlich. Und wenn das heißt, dass ich auf Lukas verzichten muss. Dann tue ich das halt. So schwer es mir auch fällt.>
Dann schlief er ein.

Der nächste Morgen
JAG Hauptquartier
Falls Church

Als Harm ins Büro kam, sah er als erstes nach Mac. Er wollte mit ihr unbedingt über die Sache vom gestrigen Abend reden. Doch ihr Büro war leer.
„ Morgen Bud. Haben sie Mac heute Morgen schon gesehen?“
„ Nein, tut mir Leid Commander. Soll ich ihnen Bescheid geben wenn sie kommt?“
„ Ja. Danke. Oh, wie geht es denn Harriet?“

„ Oh, sie ist etwas gestresst. Sie hat alle Hände voll mit den kleinen zu tun.“
„ Wie geht es den vier denn? Naja. AJ macht im Moment etwas Probleme. Er fühlt sich vernachlässigt. Und Jimmy mag den Kindergarten nicht mehr und will lieber zu hause bleiben. Und die Zwillinge fangen im Moment an zu zahnen und sind dementsprechend unruhig. Aber allem im allem geht es ihnen gut.“
„ Freut mich zu hören. Sagen sie bescheid, wenn sie Hilfe brauchen.“

Dann ging Harm in sein Büro und machte sich an die Arbeit und ließ einen verdutzten Bud zurück. Er hatte ihm noch nie so offen seine Hilfe angeboten, zumindest nicht wenn es um die Kinder ging. Als er den Unfall hatte, hatte er ihn aufgebaut und auch bei beruflichen Fragen konnte er sich immer an ihn wenden, doch in Sachen Kinder? Das war etwas Neues.

Von seinem Büro aus versucht Harm bei Mac anzurufen, doch sie ging nicht ans Telefon. Wo steckte sie bloß? Oder wollte sie ihre Ruhe haben? Hatte er sie gestern etwa so sehr verletzt? Aber was hatte er ihr getan? Er wusste es nicht. Er hatte ihr seine Liebe gestanden. Es hat lange gedauert und es fiel ihm auch etwas schwer, aber er hat es getan. Hat er sie damit vielleicht verunsichert? Er muss sie unbedingt sehen. Muss mit ihr reden. Muss wissen was sie dazu zu sagen hat. Und er muss ihr seine Endscheidung mitteilen. Das sie ihm wichtig ist. Wichtiger als irgendjemand sonst. Vor allem wichtiger als Lukas. Das hatte er jetzt verstanden.

Als Mac beim fünften versuch immer noch nicht ans Telefon ging, beschloss er, bei ihr vorbeizufahren.
„ Coates.“
„Ja Commander?“
„Wenn der General mich sucht, sagen sie ihm ich musste wegen einer Zeugenbefragung außer Haus.“
„ Aye aye Sir.“
Dann machte er sich auf den Weg.


Jugendhilfe
Washington D.C.
09.00 Ortszeit

Mac betrat das Gebäude und schaute sich um. Hier war es ganz anders als sie es von Anwaltskanzleien kannte. Die Anwälte teilten sich einen großen Raum. Ihre Schreibtische standen keine drei Meter auseinander und an fast jedem Schreibtisch saß ein Anwalt oder eine Anwältin. Doch was sie am meisten erschreckte war die Tatsache, dass die meisten Klienten noch Kinder waren.

Sie sah sich nach Andrew um, doch sie sah ihn nirgends. Also ging sie zu einem der Anwälte, der gerade in einer Akte blätterte.
„ Entschuldigen Sie bitte. Ich suche einen Andrew Adams. Er soll hier arbeiten.“
„ Oh. Er ist im Moment beim Gericht. Soll ich ihm etwas ausrichten wenn er wieder zurückkommt?
„ Nein, dass ist nicht nötig. Ich werde vor dem Gericht auf ihn warten. Vielen Dank auch.“
Dann verließ sie das Gebäude auch schon wieder und fuhr Richtung Gericht.

Als sie beim Gericht ankam überlegte sie, wo sie am besten wartet, damit sie Andrew nicht verpasste. Immerhin wusste der ja nicht, dass sie ihn suchte. Sie beschloss sich auf eine Bank vor dem Gebäude zu setzten und dort auf ihn zu warten. Währenddessen ging sie in Gedanken noch einmal ihren Plan durch.

Sie wollte Andrew darum bitten mit ihr zusammen zu Lukas ins Krankenhaus zu fahren. Zwar wollte er im Moment niemanden sehen, aber sie musste unbedingt mit ihm reden. Andrew sollte ihr dabei helfen. Es wäre ihr zwar lieber gewesen Harm dabei zu haben, aber nach dem ganzen hin und her und dem Gespräch von gestern Abend fand sie es besser, wenn er nicht dabei ist. Andrew kannte die ganzen Umstände zwar nicht, hatte als Familienanwalt aber ein Haufen Erfahrung und er könnte Lukas bestimmt unterstützen. Er könnte ihm helfen seine Endscheidung durchzusetzen und er könnte ihn beraten. Und was sie anging. Sie wollte ihm alles erklären. Wollte ihm zeigen, dass seine Mum wirklich Tod ist und dass alle ihm die Wahrheit gesagt haben.

Sie war sich bewusst, dass dies ein riesen Schritt war, und dass es für Lukas ein großer Schock sein würde, aber sie musste das einfach tun, denn sie wollte Harm nicht verlieren. Und das würde sie, wenn sie nicht langsam etwas unternimmt und die Sache mit Lukas aus dem Weg geräumt wird. Denn Harm würde seinen Sohn nicht so einfach aufgeben. Er hatte sich immer ein eigenes Kind gewünscht. Und nun hatte er einen und den gab er bestimmt nicht so einfach wieder her. Da war sie sich ganz sicher. Und wenn Lukas sich nach dem Gespräch wirklich für Harm entscheidet, dann würde sie ihn halt aufgeben. Denn eines wusste sie mit Sicherheit. Die Familie, die Harm sich wünschte, würde es in der Konstellation, die er sich wünschte, sicher nie geben können.

Eine Stunde später kam Andrew endlich aus dem Gericht. Neben ihm lief eine Frau mit zwei kleinen Kindern. Die beiden verabschiedeten sich und die Frau ging mit den Kindern Richtung Auto. Auch Andrew wollte zu seinem Wagen, doch Mac erreichte ihn noch, bevor er einsteigen konnte.

„ Mr. Adams. Ich muss dringend mit ihnen reden.“
„ Mrs. MacKenzie. Das ist aber eine Überraschung. Hat es sich ihr Freund etwa anders überlegt?“
„ Nein, hat er nicht. Diesmal bin ich es die ihre Hilfe braucht. Harm weiß nicht, dass ich bei ihnen bin. Und es geht in diesmal auch nichts an.“

„ So. Wobei kann ich ihnen denn helfen?“
„ Ich muss dringend mit Lukas reden. Das ist der Junge um denn es neulich ging.“
„ Und wieso brauchen sie dann mich?“
„ Das ist alles etwas kompliziert. Ich würde ihnen die Sache gerne auf dem Weg ins Krankenhaus erklären.“
„ Na gut. Ich rufe schnell im Büro an und gebe bescheid wo ich bin und dann können wir uns auf den Weg machen.“

Andrew telefonierte kurz und keine fünf Minuten später waren sie auch schon auf dem Weg Richtung Krankenhaus.
„ Das ist wirklich eine verzwickte Lage in der sie sich da befinden.“, sagte Andrew, als er mit Mac das Krankenhaus betrat. Er hatte sich auf der Fahrt dorthin alles von Mac erzählen lassen und überlegte nun, wie man am besten vorgehen könnte.

„ Am besten lassen sie mich erst einmal allein mit ihm reden. Wer weiß was passiert, wenn er sie unerwartet sieht. So kann er selbst entscheiden, ob er dieses Treffen will und kann sich vorbereiten.“
„ Das ist eine gute Idee. So machen wir es. Ich werde im Wartezimmer auf sie warten.“
„ In Ordnung. Wünschen sie mir Glück.“
„ Viel Glück.“

Dann trennten sich ihre Wege. Mac ging Richtung Wartezimmer und Andrew machte sich auf den Weg zu Doktor Morris, um sich nach dem Zimmer zu erkunden und zu fragen, ob so ein Gespräch im Moment schädlich für seinen Zustand wäre.


County Hospital
Lukas Zimmer

Es klopfte an Lukas Tür.
„ Herein.“
„ Guten Morgen. Wie geht es dir heute Morgen?“, wollte Doktor Morris wissen.
„ Ganz gut. Nur der Gips nervt ganz schön. Es juckt wie verrückt darunter.“
„ Ja, dass kann ich mir vorstellen.“, lachte Doktor Morris. „ Aber ich habe gute Nachrichten. Der Gips am Arm kann heute entfernt werden. Natürlich nur wenn du es willst.“
„ Oh. Das wird mir aber sehr schwer fallen. Aber ich denke ich muss in diesen sauren Apfel beißen.“, lacht Lukas.

„ Können sie den vom Bein nicht auch gleich entfernen?“, fragte er nun wieder ernster.
„ Leider nein. Der Bruch ist noch nicht ganz verheilt. Aber es wird wohl auch nicht mehr so lange dauern. Ich schätze mal in 1 1/2 Wochen bist du ihn auch los und dann kannst du auch mit der Reha beginnen.“
„ Und wann kann ich wieder Baseball spielen?“
„ Nun mal langsam junger Freund. Immer eines nach dem anderen.“

Doktor Morris lachte ihn freundlich an. Es war erstaunlich wie gut seine Genesung voranschritt, seit er seine Ruhe hatte. Die ersten zwei Tage nach seiner zweiten Operation sah er noch sehr niedergeschlagen aus, doch mittlerweile hatte er sich sehr gut entwickelt. Er lachte immer öfters und machte seine Späße mit den Schwestern.
Mit Schwester Claire flirtete er sogar regelmäßig. Er war halt ein richtiger kleiner Casanova. Das hatte sich bereits rumgesprochen. Und seit seine Haare, die wegen der ersten Operation entfernt werden mussten, wieder einigermaßen nachgewachsen waren, war er schon gar nicht mehr zu halten. Schwester Betsy muss ihm jeden morgen beim stylen helfen, sonst darf Schwester Claire nicht zu ihm.

„ Ich muss da noch etwas mit dir besprechen.“ Doktor Morris wurde schlagartig ernst, was Lukas gar nicht gefiel.
„ Worum geht es denn? Doch nicht um Tom und Alex und diesem Typen? Wenn doch vergessen sie es gleich wieder. Ich habe nämlich keine Lust darüber zu reden.“
Seine gute Laune war nun schlagartig verschwunden.
„ Draußen steht ein Anwalt vom Familiengericht, der unbedingt mit dir reden will.“
„ Und wer hat ihn geschickt? Tom oder der Kerl, wie war noch sein Name?“
„ Harmon. Harmon Rabb.“
„ Wie auch immer.“
„ Keiner von denen hat ihn geschickt. Er kommt im Auftrag einer gewissen Sarah MacKenzie.“

MacKenzie. Dieser Name kam ihm bekannt vor. Doch woher nur. Plötzlich machte es schlagartig klick. Das war der Name den er von dem Privatdetektiv bekommen hatte kurz bevor er den Unfall hatte.
„ Sind sie sicher, dass das der Name ist?“
„ Ja, dass bin ich. Also, kann ich ihn reinlassen? Du musst nicht mit ihm reden wenn du nicht willst.“
„ Doch. Lassen sie ihn bitte rein. Ich muss unbedingt mit ihm reden.“
„ Soll ich dabei bleiben?“
„ Nein, ich denke das ist nicht nötig.“
„ In Ordnung. Aber wenn du merkst das es dir schlechter geht oder du das Gespräch beenden willst du er nicht geht, dann klingle und es kommt sofort jemand.“
„ In Ordnung.“
„ Gut. Dann gehe ich ihn mal holen.“

Lukas setzte sich aufrecht hin. Er war nervös. Seine Mutter oder was sie auch war hatte ihm einen Anwalt geschickt. Und vielleicht war sie auch hier. Vielleicht konnte er ihn dazu überreden sie zu ihm zu bringen. Dann könnte er sich selbst davon überzeugen was die Wahrheit ist und könnte auch endlich mit der ganzen Sache abschließen. Denn das war es, was er sich im Moment am meisten Wünschte. Einen klaren Abschluss


County Hospital
Lukas Zimmer
2 Minuten später

Es klopfte an Lukas Tür.
Er zögerte. War er wirklich bereit für dieses Gespräch? Seine Hände fingen an zu schwitzen und er wurde immer nervöser. Dann entschloss er sich aber doch seinen Besucher hereinzubeten.
„ Herein.“

Die Tür öffnete sich und ein junger Mann mit blonden Haaren kam zur Tür herein. Es war Andrew.
„ Guten Morgen. Kann ich reinkommen?“, fragte er und lächelte Lukas dabei freundlich an.
„ Natürlich. Kommen sie rein.“

Andrew trat ein und setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett.
„ Andrew. Andrew Adams.“, stellte er sich vor und reichte Lukas die Hand.
„ Lukas. Bei dem Nachnamen bin ich mir im Moment allerdings nicht ganz so sicher.“, kam es etwas unsicher zurück.
Andrew bemerkt dies sofort und versuchte Lukas die Angst zu nehmen.

„ Nun, genau deshalb bin ich hier. Ich will dir helfen etwas Licht in diese Angelegenheit zu bringen.“
„ Ja. Das sagte mir Doktor Morris bereits. Sagen sie, stimmt es, dass sie von einer gewissen Sarah MacKenzie geschickt wurden?“
„ Ja. Sie hat mich gebeten mit dir zu reden. Sie denkt, ich könnte dir vielleicht helfen.“
„ Und ist sie hier?“ Lukas wurde immer nervöser und seine Stimme zitterte ein wenig.
„ Ja. Sie sitzt im Wartezimmer.“
„ Kann ich sie sehen? Bitte! Ich muss sie unbedingt sehen. Das ist wirklich wichtig für mich.“

Lukas hielt es nicht mehr aus. Er war jetzt so nah dran zu erfahren, ob sie nun seine Mutter ist oder nicht.

„ Ich denke bevor es so weit ist, sollten wir noch ein paar Dinge besprechen.“
„ Wieso denn? Ich will sie sehen. Ich will sie endlich sehen.“
„ Ich weiß. Das würde sie auch gerne, aber sie möchte, dass ich dir vorher etwas erkläre und du solltest dir das wirklich anhören.“
„ Was denn? Wollen sie mir jetzt etwa auch diese blöde Geschichte erzählen? Das können sie sich sparen. Hören sie. Entweder sie holen sie jetzt zu mir oder ich werde zu ihr gehen.“

Schon schlug er die Decke zur Seite und versuchte aufzustehen. Andrew hielt ihn jedoch auf.
„ In Ordnung. Bleib bitte liegen. Ich werde sie holen. Aber du musst mir vorher etwas versprechen.“
„ Gut. Und was?“
„ Versprich mir, dass du dir ihre Geschichte erst in Ruhe anhörst, bevor du irgendetwas sagst oder tust was du vielleicht später bereust.“
„ In Ordnung. Ich verspreche es.“
„ Gut, dann gehe ich sie jetzt holen.“
Andrew stand auf und verließ das Zimmer.

Lukas war angespannt. Jetzt war es endlich soweit. Er würde sie endlich wieder sehen. Er würde endlich hören, was damals wirklich geschehen ist. Und er würde sie endlich einmal in den Arm nehmen können. Denn das hat er, soweit er sich erinnern kann, noch nie getan.
Lukas wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis es wieder an seiner Tür klopfte. Es kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit.
Ängstlich antwortete er:„ Herein!“

Nun war es endlich soweit. Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Für Lukas und für Mac. Er sah Richtung Tür. Die Tür ging auf und Andrew und Mac traten ein. Sie war nervös. Sehr sogar. Und sie hatte Angst. Wie würde er jetzt wohl reagieren.

Lukas traute seinen Augen nicht. Da stand sie nun in seinem Zimmer. Sie sah fast so aus wie auf dem Foto, das er immer bei sich trug. Nur ihre Frisur war anders. Aber das störte ihn nicht weiter. Im Gegenteil. Sie stand ihr sogar richtig gut. Ein Moment lang sahen sich die beiden schweigend an. Mac traute sich nicht etwas zu sagen und Lukas konnte es nicht. Und auch Andrew sagte nichts. Er hatte mit Mac abgesprochen sich erst einmal zurückzuhalten und abzuwarten.

Plötzlich füllten sich Lukas Augen mit Tränen.
„ Du bist es wirklich. Ich wusste es. Ich habe es die ganze Zeit gewusst. Du hast mir so gefehlt Mum.“
Dann fing er an zu weinen.

Mac wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Sie ging ganz vorsichtig zu ihm und ehe sie sich versah, lag Lukas auch schon in ihrem Arm.
Eine ganze Zeit lang stand sie nur so da, während Lukas in ihrem Arm lag und weinte. Er schien sich nicht mehr Einzubekommen.

„ Ist ja schon gut. Ich bin ja bei dir. Alles wird wieder gut.“, versucht Mac ihn zu beruhigen und strich ihm durch sein kurzes Haar. In diesem Moment dachte sie nicht daran, dass sie sich wie seine Mutter anhörte. Sie wollte nur, dass er aufhörte zu weinen, damit sie mit ihm reden konnte.

Lukas hörte ihre Worte und er spürte auch ihre Hand auf seinem Kopf. Und er genoss es wirklich. Noch nie war ihm jemand so nah gekommen. Nicht einmal seine Tante hatte ihn so getröstet.

Langsam begann er sich zu beruhigen und ließ Mac los. Sie sah ihn an und wartete auf seine Fragen, die er bestimmt hatte.
„ Wieso hast du mich damals alleine zurückgelassen?“, wollte er von ihr wissen.

Mac sah ihn lange an und überlegte, was sie ihm antworten sollte. Dann beschloss sie ihm nichts weiter vorzumachen und ihm die Wahrheit zu sagen.

„ Sie hatte keine andere Wahl.“
„ Sie? Wieso Sie?“
„ Lukas ich bin nicht deine Mutter. Harm, dein Onkel Tom, deine Tante Alex, sie alle haben dir die Wahrheit gesagt. Deine Mutter ist Tod und ich sehe ihr einfach nur sehr ähnlich.“
„ Wieso sagen mir plötzlich alle, dass sie Tod ist?“
„ Wieso plötzlich?“ Mac war etwas überrascht. Was hatten ihm Tom und Alex über seine Mutter erzählt? Sie musste es jetzt wissen.
„ Lukas. Bitte sag mir jetzt die Wahrheit. Was haben dir dein Onkel und deine Tante eigentlich erzählt?“
„ Na das du ermordet wurdest und das eine Frau namens Sarah dir zum verwechseln ähnlich sieht.“

„ Nein, ich wollte nicht wissen was sie dir jetzt erzählen, sondern was sie dir früher erzählt haben. Als du noch klein warst.“
„ Sie sagten du kommst nie mehr wieder. Das du eine besseres Leben führen willst. Ohne mich. An einem Ort, an den ich leider nicht mit kommen kann. Weit weg von hier.“
„ Und du hast nie weiter nachgefragt? Als du älter wurdest meine ich.“
„ Doch, natürlich. Irgendwann erzählte mir Tom, dass du ermordet wurdest. Aber das habe ich ihm nicht geglaubt.“
„ Wieso nicht?“
„ Weil er an dem Tag betrunken war. Und außerdem auch noch stinksauer auf mich. Er erzählt viel Müll wenn er getrunken hat, also habe ich ihm die Sache auch nicht geglaubt.“

„ Er trinkt?“
„ Ja. Und sag mir nicht, dass du das nicht weißt.“
„ Nein. Das weiß ich nicht. Ich kenne ihn ja nicht einmal.“
„ Du kannst jetzt wirklich mit diesem Spiel aufhören. Ich glaube dir nämlich kein einziges Wort. Sag mir nur eins. Was habe ich dir getan? Wieso willst du mich nicht mehr haben?“

Lukas war denn Tränen nahe. Seine Stimme bebte bei jedem einzelnen Wort und sein Körper zitterte.
„ Lukas, bitte glaub mir doch. Das alles ist die Wahrheit. Wenn es einen Weg gebe es dir zu beweisen, ich würde es tun, damit du endlich Gewissheit hast. Glaub mir das bitte.“
Lukas brach wieder in Tränen aus und Mac fühlte sich plötzlich hundeelend. Sie war sich auf einmal gar nicht mehr so sicher ob das wirklich eine so gute Idee war.

Da meldete sich Andrew zu Wort. Er hatte sich das ganze aus sicherer Entfernung angesehen und beschloss nun einzugreifen, bevor die Situation eskalierte.
„ Es gibt da vielleicht einen Weg das zu beweisen.“
Mac sah Andrew an.
„ Und welchen?“

„ Vor einiger Zeit hatte ich mal einen Fall. Vor einiger Zeit vertrat ich vor Gericht einen kleinen Jungen, der aus der Obhut der Mutter genommen werden sollte. Das Jugendamt war sich sicher, dass die Frau ihr zweites Kind nach der Geburt getötet hat und war nun der Meinung, dass der Junge sich auch in Gefahr befand. Man konnte der Frau jedoch nicht beweisen, dass sie die Mutter des toten Kindes war, bis ein DNA Test die Wahrheit ans Licht brachte.“

„ Ein DNA Test? Etwa so etwas wie ein Vaterschaftstest?“
„ Ja. Du musst wissen ein Kind bekommt immer die DNA von beiden Elternteilen. Auf dieser Erkenntnis beruht ein Vaterschaftstest. Mann kann so aber auch testen, ob ein Kind wirklich von der Mutter ist. Es ist nur sehr ungewöhnlich, da Mütter es ja eigentlich wissen wenn sie ein Kind bekommen haben. Aber in dieser Situation kann man sicher auch so einen Test machen lassen. Du hättest dann eine 100%ige Sicherheit.“
Lukas wurde ruhig. Er dachte nach. War es wirklich das was er wollte? Was wenn der Test ergab das sie nicht seine Mutter ist?

Mac hingegen fand die Idee gut. So konnte sie ihm beweisen, dass ihm alle die Wahrheit sagten.

„ In Ordnung“, kam es von Lukas.

Mac sah ihn an.
„ Bist du dir wirklich sicher?“
„ Nein. Aber es ist die einzige Möglichkeit endlich die Wahrheit herauszufinden.“
„ Gut. Dann lass es uns tun.“
„ In Ordnung. Ich werde mit dem Arzt von Lukas reden und ihm die Sache erklären. Entschuldigt mich.“ Dann verließ Andrew den Raum und machte sich auf die Suche nach Doktor Morris.

Nun waren Mac und Lukas allein. Mac fühlte sich unwohl. Sie wusste nicht wie sie mit der Situation umgehen sollte und hoffte, dass Andrew so schnell wie möglich zurückkam.

Auch Lukas fühlte sich plötzlich nicht mehr so wohl. Er dachte wenn sie ihn sieht würde sie sich freuen. Ihm sagen, wie Leid es ihr täte, dass sie ihn alleine ließ und ihm sagen, dass sie von nun an immer bei ihm sein wird. Doch das Tat sie nicht. Im Gegenteil. Sie bestand auf die Geschichte. Und jetzt war sie sogar noch zu dem Test bereit. Wieso? War sie wirklich nicht seine Mutter?

Mac bemerkte, dass mit ihm etwas nicht stimmte.
„ Ist alles in Ordnung? Soll ich Doktor Morris holen?“
„ Nein, schon gut. Ich will mich jetzt einfach nur ausruhen.“
Dann legte er sich hin und drehte sich von Mac weg. Sie konnte sein Gesicht zwar nicht mehr sehen, aber sie war sich sicher, dass er wieder weinte.

Als Andrew ein paar Minuten später mit Doktor Morris wiederkam, war er bereits eingeschlafen.

„ Mrs. MacKenzie, wenn sie wollen, können wir den Test sofort machen.“
„ In Ordnung. Das ist wohl am besten so.“
Doktor Morris nahm Mac etwas Blut ab und steckte das Reagenzglas dann in einen beschrifteten Umschlag.

„ Ich werde die Probe sofort in unser Labor bringen. Im Moment haben die dort unten nicht sonderlich viel zu tun, sodass wir das Ergebnis sicher schon in ein paar Tagen haben werden. Wenn sie wollen rufen wir dann bei ihnen an.“
„ Ja. Das wäre gut. Ich würde das Ergebnis gerne mit Lukas zusammen bekommen. Wäre das möglich? „
„ Nun. Das wäre sicher Möglich. Es ist ganz allein ihre Entscheidung, mit wem sie sich das Ergebnis ansehen. Doch bedenken sie bitte die Folgen, die dieses Ergebnis für sie und ihn haben kann.“
„ Keine Sorge, das werde ich.“

Dann verabschiedeten sie Andrew und Mac von Doktor Morris und machten sich auf den Weg nach hause.
„ Soll ich sie irgendwo hinbringen?“, fragte Andrew Mac.
„ Ja. Mein Wagen steht noch am Gericht. Wenn sie mich dort absetzten würden.“
„ Natürlich.“
Also setzten sie sich in Andrews Wagen und machten sich auf den Weg.



Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#4 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:25

Macs Wohnung
1 Std später

Mac ging gedankenverloren Richtung Wohnungstür. Hatte sie wirklich das Richtige getan? Immerhin würde dieser Test den endgültigen Beweis bringen. Ihr machte das nichts aus, aber wie würde Lukas darauf reagieren?

Eine Stimme holte sie aus ihren Gedanken.
„ Mac! Endlich habe ich dich gefunden. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
Es war Harm, der gerade aus dem Treppenhaus kam.
„ Oh, du bist es. Wieso hast du mich denn gesucht?“
„ Ich wollte mit dir reden, wegen der Sache von gestern Abend.“
„ Na dann komm rein.“

Harm trat ein.
„ Setz dich doch schon mal. Willst du etwas trinken?“
„ Nein, danke. Du hör mal wegen gestern. Es tut mir wirklich Leid falls ich dich verletzt habe. Das war nicht meine Absicht. Ich habe nicht darüber nachgedacht was ich sage.“
„ Schon gut Harm. Ist das alles gewesen?“
„ Sag mal was ist den los mit dir?“
„ Was soll schon los sein. Du hast dich bei mir entschuldigt und ich habe die Entschuldigung angenommen. Das wolltest du doch, oder?“

Harm war etwas durcheinander. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihm so einfach verzeiht. Er hatte sich schon auf eine ihrer Auseinandersetzungen eingestellt.
„ Mac, was ist los?“ Er ging zu ihr und nahm sie in den Arm. Sie wehrte sich nicht.
„ Ich muss dir etwas gestehen. Ich war gerade bei Lukas.“
„ Du warst wo?“

Harm löste sich von Mac und sah sie an. In seinen Augen erkannte sie etwas, was sie vorher noch nie bei ihm gesehen hatte. Es war eine Mischung aus Wut und Enttäuschung.
Harm drehte sich um und wollte gehen.
„ Bitte warte einen Moment und lass es mich dir erklären.“
Sie griff nach seinem Arm und hielt ihn fest. Harm blieb stehen und wandte sich ihr zu.

„ Nach unserem Gespräch gestern war ich total durcheinander. Als du mir sagtest, dass du mich liebst da… es kam mir so… so irreal vor. Und als du mir sagtest, dass deine Liebe nichts mit Diane zu tun hat, da war ich auf einmal ganz unsicher. All die Jahre dachte ich, dass genau dies der Grund für unsere enge Freundschaft war. Und nun sagst du mir, dass es nicht so ist. Und als du mich dann auch noch mit deinem Familienwunsch konfrontiert hast, dass war einfach zu viel für mich.“

„ Das verstehe ich. Aber was hat Lukas mit der ganzen Sache zu tun?“
„ Ich wollte einfach, dass er die Wahrheit erfährt. Das er es nicht nur hört, sondern auch sieht. Ich war mir sicher, dass er sich für dich entscheiden wird, weil er so in der Nähe von seiner Mutter… mir… du weißt schon wen ich meine… sein könnte. Vielleicht dachte er sogar du hast Kontakt zu ihr. Ich wollte, dass er seine Entscheidung nicht wegen so etwas fällt, denn das wäre ein Fehler. Das wissen wir beide.“
„ Du hast ja Recht. Was ich dir eigentlich sagen wollte ist, dass ich bereit bin Lukas aufzugeben, wenn ich dafür mit dir zusammen sein kann. Ich liebe dich Sarah und ich will dich nie mehr hergeben.“

Dann nahm er Mac in den Arm und seine Lippen näherten sich ihren.
„ Ich liebe dich auch Harmon Rabb Jr.“
Und dann küssten sich die beiden.
Als sie sich wieder voneinander lösten, sah Harm Mac in die Augen und fragte:
„ Und was machen wir nun mit Lukas?“
„ Im Krankenhaus wird gerade ein Mutterschaftstest gemacht, der beweist, dass er nicht mein Sohn ist. Dann kennt er endlich die Wahrheit und er wird sie hoffentlich auch akzeptieren.“

Harm nahm seine Sarah in den Arm. Er bewunderte Sie für ihren Mut. Es muss ihr sehr schwer gefallen sein, Lukas gegenüberzutreten.
„ Harm, versprichst du mir etwas?“
„ Hmmmm.“
„ Kommst du mit mir zu Lukas, wenn ich das Ergebnis habe? Ich glaube allein schaffe ich das nicht.“
„ Ja. Wenn du das wirklich willst, dann werde ich dich begleiten.“

Mac sah Harm dankend an und schmiegte sich ganz dicht an ihn. Endlich hatten sie es geschafft, sich ihre Liebe füreinander zu gestehen und das machte sie mehr als glücklich. Und Harm ebenfalls.

2 Wochen später
Harms Wohnung
Washington D.C.

Mac war gerade mit duschen fertig und kam aus dem Bad. Sie roch den frischen Kaffee und Pfannkuchen und beeilte sich in die Küche zu kommen. Dort fand sie bereits Harm vor, der mit Mattie am Tisch saß und frühstückte.

„ Morgen Mac.“, kam es von Mattie.
„ Morgen Mattie. Wie geht es dir heute?“
„ Na wie soll es schon gehen? Immerhin ist heute Schule.“

Mac grinste während sie sich setzte. Harm brachte ihr eine Tasse Kaffee und gab ihr dann einen Kuss.

„ Oh, muss das sein. Ich bin noch am essen.“, rief Mattie und zog eine Grimasse.
„ Muss ich dich daran erinnern, dass dein Bus gleich kommt? Also los. Verschwinde endlich.“
„ Bin ja schon weg.“
„ Viel Spaß in der Schule Mattie.“
„ Euch zwei auch viel Spaß. Denkt daran, dass ihr auch noch zur Arbeit müsst. Schwänzen gilt nicht.“

Harm wollte darauf noch etwas entgegnen, doch Mattie war schon zur Tür hinaus.
Mac konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
„ Was gibt es den da zu lachen?“, wollte Harm wissen.
„ Och, gar nichts. Sie erinnert mich nur an jemanden.“
„ Und an wen?“
„ Na da musst du schon selber drauf kommen. Aber ich gebe dir einen kleinen Tipp. Ihr Name beginnt mit C.“
„ Oh. Ja du hast Recht. Wo wir schon dabei sind. Wie geht es Chloe eigentlich? Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen.“
„ Oh, der geht es ganz gut. Sie hat im Moment ihren ersten Freund. Einen Typen Namens Jason.“
„ Hoffentlich fängt Mattie nicht auch bald damit an.“
„ Warte es ab.“

Harm wollte gerade etwas erwidern, als Macs Handy klingelte.
„ Ja. MacKenzie hier. Ja, ich verstehe. Ok. Ich komme so schnell es geht.“
Dann legte sie wieder auf.

„ Was ist los. Wer war das?“
„ Das war das Krankenhaus. Es ist soweit, dass Ergebnis liegt nun vor.“
„ Gut. Willst du sofort fahren?“
„ Ja. Bringen wir es hinter uns.“
„ Ich werde dem General von unterwegs aus anrufen und ihm Bescheidgeben.“

Die beiden tranken ihren Kaffee aus, nahmen ihre Sachen und machten sich auf den Weg ins County.


County General
30 Min später

Als sie im Krankenhaus ankamen, machten sich die beiden sofort auf die Suche nach Doktor Morris. Sie fanden ihn schließlich in seinem Büro.

„ Guten Morgen. Kommen sie doch bitte rein.“
„ Guten Morgen Doktor.“, kam es von den beiden, während sie sich setzten.
„ Nun, wie ich schon am Telefon sagte haben wir nun das Testergebnis. Und so unglaublich es auch klingen mag, aber er ist wirklich negativ.“
„ Wieso denn unglaublich? Wir haben ihnen doch die ganze Geschichte erzählt.“
„ Ja schon, aber ich muss ihnen gestehen, ich habe sie ihnen nicht geglaubt.“
„ Naja, es klingt ja auch ein wenig verrückt.“
„ Ein wenig ist wohl noch untertrieben.“

Nun meldete sich auch Mac zu Wort, die bis dahin nur ruhig auf dem Stuhl gesessen hatte.
„ Doktor Morris? Wie glauben sie wird Lukas die Sache verkraften?“
„ Nun, ich denke es wird ein großer Schock für ihn sein. Immerhin ist er der festen Überzeugung, dass sie seine Mutter sind.“
„ Wird es ihm dann nicht vielleicht sogar schaden?“
„ Nun, so etwas kann man nie genau sagen. Ich habe mit einem Psychiater aus unserem Haus geredet und er ist der Meinung, dass es besser für ihn wäre das Ergebnis zu kennen. Es wird zwar ein Schock für ihn sein, aber früher oder später wird er darüber hinwegkommen.“

„ Und was wenn nicht?“ Harm war unsicher. Er musste ständig an das letzte Gespräch mit ihm denken und bekam ein wenig Angst. Mac ging es genauso.
„ Lukas ist in den letzten Wochen viel stärker geworden. Seit er sie gesehen hat schreitet seine Genesung noch viel schneller voran. Wie konnte seine Gips am Arm bereits entfernen und bald kann er auch mit der Physiotherapie beginnen. Ich denke so etwas wie beim letzten Mal wird nicht mehr geschehen.“

„ Und wenn er sich aufgibt und die Physiotherapie nicht machen will?“
„ Nun, Ich habe ihn in letzter Zeit sehr gut kennen lernen können. Er hat einen starken Willen und er liebt Baseball. Glauben sie mir, es wird ihn vielleicht etwas zurückwerfen, aber er wird nicht aufgeben. Außerdem gibt es ja für solche Fälle Psychiater. Ich denke, alles wird sich zum Guten wenden.“
„ Na hoffen wir es mal.“
„ Gut. Sie sollten jetzt zu ihm gehen und wenn sie Hilfe mit ihm brauchen dann klingeln sie einfach. Die Schwerster weiß bereits bescheid und wird mich dann sofort verständigen.“
„ In Ordnung.“
„ Gut. Hier haben sie das Ergebnis. Und viel Glück.“

Mac nahm den Umschlag in die Hand. Dann verließen die beiden das Büro und machten sich auf den Weg zu Lukas Zimmer. Vor seiner Tür blieben die beiden noch einmal stehen. Mac war nervös und sie zitterte. Auch Harm ging es nicht viel besser.
„ Na los. Lass es uns hinter uns bringen. Je eher er es weiß, desto besser ist es für alle beteiligten.“
Dann nahm Harm Macs Hand und klopfte an die Tür.


County Hospital
Lukas Zimmer

Es klopfte an der Tür.
„ Einen Moment bitte. Bin noch nicht ganz fertig.“
Lukas stand vor seinem Bett, gestylt und gut angezogen. Er wollte Schwester Claire überraschen, die normalerweise immer um diese Zeit kam um das Frühstück abzuholen, und ihr zeigen, dass er schon wieder einigermaßen stehen kann und sie nun bald schon den versprochenen Spaziergang zum Baseballfeld hinlegen können.
„ So, kannst rein kommen.“

Harm trat als erster ein, dicht gefolgt vom Mac, die immer noch seine Hand hielt.
Als Lukas sie reinkommen sah, erschreckte er sich so sehr, dass er den halt verlor. Harm machte einen großen Schritt in Lukas Richtung und hielt ihn am Arm fest, bevor er hinfiel.

„ Danke. Ich bin wohl noch unsicherer als ich dachte.“, kam es von Lukas, während er sich aufs Bett setzte und die Krücke, auf die er sich gestützt hatte wieder in die Ecke warf.
„ Ja. Scheint so.“ Harm wusste nicht so recht, wie er beginnen soll.
„Wie geht es dir denn?“, kam es von Mac. Sie wollte ihn nicht sofort mit allem konfrontieren, sondern die Sache langsam angehen.
„ Noch geht es mir gut. Aber wer weiß, was heute noch so alles passiert.“

Lukas sah die beiden erwartungsvoll an. Ihm war klar, dass ihr Besuch nichts Gutes zu bedeuten hatte. Immerhin war sie schon seit 2 Wochen nicht mehr bei ihm gewesen, und Harm sogar noch länger nicht.
„ Wir sind hier, weil wir etwas Wichtiges mit dir besprechen müssen.“ Harm beschloss einfach mal anzufangen und abzuwarten was passiert.
„ Es geht um den Test, richtig?“
„ Ja.“

Lukas sah erst Harm an und dann Mac.
„ Ich will es nicht wissen.“, kam es plötzlich von ihm. „ Es ist mir egal, was dabei raus gekommen ist. Ich will es nicht wissen.“ Seine Augen füllten sich langsam mit Tränen.

Harm und Mac sahen sich an und dachten wohl beide dasselbe.
Sie gingen zu ihm rüber und setzten sich zu ihm auf das Bett. Harm auf die eine und Mac auf die andere Seite. Dann legte jeder von ihnen einen Arm um seine Schultern, um ihn zu beruhigen und ihm Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.

Lukas war unsicher. Er wusste nicht, ob er diese Nähe zulassen sollte oder ob er sich aus ihr befreien sollte. Dann entschied er sich dazu, sie zuzulassen. Je länger sie so dort saßen, desto wohler fühlte er sich. Als Harm merkte, dass Lukas sich wieder beruhigt hatte, versuchte er, ihm die Nachricht so schonend wie möglich mitzuteilen.
„ Also, wie du es gerade schon gesagt hast, haben wir das Testergebnis. Wir dachten es würde dir helfen, die ganze Sache besser zu verstehen und zu verarbeiten.“
Lukas nickte nur.

Mac nahm den Umschlag, öffnete ihn und reichte das Schreiben an Lukas weiter, ohne es aufzuklappen.
„ Öffne es wenn du soweit bist.“
„ Und was wenn ich es noch nicht bin? Wenn ich es nie sein werde?“ In seinen Augen sammelten sich wieder Tränen.
Mac strich ihm liebevoll über seine Wange.
Das reichte Lukas. Er wusste jetzt, egal was dieser Test besagte, diese zwei machten sich sorgen um ihn. Ja, vielleicht liebten sie ihn ja sogar ein wenig. Und immerhin war der Mann neben ihm ja sein Vater.

Langsam öffnete er das Schreiben und lass mit leiser Stimme.
„ Sehr geehrter Mrs. MacKenzie. Hiermit teilen wir ihnen mit, dass eine Verwandtschaft zwischen ihnen und dem Minderjährigen Lukas Carter zu 99,9999845% ausgeschlossen werden kann.“
Langsam senkte er das Blatt und Tränen liefen ihm über die Wange. Nun hatte er es schwarz auf weiß. Sie war wirklich nicht seine Mutter.

Harm und Mac sahen sich kurz an. Keiner von beiden wusste, was er sagen sollte. Zwischen ihnen saß immer noch Lukas. Er machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl und weinte. Die Tränen strömten nur so über seine Wangen.
„ Was soll denn jetzt aus mir werden? Wo soll ich denn jetzt hin?“, fragte er mit zittriger Stimme, während seine Tränen weiterliefen.
„ Nun. Das Beste wird wahrscheinlich sein, wenn du wieder zu deinem Onkel und deiner Tante gehst.“
Mac sah Harm wütend an. Wie konnte er das nur sagen. Vor allem jetzt.

„ Die wollen mich nicht mehr haben.“, beichtete Lukas und weinte noch mehr. „ Und sie wollen mich anscheinend auch nicht.“ Lukas löste sich aus Harms und Macs “Umarmung“ und versuchte aufzustehen, doch sein verletztes Bein hinderte ihn daran. Also musste er wohl oder übel bei ihnen sitzen bleiben.
„ Die wollen dich nicht mehr?“
Harm sah ihn mit großen Augen an. Damit hatte er nun nicht gerechnet. Auch Mac war sehr überrascht. In ihr brodelte es auf einmal. Sie wusste nicht wieso, aber das alles erinnerte sie ein klein wenig an ihre Vergangenheit. Sie wusste sich nicht weiter zu helfen und nahm Lukas in den Arm.

„ Keine Angst. Wir werden schon eine Lösung finden. Alles wird wieder gut. Du bist nicht alleine, hörst du?“
Lukas nickte nur. Er fühlte sich sofort geborgen, als er bei Mac im Arm lag, wie schon beim letzten Mal.
Harm sah die beiden an. Es überraschte ihn, wie Mac mit ihm umging. Wieso konnte er das nicht? Immerhin war Lukas ja sein Sohn.
Mac sah Harm an und sie spürte sofort, was er dachte. Sie sah es ganz deutlich in seinen Augen.

Die beiden merkten, wie Lukas plötzlich zu zittern anfing.
„Vielleicht solltest du dich erst einmal ein wenig hinlegen. Und dann erzählst du uns was geschehen ist. Von Anfang an.“ Sie sah Harm an und der verstand sofort, was sie meinte.
„ Komm, ich helfe dir.“, sagte er zu Lukas. Er legte sich Lukas Arm um den Hals und hob ihn hoch, damit Mac sein Bettzeug richten konnte. Er spürte ganz genau, wie Lukas am ganzen Körper zitterte. Als er ihn ansah merkte er, wie blass er auf einmal war.
„ Ich werde lieber mal Doktor Morris holen.“
Und schon verließ Mac das Zimmer und ließ die beiden alleine zurück.

Harm legte Lukas vorsichtig auf das Bett und deckte ihn zu.
„ Wie fühlst du dich?“, fragte er ihn vorsichtig.
„ Mir ist so schlecht.“
Harm legte seine Hand auf Lukas Kopf und spürte den kalten Schweiß.

Da kamen auch schon Mac und Doktor Morris. Er schickte Harm und Mac vor die Tür.

„ Wie fühlst du dich?“, wollte der Arzt von ihm wissen.
„ Schlecht.“
Doktor Morris sah ihn sich genau an. Er hörte seinen Herzschlag ab und nahm den Blutdruck.

„ Hast du heute schon etwas gegessen?“
„ Nein. Ich hatte vorhin keinen Hunger.“
„ Ist dir nur schlecht oder hast du auch Schmerzen?“
„ Nein, nur schlecht. Und ein wenig kalt.“
„ Gut. Du solltest jetzt auf jeden Fall etwas essen. Ich lasse dir gleich etwas bringen. Und trinken solltest du auch. Und für den Rest des Tages bleibst du im Bett. Keine Ausflüge.“
„ In Ordnung.“

Doktor Morris verließ nun wieder das Zimmer. Harm und Mac warteten vor der Tür auf ihn. Er beruhigte die beiden sofort.
„ Keine Sorge. Es war nur sein Kreislauf. Er hat wohl den ganzen Tag noch nichts gegessen und getrunken.“
„ Können wir wieder zu ihm?“
„ Natürlich. Sorgen sie dafür, dass er seine Essen diesmal aufisst. Und das er genügend trinkt. Und lassen sie sich zu nichts überreden. Er hat absolute Bettruhe verordnet bekommen.“
„ In Ordnung Doktor.“

Sie verabschiedeten sich von Doktor Morris und gingen wieder in Lukas Zimmer.

„ Na, wie geht es dir?“, fragte Mac ihn, während sie sich an sein Bett setzte.
„ Geht so.“ Harm sah ihn besorgt an.
„ Brauchst du was?“
„Ein Glas Wasser wäre nicht schlecht.“
„ Ich hole dir eins.“
Harm gab ihm ein Glas Wasser und Lukas trank es auf Anhieb aus.

„ So, und nun erzähl mal von ganz von vorn.“
„ Vor ein paar Wochen waren die beiden hier. Sie wollten wissen, wie ich mich entschieden haben. Als ich ihnen sagte, dass ich mich noch nicht ganz entschieden habe, wollten sie mich erpressen. Sie wollten, dass ich mich sofort entscheide mit ihnen zu gehen, oder ich könnte mir gleich einen neue Familie suchen. Und als ich ihnen sagte, dass ich mich noch nicht entscheiden will, sind sie wütend gegangen, und seit dem habe ich sie nicht mehr gesehen.“

Tränen liefen ihm wieder über die Wangen.
„ Du hast sie seit dem nicht mehr gesehen?“
„ Nein.“
„ Haben sie sich den wenigstens mal gemeldet?“
„ Einmal. Um mir mitzuteilen das meine Sachen gepackt sind und ich sie holen kann, sobald ich hier raus bin.“
„ Dann hol sie.“
„ Wie bitte?“
„ Wir lassen deine Sachen abholen.“
„ Und weiter?“

Lukas und Mac sahen Harm überrascht an.
„ Nun, im Moment bist du ja noch hier. Deine Sachen kann man in der Zeit sicher irgendwo lagern. Und wenn du hier raus bist, dann kommst du zu mir.“
Die beiden sahen ihn verwundert an. Damit hatten sie nicht gerechnet.

„ Harm, bist du dir sicher?“
„ Ja, Mattie würde sich über einen Bruder sicher sehr freuen.“
„ Mattie? Wer ist denn Mattie?“
„ Meine Ziehtochter. Ihr würdet euch sicher gut verstehen. Sie ist jetzt 15. Wie alt bist du jetzt eigentlich?“
„ 15, aber in 3 Monaten werde ich 16.“
„ Und was sind so deine Hobbys?“
„ Ich spiele Baseball. Und außerdem interessiere ich mich sehr für Haie.“
„ Haie?“
„ Ja. Ich finde sie einfach faszinierend. Sie sind immerhin schon viel länger hier als wir.“

Mac sah die beiden mit einem Lächeln im Gesicht an. Sie schienen sich wirklich gut zu verstehen. Die beiden unterhielten sich noch Stundenlang über dieses und jenes. Mac beobachtete sie die ganze Zeit und freute sich. Zum ersten Mal seit sie Lukas kannte sah sie ihn lachen. Und er hatte ein wunderbares Lachen.


Harms Wohnung
20.00 Uhr Ortszeit

Harm und Mac waren noch bis zum Ende der Besuchszeit bei Lukas geblieben. Nun saßen sie in seinem Wohnzimmer und unterhielten sich über das Gespräch von vorhin.
„ Es ist einfach unglaublich, wie verschieden wir doch sind.“
„ Das wundert dich? Immerhin ist er bei völlig anderen Leuten aufgewachsen.“
„ Ja. Jetzt kann ich Mum wenigsten beweisen, dass das mit der Fliegerei nicht vererbbar ist.“

„ Apropos. Wie willst du ihr und Frank das denn erklären? Und Mattie erst.“
„ Tja. Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Aber es wird sicher nicht so schwer. Mattie freut sich bestimmt über einen Bruder. Und meine Mum wollte schon immer, dass ich mal eigene Kinder bekomme. Und sie hat sich ja auch schon wahnsinnig über Mattie gefreut.“

„ Bei deiner Mum und Frank kann ich’s mir richtig vorstellen wie sie sich freuen, vor allem, weil er sich so überhaupt nicht für das Fliegen interessiert. Aber Mattie. Glaubst du wirklich, dass das so einfach wird.“

„ Nun. Lukas ist nur etwa 1 Jahr älter als sie. Und die beiden haben auch einige Gemeinsamkeiten. Du weißt schon, die Vergangenheit, eine tote Mutter, die sie über alles geliebt haben. Sie werden sich sicher verstehen. Wenn nicht als Geschwister, dann zumindest als Freunde. Da bin ich mir sicher.“
„ Dir ist aber schon klar, was da auf dich zukommt? Immerhin sieht es ja ganz so aus, als wolltest du Lukas zu dir holen. Das heißt, du musst 2 Teenager großziehen. Und das alleine.“

„ Wer sagt denn, dass ich allein bin?“ Harm sah Mac an und setzte sein berühmtes Lächeln auf.
„ Hör auf. Selbst wenn ich da mitmachen würde, weißt du eigentlich welche Probleme da auf dich zukommen würden?“
„ Du meinst wohl auf uns.“
„ Von mir aus. Aber was willst du machen, wenn die beiden sich ineinander verlieben? Ich meine so etwas kann sehr schnell passieren. Mattie ist eine schöne, junge Frau und Lukas ist ja nun auch nicht gerade unattraktiv.“
„ Das wird bestimmt nicht passieren. Immerhin sind die beiden dann Geschwister. Und außerdem hat Lukas ja eine Freundin. Was soll da also schon großartiges passieren?“

„ Nun. Wenn Lukas zu dir zieht, wird er diese Freundin wohl nicht mehr so lange haben. Fernbeziehungen sind so schon sehr schwer und bei Teenagern sind sie eigentlich unmöglich. Dafür sind sie einfach noch nicht reif genug. Und was den Vernunftteil angeht. Wir lieben uns auch, obwohl wir beide wissen, dass wir damit gegen sämtliche Regeln verstoßen. Liebe schalltet denn Verstand einfach meistens ab.“
„ Trotzdem glaub ich nicht, dass so etwas vorkommen wird. Ich werde das schon zu verhindern wissen.“

„ Na dann viel Spaß dabei. Wann wirst du es eigentlich Mattie sagen?“
„ Nun, morgen ist Samstag. Und ich habe sie zum Frühstück eingeladen. Ich werde ihr die ganze Sache genau erklären und wenn sie dazu bereit ist, werde ich mit ihr ins Krankenhaus fahren, damit sie ihn kennen lernen kann.“
„ Na dann viel Glück.“

Mac stand auf und wollte sich auf den Weg nach hause machen.
„ Halt. Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen.“
Harm grinste sie an.
„ Doch, dass kann ich. Du musst dich nämlich ausruhen. Du hast morgen ein paar schwere Gespräche vor dir.“
„ Willst du mir dabei nicht helfen?“
„ Da musst du jetzt alleine durch Flyboy.“
„ Na wenn’s denn sein muss?“
„ Ich rufe dich morgen Abend an um zu hören wie es so gelaufen ist.“

Dann machte sich Mac auf den Weg nach hause, aber vorher verabschiedete sie sich natürlich noch ausgiebig von Harm.


Harms Wohnung
10.00 Ortszeit

Harm lief nervös durch seine Wohnung. Jeden Moment müsste Mattie zum Frühstücken zu ihm kommen. Er überlegte Fieberhaft, wie er ihr die Sache am besten erklären sollte. Und er machte sich Sorgen. Was, wenn sie die Sache nicht so aufnimmt, wie er es sich erhofft? Was, wenn sie nicht so begeistert ist, wie er? Was wenn…. Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, denn in diesem Moment kam Mattie herein.

„ Morgen Harm. Wie geht es dir?“
Mattie ging auf ihren Ziehvater zu und nahm ihn in den Arm.

„ Mir geht es gut Mattie. Und dir?“
„ Ach, ganz Ok.“
„ Wieso nur ganz Ok?“
„ Wir schreiben Montag Chemie und ich muss noch so viel lernen, dabei habe ich eigentlich gar keine Lust dazu.“
„ Na, da kommt dir das Frühstück wohl gerade recht, nicht wahr?“
„ Und ob. Vor allem, wenn wir anschließend noch so lange quatschen, dass sich das Lernen nicht mehr lohnen würde.“
Harm sah Mattie ernst an.
„ Mattie!“, sagte er mit ernster Stimme.
„ Schon gut, schon gut. Ich werde ja noch lernen. Aber heute würde ich lieber Mal etwas Zeit mit dir verbringen. Lernen kann ich ja auch morgen noch.“

Harm sah Mattie an. Sollte er es ihr lieber vor dem Essen oder lieber danach sagen?
„ Jetzt lass uns aber endlich essen Harm. Ich sterbe ja schon vor Hunger.“
Mattie setzte sich an den Tisch und nahm sich gleich drei Pfannkuchen.
„ Na, übertreibst du nicht ein bisschen?“
„ Nein. Ich habe doch gerade gesagt, dass ich vor Hunger fast sterbe.“
Dann schob sie sich ein großes Stück in den Mund. Harm musste grinsen. Sie erinnerte ihn gerade irgendwie an Mac und ihren Dauerhunger. Harm beschloss, Mattie erst nach dem Frühstück von Lukas zu erzählen und so redeten sie erst einmal über vieles anderes.

„ Sag mal, hast du eigentlich mittlerweile einen Freund?“ Harm sah Mattie erwartungsvoll an.
„ Harm!“ Mattie sah ihn wütend an. Doch dann musste sie langsam grinsen.
„ Nun ja. Es gibt da schon einen Jungen auf der Schule, aber ich habe mich bis jetzt noch nicht getraut ihn anzusprechen.“ Mattie wurde etwas rot im Gesicht und ihr grinsen wurde immer breiter.
„ So? Wie heißt er denn?“
„ Das werde ich dir ganz bestimmt nicht verraten, denn sonst rennst du bestimmt sofort zu ihm hin, um ihm mitzuteilen, dass er seine Finger von mir lassen soll. Ich kenne dich mittlerweile gut genug, Harmon Rabb.“
„ Das würde ich doch niemals tun.“ Harm setzte sein Grinsen auf.

„ Gut, machen wir einen Deal. Ich erzähle dir was über ihn und ihm Gegenzug verrätst du mir was da zwischen dir und Mac läuft. So oft wie ihr beiden in der letzten Zeit weg wart plant ihr bestimmt etwas Großes.“
„ Wie kommst du denn darauf?“
„ Ich bin nicht blind Harm. Erstens, übernachtet Mac in letzter Zeit ziemlich oft hier. Zweitens seit ihr in letzter Zeit häufiger unterwegs, ohne jemandem zu sagen wo ihr eigentlich hinfahrt. Und drittens hört ihr mit euren Unterhaltungen immer sofort auf, wenn jemand den Raum betritt und tut so, als ob ihr auch über irgendwelche Fälle unterhalten habt. Was euch aber niemand abkauft.“

< Wow. Sie ist wirklich gut>, dachte sich Harm.
„ In Ordnung. Du erzählst mir was über diesen Jungen und dann bekommst du die gewünschten Infos.“
< Eigentlich ein guter Deal, wenn man bedenkt, dass ich es ihr sowieso sagen wollte .> Harm grinste leise in sich hinein.

„ Also gut. Sein Name ist Tyler. Er ist in meinem Englisch und in meinem Geschichtskurs. Er ist super süß und super lieb. Außerdem ist er im Baseballteam. So, jetzt bist du dran.“
„ Moment mal. Du willst mir doch nicht sagen, dass das schon alles war?“
Harm sah Mattie an und spielte den enttäuschten.
„ Mehr weiß ich leider noch nicht über ihn. Er wohnt erst seit drei Wochen hier. Deshalb gibt es auch niemanden, denn man über ihn ausfragen könnte.“
„ Und wieso sprichst du ihn nicht einfach an?“

„ Wieso hast du bei Mac so lange gebraucht?“
„ Volltreffer, du hast mich erwischt. Also gut, ich erzähle dir alles. Aber du musst mir vorher etwas versprechen. Versprich mir, dass niemand etwas erfahren wird.“
„ Na gut versprochen. Auch wenn es mir schwer fällt. Also los. Wann werden Mac und du heiraten? Und wann kommt das Baby?“

Harm erschreckte sich sosehr, dass es sich an seinem Kaffee verschluckte. Er hustete eine Zeit lang und musste erst einmal diesen Schreck verdauen, bevor er darauf antworten konnte.
„ Wie kommst du denn auf so etwas?“
„ Harm. Ihr zwei seid zwar verdammt gut Anwälte, aber bei privaten Geheimnissen seit ihr nicht besonders gut. Ich meine da sind eure ständigen Ausflüge, die Anrufe von einem Doktor Morris. Ich kann eins und eins zusammenzählen.“
„ Also erst einmal. Mac ist nicht schwanger und wir werden auch nicht heiraten. Unsere Geheimniskrämerei hatte einen anderen Grund.“

Harm schwieg einen Augenblick. Er wusste nicht, wie er weitermachen sollte. Das ganze war für ihn nicht besonders einfach.
„ In Gewisser weise liegst du ja richtig. Ich bekomme noch ein Kind, aber nicht von Mac.“
Mattie sah Harm mit großen Augen an.
„ Du bekommst ein Kind von einer anderen. Mac wird dich dafür hassen. Wie kannst du ihr das antun?“
„ Halt Mattie. Das ganze ist ein wenig komplizierter. Bitte hör mir jetzt einmal nur zu.“
„ Na gut. Aber ich weiß nicht, was daran so kompliziert sein soll.“

„ Du bekommst in kürzester Zeit einen Bruder. Er heißt Lukas und wird in drei Wochen 16 Jahre alt. Seine Mutter hat mir nie etwas von ihm erzählt. Vor ein paar Wochen kam er hierher nach Washington, weil er dachte, dass Mac seine Tote Mutter ist. Du musst wissen, dass sie und Mac sich sehr ähnlich sahen. Aber dann hatte er einen schweren Unfall. Als Mac und ich ihn im County besuchten, erkannte ich sofort eine Ähnlichkeit zwischen ihm und mir. Also ließ ich einen Vaterschaftstest machen und der war positiv. Als seine Pflegeeltern davon erfuhren, wollten sie ihn dazu zwingen, sofort mit ihnen nach hause zu kommen und als er sich weigerte, da setzten sie ihn vor die Tür. Also werde ich mich ab jetzt um ihn kümmern.“

Mattie hörte sich das ganze ruhig an. Sie konnte nicht wirklich glauben, was sie da gerade gehört hatte.
„ Und Mac weiß davon?“
„ Ja. Sie weiß alles.“
„ Das glaub ich einfach nicht. Ich meine das ist doch verrückt. Und wie geht es jetzt weiter?“
„ Nun. Lukas kann Montag mit der Reha beginnen. Und dann dauert es hoffentlich nicht mehr so lange und er wird entlassen. Und dann kommt er mit zu uns.“
„ Zu uns?“
„ Ja. Zu dir und mir. Ich habe dir doch gesagt, dass du einen Bruder bekommen wirst.“
„ Oh. Ja stimmt.“

Mattie sah ihn enttäuscht an. Sie hatte gehofft mit “uns“ wäre auch Mac gemeint.

„ Und wo soll er wohnen? Ich meine du hattest ja schon kaum Platz für mich. Und zu mir und Jen kann er auch nicht.“
„ Nun, ganz einfach. Wir werden umziehen. Ich dachte an ein kleines Haus etwas außerhalb. Natürlich so, dass du weiter auf die Virginia High gehen kannst.“
„ Muss das denn sein? Ich würde so gerne bei Jen bleiben.“
„ Ja, es muss sein. Aber du kannst Jennifer natürlich jederzeit besuchen. Solange sie nichts dagegen hat.“
„ Sie wird mir trotzdem fehlen.“

„ Ich weiß. Aber anders geht es leider nicht. Ich habe Lukas versprochen, mich ab jetzt um ihn zu kümmern, so, wie ich es dir damals versprochen habe. Außerdem freut Lukas sich schon auf seine kleine Schwester, Er war bis jetzt immer ein Einzelkind, hat sich aber immer Geschwister gewünscht. Ihr werdet euch sicher gut verstehen. <Zumindest hoffe ich das>, fügte Harm in Gedanken zu.

„ Na toll. Dann habe ich also nicht nur eine Navy Commander als Vater, sondern auch noch einen fürsorglichen großen Bruder. Wie soll ich denn so jemals einen Freund finden?“
Harm sah Mattie überrascht an, erkannte dann aber ihr grinsen, das immer größer wurde.

„ Wann lerne ich ihn denn kennen?“
„ Nun, eigentlich dachte ich, dass wir gleich heute zu ihm fahren könnten, aber da du noch so viel lernen musst.“
„ Das ist doch gar nicht mehr so viel. Das schaffe ich auch alles morgen. Ehrlich. Bitte Harm. Lass uns zu ihm fahren. Ich würde ihn so gerne kennen lernen.“
Mattie sah Harm flehend an.
„ Ok. Fahren wir.“

Mattie fiel ihm vor Freude um den Hals. Auch sie hatte sich immer eine richtige Familie gewünscht, seit ihre Mutter gestorben war. Als Harm sie damals zu sich holte, war der erste Schritt getan. Nun hatte sie bereits wieder einen Vater und bald auch einen Bruder.

<Jetzt fehlt nur noch Mac. Chloe und ich hatte bis jetzt ja nur mäßigen Erfolg. Mac war zwar schon öfters über Nacht hier, aber so richtig scheinen die beiden nicht zusammen zu sein, sonst hätte Harm sie gerade mitgenannt. Wahrscheinlich ist das ganze ihr etwas unangenehm. Aber mit Lukas Hilfe wird es mir und Chloe bestimmt gelingen, die beiden endgültig zusammen zu bringen.> Beim letzten Satz musste Mattie unweigerlich grinsen.

„ Was ist los?“
„ Ach gar nichts. Ich freue mich nur auf meinen großen Bruder.“
„ Gut, dann lass uns losfahren.“
Harm und Mattie nahmen ihre Jacken und verließen dann die Wohnung.


County General
Lukas Zimmer

Lukas lag in seinem Bett und schaute immer wieder nervös auf seine Uhr. Es war jetzt schon fast 12.00 Uhr. Wo blieb er nur? Er hatte ihm doch versprochen, dass er heute wiederkommt. Und er wollte auch diese Mattie mitbringen, von der er ihm gestern erzählt hat. Lukas war gespannt, wie sie aussah und wie sie wohl reagieren würde. Immerhin sind sie ja bald so etwas wie Geschwister, wenn alles läuft wie geplant.

Als es an der Tür klopfte, atmete er noch einmal tief durch und bat seinen Besucher herein. Harm trat als erster ein, dicht gefolgt von Mattie.

„ Hey. Na, wie geht es dir heute so?“
„ Ganz gut.“
„ Darf ich dir Mattie vorstellen? Mattie, das ist Lukas.“
„ Hi Mattie.“ An seiner Stimme erkannte Harm, dass Lukas etwas unsicher war und mit der Situation nicht so recht etwas anfangen konnte.
„ Hi Lukas. Schön dich kennen zu lernen. Harm hat mir leider noch nicht sonderlich viel von dir erzählt. Ich hoffe, dass du das nachholen wirst. Bin nämlich schon gespannt, was mein großer Bruder mir alles so zu erzählen hat.“

Lukas sah Mattie an. Mit so einer freundlichen Begrüßung hatte er nun nicht gerechnet. Aber es freute ihn, dass Mattie so auf die Sache reagierte. Es hätte immerhin auch viel schlimmer sein können.

<Wow, der sieht aber gut aus> dachte Mattie, während sie Lukas betrachtete.
„ So. Dann schieß mal los.“, sagte Mattie, schnappte sich einen Stuhl und setzte sich direkt an Lukas Bett.
„ Womit denn?“
„ Weiß nicht? Warte weiß doch etwas. Hast du eine Freundin?“
„ Ja. Ihr Name ist Gina. Wir gehen auf dieselbe Schule. Wir sind seit etwa einem Jahr zusammen. Und was ist mit dir? Hast du einen Freund?“
„ Nein, noch nicht. Aber da ist ein ziemlich süßer Typ, der mich interessiert. Vielleicht wird daraus ja was. Ok, jetzt bist du dran. Stell mir eine Frage.“
Mattie zappelte auf ihrem Stuhl hin und her und wartete auf Lukas Frage.

„ Ok. Ähm… Was sind deine Lieblingsfächer?“
„ Englisch und Mathe.“, kam es wie aus der Pistole geschossen.
„ Englisch und Mathe? Du bist ja verrückt. Das sind die schlimmsten Fächer die es gibt. Chemie. Chemie und Biologie, dass sind vernünftige Fächer.“
„ Mach mal nen Punkt. Chemie ist doch wohl echt ätzend. Und Biologie ist super langweilig. Der ganze Quatsch mit der DNS und dem Nervensystem und so. Da blickt doch keiner durch.“
„ Na ich schon. Außerdem ist das besser als Shakespeare zu lesen.“
„ Na wenn du meinst. Dann kannst du ja ab jetzt meine Hausaufgaben machen.“
„ Klar. Wenn du meine machst.“

Die beiden lachten, als Sie Harms Gesicht sahen. Der fand die Idee nämlich gar nicht so toll.

„ Ok. Ich bin wieder dran. Also, was sind deine Hobbys?“
„ Baseball und Haie.“
„ Baseball und Haie? Was ist das denn für eine Kombination?“
„ Naja. Baseball spiele ich erst seit der Junior High. Ich musste damals einen Nachmittagskurs wählen, damit ich bloß nicht zu früh zu hause bin und fernsehe oder sonst irgendein Blödsinn anstelle. Football war mir zu brutal, also fing ich mit Baseball an. Und seit dem macht es mir ein reisen Spaß. Laut meinem Trainer habe ich sogar große Chancen auf ein Stipendium, wenn ich so weiterspiele.“
„ Das heißt also, dass du auch an unserer Schule weiterspielen würdest?“
„ Na klar. Wenn das geht dann auf jeden Fall.“
„ Gut. Dann habe ich ja endlich einen Informanten. Mein baldiger Freund spielt nämlich auch in dem Team. Du kannst mir dann alle Informationen besorgen, die ich brauche und uns verkuppeln.“

„ Moment mal“, mischte sich Harm jetzt ein. „ Da habe ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden.“

„ Keine Sorge. Er kommt nur an Mattie ran, wenn er meine Spezialprüfung bestanden hat.“
Mattie sah Lukas entsetzt an, der sie wiederum nur angrinste.
„ Na, das werden wir ja sehen. Aber jetzt weiter im Text. Das mit dem Baseball verstehe ich ja, aber Haie?“
„ Nun. Ich finde sie einfach faszinierend. Immerhin sind sie schon viel länger auf dieser Welt als wir Menschen. Außerdem gehören sie zu den wenigen Lebewesen, über die wir kaum etwas wissen. Es gibt da noch so viel zu erforschen. Deswegen will ich auch Meeresbiologie studieren und später als Haiforscher arbeiten.“
„ Haiforscher? Du bist ja wahnsinnig.“
„ Wieso? Es gibt Berufe die sind viel Gefährlicher. Und was ist mit dir? Was sind so deine Hobbys?“

„ Ich habe nur ein Hobby und das ist das Fliegen.“
„ Fliegen?“
„ Ja. Ich bin mit Flugzeugen aufgewachsen. Meine Mutter hatte ein Frachtunternehmen, das ich seit ihrem Tod geführt habe. Zumindest so lange bis Harm kam und mich zu ihm holte. Ich wollte nie etwas anders machen als diesen Unternehmen zu leiten. Aber jetzt weiß ich, dass ich erst einmal versuchen werde Kampfpilotin zu werden, so wie Harm. Wenn das nichts wird, kann ich das Unternehmen ja immer noch führen.“
„ Jetzt sag noch mal, dass ich wahnsinnig bin. Es sind mit Sicherheit schon mehr Kampfpiloten gestorben, als Haiforscher.“
„ Also ich stürze lieber ab, als mich fressen zu lassen.“

„ So, dass reicht aber, findet ihr nicht?“ Harm sah die beiden ernst an. Ihm gefiel dieses Thema überhaupt nicht und das sah man ihm auch an.
„ Ja, du hast Recht. Also, ich bin dran. Also Mattie, was ist dein Lieblingsfilm?“
„ Top Gun und Eine Frage der Ehre. Das habe ich von Harm.“
Mattie grinste ihren Ziehvater an und war froh, dass er ihr lächeln erwiderte. Er hatte gerade doch ziemlich ernst ausgesehen.
„ Na toll. Dann kann ich mich ja auf einige gefasst machen“
„ Oh ja. Und was ist die Lieblingsfilm?“
„ Na was wohl? Deep Blue Sea natürlich. Der Film ist echt klasse.“

Mattie schüttelte sich.
„ Also, ich finde den Film total gruselig. Ich habe nur die Vorschau gesehen und schon hatte ich noch mehr Angst vor Haien.“
„ Na dann werden wir ihn uns mal ansehen müssen, damit ich dir erklären kann, was sie dort alles falsch gemacht haben. Glaub mir. Du wirst deine Angst verloren haben, wenn ich mit dir fertig bin.“
„ Gut. Aber nur, wenn du anschließend Top Gun und eine Frage der Ehre mit uns guckst.“

Lukas sah Mattie an und tat so, als würde er anstrengend darüber nachdenken. Dann setzte er eine typische Mine eines überführten Verbrechers auf und sagte:
„ Ich werde den Deal annehmen, Frau Anwältin. Zum Wohle aller Haifische auf diesem Planeten. Auf das sie zwei weitere Sympathisanten finden.“

Harm und Mattie konnten sich das Lachen nicht länger verkneifen. Es war einfach zu komisch. Lukas tat nun auf beleidigt und verschränkte die Arme, fiel wenige Sekunden später aber in das Lachen mit ein. Die drei lachten so laut, dass sie gar nicht mitbekamen, dass es an der Tür klopfte.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#5 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:26

Schlagartig hörte Lukas auf zu lachen. Harm bemerkte als erster Lukas entsetzten Gesichtsausdruck. Auch er beruhigte sich sofort und sah Richtung Tür. Sofort erkannte er, wieso Lukas das Lachen vergangen war.
„ Was ist denn mit euch beiden los? Ihr seht so aus als hättet ihr gerade einen Geist gesehen.“, kam es von Mattie. Dann drehte auch sie sich um und betrachtete das Paar, dass mit demselben Blick wie, Harm und Lukas ihn hatten, im Türrahmen stand.

Der Mann fand als erstes seine Stimme wieder.
„ Was wollen sie denn hier?“, rief er wütend. „ Sie haben doch wohl schon genug angerichtet. Lassen sie endlich unseren Sohn in Ruhe.“

Mattie begriff langsam was los war. Diese beiden mussten Lukas Pflegeeltern sein. Aber hatte Harm nicht gesagt, dass die beiden sich nicht mehr für ihn interessieren? Das sie ihn nicht mehr haben wollen?
„ Also entscheiden sie sich mal. Erst wollen sie ihn nicht mehr bei sich haben und jetzt tauchen sie einfach so wieder auf und tun so, als wäre Harm ein Stalker, der ihren Sohn bedroht. Wenn hier also einer Lukas in Ruhe lassen sollte, dann sind Sie das.“

Tom und Alex sahen Mattie entgeistert an. Was erlaubte sich diese Göre denn da?
„ Was erlaubst du dir da eigentlich? Hat dir niemand beigebrach, dass man vor Erwachsene Respekt hat? Dir sollte mal lieber jemand Manieren beibringen.“, brüllte Tom und ging mit einem großen Schritt auf Mattie zu.

Harm wollte aufspringen um sich beschützend vor Mattie zu stellen, doch dann merkte er, dass dies gar nicht nötig war. Diesen Part hatte Lukas bereits übernommen. Er stand genau neben Mattie. Das gesunde Bein auf dem Boden, dass Kranke etwas angewinkelt. Mit einer Hand stützte er sich auf einer Krücke ab, um den nötigen Halt zu erlangen. In der freien Hand hielt er die andere Krücke und richtete sie gegen Tom.

„ Komm ihr bloß nicht zu nahe. Sie kann sagen was sie will. Vor allem, weil sie Recht hat. Ihr habt selbst gesagt, entweder ich komme mit euch oder ich kann bleiben wo der Pfeffer wächst. Das waren deine Worte. Ich habe mich entschieden. Ich werde hier bleiben. Bei meinem Dad und meiner Schwester. Es ist mir egal, was ihr davon haltet. Wenn es euch nicht passt, dann könnt ihr es ja vor Gericht versuchen. Mal sehen, wie weit ihr kommt. Und jetzt verschwindet lieber.“

Harm und Mattie sahen Lukas überrascht an. Das hätten sie ihm nicht zugetraut. Harm erkannte in Lukas Augen einen schimmernden Glanz. Doch er wusste nicht ob es Tränen der Enttäuschung waren, oder ob es die Wut war, die sich in seinen Augen widerspiegelte.

Auch Tom sah ihn verdutzt an. Er kannte Lukas schon sehr lange, doch das hatte er sich noch nie getraut. Jetzt ging er eindeutig zu weit.
„ Du wirst schon sehen, was du davon hast.“

Tom hatte diese Worte nicht geschrieen. Nein, er sagte sie ganz ruhig. Und jeder im Raum erkannte sofort, dass es sich um eine Drohung handelte. Als Alex und er sich umdrehten um zu gehen, meldete sich Harm zu Wort.

„ Sie sollten vorsichtig sein mit dem was sie sagen. Und wenn einem meiner Kinder noch einmal zu nahe kommen, dann schwöre ich ihnen, dass sie das bereuen werden.“
Harm baute sich in seiner vollen Größe vor Tom auf. Der reagierte gar nicht mehr auf ihn, sondern verließ mit seiner Frau den Raum und ging Richtung Aufzug, ohne sich noch einmal umzusehen.

„ Wow“, kam es von Mattie, als die beiden weg waren.
„ Ich dachte schon der Typ will mir an die Gurgel. Der sah echt sauer aus. Und wie du dich vor mich gestellt hast und ihm die Meinung gegeigt hast, dass war echt cool. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass Harm das tut, aber so hatte es mit Sicherheit viel mehr Wirkung. Ich bin Richtig froh so einen mutigen Bruder zu haben.“
Dann fiel Mattie ihrem neuen Bruder um den Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Harm sah die beiden an und konnte sich ein lächeln nicht verkneifen. Trotzdem fühlte er sich schlecht. Wieso hatte er nicht so schnell reagiert? Wieso hatte er Tom und Alex nicht die Meinung gesagt? Immerhin ist es seine Aufgabe, seine Kinder zu beschützen. Lukas holte ihn wieder aus seinen Gedanken zurück.
„ Danke, dass du mich das hast machen lassen. Das war schon längst überfällig. Der Typ ging mir schon viel zu lange auf die Nerven. Jetzt lässt er mich hoffentlich endlich mal in Ruhe.“

Harm sah Lukas an. Es tröstete ihn zwar nicht besonders, aber zumindest wusste er jetzt, dass Lukas wirklich zu ihm wollte. Dann geschah zu zweiten Mal etwas, womit niemand gerechnet hatte. Lukas nahm Harm in den Harm. Er umarmte ihn immer fester und weinte. Aber nicht weil er traurig war, sondern weil er glücklich war. Glücklich darüber, dass er endlich eine Familie hatte die sich um ihn sorgte. Und glücklich darüber, dass Harm ihn sein Kind nannte. Mattie war es bereits gewohnt, dass Harm sie als seine Tochter titulierte, aber für Lukas war es eine ganz neue Erfahrung.

Mattie beobachtete die beiden eine Zeit lang und sie war sich ganz sicher, dass Plan A damit erledigt war. Lukas würde zu ihnen kommen, daran gab es keinen Zweifel mehr. Nun konnten sie und Chloe und Lukas sich voll und ganz auf Plan B konzentrieren. Sie musste Lukas nur noch einweihen. Aber das war das kleinste Problem.

Als es erneut an der Tür klopfte, drehten sich alle drei erschrocken um. Noch so eine Überraschung würden sie nicht ertragen. Aber es war nur Doktor Morris, der von den Unruhen erfahren hatte und kurz nach dem Rechten sehen wollte. Als er aber sah, wie gut es Lukas bei Harm und Mattie ging, ließ er die drei wieder alleine und machte weiter seine Runde.


Matties und Jens Wohnung
20.00 Ortszeit

Als Mattie nach hause kam, stürmte sie sofort in ihr Zimmer, um Chloe die Neuigkeiten zu berichten. Eigentlich wollte sie es auch Jen sagen, aber sie musste Harm versprechen es ihr nicht zu sagen. Harm wollte es zuerst General Cresswell mitteilen, bevor es irgend jemand anders von JAG erfuhr. Mit Ausnahme von Mac natürlich, die es ja schon wusste.

Mattie schnappte sich ihr Telefon und wählte Chloes Nummer. Nachdem es am anderen Ende dreimal getutet hatte, meldete sich Chloe.

„ Chloe Madison?“
„ Hi Chloe, hier ist Mattie. Ich habe super Neuigkeiten. Du wirst nie erraten was es ist.“
„ Sag nicht Harm und Mac haben sich endlich getraut.“ Chloe klang ganz aufgeregt.
„ Nein, noch nicht wirklich. Mac übernachtet zwar ab und zu bei Harm und sie küssen sich auch manchmal, wenn sie hier sind, aber sie streiten immer noch alles ab. Und seid kurzem kapselt sich Mac auch wieder etwas ab.“
„ JA. Hast du mir doch schon alles erzählt.“ Chloe wurde langsam ungeduldig.

„ Also, was ist denn dann die tolle Neuigkeit?“
„ Rate mal.“ Mattie genoss es richtig, am längeren Hebel zu sitzen und Chloe so zu quälen.
„ Also. Mac und Harm heiraten schon mal nicht. Getrennt haben sie sich aber auch nicht, sonst wäre es keine tolle Neuigkeit. Wollen die beiden etwa alles offiziell machen?“
„ Nein. Dazu müssen wir noch weiterarbeiten.“

„ Ist Mac vielleicht schwanger?“
„ Nee. Aber es wird wärmer.“
„ Wie, es wird wärmer?“ Jetzt sag es mir endlich Mattie, oder ich lege auf.“
Chloe war total aufgeregt. Sie wollte endlich wissen, was es neues gab.
„ Also.“ Mattie legte eine Künstlerische Pause ein. „ Harm hat einen Sohn“

Als Chloe das hörte, ließ sie vor Schreck fast den Hörer fallen.
„Wie? Er hat einen Sohn? Das verstehe ich jetzt nicht so ganz. Hat er noch ein Kind adoptiert?“
„ Nein. Lukas ist sein leiblicher Sohn. Bis vor kurzem wusste Harm noch gar nichts von ihm.“
„ Wie, er wusste nichts von ihm? Wie alt ist er denn?“
„ Noch 15. Er wird aber bald 16.“
„ Und Harm wusste die ganze Zeit nichts von ihm?“
„ Nein. So wie es aussieht nicht.“

„ Weiß Mac es schon?“
„ Jep“
„ Und was hat sie dazu gesagt?“
„ Keine Ahnung. Harm sagt, dass sie ihn unterstützt hat. Aber ich glaube, dass ihr die Sache nicht so ganz gefällt. Du musst wissen, Mac hat eine ziemlich große Ähnlichkeit mit Lukas Mutter. Und ich glaube, dass sie das etwas verunsichert. Deshalb hat sie sich in letzter Zeit wohl etwas zurückgezogen.“

„ Also wenn das so ist, dann ist dieser verlorene Sohn aber nicht besonders förderlich für unseren Plan.“
„ Keine Sorge. Ich werde ihn morgen einweihen und ihn fragen, was er davon hält. Wenn er dagegen ist, müssen wir ihn halt wieder loswerden. Wird zwar etwas schwer, aber wir kriegen das schon hin. Und wenn er uns hilft, dann haben wir eine sehr gute Verstärkung. Ich glaube, dass er der fehlende Teil unseres Plans ist.“

„ Na hoffen wir es mal. Du, ich muss jetzt Schluss machen. Jason kommt gerade. Können wir morgen weiterreden?“
„ Sicher. Ich melde mich wenn ich bei Lukas war und gebe dir bescheid, ob er mitmacht oder nicht.“
„ In Ordnung. Bis dann.“
„ Bis dann. Und grüß Jason von mir.“
„ Klar mache ich.“ Dann legte Chloe auf.

Mattie lag einen Moment ruhig auf ihrem Bett und dachte nach.
<Hoffentlich macht er mit. Sonst haben wir ein echtes Problem. Ich glaube nämlich nicht, dass Harm ihn so einfach aufgibt. Dann stand sie auf, holte sich etwas zu essen, und versuchte noch ein wenig zu lernen, damit sie morgen bei Lukas schneller fertig werden, damit sie noch in aller Ruhe über denn Plan reden konnten.>


Nächster Tag
County Hospital
Lukas Zimmer

Es hatte einige Zeit gedauert, bis Mattie Harm davon überzeugen konnte, sie und Lukas allein zu lassen. Er glaubte ihr nämlich nicht, dass sie zusammen lernen wollten. Nach einiger Zeit wurde es ihm aber dann doch etwas langweilig. Die beiden sprachen die ganze Zeit über Massenwirkungsgesetz, pH-Wert Berechnung und Bestimmung, Titrationen und noch anderen Dingen, von denen er nicht wirklich was verstand. Also ließ er die beiden lieber allein, um in aller Ruhe mit Doktor Morris zu reden.

„ Man, ich dachte schon der verschwindet nie.“
Lukas sah Mattie etwas verwundert an. Was kam nun schon wieder?
„ Also, wir müssen dringend miteinander reden. Aber Harm darf davon nichts erfahren.“
„ OK.“ Lukas war immer noch unsicher. Mattie war ihm etwas unheimlich. Ihre Launen wechselten manchmal ziemlich schnell.

„ Also. Chloe und ich verfolgen schon seit einiger Zeit einen Plan und wir wollten dich fragen, ob du nicht mitmachen willst?“
„ Ok. Erstens, wer ist Chloe. Und zweitens, was für einen Plan?“
„ Oh. Klar, du kennst sie ja noch nicht. Chloe ist so etwas wie Macs Schwester. Sie haben sich bei so einem Projekt kennen gelernt. Und was unseren Plan angeht. Wir wollen Harm und Mac zusammenbringen.“

„ Wieso zusammenbringen? Sind die noch nicht zusammen?“
„ Nein, leider nicht.“
„ Ich dachte, sie wären es. So wie sie immer zusammen zu mir gekommen sind und mir beigestanden haben. Ich dachte, sie wären Verlobte oder zumindest kurz davor.“
„ Nein. Aber wir wollen die beiden dorthin bringen. Machst du mit.“
„ Also, ich weiß zwar nicht, wie ihr das anstellen wollt, aber ich bin dabei.“
„ Sehr schön.“
„ Wie sieht euer Plan denn eigentlich aus?“

„ Nun, um ehrlich zu sein, wissen wir es noch nicht so genau. Ich wollte in den Ferien zu Chloe fahren und dort wollten wir in Ruhe alles durchsprechen. Du kannst ja auch mitkommen. Harm hat bestimmt nichts dagegen. Wir sagen ihm einfach, dass wir uns besser kennen lernen wollen. Außerdem ist er ja auch öfters mal weg und du wärst dann ganz allein.“
„ Ich alleine mit zwei Mädels. Ich weiß nicht so recht.“
„ Du bist ja nicht ganz allein. Du kannst ja mit Jason, Chloes Freund rumhängen, wenn wir mal was anderes machen.“
„ Na von mir aus. Starten wir die Mission.“

Lukas lächelte Mattie an. Und Mattie Lukas. Dann machten sie sich wieder ans lernen, damit Harm nichts mitkriegte und keinen Verdacht schöpfte.


County Hospital
Dr. Morris Büro
Zur selben Zeit

Während Lukas und Mattie lernten oder eher gesagt ihre Mission besprachen, redete Harm mit Doktor Morris. Es gab noch einige Dinge, die er Lukas bezüglich geklärt habe wollte, damit nicht noch mal so etwas wie am Tag zuvor geschieht.

„ Guten Tag Mr. Rabb.“
„ Guten Tag Doktor Morris.“
„ Tut mir Leid, dass sie so lange warten mussten, aber ich musste zu einem Dringenden Notfall.“
„ Das ist schon in Ordnung. Kein Problem.“
„ Sie wollen mit mir doch bestimmt über die Sache von gestern reden, richtig?“
„ Ja, unter anderem. Mich interessieren aber mehr Lukas Fortschritte und wie es demnächst weitergehen wird.“

„ Nun zunächst einmal. Sein Arm ist bereits wieder völlig in Ordnung. Er kann ihn genauso gut bewegen wie vorher und hat auch keine Schmerzen mehr und auch sein Bein sieht besser aus als ich dachte. Er macht bei der Physiotherapie langsam Fortschritte. Für ihn ist das alles natürlich viel zu langsam. Man muss ihn ständig neuen Mut machen und ihm sagen, dass es seine Zeit braucht, bis er sein Bein wieder vollständig belasten kann, falls das überhaupt jemals der Fall sein wird.“

„ Was soll das heißen. Doktor?“ Harm sah Doktor Morris besorgt an.
„ Nun, die Verletzung an seinem Knie war sehr schwer. Die Kniescheibe hatte sich vollständig gelöst und die Muskel und Bänder im Knie in Mitleidenschaft gezogen. Wir mussten auch einen Teil des Meniskus entfernen. Es wird zwar mit großer Wahrscheinlichkeit wieder schmerzfrei Laufen können, aber ob er noch mal Baseball spielen kann, ist ungewiss.“

Harm sah Doktor Morris traurig an. Bei ihren Gesprächen, die sie in den letzten Tagen geführt hatten, hatte er gemerkt, wie sehr Lukas Baseball liebte. Und auch sein Berufswunsch setzte eine gewisse Belastbarkeit voraus. Wie würde Lukas das wohl auffassen, wenn es wirklich dazu kommen sollte. Das wäre ein neuer Schlag für ihn und er war sich sicher, dass Lukas nicht mehr viele solcher Nachrichten verkraften würde. Nicht nach den Ereignissen der letzten Wochen.

„ Und dann ist da ja auch noch die Sache mit ihnen und seinen Pflegeeltern. Das alles wird ihm sicherlich nicht sonderlich viel Mut machen.“, fuhr Doktor Morris fort.
Harm sah ihn verwundert an.
„ Wieso sollte es ihm keinen Mut machen?“, wollte er wissen, und war auf die Antwort sehr gespannt.
„ Nun, sie zwei scheinen sich ja prächtig zu verstehen.“
„ Ja, dass tun wir. Und mit Mattie, meiner Ziehtochter, versteht er sich auch super.“
„ Und genau dort liegt das Problem.“
„ Wie meinen sie das?“ Harm sah ihn etwas verwirrt, aber auch ärgerlich an.
„ Nun, je besser sie sich verstehen, desto schwerer wird es ihm fallen, zu seinen Pflegeeltern nach Chicago zurückzukehren.“
„ Was soll das denn heißen.“, rief Harm und sah den Arzt wütend an.

Der wich etwas zurück. Er wusste nicht, wie er Harms verhalten einschätzen sollte.
„ Nun. Sobald unser Chirurg die Nägel aus seinem Bein entfernt hat, wird er nach Chicago verlegt und dort weiterbehandelt. Ich halte es zwar für keine gute Idee, da hier alle mit dem Fall betraut sind, aber es ist der Wunsch seiner Eltern.“

Harm sah den Arzt an. In seinem Gesicht konnte man die Ratlosigkeit, aber auch die Wut erkennen, die ihn gerade befiel.
„ Was soll das heißen, er kommt nach Chicago. Seine so genannten Pflegeeltern haben ihn doch praktisch rausgeworfen. Außerdem will Lukas nicht wieder zurück. Er will hier bei Mattie und mir bleiben, und das hat er ihnen auch schon gesagt.“

„ Nun, bei allem Respekt Commander Rabb, aber es geht hier leider nicht um das was sie oder Lukas wollen. Sein Onkel und seine Tante haben noch immer das Sorgerecht für ihn und solange sich das nicht ändert, können auch nur sie bestimmen, wie es weitergeht. Und dagegen kann ich auch nichts machen. Da sind mir die Hände gebunden. So ungern ich es auch tue, aber sobald die Nägel entfernt wurden, muss ich Lukas nach Chicago in die Reha überweisen.“

An seinem Blick merkte Harm, dass es Doktor Morris wirklich nicht leicht fiel, Lukas wieder zu seinen Pflegeeltern zu schicken.

„ Tut mir Leid Doktor. Ich weiß ja, dass ihnen die Hände gebunden sind. Ich habe ehrlich gesagt auch nicht mehr daran gedacht, dass Lukas zu ihnen zurück muss, und dass Sie im Moment noch alle Entscheidungen treffen. Ich war wohl viel zu voreilig.“
„ Das verstehe ich gut Commander. Mir würde es in so einer Situation wahrscheinlich genauso gehen.“
„ Weiß Lukas schon davon?“
„ Nein. Ich hielt es für besser, wenn er es so spät wie möglich erfährt, um seine Fortschritte nicht zu beeinflussen.“

„ Dann werde ich es ihm jetzt sagen.“, sagte Harm und stand auf.
„ Halten sie das für eine so gute Idee?“
„ Es muss sein, damit wir die nächsten Schritte planen können.“
„ Dann wünsche ich ihnen viel Glück Commander.“
„ Danke.“
Dann drehte er sich um und ging aus dem Büro.


County Hospital
Auf dem Flur

Nachdem Harm das Büro von Doktor Morris verlassen hatte, holte er sein Handy aus der Tasche und wählte Macs Nummer. Er musste sie jetzt einfach sprechen und hören, was sie dazu zu sagen hatte. Er brauchte jetzt einfach Macs Unterstützung.
„ Hallo Mac, hier ist Harm.“, meldete er sich, als er Macs Stimme hörte.
„ Hast du heute schon was vor?“
„ Nein, bis jetzt noch nicht. Ich wollte nur ein paar Akten durcharbeiten, aber das kann ich auch später noch machen. Wieso fragst du?“
„ Ich brauche deine Hilfe. Es geht um Lukas.“

Für ein paar Minuten herrschte Stille, was Harm beunruhigte. Mac war sonst immer sofort bei ihm, wenn er ihre Hilfe brauchte, auch, wenn ihr Verhältnis mal nicht so gut war. Wieso zögerte sie jetzt auf einmal? Sie verstanden sich im Moment doch so gut. Sie liebten sich und standen endlich zu ihren Gefühlen. Wieso zögerte sie also?

„ In Ordnung.“, kam es dann etwas unsicher von Mac. Ich bin in etwa 30 Minuten bei dir.“
„ Danke Mac. Und noch etwas. Kannst du vielleicht diesen Andrew anrufen, ob er auch kommt?“
„ Andrew?“
„ Ja. Du weißt schon, dieser Familienanwalt. Ich denke, ich brauche seine Hilfe jetzt doch.“

Am anderen Ende der Leitung wunderte sich Mac. Es war doch sonst nicht seine Art um Hilfe zu bitten. Schon gar nicht bei jemandem, den er noch nicht einmal kannte. Es musste wirklich etwas ernstes sein.
„ Gut. Ich rufe ihn an und komme dann zu dir.“
„ In Ordnung, bis nachher.“
„ Harm?“
„ Ja?“
„ Ich liebe dich.“
„ Ich dich auch Sarah.“

Dann legten beide auf. Mac war erstaunt.
<Harm hatte sich in letzter Zeit sehr verändert, seit er von Lukas weiß. Sonst stand er nie so zu seinen Gefühlen. Er bewirkt wirklich etwas Gutes.>, dachte Mac. Dann suchte sie Andrews Telefonnummer aus dem Telefonbuch und rief ihn an.


Vor dem County Hospital
45 Minuten später

Harm hatte sich dazu entschlossen lieber vor dem Krankenhaus auf Mac zu warten. Er wollte nicht allein zu Lukas und Mattie, denn er war sich ganz sicher, dass er das nicht geschafft hätte. Er hatte einfach tierische Angst vor Lukas und Matties Reaktion und er hoffte, dass Mac bald kommt, damit er das nicht alleine durchstehen muss. Und wenn Andrew auch kommen würde, dann könnten sie mit seiner Hilfe sofort nach einer Lösung suchen.

„ Harm. Was ist los? Ist etwas mit Lukas? Geht es ihm schlechter?“
Es war Mac, die auf ihn zukam und ihn sorgenvoll ansah, als sie vor ihm stehe blieb.
„ Nein. Es geht ihm ganz gut. Mattie ist gerade bei ihm. Sie lernen für ihre Arbeit morgen. Hast du Andrew erreichen können?“
„ Ja. Er müsste jeden Moment kommen.“

Wie auf Kommando kam Andrew auch schon auf die beiden zu.

„ Mr. Rabb. Mac. Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte.“, sagte er leicht erschöpft und gab den beiden die Hand.
„ Tag Andrew.“, erwiderte Mac.
„ Guten Tag Mr. Adams. Danke, dass Sie so schnell gekommen sind. Ich bin froh, dass sie nach unserem letzten Treffen überhaupt gekommen sind. Ich habe mich wirklich wie ein arroganter Mistkerl verhalten. Ich möchte mich hiermit bei ihnen Endschuldige und ich hoffe, Sie nehmen meine Entschuldigung an.“
„ Natürlich, vergeben und vergessen. Ich kann Sie verstehen. Sie hatten ziemlich viel durchgemacht und standen unter extremen Stress, da sagt man schon einmal Dinge, die nicht so gemeint sind. Und bitte, nennen sie mich Andrew.“
„ In Ordnung Andrew. Ich bin Harm.“ Zum Zeichen ihrer Versöhnung gaben sich die beiden Männer nun noch einmal die Hand.

„ Also, wieso sollten wir herkommen?“, mischte sich Mac nun wieder ein.
„ Lukas Pflegeeltern wollen ihn nach Chicago holen.“
Mac sah Harm entsetzt an.
„ Das ist doch nicht dein ernst? Erst sagen sie ihm, dass sie ihn nicht mehr sehen wollen und jetzt wollen sie ihn doch wiederhaben?“
„ Sieht ganz so aus.“
„ Weiß er es denn schon?“, wollte Andrew wissen.
„ Nein. Ich habe es gerade erst von Doktor Morris erfahren. Ich will es ihm erst sagen, wenn ich ihm eine Möglichkeit aufbieten kann dagegen vorzugehen.“

„ Wissen sie denn, was er will?“
„ Ja. Er will hier bleiben. Bei Mattie und mir.“
„ Ist Mattie ihre Frau?“
„ Nein, meine Ziehtochter.“
„ Ah, ich verstehe. Nun. Sie sind der leibliche Vater des Jungen. Das ist schon mal ein Pluspunkt. Es wird jedoch trotzdem kein Spaziergang werden.“
„ Das weiß ich. Aber ich will meinen Sohn nicht mehr verlieren.“
„ Gut. Dann sollten wir jetzt zu ihm gehen und mit ihm reden.“

„ In Ordnung. Mac, kannst du dich in der Zeit um Mattie kümmern?“
„ Natürlich.“
„Nun, wenn ihre Ziehtochter hier ist, sollte sie bei dem Gespräch dabei sein. Genauso wie Sie Mac. So können wir am schnellsten eine Strategie entwickeln und die Sache Möglichst schnell durchziehen.“

Mac war etwas unwohl zu Mute. Sie ahnte schon worauf das ganze hinauslaufen würde. Doch dann beschloss sie, über ihren Schatten zu springen und mitzukommen. Immerhin wollte sie Harm helfen. Und sie würde alles dafür tun, damit er seinen Sohn behalten kann. Ja, wirklich alles.


County Hospital
Lukas Zimmer
5 Minuten später

Lukas und Mattie hatten mit dem lernen längst aufgehört. Sie hatten nun alles zweimal durchgesprochen und Mattie konnte alles ohne Probleme. Ihre Arbeit konnte also kommen. Außerdem hatten die beiden sich noch sehr viel zu erzählen. Sie erzählte ihm, wie Harm und Mac sich kennen gelernt hatten und auch von Chloe, die für sie mittlerweile schon fast wie eine Schwester war. Und natürlich malten sie sich aus, wie ihr baldiges zusammenleben aussehen würde.

Als Harm mit Mac und Andrew das Zimmer betrat, wurden die beiden sofort Mucksmäuschen still, denn sie hatten gerade über Harm und Mac gesprochen und das mussten die ja nicht unbedingt mitkriegen. Als Lukas die beiden da so stehen sah, konnte er sich das Lachen jedoch nicht verkneifen und auch Mattie konnte sich nicht beherrschen.

„ Na was ist den mit euch los? Ich dachte ihr wolltet lernen?“
„ Habe wir auch. Wir sind schon fertig. Und nun sind wir dabei die Zimmer in unserem neuen Haus zu belegen.“, entgegnete Mattie und musste wieder grinsen.
Harm sah die beiden an. Es gefiel ihm, dass sie sich so gut verstanden. Er hatte sich das ganze viel schwerer vorgestellt.

„ Bevor ihr mit eurer Planung weitermacht, müssen wir noch etwas mit euch bereden. Deshalb ist Andrew auch hier.“, begann Mac.
„ Keine Sorge Mac. Für dich ist auch genug Platz. Wir nehmen ein Haus mit mindesten drei großen Schlafzimmern.“, erwiderte Mattie und fing wieder an zu lachen.

Doch Lukas fiel diesmal nicht mit ein. Er bemerkte wie Harm ihn traurig ansah und da er Andrew kannte und wusste, dass er Anwalt fürs Familienrecht ist, begriff er sofort, dass es bei diesem Gespräch nur um ihn gehen konnte und das es wohl etwas mit seinen Pflegeeltern zu tun haben musste.

„ Was haben sich die beiden nun schon wieder ausgedacht?“

Mattie sah erst Lukas, dann Harm und Mac an. Sie begriff langsam, worum es hier wirklich ging und senkte sofort betrübt den Kopf.

„ Sie wollen, dass du nach Chicago verlegt wirst, sobald die Nägel aus deinem Bein entfernt wurden.“ Harm beschloss, ihm ohne umschweife die Wahrheit zu sagen.

Als Mattie das hörten, brach für sie eine Welt zusammen. Sie hatte sich so sehr auf das zusammenleben mit Lukas gefreut und jetzt so etwas. Sie konnte nicht anders und fing an zu weinen. Mac ging zu ihr und nahm sie in den Arm, bis sie sich wieder beruhigte. Auch Lukas kämpfte mit den Tränen. Doch er beherrschte sich. Er hatte in letzter Zeit wahrlich genug geweint. Außerdem hatte er sich geschworen, wegen seinen Pflegeeltern keine Tränen mehr zu vergießen.

Harm bemerkte, wie Lukas mit sich kämpfte.

„ Keine Sorge. Ich habe nicht vor dich so einfach gehen zu lassen.“, sagte er und sah dabei erst Lukas und dann auch Mattie an. „ Deshalb ist Andrew auch hier. Wie du ja schon weißt ist er Anwalt und kennt sich mit solchen Sachen ziemlich gut aus. Er wird uns helfen das alles ziemlich schnell hinter uns zu bringen.“ Während er das sagte versuchte er so aufbauend wie Möglich zu klingen. Obwohl im das sichtlich schwer fiel.

Nun meldete sich Andrew zu Wort.
„ Nun, zu erst einmal würde ich von dir gerne wissen, ob du wirklich bei deinem Vater bleiben willst, denn sobald die Sache läuft, gibt es kein zurück mehr.“

Harm, Mac und Mattie sahen Lukas an. Ihrer Meinung nach ließ er sich für die Antwort etwas viel Zeit. Jedoch schienen alle drei zu wissen, woran das lag und sie beschlossen, ihn nicht unter Druck zu setzten.

„ Natürlich will ich bei ihm bleiben.“, kam es dann doch nach einigem zögern.
„ In Ordnung. Jetzt wo das geklärt ist, können wir die nächsten Schritte in Ruhe durchgehen. Zunächst einmal brauche ich den Vaterschaftstest. Er wird einiges erleichtern.“
„Kein Problem. Ich kann Doktor Morris gleich danach fragen.“

„ Ok. Ich werde mich gleich morgen an die Arbeit machen und vor Gericht einen Antrag auf Sorgerecht stellen. Da sie der leibliche Vater sind, wird der Antrag auf jeden Fall durchkommen. Ich schätzte die größten Probleme werden vor Gericht auftreten.“
„ Wieso denn?“, wollte Lukas wissen.

Mattie erinnerte sich daran, wie es bei ihr damals lief. Sie wäre fast nicht zu Harm gekommen, weil ihr Vater plötzlich wieder aufgetaucht war.
„ Nun. Deine Tante und dein Onkel haben sich immerhin 10 Jahre lang um dich gekümmert. Das wird kein Richter so einfach außer Acht lassen. Außerdem werden sie sicher um dich kämpfen, und dass wird sicherlich nicht schön werden.“

Lukas sah traurig zu Mattie, dann zu Harm und Mac.

„ Keine Angst. Mit mir hatte er es auch nicht leicht, aber dank Mac kann ich nun doch bei ihm wohnen. Und bei dir geht es sicher auch gut aus.“, versuchte Mattie ihn aufzubauen. Doch es gelang ihr nicht so wirklich. Auch Harm und Mac mussten an damals denken. Doch das hier war etwas ganz anderes. Lukas wurde nicht vernachlässigt und es ging ihnen bei den beiden auch ganz gut, zumindest soweit sie es wussten. Außerdem war Harm immer noch allein stehend.

„ Ich mache mich dann mal auf den Weg zu Doktor Morris, um an die Papiere zu kommen. Können Sie mich begleiten Harm?“
„ Sicher. Bin gleich wieder da.“
Die beiden verließen den Raum und ließen Mattie, Mac und Lukas alleine zurück.

Die drei saßen erst einmal schweigend an. Mac hatte Mattie mittlerweile wieder losgelassen und saß auf einem Stuhl neben ihr. Keiner wusste so richtig was er jetzt sagen sollte. Mattie starrte abwechselnd auf Lukas und Mac. Mac auf Lukas und Mattie. Und Lukas sah die ganze Zeit auf seine Bettdecke. So bemerkte keiner von beiden die Tränen, die langsam über seine Wangen liefen.

„ Ihr werdet es doch schaffen oder Mac?“, fragte Mattie und sah Mac mit traurigen Augen an.
„ Ihr habt es bei mir geschafft und ihr werdet es doch auch bei Lukas schaffen, oder?“

Mac sah die beiden an. Lukas hatte seinen Blick immer noch auf die Decke gerichtet. Er tat ihr Leid. Sehr sogar. Er hatte schon so viel durchmachen müssen und er schien sich richtig auf Harm und Mattie zu freuen und jetzt so etwas.
„ Keine Sorge Mattie. Wir werden alles tun, um Lukas hier bei uns zu behalten. Andrew ist ein wirklich sehr guter Anwalt und er kennt sich mit solchen Fällen bestens aus. Wir finden schon einen Weg. Es gibt immer einen.“

Dann sah die Lukas an, der seinen Kopf langsam wieder hob und sich dabei die Tränen abwischte.
„ Aber es wird nicht einfach, richtig?“, fragte er mit weinerlicher Stimme.
„ Nein, dass nicht. Aber eins kannst du mir glauben. Harm ist ein ziemlich sturer Esel und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann will er es auch durchsetzten. Und er will dich bei ihm haben. Das spüre ich ganz deutlich. Und glaube mir, er wird erst aufhören zu kämpfen, wenn er das erreicht hat.“

Lukas blickte nun schon etwas optimistischer drein. Und als Mac und auch Mattie ihn anlächelten wusste er genau, dass es nicht nur einen Menschen gab, der um ihn kämpfte, sondern drei. Und er wusste jetzt auch ganz genau, wie er Mac und Harm zusammenbringen könnte.
„ Tja, das ist die erste Gemeinsamkeit, die ich entdecke. Ich bekomme auch immer alles, wenn ich es will. Wirklich alles. Bei seinem letzten Satz sah er unbemerkt zu Mattie rüber und konnte sich ein lächeln nicht verkneifen. <Ja>, dachte er, <ich kriege wirklich alles was ich will>.


Als Harm ein paar Minuten später zu ihnen zurückkam, hatte sich die Laune der drei schon wesentlich gebessert.

„ So. Andrew hat alles was er braucht. Er schreibt noch heute den Antrag und reicht ihn morgen gleich als erstes bei Gericht ein. Die Sache rollt. Jetzt heißt es abwarten und wenn nötig kämpfen.“
Er lächelte in die Runde, doch in seinem Inneren rumorte es. Er hatte wahnsinnige Angst davor, dass etwas schief geht und er Lukas wieder verliert.

„ Wann wirst du es denn dem General sagen?“, wollte Mac wissen.
Harm sah sie wie vom Blitz getroffen an. Daran hatte er ja noch gar nicht gedacht.
„ Wieso muss er es denn wissen?“, wollte Mattie wissen und auch Lukas war Neugierig auf die Antwort.
„ Nun, ganz einfach. Es würde sehr vieles vereinfachen.“

Harm sah Mac dankbar an. Er hatte die Sache noch gar nicht bedacht und war froh, dass sie den beiden antwortete.
„ Wieso vereinfacht es vieles?“
„ Nun. Harm muss bei der Sorgerechtsverhandlung auf jeden Fall anwesend sein. Er braucht an diesem Tag also auf jeden Fall frei. Außerdem wäre es von Vorteil, wenn er in nächster Zeit ausschließlich Fälle zugeteilt bekommt, die er hier bearbeiten kann. So hinterlässt er nicht gleich einen schlechten Eindruck und außerdem habt ihr Zeit euch besser kennen zu lernen.“

Harm nickte zustimmend. Er hatte all diese Dinge noch nicht bedacht, aber jetzt wo er sie hörte, gab er Mac Recht. Wenn er Lukas gewinnen wollte, musste er so viel wie möglich über ihn wissen und er musste dafür viel Zeit mit ihm verbringen. Außerdem brauchte die Prozessvorbereitung ebenfalls viel Zeit. Hoffentlich machte ihm der General keinen Strich durch die Rechnung. Er war noch nicht sehr lange ihr neuer CO und Harm hatte seine Arbeit in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt. Das gefiel dem General nicht und er musste sich vor kurzem erst eine predigt über die Wichtigkeit der Prozessvorbereitung und der Abschlußberichte anhören. Was würde er nun zu der neuen Situation sagen? Hatte er für so etwas überhaupt Verständnis? Harm hoffte es.

„ Na hoffentlich ist der Typ in Ordnung. Sonst haben wir schon wieder ein Problem.“
„ Mach dir keine Sorgen. Ich kriege das schon irgendwie hin. Sieh du zu so schnell wie möglich fit zu werden, damit du nicht auf Krücken zum Gericht musst.“
„ Geht klar. Und sie du zu, dass du unseren Plan in Sachen Zimmerverteilung umgesetzt kriegst.“, ging es mit einem grinsen Richtung Mattie.
„ Keine Sorge. Das ist das kleinste Problem.“

Harm und Mac sahen die beiden an und dachten im Moment dasselbe. < Was führen die beiden denn jetzt im Schilde? Die wollen uns doch nicht etwa verkuppeln?>
„ Keine Angst Harm. Du bekommst natürlich das größte Zimmer. Aber es ist an einige Bedingungen geknüpft.“

„ Ja, aber die wirst du erst zu einem geeigneteren Zeitpunkt erfahren. Jetzt konzentriere dich erstmal voll auch mich.“
Lukas sah ihn an und Harm konnte sich ein lachen nun nicht mehr verkneifen. Dieser Junge konnte einen mit seinem Blick echt umhauen. Dann verabschiedeten sie sich endlich und machten sich auf den Weg nach Hause.

Als Harm sich an diesem Abend ins Bett legte hatte er nur einen Gedanken. <Hoffentlich geht morgen alles gut. Bei jeden von uns. > Dann schlief er ein.



Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#6 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:26

Nächster Morgen
JAG HQ
Norfolk Virginia

Harm hatte beschlossen, gleich als erstes beim General vorbeizuschauen und ihn über seine aktuelle Situation aufzuklären. Er hoffte, dass der General Verständnis für ihn hatte und ihm seinen Wunsch gewähren würde. Coates war nicht an ihrem Platz, also ging er direkt zu Tür und klopfte.

„ Herein.“, kam es mürrisch von drinnen.
< Oh man. Der scheint ja ne miese Laune zu haben>, dachte Harm. Er holte noch einmal tief Luft und trat dann an. Wie üblich baute er sich vor dem Schreibtisch seines COs auf und wartete.
„ Rühren Commander. Setzten sie sich.“
Harm tat wie ihm befohlen und setzte sich auf einen der Besuchersessel.

„Was kann ich für sie tun?“ Die Laune des Generals besserte sich nicht wirklich. Harm hatte ihn in den letzten Tagen öfters die Nerven gekostet und nun kam er bereits am frühen morgen. Das passte ihm nun gar nicht.
Harm holte Gedanklich noch einmal tief Luft. Er hatte sich bereits auf dem Weg ins Büro überlegt, wie er es dem General am besten erklären würde.

„ Ich wollte sie um etwas bitte. Ich brauche in nächster Zeit etwas Freiraum bei meiner Arbeit. Vor allem bei den Arbeitszeiten und der Fallauswahl. Es würde mir außerdem sehr gelegen kommen, wenn ich in nächster Zeit keine Fälle außerhalb verhandeln oder untersuchen müsste.“ Harm sah den General erwartungsvoll an. Er wusste, dass dies wahrscheinlich nicht der beste Weg ist, es dem General mitzuteilen, aber es war der einfachste.

Der General Cresswell sah Harm an. In seinem Blick konnte man eine Mischung aus erstaunen und Wut erkennen. Doch er sagte erst einmal nichts, sondern lehnte sich nur in seinem Stuhl zurück. Harm bekam es mit der Angst zu tun. Was würde jetzt wohl kommen? Hätte er es vielleicht doch anders angehen sollen?

„ Sie wollen also mehr Freiraum, Commander.“ Er saß immer noch zurückgelehnt auf seinem Stuhl, hatte seinen Blick jedoch fest auf Harm gerichtet.
„ Ja Sir.“, kam es nur von Harm.
„ Und wieso, wenn ich fragen darf? Macht ihnen die Arbeit keinen Spaß mehr? Oder gefällt ihnen mein Führungsstil vielleicht nicht?“
Harm musste Schlucken. Der General schien das in den falschen Hals zu bekommen und das könnte ihm eine Menge ärger einbringen.
„ Nein Sir. Ganz bestimmt nicht. Ich habe nur ein paar persönlich Dinge zu klären und das bedarf etwas Zeit.“ Gespannt Blickte er zu General, der mit seinen beiden Zeigefingern gegen sein Kinn klopfte.

„ Es hat doch nicht etwa etwas mit Colonel MacKenzie zu tun oder? Denn wenn doch ist meine Antwort Nein.“
Harm sah seinen Vorgesetzten einen Moment lang an. Jetzt wusste er schon einmal, wie der General auf eine Beziehung zwischen den beiden reagieren würde. Und das gefiel ihm überhaupt nicht. Doch darum ging es ja im Moment auch nicht.
„ Nein Sir. Mac, ich meine Colonel MacKenzie hat nichts mit der Sache zu tun, zumindest nicht direkt. Es geht um meinen Sohn. Er steckt in Schwierigkeiten und braucht dringend Hilfe.“

„ Sohn? Ich dachte sie hätten eine Pflegetochter.“
„ Ja, auch. Von Lukas, also meinem Sohn, weiß ich erst seit etwa 1 ½ Monaten. Er hat bis vor kurzem bei seinem Onkel und seiner Tante gelebt, doch nun will er von dort weg und zu mir kommen. Der Antrag auf Sorgerecht wurde bereits eingereicht und in den nächsten Tagen werde ich dann erfahren, wie es weitergehen wird.“

„ Waren Sie deshalb in letzter Zeit so unkonzentriert und unzuverlässig?“
„ JA Sir. Und das tut mir Leid.“
„ In Ordnung Commander. Ich denke, dass sich das ohne Probleme machen lässt. Aber nur unter der Bedingung, dass sie ihr Verhalten der letzten Tage und Wochen nicht mehr an den Tag legen werden.“
„ Natürlich Sir.“
„ Gut. Wegtreten Commander.“
„ Aye aye Sir.“

Harm stand auf und verließ das Büro des Generals. Er war froh darüber, dass es so gut verlief. Als er Mac sah, gab er ihr ein kurzes Zeichen, sodass sie sofort bescheid wusste, dass alles bestens lief. Dann machte er sich auf den Weg in sein Büro, um Andrew anzurufen, damit der ihn auf den neusten Stand brachte.


Harms Büro
2 Stunden später

Nachdem Harm sein Büro betreten hatte, rief er sofort bei Andrew an. Da dieser aber ins Gericht musste, hatte er keine Zeit, Harm aufzuklären. Er wollte aber direkt nach dem Termin bei ihm vorbeikommen und die Sachen dann in Ruhe mit ihm besprechen. Harm wartete also auf Andrew und bearbeitete in der Zwischenzeit seinen Aktenberg, der in den letzten Wochen immer größer geworden war. Plötzlich klopfte es an der Tür.

„ Herein.“
Die Tür ging auf und Andrew trat ein.
„ Guten Morgen Commander. Ich bin so schnell gekommen wie es ging.“
„ Guten Morgen Andrew. Danke, dass sie gekommen sind. Setzten sie sich doch.“
Andrew ging auf Harms Schreibtisch zu und setzte sich auf einen der Besucherstühle.

„ Es gibt gute Nachrichten. Ich habe meinem Chef heute Morgen bereits über ihre Situation aufgeklärt und ich habe seine Erlaubnis, ihren Fall zu bearbeiten. Da ich allerdings bei Jugendhilfe arbeite, werde ich Lukas vor Gericht vertreten müssen. Sie können sich entweder noch einen Anwalt suchen oder sie vertreten sich selber. In diesem Fall würde ich ihnen natürlich beiseite stehen.“

„ Und das wäre kein Problem?“, wollte Harm wissen.
„ Nein, nicht so lange Lukas und Sie auf der gleichen Seite stehen und dasselbe wollen.“
„ Dann sollten wir es so machen.“
„ In Ordnung.“
„ Gibt es denn schon irgendwelche Neuigkeiten?“

„ Nein, noch nicht. Ich habe alle nötigen Formulare gleich heute Morgen eingereicht. Sie werden so schnell wie möglich bearbeitet. Wir sollten uns trotzdem so schnell wie möglich zusammensetzten und die weiteren Schritte durchsprechen. So kann uns bei der Verhandlung nicht allzu viel überraschen.“

„ Ja, Sie haben Recht. Muss Lukas bei diesen Vorbereitungen mit dabei sein?“
„ Nein, erst einmal nicht. Wir sollten das erst einmal getrennt vornehmen. Ich werde gleich ins Krankenhaus fahren und alles mit ihm durchgehen. Und wir könnten uns dann heute Abend treffen. Dann kenn ich beide Standpunkte und kann ihnen dann mitteilen, ob und wie ich ihnen helfen kann.“

„ In Ordnung. Das hört sich gut an. Ich werde ihnen meine Adresse geben, dann können wir uns bei mir treffen.“
„ Ja. Also so um acht?“
„ Um acht bei mir.“
„ Und Colonel MacKenzie sollte auch mit dabei sein.“
„ Mac? Wieso denn?“

„ Nun, ich denke es wäre am besten so. Es macht immer einen guten Eindruck, wenn eine Frau mit dabei ist. Vor allem, wenn es um das Sorgerecht von Minderjährigen geht.“
„ In Ordnung. Ich werde sie Fragen. Aber ich kann nichts versprechen. Sie hat bei so etwas einen eigenen Kopf.“
„ Gut. Ich mach mich dann mal auf den Weg. Bis heute Abend dann.“
„ Bis heute Abend. Und grüßen Sie bitte Lukas von mir.“
„ Mach ich.“

Dann verließ Andrew Harms Büro und machte sich auf den Weg zum Krankenhaus.


County Hospital
Lukas Zimmer

Andrew hatte sich direkt von Harms Büro auf den Weg zu Lukas gemacht. Er wollte die ganze Situation mit ihm allein durchsprechen um zu erfahren, wie sein Standpunkt zu der Sache ist. Außerdem war er der Meinung, dass Lukas ehrlicher sein würde, wenn Harm nicht dabei ist.
„ Hallo Lukas. Wie geht es dir heute?“, begrüßte er den Teenager.
„ Hallo.“, brummt er nur.

Er hatte die Geschehnisse vom Wochenende noch nicht ganz verkraftet und seine Laune war dementsprechend. Außerdem hatte er bereits ein Telefongespräch mit einem Freund aus Chicago hinter sich, der ihm davon berichtete, dass seine Freundin mit einem anderen ausging und das, obwohl sie sich noch nicht einmal offiziell getrennt hatten. Das alles führte zu seiner wirklich miesen Laune.

„ Na da braucht aber jemand gute Neuigkeiten.“, versuchte Andrew ihn ein bisschen aufzuheitern.

Doch seine Bemerkung und das dazugehörige lächeln machten es nicht gerade besser. Im Gegenteil. Lukas sah ihn nur mit einem grimmigen Blick an und Andrew spürte, dass da etwas war. Etwas, was ihn tief bedrückte. Etwas, dass ihn beschäftigte. Es war der Blick, den er sonst nur bei Teenager sah, wenn sie ins Heim oder in eine Pflegefamilie mussten, was nicht nach ihrem Wunsch war. Ja, der Blick von Lukas war so ein Blick und das machte ihm große Sorgen.

„ Ich soll dich von Harm grüßen. Ich war vorhin bei ihm.“
„ Schön.“, war die einzige antwort, die er bekam.
„ Lukas“, fing Andrew an, „ was ist los? Hat es etwas mit der bevorstehenden Verhandlung zu tun?“

Er wollte wissen, was den Jungen so bedrückt. Während der Zeit bei der Jugendhilfe hatte er häufig feststellen müssen, dass viele Jugendliche solche Verhandlungen als zu großen Druck empfanden, da sie sich für eine Seite entscheiden mussten, was vielen nicht leicht fiel. Er hatte auch viel Teenager daran zerbrechen sehen und er wollte nicht, dass Lukas sich zu ihnen gesellte.

„ Nein. Vielleicht. Ich weiß nicht so genau.“, stotterte Lukas vor sich hin.

Andrew setzte sich zu ihm ans Bett und legte seine Hand auf seine Schulter.

„ Willst du es mir erzählen? Ich werde es auch für mich behalten, wenn du das möchtest. Versprochen. Für mich fällt unser ganzes Gespräch unter die Schweigepflicht, wenn du willst.“
„ Heißt das, dass niemand etwas erfahren wird? Auch Harm nicht?“
„Ja, wenn du willst, wird niemand etwas erfahren. Nicht einmal dein Vater.“
„ Gut, also…“, Lukas holte noch einmal tief Luft, bevor er zu erzählen begann.

„ Das wird mir im Moment alles etwas viel. Zuerst wollen mich Onkel Tom und Tante Alex nicht mehr haben. Dann tauchen sie plötzlich wieder hier auf und wollen mich so schnell wie möglich zurückholen. Harm will, dass ich zu ihm komme, und sofort werde ich in Matties Pläne einbezogen, ihn und Mac zu verkuppeln. Sie hat schon alles geplant. Wie wir vier in einem Haus wohnen und die beiden noch ein oder zwei Kinder bekommen. Das geht mir alles viel zu schnell. Und dann betrügt mich auch noch meine Freundin. Ich weiß langsam nicht mehr wo mir der Kopf steht.“

Andrew hörte sich alles in Ruhe an. <Dieser Junge machte wirklich einiges durch.>

„ Und nun weißt du nicht, wie du dich entscheiden sollst?“
„ Ja. Ich würde wirklich gerne zu Harm und Mattie, vor allem da mich jetzt nichts mehr in Chicago hält. Aber die ganzen Zukunftspläne von Mattie. Die machen mich irgendwie unsicher. Außerdem….“ Lukas stockte. Sollte er es ihm wirklich sagen?
„ Das ganze hier bleibt wirklich unter uns? Niemand erfährt etwas?“ Lukas sah Andrew mit großen Augen an. Er spürte, dass ihm noch etwas auf der Seele brannte, etwas, dass ihm sehr wichtig erschien.

„ Niemand.“
„ Ich würde wirklich sehr gerne bei Harm bleiben. Auch der Gedanke, dass Harm und Mac zusammenkommen gefällt mir. Aber es gibt da etwas, was es mir unmöglich macht zu ihnen zu gehen.“
Lukas zögerte einen Augenblick. Dann holte er tief Luft und sagte es Andrew geradeaus.
„ Ich habe mich in Mattie verliebt.“
So jetzt war es raus. Er wusste nicht wieso, aber ihm fiel auf einmal eine riesige Last von den Schultern.

Andrew sah Lukas überrascht an. Dann konnte er sich jedoch ein Lächeln nicht mehr verkneifen.

Lukas sah ihn wütend an.
„ Na toll. Erst wollen sie, dass ich ihnen alles erzähle und jetzt lachen sie über mich.“
Andrew sah Lukas an. Er versuchte ihm die Sache so verständlich wie möglich zu erklären.“
„ Es tut mir Leid. Ich musste nur gerade daran denken wie es mir damals ging. Ich war nämlich mal in genau der gleichen Situation wie du.“

Lukas sah ihn überrascht an.
„ Ehrlich? Das ist kein Trick oder so?“
„Nein. Ich war 16. Mein Vater wollte wieder heirateten und ich tat alles, um das zu verhindern, weil ich in Maggie, die Tochter seiner neuen Frau, verliebt war. Und sie auch in mich.“
„ Und was ist passiert?“
„ Nun, die beiden haben geheiratet und haben sogar noch ein Kind bekommen.“
„ Und Sie und Maggie?“
„ Nun, wir sind seit etwas 3 Monaten verlobt.“

Lukas sah Andrew nun ungläubig an.
„ Aber so etwas ist doch verboten, oder?“
„ Dachte ich auch erst. Aber dann klärte mich ein Sozialarbeiter auf. Maggie und ich sind nur Stiefgeschwister und nicht Blutsverwandt. Deshalb spricht nichts gegen unsere Beziehung. Die einzigen, die das hätten unterbinden können wären unsere Eltern gewesen.“
„ Soll das heißen, wenn Harm nichts dagegen hat und Mattie genauso empfindet, dann könnten wir ohne Probleme zusammen sein?“
„ Genau das soll es heißen.“

Lukas fiel ein Stein vom Herzen und seine Laune besserte sich auch.
„ Na dann kann es jetzt losgehen.“
„ Du solltest deine Entscheidung jetzt aber nicht nur wegen Mattie treffen. Denn wenn sie nicht so wie du empfindet dann…“
„ Ich weiß.“, unterbrach ihn Lukas. Mattie ist auch nicht der einzige Grund. In der Zeit, in der Harm und Mac hier waren, habe ich gemerkt, wie sehr sich die beiden lieben. Und ich habe mich bei ihnen sofort geborgen Gefühlt. Bei jedem von ihnen. Und dieses Gefühl hatte ich schon sehr lange nicht mehr. Ich will zu ihnen. „

„ Gut. Dann werde ich dich vertreten. Und ich werde Harm heute Abend mitteilen, dass du dich für ihn entschieden hast. Und keine Sorge. Von den Einzelheiten unseres Gesprächs wird er nichts erfahren. Allerdings solltest du die Sache so schnell wie Möglich mit ihm und Mattie klären.“
„ Das werde ich. Keine Sorge. Und danke, dass ich mit ihnen reden konnte.“
„ Dafür bin ich da. Ich bin jetzt dein Anwalt und meine Aufgabe besteht darin, deine Interessen zu vertreten und das Beste für dich zu erlangen. Und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dieses Ziel zu erreichen.“

„ Dann muss ich mir ja keine Sorgen mehr machen.“, lachte Lukas. Seine Laune hatte sich jetzt endgültig gebessert. Und was die Sache mit Harm und Mattie anging. Er würde es ihr frühestens sagen, wenn feststeht, dass er bei Harm bleiben kann. Denn dann kann er ihn auf keinen Fall rauswerfen.


JAG HQ
Macs Büro

Es war kurz vor eins. Harm beschloss, seine Akten erst einmal zur Seite zu legen, damit er etwas essen gehen konnte. Auf dem Weg nach draußen schaute er noch kurz bei Mac vorbei, um sie zu fragen, ob sie ihn begleiten wolle, aber er fand sie nicht, und so ging er alleine.
Als er nach etwa einer Stunde wieder zurückkam, versuchte er es noch mal bei Mac und diesmal hatte er auch Erfolg, denn sie saß in ihrem Büro und studierte eine Akte.

Er brachte seinen Mantel in sein Büro und ging dann zu ihr.
„ Hallo Mac. Kann ich dich kurz sprechen?“
„ Na klar. Komm rein. Wie geht es Lukas? Hast du ihn heute schon gesprochen?“
„ Nein, noch nicht. Andrew ist gerade bei ihm und bespricht die Einzelheiten wegen der Verhandlung mit ihm. Heute Abend kommt er dann zu mir und wir gehen schon einmal alles durch.“

„ Steht denn schon fest, dass es eine Verhandlung gibt?“
„ Nein. Aber Andrew geht wohl davon aus. Und er will bestens vorbereitet sein.“
„ Na bei ihm scheinst du ja in den besten Händen zu sein.“
„ Ja, scheint so.“
„ War das alles was du von mir wolltest?“

„ Nein. Andrew fragte, ob du heute Abend mit dabei sein kannst.“
„ Wieso soll ich denn mit dabei sein?“
„ Nun, ich habe ihm erzählt, was du damals bei der Verhandlung von Mattie getan hast und jetzt ist er wohl der Meinung, dass du ein guter Joker wärst.“
„ Oh!“ Mac machte einen enttäuschten Gesichtsausdruck. Harm bemerkte dies sofort.

„ Um ehrlich zu sein, ich wollte dich sowieso dabei haben Sarah. Du hast mir in letzter Zeit soviel geholfen und da wäre es nicht fair, dich jetzt so einfach auszuschließen. Außerdem liebe ich dich und ich will, dass wir gemeinsam um Lukas kämpfen.“
Harm sah Mac erwartungsvoll an. Er hatte den letzten Satz nicht geplant. Es war ihm einfach rausgerutscht. Wie würde sie darauf wohl reagieren? Er sah ihren zögernden Gesichtsausdruck.

„ Ich will dich zu nichts drängen. Ich verstehe, dass dir die Situation sehr unangenehm sein muss und wenn du nicht möchtest, dann musst du auch nicht.“
„ Schon OK Harm. Ich komme gerne. Wann soll ich da sein?“
„ Also Andrew kommt um acht. Wie wäre es wenn du schon um halb sieben kommst. Dann können wir vorher noch eine Kleinigkeit zusammen essen.“
„ Abgemacht. Aber vergiss nicht, ich bin ein Marine.“ Mac sah ihn mit einem breiten Grinsen an und Harm war froh, dass sie so darauf reagierte.
„ Gut, dann bis heute Abend. Ich mache mich dann mal wieder an die Arbeit.“

Damit verabschiedete er sich und ging zurück in sein Büro, während Mac ihm Sehnsüchtig hinterher sah. Sie liebte diesen Mann. Sie liebte ihn wirklich. Doch wieso musste immer alles so kompliziert sein?


Harms Wohnung
Washington D.C.
18.30 Uhr Ortszeit

Mac kam wie immer überpünktlich und Harm war wie immer noch nicht fertig. Also setzte sie sich erst einmal auf die Coach und wartete auf ihr Essen. Als sie sich setzte fielen ihr die Fotos auf, die auf dem Tisch lagen. Sie nahm Sie in die Hand und musste grinsen. Auf den Bildern waren Mattie und Lukas in den unterschiedlichsten Situationen. Mal guckten Sie traurig, mal lachten Sie, mal schnitten Sie Grimassen.

„ Na die beiden scheinen sich ja prächtig zu verstehen.“, rief Mac zu ihm zu, während sie eins der Bilder ganz genau betrachtete.
„ Ja. Und wie.“
„ Ihr scheint ja richtigen Spaß gehabt zu haben.“

„ Nein. Nur die beiden. Mattie war heute nach der Schule bei ihm im Krankenhaus. Eine Schwester hat diese Bilder von den beiden gemacht. Sie will Sie unbedingt ihren Freundinnen in der Schule zeigen. Und mir hat sie auch gleich ein paar Abzüge gemacht, damit ich sie im Büro zeigen kann, wenn ich es bekannt gebe.“

„ Und wann wirst du es tun?“
„ Was?“
„ Na es bekannt geben.“
„ Wenn alles in trockenen Tüchern ist und mir sicher sein kann, dass Lukas zu mir kommt.“
„ Ja, ist wohl besser so.“
„ So, wir können jetzt essen.“
„ Prima, ich habe nämlich einen riesigen Hunger.“

Die beiden setzten sich an den gedeckten Tisch und Harm füllte ihre Teller. Es gab Lasagne und für Mac hatte er eine Hälfte sogar mit Fleisch gemacht. Während sie aßen unterhielten sie sich weiter über Mattie und Lukas.
„ Mattie freut sich wohl schon richtig auf Lukas, oder?“
„ Oh ja. Die beiden planen schon alles. Die Zimmerverteilung, ihre Kurse in der Schule, wer wem bei welchen Fächern hilft, wer wen mit wem verkuppelt und so weiter. Ich sehe es schon kommen. Die beiden machen mich wahrscheinlich wahnsinnig.“

Harm musste lachen. Er hatte es manchmal schon schwer, Mattie unter Kontrolle zu halten. Das würde jetzt sicher nicht einfacher werden.
Oh, wenigstens beim verkuppeln musst du dir keine Sorgen machen.“
„ Da bin ich mir nicht so sicher. Lukas sagte zwar, er würde alle Verehrer von Mattie einer Spezialprüfung unterziehen, aber ich befürchte, Mattie hat ihn schon zu gut unter Kontrolle und wird ihn beeinflussen.“

„ Oh, also da musst du dir wohl keine Sorgen drum machen. An Lukas wird keiner vorbeikommen. Glaub mir.“
„ Wie meinst du das? Glaubst du sein Beschützterinstinkt ist so stark?“
„ Nein, aber seine Eifersucht.“
Mac musste lachen. Harms Gesicht war in diesem Moment einfach zu komisch. Er verstand nicht worauf Mac hinaus wollte und sah sie nun ganz verdattert an.

„ Wie soll ich das den jetzt verstehen?“
„ Nun, du hast dir die Fotos wohl noch nicht so genau angesehen.“, neckte sie ihn weiter.
„ Doch, eigentlich schon.“
„ Auch dieses hier?“ Mac stand auf und holte eins der Fotos an den Tisch, um es Harm zu geben.
„ Ich weiß wirklich nicht worauf du hinaus willst Mac.“
„ Nun, sieh mal ganz genau in Lukas Gesicht.“

Harm tat wie ihm befohlen und als er es bemerkte, sah er Mac ungläubig an.
„ Das bilde ich mir doch nur ein, oder?“
„ Ich fürchte Nein.“
„ Na super. Das wird ja was werden.“
Harm trank erst einmal einen großen Schluck Wasser. Diesen Schrecken musste er erst einmal verdauen. Erst als es an der Tür klopfte, kam er wieder langsam zu sich.

„ Ich mach schon auf.“, kam es von Mac. Sie ging zur Tür und öffnete Sie. Es war Andrew.
„ Guten Abend Andrew. Kommen sie rein.“
Harm war mittlerweile aufgestanden und ebenfalls zur Tür gegangen. Er gab Andrew zur Begrüßung die Hand.

„ Wir haben gerade gegessen. Wollen sie auch etwas?“, fragte Harm höfflich.
„ Nein danke“, wehrte Andrew höfflich ab, „ ich komme gerade von einem Geschäftsessen.“
Er behielt vorsichtshalber für sich, dass diese Essen mit seiner Verlobten war. Vielleicht wollten die beiden mehr über sie erfahren und dann würde er sich vielleicht verraten. Das würde Lukas ihm sicher nicht verzeihen und ihn könnte das unter Umständen sogar seinen Job kosten.

„ Na dann setzten wir uns am besten erst einmal.“

Die drei gingen Richtung Sofa. Fast Automatisch setzte sich Mac neben Harm auf die Couch, Andrew wählte den Sessel gegenüber. Als er sah, wie die beiden da so auf der Couch saßen, musste unweigerlich an das Gespräch mit Lukas denken und er lächelte unbemerkt.

„ Nun, Harm. Wie Sie wissen, war ich heute bei Lukas im Krankenhaus, um mit ihm über die ganze Sache in Ruhe zu reden. Er hat mir noch einmal bestätigt, dass er bei ihnen bleiben will. Ich habe dies meinem Chef mitgeteilt und er sieht kein Problem darin, wenn ich Sie bei der Verhandlung unterstütze, jedenfalls solange ich Lukas Interessen vertrete.“

„ Wissen sie denn schon etwas? Wird es auf jeden Fall zu einer Verhandlung kommen?“
„ Nein. Dazu kann ich im Moment noch nichts sagen. Das kommt jetzt darauf an, wie seine jetzigen Pflegeeltern darauf reagieren. Wenn sie ihn wirklich nicht mehr wollen und das Sorgerecht aufgeben, geht alles ohne weitere Unannehmlichkeiten über die Bühne.“
„ Und wenn Sie es nicht tun?“
„ Dann kommt es zum Prozess.“

Eine weile saßen Mac und Harm schweigend da. Schließlich ergriff Mac das Wort.
„ Nun, dann sollten wir uns zur Vorsicht schon einmal einen Schlachtplan bereitlegen. Nur für alle Fälle, damit auch wirklich alles glatt läuft.“
Harm sah zu Mac und lächelte sie an. Er musste in diesem Moment nichts sagen, denn Mac verstand ihn auch so.

Andrew beobachtete die beiden und wunderte sich darüber, wie sich die beiden ohne jede Worte verstanden. Wieso waren diese beide denn noch kein Paar? Es ist doch eigentlich offensichtlich, dass sie sich lieben.


Kennedy Road 1526
Etwas außerhalb von D.C.
2 Monate später

Lukas lag auf dem Bett in seinem Zimmer und starrte an die Decke. Seine Tasche stand gepackt auf dem Boden. Er dachte über das nach, was in den letzten 4 Monaten alles passiert war. Da war die Suche nach seiner Mutter, der schwere Unfall, das erste Treffen mit seinem leiblichen Vater und der Kampf vor Gericht.

Sein Onkel und seine Tante wollten ihn natürlich nicht so einfach aufgeben, genauso wenig wie Harm und Mattie. Und sogar Mac, die sich am Anfang noch sehr unsicher war, kämpfte dafür, dass er bei ihnen bleiben würde. Es war eine harte Zeit für ihn. Die erste Zeit verbrachte er noch im Krankenhaus, später kam er dann bei einer Pflegefamilie unter. Der Sorgerechtsstreit zog sich fast 2 Monate hin und je länger er dauerte, desto schlechter fühlte er sich. Gegen Ende war er bereit, die Endscheidung einfach zu akzeptieren, egal zu wem er sollte. Er war am Ende seiner Kräfte und wollte einfach nur, dass alles ein Ende nahm.

Als die Entscheidung dann fiel, war er total geschockt. Er sollte bei den Carters bleiben. Die beiden freuten sich natürlich, doch als sie sahen, wie sehr Lukas darunter litt, nicht zu seinem Vater zu dürfen, verzichteten sie auf das Sorgerecht und Lukas durfte doch zu Harm.

Ein leichtes Klopfen holte ihn aus seinen Gedanken zurück.
„ Ja.“
„ Hey. Bist du soweit?“
„ Ja. Alles fertig. Von mir aus können wir los.“
„ Gut. Soll ich dir tragen helfen?“
„ Nein danke, es geht schon.“

Bepackt mit einer großen Reisetasche ging er langsam die Treppe runter. Unten wartete bereits seine Reisebegleitung auf ihn.
„ Man, jetzt soll noch mal jemand sagen wir Frauen wären langsam. Ihr braucht mindestens genauso lange wie wir.“, kam es von seiner Schwester.
„ Also ich bin schon seit fast einer Stunde fertig.“
„ Das würde ich jetzt auch sagen.“, entgegnete sie und boxte ihn auf den Arm.

Das ließ er sich jedoch nicht gefallen und nahm sie in den Schwitzkasten und so kabelten sie sich ein wenig.
„ Hey, jetzt ist aber Schluss. Ihr verpasst sonst noch euren Flug.“
Die beiden trennten sich wieder. „ Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“, kam es von beiden. Dann machten sie sich auf den Weg zum Wagen, verstauten ihre Sache und setzten sich auf die Rückbank.

„So los geht es. Ich hoffe ihr habt alles. Wenn nicht habt ihr Pech gehabt. Ihr verpasst sonst nämlich euren Flieger.“
„ Keine Sorge. Alles was ich vergessen habe leihe ich mir von Chloe. Und Lukas auch.“ Sie sah ihren Bruder mit einem breiten grinsen an.
„ Ha ha. Sehr lustig.“, kam es von ihm.

Auch Harm und Mac konnten sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie genossen es zu sehen, wie die beiden sich verstanden und ab und zu kabbelten. Fast so wie Sie beide es jahrelang getan hatten.
Sie hatten Lukas nicht gesagt, dass sie über seine Gefühle für Mattie bescheid wussten. Sie beobachteten die beiden aber jedes Mal und lachten dann leise über sie und fragten sich, ob die beiden wohl auch so lange brauchen würden wie sie.

Als sie am Flughafen ankamen, nahmen Lukas und Harm das Gepäck, während Mattie und Mac sich auf den Weg zum Kiosk machten. Sie wollten noch etwas zum lesen besorgen.
Als der Flug der beiden aufgerufen wurde, verabschiedeten sie sich voneinander.
„ Macht mir bloß keinen Unsinn. Und pass mir bloß gut auf deine Schwester auf. Lass bloß keinen Kerl in ihre Nähe hörst du.“
„ Keine Sorge. Ich werde auf sie aufpassen.“ Dann grinste er sie an und sagte: „ Pech gehabt.“
Mattie schnitt eine Grimasse.

„ Denkt ihr lieber daran ab und zu mal aufzustehen. Es ist nicht gut die ganze Zeit nur zu liegen und Frühsport zu treiben. Man muss zwischendurch auch mal essen. Und arbeiten könntet ihr auch mal.“
Nun war es Mattie, deren Grinsen sich über das Ganze Gesicht zog, während sich Harm und Mac nur ansahen. Sie waren beide Rot geworden wie zwei Teenager.

„ So, jetzt aber ab mit euch. Und grüßt mir Chloe hört ihr.“
„ Klar, machen wir.“
Sie umarten ihre „Eltern“ nochmals und machten sich auf den Weg.
„ Und Lukas,“ rief Mac ihm hinterher, „ wenn du schon mal dabei bist, kannst du gleich auch mal diesen Jason für mich unter die Lupe nehmen.“
„ Geht klar.“

Dann gingen die beiden endgültig durch das Gate um ihren Flug nicht doch noch zu verpassen und ließen eine glückliche Mac und einen glücklichen Harm zurück.


So. Das war es vorerst. Nun eine kleine Rückblende. Wie ihr euch sicher noch erinnern könnt, hatten sowohl Harm als auch Mac zu beginn das Gefühl, verfolgt zu werden. Bei Mac stellte sich ja bereits heraus, wer der Verfolger war (der Privatdetektiv, der von Lukas beauftragt wurde, seine Mutter zu finden). Eins sei jetzt schon gesagt. Harms hatte ebenfalls einen Verfolger und wer glaubt, dass es ebenfalls der Detektiv war, der liegt Falsch. Harms Verfolger hat ganz andere Ziele.

Im Folgenden werden nun die letzten 4 Monate noch einmal kurz aus Sicht des Verfolgers dargestellt.


„ Na, du siehst dich ja recht häufig um. Glaubst du, du wirst verfolgt? Tja, du hast Recht, aber ich werde mich noch nicht zeigen. Noch nicht. Erst will ich noch mehr wissen. Diesmal bekommst du mich nicht. Du wirst leiden. Das Verspreche ich dir. Du wirst für die letzten 10 Jahre bezahlen.“

Er grinste hämisch. Als er sah, dass Harm auf den Weg zu Mac war, freute ihn das umso mehr.
„ Sieh mal einer an. Du bist Recht häufig bei ihr. Sie scheint dir ja echt was zu bedeuten. Aber das wäre diesmal zu einfach. Viel zu einfach. Nein. Ich glaube, deine Stieftochter wäre schon ein passenderes Ziel. Im Moment ist sie noch in La Jolla, aber selbst das würde sie nicht retten, wenn ich sie haben wollte. Ich könnte sie mir jederzeit holen. Aber ich werde es noch nicht tun. Noch nicht.“

Eine Zeit lang stand er unter vor dem Haus, in dem Mac wohnte und hörte sich das Gespräch der beiden mit einem Abhörgerät an. Als das Telefon schellte, und Mac und Harm kurze Zeit später das Haus verließen, wurde er stutzig. Dieser Sache musste er unbedingt nachgehen.

Er folgte den beiden ins Krankenhaus und fand so alles über Lukas heraus. Dies kam ihm äußerst gelegen, zumal er wusste, wie sehr Harm sich eine Familie wünschte. Und dieser Junge war für ihn wohl so etwas wie die Antwort auf all seine Gebete. Ja. Er kannte Harm mittlerweile sehr gut. Er wusste genau, dass Harm alles tun würde, um seinen Sohn zu sich zu holen.

„ Ja, kämpfe um ihn. Hol ihn zu dir. Und dann. Dann werde ich ihn mir holen.“
Er lachte und wer ihn in diesem Moment gesehen hätte, hätte sofort geahnt, dass dieser Mann etwa etwas Schreckliches getan hatte, oder noch tun wollte. Es war ein bösartiges Lachen. Ein lachen, dass das Blut in den Adern gefrieren ließ und sich sämtliche Haare senkrecht aufstellten.

In den nächsten Wochen war Lukas sein neues Objekt der Begierde. Er war mindestens genauso gut wie Mattie, wenn nicht sogar noch besser. Als Mattie dann nach Washington zurückkam und Lukas kennen lernte, sah er sofort, dass zwischen den beiden ein ganz besonderes Verhältnis bestand. Von da an nahm sein Plan Konturen an. Er würde Harm diesmal richtig quälen und er wusste auch genau, wie er dass schaffen würde. Harm liebte zwar Mac, aber seine beiden Kinder liebte er noch mehr. Außerdem würden sie sich nicht soviel wehren können, wie ein Marine.

„ Deine größte Angst ist sicherlich der Verlust deiner Kinder. Sie nicht mehr bei dir zu haben, dass würde dich treffen. Aber sie dir vom Jugendamt wegnehmen zu lassen wäre zu einfach. Nein, ich werde sie dir nehmen, und zwar alle beide. Und dann, dann musst du dich entscheiden, wer dir am wichtigsten ist. Deine Stieftochter oder dein Sohn. Und wenn du mich haben willst, dann musst du sie beide aufgeben. Ich bin auf deine Entscheidung wirklich sehr gespannt.“

Der Richter hatte ihm damals fast einen Strich durch die Rechnung gemacht, als er Lukas Verwandten das Sorgerecht zusprach. Doch zu seinem Glück merkten die beiden schnell, dass es Lukas bei ihnen lange nicht mehr so gut ging, wie vor der ganzen Geschichte. Also entschieden sie sich nach langem hin und her dafür, Lukas zu seinem Vater zu lassen. Sie begründeten ihre Entscheidung vor Gericht mit einem berufsbedingten Umzug nach Europa, der Lukas nur noch mehr belastet hätte. Sie konnten den Richter davon überzeugen, dass es besser für Lukas wäre, bei seinem Vater zu sein, und so änderte dieser ohne Umschweife sein Urteil. An dem Jobangebot war er natürlich nicht ganz unschuldig. Und auch an der Entscheidung hatte er in gewisser weise mitgewirkt.

Das Mattie und Lukas nun ohne die beiden auf dem Weg zu Chloe waren, passte im natürlich sehr gut. So musste er Harm noch nicht einmal austricksen. Und wer weiß, vielleicht ergab sich ja sogar noch die Möglichkeit, ihre Entführung einige Zeit geheim zu halten. Denn, je später jemand etwas merkte, desto mehr Zeit hatte er alles vorzubereiten.

Und ihn kam noch etwas gelegen. Chloe war für Mac so etwas wie eine kleine Schwester. Und Harm liebte Mac. Wenn er Chloe auch noch kriegen könnte, hätte er noch ein Ass im Ärmel. Und wenn Mac herausfand, wer dafür verantwortlich war, dass ihre Schwester eventuell umkam würde sie Harm verlassen. Er hätte dann nicht nur ein Kind, sondern auch seine große Liebe verloren. Und wenn er sich Mac zuliebe für Chloe entscheiden würde, würde er seine beiden Kinder verlieren.

„ Wie auch immer du dich entscheidest, du verlierst mindestens zwei geliebte Menschen. Und ich kenne dich mittlerweile gut genug um zu wissen, dass du diese Schuldgefühle nicht verkraften wirst. Du wirst daran kaputtgehen und ich werde dir dabei zusehen. Und glaube mir, ich werde es genießen. Jede einzelne Sekunde werde ich genießen.“

In den nächsten 4 Wochen bereitete er alles akribisch vor. Er baute drei verschiedene Verließe an drei völlig verschiedenen Orten. So war Harm gezwungen eine Entscheidung zu treffen, denn er konnte ja schlecht an drei Orten gleichzeitig sein. So konnten auf keinem Fall alle Kinder retten. Das war ausgeschlossen. Alle Verließe waren tief unter der Erde. An ihnen waren jeweils vier große Sauerstofftanks angeschlossen. So konnte er sicherstellen, dass die Kinder Sie an einem von ihm bestimmten Zeitpunkt keinen Sauerstoff mehr bekamen und so definitiv sterben würden. Ja, er wollte, dass diese Kinder sterben. Er wollte Harm alles nehmen, was er liebte. Für ihn waren Mattie und Lukas nur ein Mittel zu Zweck. Und wenn nötig, musste es Chloe halt auch sein.

Nun saß er im Flieger nach Arizona. Keine drei Reihen vor ihm saßen die beiden Teenager. Ahnungslos lasen sie ihre Zeitschriften. Sie ahnten absolut nichts von der Gefahr, in der sie sich befanden. Im Gegenteil. Mattie freute sich darauf Chloe endlich mal wieder zu sehen und Lukas war gespannt, wie sie wohl so war. Er kannte sie bis jetzt ja nur von Fotos und von ihren E-Mails und Telefonaten. Außerdem mussten sie Phase zwei ihres Plans einleiten. Denn Harm und Mac waren zwar ein Paar und verbrachten auch sehr viel Zeit miteinander, aber Mac wohnte immer noch nicht bei ihnen. Und das wollten sie schnellstens ändern. Und gegen Phase drei, die Hochzeit, hatte auch keiner von ihnen etwas einzuwenden. Im Gegenteil, sie fänden es sogar super, denn dann wären sie endlich eine richtige Familie. Und das wünschten sich die drei schon seit langem, vor allem Lukas und Mattie.


National Airport
Phoenix, Arizona
18.00 Uhr Ortszeit

Als Lukas und Mattie durch das Gate traten, kam ihnen Chloe schon entgegen gelaufen. Sie fiel Mattie sofort um den Hals und beide jauchzten vor Freude. Lukas hielt sich erst einmal im Hintergrund. Ihm war die Situation etwas unangenehm. Er hatte zwar schon öfters mit Chloe telefoniert, und die beiden schrieben sich auch E-Mails, aber das hier war etwas anderes. Nachdem Chloe Mattie ausführlich begrüßt hatte, wandte sie sich an Lukas.

„ Hey! Du musst Lukas sein. Ich bin Chloe.“ Sie reichte sich die Hände. Zu mehr trauten sich beide nicht.
„ Na ihr beiden. Ich hoffe ihr hattet einen ruhigen Flug.“ Das war Chloes Vater. Er hatte noch Urlaub und war mit seiner Tochter zum Flughafen gefahren, um ihre Gäste abzuholen. Er gab den beiden die Hand und stellte ich vor.

„ Ich bin Kyle Anderson, Matties Vater. Ihr könnt mich ruhig Kyle nennen.“
Lukas und Mattie stellten sich nun ebenfalls vor. Mattie hatte Chloe zwar schon einmal besucht, ihr Vater hatte damals jedoch Dienst, und war auf See, sodass sie ihn nicht kennen lernen konnte.

„ Ihr seid bestimmt hungrig und müde. Ich würde sagen wir fahren erst einmal auf die Ranch und dort könnt ihr dann in Ruhe weiterreden. Außerdem ist Jason bestimmt schon da und wartet auf dich.“
Beim letzten Satz blitzten Chloes Augen auf und ihr Vater konnte sich daraufhin ein Lächeln nicht verkneifen.

Die Vier machten sich auf den Weg zum Auto. Vor ihnen lagen noch etwa 2 Stunden Fahrt, bis sie ihr Ziel in Eloy erreichen würden.

Dort, etwas außerhalb lag die Farm von Chloes Großeltern, auf der sie lebte. Lukas war von dem Gedanken seine Ferien auf einer Farm zu verbringen zwar nicht gerade sehr begeistert, aber es war besser als die ganze Zeit zu hause bei Harm und Mac rumzusitzen. Außerdem konnten sie so in aller Ruhe über ihren Plan reden und an allen Details feilen. Und so entschied er sich, doch mitzufahren. Von Chloe erfuhr er außerdem, dass ihr Freund Jason in der Zeit auch auf der Farm wohnen würde, sodass er auch etwas Gesellschaft haben würde und das machte das ganze für ihn schon etwas erträglicher, zumal er von Chloe wusste, dass Jason ebenfalls ein riesiger Baseball Fan war.

Als sie auf der Farm ankamen, wartete Jason dort bereits auf sie. Chloe begrüßte ihn natürlich sofort mit einem innigen Kuss, was ihr Vater nur belächelte. Er hatte sich längst damit abgefunden, dass Chloe diesen Jungen Mann liebte. Und er kannte mittlerweile so gut, dass er sich sicher war, dass er diesem jungen Mann vertrauen konnte. Lukas musterte ihn jedoch zuerst einmal mit einem gewissen Argwohn.

Jason war etwa 1,80 Meter groß. Er hatte hellblondes kurzes Haar und braune Augen. Seine Frisur war fast so wie von Lukas, nur nicht ganz so sorgfältig. Er trug ein rote kariertes Hemd und eine hellblau Jeans und auf seinem Kopf hatte er eine schwarze Sonnenbrille.

„ Hey, ich bin Jason, Chloes Freund. Und ihr müsst Lukas und Mattie sein. Chloe hat mir schon ziemlich viel von euch erzählt.“
Er gab den beiden die Hand und schenkte ihnen ein Lächeln. Er schien wirklich sehr nett zu sein.

„ So, jetzt ist aber erst einmal gut. Die beiden haben bestimmt Hunger und sind Müde. Na los, rein mit euch.“
„ Komm Mattie, ich zeige dir wo wir schlafen, und Lukas, du kannst mit Jason gehen. Er weiß wo euer Zimmer ist. Ihr könnt euch dann kurz frisch machen, bevor wir essen gehen. Grandma hat ihren berühmten Hackbraten gemacht. Der ist wirklich sehr gut.“

„ Na das hoffe ich doch. Ich habe nämlich einen riesigen Hunger.“
„ Ja, und solange er nicht schmeckt wie Harms Fleischloser Hackbraten werde ich ihn auch ganz bestimmt essen.“, fügte Mattie hinzu und sah Lukas dabei grinsend an. Der wusste genau wovon sie sprach, denn er hatte bereit Bekanntschaft mit dem Zeug gemacht und er war wirklich nicht sehr begeistert. Harm konnte zwar sehr gut kochen, aber dass war wahrlich nicht seine Spezialität. Da waren sich alle einig.


Kennedy Road 1526
Zur selben Zeit

Harm und Mac hatten waren froh, endlich einmal Zeit ganz für sich zu haben. Die letzten zwei Monate waren auch für die beiden Stress pur. Der Prozess zehrte beiden ganz schön an den Nerven. Doch nun war er endlich vorbei und alles war gut ausgegangen. Zwar nicht sofort, aber das war jetzt auch egal.

Auch für Sie hatte sich in letzter Zeit viel geändert. Beide hatten ihre Ängste endgültig verloren und standen nun zu ihrer Beziehung. Zumindest außer reichweite vom Büro, oder ihren Kollegen. Die wollten Sie noch ein wenig zappeln lassen. Und was Lukas, Chloe und Mattie anging, die hatten Phase eins ihres Plans abgeschlossen. Doch das wussten die beiden nicht.

Jetzt saßen Sie auf der großen Couch im Wohnzimmer und planten Lukas Geburtstagsüberraschung. Zwar hatte er schon vor einiger Zeit Geburtstag, doch fiel der genau in die Prozesszeit, und da er zu der Zeit in einer Pflegefamilie war, konnten sie ihn nicht richtig feiern. Und nach dem Prozess fand sich durch den Hauskauf und dem Umzug die Zeit einfach nicht. Aber jetzt, wo er und Mattie bei Chloe in Arizona waren, hatten Sie genügend Zeit alles zu planen. Es sollte eine große Feier werden, bei dem alle guten Freunde aus seiner Schule, aber auch ein paar aus Chicago teilnehmen sollten. Und außerdem gab es noch eine zweite Überraschung, aber die war für alle drei Teenager.

„ Was meinst du, sollen wir auch unsere Kollegen von JAG einladen, oder lassen wir die Teenies unter sich?“
„ Na du bist aber ganz schön mutig Marine. Wir alleine mit etwa 30 Teenagern. Wie sollen wir das den schaffen? Uns machen doch schon die beiden allein manchmal völlig fertig.“
„ Ja, da hast du recht. Aber ein Haufen Erwachsene auf einer Geburtstagsfeier für einen Teenager. Glaubst du, dass dann auch nur einer seiner Freunde kommen wird? Noch dazu weil alle beim Militär sind.“

„ Erst einmal wären es ja nicht so viele. Und außerdem können wir uns ja ins Haus zurückziehen, während die Kids draußen feiern. Meine Mum hat das bei meinem 16ten auch so gemacht.“ Mac konnte sich ein grinsen nicht mehr verkneifen.
„ Gib es doch zu. Du hast dich über die ganzen Flieger doch sicher mehr gefreut als über deine Freunde.“

Harm tat so, als wäre er empört, doch dann fiel auch er in das lachen mit ein.
Als Sie sich langsam wieder beruhigt hatten, meinte Mac: „ Wie auch immer wir es nun anfangen, wir sollten langsam mit der Planung loslegen. Die beiden sind ja schließlich nur 4 Wochen in Arizona.“
„ Das ist doch wohl noch genügend Zeit.“

„ So was kann ja wieder nur von dir kommen. Jetzt weiß ich endlich, wieso du immer so unpünktlich bist. Du hast keine Ahnung, wie lange etwas geht. Zuerst einmal müssen wir alle einladen. Das wird sich vor allem bei Lukas Freunden hinziehen, da die ja teilweise in Chicago sind, und wir erst einmal die Adressen suchen müssen. Außerdem brauchen die dann einen Flug und einen Ort zum Übernachten. Und wir brauchen genug zu essen. Und dann ist da ja auch noch die andere Überraschung, die wir bis dahin fertig haben müssen. Und…“

Weiter kam sie nicht, denn Harm hatte genug gehört und unterbrach sie mit einem langen Kuss. Als sie sich wieder voneinander lösten sagte er:

„ Die Einladungen können wir per E-Mail verschicken. Er hat alle E-Mail Adressen seiner Freunde gespeichert. Was den Schlafplatz angeht, der Keller ist bald fertig renoviert und er ist groß genug. Es müssten etwa 10 Leute da schlafen können. Und die Mädchen die kommen werden, verteilen wir auf Matties und Lukas Zimmer. Du siehst, es ist schon fast alles geplant.“

Mac schenkte Harm ein lächeln. Seit Lukas bei ihm war, hatte er sich sehr verändert. Er war normalerweise nicht gerade ein Freund von großen Festen oder spontanen Entscheidungen oder Gefühlsausbrüchen. Doch seit Lukas da war, hat sich vieles geändert. Und das freute sie.

„ Aber bei der anderen Überraschung sollten wir uns sehr beeilen, ich kann es nämlich kaum noch erwarten.“
„ Ich auch nicht.“
Die beiden sahen sich kurz, aber innig an. Ja, die beiden würden sich ganz schön wundern, wenn sie wiederkamen, und Chloe auch.
„ Gut, dann sollten wir jetzt anfangen.“
Ehe sie sich versah nahm Harm sie auf den Arm und trug sie nach oben und dort taten Sie dann, was Erwachsene nun mal tun, wenn sie völlig allein und verliebt sind.


Ranch der Andersons
Eloy, Arizona
20.00 Uhr Ortszeit

Nachdem Lukas und Mattie ihre Sachen auf ihr Zimmer gebracht hatten, machten sie sich kurz frisch und zogen sich um. Sie wollten nicht in den sportlich bequemen Sachen, die sie extra für den Flug angezogen hatten zum essen erscheinen. Mattie trug nun eine rote Bluse und eine hellblau Jeans, Lukas ein eng anliegendes weißes Shirt und eine schwarze Jeans. Als die beiden ins Esszimmer kamen warteten dort schon alle auf Sie. Chloes Großeltern saßen ebenfalls am Tisch. Sie waren beide um die 60 und schienen noch sehr fit zu sein. Mr. Anderson trug wie Jason ein rot kariertes Hemd. Er war etwa so groß wie Lukas und hatte schon so einige graue Haare. Er begrüßte die beiden mit einem freundlichen lächeln, was ihn auf Anhieb sehr sympathisch machte. Auch Chloes Großmutter lächelte Sie an. Sie war etwa 1,60 Meter groß und hatte ebenfalls schon einige ergraute Haare. Sie trug ein hellblaues Sommerkleid und hatte ihre Haare zu einem Zopf gebunden.

„ Na ihr zwei. Jetzt setzt euch schnell, ihr müsst bestimmt sehr hungrig sein.“
Noch ohne eine Antwort abzuwarten füllte sie den beiden eine extra große Portion auf. Lukas wollte erst etwas sagen, aber Mattie kam im zuvor.“
„ Vergiss es. Sie lässt nicht mit sich diskutieren. Das habe ich hier schon beim letzten Mal gelernt.“

Die anderen am Tisch mussten schmunzeln. Chloes Großmutter war wirklich sehr fürsorglich und wenn es um Essen ging, dann kannte sie keine Gnade. Wenn sie der Meinung war, dass jemand Hunger haben müsste, dann war es auch so.

„ Ich wollte mich eigentlich nur dafür bedanken, dass ich mitkommen durfte. Und außerdem kennst du mich doch. Ich schaffe mindesten genauso viel wie Mac.“, kam es von Lukas, bevor er sich einen großen Bissen in den Mund steckte.
„ Na wenn das so ist, muss ich ja keine Angst haben, dass das Essen verkommt.“, grinste nun Matties Großmutter und auch ihr Mann konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Mac war schon öfters bei ihnen gewesen, um Chloe zu besuchen und dabei lernten sie den Appetit eines Marinen nur zu gut kennen.

Beim Essen plauderten Sie über alles Mögliche. Chloe wollte natürlich wissen, wie es im Moment mit Harm und Mac aussah und Mattie schilderte ihr jede kleine Einzelheit. Die Großeltern schüttelten nur den Kopf. Sie wussten längst was die Teenager ausheckten und wunderten sich deshalb nicht sonderlich, als sie ihre Pläne beim Essen austauschten. Sie hatten es schon längst aufgegeben es ihnen auszureden.

Natürlich waren auch Lukas und der Prozess ein Gesprächsthema, doch als Mr. Anderson merkte, dass ihm das ganze wohl etwas unangenehm war, wechselte er schnell das Thema. Lukas war ihm dafür sehr dankbar. Er war was solche Dinge betraf Harm sehr ähnlich. Er redete nur darüber, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ und gab selbst dann noch nur das nötigste Preis.

Nach dem Essen setzten sich alle noch ins Wohnzimmer. Und während die Männer angeregt über Sport diskutierten, beobachten die Frauen sie nur und lachten immer mal wieder über die angeregte Diskussion. Sie fanden es einfach zu komisch, wie Lukas und Jason versuchten, Kyle und seinen Vater Adam davon zu überzeugen, dass Baseball doch viel besser sei als Football.

Als es langsam auf Mitternacht zuging, verabschiedeten sich Lukas und Mattie ins Bett. Sie waren doch ziemlich Müde und wollten langsam schlafen. Doch auch an diesem Abend konnte er nicht sofort einschlafen, sondern dachte noch lange nach. Ob er wirklich für diesen Schritt bereit war. Sicher, er mochte Mac, sehr sogar. Doch wenn die beiden zusammenziehen und heiraten würden, wäre sie seine Stiefmutter, und das war ein ziemlich komisches Gefühl. Doch auch an diesem Abend kam er zu keinem eindeutigen Ergebnis und so schlief auch er irgendwann ein.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#7 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:27

Der nächste morgen ( oder doch schon Mittag?)
Ranch der Andersons
Eloy, Arizona

Als Lukas endlich nach unten kam wurde er gleich mit den üblichen Seitenhieben von Mattie begrüßt. Sie, Chloe und Jason waren schon seit mindesten drei Stunden wach.

„ Hey, du lebst ja doch noch. Du solltest dir nicht nur das Essen, sondern auch die Pünktlichkeit bei Mac abgucken. Sonst wird das mit dir nie was bei den Marines.“
„ Hä, was für Marines. Ich kapier gerade gar nichts.“ Lukas sah sie total verwirrt an. Er war noch immer nicht richtig wach. Er war erst sehr spät eingeschlafen und in der Nacht nicht wirklich gut geschlafen.

„ Jetzt lasst ihn doch erst einmal richtig wach werden.“, tadelte Chloes Großmutter Claire die beiden Mädels, die sich über ihn lustig machten. „ Und du kommst jetzt erst einmal Frühstücken.“, wandte sie sich an Lukas.
Ohne ein Wort zu entgegnen folgte er Claire in die Küche und setze dort an den Tisch.

An seinem aussehen und seinem Verhalten merkte diese sofort, dass es ihm nicht besonders gut ging.
„Du hast wohl nicht besonders gut geschlafen. War das Bett etwa zu weich oder zu hart?“
„ Nein, dass Bett war in Ordnung. Mir ging nur so viel durch den Kopf, dass ich nicht richtig schlafen konnte.“
In seiner Stimme lag eine gewisse Traurigkeit und so beschloss Claire, nicht näher darauf einzugehen.

„ Möchtest du Tee, Kaffee oder Kakao?“, fragte sie ihn stattdessen.
„ Ein Kakao wäre nicht schlecht.“
Claire wuselte etwas in der Küche herum und keine 10 Minuten später standen vor Lukas eine Kanne mit Kakao, Rührei mit Speck und Toastbrot.
„ Greif zu und lass es dir schmecken.“

„ Danke sehr. Das ist wirklich sehr nett von ihnen.“
„ Du brauchst dich nicht immer bei uns bedanken. Ich koche gerne und ich habe das Haus auch gerne voll. Es ist schön morgens aufzuwachen und zu wissen, dass man ein Haufen Kinder im Haus hat.“
Lukas lächelte sie an. Er hatte die Frau von Anfang an in ihr Herz geschlossen. Sie gab ihm ein Gefühl, welches er bis jetzt noch nicht einordnen konnte.

Nach dem Frühstück ging er zu Mattie, Chloe und Jason, die sich draußen auf dem Hof mit Kyle unterhielten.
„ Da bist du ja endlich. Wir dachten schon wir müssten noch eine halbe Ewigkeit auf dich warten.“
„ Na, wisst ihr schon was ihr heute unternehmen wollt?“
„ Ja, wir wollen Lukas ein wenig die Gegend zeigen und dann sehen wir uns Jasons Spiel an.“
„ Na gut. Soll ich euch irgendwo absetzten?“
„ Nein, nicht nötig. Wir laufen die Strecke. Dann können wir uns alles in Ruhe ansehen und plaudern.“
„ Na gut. Dann wünsche ich euch viel Spaß.“

Kyle stieg in seinen Wagen und machte sich auf den Weg und die vier Teenager wollten auch gerade starten, als Sie von Claire aufgehalten wurden.
„ Ihr wollt doch nicht etwa einfach so los? Nehmt euch wenigstens etwas Proviant mit.“
„ Ok Grandma.“, rief Chloe und lief noch einmal zurück, um das Proviantpaket in empfang zu nehmen.
„ Ich wünsch euch viel Spaß. Und denk daran, um Acht gibt es Essen.“
„ In Ordnung. Bis heute Abend dann.“, verabschiedeten sich die vier und machten sich nun endgültig auf den Weg.


Kennedy Road 1526
Washington D.C.
Harms Schlafzimmer

Es war 10.00 Uhr und Mac lag wach in Harms Armen. Er schlief noch tief und fest und sie wollte ihn nicht wecken. Stattdessen genoss sie es einfach in seinem Arm zu liegen und seinen ruhigen Atem zu spüren. Nach einer halben Stunde wurde ihr dann aber doch langweilig. Außerdem hatte sie Hunger. Also löste sie sich aus seiner Umarmung und stand auf. Harm wurde nicht wach. Er drehte sich nur auf die Seite, nuschelte etwas vor sich hin und schlief dann weiter.

Mac machte sich auf den Weg ins Bad. Sie duschte in Ruhe und dachte an die vergangene Nacht. Sie konnte ein lächeln nicht unterdrücken. So gut wie in dieser Nacht ging es ihr schon lange nicht mehr. Bis jetzt hatten sie sich immer mehr oder weniger Zurückgehalten, da Mattie und Lukas noch im Haus waren, aber diese Nacht war das anderes. Plötzlich spürte sie, wie sich zwei Hände um ihren Bauch legten.

„ Na, auch schon wach. Ich lass dir die Dusche an.“ Mac wollte unter der Dusche weg, doch Harm hielt sie fest.
„ Jetzt nicht Harm. Ich habe Hunger und du weißt wie ich bin, wenn ich hungrig bin.“ Sie sah ihn mit einem großen Grinsen an. Sofort ließ Harm sie los.
„ Gnade. Ich wollte den heutigen Tag überleben.“, feixte er.

Mac verließ die Dusche und zog sich im Schlafzimmer an und ging dann in den Küche. Dort machte sie Kaffee und als Harm kam, sorgte der für die Pfannkuchen. Dann frühstückten die beiden erst einmal ausgiebig.

Nach dem Frühstück besprachen Sie ihren Tagesablauf.
„ Am besten bereiten wir hier erst alles vor, bevor wir die Sachen holen, dann geht es schneller.“
„ Wie du meinst. Wo fangen wir an?“
„ Ich würde sagen mit dem Schlafzimmer. Ich brauche ja schließlich Platz für meine Sachen.“
„ Gut, also auf geht’s. Operation Umzug läuft an.“

Beide lächelten sich an.
„ Mattie, Lukas und Chloe werden Augen machen, wenn sie in 4 Wochen hier ankommen und feststellen, dass wir zusammengezogene sind.“
„ Auf die Gesichter freue ich mich schon. Genauso wie auf das von Harriet und den anderen. Hoffentlich freut Lukas sich.“
Harm ging zu Mac und nahm sie in den Arm.
„ Mach dir keine Sorgen Mac. Das wird schon gut gehen.“

Doch Mac konnte das nicht so locker sehen. Ganz zu beginn hatte sie selbst ja noch die meisten Zweifel. Doch während des Prozesses hatte sie Lukas immer mehr lieb gewonnen. Als der Richter sich gegen Harm entschied, brach es ihr das Herz. Nicht nur wegen Harm, sondern auch weil sie Lukas ebenfalls verloren hatte. Das war auch der Zeitpunkt an dem die beiden merkten, dass sie zusammengehörten. Lukas und Mattie hatten sich bisher nicht beklagt. Im Gegenteil, es schien ihnen sogar zu gefallen. Doch trotzdem bemerkte sie bei Lukas häufiger diesen nachdenklichen Blick, vor allem wenn sie mal unter sich waren. Doch Harm und Mac hatten sich dazu entschieden es zumindest zu Probieren. Und wer weiß, vielleicht läuft es ja sogar besser als gedacht.


Ranch der Andersons
Eloy, Arizona
20.00 Ortszeit

Die vier Teenager saßen bereits am Tisch, als Chloes Vater nach hause kam.

„ Na, wie war euer Tag?“, fragte er, während er sich setzte.
„ Klasse, bis auf das Spiel.“
„ Wieso was war denn?“
„ Wir haben verloren und sind deshalb nicht in die Playoffs gekommen.“
„ Sieh es doch mal von der positiven Seite, jetzt hast du mehr Zeit für Chloe.“, versuchte Kyle ihn zu necken, aber Jason sprang nicht darauf an. Seine Enttäuschung über die Niederlage war einfach noch zu groß.
„ So, jetzt ist aber genug. Ich will jetzt kein Wort mehr über dieses Spiel hören. Es wird jetzt gegessen. Also los, greift zu.“ Natürlich war es Claire. Sie musste sich schon eine ganze Zeit lang die Diskussionen anhören und hatte jetzt genug.

Claire hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Es gab zwei verschiedene Arten von Fleisch, dazu Kartoffeln und zwei verschiedenen Soßen. Außerdem gab es noch einen gemischten Salat, Möhren, Paprika und Sellerie und zum Nachtisch einen Selbstgebackenen Apfelkuchen.
Alle ließen es sich schmecken und am Ende waren Sie alle pappsatt.

„ Also, was habt ihr den sonst noch so gemacht?“
„ Zuerst haben wir Lukas das Land gezeigt, dass uns gehört. Es hat ihn echt umgehauen.“
„ Wirklich?“
„ Ja. Ich hätte nie gedacht, dass es so groß ist. Wir haben in der Schule zwar mal über so etwas gesprochen, aber es zu sehen ist noch mal etwas ganz anderes.“
„ Das glaube ich gerne.“

„ Oh, wir sollen dich von Mr. Jenkins grüßen. Wir haben ihn auf dem Weg zum Spiel getroffen. Er sagt seiner Frau geht es wieder besser und Sie würden euch morgen gerne zum Essen einladen, weil ihr ihnen in letzter Zeit so viel geholfen habt.“
„ Tja. Da müssen wir dann wohl passen. Immerhin können wir unsere Kleinen ja nicht so ganz allein hier lassen und ein Babysitter ist immer so schwer zu finden.“ Adam grinste die Teenager an. Und auch Lukas und Jason konnten sich das Lachen nicht verkneifen, als Sie Matties und Chloes Gesicht sahen.

„ Nun, jetzt aber mal Spaß beiseite. Ich werde Ted gleich anrufen und zusagen. Aber nur wenn ihr mir versprecht keinen Unsinn zu machen, dass heißt keine Party. Haben wir uns verstanden.“
Lukas sah Adam verwundert an. Er hatte ihn noch nie so streng erlebt wie in diesem Moment. Seit er hier war, war Mr. Anderson Senior immer zu Scherzen aufgelegt, aber jetzt.
„ Verstanden Großvater. Wir werden uns DVDs anschauen und uns unterhalten.“
„ Gut, dann rufe ich jetzt Ted an.“

Mattie und Chloe warfen sich einen wissenden Blick zu. Das kam ihnen mehr als gelegen. Sie hatten so genügend Zeit an ihrem Plan weiterzuarbeiten, denn obwohl hier im Haus alle Bescheid wussten, sollte trotzdem niemand wissen, wie sie ihr Ziel erreichen wollten.

Doch die beiden waren nicht die einzigen, denen das gelegen kam. Es gab da noch jemanden, der sich bereits auf den morgigen Abend freute. Und das verhieß nichts Gutes für die vier.


JAG HQ
Falls Church
Harms Büro

Harm saß an seinem Schreibtisch und bearbeitete die Tastatur seines Laptops. Er war gerade dabei die Einladungen an Lukas Freunde in Chicago zu schreiben. Er wollte dies eigentlich schon gestern Abend getan haben, doch dauerte Macs Einzug länger als erwartet und als endlich alles geschafft war, hatte er keine Lust mehr, noch die ganzen Einladungen zu schreiben. Außerdem wollte er sich viel lieber mit Mac vergnügen. Er hatte sich nur noch schnell die Adressen notiert, damit er heute alles in einem Rutsch erledigen konnte. Zum Glück hatte er heute nicht all zuviel zu tun. Als Mac sein Büro betrat, merkte er es erst gar nicht. Erst als sie neben ihm stand und ihm ein Kuss auf die Wange gab, blickte er zu ihr auf.

„ Hey. Wie sollen wir das alles bis zu Lukas Feier geheim halten, wenn du dich so verhältst?“, neckte er sie.
„ Ist ja schon gut. Aber ich habe dich halt vermisst.“, gab Mac zurück.
„ Ich dich auch.“, kam es nun doch von Harm und auch er gab Mac einen Kuss.
„ So, ich verrate fast alles, und was ist mit dir?“ Mac tat beleidigt, doch an Harms grinsen merkte sie sofort, dass er es ihr nicht abkaufte.

„ So, die Einladungen sind fertig geschrieben und abgeschickt. Jetzt müssen wir nur noch auf die Antworten warten.“ Harm schloss das E-Mail Programm und sah Mac erwartungsvoll an.
„ Sehr schön. Ich habe mir überlegt, ob wir nicht Harriet mit ins Boot nehmen sollen. Sie ist immerhin ein wahres Organisationstalent und hat schon so einige Feiern auf die Beine gestellt.“

„ Eine gute Idee, solange sie nicht bei uns auftauchen muss. Sonst war es das nämlich mit unsere Überraschung.“
„ Keine Sorge, falls das nötig werden sollte verstecken wir meine Sachen halt so lange.“
„ Gut. Dann werde ich sie gleich mal fragen.“

„ Mach das und vergiss nicht zu erwähnen, dass auch einige Teenager kommen.“
„ Keine Sorge. Ich werde das nicht vergessen, obwohl…“
“ Haaaaarm, es ist diesmal nicht deine Feier. Also, sag es ihr.“
„ Schon gut. Bin schon auf dem Weg.“

Harm stand auf und war schon auf dem Weg zur Tür, als er noch einmal vor Mac stehen blieb und ihr einen langen, sinnlichen Kuss gab.
„ Jetzt ist aber Schluss, sonst findet es wirklich noch jemand heraus.“
Dann verließen beide das Büro und während Mac zurück in ihr Büro ging, machte sich Harm auf die Suche nach Harriet.

Er fand sie in der Teeküche. Sie war gerade dabei sich einen Tee zu machen.
„ Harriet, könnte ich dich einen Moment in meinem Büro sprechen?“
„ Sicher Harm, ich komme sofort.“
Harriet nahm ihre Tasse und folgte ihm in sein Büro. Dort blieb sie etwas unschlüssig stehen. Sie war sich nicht sicher, ob sie nun privat oder dienstlicher Dinge wegen bei ihm war.

„ Bitte, setzt dich doch.“ Nun war sie sich sicher. Es war etwas Privates.
„ Harriet, ich würde dich gerne um einen gefallen bitte.“, fing Harm an.
„ Klar, worum geht es.“ Da sie sich sicher war, dass es etwas Privates war, beschloss sie einfach, die förmliche Anrede wegzulassen.

„ Nun, Lukas ist im Moment mit Mattie bei Chloe in Arizona und wenn Sie wiederkommen, würde ich ihn gerne mit einer Geburtstagsfeier überraschen.“
„ Hatte er nicht schon vor zwei Monaten Geburtstag?“
„ Ja schon, aber damals konnten wir ja nicht richtig feiern und das würde ich jetzt gerne nachholen.“
„ Das ist eine sehr schöne Idee. Er wird sich darüber sicher sehr freuen. Also sag schon, wie kann ich dir helfen?“

„ Nun, die Einladungen an seine Freunde in Chicago habe ich schon alle verschickt und um die in Washington kümmert sich Mac. Ich bräuchte aber noch jemanden, der alles organisiert, und darin bist du ja nun mal unschlagbar.“
„ Kein Problem Harm. Sag mir einfach nur wer alles kommt und wo und wann die Feier stattfinden soll und ich kümmere mich um den Rest.“

„ Nun, die Feier soll am 30.07. bei mir sein. Wie schon gesagt kommen einige von seinen Freunden, wie viele kann ich dir jetzt aber leider noch nicht sagen. Und der ein oder andere von hier wird auch eingeladen. Immerhin ist das ja hier ja schon so etwas wie eine Familie für mich und deshalb gehört ihr nun mal alle dazu. Und meine Mum und Frank werde auch kommen.“

„ Das ist ja eine ganze Menge. Das wird eine super Geburtstagsparty, vertrau mir. Sie wird ihm gefallen.“
„ Danke Harriet. Und wenn du Hilfe brauchst, kannst du dich an Mac oder mich wenden.“
„ Ja gut. Gibt es sonst noch etwas?“
„ Nein, das wäre vorerst alles.“
„ Na gut. Dann werde ich mich gleich mal an die Arbeit machen.“

Somit stand Harriet auf und verließ sein Büro. Kaum war sie draußen hing sie jedoch schon ihren Gedanken nach.
<Wieso kann ich mich an Mac wenden? Was hat sie mit der Feier zu tun. Und mit Lukas. Das ist schon ein bisschen seltsam. Überhaupt benehmen sich die beiden in letzter Zeit etwas komisch. Ich glaube, ich muss die beiden Mal im Auge behalten. >


Ranch der Andersons
Eloy, Arizona
Montagabend

„ Ja ist gut Harm, mach ich. Und grüß du Mac auch ganz lieb von uns.“

Damit legte Lukas auf. Er hatte beschlossen Harm heute mal anzurufen. Er wusste nicht wieso, aber er hatte schon den ganzen Tag ein ganz komisches Gefühl. Irgendwann hielt er es einfach nicht mehr aus. Er musste Harm anrufen um sicherzugehen, dass bei ihm alles Ok war. Jetzt ging es ihm zwar ein wenig besser, aber das Gefühl war immer noch da.

„ Ich soll euch alle von Harm grüßen.“, berichtete er den anderen, als er wieder das Wohnzimmer betrat. Dort saßen Jason, Mattie und Chloe auf der Couch und warteten auf ihn.

„ Danke. Wie geht es den beiden denn?“
„ Ganz gut. Wenn ihr mich fragt, ich glaube die genießen die Zeit ohne uns ganz schön.“
„ Und ich weiß auch wie.“, warf Mattie ein und auf ihrem Gesicht erschien ein breites Grinsen.
„ Oh Gott. Hör bloß auf, mir wird sonst noch ganz schlecht.“ Lukas verdrehte die Augen, sodass die andere nicht anders konnte als zu lachen.
„ So, jetzt ist aber genug. Also, ich würde sagen wir arbeiten erst an unserm Plan und anschließend sehen wir noch ein paar DVDs. Hat jemand Einwände?“

Jason und Lukas wollten etwas erwidern, doch an Matties und Chloes Blick erkannten Sie, dass dies sowieso Sinnlos wäre, also fügten Sie sich ihrem Schicksal.
„ Also. So wie ich das alles verstanden habe sind die beiden ja schon zusammen. Wir müssen Sie also nur dazu kriegen ihre Gefühle endlich auch vor anderen einzugestehen. Hat jemand eine Idee wie wir das hinkriegen?“ Chloe sah in die Runde.

„ Wieso machen wir das denn überhaupt alles?“, wollte Jason wissen. „ Lukas sagte doch gerade, dass die beiden sich prächtig amüsieren. Und wenn sie dem jeweils anderen ihre Gefühle bereits mitgeteilt haben, dann ist doch alles in Butter. Der Rest ergibt sich sicher auch noch von selbst.“

„ Hast du ne Ahnung. Die beiden haben bis zu diesem Punkt über 9 Jahre gebraucht. Und wenn Lukas nicht gekommen wäre, wären Sie wahrscheinlich immer noch nicht so weit. Erst der Kampf um ihn hat die beiden so nah zusammengebracht. Und als Sie ihn verloren hatten, war es endgültig um Sie geschehen.“

„ Und wie wollt ihr ihn zu dem nächsten Schritt kriegen. Wollt ihr abhauen und erst wiederkommen bis Sie aus Trauer um euch den nächsten Schritt gemacht haben?“
„ Nein, natürlich nicht.“

„ Ich finde das ist gar keine so schlecht Idee. Ich werde euch dabei sogar helfen.“, kam es plötzlich aus dem Hintergrund.

Erschrocken drehten sich die vier um und sahen in die Richtung aus der die Stimme kam. Dort stand ein etwas 1,85 großer Mann. Er hatte kurze dunkle Haare und sah sie mit einem eiskalten Blick an. Auf seinem Gesicht fand sich ein bösartiges Grinsen und in seiner Hand hielt er eine Waffe, die er auf die vier Teenager gerichtet hatte. Keiner der vier traute sich etwas zu sagen, geschweige denn sich zu bewegen. Sie starrten diesen Mann einfach nur an. Dieser schien sich richtig über die Angst zu freuen, die er in ihren Augen sehen konnte.

„ Na los. Alle Mann aufstehen. Und keine schnellen Bewegungen. Ich habe mit euch noch was vor und ich fände es wirklich schade, wenn ich euch jetzt schon töten müsste.“

Die vier taten was er sagte. Sie hatten viel zu große Angst davor etwas anderes zu tun. Sogar Lukas und Jason, die beide immer große Sprüche klopften, waren ganz ruhig. Jedes Mal wenn Sie einen Aktionfilm sahen erzählten Sie den Mädchen, dass Sie das alles mindestens genauso gut konnten, wie die Schauspieler. Doch jetzt hatten Sie viel zu große Angst.

Der Mann holte vier Kabelbinder aus seiner Tasche und gab Sie Jason.
„ Los, fessle ihre Hände damit auf den Rücken.“, befahl er.
Jason tat wie ihm befohlen. Als er damit fertig war, sah er den Mann erwartungsvoll an.
„ Sehr schön. Und jetzt komm her.“

Jason ging auf den Mann zu. Er erwartet, dass dieser ihn nun ebenfalls fesseln würde, doch da täuschte er sich gewaltig. Als er direkt vor ihm stand holte der Mann blitzschnell aus und schlug ihn mit der Waffe. Jason brach sofort bewusstlos zusammen. An der Stelle, an der die Waffe ihn getroffen hatte war eine große Platzwunde. Mattie und Chloe schrieen auf und fingen an zu weinen. Sie hatten wahnsinnige Angst. Dieser Mann schien es wirklich ernst zu meinen.

„ Los. Vorwärts. Ab in den Wagen. Und keine Mätzchen.“
Gefesselt und voller Angst verließen die drei das Haus und stiegen in den schwarzen Lieferwagen, der direkt vor der Tür stand.
Der Mann schloss die Tür hinter ihnen und lachte hämisch. Dann stieg er ein und fuhr mit quietschenden Reifen davon.


Im Lieferwagen
Irgendwo außerhalb von Eloy

Keiner der drei wusste wo Sie gerade waren oder wie lange Sie jetzt schon gefahren waren. Mattie und Chloe hatten sich beide an Lukas angelehnt. Sie hatten große Angst und seine Nähe beruhigte Sie zumindest etwas.

„ Wer ist dieser Kerl nur und was hat er mit uns vor?“, fragte Chloe. In ihrer Stimme konnte man die Angst hören, die Sie verspürte.
„ Ich weiß es nicht, aber er wird uns bestimmt nichts tun, solange wir tun was er sagt.“, antwortete Lukas. Er verspürte zwar immer noch große Angst, bemühte sich aber es nicht direkt zu zeigen, um Mattie und Chloe zumindest ein wenig zu beruhigen.

„ Aber er sagte, dass er uns töten will.“, kam es nun von Mattie und erneut traten Tränen aus ihren Augen.
Darauf wusste Lukas nun nichts mehr entgegenzubringen. Er beugte sich nur zu Mattie runter und gab ihr einen Kuss auf den Kopf.
„ Es wird bestimmt alles gut Schwesterherz. Und wenn er uns töten wollte, wieso hat er dann Jason am leben gelassen?

Chloe konnte nicht mehr. Auch sie fing jetzt an zu weinen. Sie wollte zu Jason. Wollte sehen wie es ihm ging. Sie hatte Angst und wollte einfach nur zu ihm um in seinem Arm zu liegen. Lukas spürte ihre Angst genau und gab nun auch ihr einen Kuss.
„ Keine Angst Chloe. Es geht ihm bestimmt gut. Er ist hart im nehmen. Bestimmt ist er schon wieder aufgewacht und hat Hilfe geholt. Ihr seit schon bald wieder zusammen. Du wirst sehen.“

Plötzlich stoppte der Wagen. Keine Minute später ging die Tür auf. Sie konnten nicht genau erkennen wo Sie sich befanden. Sie erkannten lediglich, dass um Sie herum lauter Bäume zu sehen waren. Der Mann hatte in der rechten Hand wieder seine Waffe, die er auf die drei richtete. In der linken Hand hielt er ein Funktelefon.

„ Du da, komm her.“, bellte er und sah zu Lukas rüber. Dieser löste sich von Mattie und Chloe und kletterte aus dem Wagen. Sein Herz schlug immer schneller. Was hatte dieser Typ nur vor? Er würde ihn doch nicht etwa wirklich töten?

Der Mann wählte eine Nummer und hielt sich das Funktelefon ans Ohr. Lukas beobachtete ihn aufmerksam, immer darauf bedacht nichts Falsches zu tun.

„ Tag Commander. Wir haben uns schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich hoffe Sie wissen noch wer ich bin.“
Am anderen Ende blieb es ruhig. Doch dann meldete sich Harm zu Wort.
„ Palmer!“
<Was hat dieser Mistkerl jetzt schon wieder vor? >, fragte er sich. Mac hatte ihn bis nach oben gehört und kam sofort runter gelaufen. Sie wusste von den vielen Begegnungen zwischen Harm und Clark Palmer und ahnte sofort, dass etwas Schlimmes in Gang sein musste.
„ Schön. Sie wissen noch wer ich bin. Ich habe hier jemanden, der Sie gerne sprechen würde.“

Palmer hielt Lukas das Telefon hin. Dieser Begriff langsam was hier los war. Dieser Typ wollte Harm Erpressen.
„ Na los, sag deinem Dad Hallo.“, blaffte er Lukas an.

„ Hilf uns Dad. Er hat uns entführt. Er will uns töten.“, schrie Lukas ins Telefon. Weiter kam er jedoch nicht, den Palmer war dies genug und er schlug Lukas nieder. Sofort ging er zu Boden. Mattie und Chloe sahen das ganze von Wagen aus. Als Lukas regungslos auf dem Boden liegen blieb, bekamen Sie noch mehr Angst. Wer sollte Sie denn jetzt noch beschützten?

Am anderen Ende herrschte schweigen. Einerseits vor Entsetzten, andererseits vor Wut.
„ Wenn Sie ihnen auch nur ein Haar krümmen, dann mache ich Sie fertig Palmer. Und glauben Sie mir, Sie kommen dann nicht mehr so gut weg wie die letzten Male.“
Am anderen Ende lachte Palmer nur, was Harm noch mehr auf die Palme brachte. Dann wurde er plötzlich ganz ernst.

„ In ihrem Postfach ist eine E-Mail für Sie. In der ist die Buchungsnummer für ihr Flugticket und der Ort, an dem wir uns treffen werden. Kommen Sie allein.“

Dann legte Palmer auf und widmete sich wieder seinen Gefangenen. Lukas rührte sich langsam wieder. Sein Kopf schmerzte höllisch und um ihn herum drehte sich alles. Er versuchte aufzustehen, doch es gelang ihm nicht. Er hörte wie Palmer etwas sagte, doch er verstand es nicht. Plötzlich packte er ihn am Arm und zog ihn hoch. Nun drehte sich alles noch mehr. Lukas stöhnte. Die Schmerzen die er verspürte waren fast unerträglich. Palmer zog ihn weiter in den Wald hinein. Vor einem Loch blieben Sie stehen.

„ Bete lieber, dass dein Dad dich mehr liebt als deine Stiefschwester.“ Dann warf er Lukas in das Loch und lachte. Er bedeckte es mit einer dicken Metallplatte und bedeckte diese dann mit Erde. Dann drückte er den Knopf auf einer Fernbedienung, um die Sauerstofftanks anzuschalten und ging zurück zum Lieferwagen. Schließlich musste er noch die anderen beiden in ihre Gefängnisse bringen.


Flug 365
Irgendwo über den Vereinigten Staaten

Während des Fluges gingen Harm tausend Gedanken durch den Kopf. Er hatte sofort den Computer eingeschaltet und die E-Mail von Palmer gelesen in der Hoffnung, etwas über den Zustand der Kinder zu erfahren, doch Palmer hatte ihm lediglich die Flugnummer, die Buchungsnummer und eine Adresse, wo sie sich treffen würden übermittelt. Er machte sich natürlich sofort auf den Weg zum Flughafen, um den Flieger nicht noch zu verpassen.

Mac musste er wohl oder übel zurücklassen. Es gefiel ihm zwar genauso wenig wie ihr, aber es war besser so. Palmer hatte schon Lukas, Mattie und Chloe und er würde sicher auch keinen Halt vor Mac machen. Sie war bei Bud und Harriet in Norfolk im Moment einfach besser aufgehoben. Sie hatte sich zwar vehement geweigert und bestand darauf ihn zu begleiten, vor allem weil es ja auch um Chloe ging, doch er konnte sie davon überzeugen, dass es besser wäre Palmers Anweisungen folge zu leisten. Immerhin war der Kerl zu allem fähig.

Gleich nach der Landung suchte er sich ein Taxi und fuhr zu der angegebenen Adresse. Sie gehörte zu einem alten Lagerhaus. Als er dort war, blickte er sich erst einmal um. Er wusste es war dumm, ohne einen Plan und ohne Verstärkung hier aufzutauchen. Er würde Palmer direkt in die Falle gehen. Im Moment wäre es ein leichtes für ihn Harm zu töten. Doch bei ihren letzten Begegnungen hatte Harm bereits festgestellt, dass es Palmer nicht reichte, ihn einfach zu töten. Er wollte Harm leiden sehen. Er wollte ihm alles nehmen, was ihm etwas bedeutet. Deshalb war er sich ziemlich sicher, dass er gefahrlos zu dem Treffen gehen konnte. Doch etwas mulmig war es ihm dabei schon. Letztendlich überwiegte aber die Angst um seine Kinder und die Wut auf Palmer und er betrat das Lagerhaus.


Im Lagerhaus
Phoenix Arizona

Innen war es dunkel. Harms Augen brauchten einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. <Gut, dass ich nicht mehr Nachtblind bin.> dachte er.
Das Lagerhaus war fast völlig leer. Nur ein paar Kisten standen vereinzelt herum. Von Palmer war keine Spur zu sehen und auch nicht von den Kindern. Harm ging weiter in das Lagerhaus hinein. Als er in die Mitte trat, gingen plötzlich überall Scheinwerfer an. Das grelle Licht blendete ihn und er war für einen Moment blind.

„ Hallo Commander, schön Sie zu sehen.“, tönte eine Stimme aus dem Hintergrund.
Harm sah auf und erblickte nun Palmer, der direkt neben einem der Scheinwerfer stand. In seiner Hand hielt er eine Pistole.

„Wo sind die Kinder?“
„Oh! Keine Sorge. Das werden Sie schon noch früh genug erfahren.“ Palmer grinst hämisch. Er genoss es richtig Harm so unter Kontrolle zu haben. Die Kinder mussten ihm wirklich viel bedeuten, denn er unternahm nicht das Geringste gegen Palmer.
„ Hören Sie auf mit ihren Spielchen. Sie wollten mich und jetzt haben Sie mich, also wo sind die Kinder?“

„ Nun entspannen Sie sich doch mal Harm. Den dreien geht es gut. Im Moment jedenfalls noch.“ Er grinste Harm an, dem es Eiskalt über den Rücken lief. Was meinte er mit „ im Moment“?
„ Was wollen Sie Palmer?“
„ Sie leiden sehen Harm. Sie haben mir meine Karriere ruiniert. Mein Leben. Und dafür werden Sie bezahlen.“
„ Hören Sie. Das ist eine Sache zwischen uns beiden. Die drei haben absolut nichts damit zu tun also lassen Sie Sie gehen.“

Seine Wut war nicht zu überhören. Hätte Palmer nicht die Kinder gehabt, wäre er ihm schon längst an die Gurgel gegangen. Sein Verlangen ihn zu töten wurde immer größer. Doch das konnte er nicht tun, denn wer weiß, was dann passieren würde. Palmer war ein gerissener Mistkerl, dem man alles zutrauen musste.

Palmer blickte auf seine Uhr. Dann sah er Harm mit eiskalten Augen an.
„ Sie wollen also wissen wo die Kinder sind. Ich werde es ihnen sagen. Sie sind in einem Bunker, etwa drei Meter unter der Erde.“
Harm sah Palmer entsetzt an.
„ Sie verdammter Mistkerl!“, schrie er ihn an. Doch Palmer blieb ruhig.
„ Vorsicht Commander. Noch sind alle drei am Leben. Aber das kann sich sehr schnell ändern. Noch haben Sie Sauerstoff und zwar für genau 4 Stunden 32 Minuten und 16 Sekunden.“
Palmer hielt Harm eine Digitaluhr vor die Nase, auf dem ein Countdown zu sehen war, der ungehindert runterzählte.

„ Ich habe die Koordinaten der Verließe bei mir. Sie müssen sich entscheiden Commander. Welchen der drei möchten Sie retten.“ Palmer sah ihn mit einem breitem grinsen an. Er genoss diesen Moment ihn vollen Zügen. Harm währenddessen stand nur sprachlos da. Er konnte es nicht fassen. Dieser Mistkerl verlangte von ihm sich für einen von ihnen zu entscheiden und die anderen beiden sterben zu lassen. Doch das konnte er nicht. Er könnte sich nie wieder im Spiegel betrachten, wenn auch nur einer der drei diese Sache nicht überleben würde. Und das wusste Palmer.

„ Und wenn ich mich dafür entscheide Sie zu töten?“ Harm sah ihn mit hasserfüllten Augen an.
„ Nun, von mir aus, dann sterben halt alle drei.“
Palmer schien das ganze nicht weiter zu stören.
„ Bevor Sie mich töten sollten Sie jedoch noch eines wissen. Die drei sind an verschiedenen Orten. Also selbst wenn sie mich töten würden und die Koordinaten aller drei Verstecke wüssten, könnten Sie nicht alle retten. Dafür habe ich gesorgt. Sobald ich nämlich auf diesen Knopf hier drücke, stellt sich die Sauerstoffversorgung sofort ab.“

Palmer hielt Harm eine Fernbedienung vors Gesicht. Er hatte wirklich für alles gesorgt.

Harm stand nur da. Er wusste nicht mehr weiter. Er wollte diese Entscheidung einfach nicht treffen. Das konnte er nicht.
„ Wieso töten Sie mich nicht einfach Palmer? Das ist es doch was Sie wollen.“
„ Nein, dass wäre viel zu einfach.“ Palmer lachte nur. Es gefiel ihm immer mehr Harm so zu sehen. Er war verzweifelt und wusste weder ein noch aus. Sein Plan ging auf.

Eine Weile standen Sie sich nur gegenüber.
„ Die Uhr tickt Commander.“ Und um seine Aussage zu untermauern imitierte er nun das ticken einer Uhr.
Das brachte Harm noch mehr in Rage. Am liebsten hätte er ihm jetzt eine reingehauen. Doch das konnte er sich nicht erlauben. Er musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren. Er musste sich etwas einfallen lassen. Und zwar schnell, denn sonst würde er die Menschen, die er am meisten liebte verlieren.

<Ok Harm, alter Junge. Denk nach. Es muss einen Weg geben. Du hast es bisher immer geschafft ihn auszutricksen. Aber da hatte er auch nicht deine Kinder. Ach nein Harm. Immer positiv denken. Es gibt bestimmt einen Weg. Es gibt immer einen Weg. Du hast schon so viele aussichtslose Fälle gewonnen und Situationen gemeistert, du schaffst auch diese hier. Also, denk nach Junge. Was genau hat er dir gesagt? Sie sind in einem Bunker unter der Erde, dass heißt, Sie können sich nicht selber befreien. Und ich soll mich für einen entscheiden, also sind Sie wahrscheinlich alle in verschiedenen Bunkern. Und ich kann nur einen retten, also sind die Bunker auch nicht gerade nah beieinander. Wäre Mac doch jetzt hier. Aber könnte sie dir jetzt helfen? Immerhin wüsste sie ja auch nicht, wo die verstecke sind. Sie kann ja schließlich nicht unter die Erde sehen. Obwohl, vielleicht hätte sie ja eine ihrer Visionen.>

Harms Gedanken überschlugen sich fast. Er suchte fieberhaft nach einer Lösung.
„ Na los Commander. Es sind mittlerweile nur noch knapp vier Stunden. Sie sollten sich beeilen. Sonst können sie den ersten bald von der Liste streichen, weil Sie nämlich nicht schnell genug da sein werden.“
Harm sah Palmer an. Sein Blick verriet immer noch seine unbändige Wut, aber in seinem Kopf arbeitete es. Palmer hatte ihm gerade einen wichtigen Hinweis gegeben.

<So. Der erste fällt also bald heraus. Palmer ist nicht dumm. Er wird Lukas sicher als erstes vergraben haben. Er ist der stärkst von den dreien. Und Palmer hatte auch nicht sonderlich viel Zeit dafür. Zwischen dem Anruf und meiner Ankunft sind knapp 4 Stunden vergangen. Palmer braucht von Eloy bis hierher etwa zwei Stunden und er war mit Sicherheit schon eher hier, um sicherzugehen, dass er auch wirklich alleine kam. Also sind die Bunker wahrscheinlich irgendwo zwischen hier und Eloy. >

„ Wenn ich mich entschieden habe, was wird aus den anderen beiden?“
„ Das habe ich ihnen doch schon gesagt. Sie werden sterben. Aber keine Sorge. Die Bunker sind wirklich gut. Sie haben dann ein gemütliches Grab.“ Palmer lachte ein eiskaltes Lachen, was Harm erneut auf die Palme brachte. Doch er blieb ruhig und bastelte an seinem Plan. Er wusste jetzt, wie er alle drei retten kann.
„ Ok Palmer. Sie haben gewonnen. Ich habe mich entschieden.“

„ Na da bin ich aber mal gespannt. Also, wer soll es sein? Wenn bevorzugen Sie den anderen gegenüber?“ Palmer sah Harm an. In seinen Augen erkannte man die Freude, die er gerade verspürte.

Harm atmete noch einmal tief durch. Hoffentlich machte er jetzt keinen Fehler.
„ Chloe. Bringen Sie mich zu Chloe.“, sagte er dann leise. Dann senkte er seinen Kopf. Palmer sollte die Träne, die über seine Wange lief nicht sehen.
„ Interessant, dass ihnen das wohl anderer mehr am Herzen liegt als das ihrige. Aber mir soll es egal sein.“

Er ging auf Harm zu, bis er vor ihm stand.
„ Los, umdrehen Commander.“
„ Was soll das. Sagen Sie mir wo Chloe ist.“
„ Glauben Sie wirklich ich lasse Sie einfach so gehen. Nein, ich werde Sie natürlich zu ihr bringen. Damit Sie sie auch rechtzeitig finden.“
Harm atmete innerlich auf. Bis jetzt schien sein Plan zu funktionieren.

Palmer fesselte ihn mit einem Kabelbinder und ging mit ihm zu seinem Wagen. Er befahl Harm hinten einzusteigen und setzte sich selber ans Steuer. Dann fuhr er los. Es kam Harm wie eine halbe Ewigkeit vor. Chloes Versteckt konnte doch nie im Leben so weit entfernt liegen. Oder hatte er sich etwa geirrt?

„ Was soll das Palmer. Spielen Sie auf Zeit? Sie sagten ich kann Chloe retten, also bringen Sie mich sofort zu ihr oder sie können ihr blaues Wunder erleben.“
Palmer lachte.
„ Nur die Ruhe Harm. Wir sind ja gleich da.“

Keine 5 Minuten später hielt der Wagen an. Als Harm ausstieg und sich umsah bemerkte er, dass sie mitten in der Einöde waren. Um Sie herum war nichts anderes zu sehen als Sand. Palmer löste Harms Fesseln und warf ihm eine Schaufel hin.

„ Hier, Sie haben noch 3 Stunden und 07 Minuten, um sie auszugraben.“
„ Woher weiß ich, dass wir hier an der richtigen Stelle sind?“
„ Tja, da müssen Sie mir schon vertrauen Commander.“
Harm sah Palmer an. Er wusste genau, dass man ihm nicht trauen konnte.
`Also gut. Du musst es jetzt tun. Hoffentlich ist er wirklich so besessen wie du glaubst. Sonst hast du die drei verloren. `

Harm bückte sich und wollte die Schaufel aufheben. Doch Palmer war schneller. Noch ehe Harm wieder hochkommen konnte schlug er ihn mit der Waffe nieder. Dann schaffte er ihn wieder in den Wagen und fuhr mit ihm in die Entgegengesetzte Richtung, um ihn dann nach einer Weile mitten im nirgendwo einfach raus zu werfen. Dann machte er sich einfach aus dem Staub.


Irgendwo in Arizona
Noch 02:35:21

Langsam kam Harm wieder zu sich. Sein Kopf schmerzte schrecklich, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Es hatte tatsächlich alles geklappt.
<Hoffentlich hat Palmer seine Drohung nicht war gemacht und den Sauerstoff abgestellt. Aber dann hätte er mir wohl kaum die Uhr hier gelassen. Also los Harm. Du darfst jetzt keine Zeit mehr verlieren. >
Harm stand auf. Obwohl ihm dabei etwas schwindelig wurde, lief er los. Er wusste nicht wohin er lief, aber er lief, in der Hoffnung, so schnell wie möglich zu einer Straße zu gelangen.


Route 8
Noch 01:58:36

Endlich war er an einer Straße angelangt. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er nicht mehr sehr viel Zeit hatte. Jetzt musste er nur noch irgendwie an ein Telefon kommen. Doch er konnte nicht warten. Also lief er die Straße entlang, in der Hoffnung, möglichst bald zu einem Haus oder einer Raststätte zu gelangen.

Als er in der ferne den roten PickUp erkannte, der auf ihn zukam, fiel ihm ein großer Stein vom Herzen. Sofort lief er auf die Straße, um sich bemerkbar zu machen.
<Gott sei dank er hält an. Hoffentlich weiß er auch, wo das nächst Telefon ist.>

„ Wohin soll es denn gehen?“, wollte der Fahrer wissen und lächelte Harm an. Er war etwa 50 Jahre alt und trug ein grün schwarz kariertes Hemd. Er hatte einen leicht ergrauten Vollbart und trug eine schwarze Sonnenbrille.

„ Ich brauche dringend ein Telefon. Es ist sehr wichtig. Meine Kinder sind in großer Gefahr.“
An Harms Blick erkannte der Mann sofort, dass es sehr ernst war.
„ Steigen Sie ein. Etwa eine Meile von hier ist eine Farm. Von dort können Sie sicher telefonieren.“
Dankbar stieg Harm in den Wagen. Kaum hatte er die Tür zugeschlagen fuhr der Mann auch schon in einem Affentempo los.

Kurze Zeit später waren Sie auch schon bei der besagten Farm. Ein Mann kam aus dem Haus gelaufen. Er hatte die quietschenden Reifen gehört und wollte sehen was da draußen los war.
„ Hey George, was ist denn los?“
„ Dieser Mann braucht dringend ein Telefon. Seine Kinder sind in Gefahr.“
„ Natürlich, kommen Sie.“

Harm folgte dem Mann ins Haus. Das Telefon stand auf einem Tisch im Flur.
„ Hier ist es.“
„ Danke!“
Harm nahm den Hörer und wählte eine Nummer in San Diego.

Die beiden Männer starrten ihn gespannt an.
„ Was ist denn passiert Mike?“, flüsterte George dem anderen Mann zu.
„ Keine Ahnung. Ich habe ihn so auf der Straße aufgegabelt. Er hat nur gesagt, dass seine Kinder in großer Gefahr sind.“
Gespannt hörten Sie Harms Gespräch zu. Sie wussten nicht, mit wem er sprach, aber die Fetzten die sie auffingen machten sie sehr neugierig.

…..
„ Ja. Irgendwo zwischen Eloy und Phoenix in Arizona.“
…..
„ Ich weiß nicht. Wenn es stimmt was er sagte, dann sind Sie irgendwo unter der Erde.“
……
„ Laut Uhr haben wir noch 01:45:36.“
……
„ Ich weiß. Aber wir haben keine andere Wahl.“
……
„ Gut. Ich werde zur Hauptstraße kommen. Dort kann mich dann ein Wagen mitnehmen.“

Harm legte auf. Die beiden Männer starrten ihn an. Sie merkten, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, aber Sie wurden aus den Gesprächsfetzen auch nicht viel Schlauer.

„ Können wir ihnen irgendwie helfen?“, wollte Mike wissen.
„ Ja. Können Sie mich auf die Verbindungsstraße zwischen Eloy und Phoenix bringen? Ich werde dort dann von einem Mitarbeiter der Polizei mitgenommen.“
„ Aber sicher. Sagen Sie. Was genau ist mit ihren Kindern passiert, wenn ich fragen darf.“
„ Sie wurden entführt. Der Mistkerl hält Sie in einem Bunker unter der Erde gefangen. An drei völlig verschiedenen Orten. Und Sie haben nur noch für etwa eineinhalb Stunden Sauerstoff“

Mike und George sahen ihn nur an. Keiner der beiden wusste, was er sagen sollte.
„ Und Sie wissen nicht wo genau Sie sind?“
„ Nein, noch nicht.“
„ Wie wollen Sie Sie dann rechtzeitig finden?“
Mike und George sahen ihn fassungslos an. Harm tat ihn Leid. Was für ein Monster musste der Mann sein, der drei Kinder so quälte.

„ Ich bin Anwalt bei der Navy und außerdem Kampfpilot. Ich kenne einige Leute. Mein Patenonkel ist ein Admiral und lebt jetzt in Miramar. Er hat noch immer sehr gute Kontakte. Jetzt gerade starten etwa 6 Flieger mit Wärmebildkameras. Sie werden das ganze Gebiet zwischen Eloy und Phoenix so lange abfliegen, bis Sie die drei gefunden haben.“

„ Ich werde sofort unser Telefonwelle starten.“, rief Mike plötzlich und nahm Harm den Hörer aus der Hand. Der sah ihn verwundert an.

„ Die Telefonwelle ist eine Erfindung von uns Farmern hier in der Gegend. Wir haben es eingerichtet, damit man mit schneller Hilfe rechnen kann, wenn zum Beispiel die Herde durchbrennt. Farmer in der gesamten Gegend beteiligen sich mittlerweile daran. Die kennen die Gegend hier sehr gut und außerdem zählt jetzt jede Sekunde und je mehr Leute zum graben da sind, desto besser.“

Harm sah ihn nur an. Er konnte jetzt nichts sagen. Mit soviel Hilfe hatte er nicht gerechnet. Er war unsagbar dankbar dafür.
„ Ok. Die Telefonwelle läuft. Sie kommen alle zu der Verbindungsstraße. Von dort kann man sich dann am besten aufteilen.“
„ Gut. Also los. Machen wir uns auf den Weg.“
Und schon waren die drei Männer auf dem Weg zum Wagen, um so schnell wie möglich an der Straße zu sein.
< Hoffentlich geht alles gut. Haltet durch! >, dachten die drei gleichzeitig.


Irgendwo zwischen Eloy und Phoenix
Etwa drei Meter unter der Erde

Müde schloss er die Augen. Er konnte nicht mehr. Er hatte keine Kraft mehr. Er wusste nicht, wie lange er schon hier unten war. Es kam ihm aber wie eine halbe Ewigkeit vor. Er hatte schon lange aufgegeben auf sich aufmerksam zu machen. Seine Hände schmerzten furchtbar von den vielen Schlägen gegen die Holzdecke. Sein Kopf dröhnte immer noch wahnsinnig. Er hatte großen Hunger und Durst. Wie spät es mittlerweile wohl war. Und wie ging es wohl Mattie? Und Chloe?

<Wieso passiert so etwas eigentlich immer nur mir? Mein Leben war in den letzten Monaten ja nun wirklich nicht gerade einfach gewesen. Zuerst die Sache mit Mac, dann die mit Harm und zum Schluss auch noch die mit Mattie. Und jetzt? Soll das alles etwa so enden? Wenigstens kann ich dann wieder bei Mum sein. Und Mattie, vielleicht sehen wir uns da oben ja sogar. >

Die Luft wurde immer stickiger. < Das war es dann wohl, >, dachte er.

Doch dann geschah etwas, womit er nicht mehr gerechnet hatte. Er hörte Geräusche. Sie waren nur sehr dumpf, aber Sie waren da. Er konnte die Geräusche nicht zuordnen. Er wollte noch einmal alle seine Kräfte sammeln und um Hilfe rufen, doch er stockte.
< Was, wenn es wieder dieser Mistkerl ist? Vielleicht will er sehen, ob ich noch lebe. Oder er will sein Werk bewundern. >

Lukas Atmung wurde schneller. Er war aufgeregt. Die Angst in ihm stieg immer höher. Dann hörte er auf einmal einen Dumpfen Schlag. Es war soll, als ob etwas Schweres auf die Decke schlagen würde. Erst einmal, dann immer öfter. Und dann hörte er Stimmen. Er erkannte Sie nicht, aber es schien so, als wollte die Person ihn da raus holen.

„ Lukas? Kannst du uns hören? Hab keine Angst. Wir holen dich da raus. Gleich ist alles vorbei. Los, beeilt euch, wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Lukas wollte der Stimme antworten, aber er schaffte es nicht mehr. Er war viel zu erschöpft. Seine Augen vielen ihm wieder zu. Er war Müde.
<Na los. Halte durch. Du bist gleich hier raus. >, redete er sich immer wieder ein.

Und dann war es soweit. Er hörte nur noch ein lautes Krachen. Plötzlich war alles um ihn herum hell. Er kniff die Augen noch fester zusammen.
„ Los, macht das Licht aus.“, rief eine Stimme.
Sofort verschwand das grelle Licht. Lukas fing an zu zittern. Ihm war kalt. Es war mittlerweile Nacht geworden und ein kühler Wind zog umher. Langsam öffnete er seine Augen wieder. Zunächst erkannte er nicht sonderlich viel. Seine Augen brauchten etwas Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.

„ Ich habe seinen Vater am Funkgerät. Er will wissen wie es ihm geht.“, hörte er eine Stimme rufen.
„ Er lebt. Mehr kann ich im Moment noch nicht sagen.“, antwortete eine Stimme direkt über ihm.
Dann spürte er, wie jemand eine Hand auf seinen Kopf legte. Zuerst erschrak er etwas, doch dann ließ er es zu. Es hatte etwas Beruhigendes. Er fühlte sich sicher.

„ Mattie? Chloe?“, stammelte er.
„ Keine Sorge. Wir haben die beiden ebenfalls gefunden. Es geht ihnen gut. Zumindest körperlich. Du wirst Sie schon bald wieder sehen.“, sagte die Stimme. Lukas Angst verflog immer mehr. Die Stimme hatte etwas freundliches an sich. Er kannte sie nicht und trotzdem fühlte er sich sicher.

Mittlerweile hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Nun erkannte er auch die Menschenmenge, die um ihn herum stand. Er hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit so was.
„ Hier hast du erst einmal etwas Wasser.“ Der Mann, der über ihm lehnte, hielt ihm eine offenen Wasserflasche hin, die er dankbar annahm und mit großen Schlucken Leertrank.
„ Wenn du bereit bist holen wir dich hier raus, Ok?“

Lukas nickte nur. Er war zu schwach, um noch irgendetwas zu sagen. Er war einfach nur froh, endlich aus diesem Loch herauszukommen. Und er würde Mattie und Chloe Wiedersehen. Von dem was als nächstes passierte bekam er kaum noch etwas mit. Und als er im Krankenhaus ankam, war er vor Erschöpfung bereits völlig weggetreten.


Der nächste Tag
General Hospital
Phoenix, Arizona

Harm hatte dafür gesorgt, dass die drei Teenager alle auf demselben Zimmer lagen. So war es einfacher, Sie alle im Auge zu behalten. Palmer würde sicher nicht so einfach aufgeben. Soviel stand fest. Die drei hatten die Sache den Umständen entsprechend zumindest körperlich gut überstanden. Die Gehirnerschütterungen von Jason und Lukas waren die schwersten Verletzungen. Mattie und Chloe unterhielten sich gerade mit Mac, als Lukas langsam wieder wach wurde.

„ Na endlich. Wir haben uns langsam schon Sorgen um dich gemacht.“ Mac lächelte ihn an und kam zu ihm rüber. Sie setzte sich an sein Bett und strich ihm über den Kopf.
„ Wie geht es dir?“, fragte sie ihn liebevoll.
„ Mein Schädel.“, brachte er nur hervor.
„ Ja, du hast eine ordentliche Beule. Soll ich dir was gegen die Schmerzen holen?“
„ Nein danke, nicht nötig. Wie geht es Mattie und Chloe?“
„ Frag Sie doch am besten selber.“ Mac ging ein wenig zur Seite, sodass er Mattie und Chloe sehen konnte.

„ Hey Bruderherz, wie geht es dir?“
„ Ganz gut. Nur mein Schädel brummt ganz schön. Und müde bin ich auch.“
„ Oh das glaub ich ja nicht. Da schläft er fast 18 Stunden lang durch und ist immer noch müde. Was für eine Schlafmütze bist du eigentlich?“, lachte Mattie und auch Mac und Chloe konnten sich daraufhin ein Lächeln nicht verkneifen.
„Na euch scheint es ja blendend zu gehen.“, entgegnete Lukas genervt. Er war im Moment für solche Späße nicht zu haben.“

Mattie und Chloe sahen sich einen kurzen Moment lang an. Sie beide waren sich sofort einig, dass er unbedingt erfahren musste, dass Sie beide ständig Albträume bekamen, sobald Sie einschliefen.

„ Jep.“ Antworteten Sie zeitgleich.
„ Wo ist Dad?“
„ Draußen. Er spricht gerade mit dem NCIS.“
„ Was ist das denn?“
„ Naval Crime Investigation Services. Sie ermitteln in Fällen, in denen Militärangehörige verwickelt sind. Und da sowohl Chloes Vater wie auch eurer beim Militär sind, haben die sich eingeschaltet. Außerdem werden die Palmer wohl eher kriegen als das FBI.“

Lukas nickte nur. Er hatte das alles zwar nicht wirklich verstanden, aber dass war ihm im Moment auch egal. Hauptsache dieser Mistkerl würde bald im Gefängnis landen und dort verrotten.

Eine Weile schwiegen sich die vier an. Keiner wusste so recht, was er sagen sollte.

„ Wie geht es denn Jason? Hast du schon was gehört?“
„ Im geht es gut. Er ist schon wieder zu hause. Aber seine Eltern wollen nicht, dass wir uns weiter treffen. Sie haben Angst, dass so etwas noch einmal passiert.“ Traurig sah Chloe zu Boden. Der Gedanke an Jason war das einzig, was sie in dieser harten Zeit hatte weiterkämpfen lassen. Als sie jedoch von ihm erfuhr, dass sie sich erst einmal nicht sehen dürften, brach für sie eine Welt zusammen.

Mac merkte sofort, dass es Chloe nicht gut ging und nahm sie in den Arm. Auch Mattie fühlte sich nicht sonderlich wohl, und schloss sich den beiden an. Lediglich Lukas blieb dort, wo er war. So fand Harm die vier auch vor, als er das Zimmer betrat.
„ Hey. Du bist ja wach.“, begrüßte er seinen Sohn. Er ging sofort zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann drehte er sich zu den anderen um und fragte: „ Alles in Ordnung?“
Mattie und Mac sahen Chloe an. Die wischte sich die Tränen aus den Augen und nickte dann.

„ Ich habe gerade mit Special Agent Gibbs gesprochen. Die Fahndung nach Palmer läuft auf Hochtouren. Ich hoffe Sie erwischen diesen Mistkerl, bevor er etwas Neues aushecken kann.

Mac ging langsam zu Harm rüber und nahm ihn in den Arm. Sie wusste genau, wie sehr er in den letzten zwei Tagen gelitten hatte. Ihr ging es keinen deut besser. Sie hatte sich ebenfalls wahnsinnige Sorgen um die drei gemacht. Und um Harm. Die letzten zwei Tage waren die Hölle für sie, doch Sie hatten ihr auch dabei geholfen, eine weitreichende Entscheidung zu treffen. Sie wollte Harm heiraten. Und sie wollte Lukas und Mattie adoptieren. Doch das würde Sie ihnen erst auf Lukas Feier mitteilen, so als eine Art Ersatzüberraschung. Denn, dass die beiden Zusammengezogen waren, würden Sie schon bald erfahren. Spätestens wenn Sie entlassen werden.

„Sollen wir es ihnen sagen?“, flüsterte Mac ihm ins Ohr.
„ Nein. Warten wir noch ein wenig. Vielleicht geht es ihnen bis dahin ja schon wieder besser.“
„ Und wenn nicht?“
„ Dann können wir das ganze ja immer noch abblasen.“
Mac nickte leicht. So war es wahrscheinlich am besten. Immerhin wusste keiner, wie die drei dass ganze verkraften würden. Und wer weiß, vielleicht war eine Überraschungsfeier mit all ihren Freunden ja genau das richtige.


1 Woche später
Kennedy Road 1526
Washington D.C.

Lukas und Mattie waren froh, endlich wieder zu hause zu sein. Harm und Mac waren zwar die ganze Zeit bei ihnen im Krankenhaus gewesen, doch hier fühlten Sie sich trotzdem sicherer.

„ Wie sieht es aus? Habt ihr Hunger?“, fragte Harm, nachdem Sie alle erschöpft im Wohnzimmer saßen. Sie hatten Diesmal keinen Direktflug genommen, sondern sind über Atlanta nach New York geflogen, um von dort mit einer Militärmaschine nach Virginia und von dort mit Eskorte nach hause zu gelangen. Special Agent Gibbs hatte das ganze organisiert.

„ Nein, ich möchte nur noch schlafen.“, kam es von Mattie.
„ Ich nur, wenn es schnell geht und besser ist als das Krankenhausessen. Sonst kann ich nämlich nicht schlafen.“, kam es von Lukas. Auch er war ziemlich Müde, aber die Geräusche seines Magens nahmen darauf keine Rücksicht.

„ Ok. Dann bestell ich uns am besten eine Pizza.“
„ Aber bei Antonio. Die schmeckt zwar nicht ganz so gut wie bei Luigi, aber die zahlen denn vollen Preis, wenn die Pizza nicht spätestens in 30 Minuten nach dem bestellen da ist.“
„ Na, du bist ja noch schlimmer als Mac.“, grinste Harm. Dann ging er zum Telefon und bestellte die Pizza.

Mattie war in der Zwischenzeit nach oben gegangen und hatte sich auf ihr Bett gelegt. Sie hatte in den letzten Tagen kaum schlafen können, weil sie immer wieder Albträume bekam. Sie hatte deshalb große Angst vor dem Einschlafen.
„ Hey Mattie, darf ich reinkommen?“, fragte Mac liebevoll. Mattie nickte nur.
„ Hast du wieder Angst zu schlafen?“ Mac wusste im Gegensatz zu Lukas und Harm über Matties Albträume genau bescheid.

Wieder nickte Mattie und ihr liefen vereinzelt Tränen über die Wange. Mac ging zu ihr und nahm sie in den Arm. Sie konnte sich gut vorstellen, wie es Mattie gerade ging. Auch sie hatte nach den Ereignissen in Paraguay immer mal wieder Albträume bekommen. Und sie war ein Marine. Wie musste es dann wohl einem Teenager gehen.

„ Ich mach dir einen Vorschlag. Ich werde mit Harm sprechen, ob er heute sein Bett braucht, oder ob er sich auch mit deinem zufrieden geben würde. Und wenn er Einverstanden ist, werde ich heute mit dir zusammen in dem großen Bett schlafen. Einverstanden?“
Mattie nickte wieder nur, aber an ihrem Blick erkannte Mac, dass sie über diesen Vorschlag sehr froh war.
„ Gut, ich gehe dann mal schnell runter. Bin gleich wieder da.“ Dann verließ sie Matties Zimmer.

Unten lag Lukas auf der Couch und zappte durch die Programme. Harm war in der Küche und suchte schon einmal Besteck und Teller für die Pizza raus.

„ Hey, können wir kurz reden?“
Harm sah Mac an und erkannte sofort, dass sie etwas bedrückte.
„ Sicher.“, antwortete er und stellte sie Teller auf den Tisch.
„ Es geht um Mattie. Sie hat andauernd Albträume.“
Harm setzte sich und legte seinen Kopf auf seine Arme.
„ Das habe ich befürchtet.“

„ Ich wollte dich fragen, ob du etwas dagegen hast, wenn Mattie und ich heute in unserem Bett schlafen und du bei Mattie.“
„ Ja sicher.“
Mac ging zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
„ Ich sag ihr dann mal bescheid.“
Mac ging wieder nach oben, um Mattie bescheid zu geben.

Harm blieb noch eine Weile in der Küche sitzen. Erst als der Pizzabote klingelte stand er auf, um zur Tür zu gehen. Schweigend setzte er sich zu Lukas ins Wohnzimmer, um mit ihm zu essen. Lukas war das nur Recht. Er war froh, keine Fragen über sein befinden beantworten zu müssen. Das hatte ihn im Krankenhaus schon tierisch genervt. Als sie mit essen fertig waren verabschiedete sich auch Lukas ins Bett.

Harm stellte Macs Pizza in den Kühlschrank und setzte sich dann ins Wohnzimmer. Zwar lief der Fernseher, doch er verfolgte das Geschehen dort eigentlich nicht. Vielmehr dachte er über seine Kinder nach und darüber, wie er ihnen jetzt am besten helfen konnte, dass ganze zu verarbeiten. Dabei schlief er irgendwann ein.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#8 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:28

Kennedy Road 1526
Washington D.C.
2:30 Uhr Ortszeit

Mitten in der Nacht wachte Harm plötzlich auf. Er hatte etwas gehört, doch er war sich nicht sicher, was es war. Leise stand er auf und schlich in die Küche. Von dort aus ging er die Treppe hoch in den ersten Stock. Seine Hände zitterten und sein Atem wurde schwerer. War Palmer etwa im Haus? Hatten die Agenten im Haus gegenüber etwa nicht aufgepasst? Langsam schlich er durch den Flur. Die Geräusche kamen eindeutig aus Lukas Zimmer. Als er vor seiner Tür stand atmete er noch einmal tief durch. Dann öffnete er die Tür ganz langsam. Seine Hände zitterten und sein Herz raste. Was würde er jetzt wohl zu sehen bekommen?

Als er die Tür ganz geöffnet hatte sah er, was los war. Es war niemand im Haus. Die Geräusche kamen von Lukas. Er wälzte sich so stark im Bett umher, dass er mit seinen Armen alles vom Nachttisch gefegt hatte. Harm machte das Licht an und ging zu seinem Sohn. Es war ganz offensichtlich, dass Lukas einen Albtraum hatte. Er wälzte sich ständig von einer Seite auf die andere. Seine Atmung war schnell und flach und er war Schweißgebadet. Harm hielt seinen Sohn an den Schultern fest und versuchte ihn aufzuwecken. Als ihm das nicht gelang, schüttelte er ihn ein wenig. Dabei flüsterte er immer wieder seinen Namen.

„ Neeeeeiiiiiiin!“, schrie Lukas, als er aufwachte, und schlug um sich. Harm hatte alle Mühe den Schlägen auszuweichen und zu seinem Sohn zu gelangen, um ihn in den Arm zu nehmen. Schließlich gelang es ihm aber doch. Er hielt Lukas fest und wippte mit ihm hin und her, um ihn zu beruhigen.

Als Mac das Zimmer betrat fand sie die beiden noch genauso vor. Sie war von Lukas schreien wach geworden und wollte nachsehen, was los war. Zwar hatte er sich mittlerweile wieder etwas beruhigt, aber er zitterte noch immer am ganzen Körper. Mac ging zu den beiden rüber und lehnte sich an Harms Rücken. Dann gab sie Lukas einen Kuss auf seinen Kopf.

„ Glaubst du das Bett reicht auch für 4?“
„ Glaubst du Mattie würde das Ok finden?“
„ Wenn sie hört, wie er sich gequält hat, wird sie sicher nicht nein sagen.“
„ Gut. Nimmst du sein Bettzeug?“
„ Sicher.“

Harm legte Lukas Arm um seinen Nacken und hob ihn hoch. Mac nahm Lukas Bettzeug und löschte das Licht. Dann gingen Sie ins Schlafzimmer. Mattie war in der Zwischenzeit ebenfalls wach geworden. Als sie hörte, dass Lukas wohl genauso starke Albträume haben musste wie sie, rutschte sie noch etwas zur Seite und die vier versuchten, es sich so bequem wie möglich zu machen.

Mac und Harm hatten die beiden Teenager in der Mitte liegen und jeder nahm einen von ihnen in den Arm, um ihnen zu zeigen, dass sie da waren. Mattie und Lukas schliefen nach kurzer Zeit schon wieder ein, doch Harm und Mac blieben noch eine Weile wach. Sie machten sich große Sorgen um die beiden.


Der nächste Tag

Mac war die erste, die an diesem morgen aufwachte. Bevor sie aufstand, beobachtete sie die drei noch ein wenig und konnte trotz der schweren Situation, in der sie sich befanden, ein Lächeln nicht verkneifen. Harm lag auf der andern Seite und fiel fast aus dem Bett. Es fehlt höchstens noch ein Zentimeter. Der rechte Arm hing schon unten, mit dem linken hielt er Lukas fest, der seinen Kopf auf Harms Brust gebetet hatte. Mattie wiederum lag ganz eng an Lukas Seite und hatte ihn mit beiden Armen fest umschlossen. Wären die Umstände anders gewesen, wäre Mac sofort aufgestanden, um eine Kamera zu holen und damit die Situation festzuhalten.

Nach etwa 5 Minuten beschloss sie dann aber doch aufzustehen. Sie holte ihren Morgenmantel aus dem Schrank und ging nach unten in die Küche. Dort machte sie sich erst einmal einen Kaffee und eine Schüssel Cornflakes. Sie steckte sich gerade einen Löffel mit Cornflakes in den Mund, als sie einen lauten Rums hörte. Sie wusste genau was passiert war und sie hätte es auch zu gerne gesehen.

Keine zwei Minuten später kam auch Harm in die Küche. Er sah nicht sonderlich glücklich aus und hielt sich den Hinterkopf.
„ Na, jetzt musst du auf deiner Liste wohl einen Absturz mehr führen.“, neckte in Mac und grinste. Dann fügte sie in einem ernsten Ton hinzu:„ Ich hoffe du hast die beiden nicht geweckt.“
„ Sehr witzig Mac. Ich kann dir sagen, dass es ganz schön weh tut. Und was die zwei angeht, die schlafen Seelenruhig weiter.“

„ Na dann ist ja gut. Hier, setzt dich und trink erst mal einen Kaffee. Und keine Sorge, in ein paar Tagen ist die Beule wieder weg.“
Zur Antwort schnitt Harm nur eine Grimasse. Dann setzte er sich zu Mac an den Küchentisch und frühstückte mit ihr zusammen.

Die gelassene Stimmung, die Harm eben noch an den Tag gelegt hatte war plötzlich wieder verschwunden, als er die Zeitung aufschlug.
„ Was ist los?“, wollte Mac wissen.
„ Ach nichts. Hier ist nur ein Artikel über Steven Jenkins.“
„ Ja. Eine schreckliche Sache. Der arme Junge. Ob er die Sache jemals verarbeiten wird?“

„ Ich denke nicht. Immerhin war er über 6 Wochen eingesperrt. Er hatte bestimmt schon jegliche Hoffnung auf Rettung aufgegeben. Ich frage mich nur, was ihnen wohl durch den Kopf ging, als Sie dort unten lagen.“
„ Sie, wieso denn Sie?“
„ Habe ich Sie gesagt? Ich meinte natürlich Steven.“
Betreten blickte Harm auf das Bild von Steven Jenkins. Doch Mac wusste genau, was gerade in ihm vorging.

„ Harm. Es braucht einfach Zeit. Sie werden es dir sicher eines Tages erzählen, wenn Sie sich dazu bereit fühlen. Im Moment müssen Sie aber erst einmal selbst mit der Sache klar kommen.“
„ Ja, du hast ja Recht. Aber es ist so schwer. Man sieht genau wie Sie leiden, aber man kann ihnen nicht helfen. Palmer musste Sie gar nicht töten, um mein Leben kaputtzumachen. Zu sehen, wie meine Kinder Tag für Tag leiden und Nachts schreckliche Albträume haben ist mindestens genauso schlimm.“

Harm traten die Tränen in die Augen. Mac ging zu ihm rüber und nahm ihn in den Arm.
„ Ich weiß, wie schwer das im Moment für dich ist. Mir tut es auch sehr weh, wenn ich Sie so sehe. Aber im Moment können wir nichts weiter für Sie tun als für Sie da zu sein, wenn Sie uns brauchen.“
„ Ich will aber nicht so lange darauf warten. Das macht mich noch ganz verrückt. Ich will etwas für Sie tun. Kannst du das denn nicht verstehen?“

In seiner Stimme konnte Mac seine Verzweiflung genau hören. Es musste ihm wirklich schwer fallen, so untätig zu sein.
„ Das einzige, was du sonst noch für Sie tun kannst, ist eine gute Beratungsstelle zu finden. Einen Ort, an dem Sie über all das Erlebte reden können und wo man ihnen helfen kann, dass ganze zu verarbeiten.“
„ Wieso soll ich dafür jemanden Suchen. Sie können doch auch mit uns darüber reden. Wir haben doch wahrlich schon genug erlebt. Da kann das uns auch nicht mehr schocken.“

„ Harm. Mit einem fremden zu reden ist manchmal einfacher. Außerdem kann man ihnen dort helfen. Diese Leute sind dafür Ausgebildet worden. Sie wissen genau, wie man solche Gespräche führt, ohne Sie zu etwas zu drängen. Außerdem würdest du sicher nicht immer ganz professionell reagieren.“

„ Was soll das denn heißen?“
„ Harm. Du hättest Palmer doch auf der Stelle erschossen, hätte er die Kinder nicht in der Hand gehabt. Und dein Hass wird sicher nicht kleiner werden, wenn du all die Details erfährst.“
„ Du hast ja Recht. Aber wo sollen wir denn bitte so jemanden finden?“
„ Das werden wir schon, wenn es soweit ist. Zuerst sollten wir mal mit Mattie und Lukas darüber reden. Denn wenn die beiden die Hilfe ablehnen, hat das Ganze überhaupt keinen Sinn.“
„ Na gut. Also reden wir erst mit den beiden darüber und suchen dann eine geeignete Therapiestelle für Sie.“
„ Und wir fangen am besten noch heute damit an.“
„ Na gut.“

„ Mac, ich liebe dich. Danke, dass du mir so sehr hilfst.“
Dann sahen Sie sich einen Moment lang tief in die Augen und küssten sich innig.


Zur selben Zeit
Ranch der Andersons
Eloy, Arizona

Chloe wurde schon ein Tag eher als Lukas und Mattie entlassen. Das war aber nur der Fall, da Harm und Mac an diesem Tag keinen Rückflug mehr bekommen hatten und Sie mit Lukas und Mattie nicht in ein Hotel wollten.

Nun lag Chloe auf ihrem Bett und starrte vor sich hin als es an der Tür klopfte. Es war ihr Dad.
„ Hallo Kleines. Wie geht es dir?“, fragte er, während er sich neben sie aufs Bett setzte.
„ Geht so.“

Kyle sah seine Tochter besorgt an. So hatte er Chloe noch nie gesehen. Er kannte sie nur als das freche, Widerwort gebende Mädchen, dass er so liebte. Doch so ruhig und in sich gekehrt machte sie ihm sogar richtig Angst. Er hasste es, jetzt weg zu müssen, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Er musste wieder zurück. Gegen vieles konnte er sich zur Wehr setzten, aber nicht gegen einen Befehl.

„ Ich muss gleich los.“
„ Muss du wirklich gehen Dad? Ich will nicht alleine hier bleiben. Ich habe solche Angst das er wiederkommt.“ Chloe fing an zu weinen, was ihrem Vater das Herz brach.
„ Glaub mir, ich würde auch viel lieber hier bei dir bleiben, vor allem nach dem was Geschehen ist, aber es geht nun einmal nicht. Ich kann einen Befehl nicht verweigern. Das weißt du Chloe?“
Sie nickte nur. Sie verstand, wieso er gehen musste, aber es gefiel ihr trotzdem nicht.

„ Nun, weswegen ich hier bin. Normalerweise hätte ich dich ja bei Mum und Dad gelassen, doch ich glaube, dass du im Moment bei Harm und Mac besser aufgehoben wärst.“
Chloe sah ihren Vater an. Ihre Augen schimmerten noch von den Tränen, aber sie war nicht mehr ganz so traurig wie vor einer Minute.

„ Ist das dein Ernst?“
„ Ja, ich habe schon mit Mac darüber geredet. Sie hat nichts dagegen. Im Gegenteil, sie findet die Idee sogar gut. Dann kannst du mit Lukas und Mattie zusammen diese Sache verarbeiten.“
„ Danke Dad.“, flüsterte Chloe und umarmte ihn ganz fest. Sie war froh darüber, dass sie zu Mac und Mattie konnte. Mit den beiden hatte sie schon im Krankenhaus viel über die Sache gesprochen. Und Harm und Mac würden sie auch besser beschützten können als ihre Großeltern, falls der Typ noch einmal auftauchen würde.

„ So, dann lass uns ein paar Sachen packen. Ich bringe dich bei den beiden vorbei, bevor ich meinen Dienst antrete. Es liegt ja quasi auf dem Weg.“
Chloe stand auf und half ihrem Dad beim packen. Sie freute sich auf Mac und Mattie und Harm und Lukas. Und sie war froh, dass ihr Dad sie dorthin brachte, denn nun musste sie während des Fluges keine Angst haben.


Harms und Macs Haus
Kennedy Road 1526
2 Stunden später

Harm und Mac saßen immer noch gemeinsam auf der Couch. Sie sahen sich gerade die Gerichtsshows im Nachmittagsprogramm an und schüttelten fast nur den Kopf.
„ Wenn ich mich so vor Gericht verhalten würde, dann würde ich jeden Fall verlieren.“, lachte Harm.
„ Na das würde deinem Ego aber nicht besonders gut tun.“, stellte Mac mit einem Lachen im Gesicht fest.

Harm wollte gerade etwas erwidern, als er Schritte auf der Treppe hörte. Es war Lukas, der noch etwas schläfrig nach unten kam.
„ Hey. Alles klar? Hast du einiger Maßen gut geschlafen?“, wollte Harm von ihm wissen.
„ Nach was sieht es denn aus?“, bekam er als Antwort.

Harm wollte etwas erwidern, doch Mac kam ihm zuvor.
„ Ist Mattie auch schon wach?“
„ Ja. Sie wollte erst ins Bad und sich fertig machen, bevor sie runter kommt.“
„ Gut. Harm, wie wäre es, wenn du den beiden schon mal das Frühstück fertig machst?“
Harm wollte widersprechen, doch an Macs Blick erkannte er, dass dies nicht der richtige Augenblick dafür war.
„ Bin schon weg.“

Lukas setzte sich auf den Sessel und schnappte sich die Fernbedienung, um ein wenig rum zuzappen. Mac ließ ihn in Ruhe. Seine Reaktion gerade hatte ihr gezeigt, dass mit ihm im Moment nicht gut Kirschen essen war. Etwas 10 Minuten später kam auch Mattie runter und setzte sich zu Mac auf die Couch.

„ Na, wie hast du geschlafen?“
„ Ging so.“
„ Wo ihr zwei schon mal hier seid, wir müssen mit euch reden.“

Harm war inzwischen mit einem Tablett ins Wohnzimmer gekommen, auf dem ein Haufen Pfannkuchen und eine Kanne Kakao zu finden waren. Nun setzte er sich neben Mac auf die Lehne.

„ Also, Chloes Vater muss ab morgen wieder seinen Dienst antreten und er wollte Chloe nicht in Arizona lassen, also wird sie zu uns kommen. Ich hoffe ihr habt nichts dagegen.“
„ Solange sie nicht in meinem Zimmer schläft ist es mir egal.“
„ Schon gut. Chloe kann bei mir schlafen.“
„ Gut, dann wäre das ja geklärt. Dann können wir jetzt zu den wichtigeren Sachen kommen.“

Harm sah seine beiden Sprösslinge an. Die wussten genau, was jetzt auf sie zukam. Lukas passte das ganze überhaupt nicht.
„ Vergiss es. Ich werde nicht zu irgendeinem Psychoheini gehen, nur weil so ein Irrer mich in eine Kiste gesteckt und vergraben hat. Ich brauche niemandem der mir sagt, dass er alles versteht und mir ganz bestimmt helfen kann und dafür auch noch wer weiß viel Kohle einsackt. Das Geld könnt ihr ruhig für andere Sachen sparen. Ich krieg das auch allein auf die Reihe.“

„ Das habe ich ja heute Nacht gesehen. Du hast wie wild um dich geschlagen und ich konnte dich kaum beruhigen. Und jetzt sag mir nicht, dass dein Albtraum nichts mit der Sache zu tun hat. Du kannst mich nicht für blöd verkaufen.“
Harms Stimme wurde immer lauter. Er hatte im Moment absolut kein Verständnis für Lukas Sturheit. Das er eigentlich genauso war, ignorierte er in diesem Moment ganz.

„ Was würdest du denn davon halten Mattie?“, fragte Mac und wendete sich Mattie zu, die ganz still neben ihr saß. Sie hatte ihre Tasse in beiden Händen und die Knie bis zum Kein angezogen.
„ Ich weiß nicht ob ich das einfach so kann. Mit jemand völlig Fremden darüber sprechen meine ich. Mir wäre es lieber, wenn noch jemand dabei wäre den ich kenne und der dasselbe erlebt hat.“
„ Vergiss es. Ich werde da ganz bestimmt nicht mitmachen.“

Mattie sah in ihre Tasse. Sie traute sich nicht ihren jetzigen Gedanken laut auszusprechen, also schwieg sie lieber.
„ Und wenn du mit Chloe gehen würdest? Immerhin ist sie ja die nächsten Wochen hier bei uns.“
Mattie nickte nur. Die Idee gefiel ihr, aber Sie wäre noch besser, wenn Lukas auch mitkommen würde.
„ Gut. Wir können das ja heute Abend in Ruhe mit ihr und ihrem Vater besprechen.“, nickte Mac zufrieden.

Ihr war von vorneherein klar, dass Lukas sich weigern würde. Immerhin war er genauso ein Sturkopf wie Harm. Und auch genauso stolz. Zwei Eigenschaften, die ihn in ganz schöne Schwierigkeiten bringen könnten, so wie es schon das ein oder andere Mal bei Harm war.

„ Was hältst du davon, wenn wir jetzt ein bisschen Spazieren gehen und anschließend Chloe und ihren Vater abholen?“, fragte Mac an Mattie gewannt.
„ In Ordnung. Kommt ihr auch mit.“ Erwartungsvoll blickte sie Lukas an.
„ Damit ich mir noch mehr davon anhören kann? Nein danke. Ich hau mich lieber vor die Glotze.“

Harm wollte etwas sagen, doch Mac gab ihm mit ihrem Blick zu verstehen, dass es im Moment besser wäre zu schweigen. Sie wollte jetzt keinen Streit.
„ Habt ihr was dagegen, wenn ich mitkomme?“, fragte er stattdessen.
Mattie und Mac schüttelten den Kopf.
„ Natürlich nicht.“
„ Super, dann habe ich endlich mal wieder meine Ruhe.“
Mac, Harm und Mattie machten sich fertig und gingen dann los.

Harm fiel es schwer, seinen Sohn allein zurückzulassen, vor allem nach letzter Nacht, aber er hatte die Hoffnung, dass er merken würde, wie sehr ihn die Sache wirklich belastet und er seine Meinung dann ändern würde.


3 Tage später
Kennedy Road 1526
Washington D.C.

Mac hatte sich den Nachmittag extra frei genommen, damit sie Mattie und Chloe begleiten konnte. Die beiden hatte heute ihre erste Therapiestunde und Mac wollte Sie hinfahren und auch dort auf Sie warten. Lukas hatten Sie bisher noch nicht davon überzeugen können, ebenfalls an der Therapie teilzunehmen.
„ Seit ihr soweit?“, rief Mac nach oben.
„ Wir kommen sofort.“, antwortete Chloe. Sie und Mattie waren gerade bei Lukas um ihn doch noch zum mitkommen zu bewegen.

„ Lasst mich mit dem Scheiß doch mal in Ruhe! Wenn ihr so etwas braucht dann bitte, tut euch keinen Zwang an, aber ich werde ganz bestimmt nicht mitkommen.“ Lukas war sauer. Seit Chloe bei ihnen war, gingen die beiden ihm andauernd auf die Nerven, weil Sie ihn überzeugen wollten, doch mitzukommen.

„ Jetzt kommt endlich, sonst kommen wir noch zu spät.“
Resigniert kamen die beiden Teenager die Treppe runter. Sie verstanden Lukas einfach n
Wieso wollte er sich nicht helfen lassen? Ganz offensichtlich litt er doch sehr unter dieser Geschichte. Seine Albträume waren nicht wirklich besser geworden, und auch sein Verhalten in der letzen Zeit war besorgniserregend. Er kapselte sich immer mehr ab und war kaum noch zu einem Gespräch bereit.

„ Vielleicht kann uns ja Doktor Abott helfen. Sie weiß bestimmt wie man Lukas dazu kriegt mit in die Therapie zu kommen.“, flüsterte Chloe Mattie zu, sodass Mac es nicht mitbekam. Sie und Harm hatten in den letzten Tagen bereits mehr als einmal deutlich gemach, dass die beiden Lukas in Ruhe lassen sollten, denn je mehr man ihn zu der Therapie drängte, desto mehr kapselte er sich ab. Und das machten ihnen große Sorgen.

Doktor Jane Abott war die Psychiaterin der beiden. Sie war Ende dreißig und verheiratet und leitete mit ihrem Mann zusammen eine kleine Praxis. Die beiden hatten sich vor Jahren auf Traumata bei Kindern und Jugendlichen spezialisiert und mittlerweile sogar einen sehr guten Ruf in der Umgebung, weshalb Sie bei Harm und Mac die erste Wahl waren.

Als die drei in der Praxis ankamen wurden sie von einem jungen Mann Anfang 20 empfangen.
„ Hallo. Bitte setzten sie sich doch noch einen Moment. Dr. Abott hat noch einen Patienten.“

Die drei gingen zum Wartezimmer und setzten sich. Es sah hier keineswegs aus wie in einem Wartezimmer. Die Wände waren in einem Orange-Gelben Ton gestrichen und strahlten eine gemütliche Wärme aus. Statt harter unbequemer Stühle fand man eine Couch und zwei einzeln stehende Sessel und auf dem großen Tisch befanden sich ein Haufen Zeitschriften, die meisten davon waren Jugendzeitschriften. In einer Kiste in der Ecke befanden sich einige Spielsachen für die kleineren Patienten.

Mattie und Chloe hatten sich gerade gemütlich auf die Couch gesetzt, als sich auch schon die Tür vom Behandlungszimmer öffnete und ein etwa 12 jähriges Mädchen gefolgt von Dr. Abott heraustrat. Die beiden verabschiedeten sich, bevor sich Dr. Abott an Mattie und Chloe wandte und Sie in das Zimmer bat.

Die beiden verabschiedeten sich von Mac und betraten dann das Zimmer, welches Sie bereits von ihrem ersten Besuch hier kannten.
Die etwa 1,70 große, schlanke, hellblonde Frau folgte ihnen und schloss die Tür.

Auch dieses Zimmer kannten die beiden schon von ihrem ersten Besuch. Wie damals setzen sich die beiden wieder auf die Couch. Dr. Abott nahm auf einem Sessel platz. Die Wände waren ebenfalls in einem warmen gelb gestrichen und voll mit Selbstgemalten Bildern. Neben der Couch stand ein kleiner Tisch, auf dem einige Gläser und zwei Flaschen standen, eine mit Wasser und eine mit Orangenlimonade.

„ Nun ihr zwei, wie geht es euch heute?“, wollte Dr. Abott wissen. Sie begann ihre Stunden immer mit ein klein bisschen Smalltalk, um ihre Patienten zu beruhigen und ihnen die Angst zu nehmen.
„ Ganz gut.“, kam es von den beiden.

Dr Abott nickte, bemerkte aber sofort, dass die beiden etwas bedrückte. Sie arbeitete jetzt schon sehr lange mit Kindern und Jugendlichen und hatte im laufe der Zeit ein Gespür für so etwas entwickelt. Sie beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen.

„ Also, worüber wollt ihr heute reden?“ Dr. Abott wusste, dass man vor allem Teenager nicht dazu drängen durfte, über etwas Bestimmtes zu sprechen, weil sie dann am ehesten alles abblockten. Sie hoffte, dass die beiden ihr von allein von der Sache erzählten, wenn Sie genügend vertrauen hatten.

„ Können wir wirklich über alles reden was wir wollen?“, fragte Mattie und sah Dr Abott an. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihnen wirklich freie Hand bei den Gesprächsthemen gab oder ob das ganze nur eine übliche Floskel war.
„ Natürlich. Ihr habt die freie Auswahl.“

Mattie und Chloe sahen sich an. Sie beiden hatten sofort eine Idee, waren sich aber nicht sicher, ob Sie es wirklich ansprechen sollten. Schließlich nahm Chloe die Sache in die Hand. Sie wollte erst einmal sehen, wie Dr. Abott in einem so vertraulichen Gespräch überhaupt reagierte und ob ihre Ratschläge zu Gebrauchen waren.

„ Können wir auch über andere sprechen? Über unsere Familie zum Beispiel.“
„ Sicher. Wenn es da etwas gibt was auch bedrückt.“
Mattie sah Chloe an. Wollte sie etwa jetzt schon mit ihr über Lukas sprechen?
„ Es geht um Harm und Mac.“, begann Chloe. Mattie atmete unbemerkt auf.
Dr. Abott nickte nur. Sie wollte Chloe erst einmal alles erzählen lassen, bevor sie ihnen Fragen stellte.
Chloe sah Mattie an und als diese nickte, fuhr sie fort.

„ Die beiden kennen sich jetzt schon seit fast 10 Jahren. Jeder der die beiden sieht merkt sofort, dass sie füreinander bestimmt sind, nur die beiden nicht. Statt sich endlich die Gefühle füreinander zu gestehen, gehen sie immer wieder mit anderen eine Beziehung ein. Der jeweils andere ist dann so verletzt, dass sie Tage, manchmal Wochen kein vernünftiges Gespräch auf die Reihe kriegen. Jedes ihrer Treffen endet dann im Streit. Das nervt langsam. Im Moment wohnt Mac zwar bei Harm, aber so wie wir die beiden kennen, passierte das nur, weil Sie sich um uns sorgten. Sobald alles in Ordnung ist, geht dass ganze mit Sicherheit wieder von vorne los.“

Dr. Abott hörte sich Chloes Ausführung in aller Ruhe an. Sie unterbrach sie auch nicht, sondern machte sich lediglich ein paar Notizen. Nun schwiegen Sie alle einen Moment. Dr. Abott wollte sicher sein, dass Chloe mit ihrer Ausführung fertig war und auch, dass Mattie dazu nichts mehr sagen wollte. Dann begann sie, den beiden ein paar Fragen zu stellen. Sie wusste bereits von Harm und Mac, wie die beiden zu ihnen standen, weshalb es sie nicht weiter wunderte, weshalb sie die beiden nicht mit Mum und Dad ansprachen.

„ Habt ihr den beiden das auch schon einmal gesagt?“
„ Mehr als einmal. Und nicht nur wir beide. Fast alle bei JAG, die die beiden schon länger kennen und mit ihnen befreundet sind haben schon versucht ihnen den Kopf zurechtzurücken.“, kam es nun von Mattie. Sie fühlte sich langsam nicht mehr so unwohl, wie noch zu beginn. Dr. Abott schien sich wirklich für sie und ihre Probleme und Gefühle zu interessieren, was es ihr etwas leichter machte, darüber zu sprechen. Zumal Sie ihnen offensichtlich helfen wollte.

„ Streiten Sie sich den immer noch, jetzt wo Sie zusammen leben?“
Mattie und Chloe sahen sich kurz an.
„ Nein.“, kam es dann von beiden. „ Jedenfalls haben wir noch nichts anderes mitbekommen“

„ Nun. Ich kenne die beiden nicht gut genug, um mir ein Urteil über Sie zu bilden, aber es scheint so, als hätten beide Angst davor, vom jeweils anderen enttäuscht oder zurückgewiesen zu werden. Das ist eine ganz natürliche Reaktion von Menschen, die in ihrer Vergangenheit schon öfters von geliebten Menschen verlassen oder zurückgewiesen wurden. Doch das sie jetzt zusammen wohnen ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. So können sie einander noch besser kennen lernen und auch, dem anderen zu vertrauen. Doch ich glaube nicht, dass die beiden nur zusammen sind, um euch alles zu erleichtern. Sie machen sich zwar sorgen um euch, doch das ist kein Grund zusammenzuziehen. Vielleicht ganz zu beginn, doch mittlerweile scheinen sie gemerkt zu haben, wie viel sie dem jeweils anderen bedeuten.

Ich denke, eure Sorge, dass die beiden sich trennen ist völlig unbegründet. Und wenn Sie es doch wieder tun, dann liegt dass sicher nicht an euch. Vielmehr passen Sie dann wohl doch nicht so gut zusammen wie alle meinen.“

Mattie sah zu Chloe rüber. Das war zwar nicht unbedingt die Antwort die sie hören wollten, aber was hatten sie auch erwartet. Es war ja eigentlich auch verständlich, dass die beiden hier keine Ratschläge für die Verkupplung der beiden bekamen.

<Das was Sie da sagt ist gar nicht mal so dumm. Ob Lukas sich vielleicht nur nicht helfen lassen will, weil er Angst davor hat, dass Mac dann wieder geht? Vielleicht sollte ich Dr. Abott doch um Rat fragen. Aber soll ich es vor Chloe tun? Immerhin weiß sie nichts von Lukas schweren Albträumen. Aber andererseits, ist Chloe mit Sicherheit die letzte, die es weitererzählen würde. >

Also beschloss Mattie, Dr. Abott einfach mal zu fragen, was sie mit Lukas machen könnten.
„ Können sie uns auch sagen, was wir mit Lukas machen sollen?“ Erwartungsvoll sah Mattie Dr. Abott an.
„ Kommt ganz darauf an. Ich müsste zuerst einmal wissen, wo genau dass Problem liegt.“

Dr. Abott lächelte die beiden freundlich an. Das Problem mit Lukas war ihr ebenfalls schon bekannt, doch dass mussten Mattie und Chloe ja nicht unbedingt wissen. Im Gegenteil. Es interessierte sie sogar, was die beiden dazu zu sagen hatten. So konnte sie sich ein besseres Bild von ihnen machen.

Mattie zögerte einen Moment lang, aber dann fing sie doch an Dr. Abott alles zu erzählen.

„ Seit dieser Sache hat er schreckliche Albträume. Er schläft fast gar nicht und wenn doch, dann wacht er meist schreiend wieder auf. Manchmal kann ihn noch nicht einmal Harm beruhigen. Meist schläft er nur, wenn Harm ihn die ganze Nacht im Arm hält. Doch selbst dann bekommt er die Albträume, sie sind dann nur nicht ganz so schlimm. Doch er will sich einfach nicht helfen lassen. Er weigert sich, mit irgendjemandem über all das zu sprechen. Er redet nicht einmal mit Harm darüber. Auch mit Chloe und mir will er nichts mehr zu tun haben. Nur mit Mac redet er ab und zu mal. Sie ist die einzige, die zu ihm durchdringt. Doch auch sie kann ihn nicht davon überzeugen, dass eine Therapie das Beste für ihn ist. Aber das interessiert ihn überhaupt nicht. Er zieht sich immer mehr zurück, und das macht mir Angst.“

Dr. Abott hörte Mattie aufmerksam zu, versäumte es jedoch nicht, sich vereinzelte Notizen zu machen.
„ Wovor genau hast du Angst Mattie?“, wollte Dr. Abott wissen, nachdem Mattie ihre Erzählung beendet hatte.
„ Davor, dass er wieder geht und ich ihn nie wieder sehe. Außerdem würde es Harm das Herz brechen und das könnte ich nicht ertragen.“
„ Wohin könnte er den gehen?“
„ Zu seinen ehemaligen Pflegeeltern.“ Mattie lief eine kleine Träne über die Wange. Chloe bemerkte dies als erste und rückte noch näher an Mattie heran, um sie zu trösten.

„ Harm ist zwar Lukas leiblicher Vater, aber bis vor etwa drei Monaten wusste er nichts von ihm. Er hat es nur durch einen dummen Zufall erfahren. Wissen sie, Mac sieht seiner Mutter sehr ähnlich und als er sie sah, dachte er, dass seine Mutter vielleicht noch am leben sei und machte sich auf die Suche nach ihr. Aber dann hatte er einen schweren Unfall und kam ins Krankenhaus. Dort erfuhren Harm und Mac dann auch von der Sache. Als ein Vaterschaftstest Harm als seinen Vater auswies, beschloss er, um seinen Sohn zu kämpfen.

Zuerst wollte Lukas das nicht, weil er Harm ja nicht kannte, aber die beiden lernten sich immer besser kennen und am Ende wollte Lukas auch zu ihm. Aber seine Pflegeeltern fanden die Idee nicht so toll, und kämpften um Lukas. Es war ein ziemlich langer Prozess und am Ende gewannen auch erst Lukas Pflegeeltern, aber als sie merkten, wie unglücklich Lukas mit der Situation war, ließen sie ihn doch zu Harm.“

Dr. Abott machte sich diesmal keine Notizen. Die Geschichte, die die beiden ihr erzählten, fesselte sie zu sehr. Sie hatte während ihrer Arbeit schon viel Kinder und Jugendliche betreut, aber so eine Vorgeschichte hatte noch keiner von ihnen gehabt.
<In diesem Jungen muss im Moment ziemlich viel vorgehen, was er nicht verarbeiten kann. > dachte sie sich.

„ Nun. So wie sich das anhört, scheint eure Sorge durchaus berechtigt zu sein. Lukas hat wirklich eine sehr schwere Zeit hinter sich, und die Tatsache, dass er jegliche Hilfe ablehnt, ist nicht gerade von Vorteil. Doch weder ihr noch sonst irgendjemand kann ihn dazu zwingen, Hilfe zu suchen. Das muss er von ganz allein tun.“
„ Aber er will es nicht. Er will es einfach nicht. Er will es ja noch nicht einmal ausprobieren.“

Mattie rangen immer mehr Tränen über die Wangen. Dr. Abott bemerkte, wie sehr Mattie an Lukas hing und wie sehr ihr die jetzige Situation zu schaffen machte. Er musste für sie eine ganz besondere Bedeutung haben.
„ Es gäbe da vielleicht eine Möglichkeit, aber die müsste ich zuerst mit seinem Vater besprechen.“

Mattie sah Dr. Abott an. An ihrem Gesichtsausdruck erkannte sie sofort, dass sie es ernst meinte.
„ Ich werde noch heute Abend mit euerm Vater Kontakt aufnehmen und ihm meinen Vorschlag unterbreiten und dann sehen wir weiter, in Ordnung?“

Mattie und Chloe nickten. Sie waren froh, dass Dr. Abott ihnen helfen wollte. Zum ersten Mal fühlten sie sich ein bisschen besser.
„ Gut. Dann würde ich sagen wir machen Schluss für heute. Ich werde mich wegen dem neuen Termin bei euch melden. Und macht euch keine Sorgen, es kommt mit Sicherheit alles in Ordnung.“
Dann verabschiedeten sie sich voneinander und Mattie und Chloe machten sich mit Mac auf den Weg nach hause.


Kennedy Road 1526
Washington D.C.

Harm war bereits zu hause, als Mattie, Mac und Chloe ankamen.
„ Na ihr drei. Wieso lacht ihr denn so?“
„ Och nichts. Mac und Chloe haben mir nur eine sehr interessante Geschichte erzählt.“
„ So? Darf ich die auch hören?“
„ Oh, du kennst sie schon, du bist nämlich die Hauptperson.“

Harm sah Mac verwundert an. <Was hat sie denen denn jetzt schon wieder erzählt? `, fragte er sich.
„ Keine Sorge. Es war nichts, was sie gegen dich verwenden könnte.“
„ Na da bin ich aber beruhigt. Trotzdem würde ich gerne wissen, worüber ihr geredet habt.“

„ Die beiden habe mir erzählt wie du versucht hast, Chloe vom Fahrstuhl herunterzubekommen. Wie kann man nur auf die Idee kommen jemanden mit Tickets von den Spice Girls zu bestechen? 10 Dollar sind ja OK aber Spice Girls Tickets. Du hattest ja überhaupt keine Ahnung in Sachen Erziehung.“
Nun musste auch Harm lachen. Er erinnerte sich noch sehr gut an diesen Tag. Chloe hatte sie damals ganz schön auf Trapp gehalten.

„ Ist Lukas oben? Ich muss ihm die Geschichte unbedingt erzählen.“, rief Mattie und noch bevor Harm etwas sagen konnte, stürmten die beiden Teenies nach oben.
„ Mal sehen wie lange das gut geht.“
„ Lange, Lukas ist nämlich nicht zu hause.“
„ Wie, er ist nicht zu hause? Wo ist er denn?“

„ Er hat heute in der Zeitung eine Anzeige von einem Baseballteam gesehen. Die suchen noch Spieler in seinem Alter und weil es hier ganz in der Nähe ist, wollte er sich das ganze mal ansehen.“
„ Und du lässt ihn einfach so dorthin. Alleine?“
„ Natürlich. Er wäre wahrscheinlich auch ohne meine Erlaubnis gegangen. Und außerdem ist er dort auch nicht alleine. Ich habe ihn hingebracht und werde ihn auch nachher wieder abholen. Und Agent DiNozzo wird ihn während des Trainings überwachen. Ihm kann also nichts passieren.“

„ Ich mache mir ja auch mehr Sorgen um seinen geistigen Zustand.“
„ Das tue ich ja auch, aber ich bin auch froh darüber, dass er für etwas Interesse zeigt und wieder rausgeht. Vielleicht fängt er sich ja so und ist dann bereit Hilfe anzunehmen.“
„ Ja. Hoffen wir es mal.“

„ Übrings hat Dr. Abott vorhin angerufen. Sie würde uns zwei gerne noch heute Abend sprechen. Und wir sollen weder den Mädchen noch Lukas sagen, wohin wir fahren.“
„ Wieso sollen die nichts davon wissen?“
„ Ich weiß auch nicht. Aber es ist wohl sehr wichtig.“
„ Na gut. Von mir aus. Dann sollten wir aber vorher absprechen, was wir den Kindern sagen und jemanden holen, der bei ihnen bleiben würde, falls sie es sich wünschen.“

„ Jennifer würde sicher kommen und was das andere angeht, müssen wir noch mal uns Büro.“
„ Glaubst du wirklich, dass sie uns das abkaufen?“
„ Hast du eine bessere Idee?“
„ Nein. Leider nicht.“
„ Gut, dann sollten wir es so machen.“

„ In Ordnung. Wann holst du Lukas wieder ab?“
„ In einer Stunde. Wir können ihn zusammen holen und ihn dann eben hier rauslassen. Das Essen kann er sich dann Warmmachen.“
„ Gut. Dann gehe ich schon mal meine Alibitasche packen.“
„ Gut. Aber beeil dich. In 20 Minuten gibt es Essen.“
„ Harm, ich komme immer pünktlich, vor allem wenn es ums Essen geht. Das müsstest du mittlerweile wissen.“


Washingtoner Park
Spielstätte der Washington Nationals

Harm und Mac waren etwas eher von zu hause losgefahren, um noch ein wenig von Lukas Training zu sehen. Als sie am Platz ankamen staunte Mac nicht schlecht. Das Juniorenteam der Norfolk Tides spielte in einem richtigen kleinen Stadion. Nun wunderte es sie auch nicht mehr, dass heute so viele Leute hier waren.

„ Die scheinen ja ganz schön gut zu sein, wenn die in so einem Stadion spielen.“
Harm musste lachen. Mac hatte ja von vielem Ahnung, aber Baseball schien nicht dazu zugehören. Also beschloss er Mac aufzuklären.

„ Die Norfolk Tides sind das AAA Farmer Team der Washington Nationals. Deswegen machen die auch regelmäßig Sichtungstrainings hier in Washington. Die ausgewählten Spieler kommen dann auf ein Sportinternat in Norfolk. “
„ Das was?“ Mac verstand nur Bahnhof.
„ Das AAA Farmer Team. Das heißt, dass die Scouts der Nationals alle viel versprechenden Talente in eines der hiesigen Teams holen. Dort werden sie weiter trainiert und bis sie irgendwann gut genug sind für die Profiliga.“

„ Soll das heißen, dass alle die hier spielen später mal in die Profiliga kommen?“
„ Nein, nicht alle. Leider schafft es immer nur ein kleiner Teil. Aber viele sind auch schon stolz darauf für die Tides zu spielen.“
„ Was meinst du? Hat Lukas hier überhaupt eine Chance?“

„ Keine Ahnung. Ich habe ihn noch nie spielen sehen. Ich weiß nur, das er einen ziemlich guten Schlagdurchschnitt hat und auf außerdem ziemlich gut im rechten Outfield ist. Aber es wäre schon toll wenn er es schaffen würde. Das wäre eine große Chance für ihn. Er könnte auf eine Profikarriere hinarbeiten und richtig berühmt werden. Von so etwas träumen so viele Kids, aber es schafft nur ein kleiner Teil.“

„ Fang lieber noch nicht an, dass Geld deines Sohnes zu verplanen. Erst einmal muss er genommen werden, und dann müssen wir in ruhe mit ihm über das alles sprechen. Und da solltest du nicht so begeistert sein, sondern mit dem Kopf eine vernünftigen Vaters rangehen.“
„ Ja Mam`.“

Als die beiden das Stadion betraten blieb ihnen fast das Herz stehen. Mitten auf dem Feld standen vier Polizisten, die mit einem Mann redeten, der zum Trainerstab zu gehören schien. Sofort suchten Harm und Mac mit ihren Augen das Stadion nach Lukas ab, doch sie sahen ihn nicht. Intuitiv griff Mac nach Harms Hand, der sie dankbar nahm.

„ Keine Sorge. Alles in Ordnung.“
Harm und Mac drehten sich um. Über ihnen auf der Tribüne standen die Agents DiNozzo und McGee.
„Ein Vater, dessen Kind abgelehnt wurde, hat Ärger gemacht und die Kinder und die Trainer bedroht. Der Platzwart hat dann zur Vorsicht die Polizei gerufen. Sie nehmen den Mann gerade fest. Die Kinder wurden solange in die Umkleidekabinen gebracht, damit ihnen nichts passiert, falls der Kerl doch durchdreht.“

Mac spürte förmlich, wie Harms Griff sich lockerte und auch sie atmete erst einmal tief durch. Beide waren froh, dass es Lukas gut ging.
„ Gott sein Dank. Wir hatten schon befürchtete das etwas mit Lukas ist.“

„ Nein, dem geht es gut. Sie müssten gleich kommen. Wenn sie nichts anderes geplant haben, werde wir uns jetzt auf den Weg zu Hauptquartier machen.“
„ Natürlich nicht. Danke noch mal, dass sie so kurzfristig eingesprungen sind.“
„ Wir hatten ja keine andere Wahl.“, flüsterte Tony, sodass Harm und Mac es nicht mitbekamen.

Keine Minute später gingen die Polizisten an Harm und Mac vorbei, mit einem Mann in Gewahrsam und kurze Zeit später kam eine Gruppe Jugendlicher aus den Katakomben, gefolgt von zwei Trainern. Sie alle versammelten sich in der Mitte des Feldes und bekamen noch letzte Informationen, bevor sie nach hause geschickt wurden.

Es dauerte nicht lange, bis Harm und Mac Lukas entdeckt hatten. Er sah jedoch nicht sonderlich glücklich aus.
„ Hey. Ist doch nicht schlimm, wenn du es nicht geschafft hast. Du bist noch jung. Du hast noch eine Menge Zeit.“, versuchte Harm seinen Sohn aufzubauen.
„ Wer es geschafft hat wissen die selber noch nicht. Die melden sich erst in ein paar Tagen bei den betreffenden Spielern.“
„ Wieso guckst du dann so unglücklich?“
„ Wie gut wärst du wohl drauf, wenn dein Vater lieber zwei NCIS Agents zu deinem Probetraining beordert, statt selbst zuzusehen?“

Das hatte gesessen. Mac spürte, wie sehr diese Aussage Harm getroffen hatte. Wortlos löste er seine Hand aus Macs und drehte sich um, um wortlos zum Wagen zu gehen. Er wollte, nein, er durfte jetzt nichts sagen, denn dann würde es nur wieder einen Streit geben, und das wollte er jetzt auf keinen Fall. Schon gar nicht vor all diesen Leuten.
Während der Fahrt nach hause sagte keiner der beiden ein Wort. Lukas war zu wütend und Harm zu enttäuscht.

Deshalb nahm Mac es in die Hand, Lukas über ihre Pläne aufzuklären.
„ Von mir aus, macht doch was ihr wollt.“, war jedoch das einzige, was er erwiderte. Als sie am Haus ankamen, stieg Lukas nur wortlos aus und schlug die Tür zu, nur, um kurz darauf auch noch die Haustür geräuschvoll zu schließen.

Mattie, Chloe und Jennifer, die im Wohnzimmer saßen, sahen sich kurz an, beschlossen aber sofort, Lukas erst einmal in Ruhe zu lassen, bis er sich ein wenig abreagiert hatte.


Harms Wagen
Vor Dr. Abotts Praxis

Sie standen jetzt schon fast 20 Minuten hier auf dem Parkplatz. Harm hatte seinen Kopf auf das Lenkrad gelegt und sah auf den Boden. Mac saß nur still neben ihm. Sie wusste, dass er über die Sache von vorhin nachdachte, und wollte ihn dabei nicht stören.
„ Müssen wir wirklich zu ihr?“, fragte er plötzlich.
„ Nein, aber wir sollten es tun. Sie wird schon ihre Gründe haben. Und hast du nicht vorhin nicht gesagt, dass es wohl sehr wichtig zu sein scheint?“

„ Und wenn schon. Ich kann jetzt einfach nicht zu ihr. Nicht nachdem was gerade war.“
„ Harm, du brauchst keine Angst haben. Sie wird dich jetzt sicher nicht analysieren und dir sagen, dass du dich falsch verhalten hast und dass der frühe Verlust deines Vaters wahrscheinlich Schuld daran ist. Wir sind hier, um mit ihr über Mattie und Chloe zu reden und über das, was passiert ist. Die Sache von vorhin spielt dabei keine Rolle.“

„ Und wenn doch?“
„ Harm. Lukas ist im Moment angeschlagen. Wir alle sind das. Es wird in nächster Zeit sicher noch einige Situationen geben, in denen wir anders reagieren, als wir es normalerweise tun würden. Aber das wird vorbeigehen. Und wenn Dr. Abott uns dabei helfen kann, dass es schneller geht, dann sollten wir ihre Hilfe auch annehmen. Du machst dir Sorgen um Lukas, weil er sich nicht helfen lässt, doch nun reagierst du so wie er.“

Harm sah nun zum ersten mal wieder auf. < Sie hat recht, wenn ich Lukas helfen will, dann muss ich wissen wie. Und dafür brauche ich Hilfe. >
„ Na gut. Gehen wir.“
Und so stiegen beide aus und machten sich auf den Weg zu Dr Abott.


Behandlungszimmer
Dr. Abotts Praxis

Harm und Mac saßen auf der Couch. An ihrer Haltung erkannte Dr. Abott sofort, dass etwas vorgefallen sein musste, was die beiden bedrückte. Harm hatte seine Hand in die von Mac gelegt und saß ganz dicht bei ihr. Seine Augen zeichneten diesmal nicht die Sorge um seine Kinder, sondern eher Trauer. Und Mac. Sie sah besorgt aus. Und die Art und Weise, wie sie ihre freie Hand auf seinem Rücken platziert hatte zeigte, dass ihre Sorge diesmal ihren Lebensgefährten betraf. Sie beschloss, anders als bei Mattie und Chloe, zuerst auf das vorliegende Problem einzugehen. Denn die beiden mussten schließlich mit den Problemen ihrer Kinder fertig werden und sie hatten wahrscheinlich noch nicht einmal eine Idee, wie sie dass am besten anstellen sollten.

„ Nun, Sie fragen sich sicher, wieso ich sie hergebeten habe.“, begann sie. „ Bei meinem Gespräch mit Chloe und Mattie heute Mittag ist mir einige aufgefallen, worüber ich gerne mit ihnen reden würde. Ich darf und will ihnen zwar nicht sagen, worüber genau wir alles geredet haben, doch bei einem Thema habe ich die Erlaubnis der Mädchen bekommen.“

Harm und Mac sahen sich kurz an. Beide ahnten, um welches Thema es ging.
„ Es geht um Lukas, richtig?“
„ Ja. Die beiden machen sich große Sorgen um ihn und sie haben Angst davor, dass er sie wieder verlässt und zu seinen Pflegeeltern zurückkehrt.“
„ Haben sie ihnen das erzählt?“, fragte Harm erstaunt. Er wusste zwar, dass die beiden sich Sorgen um Lukas machten, aber nichts von ihrer Angst. Daran hatte er selber noch nicht einmal Gedacht.
„ Ja, dass haben Sie. Sie mögen ihn beide sehr, Mattie anscheint sogar noch mehr als Chloe.“

Mac konnte sich ein leichtes grinsen nicht verkneifen. Sie musste unweigerlich an die Zeit vor der Entführung denken. Lukas war schon vom ersten Tag an in Mattie verliebt und nach einer Zeit schien Mattie dieselben Gefühle für ihn zu hegen. Doch bis jetzt hatte sich noch keiner der beiden getraut etwas zu sagen. Dr. Abott bemerkte das Grinsen in Macs Gesicht und wunderte sich ein wenig, wieso sie bei so einem Thema noch lachen konnte.

Auch Harm bemerkte Macs lächeln und erinnerte sich sofort wieder an das Gespräch von damals, als sie ihm sagte, dass Lukas in Mattie verliebt sei. Bis heute hatte er Lukas noch nicht darauf angesprochen.

Mac bemerkte Dr. Abotts verwunderten Blick und klärte sie auf.
„Wissen sie, Mattie hatte damals Fotos von sich und Lukas gemacht, um ihren Freundinnen in der Schule ihren neuen Bruder zu zeigen. Sie hat auch mir diese Fotos gezeigt und auf einem Bild erkannte man ganz deutlich, dass Lukas in Mattie verliebt ist. Und ich denke, dass Mattie in der Zeit in der sie sich jetzt kennen auch Gefühle für Lukas entwickelt hat.“
Nun musste auch Dr. Abott grinsen. Sie hatte bereits vermutet, dass Mattie Gefühle für Lukas hegte, doch dass es auch andersherum war, war für sie neu.

„ Nun, wo wir schon einmal beim Thema sind, wie geht es Lukas eigentlich?“
Schlagartig verschwand das Lächeln aus Harms und Macs Gesicht. Einen Moment lang schwiegen beide. Harm wollte das ganze nicht erzählen und Mac wollte, dass Harm von der Sache berichtet. Als sie jedoch merkte, dass Harm keinerlei Anstalten machte, Dr. Abott von der Sache zu erzählen, fing sie doch an.
„ Nun, er und Harm hatten vorhin eine kleine Auseinandersetzung.“

Erwartungsvoll sah sie ihn wieder an. Sie hoffte immer noch, dass er sich langsam mal öffnen würde und endlich über seine Gefühle bezüglich Lukas reden würde. Doch er blickte nur stumm auf den Boden. Es passte ihm zwar nicht besonders, dass Mac die Sache erzählte, aber es war nötig, denn er und Lukas bekamen sich in letzter Zeit wegen jeder Kleinigkeit in die Wolle und er wollte endlich einen Weg finden, dies zu vermeiden.

Mac spürte, dass ihm das ganze unangenehm war. Harm war noch nie der Typ gewesen, der seine Gefühle offen zeigte oder offen über seine Gefühle sprach, schon gar nicht vor einem Fremden. Ihr hatte er sich mittlerweile schon das ein oder andere Mal geöffnet. Und sie war froh darüber gewesen, dass er nicht mehr alles in sich hineinfraß.

„ Was ist den passiert?“, unterbrach Dr. Abott die stille Kommunikation zwischen den beiden
Mac sah Harm noch einmal an, und als er leicht nickte, fuhr sie mit ihrer Erzählung fort.

„ Nun, Lukas hatte heute in der Zeitung eine Anzeige eines hiesigen Baseballteams gefunden, die noch Spielern in seinem Alter suchten. Er wollte unbedingt an dem Training teilnehmen und Harm erlaubte es ihm auch. Er fragte ihn, ob er beim Training bleiben soll oder ob Lukas was dagegen hätte, wenn er wieder fährt und als Lukas sagte, dass er ruhig fahren kann, brachte er ihn hin und fuhr dann wieder nach hause, um dort noch ein paar Dinge zu erledigen. Zu seiner Sicherheit waren zwei Agenten des NCIS beim Training, die ein Auge auf ihn haben sollten, nur zur Vorsicht und am Ende des Trainings holten wir ihn dann beide ab.“

„ Lassen sie mich raten, Lukas war sauer auf sie, weil sie nicht bei seinem Training geblieben sind, richtig?“ Verwundert sah Harm auf.
„ Woher wissen sie das?“

„ Nun. Mattie und Chloe haben mir erzählt, dass Lukas im Moment sehr streitsüchtig und aggressiv ist. Für jemanden in seiner Situation ist das nicht ungewöhnlich. Es gibt drei Möglichkeiten, wie ein Mensch ein schlimmes Erlebnis verarbeitet. Die ersten ist verdrängen, was jedoch bei Jugendlichen in seinem Alter nur sehr selten vorkommt. Die zweite ist Angst, wie es bei Mattie und Chloe der Fall ist. Und die dritte ist Selbsthass. Nur richtet sich dieser in Form von Wut nicht nur gegen den Täter, sondern auch gegen sich selbst und gegen nahe Angehörige, Freunde, manchmal sogar gegen völlig Fremde. In diesem Stadium befindet sich Lukas zurzeit.“

„ Und was kann ich, ich meine was können wir dagegen tun? Wie können wir ihm dabei helfen?“, wollte Harm wissen. Jetzt, wo es darum ging Lukas zu helfen, war er voll bei der Sache, was auch Dr. Abott sofort auffiel.
„ Nun, da Lukas jegliche professionelle Hilfe verweigert, wird es ziemlich schwer werden. Und je mehr man ihn dazu drängt, Hilfe anzunehmen, desto mehr wird er sich gegen alle stellen.“
„ Aber wie können wir ihm dann helfen?“, fragte Mac und Harm war der festen Überzeugung in ihrer Stimme einen kleinen Anflug von Angst zu vernehmen.

„ Nun. Bevor man dafür einen Weg findet, muss ich noch ein paar Sachen wissen, die Lukas betreffen. Was weiß er eigentlich über sie beide und ihre Arbeit?“
„ Was hat den unsere Arbeit mit Lukas zu tun?“, wollte Harm wissen. Er verstand den Zusammenhang überhaupt nicht und auch Mac blickte ziemlich ratlos drein.
„ Wenn ich mit meiner Vermutung recht habe, dann sehr viel. Aber bevor ich das mit Sicherheit sagen kann, brauche ich noch ein paar Informationen.“

Harm und Mac sahen sich kurz an. Keiner von beiden verstand so richtig den Zusammenhang, aber weil sie Lukas helfen wollten, beschlossen sie, Dr. Abott die gewünschten Informationen zu geben.

„ Nun, im Laufe der Verhandlung damals hat er einen großen Überblick über meine Arbeit bekommen.“, begann Harm.
„ Was hat er alles erfahren?“
„ Er hörte alles über meine Abstürze, meine Auszeichnungen, meine Feinde und auch von meinen eigenmächtigen Abenteuern. Das alles jetzt genau zu erläutern würde allerdings eine Menge Zeit kosten.“

„ Hat er es nur vor Gericht gehört oder auch von Freunden?“
„ Nun, ich glaube Mattie hat ihm mal das ein oder andere erzählt und auf der ein oder anderen Feier bekam er auch das ein oder andere von Kollegen erzählt.“
„ Erzählten die mehr von ihren Fehlern oder von ihren Heldentaten?“
„ Ich weiß nicht genau. Wieso fragen sie?“

„ Nun. Ich denke ich liege mit meiner Vermutung gar nicht mal so falsch. Lukas kennt all die Heldentaten, die sie im Laufe der Zeit vollbracht haben. Viele Jungs in seinem Alter kämpfen um das Ansehen ihres Vaters. Sie wollen ihn Stolz machen, ihm zeigen, dass sie genauso mutig oder sportlich oder clever sind, wie er. Die Sache mit der Entführung gab ihm die Möglichkeit, so heldenhaft zu sein, wie sie es sind, doch das hat er nicht geschafft, weshalb er sich jetzt in gewisser Weise wie ein Versager fühlt. Sie haben schon vielen Menschen beigestanden oder sie aus einer bedrohlichen Lage gerettet, doch er konnte weder sich selbst, noch Mattie und Chloe retten. Lassen sie ihn seinen Weg gehen und zwar ohne Beschützer. So lange er von Agenten oder ihnen begleitet wird, denkt er, dass sie ihn für zu schwach halten um auf sich selbst aufzupassen. Und dieses Gefühl wiederum löst bei ihm den Hass auf sie aus. Und solange er den spürt, wird alles was sie tun in seinen Augen falsch sein.“

Eine Zeit lang war es still in Dr. Abotts Zimmer. Harm und Mac dachten über das nach, was sie gerade erfahren hatten. Von dieser Seite hatten sie das ganze noch nie betrachtet.
„ Ich habe es ihm nie gesagt. Ich dachte er weiß es.“, sage Harm plötzlich. Weder Dr. Abott noch Mac verstanden, was er damit meinte und sahen ihn fragend an.

„ Ich habe ihm nie gesagt wie froh ich darüber bin, dass er bei mir ist. Wie froh ich bin, dass er solange in dieser Kiste überlebt hat, obwohl seine Sauerstoffversorgung schon zu ende war. Wie stolz ich auf ihn bin, dass er trotz seines schweren Unfalls und den schweren Verletzungen wieder problemlos laufen kann und sogar wieder ohne Probleme Baseball spielen kann. Und ich habe ihm auch nie gesagt das ich ihn liebe und wie froh ich bin einen Sohn zu haben.“

In Harms Augen sammelten sich die Tränen. Er merkte erst jetzt, wie sehr ihn das ganze belastet hatte. Man hatte ihm früher immer wieder gesagt, wie stolz sein Vater auf ihn wäre, wenn er noch leben würde, doch bei Lukas war das anders. Er wollte es nicht von anderen hören, er wollte es von ihm hören. Das hatte er jetzt begriffen.

„ Danke Dr. Abott. Ich glaube ich weiß jetzt, wie wir Lukas zumindest ein wenig helfen können. Ich hoffe nur es ist noch nicht zu spät.“
„ Keine Ursache Mr. Rabb, dafür bin ich ja da. Und wenn es weiterhin Probleme geben sollte, können sie sich jederzeit an mich wenden.“
Harm und Mac verabschiedeten sich von Dr. Abott und machten sich auf den Weg nach hause.

<Ich muss noch heute mit ihm reden, hoffentlich ist er noch wach wenn wir kommen.> dachte Harm, bevor er in den Wagen einstieg und losfuhr.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#9 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:31

Kennedy Road 1526
Harms Haus
Washington D.C.
Etwa 1 Stunde zuvor

Mattie, Chloe und Jennifer Coates hatte Lukas erst einmal Ruhe gegönnt und weiter ferngesehen. Nun, da er schon fast eine halbe Stunde in seinem Zimmer lag und sich nicht mehr rührte, beschloss Jen nach ihm zu sehen. Sie ging in die Kühe und machte ihm etwas von den Nudeln warm, die Harm vorher gekocht hatte. Dann nahm sie den Teller und machte sich auf den Weg in die Höhle des Löwen. Mattie und Chloe hatte sie gebeten unten zu bleiben, damit die Situation nicht auch noch eskalierte. Sie wusste ja schließlich selbst nicht worum es ging.

Als sie vor Lukas Zimmer stand klopfte sie vorsichtig an seine Tür. Sie hörte genau, wie jemand auf die Tür zuging. Zur Vorsicht trat sie ein paar Schritte zurück. Sie wusste zwar, dass sich hier alle Türen nach innen öffneten, aber man konnte ja nie wissen.

„ Was ist?“, kam es von Lukas. Jen war sich nicht sicher, ob das in seiner Stimme mehr Wut oder mehr Trauer war.
„ Ich dachte du hast vielleicht Hunger, also habe ich dir was zu Essen warm gemacht.“
„ Danke!“ Lukas nahm ihr den Teller ab und ging wieder in sein Zimmer. Da er aber seine Tür aufließ, konnte Jen nicht anders und trat ein. Während Lukas auf seinem Bett saß und aß, blickte sie sich in seinem Zimmer um.

Es war eines dieser typischen Jugendzimmer und doch hatte es etwas an sich. Auf der rechten Seite stand ein großer Kleiderschrank. Daneben waren einige Regale angebracht, auf denen man Lukas CD, DVD und Videospielsammlung betrachten konnte. Ein kleiner Rollschrank war genau in der Mitte der Regale zu finden und teilte sie so in zwei Seiten. Auf diesem Rollschrank stand ein Fernseher und in den Fächern darunter befanden sich eine Playstation und ein DVD Player.

Direkt gegenüber befand sich ein Schlafsofa, das im Moment ausgezogen war. Links neben der Tür war ein weiteres Regal angebracht, auf der eine HIFI Anlage stand. Direkt gegenüber neben dem Fenster waren noch einige Regale, auf denen eine Menge Bücher zu finden waren. Unter diesen Regalen stand ein Schreibtisch, auf dem ein Computer sein Platz gefunden hatte. An den Wänden, die weiß gestrichen waren, hingen vereinzelt Poster von verschiedenen Baseballspielern, aber auch von Walen und Delfinen, was Coates ein wenig überraschte.

„ Ich will später mal Meeresbiologe werden.“, holte Lukas sie aus ihren Gedanken.
„ Meeresbiologe? Na da schlägst du aber ganz schön aus der Art.“
„ Wieso?“
„ Na bei Familie Rabb steht doch das Fliegen hoch im Kurs“
„ Tja, einer schlägt immer aus der Art.“

Ein paar Minuten sahen sie sich still an.
„ Wir gucken unten ein paar DVDs, hast du Lust mitzugucken?“
„ Ich weiß nicht so recht.“
„ Na komm schon, wir werden dich auch nicht auffressen.“
„ Na gut. Aber nur, wenn Mattie und Chloe mich mit ihrem Psychogelaber in Ruhe lassen.“
„ Dafür werde ich schon sorgen.“
„ Und wenn ihr keine Schnulze guckt.“
„ Kein Psychogelaber und keine Schnulze, geht klar.“


Kennedy Road 1526

Mattie, Chloe, Coates und Lukas saßen im Wohnzimmer und sahen sich ´Eine Frage der Ehre an´, als Harm und Mac wieder nach hause kamen. Jen war die erste, die die beiden bemerkte, was sicher auch daran lag, dass Mattie und Chloe vor Müdigkeit schon eingedöst waren und Lukas vor Langeweile die Fernsehzeitung las. Ihn interessierte dieser Film absolut nicht, was wahrscheinlich auch daran lag, dass er mit dem Militär zu tun hatte.

Als Harm und Mac die drei Teenager sahen, mussten beide schmunzeln. Es sah einfach zu komisch aus, wie Lukas zwischen den beiden schlafenden Mädchen saß, die beide ihren Kopf auf seine Schulter gelegt hatten.

<Wie kann der so überhaupt umblättern ohne die beiden zu wecken? >, fragte sich Harm und beschloss, sich diesen Trick von ihm zeigen zu lassen. Er würde ihm bei Mac bestimmt das ein oder andere mal zu gute kommen. Mac dachte in diesem Moment das gleiche über Harm und so konnte sie sich ein grinsen auch nicht verkneifen, als er sie ansah.

„ Na, haben die drei großen Ärger gemacht?“, fragte Mac Jen.
„ Nein Mam`, sie waren alle ruhig.“
„ Vielleicht sollten sie öfters kommen, dann hätten wir hier sicher einige Streitereien weniger.“, merkte Harm an.

Mattie und Chloe waren in der Zwischenzeit wieder aufgewacht, was zuletzt auch daran lag, dass Lukas aufgestanden war, um in seine Zimmer zu gehen. Die drei verabschiedeten sich von Jen und wollten sich gerade auf den Weg nach oben machen, als Mac Lukas aufhielt.

„ Lukas, Harm und ich würden gerne noch einen Moment mit dir sprechen.“
Lukas verdrehte die Augen. Er hasste diese ewigen Gespräche, vor allem weil es meist sowieso nur wieder auf einen großen Streit hinauslief. Auch Mattie und Chloe sahen die beiden verwundert an. Hatte die immer noch nichts aus den letzten Gesprächen gelernt?

„ Ihr zwei könnt ruhig schon schlafen gehen. Ich verspreche, wir werden euch auch nicht weiter stören.“
Die beiden gaben Harm und Mac einen Kuss und machten sich dann auf den Weg ins Bett, während Lukas ihnen in die Küche folgte.
Mac trat als letzte ein und schloss zur Vorsicht die Tür, falls es doch etwas lauter werden würde.

Sie und Harm hatte auf der Fahrt nach hause genau besprochen, wie sie das Gespräch mit ihm führen wollten. Mac sollte beginnen und später, wenn es gut lief, würde Harm weitermachen und sie sich gänzlich dem Gespräch entziehen.

Lukas setzte sich an seinen üblichen Platz am Tisch, Harm sich gegenüber und Mac saß vor Kopf, genau zwischen den beiden. Sie merkte sofort, dass Lukas sich schon wieder ausklinkte, bevor das Gespräch überhaupt begonnen hatte. Er saß auf seinem Stuhl, starrte auf die Tischplatte und fing damit an unsichtbare Wachsflecken abzupulen.

„ Lukas…“, begann Mac, doch der Teenager unterbrach sie.
„ Wenn ihr mich dazu bringen wollt mich für gerade zu entschuldigen, dann könnt ihr das vergessen.“
„ Hör doch bitte erst einmal zu.“, mischte sich nun auch Harm ein, erntete aber sofort einen bösen Blick von Mac.

Nun konnte sich Lukas wiederum ein grinsen nicht verkneifen. Es gefiel ihm, dass Harm offensichtlich unter Macs Pantoffeln stand, wenn es um ihn ging. Harm bemerkte dies natürlich, hielt sich aber diesmal zurück. Er wollte nicht, dass dieses Gespräch wieder in einem Streit endet, so wie die letzten. Er wollte mit Lukas endlich dieses klärende Gespräch führen, vor allem, weil er sich dadurch eine Besserung der jetzigen Situation erhoffte.

„ Also.“, begann Mac von neuem und ihr Tonfall machte deutlich, dass sie diesmal keine Unterbrechung duldete, von niemandem.
„ Wir waren heute bei Dr. Abott. Sie hat uns einige Tipps gegeben, wie wir die jetzige Situation meistern können.“
Sie blickte Lukas erwartungsvoll an und fragte sich, welche Reaktion er jetzt wohl an den Tag legte. Als sie bemerkte, dass er keinerlei Reaktion zeigte, fuhr sie fort.

„ Zuerst einmal werden wir dich ab jetzt nicht mehr überwachen lassen, es sei denn, du wünscht es.“ Lukas blickte sie überrascht an. Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet.
„ Außerdem bekommst du mehr Freiheiten von uns, dass heißt du kannst jederzeit weggehen, solange wir wissen wo du bist, mit wem du dort bist und wann du wiederkommst. Und du hast dich bei einem von uns zu melden, wenn es später wird als vereinbart. Also, was hältst du davon?“

Lukas wunderte sich immer mehr. Was war denn in die beiden gefahren?
„ Und wo liegt der Haken?“ Er traute dem ganzen noch nicht so wirklich.
„ Das kann ich dir sagen. Du wirst Mattie, Chloe, Harm und mich ab jetzt wieder mit Respekt behandeln. Sollte das nicht der Fall sein, wirst du daraus deine Konsequenzen ziehen müssen.“
„ Und was noch?“
„ Und du wirst mit deinem Vater ein vernünftiges Gespräch führen, und zwar heute noch.“

Lukas rollte mit den Augen. Hatte er doch so etwas geahnt. Wahrscheinlich fing der sofort wieder mit der Therapiescheiße an.
„ Muss dieses Gespräch denn sein?“
„ Ja, dass muss sein. Er wird dich zu nichts zwingen, was du nicht willst, du sollst ihm lediglich zuhören und nicht sofort auf Gegenkurs steuern wie sonst immer.“

Lukas dachte einen Moment lang nach. <Meine Freiheit gegen ein Gespräch mit ihm. Und ich muss ihm nicht einmal etwas versprechen. >
„ Ok. Abgemacht. Meine Freiheiten gegen ein Gespräch mit ihm.“
Mac hielt ihm die Hand hin, und er nahm sie an. Ihre Abmachung galt.
„ Gut. Dann lass ich euch zwei jetzt mal alleine. Ich bin im Wohnzimmer, falls etwas sein sollte.“
Daraufhin verließ Mac die Küche und ließ ihre beiden Männer allein zurück.

Harm atmete einmal tief durch. <Ok. Komm schon. Du bist es doch vorhin erst durchgegangen. Oh man, dass ist ja schwere als ich dachte. Komm schon, reiß dich zusammen alter Junge. Vor dir sitz dein eigener Sohn. Du hast schon so oft wichtige Vorträge gehalten und Gespräche geführt. Wieso fällt es dir denn jetzt so schwer? >, dachte er.

Dann holte er noch einmal tief Luft und begann.
„ Wieso bist du so wütend auf mich?“ Es war nur eine einfache Frage, aber vor der Antwort hatte er mehr Angst als vor einem Urteilsspruch vor Gericht.
„ Das weißt du genau.“
„ Ja, weil ich nicht beim Training zugeschaut habe. Aber wieso warst du letzte Woche wütend? Und die Woche davor? Und davor?“

Lukas schaute erst ihn, dann die Tischplatte an. Harm hatte ihm genau die Frage gestellt, vor der er die meiste Angst gehabt hatte. Jetzt müsste er es ihm sagen. Oder nicht? Immerhin hatte Mac ja gesagt, dass er ihn zu nichts zwingen könnte. Er musste also gar nicht antworten.
Harm bemerkte, dass Lukas offensichtlich nicht antworten wollte. Er hatte mit so etwas schon gerechnet und fuhr deshalb fort.

„ Ich weiß, dass ich mich in letzter Zeit nicht immer unbedingt fair dir gegenüber verhalten habe und das tut mir Leid.“ Nun war Lukas doch etwas überrascht. Das Gespräch nahm plötzlich eine ganz andere Wendung an als er gedacht hatte.

„ Ich habe mich in letzter Zeit fast nur um euch gesorgt. Ich wollte euch nirgends hingehen lassen, ohne dass ihr nicht bewacht werdet, ich habe mehrmals am Tag angerufen um zu hören, ob bei euch alles in Ordnung ist. Ich habe dir einfach nicht das Vertrauen geschenkt, dass du verdient hast und dafür wollte ich mich jetzt bei dir entschuldigen.“
Nun war Lukas völlig baff. Er hatte sich die ganze Zeit wie ein Arsch benommen und sein Vater entschuldigte sich auch noch bei ihm. Was hatte diese Ärztin mit ihm angestellt?

Harm atmete noch einmal tief ein und aus. Das ganze fiel ihm schwerer als er gedacht hatte. Auch Lukas atmete schwerer als vorhin. Er hatte alle mühe seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Am liebsten hätte er Harm jetzt vor den Kopf geschmissen, wieso er so wütend war, doch er hatte Mac versprochen sich nicht mit ihm zu streiten. Also versuchte er es in einem ruhigen Ton.

„ Es stört mich nicht, wenn du hier ständig anrufst, um zu hören wie es uns geht. Auch die ganzen Agenten vor unserer Tür sind mir egal. Was mich stört ist, dass du deine freie Zeit nur mit Mattie und Chloe verbringst. Du unterhältst dich mit ihnen über ihren Tag und sagst ihnen weiß nicht wie oft, dass du stolz auf sie bist, weil sie die Hilfe von dieser Psychologin annehmen. Doch ich bin dir egal. Du hast mich nicht einmal gefragt wie es mir geht. Hast nicht einmal gefragt, wie mein Tag war. Du glaubst ich brauche auch Hilfe, weil Mattie und Chloe Hilfe brauchen, aber das ist nicht so. Klar, zu beginn hatte ich diesen beschissenen Albtraum, doch der ist mittlerweile weg.

Und vor diesem Palmer habe ich auch keine Angst. Ich bin stärker als du und Mac glauben. Ich habe vor einiger Zeit einen Selbstverteidigungskurs gemacht, in dem wir auch gelernt haben mit unseren Ängsten umzugehen. Dieser Typ konnte uns entführen, weil er uns überrascht hat, doch jetzt rechne ich mit ihm. Noch einmal wird er mich nicht kriegen. Und um auf Nummer sicher zu gehen würde ich gerne wieder mit dem Kampfsport anfangen. Mattie und Chloe hilft es vielleicht, wenn sie darüber reden, aber mir hilft so etwas nicht. Ich will aktiv etwas dagegen tun. Ich will mir sicher sein, dass so etwas nicht noch mal passiert. Ich will mich beim nächsten Mal verteidigen können, verstehst du?“

Harm hörte seinem Sohn die ganze Zeit über zu. Es tat ihm unendlich weh, als er merkte, dass sein Sohn beim sprechen anfing zu weinen. Er hätte ihm am liebsten sofort in die Arme genommen, doch er wollte erst einmal abwarten was noch kommt. Er wollte mit seinem Handeln nicht als wieder kaputt machen. Dafür lief es gerade zu gut.

„ Wieso hast du das denn nie gesagt?“, fragte Harm ihn in einem Ton, den er sonst nur bei Mac aufsetzte, wen er sich um sie sorgte oder sie trösten wollte.
„ Du hast nie gefragt wie man mir helfen kann.“ Harm nickte nur. Sein Sohn hatte Recht. Er war immer der Meinung gewesen, dass er Hilfe brauchte und dass ein Psychologe der einzige Weg sei. Über eine andere Möglichkeit hatte er nie nachgedacht.

„ Wenn es dir wirklich hilft, werde ich gleich morgen nach einer Kampfschule Ausschau halten. Wir können dann gemeinsam dorthin fahren und sie uns ansehen und wenn es dir dort gefällt, werden wir dich auch dort anmelden.“
Lukas sah seinen Vater dankbar an. Zum ersten Mal seit langem hatte er wirklich hören wollen, was ihn bedrückt und was er sich wünschte.

„ Vielleicht sollten wir Mattie und Chloe auch mitnehmen. Vielleicht finden sie auch gefallen daran. Außerdem schadet es ja nicht, wenn sie lernen sich zu verteidigen.“
„ Das können wir morgen früh besprechen, wenn die beiden mit dabei sind.“
„ Kann ich jetzt schlafen gehen?“
„ Sicher. Gute Nacht.“
„Gute Nacht.“

Die beiden standen auf und Lukas ging Richtung Wohnzimmer, um Mac noch eine gute Nacht zu wünschen. An der Tür drehte er sich jedoch noch einmal um und es geschah etwas, womit Harm nicht gerechnet hatte. Lukas kam noch einmal auf ihn zu und fiel in seinen Arm. Zuerst wusste er nicht, wie er reagieren sollte, doch dann legte er beide Arme um seinen Sohn, küsste ihn auf den Kopf und flüsterte:„ Ich bin wahnsinnig stolz auf dich.“

Lukas nickte nur um ihm zu zeigen, dass er es gehört hatte. Dann löste er sich aus der Umarmung und verließ die Küche. Im Wohnzimmer wünschte er Mac noch eine gute Nacht und dann ging er nach oben, wo er sofort in sein Bett fiel und einschlief.

„ Und wie war es?“, fragte Mac, als auch Harm aus der Küche kam.
„ Besser als ich es mir jemals erhofft hatte. Ich denke wir sind auf einem guten Weg.“
Na dann können wir ja jetzt beruhigt schlafen gehen. Sie löschte das Licht im Wohnzimmer und die beiden machten sich auf den Weg nach oben.

„ Es könnte übrings sein, dass wir ab morgen drei Kampfsportler bei uns ihm hause wohnen haben.“
„ Weiß soll das denn heißen?“
„ Lukas würde gerne wieder mit dem Kampfsport beginnen und er will Mattie und Chloe fragen, ob sie auch Lust dazu hätten, damit sie sich demnächst besser verteidigen können.“

„ Finde ich eine gute Idee. Am besten suchen wir uns dafür einen Marine, dann sind sie für alles gewappnet.“
„ Ja, oder einen Seal. Der Admiral hat doch jetzt jede Menge Zeit.“
„ Du spinnst ja Harm.“
„ Ich weiß, dass liegt daran, dass ich so glücklich bin.“
Dann löschte er das Licht, kuschelte sich ganz eng an Mac und schlief kurze Zeit später auch schon ein.


Der nächste Tag
Kennedy Road 1526

Harm und Mac saßen bereits am Frühstückstisch, als Mattie und Chloe herunterkamen.
„ Na ihr zwei, habt ihr gut geschlafen?“
„ Jep. Wie ein Stein. Haben dich und Lukas noch nicht einmal streiten gehört.“
„ Ja, wir müssen echt total müde gewesen sein.“

Mattie und Chloe grinsten die beiden ganz unschuldig an. In Wirklichkeit waren sie natürlich noch eine ganze Zeit wach geblieben, um zu hören worüber sie denn so dringend mit Lukas sprechen wollten. Sie hofften zu erfahren, was an dem Abend geschehen war und Lukas tolle Laune verursacht hatte.

„ Nun, dass könnte daran liegen, dass es diesmal keinen Streit gab.“
Mattie und Chloe sahen sich verwundert an. Das war ja mal was ganz neues.
„ Was war denn los? Ist er etwa bei eurem Gespräch eingeschlafen?“, neckte Mattie. Sie konnte einfach nicht glauben, dass die beiden es tatsächlich geschafft hatten, ohne großen Streit zu reden. In letzter Zeit hatte sie sich doch wegen jeder Kleinigkeit in den Haaren, dass sie sich noch nicht an die Gurgel gegangen waren, grenzte ihrer Ansicht nach an ein Wunder.

„ Wenn das passiert wäre, wäre jedenfalls euer toller Film Schuld gewesen.“, bekam sie prompt von Lukas zu hören, der mittlerweile hinter ihr stand.

Erschrocken drehten sich die beiden um. Harm und Mac konnten sich ein lächeln nicht verkneifen. Sie hatte Lukas kommen sehen, doch angesichts der großen Neugier der beiden und ihres manchmal doch etwas vorlauten Mundwerk, hatte sie die beiden nicht vorgewarnt. Sollten sie ruhig mal ins Fettnäpfchen treten.

„ Der Film ist super.“, konterte Mattie.
„ Und deshalb seid ihr zwei dabei auch eingeschlafen. Wer`s glaubt.“
„ So jetzt ist aber genug. Ihr könnt nach dem Frühstück weiter streiten. Da müssen wir nämlich ins Büro und außerdem seid ihr dann doch erst richtig gestärkt.“, witzelte Harm.

Zum ersten Mal seit langem hatte er morgens wieder Richtig gut Laune. Nach dem Gespräch mit Lukas gestern Abend hatte er seit langem wieder richtig schlafen können.

Die drei Teenager setzten sich und fingen ohne jede weitere Diskussion an zu Frühstücken.
„ Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“, war das letzte was sie noch bemerkte, bevor sie in ihr Brötchen biss.

„Also ihr zwei, mit euch haben wir auch noch etwas zu bereden.“ Harm blickte Mac an und als sie ihm zunickte, wusste er, dass sie mit der Sache von gestern Abend einverstanden war.
„ Lukas hat uns gestern mitgeteilt, dass er gerne wieder etwas mehr Sport treiben würde, womit wir natürlich einverstanden sind. Er hat auch vorgeschlagen, euch ebenfalls mitzunehmen. Er meinte es würde euch ebenfalls gut tun?“

Erwartungsvoll sah er die beiden Mädchen an. Mac musste lächeln. Das war wieder mal typisch für ihn. Er nutzte es aus, dass die beiden nicht wusste, worum es geht und spannte sie noch ein bisschen auf die Folter.

Mattie und Chloe sahen sich gegenseitig an. Sie waren von der Idee nicht sehr begeistert, zumal sie glaubten, dass es sich bei dem Sport um Baseball handelte.
„ Muss das denn sein?“, fragte Chloe und sah Mac an.

Die hatte in der Zwischenzeit beschlossen, in Harms Spiel einzusteigen.
„Nun. Wie Harm schon sagte, etwas Abwechslung würde euch ganz gut tun. Außerdem könnt ihr es euch ja erst einmal angucken. Vielleicht gefällt es euch ja sogar.“
„ Aber…“, protestierten die beiden, aber sie kamen nicht sehr weit. Sie hatte versucht Lukas mit allen Mittel zu der Therapie zu ziehen. Hatten versucht ihn zu täuschen, ihn wochenlang belabert. Nun war es an der Zeit, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

„ Kein aber. Wir werden heute einen geeigneten Verein suchen und dann fahren wir alle gemeinsam dorthin. Und wenn ich sage alle, dann meine ich das auch so.“ Mattie wollte ihm weiter widersprechen, doch sein Ton machte unmissverständlich klar, dass die Sache für ihn erledigt war und so ließen sie es bleiben.


Thai Sportstudio
17.00 Ortszeit

Etwas skeptisch betrachteten Mattie und Chloe den Laden, vor dem sie gerade standen. Einerseits waren sie froh, dass sie auf keinem Baseballfeld standen, aber ein Studio für Kampfsport? Unsicher schauten sie Harm und Mac an. Das konnte ja wohl unmöglich ihr ernst sein.
„ Los, ich will endlich anfangen.“, rief Lukas und drängte sich an den beiden vorbei, um kurz darauf auch schon wieder den Kopf aus der Tür zu strecken.
„ Was ist? Wollt ihr hier draußen Wurzeln schlagen?“

Das ließ sich Harm nicht zweimal sagen. Er war glücklich, dass sein Sohn endlich mal wieder zum scherzen aufgelegt war und auch wieder lachen konnte und das wollte er unter keinen Umständen wieder versauen.
„ Na los ihr zwei. Ihr sollt es euch ja nur mal ansehen. Wenn es euch nicht gefällt braucht ihr nicht noch mal wiederkommen.“
Dann schob er die zwei einfach hinter Lukas her, und betrat mit Mac zusammen ebenfalls das Studio.

Drinnen schauten sie sich erst einmal in Ruhe um. Direkt am Eingang war ein kleiner Tresen, der zurzeit unbesetzt war. Die Wände waren in hellen Pastelltönen gestrichen und verliehen dem ganzen Studio eine natürliche Wärme. Überall standen große Topfpflanzen, die die gemütliche Atmosphäre noch mehr hervorhoben und zwischen ihnen befanden sich mehrere Geräte fürs Kraft und Ausdauertraining.

„ Sieht eher aus wie ein Fitnessstudio.“, bemerkte Harm eher beiläufig.
„ Nun, dass ist es auch.“

Ein Mann, etwa Mitte dreißig kam auf sie zu. Er trug ein gelbes, enges Muskelshirt und hatte kurze dunkle Haare. Durch seine braune Hautfarbe, die nur von einem Sonnenstudio stammen konnte, blitzten seine strahlend weißen Zähne noch mehr, was Mattie und Chloe natürlich sofort auffiel.

„ Oh, entschuldigen sie. Wir dachten das hier wäre ein Studio für den Kampfsport.“, bemerkt Mac.
„ Nun, so ganz falsch sind sie ja auch nicht. Der Raum, in dem die Selbstverteidigungskurse abgehalten werden, liegt weiter hinten. Wir haben im laufe der Zeit festgestellt, dass es Profitabler ist, die Fitnessgeräte in den Eingangsbereich zu stellen. So lockt man auch Kunden, die nicht sonderlich Interesse am Kampfsport haben. Mein Name ist John Jackson und ich leite dieses Studio. Wie kann ich ihnen den helfen?“

„ Nun, wir wollten unsere Kinder gerne in einem ihrer Kurse unterbringen.“
„ Ah, ich verstehe. Haben sie den bereits Erfahrungen im Kampfsportbereich?“
„ Ich schon. In der Schule konnten wir mal einen Selbstverteidigungskurs absolvieren.“
„Haben sie den irgendwelche wünsche oder Vorstellungen von dem Kurs?“
„ Nein, nicht so direkt. Wir wollten uns erst einmal ihr Angebot ansehen. Außerdem wissen die beiden hier noch nicht so recht, ob sie wirklich an einem Kurs teilnehmen wollen.“
„ Nun, am besten folgen sie mir. Es findet gerade ein Vorführungskurs statt.“

Die 5 folgten dem Mann durch das Studio zu einem im hinteren Teil befindlichen Raum. Hier sah es aus wie in einem Boxstudio. Mehrere Sandsäcke hingen von der Decke und auf einer Seite des Raumes stand ein kleiner Ring. Die Mitte war mit großen Matten ausgelegt, auf denen im Moment Kinder aller Altersklassen ihr Können demonstrierten.

„All diese Kinder nehmen an unseren Kursen teil. Wir haben viele verschieden Kurse im Programm. Selbstverteidigungskurs, auch spezielle nur für junge Frauen, Thai Bo, Kickboxen, normales boxen, Judo und Karate. Die Kurse werden von ausgebildeten Übungsleitern geleitet. Da die Kurse meist gemischt sind, stehen überall ein männlicher und ein weiblicher Übungsleiter zur Verfügung, um eventuelle Missverständnisse oder Ängste von vorneherein auszuschließen.“, erklärte John, während die fünf gebannt der Präsentation folgten.

Während die einzelnen Schüler verschiedenen Übungen vorführten, erklärte einer der Übungsleiter dem Publikum, wofür diese Übungen waren und was das Ziel war.

„ In all unseren Kursen wollen wir eigentlich nur eins erreichen. Unsere Schüler sollen Selbstvertrauen aufbauen. Sie sollen die Kraft finden, auch in schwierigen Situationen Nein zu sagen oder Hilfe zu leisten. Alle Kampfhandlungen, die sie hier lernen, zielen ausschließlich auf die Verteidigung. Ihre Kinder sollen und auch sie sollen die Gewissheit haben, dass sie sich jederzeit wehren können.“

„ Und was ist, wenn mein Kind mit einer Waffe bedroht wird?“, fragte nun ein Mann aus dem Publikum.
„ Nun, in unseren Selbstverteidigungskursen lehren wir nicht nur einfache Verteidigungsgriffe, sondern auch die Entwaffnung von Angreifern.“
„ Und was ist bei einem Überfall mit einer Schusswaffe? Lehren sie mein Kind auch wie er so jemanden entwaffnet?“

„ Nein.“
„ Wieso nicht? Was bringt ihr Kurs dann?“
„ Genauso wie Sie können, auch wir nicht alles tun, um ihre Kinder zu schützten. Wir können ihnen durch diese Kurse lediglich mehr Sicherheit und Selbstvertrauen geben.“
Harm und Mac verfolgten die Diskussion aufmerksam und merkten deshalb gar nicht, dass John sich ihnen wieder zugewandt hatte.

„ Haben sie noch irgendwelche Fragen?“
„ Ich hätte da noch eine Frage.“, sagte Chloe. „ Sie sagten doch, dass es einen Selbstverteidigungskurs nur für Frauen gibt. Wo liegt den da der Unterschied zu dem Kurs, den Lukas dann machen müsste?“

„ Nun, in diesem speziellen Kurs geht es nicht nur allein um die Verteidigung. Sicher lernt ihr in diesem Kurs auch, wie ihr euch bei einem Angriff verteidigen könnt. In diesem Kurs wird aber auch sehr auf die stärke des Geistes geachtet und auch trainiert.“
„ Die stärke des Geistes?“, fragte Mattie nach.
„ Ja, damit du dir demnächst die Vokabeln besser merken kannst.“, scherzte Lukas.

„ Nein, nicht so ganz. Gerade junge Frauen wie ihr beide es seid, stehen heute unter einem enormen Druck. In der Schule geht es viel nach aussehen und wenn ihr einen Freund habt, geht es auch bald um die Frage, wann ihr das erste Mal mit ihm schlafen wollt. In diesem Kurs soll euer Geist gestärkt werden, damit ihr diesem Druck standhalten könnt und es euch leichter fällt Nein zu sagen oder zu euren Meinungen zu stehen und sie zu vertreten.“

„ Das hört sich gut an.“, warf nun auch Mac ein und Harm nickte zustimmend. Er hatte sich schon öfters Gedanken darüber gemacht, wie seine beiden Sprösslinge wohl reagieren würden, wenn ihnen zum Beispiel jemand Drogen anbieten würde. Vor allem wegen ihrer jetzigen Situation.

„ Also ich würde gerne an diesem Kurs für junge Frauen teilnehmen.“, sagte Mattie und sah Harm und Mac abwechselnd an.
„ Ich auch.“, kam es nun von Chloe.
„ Und bei mir wisst ihr die antwort ja schon.“, kam es nun von Lukas.

Harm wandte sich an John.
„ Wo können wir die drei denn anmelden?“
„ Nun, ich würde vorschlagen, sie überstürzen es nicht gleich. Viele melden ihre Kinder sofort an, weil sie total begeistert von den Vorführungen sind und merken dann später, dass ihren Kindern diese Sache überhaupt nicht liegt. Ich würde Vorschlagen sie kommen morgen mit den dreien wieder. Sie können dann Probeweise an den Kursen teilnehmen, die sie interessieren und wenn es ihnen dann gefällt, melden sie sie an.“
„ Das klingt gut. Ich danke ihnen.“
Harm, Mac, Chloe, Mattie und Lukas verabschiedeten sich und machten sich wieder auf den Weg zum Auto.

„ Können wir jetzt bitte irgendwo etwas essen fahren? Ich sterbe nämlich vor Hunger.“
Harm drehte sich verwundert um.
„ Also, von Mac hätte ich das ja jetzt erwartet, aber von dir.“
„ Tja, nicht nur Marines haben einen großen Appetit, auch Fliegersöhne haben manchmal so eine Veranlagung.“
„ Ja, vor allem wenn es zu hause nie was ordentliches gibt. Also, auf zu Beltways.“, rief Lukas und sprang in den Wagen.

Harm wollte dem natürlich widersprechen, doch Mac hatte ihm schon die Schlüssel abgenommen und setzte sich ans Steuer.
„ Also, auf geht’s. Ich fahre, damit wir auch dort ankommen.“
Mattie, Lukas und Chloe mussten lachen.
„ Gib auf Harm. Du hast verloren. Entweder du steigst jetzt ein und kommst mit oder du kannst laufen.“ Rief Mac und um ihre Aussage den nötigen Ausdruck zu verleihen startete sie schon einmal den Motor, sodass Harm sich letzen endlich geschlagen gab und mit ihnen fuhr, denn zum laufen hatte er wahrlich keine Lust.


Kennedy Road 1526
18:00 Uhr Ortszeit
Tag vor Harms Geburtstag

„ Lukas, hast du mal einen Moment Zeit für mich?“, rief Mac nach oben. Harm war mit Mattie und Chloe zu ihrem Selbstverteidigungskurs gefahren und so hatten die beiden nun genug Zeit, die letzten Vorbereitungen zu treffen.

Wie auch schon die Jahre davor hatte Harm nicht sonderlich Lust auf eine große Feier. Lediglich den Besuch von Trish, Frank und Sergei hatte er akzeptiert, aber dann war auch schon Schluss. Auch als Mac versuchte ihn davon zu überzeugen, seinen Geburtstag mit Lukas zu feiern, blockte er ab.
„ Der Junge hatte vor einem halben Jahr Geburtstag, dass würde doch jetzt voll in die Hose gehen. Außerdem sind keine Ferien mehr und seine Freunde aus Chicago könnten auch nicht kommen. Er kann dafür im nächsten Jahr ganz groß Feiern.“, war seine Antwort auf den Vorschlag gewesen.

„ Ok. Ich habe heute noch einmal mit Harriet geredet. Es läuft alles wie geplant. Am Samstag kommen alle um Punkt 15.00 Uhr her. Du musst ihn also bis etwas 15.30 Uhr beschäftigen, damit auch wirklich alles gut geht.“
„ Gut, aber ein paar Fragen hätte ich da noch. Erstens hat er doch morgen Geburtstag, wieso ist die Feier also am Samstag und zweitens was soll ich denn bitte so lange mit ihm machen? Das einzige was ihn solange von zu hause fern hält ist das Fliegen und dass ist absolut nichts für mich.“

„ Keine Sorge, ist alles schon geklärt. Wir haben uns überlegt, dass du Harm zusätzlich zu deinem Geschenk noch einen Gutschein schenkst. Eine Tag mit deinem Sohn oder so ähnlich. Harm wird sich sicher freuen und ich werde ihn dann fragen, wieso ihr das nicht gleich am Samstag macht.“
„ Wird er dann nicht verdacht schöpfen?“

„ Nein. Sag ihm einfach, dass du gerne auch Sergei mit dabei haben würdest, um ihn besser kennen zu lernen und etwas über Russland zu erfahren. Immerhin ist er ja nur sehr selten hier bei uns. Und da er ja schon am Sonntag wieder abreist und du Freitag Schule hast, wäre Samstag nun einmal der beste Tag dafür.“
„ Klingt gut. Ich werde mir mal was überlegen.“

„ Gut. Und wenn dir nichts einfällt, dann frag einfach Mattie und Chloe, die haben meistens eine Idee.“
„ Gib es sonst noch etwas?“
„ Nein, dass war es erst einmal.“
„ Gut, dann gehe ich mir mal den Kopf zerbrechen.“
Daraufhin ging Lukas wieder nach oben und dachte den Rest des Tages darüber nach, was er mit Harm unternehmen könnte.


Der nächste Tag - Harms Birthday
Kennedy Road 1526

Als er an diesem morgen wach wurde, waren alle anderen noch am schlafen. Leise ging er nach unten und setzten sich ins Wohnzimmer. Es war gerade mal 5.30Uhr und er wollte die anderen nicht wecken. Stattdessen dachte nach.

<Herzlichen Glückwunsch Harm. > gratulierte er sich selbst. <Mittlerweile bist du 42 Jahre alt und du hast dich immer noch nicht getraut sie zu fragen. Wie lange willst du eigentlich noch warten? Immerhin wirst du auch nicht jünger. Gut, du hast mittlerweile zwei Kinder, was einer Familie schon ziemlich nah kommt, aber es fehlt halt noch jemand. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt? Gibt es den überhaupt? Es muss ihn einfach geben, denn eins steht jawohl mal fest, sie ist eindeutig die Richtige. >

Plötzlich konnte er nicht mehr anders und fing an zu lächeln. Wieso fiel ihm das nicht schon früher ein?

Gerade als er aufstehen wollte, um wieder nach oben zu gehen, kamen ihm schon zwei aufgeregte Teenager entgegengelaufen.
„ Alles Gute zum Geburtstag Harm.“, riefen sie ihm zu und ehe er sich’s versah, hatte er auch schon zwei Teenager an seinen Armen hängen.
„ Hey nicht so schnell ihr zwei, ihr zerquetscht ihn ja völlig.“, rief nun Mac, die noch auf der Treppe stand und die Szene lächelnd beobachtete. Auch sie wünschte Harm natürlich alles gute, aber etwas anders als Mattie und Chloe, etwas zärtlicher.

Als auch Lukas kurze Zeit später nach unten kam, ging es ans Geschenke auspacken.

Mattie und Chloe hatten zusammen geschmissen und ihm ein Model einer Stearman gekauft, das man noch selbst zusammenbauen musste. Außerdem hatten sie noch ein Kochbuch für ihn “100 Vegetarische Gerichte die garantiert auch Nichtvegetariern munden“. Als er den Titel lass musste er laut lachen. Nun war Lukas Packet an der Reihe. Er war sich etwas unsicher, ob es auch wirklich das richtige für Harm war. Sie kannte sich zwar schon seit über 6 Monaten, doch war ihr Verhältnis noch nicht so, wie man sich ein Vater-Sohn-Verhältnis vorstellt. Gespannt packte Harm das Packet aus.

Kurz bevor er das Papier entfernte sah er Lukas noch mal an und fragte:
„ Ich muss mir bei öffnen ja keine Sorgen mache, oder? Mir kommt doch da jetzt nicht irgendein Tier entgegengesprungen?“
„ Nein, keine Angst, es dürfte mittlerweile Tod sein.“

Die vier sahen ihn ein Moment lang an. Lukas versuchte so ernst wie möglich zu bleiben, aber er schaffte es nicht und fing an zu lachen.
„ Keine Angst. Es lebt nicht mehr und hat auch nie gelebt.“
„ Na da bin ich aber beruhigt.“
Dann öffnete Harm das Packet und traute seinen Augen kaum. Ungläubig sah er Lukas an.
„ Das ist nicht dein ernst, oder?“, fragte er ihn?

Mattie und Chloe hüpften von einem Bein aufs andere. Sie waren super Neugierig. Lukas hatte nämlich niemandem erzählt, was er Harm zum Geburtstag schenkte.

„ Na los. Zeig schon her. Was hat er dir geschenkt.“, riefen sie.

Mac hatte es geschafft einen Blick in das Packet zu erhaschen und auch sie blickte nun ganz erstaunt zu Lukas rüber.
„ Hast du das etwa selbst gemacht?“, wollte sie wissen.
„ Ja. Gefällt es dir“, fragte er etwas unsicher.
„ Ob es mir gefällt? Das ist einfach unglaublich. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.“
„ Nun zeig doch endlich mal.“

Endlich entfernte Harm das Geschenkpapier vollständig. Nun verschlug es auch Mattie und Chloe die Sprache.
„ Wow. Und das hast du wirklich selber gemacht? Das ist ja echt klasse. Kann ich so eins zu Weihnachten bekommen? Für mein Zimmer?“
„ Ja, ich hätte auch gerne eins. Für meine Großeltern.“

Lukas nickte nur. Seine Augen hingen jetzt ganz bei Harm und dem Bild, welches er für ihn gemalt hatte. Es war ein Aquarellporträt von Harm. Im Hintergrund war eine große Tomcat, die über seinem Kopf flog und um den Kopf herum hatte er alle Abzeichen und Orden, die Harm in seiner Laufbahn erhalten hatte, Detailgetreu hingemalt.
„ Das ist wirklich unglaublich. Ich weiß gar nicht so recht was ich sagen soll.“ Harm hatte endlich seine Stimme wieder gefunden. Er war so fasziniert von dem Bild, dass ihm der Umschlag, der dabei lag, gar nicht auffiel.

Mac machte ihn schließlich darauf aufmerksam.
„ Harm, vergiss die Karte nicht?“
„ Karte? Welche Karte? Oh, die habe ich ja noch gar nicht gesehen.“
Harm öffnete den Umschlag und las die Karte. Als er fertig war lächelte er seinen Sohn an.
„ Haben sie dich also auch schon rumgekriegt?“ Lukas schaute ihn verwirrt an.
„ Ihr wolltet mich also wieder mal aus dem Haus locken, damit ihr eine Überraschungsparty schmeißen könnt.“

„ Also davon weiß ich nichts. Ich dachte nur, dass es gut wäre noch ein zweites Geschenk dabei zu legen, falls dir das Bild nicht gefällt. Außerdem wäre es heute sowieso blöd gewesen, da ich doch zur Schule muss. Wenn überhaupt sollten wir es an einem Wochenende machen.“, versuchte Lukas sich schnell rauszureden.
Harm musterte seinen Sohn aufmerksam. < Also entweder ist er ein verdammt guter Lügner oder er weiß wirklich nichts.>

„ Also gut, ich glaube dir.“
„So, dann lasst uns mal Frühstücken, damit ihr nicht noch zu spät zur Schule kommt.“
„ Halt, was ist den mit Macs Geschenk?“
„ Das gibt es erst heute Abend. Also los jetzt. Abmarsch. Ihr habt ihr einen hungrigen Marine vor euch.“
„ Na dann aber los, sonst kriegen wir nichts mehr ab.“, neckte Harm sie.
Dann gingen sie alle in die Küche um in aller Ruhe zu frühstücken.


3 Stunden später

Harm hatte sich den heutigen Tag frei genommen. So konnte er einer Überraschungsfeier im Büro ausweichen und außerdem seine Mutter, Frank und auch Sergei vom Flughafen abholen.

Trishs und Franks Flieger sollte um 10:30 landen, der von Sergei um 11:30. Harm wollte Trish und Frank abholen, mit ihnen etwas durch die Läden am Flughafen schlendern und anschließend dann mit ihnen zusammen Sergei abholen.
Natürlich hatten aber beide Flieger Verspätung, sodass er noch ein wenig mehr Zeit hatte, als er dachte. Also suchte er sich eine ruhige Ecke, wenn es so etwas am Flughafen überhaupt gibt, setzte sich und wartete.

Mit einer halben Stunde Verspätung landeten Frank und Trish dann endlich in Washington. Als sie aus dem Flieger kamen, entdeckten sie Harm sofort. Sie gingen sofort zu ihm rüber und gratuliertem ihm.
„ Hallo mein Junge. Alles Gute zum Geburtstag. Schön, dass du dieses Jahr wenigstens mit deiner Familie feierst.“, begrüßte Trish ihren Sohn. Sie hatte es nie verstanden, dass Harm seinen Geburtstag am liebsten allein verbrachte.
„ Von mir auch alles gute.“, begrüßte ihn nun auch Frank, und gab ihn die Hand. Das Verhältnis der beiden war über die Jahre zwar besser geworden, aber mehr in freundschaftlicher Richtung.

„ Und, hast du ihn mitgebracht?“, fragte Trish neugierig und schaute sich um.
„ Nein Mum. Er ist in der Schule, wie es sich gehört. Aber keine Sorge, du wirst ihn noch früh genug kennen lernen. Du wirst ihn mögen.“
„ Soll das ein Scherz sein. Der Junge hast das fliegen. Ich liebe ihn jetzt schon.“

Harm und Frank konnten sich das grinsen nicht verkneifen. Sie beide wussten wie sehr sie es hasste, dass Harm regelmäßig selbst flog. Und dass er Mattie so oft es ging mitnahm, gefiel ihr auch nicht sonderlich. Sie hatte ständig Angst um ihren Jungen, wenn er in der Luft war und sie war froh, dass sie sich wenigstens um ihren Enkel nicht mehr sorgen musste.

Frank und Trish kannten Lukas bisher nur von Fotos und Telefonaten. Während des Prozesses waren sie in Europa und erfuhren deshalb erst viel später von ihm. Dann sollten sie ihn kurz vor der großen Feier kennen lernen, doch die hatten Harm und Mac nach der Sache mit Palmer abgesagt, zumal es Lukas danach ja auch nicht wirklich gut ging. Und dann hatte es sich einfach nicht ergeben, weil entweder Frank auf eine Geschäftsreise musste oder Trish eine Ausstellung hatte. Doch nun war endlich der Tag gekommen, an dem sie ihren Enkel endlich auch mal in die Arme schließen konnte.

„ Wann landet denn Sergeis Flieger?“, fragte Frank nun nach.
„ Eigentlich um 11:00, aber er hat ebenfalls Verspätung.“
„ Na dann erkundigen wir uns am besten schnell und dann entscheiden wir, was wir eventuell noch machen.“
Ihre Erkundigungen ergaben, dass Sergeis Flieger mittlerweile auch schon gelandet war und so beeilten sich die drei, damit er nicht zu lange auf Sie waten musste oder er eventuell anfing Sie zu suchen und Sie sich deshalb verpassten.

Doch Sergei hatte sie noch nicht gesucht, weshalb sie sich auch sehr schnell fanden. Er kannte Harms Unpünktlichkeit schon von seinem letzten Besuch bei ihm und hatte deshalb beschlossen, erst noch ein wenig auf ihn zu warten, bevor er sich auf die Suche machte.
Auch er gratulierte Harm zum Geburtstag und natürlich hielt auch er nach Lukas Ausschau. Auch er kannte seinen Neffen bisher nur von Fotos.

Dann machten sich die Truppe auf den Weg nach hause. Trish versuchte Harm dazu zu überreden doch irgendwo essen zu gehen, doch der weigerte sich vehement. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Mattie, Chloe, Lukas und Mac eine Überraschungsparty geplant hatten.

Trish beschloss, ihren Sohn nicht weiter zu bedrängen. Sie wusste von den Plänen der vier und wollte es ihnen nicht verderben, indem sie Harm vielleicht etwas verriet. Also ließ sie es bleiben und akzeptierte seine Endscheidung, auch wenn sie ihm am liebsten gesagt hätte, dass er sich absolut kindisch verhielt und man seinen Geburtstag eigentlich immer mit seiner Familie und seinen besten Freunden feiern sollte und nicht nur, wenn es einem gerade mal in den Kram passt.


Kennedy Road 1526

Als die vier endlich im Hause Rabb ankamen, war es bereits ein Uhr durch. Sergei war von seinem Flug ziemlich geschafft und verabschiedete sich sofort von ihnen, um sich im Gästezimmer ein wenig auszuruhen. Harm machte sich auf den Weg zur Küche, um Frank, Trish und sich eine Kleinigkeit zuzubereiten. Die beiden folgten ihm, um ihm zu helfen. Als sie im Esszimmer standen, welches Harm vor kurzem erst angelegt hatte blieben Frank und Trish schlagartig stehen.

„ Wow.“, kam es nur von den beiden.
„ Ja, nicht wahr. Und es hat auch gar nicht so lange gedauert. Die Wand ließ sich ziemlich schnell hochziehen und alles andere war ein Kinderspiel, vor allem weil Mattie und Chloe schon alles geplant hatten.“, erklärte Harm. Er wusste zwar genau, dass nicht das Esszimmer, sondern Lukas Bild gemeint waren, aber er wollte die beiden ein wenig necken.

„ Du bist einfach unmöglich Harm.“, bekam er daraufhin von seiner Mutter zu hören. „ Ich meine doch das Bild.“
Sie ging in Richtung des Bildes und blieb genau davor stehen, um es aus nächster Nähe zu betrachten.

„ Aquarell. Gute Farbkombinierung. Sehr detailgetreue Zeichnungen. Eine exzellente Arbeit. War bestimmt teuer. Von wem habt ihr das Bild denn machen lassen?“ Trish sah nun Harm wieder an.
„ Nun. Keine Ahnung wie viel es gekostet hat. Ich habe es heute erst bekommen. Es war ein Geburtstagsgeschenk von Lukas. Er hat es selbst gemalt. Zumindest sagt er das.“

„ Mein Gott. Dieser Junge gefällt mir immer mehr. Erst erklärt er sich zum Nichtflieger auf Lebzeiten und nun hat er auch noch so unglaublich viel Talent.“
„ Nun. Sieht ganz so aus, als hätte er keine Rabb Gene. Zumindest keine männlichen.“, mischte sich nun auch Frank ein und musste ein wenig schmunzeln.
„ Ja, sieht ganz so aus. Ich war zwar erst ein wenig enttäuscht, dass mein eigen Fleisch und Blut nicht Navypilot werden will, aber mittlerweile bin ich drüber weg.“

„ Zu deinem Glück. Glaub mir, wenn du diesen Jungen auch nur in die Nähe eines Cockpits gebracht hättest, wäre es dir sehr schlecht ergangen, Harmon Rabb Junior.“ Während Trish das sagte, sah sie ihm tief in die Augen. Harm wusste genau, dass seine Mutter diese Worte absolut ernst meinte. Sie hatte es schon gehasst, dass er in die Fußstapfen seines Vaters getreten war.

„ So ihr zwei, ich will euch ja nicht bei eurer tiefsinnigen Diskussion stören, aber ich habe langsam Hunger, also könnten wir jetzt vielleicht endlich in die Küche gehen?“, unterbrach Frank nun die beiden. Diese nickten nur und so gingen dann alle gemeinsam in die Küche, wo Harm die restliche Lasagne vom Abend zuvor aus dem Kühlschrank holte und aufwärmte und keine 10 Minuten später waren sie auch schon am Essen.



Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#10 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:32

Kennedy Road 1526
16.00 Uhr Ortszeit

„ Wir sind da Harm. Sag mir schnell wo Granny ist, damit ich sie drücken kann.“, rief Mattie, als sie die Tür aufschloss. Sie freute sich jedes Mal sehr, wenn Trish und Frank zu besuch waren und konnte es kaum erwarten, sie zu drücken.
„ Nun mal langsam junge Dame.“, hörte sie ihre Großmutter sagen, die gerade die Treppe herunterkam. Sie hatte sich nach dem Essen ebenfalls etwas hingelegt und war nun wieder Top fit.

„ Hallo Granny!“, rief Mattie und lief auf Trish zu, nahm sie in den Arm und gab ihr einen dicken Kuss auf die Wange. Dann begrüßte sie Frank und Sergei, die hinter Trish die Treppe herunterkamen.
Auch Chloe begrüßte die drei, aber nicht ganz so stürmisch wie Mattie. Eigentlich wollte sie allen dreien nur die Hand reichen, weil sie sie ja noch nicht so gut kannte, aber Trish ließ dass nicht gelten und nahm Chloe ebenfalls in den Arm.

„ So, und wo ist nun mein Enkel?“, fragte sie, nachdem Mattie sich wieder ein wenig beruhigt hatte und sie alle ins Wohnzimmer gegangen waren, wo auch Harm saß.

„ Och, der kommt etwas später.“, sagte Chloe und hoffte, dass es keiner weiter nachfragen würde.
„ Ja, mein großer Bruder hat sich nämlich mit Bobby geschlagen und darf jetzt nachsitzen.“, berichtete Mattie, nicht ohne ein wenig stolz in den Augen. Harm bemerkte dies sofort und verlangte natürlich sofort eine Erklärung.
„ Also, raus mit der Sprache junge Dame. Was hat er angestellt und vor allem wieso findest du es toll?“

„ Mattie schaute zu Chloe rüber. Los, erzähl du es ihm lieber, ich war ja nicht wirklich dabei.“
„ Na gut. Also, ich kam gerade vom Geschichtsunterricht wieder. Mattie und ich hatten uns auf dem Pausenhof verabredet, da wir ja nicht denselben Kurs hatten. Als ich zu unserem Treffpunkt ging, kam Bobby Jenkins auf mich zu. Er fing an, mich vor seinen Freunden anzubaggern und fand das wohl auch noch cool. Mir gefiel das überhaupt nicht und ich sagte ihm, dass er damit aufhören soll, aber das hat überhaupt nicht interessiert. Als er mir dann auch noch zu nahe kam, habe ich ihm eine Ohrfeige verpasst.“

„ Ja, und er hatte glück das du nicht deine Kenntnisse aus dem Kurs sofort angewendet hast.“, rief Mattie dazwischen.
„ Mattie, lässt du Chloe jetzt mal zu ende erzählen.“, ermahnt Harm sie.

„ Naja. Bobby wurde richtig sauer und ging auf mich los. Ich wollte gerade meine Sachen hinwerfen, damit ich mich besser verteidigen kann, da kam auch schon Lukas und verpasste ihm eine und dann schlugen sie sich bis Mr. Hopkins dazwischen ging und beide zum Direktor brachte. Und nachdem was wir gehört haben müssen nun beide zwei Wochen lang Nachsitzen, und zwar ab heute.“

Harm konnte nicht anders und schüttelte verständnislos mit dem Kopf. Er verstand nicht, wieso sein Sohn sich da eingemischt hatte. Chloe war mittlerweile stark genug, um sich selbst gegen solche Angriffe zu wehren. Und sie hätte sicherlich weniger Konsequenzen zu tragen gehabt.

„Na dein Bruder ist aber ziemlich mutig.“, mischte sich Trish nun ein. Sie wusste genau, an was Harm jetzt gerade dachte. „Euer Vater war früher genauso.“
„ Mum. Das tut jetzt nichts zur Sache.“
„ Oh doch Harm. Lukas scheint genauso ein Hitzkopf zu sein wie du damals. Er lässt es auch nicht zu, wenn jemand ein Mädchen so angeht und das ist auch gut so. Jetzt weiß ich wenigstens schon einmal, dass er später Mal ein guter Ehemann wird, so wie so es sein wirst.“

„ Trotzdem war es nicht richtig.“
„ Sicher. Aber es sicher auch einen Weg ihm das deutlich zu machen, und zwar ohne ihn gleich anzuschreien oder zu bestrafen.“
„ Ist ja schon gut. Ich werde gnädig sein. Aber nur dieses eine Mal. Und jetzt sagt mir lieber wann er Schluss hat, damit ich ihn holen kann, sonst müssen die drei hier ja noch länger auf ihn warten.“

„ Um 17.00 Uhr.“
„ Gut. Dann mache ich mich jetzt mal auf den Weg, damit ich ihn nicht noch verpasse. Ihr könnt ja in der Zwischenzeit schon mal anfangen das Essen zu machen.“
„ Aye aye Sir.“, riefen Mattie und Chloe gleichzeitig.
„ Hilfst du uns Granny?“
„ Sicher doch.“

Dann gingen Mattie, Chloe und Trish in die Küche, Frank und Sergei schalteten den Fernseher ein und Harm machte sich auf den Weg, um seinen Sohn von der Schule abzuholen. Auf der Fahrt überlegte er die ganze Zeit, was er Lukas am besten sagen sollte, doch ihm fiel nicht wirklich etwas ein, denn im Grunde war er ja Stolz auf seinen Sohn, weil er sich so für Chloe eingesetzt hatte. Auch wenn seine Art und Weise falsch war.


Lincoln Highschool
Washington D.C.

Während der gesamten Fahrt hatte Harm überlegt, was er Lukas sagen sollte. Er war einfach hin und her gerissen. Einerseits war er stolz, andererseits auch sauer auf ihn. Schließlich beschloss er, es einfach auf ihn zukommen zu lassen. So stieg er also aus, und machte sich auf den Weg zum Direktor. Er wusste noch von seiner Schulzeit, dass Direktoren nach solchen Geschehnissen immer die Eltern sehen wollten und er wusste nicht, wann er sonst Zeit für so ein Gespräch finden würde.

Harm wusste noch von Lukas Anmeldung, wo sich das Zimmer des Direktors befand, weshalb er auch sehr schnell dort war. Er klopfte an die Tür und wartete.

„ Herein!“
„ Guten Tag Direktor Peterson. Ich habe gehört, dass Lukas sich heute in der Schule geprügelt hat und wollte mich erkundigen, wie es dazu kommen konnte.“
„ Guten Tag Mr. Rabb. Kommen sie nur rein und setzten sie sich. Ich war gerade dabei die Benachrichtigung an sie zu schreiben, aber das hat sich ja jetzt wohl erledigt.“
„ In der Tat.“ Harm setzte sich auf einen der Besucherstühle und wartete. Er war gespannt, was der Direktor ihm zu der Sache sagen würde.

„ Also, so wie ich es von Mr. Hopkins und einigen Schülern erfahren habe, ist ihr Sohn heute in der Mittagspause grundlos auf Bobby Jenkins eingeschlagen und da ich so ein Verhalten weder dulden kann noch will, muss er nun für die nächsten zwei Wochen Nachsitzen. Außerdem ist er von Mr. Jackson für unbestimmte Zeit vom Baseballteam ausgeschlossen worden.“

„ Das ist doch nicht ihr ernst? Immerhin wollte er doch nur Chloe verteidigen.“, rief Harm. Er war sauer auf Direktor Peterson, weil der anscheinend eine Entscheidung getroffen hatte, ohne die ganze Wahrheit zu kennen.
„ Das weiß ich. Trotzdem werde ich sein Verhalten nicht akzeptieren. Chloe hätte sich sicherlich auch selbst wehren können und wenn nicht, hätte sie nur etwas sagen müssen. Mr. Hopkins stand ganz in ihrer Nähe und hätte dann sofort eingegriffen.“

„ Das ist ja wohl nicht ihr ernst?“, wetterte Harm. Er war Stinksauer und machte auch keinen Hehl daraus. „ Nur weil Chloe einen Selbstverteidigungskurs absolviert, heißt dass noch lange nicht, dass sie nun jeden Kampf gewinnt. Und wieso hat ihr Mr. Hopkins nicht eingegriffen als Chloe Bobby die Ohrfeige verpasst hat? Das war jawohl ein sicheres Zeichen dafür, dass da was nicht stimmt.“ Harm sah Direktor Peterson wütend an. Der wusste gar nicht, was er darauf erwidern sollte.

„ Trotzdem war das Verhalten ihres Sohnes falsch.“, erwiderte er nach einiger Zeit nur.
„ Genauso wie das von Bobby Jenkins. Was hat er eigentlich für eine Strafe bekommen?“ Harm sah Direktor Peterson genau an und ahnte an seiner Reaktion, dass Bobby Jenkins ungestraft davongekommen war.
„ Nun, ich kann jawohl schlecht das Opfer bestrafen.“ Opfer? Das war zuviel für Harm.

„ Opfer? Er soll das Opfer gewesen sein? Und was ist Chloe dann? Eine Mittäterin? Er ist Chloe angegangen und Lukas hat sie verteidigt und wird dafür auch noch bestraft, während dieser Typ einfach so davonkommt. Ich glaub das alles nicht mehr. Aber keine Sorge. Ich weiß jetzt, was ich von ihnen zu halten habe. Und ich sage ihnen noch etwas. Lukas wird sicher keinen ihrer Schüler verprügeln. Er wird so schnell wie möglich diese Schule verlassen und er wird sicherlich auch nicht mehr wiederkommen.“

Harm sah Direktor Jenkins immer noch wütend an. Dieser war mittlerweile ganz klein geworden. Er hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht, dass Harm seinen Sohn mit so einem Wutausbruch verteidigen würde.

„ Sie können mir seine Schulunterlagen gerne zuschicken. Und nun entschuldigen sie mich, ich gehe jetzt meinen Sohn holen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Harm vom Direktor und machte sich auf die Suche nach Lukas und keine zehn Minuten später saßen Sie bereits im Wagen auf dem Weg nach hause.


Kennedy Road 1526

Harm hatte während der Fahrt nicht ein Wort gesagt. Er war immer noch wahnsinnig wütend und hatte einfach Angst, dass er seine Wut an seinem Sohn auslassen würde. Lukas war das ganze ziemlich unheimlich gewesen und er war froh, als sie endlich zu hause ankamen. Vor der Tür blieb er jedoch stehen. Er wusste, dass Trish, Frank und Sergei dort drin auf ihn warteten und das machte ihn irgendwie nervös.

„ Hey, was ist los?“, fragte Harm ihn, wohl darauf bedacht, seine Stimme unter Kontrolle zu halten und nicht loszubrüllen.
„ Ich weiß nicht.“, gab Lukas nur zurück. Er fühlte sich sichtlich unwohl.
Doch mehr Zeit blieb den beiden auch nicht, um darüber zu reden, denn Mattie hatte die beiden kommen sehen und riss nun die Tür auf.

„ Da seid ihr ja endlich. Kommt endlich rein. Granny ist schon ganz gespannt auf dich. Sie will dich endlich kennen lernen.“ Sie packte Lukas am Arm und zog ihn ins Haus, gleich durch den Flur, bis ins Wohnzimmer. Er hatte nicht die geringste Chance gegen sie.
„ Granny, Frank, Sergei, dass ist Lukas.“, stellte sie ihn vor.

Lukas sah die drei der Reihe nach an und überlegte, was er nun tun oder sagen sollte. Sie hatten bestimmt schon von seiner Auseinandersetzung gehört. Was sie wohl von ihm hielten?

„ Mein Gott, die Bilder lügen nicht, du bist deinem Vater wirklich so verdammt ähnlich und deinem Großvater sogar noch mehr als Harm damals. Komm her und lass dich anschauen. Ja, sogar dieselben leuchtenden Augen hast du. Gut das du kein Flieger werden willst. Jetzt haben die Frauen wenigstens endlich mal lange genug was von den Rabb Männern.“ Trish nahm Lukas in den Arm und hätte ihn am liebsten gar nicht mehr losgelassen. Lukas erinnerte sie einfach viel zu sehr an Harm und seinen Vater. Sie wollte diesen Moment einfach so lange wie möglich genießen.

„ Mensch Trish, du erdrückst den Jungen ja gleich und dann haben die Frauen doch nichts mehr von ihm.“, warf Frank nun lachend ein. Er wusste, wie sehr Trish Harmon Rabb Senior geliebt hatte. Die beiden lernten sich kennen, als Harmon Rabb Senior in Lukas Alter war. Die wahnsinnige Ähnlichkeit weckten bei ihr viele Erinnerungen.

„ Oh, entschuldige bitte.“, sagte sie etwas kleinlaut und ließ Lukas wieder los.
„ Ich bin Frank. Harms Stiefvater. Du kannst mich nennen wie du willst. Frank, Frankie, nur bitte nicht Grandpa, dann fühle ich mich nämlich so alt.“ Er gab Lukas die Hand und lächelte ihn dabei an. Lukas fühlte sich nun ein bisschen wohler.

Dann kam Sergei auf ihn zu.
„ Ich bin Sergei. Harms Halbbruder aus Russland. Dein Vater hat mir leider noch nicht sehr viel über dich erzählen können, aber ich hoffe doch, dass wir uns in den nächsten Tagen besser kennen lernen werden.“ Auch Sergei gab Lukas die Hand. Der hatte seine Nervosität in der Zwischenzeit gänzlich verloren.

„ Freut mich, euch alle kennen zu lernen.“, sagte er nun.
„ Nun setzt dich erst einmal zu uns. Harm hat hoffentlich nicht all zu sehr mit dir geschimpft. Und wenn doch, dann kann er aber was erleben. Er war in deinem Alter nämlich nicht anders.“
„ Mum, dass müssen die drei nun wirklich nicht erfahren. Die nehmen mich doch gar nicht mehr ernst, wenn sie alles wissen.“

„ Aber mich dafür umso mehr.“ Das war Mac. Sie hatte sich etwas anderes angezogen, nachdem sie von der Arbeit gekommen war und kam gerade wieder nach unten. Von Lukas kleiner Auseinandersetzung mit Bobby Jenkins hatte sie natürlich schon gehört.

< Oh man, jetzt bin ich fällig. Es war ja schon schlimm, dass Dad so gar nichts gesagt hat, aber Mac sieht auch nicht gerade glücklich aus. Und wie sagt Dad lieber. Der größte Fehler den man machen kann ist der, einen Marine zu reißen. Es ist sogar noch schlimmer als sich zwischen einen Marine und sein Essen zustellen. Jetzt verstehe ich, was er damit meinte. Sie sieht echt sauer aus. >

„ Harm, kommst du mal bitte mit nach oben, und Lukas, du kannst auch gleich mitkommen.“
Die beiden sahen sich einen Moment lang an, bevor sie langsam die Treppe rauf schlichen.
„ Viel Glück ihr zwei!“, rief Mattie ihnen noch hinterher.

Mac wartete bereits in Lukas Zimmer auf die beiden. Sie saß auf dem Stuhl an seinem Schreibtisch. Lukas und Harm setzten sich auf Lukas Schlafcouch, die im Moment eingezogen war. Die Tür hatte Harm vorsorglich geschlossen. Es musste ja nicht jeder mitkriegen, wie Mac sie niedermachte, auch wenn Mattie wahrscheinlich eh schon an der Tür hing um zu lauschen.

„Was hast du dir denn nur dabei gedacht?“, fragte Mac in den Raum.
„ Nun, ich…“, weiter kam Lukas nicht, denn Mac unterbrach ihn sofort.
„ Nicht du, sondern dein Vater.“
Harm schaute Mac verdutzt an und auch Lukas sah jetzt zu seinem Vater.

„ Direktor Peterson hat vorhin hier angerufen. Er wollte wissen ob du deine Drohung, Lukas von der Schule zu nehmen, ernst gemeint hast? Kannst du mir bitte erklären was das ganze soll?“ Macs Stimme war beunruhigend ruhig, was Harm schlucken ließ. Er kannte Mac mittlerweile gut genug um zu wissen, dass dieser Tonfall nichts Gutes verhieß.

„ Spinnst du? Ich gehe nicht von der Schule. Alle meine Freunde sind dort. Ich hau doch nicht von da ab, nur wegen diesem Trottel Bobby. Das kannst du dir abschminken.“, rief Lukas. Er war stocksauer auf Harm. Wie konnte er nur so etwas sagen, ohne ihn vorher zu fragen.

„ Du bist bitte erst einmal ruhig. Zu dir kommen wir noch.“, warf Mac ein. Lukas war sofort still. Mac sah im Moment ziemlich sauer aus und er wollte sich nicht mit ihr anlegen.

„ Also, was hast du dazu zu sagen Harm?“
„ Ich will das doch gar nicht, dass war nur…. Taktik.“, versuchte dieser sich jetzt rauszureden. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Lukas und Mac so reagieren würden.
„ Es war nur Taktik? Und wofür?“ Mac sah Harm mit einem Blick an, den er noch nicht kannte. Er wusste nicht, wie er diesen Blick von ihr deuten sollte, aber er war ihm sichtlich unangenehm.

„ Nun,… also, … das war so…“, stotterte er herum.
Mac wusste genau, dass sie ihn jetzt am Wickel hatte. Wie einen Zeugen vor Gericht nahm sie ihn jetzt ins Kreuzverhör. Harm wusste nicht wieso, aber er fühlte sich ihr völlig ausgeliefert. Er konnte ihr einfach nichts entgegensetzten.
„ Ich warte Harmon Rabb Junior.“ < Oh man, sie nennt mich bei meinem vollen Namen, sie muss wirklich stinksauer sein > dachte Harm.

„ Nun, ich war heute bei Direktor Peterson, weil ich mir die Geschichte auch von ihm anhören wollte und da habe ich erfahren, dass dieser Bobby ungestraft davongekommen ist, obwohl er Chloe angegangen ist. Ich war stinksauer, vor allem weil ich erfahren habe, dass Lukas vorerst nicht mehr im Baseballteam spielen darf und ich weiß doch, wie sehr er es liebt. Bei mir ist einfach eine Sicherung durchgebrannt. Ich habe nicht mehr nachgedacht und einfach drauflosgeredet.“

„ Hört sich aber nach einer sehr schlechten Taktik an Herr Anwalt.“
„ Nun ich dachte, wenn Coach Jackson hört, dass Lukas von der Schule geht, wird er die Suspendierung rückgängig machen und er könnte wieder spielen. Ich weiß ja, dass er Mist gebaut hat und er sollte auch von uns zwei eine Strafe bekommen, aber ihm Baseball zu nehmen, ist einfach zu hart. Immerhin wollte er doch nur Chloe beschützen.“

Harm sah Mac an und bemerkte, wie ihr Blick sich nun langsam wieder entspannte. Erleichtert atmete er auf. Er schien es überstanden zu haben.

„ Also, nur damit du es weißt, ab jetzt wirst du Direktor Peterson nicht mehr alleine aufsuchen, sonst muss Lukas das nächste Mal wirklich die Schule verlassen. Und was dich angeht…“, Mac sah zu Lukas herüber,

„ hoffe ich, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt. Das nächste Mal reicht es sicher, wenn du denjenigen, der sie belästigt, die Prügel androhst. Immerhin weiß jetzt jeder, dass mit dir nicht zu spaßen ist. Und wenn Sie nicht hören, lass ihnen wenigstens den ersten Schlag, dann kann man auf Selbstverteidigung plädieren.“
Lukas nickte nur. Auch er war erleichtert, hatte er doch mit einem riesigen Donnerwetter gerechnet.

„ Oh, bevor ich’s vergesse, ihr habt beide eine Woche Hausarrest.“, fügte sie noch schmunzelnd hinzu.
„ Ja Mam’.“, antwortet Lukas, während Harm sie verwundert ansah.

„ Das ist doch wohl nicht dein ernst?“
„ Oh doch Flyboy. Und hör lieber auf zu diskutieren, sonst werden es nämlich zwei.“
„ Du solltest auf sie hören Dad. Du weißt doch, mit einem wütenden Marine sollte man sich lieber nicht anlegen.“
„ Da hast du’s Harm. Dein Sohn hat es schon verstanden.“
Mac und Lukas konnten sich das Lachen nun nicht mehr verkneifen.
„ Na schön.“, resignierte Harm nun wie ein typischer Teenager.
„ Gut, dann wäre das ja jetzt geklärt. Also los, gehen wir Geburtstag feiern.“

So machten sich die drei wieder auf den Weg nach unten.


Kennedy Road 1526
Beim Abendessen

Mittlerweile hatte sich im hause Rabb wieder alles beruhigt. Mattie und Chloe hatten zu beginn natürlich versucht herauszubekommen, worum es bei dem geheimen Gespräch ging, hatten es dann aber irgendwann aufgegeben. Nun saßen sie alle um den Esstisch und unterhielten sich beim Essen über alles Mögliche.

„ Also, ich muss ja sagen, dieses Bild gefällt mir wirklich sehr. Hast du es wirklich selber gemalt?“, fragte Trish gerade ihren Enkel.
„ Ja.“, antwortet er nur knapp. Er wurde bereits das ganze Essen über ausgefragt und hatte langsam keine Lust mehr.
„ Du hast wirklich Talent mein Junge. Musst du von deiner Großmutter haben. Harm hat es wohl übersprungen.“, kam es von Frank.

Nun wurde Lukas doch wieder aufmerksam. Er wusste zwar schon einiges über seine Großeltern, aber dass seine Grandma ebenfalls malte, war ihm neu.
„ Du malst auch?“
„ Ja, ich mache sogar von Zeit zu Zeit Ausstellungen. Wenn du Lust hast kannst du in den nächsten großen Ferien mal zu uns kommen. Dann können wir vielleicht ja auch ein paar deiner Bilder mit ausstellen.“

„ Ach, ich weiß nicht. Ich würde zwar sehr gerne zu euch kommen, aber, ich weiß nicht, ob meine Bilder gut genug für eine Ausstellung sind. Außerdem habe ich neben der Schule und Baseball kaum Zeit zum malen.“
„ Wir werden einfach sehen, wie es kommt, Ok.“
„ Ja.“
Lukas war froh. Er hatte seine Großeltern wirklich gerne.

„ Hast du morgen eigentlich schon was vor?“, fragte Sergei Harm. Er hatte langsam Mitleid mit Lukas, der die ganze Zeit von Trish, Frank und ihm ausgefragt wurde. Er wusste, wie er sich im Moment fühlte, denn ihm ging es bei seinem ersten Treffen mit Trish nicht sehr viel anders.
„ Nein, eigentlich nicht, wieso?“
„ Nun, ich dachte, wir könnten Dad mal wieder besuchen.“
„ Das ist eine gute Idee. Frank, Mum, wollt ihr auch mit?“
„ Nein, fahrt ihr zwei ruhig mal alleine. Wir wollten morgen zu einer Kunstausstellung.“

„ Nun, hast du nicht was vergessen?“, neckte Mac Harm nun.
„ Das war doch nicht wirklich dein ernst, oder?“
„ Oh doch mein lieber, Strafe muss sein. Es gibt allerdings die Möglichkeit einer kleinen Ausnahme.“
„ Und die wäre?“
„ Ihr verschiebt euern Gang auf Samstag und nehmt Lukas mit. Er kennt ihn ja schließlich noch nicht. Und ihr könntet anschließend noch…“, mehr musste Mac nicht sagen, denn Harm wusste genau, worauf sie hinauswollte.
„ Hättest du was dagegen Sergei?“
„ Nein, natürlich nicht.“

„ Lukas, ich würde dann am Samstag gerne mein anderes Geschenk einlösen. Wenn du nichts dagegen hast, dass Sergei mitkommt. Sonst verschieben wir es auf ein anderes Mal und gehen nur zum Friedhof.“
„ Nein, schon in Ordnung. Dann kann ich ihn noch ein wenig kennen lernen. Immerhin sehen wir uns ja nicht sehr oft.“
„ Gut. Dann also Samstag.“

Mattie, Lukas, Sergei, Frank, Chloe und Mac mussten alle innerlich lachen. Sie alle wussten von der Überraschungsparty und waren froh, dass sie Harm für die Vorbereitungen los waren.

Als das Essen beendet war, saßen alle noch zusammen im Wohnzimmer.
„ Was ist den nun mit dem Geschenk?“, wollten Mattie und Chloe wissen.
„ Seid doch nicht so neugierig ihr zwei. Man könnte ja meinen, dass ihr zwei heute Geburtstag habt.“, lachte Frank.

„ Aber Mac ist so unfair. Sie hat uns nicht mal einen kleinen Tipp gegeben. So wie Lukas auch. Wir wollen doch nur sichergehen, dass er nicht zweimal dasselbe bekommt.“, versuchten sie sich rauszureden.
„ Nun, und selbst wenn es so wäre, könntet ihr es jetzt sowieso nicht mehr ändern, denn Harm hat euer Geschenk ja schon.“, konterte Mac und genoss es richtig, die beiden auf die lange Bank zu schieben.

„ Nun, dann fangen wir wohl mal an. Harm, dass ist für dich, alles gute zum Geburtstag.“ Trish gab ihrem Sohn einen Umschlag und drückte ihn nun noch mal.
Harm öffnete den Umschlag und las den Brief, den er beinhaltete. Als er fertig war, drückte er seine Mum ganz fest.
„ Danke Mum, daran habe ich auch schon gedacht und es dauert auch nicht mehr lange, versprochen.“, flüsterte er ihr leise ins Ohr. Trish lächelte ihren Sohn an und auch Frank wusste sofort, was Sache war.

„ Los sag schon Harm. Was stand in dem Brief?“, Mattie rutsche ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her.
„ Keine Sorge junge Damen, wenn es an der Zeit ist, wist du es erfahren.“
Mattie sah ihren Ziehvater böse an. Sie hasste es, wenn er Geheimnisse vor ihr hatte und noch mehr sogar, wenn sie es auch noch wusste.

Von Sergei bekam Harm eine Einladung und einen Gutschein für ein Flugticket nach Russland, um ihn und seine Lebensgefährtin dort besuche zu können. Auch hier rüber freute sich Harm sehr, denn er sah seinen Bruder leider viel zu selten.

Nun war Mac an der Reihe. Als sie ihr Geschenk aus einer Schublade holte, schauten sie alle gespannt an. Niemand außer Trish hatte auch nur die geringste Ahnung, was Harm von Mac bekam. Sie überreichte Harm das Packet und gab ihm eine innigen Kuss.
„ Nun hört schon auf und lass Harm gefälligst das Geschenk auspacken.“, rief Mattie dazwischen.
„ Mattie!“, ermahnte Harm sie. Doch das interessierte sie herzlich wenig. Sie wollte endlich wissen, was in dem Packet war.

Harm wollte die beiden nun gänzlich verrückt machen und öffnete das Packet deshalb besonders Sorgsam.
„ Kann es kaputtgehen?“
„ Oh ja. Du musst es ganz vorsichtig auspacken.“, antwortete Mac mit einem grinsen im Gesicht.
Mattie und Chloe hielten die Spannung nicht mehr aus. Am liebsten hätten sie Harm das Packet aus der Hand gerissen und selbst geöffnet.

Nun hielt er ein großes Buch aus dunkelbraunem Leder in der Hand. Langsam öffnete es. Auf dem Deckblatt stand eine Art Inhaltsverzeichnis. Langsam las Harm es vor


Harmon Rabb Junior

Seite 1-10 Die jungen Jahre
Seite 11-21 Schon immer ein Flieger
Seite 22-42 Karriereschritte oder wie werde ich Admiral
Seite 42-Ende offen Meine Familie


Harm sah Mac tief in die Augen und sie erkannte dort eine einzelne Träne.

Dann blätterte er Seite für Seite um. Mac hatte das ganze Buch mit Fotos von seiner Geburt bis zum heutigen Tag gefüllt und unter jedes Bild einen lustigen Kommentar geschrieben. Die Truppe kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. In dem Buch waren Fotos von Harm als Baby, im Kindergarten, seiner Schulzeit, seiner Zeit bei der Navy, aber auch von Trish, Frank, Sergei, Mattie, Chloe, Lukas und Mac und seinen Freunden von JAG.

Als sie fertig waren, stand Mattie auf, lief nach oben und kam wenige Minuten später wieder runter.
„ So Harm. Du hast ja noch ein paar Seiten frei und die sollten wir schleunigst füllen.“ In ihrer Hand hielt sie eine Digitalkamera, mit der sie dann nach mehreren Anläufen ein wunderschönes Familiebild machten, welches Mattie sofort ausdruckte und einklebte.

„ So, jetzt fehlt nur noch ein passender Spruch.“, meinte Chloe.
„ Wie wär’s mit “Ein seltenes Ereignis, Harm feiert Geburtstag“.“, schlug Mattie vor.
„Nein, zu langweilig, wieso muss es eigentlich immer was lustiges sein?“
„ Na weil alle Sprüche in dem Buch so sind, wäre ja blöd, jetzt aufzuhören.“

„ Dann schreib am besten “ Colonel MacKenzie und ihre Gefolgschaft“ oder was noch besser passt “ Tut uns Leid, aber hier haben wir Frauen das Sagen“ oder auch sehr passend “ Auch ein Fliegerheld steht unterm Pantoffel“.“ Lukas hatte sich richtig ausgelassen.
„ Der letzte ist super, den nehmen wir“. Und ohne auf Harm Einverständnis zu warten, schnappte sich Mattie das Buch und schrieb den Satz unter das Bild.

„ Hey, werde ich nicht gefragt? Immerhin ist das mein Buch“, protestierte Harm.
„ Nee. Hast du nicht zugehört? Auch ein Fliegerheld steht unterm Pantoffel.“
Nun mussten alle herzhaft lachen, auch Harm. Und so verbrachten sie alle noch ein paar lustige Stunden, bevor nach und nach alle ins Bett gingen und einschliefen.


Friedhof
Washington D.C.
Grabmal

Harm Lukas und Sergei waren an diesem Samstagmorgen schon früh aufgestanden. Sie hatten nur schnell gefrühstückt und sich dann sofort auf den Weg gemacht. Sie hatten sich viel vorgenommen und wollten das auch alles schaffen. Lukas und Sergei war natürlich von vorne herein klar, dass das völlig unmöglich war, denn sie mussten ja um 15.30 wieder zurück sein, damit die Party steigen konnte.

Nun standen Sie alle drei am Grabmal und betrachteten es.
„ Es tut gut mal wieder hier zu sein.“, bemerkte Sergei. Er hatte seinen Vater zwar nie kennen gelernt, war aber froh, dass er ihn jetzt immer besuchen konnte, wenn er bei Harm war.
Harm nickte nur. Dann legte er einen Arm um Lukas Schulter und begann zu reden.

„ Hallo Dad. Ich bin es, Harm. Sergei ist auch mit dabei. Wir kommen diesmal außerhalb von Weihnachten, weil ich dir endlich jemanden vorstellen möchte. Das ist Lukas und er ist mein Sohn und der von Diane. Du erinnerst dich sicher noch an Diane.“

Lukas stand nur still da. Er hatte in diesem Moment ein ziemlich komisches Gefühl. Er konnte es nicht beschreiben. Es war im zwar nicht unangenehm, aber irgendetwas störte ihn. Er wusste nur nicht was es war. Wahrscheinlich lag es daran, dass er noch nie auf einem Friedhof war. Die Eltern von seinem Onkel und seiner Tante lebten alle noch und seine Mum durfte oder konnte er nie besuchen.

Die drei standen noch eine Zeit lang am Grabmal. Dann verabschiedeten sie sich wieder von Harmon Rabb Senior. Sergei und Harm salutierten noch vor dem Denkmal, bevor sie sich langsam auf den Weg machten.

„ Sollen wir auch kurz bei deiner Mum vorbeischauen?“, fragte Harm ihn, während sie den Weg entlang gingen.“ Er hatte zwar mit Mac darüber gesprochen und es auch fest eingeplant, aber er wollte Lukas trotzdem vorher fragen.
Lukas schüttelte nur mit dem Kopf, löste sich aber auch sofort wieder aus Harms Umarmung und senkte den Kopf noch mehr als vorher.

„ Hey, was ist den los? Wenn du nicht möchtest dann ist es Ok. Wir müssen nicht gehen.“ Harm hob den Kopf seines Sohnes etwas an und sah ihm in die Augen. Was er dort sah ließ ihn erstarren.
Lukas weinte bitterlich. Harm wollte ihn in den Arm nehmen, doch Lukas riss sich wieder von ihm los und rannte weg.


Einen Moment lang standen Harm und Sergei wie versteinert da, aber dann rannten sie hinter Lukas her. Sie fanden ihm kurze Zeit später auf einer Bank wieder. Er hatte den Kopf auf seinem Schoß liegen und man erkannte schon vom weiten, dass er fürchterlich weinte. Harm sah kurz zu Sergei und als dieser ihm zunickte, ging er langsam zu seinem Sohn rüber und setzte sich neben ihn. Behutsam nahm er ihn in seinen Arm und versuchte herauszubekommen was los war.

„ Hey. Was ist los?“ Lukas schluchzte nur.
„ Komm schon, rede mit mir. Was bedrückt dich so?“
„ Ich … Ich… Ich war noch nie bei Mum und jetzt habe ich…“ Lukas weinte noch mehr.

Harm nahm seinen Sohn jetzt ganz eng in den Arm.
„ Keine Angst. Sergei und ich sind doch dabei. Und glaub mir, ihr Platz ist wirklich wunderschön. Und sie ist mit Sicherheit auch nicht böse auf dich.“

Langsam sah Lukas seinen Vater jetzt an.
„ Woher weißt du denn wie ihr Grab aussieht? Besuchst du sie ab und zu mal?“
„ Natürlich, immerhin wollte ich sie mal…“ Harm stockte. Sollte er Lukas das wirklich erzählen, was er mal wollte?

Dann entschloss er sich dazu, es einfach zu tun. Was sollte denn schon schief gehen.
Und so erzählte er Lukas alles.


Flashback:

Warum jetzt

von Koppi


Arlington
Nördlicher Teile des Friedhofs
Grabstelle 4811

Harmon Rabb, der große JAG Anwalt, stand vor dem Sarg seiner besten Freundin. Er hatte sie verloren, weil ein Kerl, der nicht bei ihr landen konnte, sie einfach so erschossen hatte.

Harmon Rabb hatte in der einen Hand eine weiße Rose und in der anderen Hand einen kleinen Kasten, indem ein Verlobungsring war. Diesen wollte er ihr am Tage ihres Todes geben. Denn Harm, wie ihn seine Freunde nannten, war sich sicher, das für ihm keine andere Frau auf der Welt, als Mutter seiner Kinder in Frage kommen würde.

Es waren schöne Jahre, die er mit ihr verbringen durfte. Es waren wohl die schönsten Jahre, seitdem sein Vater abgeschossen worden war .

Jetzt lag sie vor ihm, in einen 2 Meter lagen Sarg. Während er auf den Sarg sah, liefen vor seinem geistigen Auge ein paar Bilder ab, in denen sie die Hauptrolle spielte. Wie in den ganzen letzten Jahren sie die Hauptrolle in seinem Leben war und jetzt war sie nicht mehr da. Wie sollte sein Leben weiter gehen?

Nie wieder würde er sich in den wunderschönen braunen Augen verlieren können oder sie laut lachen hören. Hatte sein Leben jetzt noch einen Sinn wo sie nicht mehr bei ihm war?
Ja, das hatte es und zwar den Sinn, das er ihren Mörder finden und ihm der gerechten Straf zuführen konnte und musste. Das war jetzt seine wichtigste Aufgabe.


Sie waren wie ein altes Ehepaar , das sagten auf alle Fälle ihre gemeinsamen Freunde und Bekannte.

Viele ihr Freunde und Bekannten waren gekommen, um sich von ihr zu verabschieden.
Da waren Jack Keeter, Bud Roberts, Sturgis Tuner und viele weitere Freunde, denen sie geholfen hatte ihre Leben zu Meistern . Meistens mit der Hilfe von ihm Harmon Rabb jr.

Während der Rede, die ihr ehemalige CO hielt, hörten alle gespannt zu. Alle außer Harm, er stand in der ersten Reihe wie ein Haufen elend.

Wieso das? Musste sie gerade jetzt von ihm gehen? Wieso konnten sie nicht zusammen glücklich werden? Warum? Diese Frage stellte er sich, seitdem er erfahren hatte, das Sie erschossen worden war.

Neben Harmon Rabb stand ihre Beste Freundin ein Lt. der US Navy. Dieser Lt. versuchte stark zu sein. den das Versprechen hatte sie sich gegenseitig einmal geben. Das, wenn die eine sterben sollte, die andere sich um ihren Freund kümmern würde. So stand der Lt., Harmon Rabb jr, bei.


Nachdem die Beerdingung zuende war und die meisten der Gäste schon gegangen waren, kam Harmon Rabbs CO zu ihm und sagte nur:

"Harm kommen sie! Auf sie wartet jetzt viel Arbeit und ich helfen ihnen, das wir diese Schwein so schnell wie möglich kriegen und ihm für immer wegschlissen können!"
"Ja Sir! Ich komme gleich. Ich möchte mich nur noch von ihr verabschieden."

Der Admiral ging und lies Harm alleine am Grab von Lt. Diane Stonk zurück..


Ende


Flashback Ende


Lukas sah Harm an. Er konnte gar nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Er wusste ja, dass zwischen seiner Mum und Harm mehr gewesen war, als Freundschaft (sonst würde es ihn ja auch gar nicht geben) doch das es soviel mehr war. Nun fragte er sich erst recht, wieso sie Harm nie von ihm erzählt hatte. Oder fühlte sie gar nicht so wie er?

„ Weiß Mac eigentlich davon?“, fragte Sergei. Er hatte sich in der Zwischenzeit zu den beiden gesetzt und sich Harm Geschichte mit angehört.
„ Nein. Ich habe einfach zu große Angst davor es ihr zu sagen. Sonst glaubt sie wieder ich würde sie nur wegen Diane lieben. Das will ich nicht.“
„ Keine Sorge, von uns erfährt sie es nicht.“

Nun war Harm erleichtert.

„ Harm. Können wir vielleicht doch kurz zu Mum gehen?“
„ Sicher! Und wir bleiben so lange du willst.“

So standen die drei auf und machten sich auf den Weg zu Dianes Grab und verbrachten dort einige Zeit. Harm und Sergei ließen Lukas etwas Privatsphäre, während er sich zum ersten Mal nicht mehr schuldig ihr gegenüber fühlte. Er konnte alles rauslassen was ihn all die Jahre bedrückt hatte und als sie nach etwas 2 Stunden wieder gingen, fühlte er sich schon viel besser.


Etwa zur selben Zeit
Kennedy Road 1526

Im Hause Rabb ging alles drunter und drüber. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Harriet, Trish, Jen, Chloe und Mattie kümmerten sich um das Essen, Frank, Bud, Sturgis, Sergei und Mac um die Dekoration und darum, dass möglichst alle Möbel so standen, dass genügend Platz da war.

Auch die anderen Gäste trafen nach und nach ein. Um 15.00 Uhr waren dann alle da. Sogar AJ Chegwidden und Francesca waren gekommen. Er unterhielt sich natürlich sofort mit General Cresswell um zu erfahren, was sich nach deinem Weggang alles geändert hatte. Da er die letzten Monate bei seiner Tochter in Italien verbracht hatte, war die Tatsache, dass Harm einen Sohn hatte, noch ganz neu für ihn.

Nun fehlte also nur noch die Hauptperson.
< Hoffentlich kriegen Sergei und Lukas ihn pünktlich hierher. >, waren der einzige Gedanke, den aber mehrere Leute auf dieser Feier gleichzeitig hatten.


Währenddessen in Harms Wagen

Unauffällig schaute Lukas auf seine Uhr. Es war jetzt 15.05 Uhr. Eigentlich sollten sie ja schon auf dem Rückweg sein, aber sein Besuch bei seiner Mum hatte ihn so berührt, dass er die Zeit völlig vergessen hatte. Nun waren sie eigentlich gerade auf dem Weg zum Rosengarten, weil Harm ihm und Sergei unbedingt zeigen wollte, wo er und Mac sich kennen gelernt hatten.

Fieberhaft überlegte er, wie er Harm zum umdrehen bewegen konnte und auch Sergei dachte schon seit ein paar Minuten darüber nach.

„ Dad, können wir vielleicht nach hause fahren? Mir geht es nicht so besonders.“
„Was ist denn los?“, wollte Harm wissen.
„ Mir ist einfach nicht gut.“, bekam er nur zur Antwort.
< Hoffentlich fragt er jetzt nicht noch weiter, sonst verplappere ich mich vielleicht noch. > dachte Lukas.

Doch zum Glück verstand Sergei was er vorhatte und spielte mit.
„ Es ist vielleicht besser, wenn wir ihn nach hause bringen. Er war gerade zum ersten Mal am Grab seiner Mutter. Es ist doch verständlich, dass ihn das etwas mitnimmt. Du kannst ja ein anderes Mal mit ihn dorthin fahren.“
„ Vielleicht hast du Recht. Ok. Wir bringen dich jetzt nach hause und dann fahren Sergei und ich wieder. Oder hast du was dagegen?“

Lukas schaltete am schnellsten von den beiden.
„ Nein, sicher nicht. Ihr könnte ruhig wieder fahren.“, gab er zur Antwort.
< So, dass wäre geschafft, Wenigsten fährt er jetzt schon einmal nach hause. Jetzt muss ich ihn nur noch dazu bringen, kurz rein zu gehen. Doch wenn ich ihm gesagt hätte, dass er und Sergei nicht mehr fahren sollen, hätte er vielleicht verdacht geschöpft >

Erleichtert legte sich Lukas zurück und schloss die Augen. Es ging ihm im Moment wirklich nicht so besonders gut. Er war sich jedoch nicht sicher, ob es am Besuch bei seiner Mutter lag oder daran, dass er gerade seinen Vater belogen hatte.


Kennedy Road 1526
15.30 Uhr

Noch immer warteten alle ungeduldig auf Harms Ankunft. Mattie wollte gerade Lukas anrufen um zu hören was los war, als sie den Wagen die Auffahrt hinauffahren sahen.
„ Sie kommen.“, rief sie aufgeregt.
Im nu waren alle still. Sämtliche Unterhaltungen wurden eingestellt.

Währenddessen überlegten Lukas und Sergei fieberhaft, wie sie Harm am besten ins Haus locken konnten. Er schien etwas zu ahnen, denn er hatte bis jetzt all ihre Versuche abblocken können.

Zum Glück kam Mattie ihnen zu Hilfe.
„ Hey. Gut das ihr schon wieder da seid. Harm, der General will dich schon seit ein paar Stunden sprechen.“
„ Der General? Was will der denn? Kann das nicht bis Montag warten?“
„ Anscheint nicht. Er bombardiert uns schon den ganzen Tag mit Anrufen. Hast du dein Handy aus?“

Harm holte sein Handy aus der Tasche und schaute drauf. Es war wirklich aus. Er hatte vergessen, es nach dem Besuch auf dem Friedhof wieder einzuschalten, woran Sergei und Lukas natürlich nicht ganz unschuldig waren.

„ Harm, du solltest den General lieber zurückrufen.“, fing nun auch Sergei an.
„ Aber heute ist Samstag und ich habe frei.“, versuchte dieser zu widersprechen, als auch Chloe raus kam.
„ Harm, der General ist am Telefon und er ist mächtig sauer. Er sagt, du sollst sofort dein Heck ans Telefon schwingen, sonst wird er dich am Montag kiel holen.“

Harm rollte mit den Augen.
< Na toll. Selbst an meinen freien Tagen kann ich mir von dem Standpauken abholen. Noch nicht einmal AJ war so schlimm. >
Widerwillig ging Harm in Richtung Haus. Die anderen vier hielten wohl wissend etwas Abstand zu ihm.

„ ÜBERASCHUNG!“, riefen alle im Chor, als Harm das Haus betrat.

Dieser wusste gar nicht wie ihm geschah und als er es realisierte, war es schon zu spät, denn seine Freunde hatten ihn bereits in Beschlag genommen und so blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Geburtstag ein zweites mal zu feiern. Und es machte ihm dieses Jahr sogar irgendwie Spaß.


Kennedy Road 1526
Harms Überraschungsparty

Obwohl Harms Geburtstag gefeiert wurde, war das Hauptaugenmerk an diesem Tag auf Lukas gerichtete. Die wenigsten kannten ihn persönlich und waren gespannt, Harms Sohn, von dem sie schon so viel gehört hatten, endlich kennen zu lernen.

Alle redeten auf ihn ein. Lediglich General, Cresswell, Jennifer Coates und Bud und Harriet hielten sich zurück. Sie kannten Lukas schon länger und wussten daher, dass ihm solche Situationen mehr als unangenehm waren.

„ So, jetzt ist aber Schluss. Der Junge braucht auch mal eine Pause.“, rief Cresswell dazwischen. Ihm wurde die ganze Sache langsam zu bunt und außerdem hatte seine Frau ihm das übrige gesagt, was seine Meinung, die Befragung durch die Anwälte zu beenden, noch mehr unterstützte. Lukas sah den General dankbar an, während sich alle anderen nun zu anderen Gesprächsthemen hinreißen ließen. So bemerkte auch niemand von ihnen, wie Lukas das Wohnzimmer verließ und leise in den Garten schlich. Niemand, außer AJ Chegwidden.

Er folgte Lukas nach draußen und setzte sich neben ihn auf die Hollywoodschaukel.
„ Diese Ausfragerei nervt dich, oder?“
Lukas nickte nur. Er kannte den Mann neben sich nicht und er hatte auch keine Lust auf eine neue Runde „ Wir fragen, Lukas antwortet“.
„ Sag mal, du bist sicher auf dem neusten Stand, also, haben sie es endlich geschafft?“

Lukas sah den Mann neben sich an und auch wenn er eigentlich keine Lust auf eine Unterhaltung hatte, dieser Mann hatte irgendwie eine außergewöhnliche Wirkung auf ihn.
„ Was meine sie damit?“
„ Nun, ich kenne die beiden nun schon seit neun Jahre. Vom ersten Tag an, als sie sich kennen gelernt hatte, habe ich gespürt, dass zwischen den beiden eine ganz besondere Beziehung herrscht. Nur leider haben die beiden es nie gemerkt. Oder haben sie es mittlerweile doch?“

Lukas nickte.
„ Ja, anscheint schon, aber es ist leider nicht so einfach.“
„ Ja, ja. Die Vorschriften. Ich sollte meinen Nachfolger wohl mal über das Bud und Harriet Manöver aufklären.“

Nun wurde das Gespräch für Lukas interessant.
„ Darf ich fragen was das Bud und Harriet Manöver ist?“
„ Sicher doch. Also, wie du sicher weißt, dürfen zwei Offiziere unter demselben Kommando keine Beziehung führen, schon gar nicht, wenn sie unterschiedliche Ränge bekleiden. Doch….“
„ Doch sie konnten es so drehen, dass die beiden heiraten konnten und trotzdem weiter unter demselben Kommando dienen.“, beendete Lukas den Satz.

Nun war es AJ der nickte.
„ Leider ist die Sache noch etwas komplizierter.“ Traurig guckte Lukas zu Boden.
AJ wusste sofort, was er meinte. Er hatte schon von der Sache mit Diane gehört. Wie ähnlich Mac und Sie sich sehen und das Diane Lukas Mutter ist. Er spürte, dass dies für Lukas nicht sehr einfach war.

„ Deine Mutter muss eine sehr leibenswerte Frau gewesen sein.“
„ Kannten sie sie?“
„ Nein, leider nicht. Aber ich war damals auf ihrer Beerdigung, genauso wie Bud und Sturgis. Die beiden kannte sie schon länger und haben mir im Laufe der Zeit immer mal wieder etwas von ihr erzählt. Und dein Vater, der hat sie wirklich geliebt.“

„ Woher wissen sie das?“
„ Nun, ich war damals auch auf der Beerdigung und glaube mir, so wie dort habe ich Harm sehr selten gesehen. Er hat damals an ihrem Grab geschworen, denn Mörder zu finden und glaube mir, er hat erst aufgegeben, als er ihn gefunden hatte.“
„ Ja, davon hat Mac mir mal erzählt.“

Eine Weile saßen sie nur schweigend beieinander, bis Lukas dem ehemaligen Admiral ein Frage stellte, die ihn sehr zum nachdenken brachte.

„ Glauben sie an Schicksal?“

Eine Weile dachte AJ über diese Frage nach, bis er seiner Meinung nach die Richtige Antwort gefunden hatte.
„ Mittlerweile ja, denn weißt du, in den letzten Jahren ist einfach soviel passiert, was es mir unmöglich macht nicht daran zu glauben.“
„ Was denn zum Beispiel.“

„ Nun, erst einmal ist da die verblüffende Ähnlichkeit zwischen Harm, seinem Vater und dir und die zwischen Mac und deiner Mum. Dann ist da die Tatsache, dass dein Vater Mac nur einen Monat nach Dianes Tod kennen lernt und zwar nur, weil seine Versetzung kurzfristig rückgängig gemacht wurde. Und wenn das noch nicht ausreicht, lernst du deinen Vater kennen, weil du glaubst, du hättest deine Mutter gesehen und nun, lebst du bei ihm. Du willst wissen, ob ich an Schicksal glaube. Ich sag dir was. Nach all diesen Ereignissen bin ich fest davon überzeugt, dass bestimmte Dinge nur geschehen, damit ein fest vorgesehener Plan eingehalten wird.“

Lukas hörte AJ aufmerksam zu und dachte über die Sache nach.
„ Danke AJ, sie haben mir gerade sehr geholfen.“ Dann sprang er auf und machte sich auf die Suche nach seinem Dad, denn er hatte ihm etwas Wichtiges zu sagen.


Kennedy Road 1526
Wohnzimmer

„Hey Dad, können wir kurz reden? Es dauert auch nicht lange, ehrlich.“, fragte Lukas Harm, der sich grade mit Sturgis Turner unterhielt.
„ Sicher doch.“, antwortete Harm, entschuldigte sich bei Sturgis und ging mit Lukas in die Küche, wo sie ungestört waren.

„ Also, was gibt es den so wichtiges?“, wollte er wissen. „ Willst du mich vor weiteren Überraschungen warnen?“
„ Nein, ich will dir eine bereiten. Erinnerst du dich noch an unser Gespräch von letztem Monat?“
„ Naja, wir hatten letzten Monat ziemlich viele Gespräche.“
„ Ja, aber bei einem bin ich dir noch eine Antwort schuldig.“

Nun erinnerte sich Harm an dieses Gespräch. Erwartungsvoll blickte er Lukas an.
„ Meine antwort lautet NEIN.“
Harm nickte nur.
„ Bist du dir ganz sicher?“
„Ja, hundert prozentig.“

Nun nickte Harm nur. Er wusste genau was Lukas meinte.
„ Oh, und…….“, flüsterte er ihm noch ins Ohr. „ Gut, ich geh dann mal wieder. Ich glaube Mattie und Chloe brauchen etwas Hilfe bei AJ, Jimmy und den Zwillingen.“
Schon verließ Lukas die Küche wieder und ließ einen nachdenklichen Harm zurück.


Nach der Party
Kennedy Road 1526
Wohnzimmer

Es war ein lustiger und vor allem langer Abend. Als die letzten Gäste gingen war es bereits drei Uhr durch. Nun saßen Harm und Mac noch einen Moment im Wohnzimmer auf der Couch und redeten.

„ Danke für die Feier. Es war wirklich schön.“
„ Habe ich doch gerne gemacht.“
„ Habe ich deswegen diesen Gutschein von Lukas bekommen?“
„ Auch.“
„ So?“

„ Naja, irgendwie mussten wir dich ja hier raus bekommen und das war die einfachste Lösung. Aber keine Angst, ich denke Lukas verbringt gerne noch einen ganzen Tag mit dir.“
„ Na das will ich doch hoffen.“
„ Wart ihr eigentlich bei Diane, so wie du es geplant hattest?“

Harms Blick wurde etwas traurig.
„ Ja waren wir, aber es war anders als ich gedacht habe. Lukas war bisher noch nie bei ihr gewesen. Es war wirklich sehr schwer für ihn, aber ich glaube er schafft das schon.“
„ Hat er deswegen heute mit dir reden wollen?“
„ Nein, dass war wegen etwas anderem.“
„ Und worum ging es da?“

Harm überlegte schnell. Sollte er es jetzt wirklich tun? Dann nahm er jedoch all seinen Mut zusammen und sagte es ihr.
„ Nun ja. Vor etwa einem Monat, als er die Zusage der Washington Nationals erhalten hatte, haben wir uns über unsere Zukunft unterhalten, wie er sie sich vorstellt und wie ich sie mir vorstelle. Du weißt ja noch, wie sehr er sich gefreut hatte.“

„ Oh ja.“
„ Nun, ich habe ihm damals eine sehr wichtige Frage gestellt und darauf habe ich heute die Antwort bekommen.“

„ Und was war das für eine Frage?“
„ Ich wollte von ihm wissen, ob er das Angebot annehmen wird.“
„ Und was war seine Antwort?“ Mac war nun doch sehr neugierig geworden.
„ Nein. Er wird nicht gehen. Er will hier bei uns bleiben.“, antwortete er ihr. „Und er mir sein Einverständnis geben.“, kam es noch schnell hinterher.
„ Einverständnis? Für was denn?“

Nun holte Harm noch einmal tief Luft. Die Stunde der Wahrheit war gekommen.

„ Mac… Sarah… Lukas hat mir… Er hat nichts dagegen wenn wir… wenn wir bald… das heißt wenn du auch willst… und wenn… General Cresswell… Nun ja… wenn wir zwei… Sarah, willst du meine Frau werden?“ Harm atmete aus. Nun war es raus. Gespannt wartete er auf eine Antwort.

Mac hingegen sah ihn mit großen Augen an. Sie hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit einem Antrag. Schon gar nicht in diesem Augenblick.

„ Harm…..ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich hatte eigentlich auf einen romantischen Antrag gehofft. Essen bei Kerzenschein in einem schönen Restaurant, anschließend ein Spaziergang und dann der Antrag mit Kniefall.“
„ Bekommst du alles wenn du jetzt einfach ja sagst.“ Harm sah mit seinen blauen Augen direkt in ihre.
„ JA.“, rief Mac und küsste Harm sofort leidenschaftlich. Dem fiel in diesem Augeblick ein ganzer Berg vom Herzen.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#11 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:32

„ Sarah“, fing Harm an, als sie sich voneinander gelöst hatten. Er drückte sie ein wenig von ihm weg, holte einen Ring aus seiner Tasche und steckte ihn Mac an den Finger.
„ Dieser Ring gehörte mal meiner Großmutter und dann Mum und jetzt ist es deiner und ich hoffe, dass du ihn später mal an unsere Tochter weiterreichen kannst.“
Mac hatte Tränen in den Augen, als Harm ihr den Ring ansteckte.

„ Mum und Frank haben ihn mir mitgebracht. Es war ihr Geburtstagsgeschenk für mich.“
„ Das in dem Umschlag war also der Ring?“
„ Ja, der Ring und ihr Wunsch, dass ich ihn der Frau gebe, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte.“

„ Und wann kommt nun der romantische Teil?“
„ Morgen Marine. In Ordnung?“
„ Abgemacht.“
Eine weile lang saßen die beiden noch eng aneinander gekuschelt auf der Couch, bis sie zusammen einschliefen.


Der nächste morgen
Kennedy Road 1526

Trish und Frank waren als erste aufgewacht. Als sie nach unten kamen fanden sie Harm und Mac schlafend auf der Couch. Trish fiel natürlich sofort der Ring an Macs Finger auf. Sie stieß Frank an und nun bemerkte auch er den Ring. Beide konnten sich ein grinsen nun nicht mehr verkneifen.

Wenig später kam auch Lukas, Mattie, Chloe und Sergei runter. Auch Sie sahen die beiden so auf der Couch sitzen und wunderten sich ein wenig darüber, dachten aber nicht weiter nach, sondern gingen in die Küche um zu frühstücken.

Nach einer Weile kamen auch Harm und Mac dazu. Beide strahlten übers ganze Gesicht.
„ Na das wurde aber auch langsam mal Zeit.“, begrüßte Trish die beiden und umarmte erst Harm und dann Mac.

Sergei, Mattie und Chloe verstanden nicht, worum es ging. Die beiden hatten zwar lange geschlafen, aber deshalb musste man sie ja nicht gleich so begrüßen. Oder war da etwa was im Busch?
Lukas wusste bereits was los war. Er kannte Harm gut genug um zu wissen, dass er nach ihrem Gespräch von gestern die Gunst der Stunde genutzt hatte.

„ Danke!“, sagte Mac und schloss ihn in ihre Arme. Sie wusste, wie schwer das alles für ihn sein musste und war deshalb sehr froh darüber, dass er es trotzdem mitmachte.

Mattie und Chloe schauten die beiden nur ganz verwirrt an. Doch dann machte es auch bei den beiden klick.
„ Oh, man das gibt es ja nicht. Da versuchen wir es seit Monaten, ja eigentlich schon fast ein Jahr lang und dann sind wir die Letzten die es erfahren. Das ist echt nicht fair.“, riefen die beiden.

„ Oh, keine Sorge, ihr seid nicht die Letzten. Die bei JAG wissen es auch noch nicht.“
„ Und wie wollt ihr das anstellen? Immerhin ist eure Beziehung doch gegen die Vorschriften, oder?“, fragte Sergei.
„ Nun, ich habe da einen Tipp bekommen. Ich schätze, dass alles ohne weitere Probleme laufen wird.“, erwiderte Harm und blickte dabei zu Lukas hinüber. Der wusste genau was er damit meinte.
„ Und wann werdet ihr es ihnen sagen?“, wollte Mattie wissen.

„ Das lässt du mal schön unsere Sache bleiben junge Dame.“, gab Harm nur zur Antwort. Er und Mac hatten sich darauf geeinigt erst einmal nur den General einzuweihen und wenn das Harm und Mac Manöver in trockenen Tüchern war, wollten sie es auch dem Rest sagen. Und außerdem hatte Harm ja noch etwas nachzuholen.


Antonios
Washington D.C.
20.00 Uhr

Obwohl Mac eigentlich nur Spaß gemacht hatte, wollte Harm trotzdem sein Versprechen einlösen, schließlich sollte Mac ihren Kindern später Mal erzählen, wie romantisch ihr Dad war.

Er führte Mac in ihr Lieblingsrestaurant aus und sie genossen den Abend bei einem gemütlichen Essen im Kerzenschein. Dieser Abend gehörte nur ihnen beiden, weshalb ihre Gespräche sich diesmal auch nur auf ihre Vergangenheit bezogen. Sie erinnerten sich an gemeinsame Erlebnisse, an ihre verpassten Chancen und vieles mehr. Die Kinder hatten sie an diesem Abend völlig aus ihrem Kopf gestrichen. Heute waren nur sie beide wichtig.

Nach dem Essen gingen sie in den Rosengarten, wo alles begann. Sie gingen eine Weile dort Spazieren, bis sie zu der Stelle kamen, wo sie damals miteinander bekannt gemacht wurden.
„Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen Moment.“, sagte Harm leise. „Ich hatte gerade Diane beerdigt und dann standst du auf einmal vor mir, ich dachte ich bin verrückt.“
„ Ich weiß, ich habe es damals in deinen Augen gesehen.“

„ Ja. Ich habe mich damals extra auf Distanz halten wollen, wegen der Sache mit Diane, aber es ging nicht. Du hattest etwas an dir, was mich immer mehr zu dir hinzog. Zuerst dachte ich, dass es wegen Diane war, aber je länger wir uns kannten, desto mehr spürte ich, dass es nur an dir liegt und nicht an ihr. Und Lukas hat daran nichts geändert, im Gegenteil, ich hätte ihn sogar aufgegeben, wenn ich dich verloren hätte.“

„ Harm…“, begann Mac, doch sie wurde sofort von ihm unterbrochen.
„ Nein Sarah. Das ist mein ernst. Ich hätte Lukas für dich aufgegeben. Ich liebe dich seit dem Tag als wir uns das erste Mal trafen. Jedes Mal wenn du mit jemand anders zusammen warst tat es so weh, dass ich mich aus Verzweiflung ebenfalls in eine Beziehung stürzte und was aus denen geworden ist weißt du ja. Ich wollte nie mit jemand anderem zusammenleben und eine Familie gründen, als mit dir. Ich liebe dich so sehr und ich will, dass du meine Frau wirst. Ich will, dass wir eine Familie werden, Mattie, Chloe, Lukas, du und ich und noch ein kleiner Rabb-MacKenzie, für den Geschlechterausgleich.“

Harm sah Mac die ganze Zeit in ihre wunderschönen braunen Augen, die sich langsam mit Tränen füllten. Nun nahm Harm ihre Hände, kniete vor ihr nieder und fragte sie noch ein zweites Mal.
„ Sarah MacKenzie, willst du mich lieben und ehren, in guten wie in schlechten Tagen, bis das der Tod uns scheidet?“
„ JA Harm, ich will.“

Dann kniete sie ebenfalls nieder und sie küssten sich leidenschaftlicher den je und es war wahrscheinlich gut so, dass sie nicht bemerkten, wie jemand sie beobachtete.


Nächster Tag
JAG Hauptquartier

Harm und Mac waren extra früh ins Hauptquartier gefahren um in aller Ruhe mit General Cresswell zu reden. Die beiden wollten ihm gleich reinen Wein einschenken und ihm von der Verlobung berichten.

„ Jen, ist der General schon da?“, fragte Harm PO Coates.
„ Ja Sir. Soll ich sie anmelden?“
„ Ja bitte.“

Jen drückte auf die Taste der Durchsprechanlage und meldete Harm und Mac an.
„ General Sir. Commander Rabb und Colonel MacKenzie würden gerne mit ihnen sprechen.“
„ Schicken sie Sie rein.“

Harm und Mac klopften noch einmal na die Tür und betraten dann das Büro des Generals. Sie bauten sich wie üblich vor seinem Schreibtisch auf und warteten auf alles weiter.
„ Rühren!“, kam der Befehl. „ Setzten sie sich doch.“
< Oh, er scheint heute Morgen gute Laune zu haben. >, dachten die beiden parallel.

„ Was kann ich für sie tun?“
„ Sir, wir wollten ihnen mitteilen, dass Colonel Sarah MacKenzie und ich uns gestern verlobt haben.“
Die beiden hatten beschlossen es ihm ohne Umschweife zu sagen.

Der General sah die beiden ernst an.

< Oh oh, dass sieht aber gar nicht gut aus. >, dachte Harm.

„ Na dann gratuliere ich ihnen beiden, auch wenn es mir sicher schwer fallen wird einen von ihnen gehen zu lassen. Wissen sie den schon wer es ist?“

Harm und Mac sahen sich überrascht an.
„ Ähm….nun ja Sir…wir dachten….wir dachten das es vielleicht möglich wäre ein weiteres Bud und Harriet Manöver durchzuführen.“, stammelte Mac.
„ Ein Bud und Harriet Manöver? Sehe ich vielleicht so aus als hätte ich nichts besseres zu tun als zuzusehen, wie meine Anwälte, die anscheinend nichts besseres zu tun haben als zu heiraten, hier zu behalten.“

„ Nein Sir, natürlich nicht.“, antworten beide im Chor.
„ Gut, dann überlegen sie sich bis Ende der Woche, wer von ihnen JAG verlassen wird. Und jetzt wegtreten.“
„ Aye aye Sir.“

Harm und Mac sahen zu, dass sie das Büro so schnell wie möglich wieder verließen. Sie waren beide noch so geschockt von dem was sie da gerade gehört hatten, dass sie gar nicht bemerkten, wie der Secnav an ihnen vorbei in General Cresswells Büro ging.


JAG Hauptquartier
Falls Church
Harms Büro

Harm und Mac saßen sich schon eine Weile gegenüber und starrten sich an. Keiner von beiden konnte so richtig begreifen, was da gerade passiert war. Sie dachten ein weiteres Bud und Harriet Manöver würde kein Problem sein. Immerhin hatte Lukas ja auch so etwas angedeutet. Aber andererseits war Lukas ja auch nur ein Kind und er hatte auch nur mit AJ gesprochen und nicht mit General Cresswell.

„ Commander Rabb, Colonel MacKenzie, General Cresswell würde sie gerne noch einmal sprechen.“
Es war Coates, die nun in Harms Büro stand. Harm und Mac waren so in ihre Gedanken vertieft gewesen, dass sie gar nicht gehört hatten, wie sie klopfte und herein kam.
< Was soll das denn jetzt. Hat er es sich etwa anders überlegt? >, dachten Harm und Mac gleichzeitig.

Sie standen auf und folgten Jen zu General Cresswells Büro.
An der Tür angekommen klopften Sie kurz an und traten dann ein. Wie üblich bauten sie sich vor dem Schreibtisch des Generals auf. Auch diesmal bemerkten Sie den Secnav nicht.

„ Sie wollten uns sprechen Sir?“, fragte Harm nach.
„ Ja, der Secnav hat ihnen etwas mitzuteilen.“, entgegnete General Cresswell und deutete auf den Secnav, der in der Sitzecke am Kamin saß.

Harm und Mac sahen sich verwundert an. < Was kommt denn jetzt? >, fragten sich die beiden.

„ Commander Rabb, Colonel MacKenzie, zu erst einmal möchte ich ihnen zu ihrer Verlobung gratulieren.“
„ Danke Sir.“, antwortete die beiden im Chor.

„ Nun, ich muss sie ja nicht darüber in Kenntnis setzten, dass eine Beziehung zwischen ihnen beiden gegen die Vorschriften ist.“
„Nein Sir.“, antworteten die beiden wieder.

„ Ich hatte heute Morgen einen Anruf von einem alten Freund, der mich bezüglich ihrer Situation um einen Gefallen gebeten hat und da ich ihm noch etwas schuldig war…“, der Secnav stand auf und überreichte Harm ein Schreiben.

Aufmerksam lasen Harm und Mac sich das Schreiben durch, erst einmal, dann noch ein zweites Mal. Dabei weiteten sich ihre Augen immer mehr.
„ Sir, dass ist ja ein Bud und Harriet Manöver.“, sprudelte es hinterher aus Mac heraus. Sie war so glücklich, dass sie für einen Moment vergaß, wer da vor ihr stand.
„ Nun, um genau zu sein ist es ein Harm und Mac Manöver.“, korrigierte der Secnav mit einem lächeln.

„ Nun, da dass nun geklärt ist, auch meinen herzlichen Glückwunsch.“, mischte sich nun auch Cresswell wieder ein.

„ Gut, dann werde ich mich mal wieder auf den Weg machen, die Arbeit erledigt sich ja schließlich nicht von allein.“
„ Ähm Sir, eine Frage hätte ich da noch.“
„ Ja Commander.“
„ Kennen wir ihren Freund auch?“
„ Aber sicher.“
„ Und?“
„ Es war AJ.“

Harm und Mac schauten sich einen Moment lang an. < Woher wusste AJ denn davon? >, fragte sich Harm und Mac dachte nichts anderes.

Die beiden konnten ja nicht wissen, dass AJ Chegwidden am gestrigen Abend ebenfalls im Rosengarten war und zufällig mitbekam, wie Harm seinem Marine einen Antrag machte. Und da er wusste, dass Cresswell ein harter Hund sein konnte, rief er zur Vorsicht gleich beim Secnav an, um ein Harm und Mac Manöver einzuleiten.

Als der Secnav das Büro verlassen hatte, fragte Cresswell:
„ Und, wann werden sie es bekannt geben?“
„ Wenn sie nichts dagegen haben sofort.“
„ Natürlich nicht.“

Und so verließen Harm und Mac das Büro ihres Vorgesetzen und gaben ihre Verlobung bekannt, was von dem JAG Team mit einem lauten „ Na endlich, wurde ja auch langsam Zeit“ zur Kenntnis genommen wurde.


Tag der Hochzeit
Kapelle irgendwo in Washington

Mac stand in einem kleinen Raum und betrachtete sich im Spiegel. Sie trug ein enges weißes Brautkleid mit vielen Spitzen und Pailletten. An den Händen trug sie weiße, lange Handschuhe. Ihre Haare waren hochgesteckt und an ihnen war der weiße Schleier befestigt.

„ Du siehst einfach wunderschön aus Mac.“, schwärmten Mattie und Chloe und auch Harriet und Jen stimmten zu. Sie alle waren bei ihr, um ihr bei den letzten Vorbereitungen zu helfen und ihr Mut zu machen, wenn es nötig werden würde.
„ Danke ihr vier. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal mit Harm vor den Altar treten würde. Doch jetzt ist es so, als ob ein sehr langer Traum endlich war werden würde.“

Mac lächelte. Sie war heute wirklich die glücklichste Frau auf der Welt.

„ Hoffentlich ist Harm wenigstens heute mal pünktlich.“, bemerkte Mattie nun.
„ Keine Sorge, ich glaube es gibt genug Leute die dafür sorgen werden.“, rief Chloe und alle mussten lachen.

In der Tat hatten Bud, Lukas, Sturgis, Sergei, Frank, AJ und sogar General Cresswell es sich zur Aufgabe gemacht, Harm alle 5 Minuten auf die Uhrzeit aufmerksam zu machen und ihn voranzutreiben. So kam es dann, dass Harm wohl zu ersten Mal in seinem Leben sogar zu früh kam.

So hatte er noch genug Zeit über die vergangenen Jahre nachzudenken, vor allem an seine Erlebnisse mit Mac. Er dachte an ihr kennen lernen, an ihre Erlebnisse in Russland und Paraguay, aber auch an die Moment der letzten Monate.

Er war so in Gedanken, dass er gar nicht merkte, dass Special Agent Gibbs hinter ihm stand.
„ Sie wollen es sich doch nicht etwa noch einmal überlegen Commander.“, holte der ihn aus seinen Gedanken zurück.
„ Special Agent Gibbs, was machen sie den hier?“, fragte Harm ihn verwundert.
„ Nun, ich dachte ich mache ihnen ein vorzeitiges Hochzeitsgeschenk.“

Nun war Harms Neugier geweckt. Was hätte Gibbs ihm schon schenken können? Die beiden kannten sich ja noch nicht einmal besonders, obwohl er sich nach der Sache mit Palmer sehr für die Sicherheit der Kinder eingesetzt hatte.
„ Na da bin ich aber mal gespannt.“
„ Ich denke es wird sie freuen zu hören, dass Clark Palmer sie und ihre Familie nie wieder bedrohen kann.“

Harm sah Gibbs mit großen Augen an. Wie konnte er ihm am Tag seiner Hochzeit nur mit Clark Palmer ankommen?
„ Special Agent Gibbs. Es ist ihnen sicher nicht entgangen, dass wir heute ein freudiges Ereignis feiern wollen. Gespräche über einen Menschen wie Clark Palmer passen hier nun wirklich nicht her.“ Es war AJ Chegwidden persönlich, der Gibbs in einem nicht gerade sehr freundlichen Ton darauf aufmerksam machte.

„ Und außerdem dachte ich bisher immer, dass er mir nicht mehr gefährlich werde kann und dann tauchte er doch wieder auf.“, brachte Harm an.
„ Ich versichere ihnen, dass das diesmal nicht passieren wird. Clark Palmer liegt bei unserem Pathologen Dr. Mallard in der Gerichtsmedizin. Er hatte sich seiner Festnahme wie erwartet widersetzt und ist bei dem Feuergefecht ums Leben gekommen.“
„ Und er ist es ganz bestimmt?“
„ Hundertprozentig. Wenn ich mir nicht sicher wäre, wäre ich nicht hier bei ihnen.“

Harm atmete tief durch. Er war froh, dass das endlich ein Ende hatte. Clark Palmer hatte ihn über Jahre hinweg verfolgt und gequält. Doch jetzt konnte er weder Mac, noch seinen Kindern jemals wieder etwas antun.

„ Danke Special Agent Gibbs.“
„ Keine Ursache Commander. Ich habe es immerhin ihren Kindern versprochen gehabt diesen Mistkerl zu kriegen und ich halte meine Versprechen immer, es sei denn es sind Eheversprechen.“

Harm, AJ und auch General Cresswell, der in der Zwischenzeit ebenfalls hinzugekommen war, sahen ihn nun verwundert an.
„ Nun, ich habe drei Exfrauen. Und deshalb können sie mir auch eins glauben, ich erkenne es sofort, wenn ein Paar für die Ehe geeignet ist und sie und Colonel MacKenzie sind das Zweifelsfrei. Ich wünsche ihnen beiden alles Gute.“ Mit diesen Worten machte sich Gibbs auf den Weg zurück zum NCIS Hauptquartier.
„ Danke Agent Gibbs.“, rief Harm ihm noch nach. „ Vielen Dank für alles.“

Harm fiel heute schon zum zweiten Mal ein riesiger Stein vom Herzen. Beim ersten Mal war er froh, dass alles so reibungslos verlief und alle Gäste und vor allem er pünktlich ankamen.


Währenddessen war Mac gerade fertig geworden. Sie betrachtete sich noch ein letztes Mal im Spiegel. Jen und Harriet hatten jetzt schon Tränen in den Augen.

„ Du siehst einfach wunderschön aus Sarah.“, schluchzte Harriet.

Die tippelte gerade nervös von einem Bein auf das andere, so wie es sonst immer Mattie praktizierte, wenn sie nervös oder ungeduldig war.

„ Es ist jetzt 15 Uhr 56 Minuten und 23 Sekunden und ich habe noch nichts von Harm gehört.“
„ Keine Sorge Mac, Harm kommt mit Sicherheit pünktlich.“, versuchte Chloe sie aufzubauen.
„ Ja, immerhin hat er einen Marine, zwei Navy Commander, einen Stiefvater und seinen Sohn um sich und die meisten sind die Pünktlichkeit in Person, zumindest bei wichtigen Anlässen.“
„ Ja und vergiss nicht AJ. Er wird Harm schon den Marsch blasen.“, fügt Chloe noch hinzu.

Bei diesem Kommentar mussten alle lachen, denn sie alle hatten schon oft genug mitbekommen, wie der Admiral auf Harms Unpünktlichkeit reagierte.

Als es an der Tür klopfte, blickten alle gespannt hin. Harriet stand am nächsten dran und öffnete sie vorsichtig. Sie wollte vermeiden, dass Harm seine Sarah eventuell doch vorher sieht. Als sie bemerkte, dass Lukas vor der Tür stand, öffnete sie sie jedoch ganz, sodass er eintreten konnte.

Als er Mac sah, blieb er einen Moment lang erstaunt stehen.
„Ist Harm auch schon da?“, fragte Harriet ihn.
„ Wie? Oh ja, natürlich. Wir sind schon seid fast einer Stunde hier.“
„ Er war fast eine Stunde zu früh hier? Wie habt ihr das den hingekriegt?“

„ Nun, wir haben ihm heute Morgen um 10.00 einen Eimer Wasser über den Kopf gegossen, sodass er aufstehen und duschen musste. Und dann haben der General und AJ ihm bei jeder Aktion mächtig Dampf gemacht.“
„ Ich hoffe du hast dir gemerkt wie das funktioniert.“, neckte ihn Mattie.
„ So, ich denke wir lassen euch zwei jetzt einen Moment allein. Ich sagen dann allen bescheid, dass es jeden Moment losgehen kann.“

Dann scheuchte Harriet alle nach draußen, sodass Lukas und Mac noch einen Moment für sich hatten. Eine Weile sahen sie sich schweigend an. Aber in beiden Köpfen rasten die Gedanken nur so umher.
„ Ist es wirklich Ok für dich?“, fragte Mac ihn auf einmal.

Lukas sah sie mit großen Augen an. Sie stellte ihm genau die Frage, die er am meisten gefürchtet hatte. Wenn er jetzt etwas Falsches sagte, könnte er alles wieder kaputt machen und das wollte er keinesfalls.

Letztlich entschloss er sich dazu, einfach die Wahrheit zu sagen.
„ Es ist ziemlich ungewohnt, weißt du. Ich habe mir immer eine richtige Familie gewünscht. Ein Vater mit dem ich über alles reden kann, eine Mutter die mich tröstet wenn es mir schlecht geht und Geschwister mit denen ich rumtoben und Spaß haben kann. Und das alles bekomme ich heute.“

„ Aber!“
„ Aber ich habe Angst davor meine Mum irgendwann einmal zu vergessen, wenn ich dich so nenne.“
„ Lukas. Ich werde dich sicher nie dazu zwingen mich so zu nennen. Und ich werde dir auch nie verbieten Fotos von ihr aufzustellen oder sie an ihrem Grab zu besuchen. Sie war deine Mutter und sie wird es auch immer bleiben.“

Dann nahm sie Lukas in den Arm.
„ Danke Mac. Aber wäre es schlimm, wenn ich dich ab und zu Mal Mum nenne? Ich meine es kann ja mal passieren das ich euch verwechsle.“
„ Nein. Tu einfach das was du für richtig hältst.“
Einen kurzen Augenblick standen sie noch zusammen und hielten sich in den Armen.

„ Harm wird gleich sicher keinen Ton rausbekommen wenn er dich sieht.“
Mac musste lächeln. Sie wusste, dass es seine Art war ihr zu sagen, dass sie wunderschön aussah.
„ Also, kann es losgehen?“, fragte er dann.
„ Sicher!“
Und so machten sich die beiden auf den Weg zum Altar.

Ursprünglich sollte AJ Macs Brautführer sein, weil er immer so etwas wie eine Vaterfigur für sie war und da ihr Onkel noch im Gefängnis war, sollte AJ diese Rolle übernehmen. Doch aus irgendeinem Grund hatte AJ es so gedreht, dass er Harm Trauzeuge wurde und Lukas der Brautführer. Er begründete es damit, dass Mattie und Chloe ja auch Brautjungfern waren und Lukas ja schlecht ein Trauzeuge sein konnte. Immerhin wäre das mit dem Jungessellenabschied dann etwas kompliziert geworden, denn ein 16 jähriger passte da nun nicht wirklich zu. Doch eigentlich hatte AJ einen ganz anderen Hintergedanken. Er wusste, dass Lukas wusste, dass Diane und Harm mal fast geheiratet hätten und er malte sich damals aus, wie er seine Mum dann zum Altar geführt hätte. Nun konnte sein größter Traum endlich in Erfüllung gehen.

Als die Musik einsetzte, blickten alle gespannt den Gang entlang und als Mac und Lukas zu sehen waren, blieb allen der Atem stehen, vor allem aber Harm. Er wusste ja, wie wunderschön Mac sein konnte, doch dass sie so schön war, damit hätte er im Leben nicht gerechnet.

Die Zeremonie verlief ohne große Zwischenfälle. Lediglich als der Kaplan fragte, ob jemand etwas gegen diese Ehe einzuwenden hat und Harm und Mac in Lukas Richtung sahen, konnte er es sich nicht verkneifen zu sagen:

„ Ich bin doch nicht lebensmüde. Dann hätte ich ja neben zwei verrückten Teenagern auch noch das gesamte JAG Chor und einen Admiral a.D., der auch noch ein ehemaliger Seal ist, am Heck.“, was alle in der Kapelle zum lachen brachte.

Als Harm und Mac sich das Jawort gaben, liefen nicht nur den beiden die Tränen über die Wangen.

Nach der Zeremonie fand noch die übliche Ehrenformation statt, die dieses Mal von Bud angeführt wurde. Anschließend ging es dann zur großen Feier.


Festsaal
Irgendwo in Washington

Schon seit Stunden feierten alle Harms und Macs Hochzeit. Immer wieder nahmen die beiden weitere Glückwünsche entgegen oder tanzten mit dem ein oder anderen.

Nach einiger Zeit kam dann die große Überraschung, die Mattie, Chloe und Lukas vorbereitet hatten. Der Raum wurde komplett abgedunkelt und Harm und Mac mussten sich auf einen Stuhl in der Mitte des Raumes setzen. Auch die anderen Gäste hatten nun wieder ihren Platz eingenommen. Alle waren gespannt auf das, was die drei vorbereitet hatten. Seit Wochen machten sie daraus schon ein Geheimnis, was nicht einmal von Jen und Harriet, den besten Spioninnen bei JAG, gelüftet werden konnte.

Mattie und Chloe genossen es richtig im Mittelpunkt zu stehen und so zögerten sie das ganze natürlich noch in die Länge. Sie erzählten noch einmal von Harms und Macs ersten Treffen, dem ein oder anderen Erlebnis von dem sie wussten und auch von ihren Versuchen, die beiden zu verkuppeln. An machen Stellen lachten alle im Saal, an anderen erschraken sie oder sahen sich nachdenklich an.

Dann kam endlich der Höhepunkt der beiden.

Auf eine Leinwand zeigten die beiden verschiedene Fotos von Harm und Mac. Sie hatten all die Bilder, die im Laufe der Jahre von den beiden gemacht wurden zusammengesucht und ließen sie nun langsam über die Leinwand laufen. Dazu lief im Hintergrund ein Song.

Als die Diashow zu Ende war, fing ein weiterer Film an. Die drei nannten ihm
„ Harm und Mac in Love“. Hierfür hatten die drei verschiedene Szenen und Alltagssituationen der beiden mit einer Videokamera aufgenommen und spielten sie nun ebenfalls ab. Wie der Titel schon sagt, beschäftigten sich alle Szenen mit Liebeserklärungen oder küssen.

Zum Abschluss ihrer Präsentation hatten sie dann noch einmal verschiedene Fotos und Videoausschnitten, auf denen auch sie selbst und Lukas zu sehen waren. Auch Die Bilder, die Mattie damals im Krankenhaus gemacht hatte, wurden jetzt gezeigt.

< Oh ha, da werden die beiden aber noch ordentlich Spaß bekommen. Hoffentlich brauchen sie nicht so lange wie Harm und Mac >, dachten einige Gäste, als sie das gewisse Foto von Mattie und Lukas sahen.

Auch hier erzählten die beiden wieder, wie es zu den verschiedenen Fotos gekommen ist. Manche Fotos hatten so tolle Geschichten als Hintergrund, dass die Gäste sich vor lachen gar nicht mehr ein bekamen.

Den Abschluss bildeten dann zwei große, verdeckte Leinwände. Sie stand auf einem Stativ und warteten nur darauf von den beiden ausgepackt zu werden.

Die beiden erkannten sofort, dass es Bilder von Lukas sein mussten und waren wahnsinnig gespannt.

„Also, dass erste Bild ist ein Geschenk von uns. Wir haben alles bezahlt und Lukas hat gearbeitet.“, erklärte Chloe und zeigte dabei auch das linke Bild, welches immer noch verpackt war.
„ Was es mit dem zweiten Bild auf sich hat, wissen wir allerdings auch nicht. Lukas hat uns nur gesagt, dass General Cresswell es in Auftrag gegeben hat und das ihr es erst auspacken dürft, wenn er es euch erlaubt.“, beendete Mattie ihre Ansprache.

Nun waren alle wirklich tierisch gespannt. Die meisten kannten ja das Bild, welches Harm zum Geburtstag bekommen hatte schon und fragten sich deshalb, wie das neue wohl aussehen mochte. Noch mehr aber fragten sie sich, wieso General Cresswell ein Bild in Auftrag geben lies.

Auch Harm und Mac stellten sich diese Frage. Alle sahen nun zum General hinüber, der dass als sein Stichwort nahm, sich erhob und zu Harm und Mac nach vorne trat.
„ Nun, um eines von vorneherein mal klarzustellen, dieses Gemälde ist nicht für sie, sondern für einen guten Freund. Aber es hat in gewisser Weise etwas mit ihnen und ihrem Geschenk zu tun, also ist es heute Abend hier.“

General Cresswell ging zu dem rechten Bild herüber und enthüllte es. Das Bild zeigte Harm und Mac in Uniform vor dem JAG Logo. Mac war die erste, der es auffiel und sie fiel Harm und dem Hals.
„ Herzlichen Glückwunsch, Captain Rabb.“, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Harm sah erst ungläubig Mac, dann den General, dann das Bild und dann wieder den General an. Dann bemerkte auch er, dass er auf dem Bild die Abzeichen eines Captain trug.

Der General lächelte ihn an und nahm dann seine Vereidigung vor.

„ Ich hoffe sie haben nichts dagegen, wenn ich dieses Bild an AJ Chegwidden verschenke. Immerhin haben sie ihm sehr vieles zu verdanken, unter anderem die Tatsache, dass sie weiterhin beide bei JAG arbeiten können.“
Harm und Mac nickten nur.

„ Jetzt wollen wir aber auch das zweite Bild sehen“, rief Harriet, die es vor Spannung nicht mehr aushielt.
Also packten Harm und Mac auch das zweite Bild aus und starrten es erstaunt an. Es war ein Bild ihrer Hochzeit. Sie standen nebeneinander und Harm trug seine Galauniform mit den Abzeichen eines Captain, während Mac ihr Brautkleid trug. Beide waren beeindruckt wie er das hinbekommen hatte, obwohl die Hochzeit ja erst gerade lief.

Nachdem der Teil mit der Geschenkübergabe beendet war, spielte die Band wieder und alle tanzten, unterhielten sich oder sahen sich die beiden Bilder an. Nach einiger Zeit bemerkte Harm, dass er seinen Sohn schon einige Zeit lang nicht mehr gesehen hatte. Also entschuldigte er sich kurz und machte sich auf die Suche.

Er fand Lukas schließlich vor der Tür. Er saß auf einer Bank und starrte in die Nacht hinaus.

„ He, was ist los?“
„ Ach nichts, ich wollte nur mal etwas frische Luft schnappen.“
„ Ist dir nicht kalt?“, fragte nun auch Mac, die Harm zu Lukas gefolgt war. Er trug nur ein Hemd und es war Winter und nicht gerade sehr warm in Washington.
„ Nein, mir geht es gut.“, antwortete dieser. Doch Mac und Harm sahen, dass es nicht stimmte, denn Lukas zitterte am ganzen Körper.

„ Was ist los mein Junge?“, fragte Harm ihn nun noch einmal.
Lukas zögerte einen Moment. Sollte er es ihnen wirklich sagen. Er schob es jetzt schon so lange vor sich her.
„ Naja, es ist so… ich… ich habe… ich bin… ich denke…“
„ Na los, spuck es schon aus. Wir werden dir schon nicht den Kopf abreißen.“, ermutigte Harm seinen Sohn.
„ Ich bin in Mattie verliebt.“, platzte es jetzt aus ihm heraus.

Harm und Mac hatte allerlei Mühe damit sich unter Kontrolle zu halten und die Überraschten zu spielen.
„ Und wie lange schon?“, fragte Mac ihn.
„ Nunja, eigentlich seit dem ersten mal als wir uns gesehen haben.“
„ Und nun?“
„ Was und nun?“
„ Hast du es ihr schon gesagt?“
„ NEIN!“

„ Und wieso nicht?“
„Naja, sie ist meine Schwester.“
„ Nein, um genau zu seine ist sie deine… wie auch immer. Sie ist jedenfalls nicht deine richtige Schwester, also spricht auch nichts dagegen wenn ihr ein Paar sein wollt.“

Nun sah Lukas seinen Vater verwundert an.
„ Du hast wirklich nichts dagegen?“
„Nein, um ehrlich zu sein ist es mir sogar ganz recht. Dich habe ich nämlich besser unter Kontrolle als irgend so einen Typen.“, scherzte Harm.

Lukas fiel sichtlich ein Stein vom Herzen. Er hatte sich die Reaktion von Harm viel schlimmer vorgestellt.
„ Also, wir gehen jetzt wieder rein und schicken dir Mattie raus und dann sagst du es ihr.“
„Und dann?“
„ Nun, entweder empfindet sie genauso und ihr zwei kommt als Paar wieder rein oder sie empfindet nicht so, dann kommt ihr als Bruder und Schwester wieder.“

Mit diesen Worten verließen Harm und Mac ihn wieder, um Mattie zu suchen und sie zu ihm zu schicken.

Kurze Zeit später kam Mattie heraus.

Lukas war tierisch nervös. Er wusste nicht, wie sie darauf reagieren würde. Empfand sie genauso wie er oder machte sie sich anschließend lustig über ihn?

„ Hey, Mac sagte du hast mir etwaswichtiges zu sagen?“ < Hoffentlich sagt er es mir endlich.>, dachte Mattie
„ Ja… also… ich weiß gar nicht…“ < Oh man, wie sag ich es ihr nur? Was wenn sie über mich lacht? Oder wenn sie mich für einen Spinner hält? >
„ Was ist den los?“, drängte Mattie ihn jetzt. Sie spürte, was er ihr sagen wollte, aber sie wollte es von ihm hören. Sie wollte endlich die drei Worte hören, auf die Mac neun Jahre lang warten musste.

„Also Mattie, ich…“
„Ja?“
„Ich…“
„Ja?“
„ Ich liebe dich Mattie.“

Endlich war es raus. Gespannt sah er zu Mattie rüber. <Wie würde sie wohl darauf reagieren?>
Die konnte ihre Freude nun nicht mehr zurückhalten. Sie sprang Lukas um den Hals und küsste ihn. Als sie sich wieder voneinander lösten, sah er sie überrascht an.

„ Du empfindest genauso für mich wie ich für dich?“
„Ja, schon seit wir uns das erste Mal gesehen haben. Und ich bin so froh, dass wir nicht so lange gebraucht haben wie Harm und Mac. Ich hatte schon die Befürchtung, dass es bei euch Männern irgendwie erblich bedingt ist und ihr immer so tierisch lange wartet.“

Nun mussten beide lachen.
„ Also kommen wir als Paar wieder rein?“
„ Wenn du willst.“
„Sicher will ich.“
„ Gut, dann gehen wir als Paar wieder rein.“

Und so nahmen Lukas und Mattie sich bei der Hand und betraten den Saal wieder, aber diesmal nicht als Freunde oder Geschwister, sondern als Paar.


2 ½ Jahre später
Kennedy Road 1526
Washington D.C.

Lukas stand vor dem Spiegel und versuchte nun schon zum fünften Mal sich die Krawatte zu binden.
„ Och man, so eine Sch…!“, fluchte er, als es ihm wieder nicht gelang.
„ Hey, was ist den los?“, fragte Harm und steckte seinen Kopf durch die Badezimmertür.
„ Nichts. Ich krieg nur dieses Mistding hier nicht umgebunden.“
„ Na los, komm her. Ich werde dir helfen.“
Harm kam zu seinem Sohn ins Bad und bannt ihm die Krawatte. Dann musterte er seinen Sohn genau.

Lukas trug einen schwarzen Anzug, mit einem roten Einstecktaschentuch. Die kaminrote Krawatte passte sehr gut zu dem weißen Hemd, welches er unter dem Sakko anhatte. Seine Haare hatte er mit Gel nach oben frisiert und er war frisch rasiert.

Harm sah seinen Sohn stolz an. Trotz all der Schwierigkeiten, die sie zu beginn hatten, hatten sie sich mittlerweile zu einem richtigen Vater-Sohn Gespann entwickelt. Lukas bekam heute seinen Highschoolabschluss, genauso wie Mattie. Beide gehörten zu den besten ihres Jahrganges, was Harm noch stolzer machte.

„ Na wie siehst aus ihr zwei?“, fragte Mac und steckte ebenfalls den Kopf durch die Tür.
„ Gut.“, kam es von beiden gleichzeitig.
„Na dann kommt endlich. Mattie ist auch fast fertig und Trish und Frank sind auch schon da.“
„ Ja, ist ja schon gut.“
Lukas kontrollierte noch einmal schnell seine Frisur und machte sich dann zusammen mit Harm auf den Weg nach unten.

Dort erwartete ihn Trish bereits sehnsüchtig.
„ Na da ist ja mein Lieblingsenkel.“, begrüßte sie Lukas.
Lukas lächelte Trish an und nahm sie in den Arm.
„ Ich bin ja auch dein einziger Enkel.“
„ Ja, aber wer weiß wie lange noch.“, bekam er als antwort.

Lukas wusste genau was Trish meinte.
„ Keine Sorge, Mac ist sich ganz sicher, dass es ein Mädchen wird.“, kam es von Lukas und er sah zu Mac herüber und deren Kleid bereits ein leichter Babybauch zu erkennen war.
„ Also mir ist es egal was es wird, solange es gesund ist und genauso vernünftig wie der große Bruder.“, lachte Trish und sah dabei Harm und Mac an.

Nun kam auch Mattie herunter. Sie trug ein enges, knielanges rotes Kleid und hatte die Haare hochgesteckt.
„ Hallo Frank, Granny!“, rief sie und stürmte auf Trish zu um sie zu umarmen.
„ Hallo Mattie, du siehst einfach zauberhaft aus.“, sagte Frank und nahm seine Enkelin ebenfalls in den Arm.
„ Na los alle zusammen, wir sollten uns jetzt langsam auf den Weg machen, sonst kommen wir noch zu spät.“, trieb Mac nun die ganze Bande an und so machten sich alle auf den Weg zur Highschool.


Lincoln Highschool
Washington D.C.

Als die sechs an der Schule ankamen, warteten bereits Bud und Harriet mit ihren Kindern, Jennifer Coates mit ihrem neuen Freund Michael und AJ Chegwidden auf sie. Sie alle begrüßten sich und beglückwünschten Lukas und Mattie zu ihrem bestandenen Schulabschluss. Dann suchten sie sich ihre Plätze und warteten darauf, dass es losging.

Als erstes betrat Direktor Peterson das Rednerpult. Während er seine übliche Rede über den Jahrgang hielt, schwelgten die meisten Schülerinnen und Schüler lieber in Erinnerungen, denn reden war weiß Gott nicht Petersons Stärke.

„…..und somit, meine Damen und Herren, wünsche ich ihnen in ihrem zukünftigen Leben alles Gute und vor allem sehr viel Erfolg.“

Alle Zuhörer klatschen Beifall, doch die meisten waren sichtlich froh, dass er endlich fertig war.

Als nächstes war Coach Jackson an der Reihe. Er redete über die Spieler des Baseballteams, die dieses Jahr ihren Abschluss gemacht hatten. Er erzählte von besonderes spannenden oder lustigen Spielen und lobte alle seine Spieler. Am Ende kam sein persönlicher Höhepunkt.

„…. Wie sie sicher schon alle mitbekommen haben, haben wir in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge die Meisterschaft an die Lincoln High geholt.“

Lauter Beifall unterbrach ihn.

„ Dies verdanken wir nicht zuletzt einer Reihe von Spielern, die dieses Jahr unsere Schule verlassen. Einem dieser Spieler kommt heute eine ganz besondere Ehre zuteil. Erst gestern wurde mir mitgeteilt, dass dieser Spieler von allen Trainern der Liga zum Spieler des Jahres gewählt wurde.“

Nun machte er eine kleine Pause und holte eine Pokal hervor, den auf dem Rednerpult abstellte.

„ Wer glaubst du ist es?“, fragte Mattie Lukas leise.
„ Jim Hendrix schätze ich. Er hat in dieser Saison wirklich klasse gespielt und sogar ein perfekt game [Anm. bei einem perfekt game hat die gegnerische Mannschaft im gesamten Spiel keinen einzigen Run/Punkt erzielt] geschafft.“

„ Unser Spieler des Jahres ist….“
„ Jim Hendrix.“

Alle klatschen Beifall und Jim kam auf die Bühne. Er nahm den Pokal entgegen und bedankte sich bei seiner Familie, seinem Team und seinen Fans, die ebenfalls anwesend waren und ein großes Plakat hochhielten. Als er fertig war, ergriff Coach Jackson noch einmal das Wort.

„ Bist du enttäuscht?“, fragte Mattie Lukas leise.
„ Nein. Jim hat es wirklich verdient. Er hat eine super Saison hinter sich und er wird auch nicht umsonst von mehrere Spitzenteams umworben.“, gab er leise zurück.
„ Ja, aber ich finde du hast diesen Preis genauso verdient.“, hatte Mattie das letzte Wort und gab Lukas einen schnellen Kuss auf die Wange, der jedoch nicht unbemerkt blieb.

< Die beiden. Immer noch so glücklich wie am ersten Tag. Wer hätte das gedacht? >, dachten die umhersitzenden, die es bemerkt hatten.

„ Es ist unglaublich, aber dieser Jahrgang hatte es wirklich in sich. Seit mehr als 8 Jahren habe ich bei der Abschlussfeier keinen Preis mehr verliehen und heute sind es gleich zwei.“

Nun sahen sich alle überrascht an. Welchen Preis konnte er denn noch verleihen? Den des besten Saisonspielers hatte er gerade an Jim Hendrix übergeben.

< Was für einen Preis gibt es denn noch? >, fragte sich die meisten.

„ Den Preis, den ich jetzt verleihen werde, hat seit nunmehr 25 Jahren niemand von dieser Schule mehr gewonnen. Er wird nicht nur Schul – sondern Staatenübergreifend verliehen. Und es gibt für diesen Preis auch keine feste Sportart.

Nun wurde alle noch neugieriger.

„ Der letzte Schüler dieser Schule, der diesen Preis erhalten hatte, war ein Schwimmer und ihr Name war Chloe O’Brien.“

Nun ratterte es bei einigen im Kopf. Sie wollten unbedingt wissen, um welchen Preis es ging.

„ Wow. Der National Sports and Academic Award. Das ist wirklich eine sehr hohe Auszeichnung. Wer immer diesen Preis erhält, kann wirklich stolz sein.“, flüsterte ein Mann in der Reihe vor Lukas und Mattie seiner Frau zu.

„ Hast du schon einmal was davon gehört?“, fragte Lukas Mattie, doch die konnte nur den Kopf schütteln.

„ Dieser Preis geht an Sportler, die nicht nur in ihrer Sportart, sondern auch im intellektuellen Bereich außergewöhnliche Leistungen vollbracht haben. Der Sportler, der diesen Preis heute erhält, hat nicht nur eine wirklich außergewöhnliche Saisonleistung hingelegt, er hat auch in seinem Eignungstest ein Ergebnis erzielt, dass zu den 20 besten des ganzen Landes zählt.“

Nun waren alle noch neugieriger. Sie kannten ihre Ergebnisse noch nicht, da es in diesem Jahr einige Schwierigkeiten an der Schule gegeben hatte. Es kamen Gerüchte auf, dass der Test bereits vorher bekannt war und so mussten ihm alle noch einmal unter verschärften Bedingungen schreiben. Das war vor allem für die Collegbewerbungen nicht sehr förderlich gewesen, aber die Colleges kannten das Problem und akzeptierten erst einmal die alten Ergebnisse. Die neuen mussten jedoch noch vor Semesterbeginn eingereicht werden.

Die Spannung stieg langsam ins unermessliche. Jeder wollte wissen, wer diesen Preis erhielt. Coach Jackson wusste das und zögerte seine Bekanntgabe deshalb noch etwas raus.
„ Es freut mich sehr, dass dieser junge Mann in meinem Team zu finden ist. Schade ist allerdings, dass er sich dazu entschlossen hat, den Sport aufzugeben. Aber wer weiß, vielleicht ändert er seine Meinung ja noch einmal. Ich würde es mir sehr wünschen, denn er war und ist wirklich ein außergewöhnlicher junger Mann.“

Noch einmal machte Coach Jackson eine Pause. Dann holte er den Preis hervor, atmete innerlich noch einmal tief durch und gab den Sieger bekannt.
„ Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kollegen und Kolleginnen, liebe Eltern, Freunde und Verwandte. Der Sieger des National Sports and Academis Award 2007 ist….“

Es wurde plötzlich ganz still. Jeder hielt die Luft an. Vor allem die Väter, den jeder wollte, dass es sein Sohn war. Jeder, außer einer.

< Dieser junge Mann muss wirklich etwas ganz außergewöhnliches sein, aber an meinen Sohn kommt er trotzdem niemals ran. Auch wenn Lukas nicht Spieler des Jahres geworden ist, bin ich trotzdem wahnsinnig stolz auf ihn. Er hat einen super Abschluss und er kann auf ein wirklich gutes College gehen. Er weiß genau was er will und er hat sich in all den Jahren nie unterkriegen lassen. Er muss keinen Preis gewinnen, denn ich bin auch so mehr als stolz auf ihn. >

„ Lukas Rabb!“

Harm und Mac fielen fast zeitgleich die Kinnladen runter. Mattie und Harriet waren zu ersten Mal wirklich sprachlos. Frank und Trish hatten das Gefühl, gleich einen Herzinfarkt zu erleiden. Lediglich AJ und Sergei behielten einen kühlen Kopf.

„ Ich glaube, du solltest jetzt nach da oben gehen und dir deinen Preis abholen.“, flüsterte AJ Lukas ins Ohr.

Doch der konnte sich nicht rühren. Er hielt das ganze noch immer für einen Scherz.

„ Na los, oder soll ich dich dort hoch tragen?“

Nun erhob Lukas sich langsam und plötzlich fingen alle an lauthals zu jubeln und Beifall zu klatschen. Als Lukas den, für ihn unendlich langen, Weg zur Bühnen ging, erhob sich das ganze Publikum für stehende Ovationen. Als er den Preis entgegennahm, zitterte er am ganzen Körper. Es war ein Gefühl, dass sich nicht beschreiben lässt.

Noch immer waren alle am klatschen und am jubeln. Natürlich wollte sie auch eine Rede hören, doch Lukas war einfach immer noch sprachlos. Doch dann fiel ihm ein Ratschlag ein, denn er einfach befolgte.

„ Mir hat mal jemand gesagt, dass es am wichtigsten ist auf sein Herz zu hören und das werde ich jetzt einfach tun. Ich mag solche Preise eigentlich nicht, weil mit ihnen immer nur ein Mensch in den Vordergrund gestellt wird. Aber um so etwas zu erreichen braucht man Unterstützung. Die habe ich in jedem Spiel von meinem Team erhalten und von unseren vielen Fans und von meinen vielen Freunden. Vor allem habe ich sie aber zu hause erhalten und zwar von meiner Familie.

Sie haben mich bei allem unterstützt und mir immer beigestanden. Sie haben sich nicht gegen meine Träume gestellt, sondern alles dafür getan, damit ich sie mir verwirklichen kann und dafür bin ich jedem von ihnen unendlich dankbar. Mac, die für mich mittlerweile wie eine richtige Mutter ist, mein Dad, meine Großeltern Trish und Frank, mein Onkel Sergei und meine Freundin Mattie. Sie alle haben mir die Unterstützung gegeben, die ich gebraucht habe und ich kann jedem nur wünschen, dass seine Familie genauso ist wie meine.“

Wieder kam tosender Applaus auf. Als Lukas die Bühne wieder verließ, war Mac froh, dass er noch kurz aufgehalten wurde, denn er sollte die Tränen, die sie aufgrund seiner Aussage über sie vergoss, nicht sehen. Sie wollte nicht, dass er sie unter Umständen falsch verstand, denn es waren Tränen der Freude und nicht der Trauer.

Als Coach Jackson allen Schülerinnen und Schülern noch viel Glück für die Zukunft gewünscht hatte, waren die beiden Schülersprecher Anthony Delura und Tiffany Owens an der Reihe.
Sie gaben noch einmal die Schullaufbahn der Schülerinnen und Schüler dieses Jahrgangs in einer Art Kurzfassung wieder und berichteten von besonders lustigen Ereignissen, die im Laufe der Zeit so alle geschehen waren.

Unbemerkt nahm Mattie Lukas Hand und drückte sie feste.
„Keine Sorge. Sie wird es schon nicht tun. Sie wird sich damit mehr blamieren als uns. So dumm ist sie nicht.“, versuchte Lukas sie zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht so wirklich. Zu tief saßen noch Tiffanys Worte in ihren Gedanken.

Es war der erste Schultag im neuen Schuljahr. Mattie und Lukas betraten die Schule das erste Mal als Paar. Als sie vor drei Monaten in die Ferien gegangen waren, dachten sie noch, dass sie als Geschwister zurückkehren würden, doch wie bekannt kam alles anders.
Die beiden hatte Harm und Mac auch davon überzeugen können, Mattie nicht zu adoptieren, denn es war den beiden wohler dabei, verschiedene Nachnamen zu haben.

An diesem Tag trafen sie auch Tiffany Owens. Sie gehörte zu den beliebtesten Mädchen an der Schule, ganz im Gegensatz zu Mattie. Sie war der Meinung, dass sie jeden kriegen würde, denn sie haben wollte und in diesem Schuljahr war das Lukas Rabb, einer der besten Spieler des Baseballteams.

Lukas gehörte ebenfalls zu den beliebten Schülern, doch er machte sich aus der Rangfolge deutlich wenig. Für ihn gab es den unterschied beliebt - unbeliebt nicht. Für ihn zählten nur die inneren Werte, deshalb hatte er sich auch in Mattie verliebt.

Als Tiffany erfuhr, dass Lukas und Mattie ein Paar waren, versuchte sie alles, um die beiden auseinander zu bringen. Als sie es nach etwa einem halben Jahr immer noch nicht geschafft hatte, ging sie zu unfaireren Methoden über. Sie erzählte herum, dass Grace Matties zweiter Vorname sei und sie in Wirklichkeit Lukas richtige Schwester war. Als das dem Direktor zu Ohren gekommen war, schaltete dieser das Jugendamt ein. Es gab eine Untersuchung und Mattie hätte fast zu einer Pflegefamilie gemusst. Erst bei der alles entscheidenden Verhandlung kam die Wahrheit ans Licht.

Tiffany hatte damals eine Menge ihres Ansehens verloren, weil die meisten wussten, dass die ganze Sache auf ihrem Mist gewachsen war. Das machte sie noch wütender und sie drohte Mattie damals, dass sie ihr den glücklichsten Tag in ihrem Leben versauen würde.
Heute war ihr bisher glücklichster Tag, seit dieser ganze Sache und nun beschlich Mattie die Angst, dass Tiffany ihre Drohung wahr machte.

Die beiden waren mittlerweile beim letzten Schuljahr angekommen. Doch Mattie konnte sich immer noch nicht entspannen, denn Tiffany stand noch auf der Bühne und hatte so immer noch eine Gelegenheit.

„ Wie sie alle sehen, hatten wir wirklich ein paar schöne Jahre hier auf der Lincoln High. Wir hatten gute und schlechte Zeiten, lustige und traurige. Aber was auch immer geschehen ist, wir haben meist alle zusammengehalten, um die Krise zu meistern. So auch, als es hieß, dass wir die Eignungstest bereits vorher kannten. Niemand hat auch nur eine Sekunde lang gezögert, den Test zu wiederholen und somit zu zeigen, dass wir alle unsere Ergebnisse auf ehrliche Art und Weise erlangt haben. Und wir alle sind froh, dass es nun niemand stört, dass einige von uns ihr Ergebnis verbessert haben. Immerhin haben nun einige von uns eine noch bessere Chance auf ein Stipendium.

Mattie zuckte zusammen, als sie Tiffanys Blick sah. Sie spürte, dass sie etwas vorhatte. Auf einmal wurde ihr ganz schlecht. < Sie wird doch nicht etwa behaupten, dass ich etwas damit zu tun habe? >, fragte sie sich. Angst stieg in ihr auf. Diese Sache könnte nicht nur ihr, sondern auch Lukas, vielleicht sogar Harm und Mac schaden.

„ Und diese Chance, ist für viele ein Vorteil. Immerhin haben Sie nun größere Chancen, ihren Traum zu erreichen und zum Beispiel Kampfpilot oder Anwalt oder ein renommierter Biologe oder Arzt zu werden. Für uns alle ergeben sich nun neue Möglichkeiten, soweit sich unser Testergebnis verbessert hat. Wir alle sollten uns bei demjenigen oder derjenigen[dieses Wort betonte sie besonders] bedanken, dass wir alle diese Chance erhalten haben, denn ohne das Gerücht [auch dieses Wort betonte sie auf eine merkwürdige Art und Weise], hätten wir alle diese Chance nicht bekommen und der National Sports and Academic Award, wäre wahrscheinlich auch nicht an unsere Schule gekommen. Und nun übergebe ich das Mikro wieder an Direktor Peterson, der nun die Verleihung der Zeugnisse übernehmen wird.“

Das Publikum wusste nicht, ob es Beifall klatschen sollte oder nicht. Sie waren sich nicht sicher, was sie von dem letzten Teil der Rede halten sollten und so fiel der Applaus eher bescheiden aus.

Mattie saß geschockt auf ihrem Platz. Sie hatte die Andeutungen genau verstanden. < Hoffentlich nimmt sie niemand ernst. > dachte sie sich.

Lukas bemerkte dies. Auch er hatte die Andeutungen verstanden.
„Mach dir keine Sorgen. Sicher wird das niemand ernst nehmen.“, flüsterte er ihr zu und drückte ihre Hand noch fester.
„Und wenn doch?“, entgegnete sie ängstlich.
„ Dann kann derjenige aber was erleben. Und Tiffany auch. Und jetzt lass uns nach vorne gehen und unsere Zeugnisse abholen und dann verschwinden wir von hier. Mir ist die Lust auf die Feier danach gründlich vergangen.“

Und so machten sich Lukas und Mattie auf den Weg zu den anderen Schülerinnen und Schülern ihres Jahrgangs, die bereits neben der Bühne darauf warteten, das ihr Name aufgerufen wurde und sie ihr Zeugnis in empfang nehmen konnten.

Die Zeugnisvergabe verlief ohne weitere Zwischenfälle. Die Schüler gingen einzeln nach vorne, holten ihr Zeugnis und die Glückwunsche ab und verließen dann wieder die Bühne.

Am Ende der Zeremonie wurde dann noch ein großes Bild mit allen Schülerinnen und Schülern gemacht.

Nach dem großen Gruppenfoto folgten dann noch die Einzelbilder und Freundschaftsbilder der Verwandten. Dann war der offizielle Teil beendet und das gemütliche Beisammensein fing an.

Für Lukas und Mattie war es aber alles andere als gemütlich.

Während die beiden noch ein Haufen Fotos mit ihren Freunden machten, wanderte ihr Blick immer wieder zu Tiffany Owens herüber, die in einiger Entfernung heftig mit Direktor Peterson, Coach Jackson und der Stellvertretenen Direktorin Simons diskutierte und dabei immer wieder zu Mattie sah.

„Hey Luke, wir wollen noch ein Foto von allen Teamabgängern machen.“, rief ihm jemand zu.
Er nickte nur und folgte nun Jim Hendrix, ließ seinen Blick jedoch immer wieder zu der vierköpfigen Runde wandern.
„Los, und jetzt noch du und Jim mit euren Preisen. Ist für die Schülerzeitung.“, rief die Fotografin.

Lukas ließ alles geduldig und lächelnd über sich ergehen, doch in seinem Kopf ratterte es. Als Tiffany sich von den drei Lehrkräften entfernte und sie in Matties Richtung sahen, bestätigte das für ihn seinen Verdacht.

„ Ok, wir sind fertig. Wünsche euch noch viel Spaß.“, sagte die Fotografin und wandte sich nun den Basketballspielern zu.

„Hey Mann, noch mal meinen herzlichen Glückwunsch. Du hast es echt verdient.“, sagte Jim und hielt Lukas seine Hand hin.

Der bekam das jedoch gar nicht mehr mit. In seinem Kopf drehte sich alles nur um Mattie. Er hatte Angst, dass man ihr Testergebnis oder ihr Abschlusszeugnis nicht anerkennen würde, weil Tiffany wieder mal ihre Eifersuchtsnummer abzog.

Als er sah, dass die drei sich Richtung Harm, Mac und Mattie bewegten, beschloss er, dass es an der Zeit war, einzuschreiten, bevor dass ganze wieder eskalierte, wie beim letzten Mal.

„Mr Rabb, Mrs Rabb, wir würden gerne einen Augenblick mit ihnen und ihren Kinder reden.“, sagte Direktor Peterson zögerlich. Man merkte ihm sofort an, dass ihm die Sache mehr als unangenehm war.
„Sicher doch.“, antwortete Harm, und die vier folgten ihm in sein Büro.

Dort warteten bereits Coach Jackson und Mrs Simons auf sie.

Direktor Peterson bot Mac und Mattie die letzten beiden Plätze an und setzte sich auf seinen Stuhl.

Er wollte gerade anfangen, als Lukas ihn unterbrach.
„Direktor, ich weiß bereits, worum es geht und Mattie sicher auch. Bevor sie wieder irgendwen einschalten und Mattie deshalb nicht auf die Akademie kann, nehme ich lieber alles auf mich. Ich weiß, dass sie uns sowieso nicht glauben und dass sie nie eine gute Meinung von mir hatte, also wird es ihnen sicher nichts ausmachen. Im Gegenteil, sie können mir noch einmal richtig eins auswischen. Und was diesen Preis angeht, gebe ich ihn zurück. Also los, rufen sie die Schulkommission an. Lassen sie meine Testergebnisse für ungültig erklären, von mir aus auch meinen Schulabschluss, aber lassen sie Mattie in Ruhe. Sie hat mit der ganzen Sache absolut nichts zu tun.“

Alle anwesenden sahen Lukas mit großen Augen an. Harm und Mac verstanden gar nicht, worum es grade ging und Mattie hatte Tränen in den Augen, weil Lukas bereit war, seine ganze Zukunft aufzugeben, um sie zu schützen.

„Würde mir vielleicht endlich mal jemand erklären was hier eigentlich los ist?“, polterte Harm los.
„Sicher doch. Von einer, sagen wir mal nicht sehr vertrauenswürdigen Quelle, haben wir Informationen darüber erhalten, dass Mattie die Eignungstests bereits vorher kannte und sowohl Lukas als auch sie selbst sich dadurch Vorteile verschafft haben.“
„Was, das ist doch…Ich glaub das einfach nicht. Erst die Sache mit dem Jugendamt und jetzt das.“, schrie Mac. Sie war unglaublich wütend. Harm versuchte sie zu beruhigen obwohl er genau wusste, dass dies kein Sinn machte, zumal er genauso wütend war wie sie.

„Hören Sie, Mr und Mrs Rabb. Ich kenne Lukas zwar erst seit etwa drei Jahren, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er mit dieser Sachen nichts zu tun hat. Genauso wie Mattie. Ich kenne die Problematik, die zwischen den beiden und einigen anderen Schülern herrscht und weiß genau, dass ich mich auf die eben erhaltenen Informationen nicht verlasse kann.

Und was dich angeht Lukas. Ich habe dein Potential bereits erkannt, als ich zum ersten Mal deine Schulakte in der Hand hielt. Die Strenge, mit der ich dir entgegengetreten bin, war nur zu deinem besten. Ich kannte deine schwierige Familiensituation und wollte verhindern, dich zu verlieren. In jedem Schuljahr gibt es mindesten einen Schüler, der solche Situationen nicht meistert und dann abrutscht. Ich sehe es als meine Pflicht an, solchen Kindern unter die Arme zu greifen. Viele, und ich denke, dass du dazugehört hast, nehme ihre Eltern in so einer Zeit nicht sonderlich ernst und ich sehe es als meine Pflicht, als Lehrer und als Direktor, die nötigen Disziplin und Werte zu vermitteln.

Ich will deinen Eltern hier keinesfalls vorwerfen, dass sie ihre Arbeit nicht getan haben, im Gegenteil. Der Rechtsstreit zu beginn deiner Schulzeit, eure Entführung und die Zeit danach und auch der Beruf eurer Eltern, dass alles war für dich etwas völlig neues und du hattest zu beginn große Probleme damit. Ich und auch viele andere Lehrer haben mitbekommen, wie du dich deinen Eltern widersetzt hast und meist das getan hast, wonach dir grade war. Deine Eltern hatten zu diesem Zeitpunkt keine Chance, an dich heranzukommen und hätte ich dir alles durch gehen lassen, wärst du heute sicher nicht hier.“

Lukas hörte sich die Worte seines Direktors ganz genau an und er musste zugeben, dass alles was er sagte, einen Sinn ergab. Er hatte das ganze nur noch nie von dieser Seite aus betrachtet.
„Es tut mir Leid Herr Direktor. Ich habe sie zu Unrecht beschuldigt. Ich war wohl einfach ein zu großer Dickkopf um zu erkennen, dass all ihre Sanktionen gut für mich waren.“
„Ich nehme deine Entschuldigung gerne an und ich bin froh, dass du alles jetzt etwas anders siehst. Ich mag es nämlich nicht, wenn meine Schüler mich hassen.“

„Und was ist mit der Anschuldigung?“, wollte Harm wissen.
„ Nun. Die Schulkommission hat bereits bei dem ersten Verdacht eine umfassende Untersuchung angestellt. Dabei fand man heraus, dass es nicht unsere Schule war, bei der der Test bekannt war, sondern eine andere. Da allerdings schon alles an die Öffentlichkeit gelangt war, entschloss man sich dazu, den Test einfach zu wiederholen, um die Täter in Sicherheit zu wägen. Mittlerweile wurde sie von der Schule verwiesen.“

„Und wieso haben sie uns dann überhaupt hier hergeholt?“
„Ich habe die ganze Zeit lang gewusst, auf wenn sich die indirekten Anschuldigungen bezogen und habe auch bemerkt, wie ihr zwei darauf reagiert habt. Ich wollte euch lediglich die Angst nehmen. Niemand nimmt diese Anschuldigung gegen euch ernst.“

Mattie und Lukas nickten nun erleichtert. Dann verabschiedeten sie sich alle von Direktor Peterson, Coach Jackson und Mrs Simons und machten sich auf den Weg nach unten, wo bereits der Rest ungeduldig auf sie wartete. Trish und Frank hatten den Saal, in dem Harm und Mac damals ihre Hochzeit gefeiert hatte gemietet und alle Freunde von JAG und die Schulfreunde von Lukas und Mattie sowie deren Familien zu einer großen Abschlussfeier eingeladen.

Und so machten sich nun alle gemeinsam auf den Weg.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#12 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:33

Festsaal
Irgendwo in Washington D.C.
Abschlussfeier

Es war ein gemütliches Beisammensein. Die Schüler unterhielten sich, tanzten, machten Scherze und erinnerten sich ein letztes Mal an ihre gemeinsamen Erlebnisse.

Plötzlich wurden sie alle von Mr Hendrix, dem Elternvertreter, unterbrochen, der mit einer Gabel gegen sein Glas schlug. Als alles ruhig war, begann er mit seiner Rede.

„Guten Abend alle miteinander. Zuerst einmal möchte ich mich hier im Namen aller Schülerinnen und Schüler bei Mr und Mrs Burnett dafür bedanken, dass sie es ermöglicht haben, dass der Schulabschluss so groß gefeiert werden kann. [Alle klatschten Beifall.] Wir, eure Eltern, Großeltern und Geschwister wünschen jedem einzelnen von euch viel Glück und Erfolg für die Zukunft. Zum krönenden Abschluss haben wir ein Video produziert, das jeder von euch am Ende des Abends mit nach hause nehmen kann. Gegen einen kleinen Aufpreis versteht sich. [Nun mussten alle lachen] Wir haben uns aus allen Eltern und Großelternvideos die besten Szenen ausgesucht und die auf diesem Video zusammengefügt. [Die Teenager, wenn man sie noch so nennen kann, stöhnten allesamt auf. Sie ahnten was als nächstes kam] So, nun wollen wir euch auch nicht länger auf die Folter spannen. Ich wünsche euch nun viel Spaß mit dem Film.“

Noch einmal klatschen alle Beifall. Dann wurde eine große Leinwand aufgebaut (wie bei Harm und Mac damals) und der Film wurde abgespielt. Die meiste Zeit waren alle nur am lachen. Auf dem Video waren lustige Szenen aus Theaterstücken oder verschiedenen Spielen und Wettkämpfen der Sportler zu sehen, aber auch wichtige Siege oder Niederlagen wurden gezeigt. Alles in allem lief der Film etwa eine Stunde lang. Höhepunkt war das Spiel um die Meisterschaft, das die Lincoln High erst im 14 Innig für sich entscheiden konnte. Noch einmal wurde Lukas entscheidender Schlag eingeblendet und die darauf folgenden Jubeleinlagen seines Trainers und der Mitspieler. Keiner wusste warum, aber vielen Spielern standen bei den Bildern wieder dir Tränen in den Augen. Sie hatten mit diesem Sieg einen neuen Schulrekord aufgestellt und waren deshalb alle mächtig stolz auf sich.

Nachdem das Video zu Ende war, ging das Licht wieder an und die Musik fing wieder an zu spielen. Und die Gesamte Klasse feierte noch bis in den frühen Morgen, während sich die Eltern und Verwandten schon längst verabschiedet hatten.


Kennedy Road 1526
3 Wochen später

Es herrschte reges Treiben im Hause Rabb. Im ganzen Flur standen voll gepackte Kartons und ein paar Koffer. Mittendrin versuchte Harm immer wieder Mac dazu zu bewegen, sich ein wenig auszuruhen, doch sie blieb stur und half weiter beim packen und verladen der Kartons. Als gegen Abend endlich alles verstaut war, lud Harm seine Familie zu einem letzten gemeinsamen Abendessen in ihrem Stammrestaurant ein.

Die Stimmung war allerdings lange nicht so heiter wie sonst immer und als sie wieder zu hause ankamen, sank sie auf den Tiefpunkt. Mattie konnte ihre Tränen, die sie so lange zurückgehalten hatte, nicht mehr verbergen und lief auf ihr Zimmer. Mac wollte ihr folgen, doch Lukas konnte sie davon überzeugen, dass er es lieber tun sollte.

Er ging nach oben, klopfte an Matties Tür und trat ein.
„ Hey, was ist denn los?“, fragte er mit sanfter Stimme und setzte sich zu ihr auf das Bett.
„Das weißt du genau.“, gab sie mit weinerlicher Stimme zurück, während sie ihren Kopf noch tiefer ins Kopfkissen drückte.
„Wir wussten beide, dass es einmal so kommen würde. Wir haben halt ganz unterschiedliche Ziele.“ Während er das sagte, streichelte er Mattie sanft über den Rücken.

Diese nickte nur.
„Trotzdem fällt es mir schwer, dich einfach gehen zu lassen.“ Mattie hob nun ihren Kopf und sah Lukas an.
„Ich weiß. Mir fällt es doch auch sehr schwer.“, gab er nun leise zurück und seine Augen wurden langsam glasig. Er konnte seine Tränen nun kaum noch zurückhalten.

„Versprich mir, dass du mir jeden Tag eine E-Mail schreibst und wir sooft wie möglich telefonieren.“
„Ich verspreche es. Und ich werde dich sooft es geht besuchen.“
„Ich liebe dich!“
„Ich liebe dich auch Mattie. Ich wünschte, wir könnten zusammenbleiben.“
„Ich auch.“

Die beiden nahmen sich in den Arm und verfielen in einen langen und innigen Kuss, bevor sie Arm in Arm einschliefen.


Kennedy Road 1526
6.00 Uhr Ortszeit

Lukas war schon seit etwa einer Stunde wach. Er war viel zu aufgewühlt, um noch zu schlafen. Vorsichtig rollte er Mattie aus seinen Armen. Als er sicher war, dass sie weiterschlief, stand er leise auf und schlich erst einmal ins Bad.

Auf dem Weg zurück traf er auf Mac, die ebenfalls schon wach war.
„Bist du schon aufgeregt?“, fragte sie leise.
Lukas nickte nur. Je näher der Moment seiner Abreise kam, desto nervöser und trauriger wurde er.
„Soll ich uns frühstück machen?“, fragte Mac und holte ihn so aus seinen Gedanken.
Er nickte nur und die beiden schlichen hinunter in die Küche. Sie wollten Harm und Mattie nicht wecken.

In der Küche setzte Mac erst einmal den Kaffee auf, während Lukas anfing, ein paar Pfannkuchen zu machen. Als alles fertig war, setzten sich die beiden gemeinsam an den Küchentisch.
„Sollten wir Dad und Mattie nicht wecken? Sie sind bestimmt enttäuscht, wenn sie merken, dass sie das letzte Familieessen verschlafen haben.“
„Also wenn es nach mir geht, ich kann auch ruhig zweimal essen.“, scherzte Mac.

Nun musste Lukas ein wenig schmunzeln. Er kannte Macs Appetit mittlerweile schon ziemlich gut und seid sie schwanger war, war er noch größer. Eine Weile sah Lukas Mac nur beim essen zu. Er hatte keinen sonderlich großen Appetit.
„Bist du schon aufgeregt?“, wollte Mac von ihm wissen.
„Ja!“, bekam sie nur zur Antwort.

„Ich frag mich die ganze Zeit, ob es das richtige ist.“
„Natürlich ist es das. Wieso sollte es falsch sein?“
„Na wegen Mattie und mir. Ich weiß nicht, inwieweit wir eine Fernbeziehung überstehen sollen.“
„Du liebst sie doch, oder?“
„Sicher.“

„Dann werdet ihr auch dieses Hindernis überstehen.“ Mac lächelte Lukas zuversichtlich an und er fühlte sich gleich besser.
„Außerdem seit ihr doch nicht all zu weit voneinander entfernt. Von Maryland nach Florida sind es doch höchstens 5 Stunden Fahrt.“
„Ja, wenn keine andere Unterwegs ist und man fährt wie Michael Schumacher, dann könnte man es in 5 Stunden schaffen.“
„Du weißt was ich meine.“
„Ja.“

„Was meinst du denn?“, fragte Harm, der mittlerweile auch aufgestanden war.
„Ich habe unserem Sohn nur mitgeteilt, dass er uns jederzeit besuchen kann.“

„Ja, dass kannst du allerdings. Und wenn es mal ganz schnell gehen muss, fährst du einfach nach Pensacola und ich schicke dir ne Tomcat rüber.“
„Toll. Dann bin ich zwar hier, aber zu nichts zu gebrauchen. Nein danke. Da fahr ich lieber.“
„Gut. War ja nur gut gemeint.“, tat Harm beleidigt.

„Aber ich kann ja mit einer Tomcat zu dir kommen.“ Das war Mattie. Sie hatte noch immer rote Augen vom Abend vorher.
„Das wirst du schön blieben lassen. Immerhin habt ihr nicht so viel Freiraum wie wir.“, ermahnte sie Lukas.
Er ging zu ihr und nahm sie in den Arm.
„Keine Sorge. Ich werde all meine Versprechen halten.“, flüsterte er ihr ins Ohr.

Mattie nickte und setzte sich jetzt ebenfalls an den Frühstückstisch. Außer Mac hatte jedoch keiner einen sonderlich großen Appetit.

Etwa zwei Stunden später stand Lukas noch einmal in seinem nun leeren Zimmer. Harm und Mac hatten mit ihm abgemacht, dass das Baby dieses Zimmer bekommen sollte und er im Gästezimmer schlief, wenn er mal zu Besuch kam. Noch einmal erinnerte er sich an seinen ersten Tag in diesem Zimmer und ihm kamen die Tränen. Er wollte nicht weg, aber er wollte auch seinen Traum nicht aufgeben.

„Na mein Sohn, bist du soweit?“
„Ja.“, antwortete Lukas unsicher.
Dann blickte er sich noch ein letztes Mal um und schloss die Tür.
„Danke, dass du dem Baby das Zimmer überlässt.“
„Naja, ich brauche es ja jetzt nicht mehr.“

Langsam gingen Harm und Lukas nach unten, wo schon Mattie und Mac warteten. Auch Bud, Harriet und Jen waren gekommen, um ihn zu verabschieden.
„Machs gut Lukas. Viel Glück in Florida.“, sagte Bud und gab ihm die Hand.
„ Ja, von mir auch.“, kam es nun von Harriet, die ihn ganz fest drückte. „Hier ist noch ein kleines Geschenk für dich. Du darfst es aber erst öffnen wenn du in Florida bist.“
„Danke Harriet.“
Nun war Jen an der Reihe. Auch sie drückte Lukas ganz fest.

Dann kam der schwerste Teil, der Abschied von seiner Familie. Als erstes war Mac an der Reihe.
„Machs gut, wir sehen uns bald wieder. Ich will dich nämlich bei der Taufe dabeihaben.“, sagte sie und drückte ihn ganz fest.
„Keine Sorge, ich werde da sein. Und pass du solange auf meine kleines Geschwisterchen auf.“
Dann hielten sie sich noch eine Weile fest im Arm.
„Ich lieb dich Mum.“, flüsterte er ihr noch ins Ohr, bevor er sich wieder von Mac löste.

„Machs gut mein Sohn. Feier nicht allzu viel.“
„Keine Sorge.“
Dann drückte er seinen Sohn noch einmal. Dabei liefen beiden Tränen über die Wangen. Sie kannten sich erst seit knapp zwei Jahren, weshalb ihnen der Abschied aber nicht gerade viel leichter viel.

Als letztes war Mattie an der Reihe. Sie hatte schon die ganze Zeit Tränen in den Augen. Sie wollte Lukas einfach nicht gehen lassen.
„Bitte geh nicht.“, flehte sie ihn an.
„Ich muss. Ich kann meinen Traum nicht einfach so aufgeben, genauso wenig wie du.“, flüsterte er ihr zu.

Beide standen eng umschlungen vor der Haustür.
„Ich liebe dich so sehr.“
„Ich liebe dich auch. Ich werde dir jeden Tag schreiben und dich sooft es geht anrufen.“
Dann küsste er Mattie ein letztes Mal und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen, den er von Trish und Frank zum Schulabschluss geschenkt bekommen hatte.
Er setzte sich hinein, sah noch ein letztes Mal aus dem Fenster zu seiner Familie und seinen Freunden und fuhr dann los und ließ eine bitter weinende Mattie zurück.


Kennedy Road 1526
Matties Zimmer

Seit nunmehr einer Stunde lag Mattie auf ihrem Bett und weinte. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass Lukas wirklich gegangen war. Bis zuletzt hatte sie noch gehofft, dass er seinen Traum aufgeben würde und bei ihr bleiben würde. Sie wusste zwar, dass das ziemlich egoistisch von ihr war, aber sie liebte Lukas nun mal sehr.

Harm und Mac versuchten alles, um Mattie ein wenig aufzuheitern, aber es gelang ihnen einfach nicht.
„Komm schon Mattie, er ist ja nicht aus der Welt.“, versuchte es Mac heute schon zum dritten Mal.
Doch Mattie reagierte wie schon die Male davor. Sie weinte einfach noch mehr.

„Aber Florida ist so weit weg.“, schluchzte sie.
„Es ist nicht so weit wie San Diego. Und wenn du nach deiner Grundausbildung zur Fliegerei gehst, landest du sicher in Pensacola und dann bist du wieder in seiner Nähe.“
„Aber das dauert noch so lange.“
„Glaub mir, die Zeit vergeht schneller als du denkst. Und er will ja auch so oft wie möglich herkommen und uns besuchen. Und er kommt dann sicher auch zu dir.“

„Aber ich vermisse ihn jetzt. Ich will ihn jetzt hier haben.“
„Ich weiß, dass die erste Zeit sehr schwer für dich sein wird, aber glaub mir, es wird sich bessern.“
„Und wann.“
„Nun, nicht heute und auch nicht morgen, aber irgendwann wird es so sein.“

„Wirklich?“
„Glaub mir.“
„Mac, kannst du mich jetzt noch ein wenig allein lassen?“
„Sicher doch, und wenn du etwas brauchst, sag einfach bescheid.“
„Mach ich.“
Mac verließ Matties Zimmer wieder, während die ihr Radio einschaltete.

Sie wollte jetzt ein wenig Ablenkung haben.
„…. Das war “Joyride von Roxette“. Thomas Brooks wünscht seiner Freundin Sarah mit diesem Song alles Gute zum 5ten Jahrestag. Und wenn ihr eurem Liebsten oder eurer Liebsten eine Freude machen wollt oder ihm oder ihr etwas mitteilen wollt, dann ruft jetzt an unter 406 555 4477. Und nun wünscht Michael Cook seiner Frau Martha alles Gute zu Hochzeitstag und zwar mit dem Song “I wanna grow old von Westlife“.

Mattie legte sich wieder auf ihr Bett und nahm ihr Kissen in den Arm. Es roch noch ein wenig nach Lukas Aftershave.

Erst als ihr Handy klingelte, kam wieder Leben in sie, denn sie erkannte bereits am Klingelton, dass Lukas am anderen Ende war.
„Hey, du fehlst mir so.“, begrüßte sie ihren Freund.
„Du mir auch.“
„Wo bist du gerade?“
„Keine Ahnung. Irgendwo am Straßenrand zwischen Washington und den Keys.“
„Wieso am Straßenrand?“ Mattie wurde etwas nervös. Sie hatte Angst, dass Lukas etwas passiert war.

„Hey, keine Angst. Ich hab dich nur so sehr vermisst, dass ich dich unbedingt hören wollte.“
„Ich vermisse dich auch so sehr.“
„Ich weiß, aber es geht halt nicht anders.“
„Ich weiß. Trotzdem gefällt es mir nicht.“
„Mir doch auch nicht.“

„Wie lange bist du noch unterwegs?“
„Weiß nicht. Ein paar Stunden sind es noch.“
„Rufst du an wenn du da bist?“
„Dann ist es sicher schon mitten in der Nacht.“
„Egal. Ich kann sowieso erst schlafen, wenn ich weiß, dass du heile angekommen bist.“

„Ok, ich melde mich bei dir.“
„Versprochen?“
„Versprochen!“
„Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch. Bis bald.“
Dann legte Lukas wieder auf.

Mattie kuschelte sich wieder in das Kissen. Sie wusste nicht wie lange sie schon so dalag, als eine Meldung im Radio ihre ganze Aufmerksamkeit erregte.
„Ok liebe Liebenden. Nun habe ich einen ganz besonderen Wunsch, hier auf KFJY. Mattie Grace, dein Freund Lukas weiß genau, dass du gerade unsere Sendung hörst. Es tut ihm sehr Leid, dass er dich verlassen muss, aber er will dass du weißt, dass er dich immer lieben wird und er dich nie betrügen oder verlassen wird. Mattie, der nächste Song ist nur für dich. Hier ist “I’m all about you“.


There's somethin' I've got to say
You're always with me
Even though, you're far away
Talkin to you on my cell
Just the sound of your voice
Makes my heart melt
Oh girl, well it's true

I'm all about you
I'm all about us
No baby, you never
Have to question my love
And every night there's a new crowd
But it's always you I'm singing about
There is only one
These words are going out to
Oh girl, I'm all about you

I know you worry sometimes
Some other girl will
Make me forget you're mine
There's not a doubt in this world
That anyone could take
The place of my number one girl

It's true
I'm all about you
I'm all about us
No baby, you never
Have to question my love
And every night there's a new crowd
But it's always you I'm singing about
There is only one
These words are going out to
Ohhh girl, I'm all about you

When I close my eyes
I can see you
It's like you're right here
And this feeling's only getting stronger
You're with me everywhere

I'm all about you
I'm all about us
No baby, you never
Have to question my love
And every night there's a new crowd
But it's always you I'm singing about
There is only one
These words are going out to
Ohhh girl, I'm all about you
I'm all about you

Mattie liefen nun wieder die Tränen über die Augen. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht dass Lukas bei diesem Sender anrufen würde und sich ihr Lied wünschen würde. Nun wusste sie, dass sie sich keine Sorgen machen musste, weil er sie wirklich liebte. Und so schlief sie am Ende des Songs beruhigt ein.


Lukas Wagen
Irgendwo zwischen Washington DC und den Keys

Lukas war nun schon seit einiger Zeit unterwegs. Er wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war, er wusste nur, dass es ihm viel besser ging, seit er mit Mattie telefoniert hatte.
Während ihres Gespräches bemerkte er, dass Mattie den gleichen Radiosender hörte wie er und so beschloss er, ihr eine Freude zu machen und ihre eine Nachricht mit ihrem Song zu übermitteln. Er wusste, dass es auch Mattie dann besser gehen würde.

Langsam bekam er jedoch Hunger und Müde wurde er auch langsam und so hielt er am nächsten Motel an, um sich eine Pause zu gönnen und etwas zu schlafen.
Er genehmigte sich einen Hamburger mit Pommes und war froh, dass er sich diesmal Harms Vortrag über das ungesunde Essen ersparen konnte. Nach dem Essen beschloss er, sich noch zu hause zu melden, damit Harm und Mac bescheid wussten, wie weit er in der Zwischenzeit gekommen war und das alles in Ordnung war.

Er ging in sein Zimmer, setzte sich aufs Bett und wählte die Nummer seines alten zu hause.
„Rabb!“, meldete sich Mac am anderen Ende der Leitung.
„Hey Mac, ich bins, Lukas.“
„Oh, schön dich zu hören. Wie geht es dir?“
„Ganz gut.“

„Und wie weit bist du bisher gekommen? Du bist immerhin schon seit knapp 8 Stunden unterwegs.“
„Ich bin jetzt in einem Motel an der Route 85 in der nähe vom Hartwell Lake in Georgia.“
„Du bist schon in Georgia?“
„Ja, es war ziemlich leer auf den Straßen. Ich bin gut durchgekommen.“
„Was glaubst du wie lange du noch brauchst?“

„Keine Ahnung, aber sicher noch mal um die 8 Stunden. Morgen muss ich durch Atlanta und dann noch durch ganz Florida.“
„Du fährst aber heute nicht mehr, oder doch?“
„Nein, keine Sorge. Ich bleibe die Nacht über im Motel und fahre erst morgen früh weiter.“
„Gut. Willst du noch mit Mattie oder Harm reden?“
„Mit Mattie hab ich heute schon geredet, aber wenn Harm in der Nähe ist kannst du ihn mir gerne geben.“
„Warte einen Moment, ich gehe ihn holen.“

Keine zwei Minuten später war Harm am Telefon.
„Hey, wie geht es dir? Wo bist du mittlerweile?“
„Ganz gut. Bin jetzt in Georgia angekommen.“
„Na da warst du aber ziemlich schnell unterwegs. Bist du etwa durchgefahren?“, fragte Harm.
„Nein, keine Sorge. Ich habe genug Pausen gemacht. Ich bin nur ziemlich gut durchgekommen.“

„Na dann ist ja gut.“ Harm war erleichtert. Obwohl er es nicht zugab, hatte er sich große Sorgen um Lukas gemacht. Sein Sohn war noch nie eine so lange Strecke gefahren und Harm hatte Angst, dass er sich überschätzte und ihm unterwegs was passierte.
„Und wie sieht es bei euch so aus?“
„Naja, Mattie vermisst dich wahnsinnig.“
„Ich weiß, wir haben schon gesprochen. Ich meinte eher Mac und dich und das Baby.“

„Oh, uns geht es gut. Und dem Baby auch.“
„Gut, dass ist gut.“, kam es nun etwas leise von Lukas.
„Hey, was ist los?“
„Naja, ihr fehlt mir alle so. Bis gestern war immer jemand von euch da, aber jetzt, jetzt muss ich allein klarkommen.“
„Nein, musst du nicht. Wenn du Hilfe brauchst oder dich alleine fühlst oder reden willst, kannst du dich jederzeit bei uns melden.“
„Ich weiß. Trotzdem ist es was ganz anderes.“

„Du kriegst das schon hin. Da bin ich mir ganz sicher.“
„Ja.“, kam es nun müde von Lukas zurück.
„Sieht so aus, als brauchst du deinen Schlaf.“, bemerkte Harm und grinste als er an die Schlafgewohnheiten seines Sohnes dachte. Aus welchem Grund auch immer konnte Lukas an jedem Ort und in jeder Position schlafen, wenn er müde war.

„Ja.“, kam es wieder nur sehr leise zurück.
„Dann schlaf gut. Ich liebe dich.“
„Ich dich auch Dad.“
„Machs gut. Ruf an wenn du angekommen bist.“
„Mach ich. Bye Dad.“
„Bye.“

Dann legten die beiden auf und während Lukas auf der Stelle einschlief, machte Harm es sich noch ein wenig mit Mac gemütlich.


Kennedy Road 1526

San Diego

Harm und Mac saßen noch ein wenig zusammen auf der Couch. Mac hatte ihren Kopf auf Harms Brust gelegt, während er seine Hände auf ihrem Babybauch liegen hatte.

„Er fehlt dir, nicht wahr?“

„Ja. Ich hätte nie gedacht da es mir so schwer fallen würde.“

„Nun ja, er ist dein Sohn. Es ist normal, dass du ihn vermisst. Du fehlst ihm sicher auch sehr.“

Harm sagte nichts. Er musste an die Zeit denken, als er und sein Sohn abends stundenlang im Garten saßen und sich über alles Mögliche unterhielten. Sie hatten immer eine Menge Spaß dabei, vor allem, weil Mattie und Mac nie dabei waren und sie anschließend immer unbedingt wissen wollten, worüber sie so gesprochen hatten.

Doch nun war diese Zeit vorbei. Sein Sohn war auf dem Weg nach Florida und sie würden höchstens noch am Telefon miteinander reden können. Und sie würden sich auch nur noch in seinen Semesterferien sehen können oder wenn er mal in Florida zu tun hatte, was allerdings sehr selten war. Seit er Captain war bekam er nur noch selten Fälle zugetragen. Vielmehr musste er sich nun mit jeder Menge Papierkram und Bürokratie rumschlagen und war deshalb kaum noch im Gericht, geschweige denn außerhalb von DC tätig. Mittlerweile hasste er es sogar und manchmal wünschte er sich, er hätte seine Beförderung abgelehnt. Doch dann kam ihm wieder in den Sinn, dass er und Mac das Geld jetzt mehr denn je brauchten, denn Mac hatte sich vorläufig in die Reserve versetzten lassen, um die erste Zeit bei dem Baby blieben zu können und neben dem Geld, was für das Babyzimmer und die anderen Babysachen draufging, ganz zu schweigen von den Umkosten, die ein Baby so verursachte. Und dann musste Lukas Collegbesuch ja auch noch finanziert werden. Zwar hatte er ein volles Stipendium bekommen, weshalb zumindest die Colleggebühren wegfielen, aber es waren trotzdem noch ein Haufen anderer Sachen zu bezahlen, angefangen bei seiner Unterkunft., bis hin zu den kleinen Dingen des Lebens, wie den Lebensmitteln. Zwar hatten Trish und Frank angeboten, diese Kosten zu übernehmen, schließlich wollten sie ja auch, dass Lukas ein gutes College besuchte, doch Harm und Mac wollten sie trotzdem nicht alles zahlen lassen.

Und so war Harm gezwungen, seinen Job weiter auszuüben, auch wenn er ihm im Moment nicht sonderlich viel Spaß machte. Doch er hatte auch immer noch die Hoffnung, dass sich alles wieder bessern würde und er endlich wieder einmal im Gericht stehen und einen wichtigen Fall verhandeln würde, vor allem, weil mit Mac ja bald eine wirklich gute Anwältin ausfallen würde.

Harm war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht mitbekam, dass Mac ihn ansprach.

„Harm, ist alles in Ordnung?“

„Wie?“, antwortete er ganz verwirrt.

„Nun, ich wollte wissen ob bei dir alles Ok ist. Du siehst so traurig aus.“

„Naja, es ist…“

„Lukas!“, beendete Mac seinen Satz.

„Ja!“

„Harm. Lukas ist zwar in Florida, aber er ist nicht aus der Welt. Ich verstehe ja, dass du ihn wahnsinnig vermisst, vor allem, weil ihr euch erst seit knapp zwei Jahren kennt und noch soviel nachzuholen habt, aber wäre es dir lieber, wenn er hier bei dir wäre und sich ewig vorwerfen würde, seinen großen Traum aufgegeben zu haben, nur um bei seinem Vater zu bleiben? Wäre es dir lieber, wenn er stattdessen einen Beruf ausüben würde, denn er nur halb sosehr liebt und deshalb von Tag zu Tag unglücklicher werden würde? Wäre es dir lieber….“

„Ist gut Mac, ich hab es kapiert.“

„Außerdem, vielleicht hast du bald einen zweiten Sohn und dann kannst du mit ihm alles nachholen. Und wenn Lukas dann mal zu Besuch hier ist, macht ihr einfach einen Männerausflug und ich hab meine Ruhe.“

Mac grinst Harm an und dieser konnte nun nicht anderes und musste ebenfalls ein wenig lächeln. Der Gedanke mit Lukas und seinem Kind, egal ob Junge oder Mädchen, durch den Park zu spazieren und zu reden, gefiel ihm sehr.

„Wann wissen wir eigentlich was es wird?“

„Nun, wenn du morgen ganz lieb bist und mich begleitest, dann wirst du es morgen erfahren. Es sei denn, du möchtest es vorher nicht wissen.“

„Soll das ein Witz sein? Natürlich will ich es wissen. Ich muss doch noch das Zimmer streichen und ein Junge in einem rosa Zimmer kommt nun mal nicht in Frage.“

„Genauso wenig wie ein Mädchen in einem blauen Zimmer. Nur damit du schon mal bescheid weißt.“

„Natürlich.“

„Harm, ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“

Dann küssten sich die beiden noch einmal leidenschaftlich, bevor sie ins Bett gingen.


State Universität Wohnheim
Florida Keys
Der nächste Abend

Nach weiteren 8 Stunden kam Lukas endlich an der Uni an. Als er sie sah, war er schon etwas beeindruckt. Hier war vieles anderes als an der Uni in Washington, die er sich mal mit einem Freund angesehen hatte. Zunächst einmal war es deutlich wärmer und so entledigte er sich zuerst einmal seines T-Shirts, bevor er sich weiter umsah. Mit seinem nackten, durchtrainierten Oberkörper zog er natürlich sofort die Aufmerksamkeit einiger Mädels auf sich. Doch das beachtete er gar nicht.

Er machte sich auf die Suche nach dem Verwaltungsgebäude, um sich dort anzumelden und weitere Informationen einzuholen.

Nach etwa einer Stunde hatte er das Gebäude endlich gefunden. Zwar war der Campus nicht sonderlich groß, doch die höheren Semester erlaubten sich an diesem Tag einen besonderen Spaß und schickten die Neuankömmlinge ständig zu den falschen Orten, sodass er mittlerweile eine ziemlich miese Laune hatte.

< Wenn ich nicht bald in mein Zimmer komme, kann ich für nichts mehr garantieren > dachte er, während er das Gebäude betrat.

Drinnen war es wesentlich kälter als draußen, da die Klimaanlage lief. Lukas zog sich sein Shirt wieder an und sah sich dann um. Es war ein heller Raum mit vielen Pflanzen und Fenster, der im Moment voller Studenten war, die sich alle anmelden wollten.

< Na super, jetzt kann ich hier auch noch wer weiß wie lange warten >

Er sah sich noch einmal um und erblickte eine Sitzecke, auf der noch ein Platz frei war und so zog er eine Nummer und setzte er sich erst einmal.

Nachdem er noch etwa eine Stunde gewartet hatte, war er endlich an der Reihe.

„Guten Tag. Wie lautet ihr Name und ihr Studienfach?“, begrüßte ihn die blonde Frau.

„Lukas Rabb aus Washington D.C. Mein Studienfach ist Meeresbiologie.“

„Werden sie in einem unsere Wohnheim wohnen oder haben sie eine eigene Wohnung?“

„Ähm, in dem Wohnheim.“

„Gut, ein Moment bitte. Ah, hier ist es. Wohnheim 3, Apartment 5. Eine vierer WG. Hier sind eine Wegbeschreibung und ihr Stundenplan. Weiter Informationen erhalten sie bei der Studieneinführung am Samstag um 10.00 Uhr. Haben sie noch Fragen?“

Lukas kam sich vor wie auf einer Abfertigungsstelle.

„Äh, nein.“

„Gut, dann viel Spaß an unsere Uni.“

„Danke!“

Lukas machte sich auf den Weg zu seinem Wagen, um endlich zu seinem neuen zu Hause zu gelangen. Als er vor dem Wohnheim stand war er positiv überrascht. Er hatte es sich viel schlimmer vorgestellt. Es gab einen Pool, eine großen Garten und sah auch sonst sehr einladend aus.

„Mal sehen, ob du innen auch so hübsch bist.“, sprach er zu sich selbst, bevor er das Gebäude betrat. Er wollte erst einmal sehen wo er wohnte, bevor er seine Sachen holte.

Auch von innen sah das Gebäude nicht schlecht aus. Die Wände waren in einem hellen gelb gestrichen und der Gang war mit Fliesen ausgelegt.

< Nun, sauber ist es schon mal. Hoffentlich bleibt das auch so und ist nicht nur ein Werbegag für die Neuankömmlinge. >, dachte er, während er sein Zimmer suchte.

Als er vor dem Zimmer Nummer fünf stand holte er noch einmal Luft, dann klopfte er.

Er musste nicht lange warten. Ein etwa 1,80m großer Student mit kurzen blonden Haaren öffnete die Tür.

„Hi. Ich bin James. Bist du der neue Mitbewohner?“, begrüßte er Lukas mit einem Lächeln.

Der war zuerst etwas verwirrt, bejahte dann aber die Frage.

„Cool. Wenigstens herrscht jetzt wieder Gleichberechtigung. Na dann komm mal rein.“

Lukas stutze einen Moment.

„Gleichberechtigung?“, fragte er nach.

„Jep. Zieh ich nicht mehr bei allem den Kürzeren. Ich hoffe du magst Baseball. Die Mädels hassen es nämlich. Bis jetzt konnten sie mich immer überstimmen, aber nun wird es schwerer für sie.“

„Mädchen?“ Lukas wurde von Minute zu Minute verwirrter. Wo war er nur gelandet.

„Ja, Jesse und Allie, unsere beiden Mitbewohnerinnen.“

„Mitbewohnerinnen?“

Nun war Lukas baff. Er wusste zwar, dass er in einer WG leben würde, aber dass es eine gemischte WG sein würde, war ihm nicht bekannt gewesen.

„Keine Sorge, die beiden sind ganz Ok. Man kann sogar Spaß mit ihnen haben.“, versuchte James ihn aufzubauen.

„Oh, dass glaub ich dir aufs Wort. Ich hab ja auch nicht wirklich etwas dagegen, ich weiß nur nicht wie meine Eltern und vor allem meine Freundin darauf reagieren werden.“

„Na sie müssen es ja nicht erfahren.“

„Hast du ne Ahnung. Die kriegen alles raus. Und wenn sie es von jemand anderem als von mir erfahren, dann kann ich mich aber ganz schön warm anziehen.“

„Was denn, sind deine Alten etwa so konservativ?“

„Erstens solltest du sie lieber nicht so nennen, denn die beiden „Alten“ (er betonte dieses Wort extra und zeigte Gänsefüßchen mit seinen Händen) sind bei der Navy beziehungsweise bei den Marines und ich denke, nein, ich weiß, dass sie mich und auch dich jederzeit noch übers Knie legen könnten.“

„Bei den Marines und bei der Navy? Wie funktioniert das denn? Ich dachte immer, dass das zwei völlig verschieden Einheiten wären und dass die sich auf den Tod nicht ausstehen könnten. Und außerdem sind solche Beziehungen doch verboten.“

„Och, Dad und Mac sind da die goldene Ausnahme. Die beiden lieben sich wohl schon seit ihrem ersten Treffen, haben aber 9 Jahre lang gebraucht um es zu kapieren.“

„9 Jahre?“, fragte James verwundert nach.

„Jep.“

„Wow. Und jetzt?“

„Nun, vor etwa 2 Jahren haben sie geheiratet.“

„Geheiratet? Ich dachte immer….nun ja, ich dachte…. also….“

Lukas Augen weiteten sich immer mehr. Plötzlich merkte er, worauf James hinauswollte.

„Um Gottes Willen nein. Mac ist eine Frau. Es ist nur ihr Spitzname.“, rief er.

„Ach so, und ich dachte schon Mac wäre ein Kerl.“

Nun fingen beide an zu lachen. Erst als die anderen beiden Mitbewohner, oder besser gesagt Mitbewohnerinnen eintrafen, fingen sie sich wieder.

Als die beiden Mädchen das Zimmer betraten, blieb Lukas vor staunen die Spucke weg.


Kennedy Road 1526
Washington DC
Zur gleichen Zeit

Direkt nach der Arbeit war Harm mit Mac zum Frauenarzt gefahren. Er hatte sich schon den ganzen Tag auf den Termin gefreut, da er endlich wissen wollte, ob das Baby ein Junge oder ein Mädchen wird. Schließlich musste das Zimmer ja auch dementsprechend eingerichtet werden.
Nun waren die beiden wieder zu hause und saßen gemeinsam auf der großen Couch im Wohnzimmer.

„Also ich kann es immer noch nicht fassen.“, stammelte Harm.

„Ich weiß wie du dich fühlst, ich kann es auch kaum glauben.“, entgegnete Mac.

„Aber sie kann sich doch nicht geirrt haben, oder?“

„Nein. Außerdem haben wir es doch auch gesehen.“

„Wenn Mum das erfährt dann flippt sie aus.“

„Oh ja, und denk mal an Mattie und Chloe. Und Lukas erst."

„Apropos, hat er sich eigentlich schon gemeldet? Ich meine er müsste doch schon längst da sein.“, fragte Harm nun etwas besorgt nach.

„Ich glaub um den musst du dir keine sorgen machen. Er ist heute vielleicht nicht ganz so gut durchgekommen. Und dann muss er noch sein Wohnheim finden und wer weiß, ob er sofort telefonieren kann.“

„Mac, er hat ein Handy. Er kann von überall telefonieren.“

„Harm, er wird sich schon melden.“, Mac fing nun an zu kichern.

„Was? Ich sorge mich nun mal um meinen Sohn. Was ist daran bitte so lustig?“

„Nichts.“, entgegnete Mac und kicherte weiter. „Es ist nur das du gerade einen riesigen Aufstand machst, weil dein 19 jähriger Sohn nicht anruft. Wie wirst du erst, wenn die beiden hier drin sich mal nicht melden oder sich etwas verspäten.“

„Das wird nie passieren.“

„Ach nein?“

„Nein.“

„Und wieso nicht?“

„Nun, zuerst einmal werden sie deine innere Uhr und deinen Pünktlichkeitssinn erben. Zweitens werden sie früh genug lernen, dass es besser für sie ist pünktlich zu sein. Und drittens werde ich sie nie weglassen, wenn Lukas was passiert sein sollte.“

„Na dann wirst du den beiden aber erklären, wieso sie nicht zu Abschlussball dürfen.“

„Kein Sorge, dass krieg ich schon hin. Wird ein Kinderspiel.“

Nun musste Mac noch mehr lachen. Sie war sich sicher, dass Harm ein wundervoller Vater werden würde. Die Tatsache, dass er ihr trotz einer Chance von nur 4% ein Kind schenkte, war für sie schon ein Wunder, doch nun hatten sie die Gewissheit, dass es Zwillinge werden würden. Zwar war ihre Schwangerschaft zur Vorsicht zu einer Risikoschwangerschaft erklärt worden, weshalb sie bereits jetzt vorzeitig in den Mutterschaftsurlaub treten sollte, doch dass störte sie nicht weiter. Sie war einfach viel zu glücklich und sie wollte alles tun, um in etwa 4 Monaten zwei gesunde Babys auf die Welt zu bringen.


Währenddessen in Chloes Wohnung
Union Station, Washington DC

„Und, was gibst neues Mattie? Wissen Harm und Mac jetzt schon was es wird?“, fragte Chloe, während sie die letzte Kiste in die Wohnung schleppte. Sie fing in diesem Semester mit dem Jurastudium an und hatte dank Harm schnell eine Wohnung in seinem alten Haus bekommen.

„Noch nicht, aber sie werden es wohl heute erfahren.“

„Und was wünscht du dir mehr?“

„Na ist doch wohl klar. Ein Mädchen natürlich. Die Überzahl muss ja weiter bestehen.“

„Aber jetzt wo Lukas in Florida ist, sind wir doch auch in der Überzahl wenn es ein Junge wird.“

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er lange dort bleiben wird, oder etwa doch?“

„Sicher, wieso sollte er denn nicht dort bleiben wollen?“, fragte Chloe nun etwas erstaunt.

„Na weil er dort ganz allein ist und auch alles allein schaffen muss.“

„Na und?“

„ Glaub mir, früher oder später wird ihm das alles zuviel. Das Leben ohne seine Familie, ohne mich. Und dann kommt er wieder. Wirst schon sehen.“

„Na aber jetzt bist du ganz schön Naiv, findest du nicht?“

„Wieso?“

„Na Lukas ist doch gegangen um sich seinen Traum zu erfüllen. Und er hat sich auch bewusst für Florida entschieden. Er hätte ja auch nach San Diego gehen und bei Trish und Frank leben können. Das hätte alles um einiges leichter gemacht. Aber er wollte auf eigenen Beinen stehen, so wie ich auch. Ich glaube nicht, dass er zurückkommen wird.“

„Doch, dass wird er. Weil er mich nämlich liebt. Er wird mich vermissen und zurückkommen, dass weiß ich ganz genau.“, erwiderte Mattie etwas lauter, als sie eigentlich wollte.

„Liebst du ihn denn auch?“, fragte Chloe nach.

„Natürlich liebe ich ihn.“

„Dann solltest du alles tun, um ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Vertraue ihm und wenn er mal kurz vorm aufgeben ist dann solltest du ihn aufbauen, statt ihm zu bestärken aufzugeben. Nur so hat eure Lieb überhaupt eine Chance.“

„Das weiß ich ja auch, aber er fehlt mir doch so sehr. Im Moment wäre es mir egal, wenn er seinen Traum aufgeben würde, denn ich hätte ihn bei mir. Ich könnte jeden Abend in seinen Armen einschlafen und wenn ich wieder aufwachen würde, wäre ich immer noch in ihnen.“

„Nein, dass könntest du nicht, es sein denn es ist neuerdings erlaubt, seinen Freund oder seine Freundin zur Grundausbildung mitzunehmen. Glaub mir, sobald du dort bist wirst du kaum noch Zeit haben an ihn zu denken. Und ehe du dich versiehst, sind sein Studium und deine Ausbildung zu Ende und ihr könnt zusammen leben, wenn ihr es dann noch wollt.“, versuchte Chloe nun ihre beste Freundin und fast Schwester aufzumuntern.

„Vielleicht hast du ja Recht.“

„Ganz bestimmt sogar. Wo wir schon die ganze Zeit über ihn sprechen, hat er sich heute eigentlich schon bei dir gemeldet?“

„Nein. Er ist wahrscheinlich noch nicht angekommen. Der Verkehr war sicher übler als er gedacht hat. Und was ist mit Brian? Wann kommt er an?“

„Morgen früh. Und du wirst Harm und Mac nicht sagen, dass er bei mir wohnen wird?“

„Kein Sterbenswörtchen. Ehrenwort.“

„Danke Mattie. Ich weiß nämlich nicht was die beiden sonst mit ihm machen würden. Also, wie sieht es aus? Bleibst du heute bei mir?“

„Klar, wieso nicht. Ich ruf nur schnell bei Harm und Mac an und sag ihnen bescheid.“

„Mach das. Und vergiss nicht nach dem Baby zu fragen.“

„Sicher nicht.“


Kennedy Road 1526
5 Minuten später

Harm und Mac schauten sich gerade zum x-ten Mal die Ultraschallbilder ihrer beiden Kinder an, als das Telefon klingelte.

„Na endlich.“ Harms Erleichterung war deutlich zu hören.

„Hey, ich dachte du rufst sofort an wenn du angekommen bist.“, begrüßte er seinen Gesprächspartner am Telefon, ohne überhaupt zu wissen wer am Apparat war.

„Äh Harm, ich bin es, Mattie.“

„Oh Mattie. Ich dachte es wäre Lukas. Hat er sich schon bei dir gemeldet?“

„Nein, noch nicht. Und bei euch anscheinend auch noch nicht.“

„Nein, auch noch nicht.“

„Na dann ist er sicher noch unterwegs, oder er bezieht gerade seine WG und ruft an, wenn er alles in der Wohnung hat. Du weißt ja nicht wie es da mit dem Zeitplan aussieht.“, versuchte Mattie Harm zu beruhigen. Doch insgeheim machten sie sich genauso große Sorgen um Lukas wie Harm auch.

„Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Wo wir gerade beim umziehen sind, wie läuft es denn bei Chloe?“

„Ganz gut. Wir haben jetzt alles in der Wohnung und müssen nur noch die Kartons auspacken.“

„Na das hört sich ja super an. Wenn ihr wollt kommen Mac und ich morgen vorbei und helfen euch.“

„Oh, dass ist nicht nötig. Ich wollte heute bei Chloe übernachten. So können wir jetzt noch einen Teil machen und den Rest dann morgen früh. Außerdem muss sich Mac doch bestimmt schonen.“

„Oh, daran hab ich gar nicht gedacht. Na gut, wir kommen euch dann aber trotzdem morgen besuchen.“

„Och Harm, dass ist nicht nötig, ehrlich. Wir kommen hier auch sehr gut ohne euch zurecht.“, versuchte Mattie Harm abzuwimmeln. Sie wollte sich wissen was passierte, wenn Harm und Mac da waren und Chloes Freund Brian dann auftauchte.

„Also wenn ihr wissen wollt was es wird, dann müsst ihr uns kommen lassen. Am Telefon werd ich es dir nämlich nicht sagen.“ Harm spürte, dass die beiden etwas ausheckten und er wollte unbedingt wissen, was es war. Und da kam es ihm gerade recht, dass Chloe und Mattie zwei so Neugierige Wesen waren.

Mattie wollte diese Entscheidung nicht alleine Treffen und so sprach sie sich kurz mit Chloe ab.

„Also was sagst du?“, hörte Harm sie leise tuscheln.

„Na gut, dann ruf ich an und sag bescheid, dass ich erst Entwarnung geben muss.“, hörte er Chloe leise antworten.

< Aha, die beiden planen also tatsächlich was. Na dann werden wir ihnen wohl morgen ordentlich den Spaß verderben. > dachte Harm, während er auf Matties Antwort wartete.

„Also gut, dann kommt halt vorbei. Aber erst gegen Mittag, damit wir noch genügend Zeit haben die Kisten auszupacken.“

„Abgemacht. Und Mattie.“

„Ja?“

„Melde dich bitte noch mal, wenn Lukas sich bei dir gemeldet hat.“

„Mach ich.“

„Gute Nacht Harm, und grüß Mac und das Baby von uns.“

„Mach ich.“

Dann legten beide auf.

„Und, war es Lukas?“, wollte Mac wissen, als Harm wieder ins Wohnzimmer kam.

„Nein, es war Mattie. Sie übernachtet heute bei Chloe. Und wir werden die beiden dann morgen besuchen.“

„Ach ja, und wieso?“

„Weil sie irgendetwas aushecken. Etwas was wir nicht wissen sollen. Und ich hab kein gutes Gefühl dabei.“

„Also fahren wir morgen zu ihnen um sie auszuquetschen?“

„Oh ja. Und um ihnen die gute Nachricht mitzuteilen.“, sagte Harm, während er sich wieder neben sie setzten und seine Hand auf ihren Bauch platzierte.

Und so kuschelten sich die beiden wieder auf die Couch und betrachteten noch eine ganze Weile die Ultraschallbilder.


So, und eins schon vorweg. Beim nächsten mal erfahrt ihr wie es Lukas mit den Mädels ergangen ist. Hab es nicht vergessen.


Studentenwohnheim
Miami, Florida
Die letzten Stunden


Als die beiden Mädchen das Zimmer betraten, blieb Lukas vor staunen die Spucke weg.

< Oh man, das glaub ich jetzt nicht. Wieso hast du nur immer so ein Pech, Lukas Timothy Rabb >, fragte er sich selbst, als er die beiden näher kommen sah.

< Wenn Mattie davon erfährt dann wird ich meines Lebens nicht mehr froh. Die wird sicher jedes Mal einen Heulkrampf kriegen, wenn ich sie mal nicht anrufe oder wenn ich mit ihnen weggehe oder lerne. Oh nein, dass hier darf sie unter keinen Umständen erfahren >

„Hey, Allie, Jesse, dass ist unsere neuer Mitbewohner Lukas. Lukas, dass sind Allie und Jesse.“, stellte James die drei gegenseitig vor.

„WOW, der ist aber süß.“, flüsterte Jessie Allie zu. Sie hatte langes blondes Haar und einen schlanken Körper, der ihre Leidenschaft für Sport schnell verriet.

„Oh ja. Aber James ist trotzdem süßer.“, flüsterte Allie zurück. Dann gingen die beiden auf Lukas zu und begrüßten ihn herzlich.

„Hey, willkommen in unsere bescheidenen WG. Ich hoffe James hat dich schon über unsere Regeln aufgeklärt.“, sagte Jesse und nährte sich Lukas dabei noch ein Stück mehr.

„Nein, dass muss er wohl vergessen haben.“, stotterte Lukas. Er fühlte sich in dieser Situation sichtlich unwohl.

<Wieso wird dir eigentlich so heiß? HÖR SCHON AUF DAMIT, DU HAST EINE FREUNDIN MIT DER DU SEHR GLÜCKLICH BIST > rief Lukas sich wieder zu Ordnung, doch irgendwie funktioniere das nicht so ganz.

„Also, Regel Nummer eins lautet: Klappe immer die Klobrille runter.“, fing Allie an.

„Ich weiß, ist ne blöde Regel, aber du solltest dich lieber dran halten. Ich habe es mal nicht getan und was sie dann mit mir gemacht haben, erzähl ich dir lieber nicht, aber glaub mir, es war ganz schön schmerzhaft.“, klärte James ihn auf.

„OK.“, kam es unsicher von Lukas. Er hielt das zwar für selbstverständlich, aber dass musste er ja jetzt nicht unbedingt hinausposaunen. Außerdem war es sehr schlecht, wenn er es sich gleich zu beginn mit James verscherzen würde. Immerhin brauchte er ihn sicher noch um Mattie zu besänftigen.

„Regel Nummer zwei, “, fuhr Jessie fort, „ das rumlaufen in Unterwäsche ist strengstens untersagt.“

Da fiel Lukas schon einmal ein Stein vom Herzen. So konnten die Situationen wenigstens nicht so ganz unangenehm werden. Zumindest hoffte er das.

„Regel Nummer drei: Damenbesuch oder Herrenbesuch ist immer vorher anzukündigen, sonst sind störfreie Abende nicht garantiert.“, machte Allie weiter.

< Na damit wird ich sicher kein Problem haben. Mattie ist in ihrer Grundausbildung wahrscheinlich so eingespannt, dass wir uns eh nur in den Semesterferien bei Mum und Dad sehen werden. Außerdem wird ich sie sicher nicht hierher einladen >

„Geht klar. Und wo hält sich der Rest dann auf?“

„Eye Mann, sei doch mal ein bisschen kreativ. Wir haben hier nen Strand, Kino, Kneipen, Diskotheken und noch vieles mehr. Da wirst du schon was finden.“, rief James und schlug Lukas auf die Schulter, der sie sich anschließend erst einmal mit schmerzverzehrtem Gesicht rieb.

„So, dass war’s, hast du alles verstanden?“, fragte Jessie und versuchte dabei wieder in seine Nähe zu gelangen.

„Wie? Das war alles. Ihr habt nur drei Regeln?“, fragte Lukas nun ungläubig nach.

„Sicher, dass ist jawohl auch mehr als genug.“, bekam er von James als Antwort.

„Na und was ist mit saubermachen, einkaufen, kochen und den ganzen anderen Dingen?“

„Das erledigt das Personal für uns.“, kam die kesse Antwort von Jesse.

„Das Personal?“

„Jep. Meine Eltern. Meine Mutter ist der Meinung, dass wir mit dem studieren schon genug am Hut haben und schickt uns deshalb einmal die Woche ihre Haushälterin vorbei, die dann alles fertig macht.“

„Alles?“ Lukas war das ganze nicht geheuer. Er hielt das alles für einen Scherz.

„Ja Mann, echt alles. Die macht sogar die Wäsche. Glaub mir, selbst meine Mum hat meine Hemden so ordentlich gebügelt wie diese Frau. Überings, morgen kommt sie wieder, dann kannst du sie gleich mal kennen lernen.“

Das war endgültig zuviel für Lukas. Er kam sich vor wie in einem schlechten Teenager Collegefilm, wo die reichen Kids von vorne bis hinten bedient wurden und dann, wenn die Eltern ihr ganzes Geld verloren hatte, nicht wussten, wie man ein Hemd wäscht, geschweige denn bügelt.

„So, und jetzt zu was erfreulichem. Peter und seine WG geben heute Abend eine Party, kommst du auch mit.“, wollte Jessie wissen. Sie schmiss sich jetzt schon seit ihrer ersten Begegnung an Lukas ran, was diesem immer unangenehmer wurde.

„Neee, lieber nicht. Ich muss erst mal meine ganzen Sachen auspacken. Und dann hab ich so ne lange Fahrt hinter mir, ich bin echt fertig. Ich wird mich heute nur noch ins Bett hauen.“

„Na gut, wenn du meinst. Aber beschwer dich hinterher nicht das du was verpasst hast.“ Und schon war James zur Tür hinaus.

„Was ist Jesse, kommst du?“, wollte Allie wissen. Auch sie war schon fast draußen.

„Nein, geht ihr mal ruhig alleine, ich bleib hier und helfe Lukas beim auspacken.“, antwortete sie.

< Na super. Werd ich die denn nie los? > dachte sich Lukas.

„Du, dass ist wirklich nicht nötig. Ich hab nicht soviel zum auspacken.“, wollte er sich rausreden.

„Na um so besser, dann haben wir noch mehr Zeit für andere Dinge.“

„Ja und dann muss ich noch meinen Freund anrufen. Damit er weiß das ich gut angekommen bin.“

„Deinen Freund?“, fragten Allie und Jesse erschrocken nach.

„Ja, Brian. Wir sind seit etwas mehr als einem Jahr zusammen.“, log Lukas. Es schien ihm im Moment der beste Weg zu sein, die beiden loszuwerden.

„Also da will ich natürlich nicht weiter stören.“, sagte Jesse und ging, ohne auch noch ein weiters Wort zu verlieren.

Als die drei weg waren, atmete Lukas erst einmal tief durch. Dann fing er an, seine Kisten reinzuholen und auszupacken. Er hatte erst einmal nur das wichtigste mitgenommen. Denn Rest wollte Harm und Mac ihm nachschicken, wenn er es benötigte.

Beim auspacken viel sein Blick dann auf das Geschenk, dass er von Harriet zu abschied bekommen hatte. Er hatte es immer noch nicht ausgepackt. Er setzte sich auf sein Bett und entfernte vorsichtig das Papier.

Plötzlich liefen ihm ein paar Tränen übers Gesicht. Harriet hatte einen vierteiligen Fotorahmen gekauft und ihn mit Fotos bestückt.

Auf dem ersten Bild waren Mattie und Lukas zusehen, wie sie zusammen auf einer Schaukel im Park saßen. Das nächste Bild war eins von der gesamten Familie Rabb. Es war eins der wenigen Bilder auf der auch Frank und Trish zu sehen waren. Es wurde auf der Abschlussfeier von Lukas und Mattie aufgenommen. Das dritte Bild zeigte Lukas mit allen Leuten von JAG. Es war ein Bild von Harms und Macs Hochzeit.
An der Stelle, an der normalerweise dass vierte Bild gewesen wäre, war nur ein Zettel zu finden.

„Meine kleine Schwester/mein kleiner Bruder und ich“, las Lukas ihn leise.

Dabei huschte ihm ein Lächeln über die Lippen. Er freute sich auf sein Geschwisterchen, obwohl er es nicht aufwachsen sehen würde, weil er soweit entfernt lebte, aber das war ihm egal. Er war dann ein richtiger großer Bruder und darauf freute er sich schon.

Lukas stellte die Bilder auf seinen Nachttisch und betrachtete Sie noch eine Weile und während er so über die Situationen nachdachte, in denen die Bilder entstanden sind, schlief er ein.


Stundentenwohnheim
Miami, Florida
4 Stunden später


Das klingeln seines Handy holte Lukas aus dem Land der Träume zurück.

< Wer ruft den um diese Zeit an? < fragte er sich, nachdem er einen Blick auf die Uhr geworfen hatte und feststellte, dass es schon nach Mitternacht war.

Als er jedoch auf seinen Display schaute erschrak er. Dort stand mit großen Buchstaben SCHATZ geschrieben.

< Oh man, ich hab total vergessen anzurufen > schoss es ihm durch den Kopf.

„Tut mir leid, ich war so fertig von der langen Fahrt das ich eingeschlafen bin. Es tut mir wirklich sehr leid das ich dich nicht angerufen habe.“, meldete er sich sofort. Er hatte die Hoffnung dass er so an dem Donnerwetter von Mattie vorbeirutschen würde, aber da hatte er sich gewaltig getäuscht.

„So, du bist also eingeschlafen ja? Du wolltest anrufen sobald du an der Uni bist. Wenn du schlafen kannst bist du sicher schon im Wohnheim. Du hattest also genug Zeit anzurufen.“, wetterte Mattie los. Sie hatte sich riesige Sorgen um ihn gemacht und ließ ihn nun seine ganze Wut spüren.

„Oh man, gut das die jetzt in Virginia ist“, sagte er sich.

„Was hast du gesagt?“, schrie Mattie ins Telefon.

Lukas zuckte Augenblicklich zusammen. Er hatte den Satz wohl lauter ausgesprochen als er gedacht hatte.

„Mattie bitte, ich…ich bin im Moment etwas durcheinander und weiß nicht was ich sage.“, versuchte er sich rauszureden.

„Na dann kann ich ja auch gleich wieder auflegen. Dann muss ich mir deinen Scheiß nicht mehr länger anhören.“, schrie Mattie noch, dann legte sie auf.

„Na das hast du ja super hingekriegt alter Junge. Jetzt kannst du sie eigentlich noch mal anrufen und ihr von deinen Mitbewohnerinnen erzählen. Schlimmer als jetzt kann sie auch nicht mehr werden.“

Er entschloss sich dann aber doch lieber dafür die Sache erst einmal für sich zu behalten und lieber bei Harm und Mac anzurufen.

Er atmete noch einmal tief durch und wählte dann die Nummer der beiden. Den Hörer hielt er vorsichtshalber schon einmal etwas vom Ohr weg, denn er konnte sich gut vorstellen das Harm mindestens genauso gut drauf war wie Mattie.

Es hatte noch nicht einmal zweimal geklingelt als Harm schon abnahm.

„Sag mir das du es bist.“, rief er aufgeregt ins Telefon.

„Hey Dad, alles klar bei euch.“, antwortete er vorsichtig. Im nächsten Moment hätte er sich für diesen Satz aber schon wieder selbst Ohrfeigen können.

„Ob hier alles klar ist? Du spinnst jawohl. Seit Stunden telefoniere ich sämtliche Krankenhäuser in Florida ab, weil ich dachte dir wäre was passiert. Ich war kurz davor mich in den nächsten Flieger zu setzten. Was fällt dir eigentlich ein uns so lange warten zu lassen. Am liebsten würde ich dir jetzt kräftig den Hintern versohlen.“, schimpfte Harm.

„Tut mir ehrlich Leid Dad. Ich kann verstehen dass du dir Sorgen gemacht hast und nun sauer bist. Ich verspreche dir dass so was nie wieder vorkommen wird. Ich hätte euch sofort vom Unigelände aus anrufen sollen und nicht erst warten sollen bis ich in der Wohnung bin.“, gab Lukas reumütig zu.

„Harm merkte sofort, dass sein Sohn es ernst meinte.“

„Schon Ok Luke. Ich hab mir halt wahnsinnige Sorgen um dich gemacht. Ich weiß nicht was ich getan hätte wenn dir etwas passiert wäre.“

„Ich weiß, geht mir ja auch so.“

„Gut. Wie geht’s denn so bei euch? Sind die Mitbewohner in Ordnung?“

„Ohja, Sie sind super nett.“, gab er zur Antwort.

„Und wie heißen Sie? Nur damit ich weiß mit wem ich spreche wenn ich dich mal anrufe.“, fragte Harm nach.

„Ähm…, sie heißen James, Jesse und Al…Alex.“, log er. Er wollte seinen Vater nicht noch weiter reizen. Außerdem war er froh, dass das Donnerwetter so klein ausgefallen war. Und er wollte sein Glück an diesem Tage nicht überstrapazieren.

„Hast du denn schon Mattie angerufen?“, fragte Harm nun nach. Er wusste dass auch sie sich riesige Sorgen machte.

„Ja, hab ich. Und sie ist ganz schön sauer. Also wenn sie die nächsten Tage ungenießbar ist dann liegt das an mir.“, gestand er.

„Keine sorge, wir sind morgen bei Mattie und Chloe und dann werde ich mal mit ihr reden. Das wird sicher schon wieder.“, versuchte Harm ihn zu beruhigen.

„Na wenn du meinst.“

< Vielleicht solltest du ihr sagen das ich mir meine Wohnung mit zwei Mädels teile. >, dachte er. Und diesmal passte er auf das er es wirklich nur dachte.

„Naja, du bist sicher Müde. Leg dich jetzt schlafen. Ich werde mich morgen noch mal bei dir melden, in Ordnung.“

„Ok Dad. Bis morgen dann. Und grüß Mac von mir.“

„Mach ich. Schlaf gut.“

Dann legten beide auf. Lukas atmete erst einmal tief durch.

< Na das lief ja besser als ich dachte. >

Plötzlich blieb ihm vor Schreck die Spucke weg.


Plötzlich blieb ihm vor Schreck die Spucke weg.

< Wenn Mac und Harm morgen bei Chloe vorbeischauen, werden sie wohl oder übel auch auf Brian treffen. Ich muss die beiden warnen, sonst ist da die Hölle los. > dachte er. Er konnte ja nicht wissen das die beiden schon bescheid wussten.

Also versuchte er bei Mattie anzurufen, doch die hatte ihr Handy ausgeschaltet.

< Na wen wunderst. Du hast dir gerade ja auch ganz schön was geleistet. > tadelte er sich selbst.

Dann versuchte er es bei Chloe. Als er das klingeln am anderen Ende hörte war er froh. Doch Chloe dachte wohl er wolle mit ihr über Mattie reden, denn sie nahm ab und legte sofort wieder auf. Lukas kam nicht einmal dazu sich zu melden.

Das ging eine ganze Zeit so bis auch Chloe ihr Handy ausschaltete.

< Na super, und was jetzt? >, fragte er sich. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er ja auch Brian anrufen könnte.

Also suchte er Brians Nummer heraus und hoffte, dass wenigstens er sich melden würde.

„Ja.“, kam es verschlafen vom anderen Ende der Leitung.

„Hey Brian ich bins, Lukas.“

„Sag mal spinnst du? Weißt du eigentlich wie spät es ist?“

„Äh ja, nein, ist ja auch egal. Ich will dich nur vorwarnen. Mum und Dad wollen morgen bei Chloe auftauchen. Du solltest mit deinem Einzug also noch etwas warten.“

„Das weiß ich doch schon längst.“

„Ehrlich?“

„Ja sicher. Chloe hat mir schon vor mehr als 4 Stunden bescheid gegeben. Du solltest vielleicht mal mit Mattie reden, dann wüsstest du bescheid.“

„Oh, na dann. Schlaf weiter.“

„Mach ich. Und du rede bloß mit Mattie. Ich hab nämlich keine Bock mir morgen ihr Rumgejammer anzuhören. Ich will mit Chloe allein sein.“

„Oh, also da musst du wohl durch.“

„Was hast du angestellt?“

„Erzähl ich dir morgen, ist nämlich schon spät.“

„Na gut. Aber wehe nicht. Ich hasse es nämlich ins kalte Wasser geworfen zu werden. Also bis morgen dann. Machs gut Lukas.“

„Du auch Brian. Und schlaf gut.“

Schon nach dem auflegen bereute Lukas seinen letzten Satz jedoch.

„Oh man, die beiden hatten ja wirklich recht, du bist Schwul. Hoffe dieser Brian gehört nicht zu der Eifersüchtigen Sorte, hab nämlich keinen Bock auf Ärger.“, hörte er James sagen.

< Na super, muss denn heute alles schief gehen? >, fragte sich Lukas.

„Keine Sorge, er lässt dich sicher in Ruhe.“, beruhigte Lukas ihn bevor er sich wieder auf den Weg in sein Zimmer machte und sich ins Bett legte.

< Am besten stehe ich morgen erst gar nicht auf. >, dachte er noch, bevor er wieder einschlief.

Dadurch bekam er jedoch James Telefonat im Nebenzimmer nicht mehr mit.

„Ja, glaub mir doch, es stimmt.“

„……“

„Keine Sorge, ich mach dass schon für dich klar man.“

„…….“

„Ja, ein zufälliges Treffen, morgen in der Cafeteria.“

„…….“

„Glaub mir, Bob wird wahnsinnig Eifersüchtig werden.“

„……..“

„Keine Sorge, Jesse und Allie werden ihn darüber aufklären.“

„….“

„Machs gut Andrew, bis morgen 13.00 Uhr.“


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: Eine Unverhoffte Überraschung Teil 1. ( aus dem alten Forum) von steffi 86

#13 von Petra-Andreas , 31.05.2007 00:33

Festsaal
Irgendwo in Washington D.C.
Abschlussfeier

Es war ein gemütliches Beisammensein. Die Schüler unterhielten sich, tanzten, machten Scherze und erinnerten sich ein letztes Mal an ihre gemeinsamen Erlebnisse.

Plötzlich wurden sie alle von Mr Hendrix, dem Elternvertreter, unterbrochen, der mit einer Gabel gegen sein Glas schlug. Als alles ruhig war, begann er mit seiner Rede.

„Guten Abend alle miteinander. Zuerst einmal möchte ich mich hier im Namen aller Schülerinnen und Schüler bei Mr und Mrs Burnett dafür bedanken, dass sie es ermöglicht haben, dass der Schulabschluss so groß gefeiert werden kann. [Alle klatschten Beifall.] Wir, eure Eltern, Großeltern und Geschwister wünschen jedem einzelnen von euch viel Glück und Erfolg für die Zukunft. Zum krönenden Abschluss haben wir ein Video produziert, das jeder von euch am Ende des Abends mit nach hause nehmen kann. Gegen einen kleinen Aufpreis versteht sich. [Nun mussten alle lachen] Wir haben uns aus allen Eltern und Großelternvideos die besten Szenen ausgesucht und die auf diesem Video zusammengefügt. [Die Teenager, wenn man sie noch so nennen kann, stöhnten allesamt auf. Sie ahnten was als nächstes kam] So, nun wollen wir euch auch nicht länger auf die Folter spannen. Ich wünsche euch nun viel Spaß mit dem Film.“

Noch einmal klatschen alle Beifall. Dann wurde eine große Leinwand aufgebaut (wie bei Harm und Mac damals) und der Film wurde abgespielt. Die meiste Zeit waren alle nur am lachen. Auf dem Video waren lustige Szenen aus Theaterstücken oder verschiedenen Spielen und Wettkämpfen der Sportler zu sehen, aber auch wichtige Siege oder Niederlagen wurden gezeigt. Alles in allem lief der Film etwa eine Stunde lang. Höhepunkt war das Spiel um die Meisterschaft, das die Lincoln High erst im 14 Innig für sich entscheiden konnte. Noch einmal wurde Lukas entscheidender Schlag eingeblendet und die darauf folgenden Jubeleinlagen seines Trainers und der Mitspieler. Keiner wusste warum, aber vielen Spielern standen bei den Bildern wieder dir Tränen in den Augen. Sie hatten mit diesem Sieg einen neuen Schulrekord aufgestellt und waren deshalb alle mächtig stolz auf sich.

Nachdem das Video zu Ende war, ging das Licht wieder an und die Musik fing wieder an zu spielen. Und die Gesamte Klasse feierte noch bis in den frühen Morgen, während sich die Eltern und Verwandten schon längst verabschiedet hatten.


Kennedy Road 1526
3 Wochen später

Es herrschte reges Treiben im Hause Rabb. Im ganzen Flur standen voll gepackte Kartons und ein paar Koffer. Mittendrin versuchte Harm immer wieder Mac dazu zu bewegen, sich ein wenig auszuruhen, doch sie blieb stur und half weiter beim packen und verladen der Kartons. Als gegen Abend endlich alles verstaut war, lud Harm seine Familie zu einem letzten gemeinsamen Abendessen in ihrem Stammrestaurant ein.

Die Stimmung war allerdings lange nicht so heiter wie sonst immer und als sie wieder zu hause ankamen, sank sie auf den Tiefpunkt. Mattie konnte ihre Tränen, die sie so lange zurückgehalten hatte, nicht mehr verbergen und lief auf ihr Zimmer. Mac wollte ihr folgen, doch Lukas konnte sie davon überzeugen, dass er es lieber tun sollte.

Er ging nach oben, klopfte an Matties Tür und trat ein.
„ Hey, was ist denn los?“, fragte er mit sanfter Stimme und setzte sich zu ihr auf das Bett.
„Das weißt du genau.“, gab sie mit weinerlicher Stimme zurück, während sie ihren Kopf noch tiefer ins Kopfkissen drückte.
„Wir wussten beide, dass es einmal so kommen würde. Wir haben halt ganz unterschiedliche Ziele.“ Während er das sagte, streichelte er Mattie sanft über den Rücken.

Diese nickte nur.
„Trotzdem fällt es mir schwer, dich einfach gehen zu lassen.“ Mattie hob nun ihren Kopf und sah Lukas an.
„Ich weiß. Mir fällt es doch auch sehr schwer.“, gab er nun leise zurück und seine Augen wurden langsam glasig. Er konnte seine Tränen nun kaum noch zurückhalten.

„Versprich mir, dass du mir jeden Tag eine E-Mail schreibst und wir sooft wie möglich telefonieren.“
„Ich verspreche es. Und ich werde dich sooft es geht besuchen.“
„Ich liebe dich!“
„Ich liebe dich auch Mattie. Ich wünschte, wir könnten zusammenbleiben.“
„Ich auch.“

Die beiden nahmen sich in den Arm und verfielen in einen langen und innigen Kuss, bevor sie Arm in Arm einschliefen.


Kennedy Road 1526
6.00 Uhr Ortszeit

Lukas war schon seit etwa einer Stunde wach. Er war viel zu aufgewühlt, um noch zu schlafen. Vorsichtig rollte er Mattie aus seinen Armen. Als er sicher war, dass sie weiterschlief, stand er leise auf und schlich erst einmal ins Bad.

Auf dem Weg zurück traf er auf Mac, die ebenfalls schon wach war.
„Bist du schon aufgeregt?“, fragte sie leise.
Lukas nickte nur. Je näher der Moment seiner Abreise kam, desto nervöser und trauriger wurde er.
„Soll ich uns frühstück machen?“, fragte Mac und holte ihn so aus seinen Gedanken.
Er nickte nur und die beiden schlichen hinunter in die Küche. Sie wollten Harm und Mattie nicht wecken.

In der Küche setzte Mac erst einmal den Kaffee auf, während Lukas anfing, ein paar Pfannkuchen zu machen. Als alles fertig war, setzten sich die beiden gemeinsam an den Küchentisch.
„Sollten wir Dad und Mattie nicht wecken? Sie sind bestimmt enttäuscht, wenn sie merken, dass sie das letzte Familieessen verschlafen haben.“
„Also wenn es nach mir geht, ich kann auch ruhig zweimal essen.“, scherzte Mac.

Nun musste Lukas ein wenig schmunzeln. Er kannte Macs Appetit mittlerweile schon ziemlich gut und seid sie schwanger war, war er noch größer. Eine Weile sah Lukas Mac nur beim essen zu. Er hatte keinen sonderlich großen Appetit.
„Bist du schon aufgeregt?“, wollte Mac von ihm wissen.
„Ja!“, bekam sie nur zur Antwort.

„Ich frag mich die ganze Zeit, ob es das richtige ist.“
„Natürlich ist es das. Wieso sollte es falsch sein?“
„Na wegen Mattie und mir. Ich weiß nicht, inwieweit wir eine Fernbeziehung überstehen sollen.“
„Du liebst sie doch, oder?“
„Sicher.“

„Dann werdet ihr auch dieses Hindernis überstehen.“ Mac lächelte Lukas zuversichtlich an und er fühlte sich gleich besser.
„Außerdem seit ihr doch nicht all zu weit voneinander entfernt. Von Maryland nach Florida sind es doch höchstens 5 Stunden Fahrt.“
„Ja, wenn keine andere Unterwegs ist und man fährt wie Michael Schumacher, dann könnte man es in 5 Stunden schaffen.“
„Du weißt was ich meine.“
„Ja.“

„Was meinst du denn?“, fragte Harm, der mittlerweile auch aufgestanden war.
„Ich habe unserem Sohn nur mitgeteilt, dass er uns jederzeit besuchen kann.“

„Ja, dass kannst du allerdings. Und wenn es mal ganz schnell gehen muss, fährst du einfach nach Pensacola und ich schicke dir ne Tomcat rüber.“
„Toll. Dann bin ich zwar hier, aber zu nichts zu gebrauchen. Nein danke. Da fahr ich lieber.“
„Gut. War ja nur gut gemeint.“, tat Harm beleidigt.

„Aber ich kann ja mit einer Tomcat zu dir kommen.“ Das war Mattie. Sie hatte noch immer rote Augen vom Abend vorher.
„Das wirst du schön blieben lassen. Immerhin habt ihr nicht so viel Freiraum wie wir.“, ermahnte sie Lukas.
Er ging zu ihr und nahm sie in den Arm.
„Keine Sorge. Ich werde all meine Versprechen halten.“, flüsterte er ihr ins Ohr.

Mattie nickte und setzte sich jetzt ebenfalls an den Frühstückstisch. Außer Mac hatte jedoch keiner einen sonderlich großen Appetit.

Etwa zwei Stunden später stand Lukas noch einmal in seinem nun leeren Zimmer. Harm und Mac hatten mit ihm abgemacht, dass das Baby dieses Zimmer bekommen sollte und er im Gästezimmer schlief, wenn er mal zu Besuch kam. Noch einmal erinnerte er sich an seinen ersten Tag in diesem Zimmer und ihm kamen die Tränen. Er wollte nicht weg, aber er wollte auch seinen Traum nicht aufgeben.

„Na mein Sohn, bist du soweit?“
„Ja.“, antwortete Lukas unsicher.
Dann blickte er sich noch ein letztes Mal um und schloss die Tür.
„Danke, dass du dem Baby das Zimmer überlässt.“
„Naja, ich brauche es ja jetzt nicht mehr.“

Langsam gingen Harm und Lukas nach unten, wo schon Mattie und Mac warteten. Auch Bud, Harriet und Jen waren gekommen, um ihn zu verabschieden.
„Machs gut Lukas. Viel Glück in Florida.“, sagte Bud und gab ihm die Hand.
„ Ja, von mir auch.“, kam es nun von Harriet, die ihn ganz fest drückte. „Hier ist noch ein kleines Geschenk für dich. Du darfst es aber erst öffnen wenn du in Florida bist.“
„Danke Harriet.“
Nun war Jen an der Reihe. Auch sie drückte Lukas ganz fest.

Dann kam der schwerste Teil, der Abschied von seiner Familie. Als erstes war Mac an der Reihe.
„Machs gut, wir sehen uns bald wieder. Ich will dich nämlich bei der Taufe dabeihaben.“, sagte sie und drückte ihn ganz fest.
„Keine Sorge, ich werde da sein. Und pass du solange auf meine kleines Geschwisterchen auf.“
Dann hielten sie sich noch eine Weile fest im Arm.
„Ich lieb dich Mum.“, flüsterte er ihr noch ins Ohr, bevor er sich wieder von Mac löste.

„Machs gut mein Sohn. Feier nicht allzu viel.“
„Keine Sorge.“
Dann drückte er seinen Sohn noch einmal. Dabei liefen beiden Tränen über die Wangen. Sie kannten sich erst seit knapp zwei Jahren, weshalb ihnen der Abschied aber nicht gerade viel leichter viel.

Als letztes war Mattie an der Reihe. Sie hatte schon die ganze Zeit Tränen in den Augen. Sie wollte Lukas einfach nicht gehen lassen.
„Bitte geh nicht.“, flehte sie ihn an.
„Ich muss. Ich kann meinen Traum nicht einfach so aufgeben, genauso wenig wie du.“, flüsterte er ihr zu.

Beide standen eng umschlungen vor der Haustür.
„Ich liebe dich so sehr.“
„Ich liebe dich auch. Ich werde dir jeden Tag schreiben und dich sooft es geht anrufen.“
Dann küsste er Mattie ein letztes Mal und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen, den er von Trish und Frank zum Schulabschluss geschenkt bekommen hatte.
Er setzte sich hinein, sah noch ein letztes Mal aus dem Fenster zu seiner Familie und seinen Freunden und fuhr dann los und ließ eine bitter weinende Mattie zurück.


Kennedy Road 1526
Matties Zimmer

Seit nunmehr einer Stunde lag Mattie auf ihrem Bett und weinte. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass Lukas wirklich gegangen war. Bis zuletzt hatte sie noch gehofft, dass er seinen Traum aufgeben würde und bei ihr bleiben würde. Sie wusste zwar, dass das ziemlich egoistisch von ihr war, aber sie liebte Lukas nun mal sehr.

Harm und Mac versuchten alles, um Mattie ein wenig aufzuheitern, aber es gelang ihnen einfach nicht.
„Komm schon Mattie, er ist ja nicht aus der Welt.“, versuchte es Mac heute schon zum dritten Mal.
Doch Mattie reagierte wie schon die Male davor. Sie weinte einfach noch mehr.

„Aber Florida ist so weit weg.“, schluchzte sie.
„Es ist nicht so weit wie San Diego. Und wenn du nach deiner Grundausbildung zur Fliegerei gehst, landest du sicher in Pensacola und dann bist du wieder in seiner Nähe.“
„Aber das dauert noch so lange.“
„Glaub mir, die Zeit vergeht schneller als du denkst. Und er will ja auch so oft wie möglich herkommen und uns besuchen. Und er kommt dann sicher auch zu dir.“

„Aber ich vermisse ihn jetzt. Ich will ihn jetzt hier haben.“
„Ich weiß, dass die erste Zeit sehr schwer für dich sein wird, aber glaub mir, es wird sich bessern.“
„Und wann.“
„Nun, nicht heute und auch nicht morgen, aber irgendwann wird es so sein.“

„Wirklich?“
„Glaub mir.“
„Mac, kannst du mich jetzt noch ein wenig allein lassen?“
„Sicher doch, und wenn du etwas brauchst, sag einfach bescheid.“
„Mach ich.“
Mac verließ Matties Zimmer wieder, während die ihr Radio einschaltete.

Sie wollte jetzt ein wenig Ablenkung haben.
„…. Das war “Joyride von Roxette“. Thomas Brooks wünscht seiner Freundin Sarah mit diesem Song alles Gute zum 5ten Jahrestag. Und wenn ihr eurem Liebsten oder eurer Liebsten eine Freude machen wollt oder ihm oder ihr etwas mitteilen wollt, dann ruft jetzt an unter 406 555 4477. Und nun wünscht Michael Cook seiner Frau Martha alles Gute zu Hochzeitstag und zwar mit dem Song “I wanna grow old von Westlife“.

Mattie legte sich wieder auf ihr Bett und nahm ihr Kissen in den Arm. Es roch noch ein wenig nach Lukas Aftershave.

Erst als ihr Handy klingelte, kam wieder Leben in sie, denn sie erkannte bereits am Klingelton, dass Lukas am anderen Ende war.
„Hey, du fehlst mir so.“, begrüßte sie ihren Freund.
„Du mir auch.“
„Wo bist du gerade?“
„Keine Ahnung. Irgendwo am Straßenrand zwischen Washington und den Keys.“
„Wieso am Straßenrand?“ Mattie wurde etwas nervös. Sie hatte Angst, dass Lukas etwas passiert war.

„Hey, keine Angst. Ich hab dich nur so sehr vermisst, dass ich dich unbedingt hören wollte.“
„Ich vermisse dich auch so sehr.“
„Ich weiß, aber es geht halt nicht anders.“
„Ich weiß. Trotzdem gefällt es mir nicht.“
„Mir doch auch nicht.“

„Wie lange bist du noch unterwegs?“
„Weiß nicht. Ein paar Stunden sind es noch.“
„Rufst du an wenn du da bist?“
„Dann ist es sicher schon mitten in der Nacht.“
„Egal. Ich kann sowieso erst schlafen, wenn ich weiß, dass du heile angekommen bist.“

„Ok, ich melde mich bei dir.“
„Versprochen?“
„Versprochen!“
„Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch. Bis bald.“
Dann legte Lukas wieder auf.

Mattie kuschelte sich wieder in das Kissen. Sie wusste nicht wie lange sie schon so dalag, als eine Meldung im Radio ihre ganze Aufmerksamkeit erregte.
„Ok liebe Liebenden. Nun habe ich einen ganz besonderen Wunsch, hier auf KFJY. Mattie Grace, dein Freund Lukas weiß genau, dass du gerade unsere Sendung hörst. Es tut ihm sehr Leid, dass er dich verlassen muss, aber er will dass du weißt, dass er dich immer lieben wird und er dich nie betrügen oder verlassen wird. Mattie, der nächste Song ist nur für dich. Hier ist “I’m all about you“.


There's somethin' I've got to say
You're always with me
Even though, you're far away
Talkin to you on my cell
Just the sound of your voice
Makes my heart melt
Oh girl, well it's true

I'm all about you
I'm all about us
No baby, you never
Have to question my love
And every night there's a new crowd
But it's always you I'm singing about
There is only one
These words are going out to
Oh girl, I'm all about you

I know you worry sometimes
Some other girl will
Make me forget you're mine
There's not a doubt in this world
That anyone could take
The place of my number one girl

It's true
I'm all about you
I'm all about us
No baby, you never
Have to question my love
And every night there's a new crowd
But it's always you I'm singing about
There is only one
These words are going out to
Ohhh girl, I'm all about you

When I close my eyes
I can see you
It's like you're right here
And this feeling's only getting stronger
You're with me everywhere

I'm all about you
I'm all about us
No baby, you never
Have to question my love
And every night there's a new crowd
But it's always you I'm singing about
There is only one
These words are going out to
Ohhh girl, I'm all about you
I'm all about you

Mattie liefen nun wieder die Tränen über die Augen. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht dass Lukas bei diesem Sender anrufen würde und sich ihr Lied wünschen würde. Nun wusste sie, dass sie sich keine Sorgen machen musste, weil er sie wirklich liebte. Und so schlief sie am Ende des Songs beruhigt ein.


Lukas Wagen
Irgendwo zwischen Washington DC und den Keys

Lukas war nun schon seit einiger Zeit unterwegs. Er wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war, er wusste nur, dass es ihm viel besser ging, seit er mit Mattie telefoniert hatte.
Während ihres Gespräches bemerkte er, dass Mattie den gleichen Radiosender hörte wie er und so beschloss er, ihr eine Freude zu machen und ihre eine Nachricht mit ihrem Song zu übermitteln. Er wusste, dass es auch Mattie dann besser gehen würde.

Langsam bekam er jedoch Hunger und Müde wurde er auch langsam und so hielt er am nächsten Motel an, um sich eine Pause zu gönnen und etwas zu schlafen.
Er genehmigte sich einen Hamburger mit Pommes und war froh, dass er sich diesmal Harms Vortrag über das ungesunde Essen ersparen konnte. Nach dem Essen beschloss er, sich noch zu hause zu melden, damit Harm und Mac bescheid wussten, wie weit er in der Zwischenzeit gekommen war und das alles in Ordnung war.

Er ging in sein Zimmer, setzte sich aufs Bett und wählte die Nummer seines alten zu hause.
„Rabb!“, meldete sich Mac am anderen Ende der Leitung.
„Hey Mac, ich bins, Lukas.“
„Oh, schön dich zu hören. Wie geht es dir?“
„Ganz gut.“

„Und wie weit bist du bisher gekommen? Du bist immerhin schon seit knapp 8 Stunden unterwegs.“
„Ich bin jetzt in einem Motel an der Route 85 in der nähe vom Hartwell Lake in Georgia.“
„Du bist schon in Georgia?“
„Ja, es war ziemlich leer auf den Straßen. Ich bin gut durchgekommen.“
„Was glaubst du wie lange du noch brauchst?“

„Keine Ahnung, aber sicher noch mal um die 8 Stunden. Morgen muss ich durch Atlanta und dann noch durch ganz Florida.“
„Du fährst aber heute nicht mehr, oder doch?“
„Nein, keine Sorge. Ich bleibe die Nacht über im Motel und fahre erst morgen früh weiter.“
„Gut. Willst du noch mit Mattie oder Harm reden?“
„Mit Mattie hab ich heute schon geredet, aber wenn Harm in der Nähe ist kannst du ihn mir gerne geben.“
„Warte einen Moment, ich gehe ihn holen.“

Keine zwei Minuten später war Harm am Telefon.
„Hey, wie geht es dir? Wo bist du mittlerweile?“
„Ganz gut. Bin jetzt in Georgia angekommen.“
„Na da warst du aber ziemlich schnell unterwegs. Bist du etwa durchgefahren?“, fragte Harm.
„Nein, keine Sorge. Ich habe genug Pausen gemacht. Ich bin nur ziemlich gut durchgekommen.“

„Na dann ist ja gut.“ Harm war erleichtert. Obwohl er es nicht zugab, hatte er sich große Sorgen um Lukas gemacht. Sein Sohn war noch nie eine so lange Strecke gefahren und Harm hatte Angst, dass er sich überschätzte und ihm unterwegs was passierte.
„Und wie sieht es bei euch so aus?“
„Naja, Mattie vermisst dich wahnsinnig.“
„Ich weiß, wir haben schon gesprochen. Ich meinte eher Mac und dich und das Baby.“

„Oh, uns geht es gut. Und dem Baby auch.“
„Gut, dass ist gut.“, kam es nun etwas leise von Lukas.
„Hey, was ist los?“
„Naja, ihr fehlt mir alle so. Bis gestern war immer jemand von euch da, aber jetzt, jetzt muss ich allein klarkommen.“
„Nein, musst du nicht. Wenn du Hilfe brauchst oder dich alleine fühlst oder reden willst, kannst du dich jederzeit bei uns melden.“
„Ich weiß. Trotzdem ist es was ganz anderes.“

„Du kriegst das schon hin. Da bin ich mir ganz sicher.“
„Ja.“, kam es nun müde von Lukas zurück.
„Sieht so aus, als brauchst du deinen Schlaf.“, bemerkte Harm und grinste als er an die Schlafgewohnheiten seines Sohnes dachte. Aus welchem Grund auch immer konnte Lukas an jedem Ort und in jeder Position schlafen, wenn er müde war.

„Ja.“, kam es wieder nur sehr leise zurück.
„Dann schlaf gut. Ich liebe dich.“
„Ich dich auch Dad.“
„Machs gut. Ruf an wenn du angekommen bist.“
„Mach ich. Bye Dad.“
„Bye.“

Dann legten die beiden auf und während Lukas auf der Stelle einschlief, machte Harm es sich noch ein wenig mit Mac gemütlich.


Kennedy Road 1526

San Diego

Harm und Mac saßen noch ein wenig zusammen auf der Couch. Mac hatte ihren Kopf auf Harms Brust gelegt, während er seine Hände auf ihrem Babybauch liegen hatte.

„Er fehlt dir, nicht wahr?“

„Ja. Ich hätte nie gedacht da es mir so schwer fallen würde.“

„Nun ja, er ist dein Sohn. Es ist normal, dass du ihn vermisst. Du fehlst ihm sicher auch sehr.“

Harm sagte nichts. Er musste an die Zeit denken, als er und sein Sohn abends stundenlang im Garten saßen und sich über alles Mögliche unterhielten. Sie hatten immer eine Menge Spaß dabei, vor allem, weil Mattie und Mac nie dabei waren und sie anschließend immer unbedingt wissen wollten, worüber sie so gesprochen hatten.

Doch nun war diese Zeit vorbei. Sein Sohn war auf dem Weg nach Florida und sie würden höchstens noch am Telefon miteinander reden können. Und sie würden sich auch nur noch in seinen Semesterferien sehen können oder wenn er mal in Florida zu tun hatte, was allerdings sehr selten war. Seit er Captain war bekam er nur noch selten Fälle zugetragen. Vielmehr musste er sich nun mit jeder Menge Papierkram und Bürokratie rumschlagen und war deshalb kaum noch im Gericht, geschweige denn außerhalb von DC tätig. Mittlerweile hasste er es sogar und manchmal wünschte er sich, er hätte seine Beförderung abgelehnt. Doch dann kam ihm wieder in den Sinn, dass er und Mac das Geld jetzt mehr denn je brauchten, denn Mac hatte sich vorläufig in die Reserve versetzten lassen, um die erste Zeit bei dem Baby blieben zu können und neben dem Geld, was für das Babyzimmer und die anderen Babysachen draufging, ganz zu schweigen von den Umkosten, die ein Baby so verursachte. Und dann musste Lukas Collegbesuch ja auch noch finanziert werden. Zwar hatte er ein volles Stipendium bekommen, weshalb zumindest die Colleggebühren wegfielen, aber es waren trotzdem noch ein Haufen anderer Sachen zu bezahlen, angefangen bei seiner Unterkunft., bis hin zu den kleinen Dingen des Lebens, wie den Lebensmitteln. Zwar hatten Trish und Frank angeboten, diese Kosten zu übernehmen, schließlich wollten sie ja auch, dass Lukas ein gutes College besuchte, doch Harm und Mac wollten sie trotzdem nicht alles zahlen lassen.

Und so war Harm gezwungen, seinen Job weiter auszuüben, auch wenn er ihm im Moment nicht sonderlich viel Spaß machte. Doch er hatte auch immer noch die Hoffnung, dass sich alles wieder bessern würde und er endlich wieder einmal im Gericht stehen und einen wichtigen Fall verhandeln würde, vor allem, weil mit Mac ja bald eine wirklich gute Anwältin ausfallen würde.

Harm war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht mitbekam, dass Mac ihn ansprach.

„Harm, ist alles in Ordnung?“

„Wie?“, antwortete er ganz verwirrt.

„Nun, ich wollte wissen ob bei dir alles Ok ist. Du siehst so traurig aus.“

„Naja, es ist…“

„Lukas!“, beendete Mac seinen Satz.

„Ja!“

„Harm. Lukas ist zwar in Florida, aber er ist nicht aus der Welt. Ich verstehe ja, dass du ihn wahnsinnig vermisst, vor allem, weil ihr euch erst seit knapp zwei Jahren kennt und noch soviel nachzuholen habt, aber wäre es dir lieber, wenn er hier bei dir wäre und sich ewig vorwerfen würde, seinen großen Traum aufgegeben zu haben, nur um bei seinem Vater zu bleiben? Wäre es dir lieber, wenn er stattdessen einen Beruf ausüben würde, denn er nur halb sosehr liebt und deshalb von Tag zu Tag unglücklicher werden würde? Wäre es dir lieber….“

„Ist gut Mac, ich hab es kapiert.“

„Außerdem, vielleicht hast du bald einen zweiten Sohn und dann kannst du mit ihm alles nachholen. Und wenn Lukas dann mal zu Besuch hier ist, macht ihr einfach einen Männerausflug und ich hab meine Ruhe.“

Mac grinst Harm an und dieser konnte nun nicht anderes und musste ebenfalls ein wenig lächeln. Der Gedanke mit Lukas und seinem Kind, egal ob Junge oder Mädchen, durch den Park zu spazieren und zu reden, gefiel ihm sehr.

„Wann wissen wir eigentlich was es wird?“

„Nun, wenn du morgen ganz lieb bist und mich begleitest, dann wirst du es morgen erfahren. Es sei denn, du möchtest es vorher nicht wissen.“

„Soll das ein Witz sein? Natürlich will ich es wissen. Ich muss doch noch das Zimmer streichen und ein Junge in einem rosa Zimmer kommt nun mal nicht in Frage.“

„Genauso wenig wie ein Mädchen in einem blauen Zimmer. Nur damit du schon mal bescheid weißt.“

„Natürlich.“

„Harm, ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“

Dann küssten sich die beiden noch einmal leidenschaftlich, bevor sie ins Bett gingen.


State Universität Wohnheim
Florida Keys
Der nächste Abend

Nach weiteren 8 Stunden kam Lukas endlich an der Uni an. Als er sie sah, war er schon etwas beeindruckt. Hier war vieles anderes als an der Uni in Washington, die er sich mal mit einem Freund angesehen hatte. Zunächst einmal war es deutlich wärmer und so entledigte er sich zuerst einmal seines T-Shirts, bevor er sich weiter umsah. Mit seinem nackten, durchtrainierten Oberkörper zog er natürlich sofort die Aufmerksamkeit einiger Mädels auf sich. Doch das beachtete er gar nicht.

Er machte sich auf die Suche nach dem Verwaltungsgebäude, um sich dort anzumelden und weitere Informationen einzuholen.

Nach etwa einer Stunde hatte er das Gebäude endlich gefunden. Zwar war der Campus nicht sonderlich groß, doch die höheren Semester erlaubten sich an diesem Tag einen besonderen Spaß und schickten die Neuankömmlinge ständig zu den falschen Orten, sodass er mittlerweile eine ziemlich miese Laune hatte.

< Wenn ich nicht bald in mein Zimmer komme, kann ich für nichts mehr garantieren > dachte er, während er das Gebäude betrat.

Drinnen war es wesentlich kälter als draußen, da die Klimaanlage lief. Lukas zog sich sein Shirt wieder an und sah sich dann um. Es war ein heller Raum mit vielen Pflanzen und Fenster, der im Moment voller Studenten war, die sich alle anmelden wollten.

< Na super, jetzt kann ich hier auch noch wer weiß wie lange warten >

Er sah sich noch einmal um und erblickte eine Sitzecke, auf der noch ein Platz frei war und so zog er eine Nummer und setzte er sich erst einmal.

Nachdem er noch etwa eine Stunde gewartet hatte, war er endlich an der Reihe.

„Guten Tag. Wie lautet ihr Name und ihr Studienfach?“, begrüßte ihn die blonde Frau.

„Lukas Rabb aus Washington D.C. Mein Studienfach ist Meeresbiologie.“

„Werden sie in einem unsere Wohnheim wohnen oder haben sie eine eigene Wohnung?“

„Ähm, in dem Wohnheim.“

„Gut, ein Moment bitte. Ah, hier ist es. Wohnheim 3, Apartment 5. Eine vierer WG. Hier sind eine Wegbeschreibung und ihr Stundenplan. Weiter Informationen erhalten sie bei der Studieneinführung am Samstag um 10.00 Uhr. Haben sie noch Fragen?“

Lukas kam sich vor wie auf einer Abfertigungsstelle.

„Äh, nein.“

„Gut, dann viel Spaß an unsere Uni.“

„Danke!“

Lukas machte sich auf den Weg zu seinem Wagen, um endlich zu seinem neuen zu Hause zu gelangen. Als er vor dem Wohnheim stand war er positiv überrascht. Er hatte es sich viel schlimmer vorgestellt. Es gab einen Pool, eine großen Garten und sah auch sonst sehr einladend aus.

„Mal sehen, ob du innen auch so hübsch bist.“, sprach er zu sich selbst, bevor er das Gebäude betrat. Er wollte erst einmal sehen wo er wohnte, bevor er seine Sachen holte.

Auch von innen sah das Gebäude nicht schlecht aus. Die Wände waren in einem hellen gelb gestrichen und der Gang war mit Fliesen ausgelegt.

< Nun, sauber ist es schon mal. Hoffentlich bleibt das auch so und ist nicht nur ein Werbegag für die Neuankömmlinge. >, dachte er, während er sein Zimmer suchte.

Als er vor dem Zimmer Nummer fünf stand holte er noch einmal Luft, dann klopfte er.

Er musste nicht lange warten. Ein etwa 1,80m großer Student mit kurzen blonden Haaren öffnete die Tür.

„Hi. Ich bin James. Bist du der neue Mitbewohner?“, begrüßte er Lukas mit einem Lächeln.

Der war zuerst etwas verwirrt, bejahte dann aber die Frage.

„Cool. Wenigstens herrscht jetzt wieder Gleichberechtigung. Na dann komm mal rein.“

Lukas stutze einen Moment.

„Gleichberechtigung?“, fragte er nach.

„Jep. Zieh ich nicht mehr bei allem den Kürzeren. Ich hoffe du magst Baseball. Die Mädels hassen es nämlich. Bis jetzt konnten sie mich immer überstimmen, aber nun wird es schwerer für sie.“

„Mädchen?“ Lukas wurde von Minute zu Minute verwirrter. Wo war er nur gelandet.

„Ja, Jesse und Allie, unsere beiden Mitbewohnerinnen.“

„Mitbewohnerinnen?“

Nun war Lukas baff. Er wusste zwar, dass er in einer WG leben würde, aber dass es eine gemischte WG sein würde, war ihm nicht bekannt gewesen.

„Keine Sorge, die beiden sind ganz Ok. Man kann sogar Spaß mit ihnen haben.“, versuchte James ihn aufzubauen.

„Oh, dass glaub ich dir aufs Wort. Ich hab ja auch nicht wirklich etwas dagegen, ich weiß nur nicht wie meine Eltern und vor allem meine Freundin darauf reagieren werden.“

„Na sie müssen es ja nicht erfahren.“

„Hast du ne Ahnung. Die kriegen alles raus. Und wenn sie es von jemand anderem als von mir erfahren, dann kann ich mich aber ganz schön warm anziehen.“

„Was denn, sind deine Alten etwa so konservativ?“

„Erstens solltest du sie lieber nicht so nennen, denn die beiden „Alten“ (er betonte dieses Wort extra und zeigte Gänsefüßchen mit seinen Händen) sind bei der Navy beziehungsweise bei den Marines und ich denke, nein, ich weiß, dass sie mich und auch dich jederzeit noch übers Knie legen könnten.“

„Bei den Marines und bei der Navy? Wie funktioniert das denn? Ich dachte immer, dass das zwei völlig verschieden Einheiten wären und dass die sich auf den Tod nicht ausstehen könnten. Und außerdem sind solche Beziehungen doch verboten.“

„Och, Dad und Mac sind da die goldene Ausnahme. Die beiden lieben sich wohl schon seit ihrem ersten Treffen, haben aber 9 Jahre lang gebraucht um es zu kapieren.“

„9 Jahre?“, fragte James verwundert nach.

„Jep.“

„Wow. Und jetzt?“

„Nun, vor etwa 2 Jahren haben sie geheiratet.“

„Geheiratet? Ich dachte immer….nun ja, ich dachte…. also….“

Lukas Augen weiteten sich immer mehr. Plötzlich merkte er, worauf James hinauswollte.

„Um Gottes Willen nein. Mac ist eine Frau. Es ist nur ihr Spitzname.“, rief er.

„Ach so, und ich dachte schon Mac wäre ein Kerl.“

Nun fingen beide an zu lachen. Erst als die anderen beiden Mitbewohner, oder besser gesagt Mitbewohnerinnen eintrafen, fingen sie sich wieder.

Als die beiden Mädchen das Zimmer betraten, blieb Lukas vor staunen die Spucke weg.


Kennedy Road 1526
Washington DC
Zur gleichen Zeit

Direkt nach der Arbeit war Harm mit Mac zum Frauenarzt gefahren. Er hatte sich schon den ganzen Tag auf den Termin gefreut, da er endlich wissen wollte, ob das Baby ein Junge oder ein Mädchen wird. Schließlich musste das Zimmer ja auch dementsprechend eingerichtet werden.
Nun waren die beiden wieder zu hause und saßen gemeinsam auf der großen Couch im Wohnzimmer.

„Also ich kann es immer noch nicht fassen.“, stammelte Harm.

„Ich weiß wie du dich fühlst, ich kann es auch kaum glauben.“, entgegnete Mac.

„Aber sie kann sich doch nicht geirrt haben, oder?“

„Nein. Außerdem haben wir es doch auch gesehen.“

„Wenn Mum das erfährt dann flippt sie aus.“

„Oh ja, und denk mal an Mattie und Chloe. Und Lukas erst."

„Apropos, hat er sich eigentlich schon gemeldet? Ich meine er müsste doch schon längst da sein.“, fragte Harm nun etwas besorgt nach.

„Ich glaub um den musst du dir keine sorgen machen. Er ist heute vielleicht nicht ganz so gut durchgekommen. Und dann muss er noch sein Wohnheim finden und wer weiß, ob er sofort telefonieren kann.“

„Mac, er hat ein Handy. Er kann von überall telefonieren.“

„Harm, er wird sich schon melden.“, Mac fing nun an zu kichern.

„Was? Ich sorge mich nun mal um meinen Sohn. Was ist daran bitte so lustig?“

„Nichts.“, entgegnete Mac und kicherte weiter. „Es ist nur das du gerade einen riesigen Aufstand machst, weil dein 19 jähriger Sohn nicht anruft. Wie wirst du erst, wenn die beiden hier drin sich mal nicht melden oder sich etwas verspäten.“

„Das wird nie passieren.“

„Ach nein?“

„Nein.“

„Und wieso nicht?“

„Nun, zuerst einmal werden sie deine innere Uhr und deinen Pünktlichkeitssinn erben. Zweitens werden sie früh genug lernen, dass es besser für sie ist pünktlich zu sein. Und drittens werde ich sie nie weglassen, wenn Lukas was passiert sein sollte.“

„Na dann wirst du den beiden aber erklären, wieso sie nicht zu Abschlussball dürfen.“

„Kein Sorge, dass krieg ich schon hin. Wird ein Kinderspiel.“

Nun musste Mac noch mehr lachen. Sie war sich sicher, dass Harm ein wundervoller Vater werden würde. Die Tatsache, dass er ihr trotz einer Chance von nur 4% ein Kind schenkte, war für sie schon ein Wunder, doch nun hatten sie die Gewissheit, dass es Zwillinge werden würden. Zwar war ihre Schwangerschaft zur Vorsicht zu einer Risikoschwangerschaft erklärt worden, weshalb sie bereits jetzt vorzeitig in den Mutterschaftsurlaub treten sollte, doch dass störte sie nicht weiter. Sie war einfach viel zu glücklich und sie wollte alles tun, um in etwa 4 Monaten zwei gesunde Babys auf die Welt zu bringen.


Währenddessen in Chloes Wohnung
Union Station, Washington DC

„Und, was gibst neues Mattie? Wissen Harm und Mac jetzt schon was es wird?“, fragte Chloe, während sie die letzte Kiste in die Wohnung schleppte. Sie fing in diesem Semester mit dem Jurastudium an und hatte dank Harm schnell eine Wohnung in seinem alten Haus bekommen.

„Noch nicht, aber sie werden es wohl heute erfahren.“

„Und was wünscht du dir mehr?“

„Na ist doch wohl klar. Ein Mädchen natürlich. Die Überzahl muss ja weiter bestehen.“

„Aber jetzt wo Lukas in Florida ist, sind wir doch auch in der Überzahl wenn es ein Junge wird.“

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er lange dort bleiben wird, oder etwa doch?“

„Sicher, wieso sollte er denn nicht dort bleiben wollen?“, fragte Chloe nun etwas erstaunt.

„Na weil er dort ganz allein ist und auch alles allein schaffen muss.“

„Na und?“

„ Glaub mir, früher oder später wird ihm das alles zuviel. Das Leben ohne seine Familie, ohne mich. Und dann kommt er wieder. Wirst schon sehen.“

„Na aber jetzt bist du ganz schön Naiv, findest du nicht?“

„Wieso?“

„Na Lukas ist doch gegangen um sich seinen Traum zu erfüllen. Und er hat sich auch bewusst für Florida entschieden. Er hätte ja auch nach San Diego gehen und bei Trish und Frank leben können. Das hätte alles um einiges leichter gemacht. Aber er wollte auf eigenen Beinen stehen, so wie ich auch. Ich glaube nicht, dass er zurückkommen wird.“

„Doch, dass wird er. Weil er mich nämlich liebt. Er wird mich vermissen und zurückkommen, dass weiß ich ganz genau.“, erwiderte Mattie etwas lauter, als sie eigentlich wollte.

„Liebst du ihn denn auch?“, fragte Chloe nach.

„Natürlich liebe ich ihn.“

„Dann solltest du alles tun, um ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Vertraue ihm und wenn er mal kurz vorm aufgeben ist dann solltest du ihn aufbauen, statt ihm zu bestärken aufzugeben. Nur so hat eure Lieb überhaupt eine Chance.“

„Das weiß ich ja auch, aber er fehlt mir doch so sehr. Im Moment wäre es mir egal, wenn er seinen Traum aufgeben würde, denn ich hätte ihn bei mir. Ich könnte jeden Abend in seinen Armen einschlafen und wenn ich wieder aufwachen würde, wäre ich immer noch in ihnen.“

„Nein, dass könntest du nicht, es sein denn es ist neuerdings erlaubt, seinen Freund oder seine Freundin zur Grundausbildung mitzunehmen. Glaub mir, sobald du dort bist wirst du kaum noch Zeit haben an ihn zu denken. Und ehe du dich versiehst, sind sein Studium und deine Ausbildung zu Ende und ihr könnt zusammen leben, wenn ihr es dann noch wollt.“, versuchte Chloe nun ihre beste Freundin und fast Schwester aufzumuntern.

„Vielleicht hast du ja Recht.“

„Ganz bestimmt sogar. Wo wir schon die ganze Zeit über ihn sprechen, hat er sich heute eigentlich schon bei dir gemeldet?“

„Nein. Er ist wahrscheinlich noch nicht angekommen. Der Verkehr war sicher übler als er gedacht hat. Und was ist mit Brian? Wann kommt er an?“

„Morgen früh. Und du wirst Harm und Mac nicht sagen, dass er bei mir wohnen wird?“

„Kein Sterbenswörtchen. Ehrenwort.“

„Danke Mattie. Ich weiß nämlich nicht was die beiden sonst mit ihm machen würden. Also, wie sieht es aus? Bleibst du heute bei mir?“

„Klar, wieso nicht. Ich ruf nur schnell bei Harm und Mac an und sag ihnen bescheid.“

„Mach das. Und vergiss nicht nach dem Baby zu fragen.“

„Sicher nicht.“


Kennedy Road 1526
5 Minuten später

Harm und Mac schauten sich gerade zum x-ten Mal die Ultraschallbilder ihrer beiden Kinder an, als das Telefon klingelte.

„Na endlich.“ Harms Erleichterung war deutlich zu hören.

„Hey, ich dachte du rufst sofort an wenn du angekommen bist.“, begrüßte er seinen Gesprächspartner am Telefon, ohne überhaupt zu wissen wer am Apparat war.

„Äh Harm, ich bin es, Mattie.“

„Oh Mattie. Ich dachte es wäre Lukas. Hat er sich schon bei dir gemeldet?“

„Nein, noch nicht. Und bei euch anscheinend auch noch nicht.“

„Nein, auch noch nicht.“

„Na dann ist er sicher noch unterwegs, oder er bezieht gerade seine WG und ruft an, wenn er alles in der Wohnung hat. Du weißt ja nicht wie es da mit dem Zeitplan aussieht.“, versuchte Mattie Harm zu beruhigen. Doch insgeheim machten sie sich genauso große Sorgen um Lukas wie Harm auch.

„Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Wo wir gerade beim umziehen sind, wie läuft es denn bei Chloe?“

„Ganz gut. Wir haben jetzt alles in der Wohnung und müssen nur noch die Kartons auspacken.“

„Na das hört sich ja super an. Wenn ihr wollt kommen Mac und ich morgen vorbei und helfen euch.“

„Oh, dass ist nicht nötig. Ich wollte heute bei Chloe übernachten. So können wir jetzt noch einen Teil machen und den Rest dann morgen früh. Außerdem muss sich Mac doch bestimmt schonen.“

„Oh, daran hab ich gar nicht gedacht. Na gut, wir kommen euch dann aber trotzdem morgen besuchen.“

„Och Harm, dass ist nicht nötig, ehrlich. Wir kommen hier auch sehr gut ohne euch zurecht.“, versuchte Mattie Harm abzuwimmeln. Sie wollte sich wissen was passierte, wenn Harm und Mac da waren und Chloes Freund Brian dann auftauchte.

„Also wenn ihr wissen wollt was es wird, dann müsst ihr uns kommen lassen. Am Telefon werd ich es dir nämlich nicht sagen.“ Harm spürte, dass die beiden etwas ausheckten und er wollte unbedingt wissen, was es war. Und da kam es ihm gerade recht, dass Chloe und Mattie zwei so Neugierige Wesen waren.

Mattie wollte diese Entscheidung nicht alleine Treffen und so sprach sie sich kurz mit Chloe ab.

„Also was sagst du?“, hörte Harm sie leise tuscheln.

„Na gut, dann ruf ich an und sag bescheid, dass ich erst Entwarnung geben muss.“, hörte er Chloe leise antworten.

< Aha, die beiden planen also tatsächlich was. Na dann werden wir ihnen wohl morgen ordentlich den Spaß verderben. > dachte Harm, während er auf Matties Antwort wartete.

„Also gut, dann kommt halt vorbei. Aber erst gegen Mittag, damit wir noch genügend Zeit haben die Kisten auszupacken.“

„Abgemacht. Und Mattie.“

„Ja?“

„Melde dich bitte noch mal, wenn Lukas sich bei dir gemeldet hat.“

„Mach ich.“

„Gute Nacht Harm, und grüß Mac und das Baby von uns.“

„Mach ich.“

Dann legten beide auf.

„Und, war es Lukas?“, wollte Mac wissen, als Harm wieder ins Wohnzimmer kam.

„Nein, es war Mattie. Sie übernachtet heute bei Chloe. Und wir werden die beiden dann morgen besuchen.“

„Ach ja, und wieso?“

„Weil sie irgendetwas aushecken. Etwas was wir nicht wissen sollen. Und ich hab kein gutes Gefühl dabei.“

„Also fahren wir morgen zu ihnen um sie auszuquetschen?“

„Oh ja. Und um ihnen die gute Nachricht mitzuteilen.“, sagte Harm, während er sich wieder neben sie setzten und seine Hand auf ihren Bauch platzierte.

Und so kuschelten sich die beiden wieder auf die Couch und betrachteten noch eine ganze Weile die Ultraschallbilder.


So, und eins schon vorweg. Beim nächsten mal erfahrt ihr wie es Lukas mit den Mädels ergangen ist. Hab es nicht vergessen.


Studentenwohnheim
Miami, Florida
Die letzten Stunden


Als die beiden Mädchen das Zimmer betraten, blieb Lukas vor staunen die Spucke weg.

< Oh man, das glaub ich jetzt nicht. Wieso hast du nur immer so ein Pech, Lukas Timothy Rabb >, fragte er sich selbst, als er die beiden näher kommen sah.

< Wenn Mattie davon erfährt dann wird ich meines Lebens nicht mehr froh. Die wird sicher jedes Mal einen Heulkrampf kriegen, wenn ich sie mal nicht anrufe oder wenn ich mit ihnen weggehe oder lerne. Oh nein, dass hier darf sie unter keinen Umständen erfahren >

„Hey, Allie, Jesse, dass ist unsere neuer Mitbewohner Lukas. Lukas, dass sind Allie und Jesse.“, stellte James die drei gegenseitig vor.

„WOW, der ist aber süß.“, flüsterte Jessie Allie zu. Sie hatte langes blondes Haar und einen schlanken Körper, der ihre Leidenschaft für Sport schnell verriet.

„Oh ja. Aber James ist trotzdem süßer.“, flüsterte Allie zurück. Dann gingen die beiden auf Lukas zu und begrüßten ihn herzlich.

„Hey, willkommen in unsere bescheidenen WG. Ich hoffe James hat dich schon über unsere Regeln aufgeklärt.“, sagte Jesse und nährte sich Lukas dabei noch ein Stück mehr.

„Nein, dass muss er wohl vergessen haben.“, stotterte Lukas. Er fühlte sich in dieser Situation sichtlich unwohl.

<Wieso wird dir eigentlich so heiß? HÖR SCHON AUF DAMIT, DU HAST EINE FREUNDIN MIT DER DU SEHR GLÜCKLICH BIST > rief Lukas sich wieder zu Ordnung, doch irgendwie funktioniere das nicht so ganz.

„Also, Regel Nummer eins lautet: Klappe immer die Klobrille runter.“, fing Allie an.

„Ich weiß, ist ne blöde Regel, aber du solltest dich lieber dran halten. Ich habe es mal nicht getan und was sie dann mit mir gemacht haben, erzähl ich dir lieber nicht, aber glaub mir, es war ganz schön schmerzhaft.“, klärte James ihn auf.

„OK.“, kam es unsicher von Lukas. Er hielt das zwar für selbstverständlich, aber dass musste er ja jetzt nicht unbedingt hinausposaunen. Außerdem war es sehr schlecht, wenn er es sich gleich zu beginn mit James verscherzen würde. Immerhin brauchte er ihn sicher noch um Mattie zu besänftigen.

„Regel Nummer zwei, “, fuhr Jessie fort, „ das rumlaufen in Unterwäsche ist strengstens untersagt.“

Da fiel Lukas schon einmal ein Stein vom Herzen. So konnten die Situationen wenigstens nicht so ganz unangenehm werden. Zumindest hoffte er das.

„Regel Nummer drei: Damenbesuch oder Herrenbesuch ist immer vorher anzukündigen, sonst sind störfreie Abende nicht garantiert.“, machte Allie weiter.

< Na damit wird ich sicher kein Problem haben. Mattie ist in ihrer Grundausbildung wahrscheinlich so eingespannt, dass wir uns eh nur in den Semesterferien bei Mum und Dad sehen werden. Außerdem wird ich sie sicher nicht hierher einladen >

„Geht klar. Und wo hält sich der Rest dann auf?“

„Eye Mann, sei doch mal ein bisschen kreativ. Wir haben hier nen Strand, Kino, Kneipen, Diskotheken und noch vieles mehr. Da wirst du schon was finden.“, rief James und schlug Lukas auf die Schulter, der sie sich anschließend erst einmal mit schmerzverzehrtem Gesicht rieb.

„So, dass war’s, hast du alles verstanden?“, fragte Jessie und versuchte dabei wieder in seine Nähe zu gelangen.

„Wie? Das war alles. Ihr habt nur drei Regeln?“, fragte Lukas nun ungläubig nach.

„Sicher, dass ist jawohl auch mehr als genug.“, bekam er von James als Antwort.

„Na und was ist mit saubermachen, einkaufen, kochen und den ganzen anderen Dingen?“

„Das erledigt das Personal für uns.“, kam die kesse Antwort von Jesse.

„Das Personal?“

„Jep. Meine Eltern. Meine Mutter ist der Meinung, dass wir mit dem studieren schon genug am Hut haben und schickt uns deshalb einmal die Woche ihre Haushälterin vorbei, die dann alles fertig macht.“

„Alles?“ Lukas war das ganze nicht geheuer. Er hielt das alles für einen Scherz.

„Ja Mann, echt alles. Die macht sogar die Wäsche. Glaub mir, selbst meine Mum hat meine Hemden so ordentlich gebügelt wie diese Frau. Überings, morgen kommt sie wieder, dann kannst du sie gleich mal kennen lernen.“

Das war endgültig zuviel für Lukas. Er kam sich vor wie in einem schlechten Teenager Collegefilm, wo die reichen Kids von vorne bis hinten bedient wurden und dann, wenn die Eltern ihr ganzes Geld verloren hatte, nicht wussten, wie man ein Hemd wäscht, geschweige denn bügelt.

„So, und jetzt zu was erfreulichem. Peter und seine WG geben heute Abend eine Party, kommst du auch mit.“, wollte Jessie wissen. Sie schmiss sich jetzt schon seit ihrer ersten Begegnung an Lukas ran, was diesem immer unangenehmer wurde.

„Neee, lieber nicht. Ich muss erst mal meine ganzen Sachen auspacken. Und dann hab ich so ne lange Fahrt hinter mir, ich bin echt fertig. Ich wird mich heute nur noch ins Bett hauen.“

„Na gut, wenn du meinst. Aber beschwer dich hinterher nicht das du was verpasst hast.“ Und schon war James zur Tür hinaus.

„Was ist Jesse, kommst du?“, wollte Allie wissen. Auch sie war schon fast draußen.

„Nein, geht ihr mal ruhig alleine, ich bleib hier und helfe Lukas beim auspacken.“, antwortete sie.

< Na super. Werd ich die denn nie los? > dachte sich Lukas.

„Du, dass ist wirklich nicht nötig. Ich hab nicht soviel zum auspacken.“, wollte er sich rausreden.

„Na um so besser, dann haben wir noch mehr Zeit für andere Dinge.“

„Ja und dann muss ich noch meinen Freund anrufen. Damit er weiß das ich gut angekommen bin.“

„Deinen Freund?“, fragten Allie und Jesse erschrocken nach.

„Ja, Brian. Wir sind seit etwas mehr als einem Jahr zusammen.“, log Lukas. Es schien ihm im Moment der beste Weg zu sein, die beiden loszuwerden.

„Also da will ich natürlich nicht weiter stören.“, sagte Jesse und ging, ohne auch noch ein weiters Wort zu verlieren.

Als die drei weg waren, atmete Lukas erst einmal tief durch. Dann fing er an, seine Kisten reinzuholen und auszupacken. Er hatte erst einmal nur das wichtigste mitgenommen. Denn Rest wollte Harm und Mac ihm nachschicken, wenn er es benötigte.

Beim auspacken viel sein Blick dann auf das Geschenk, dass er von Harriet zu abschied bekommen hatte. Er hatte es immer noch nicht ausgepackt. Er setzte sich auf sein Bett und entfernte vorsichtig das Papier.

Plötzlich liefen ihm ein paar Tränen übers Gesicht. Harriet hatte einen vierteiligen Fotorahmen gekauft und ihn mit Fotos bestückt.

Auf dem ersten Bild waren Mattie und Lukas zusehen, wie sie zusammen auf einer Schaukel im Park saßen. Das nächste Bild war eins von der gesamten Familie Rabb. Es war eins der wenigen Bilder auf der auch Frank und Trish zu sehen waren. Es wurde auf der Abschlussfeier von Lukas und Mattie aufgenommen. Das dritte Bild zeigte Lukas mit allen Leuten von JAG. Es war ein Bild von Harms und Macs Hochzeit.
An der Stelle, an der normalerweise dass vierte Bild gewesen wäre, war nur ein Zettel zu finden.

„Meine kleine Schwester/mein kleiner Bruder und ich“, las Lukas ihn leise.

Dabei huschte ihm ein Lächeln über die Lippen. Er freute sich auf sein Geschwisterchen, obwohl er es nicht aufwachsen sehen würde, weil er soweit entfernt lebte, aber das war ihm egal. Er war dann ein richtiger großer Bruder und darauf freute er sich schon.

Lukas stellte die Bilder auf seinen Nachttisch und betrachtete Sie noch eine Weile und während er so über die Situationen nachdachte, in denen die Bilder entstanden sind, schlief er ein.


Stundentenwohnheim
Miami, Florida
4 Stunden später


Das klingeln seines Handy holte Lukas aus dem Land der Träume zurück.

< Wer ruft den um diese Zeit an? < fragte er sich, nachdem er einen Blick auf die Uhr geworfen hatte und feststellte, dass es schon nach Mitternacht war.

Als er jedoch auf seinen Display schaute erschrak er. Dort stand mit großen Buchstaben SCHATZ geschrieben.

< Oh man, ich hab total vergessen anzurufen > schoss es ihm durch den Kopf.

„Tut mir leid, ich war so fertig von der langen Fahrt das ich eingeschlafen bin. Es tut mir wirklich sehr leid das ich dich nicht angerufen habe.“, meldete er sich sofort. Er hatte die Hoffnung dass er so an dem Donnerwetter von Mattie vorbeirutschen würde, aber da hatte er sich gewaltig getäuscht.

„So, du bist also eingeschlafen ja? Du wolltest anrufen sobald du an der Uni bist. Wenn du schlafen kannst bist du sicher schon im Wohnheim. Du hattest also genug Zeit anzurufen.“, wetterte Mattie los. Sie hatte sich riesige Sorgen um ihn gemacht und ließ ihn nun seine ganze Wut spüren.

„Oh man, gut das die jetzt in Virginia ist“, sagte er sich.

„Was hast du gesagt?“, schrie Mattie ins Telefon.

Lukas zuckte Augenblicklich zusammen. Er hatte den Satz wohl lauter ausgesprochen als er gedacht hatte.

„Mattie bitte, ich…ich bin im Moment etwas durcheinander und weiß nicht was ich sage.“, versuchte er sich rauszureden.

„Na dann kann ich ja auch gleich wieder auflegen. Dann muss ich mir deinen Scheiß nicht mehr länger anhören.“, schrie Mattie noch, dann legte sie auf.

„Na das hast du ja super hingekriegt alter Junge. Jetzt kannst du sie eigentlich noch mal anrufen und ihr von deinen Mitbewohnerinnen erzählen. Schlimmer als jetzt kann sie auch nicht mehr werden.“

Er entschloss sich dann aber doch lieber dafür die Sache erst einmal für sich zu behalten und lieber bei Harm und Mac anzurufen.

Er atmete noch einmal tief durch und wählte dann die Nummer der beiden. Den Hörer hielt er vorsichtshalber schon einmal etwas vom Ohr weg, denn er konnte sich gut vorstellen das Harm mindestens genauso gut drauf war wie Mattie.

Es hatte noch nicht einmal zweimal geklingelt als Harm schon abnahm.

„Sag mir das du es bist.“, rief er aufgeregt ins Telefon.

„Hey Dad, alles klar bei euch.“, antwortete er vorsichtig. Im nächsten Moment hätte er sich für diesen Satz aber schon wieder selbst Ohrfeigen können.

„Ob hier alles klar ist? Du spinnst jawohl. Seit Stunden telefoniere ich sämtliche Krankenhäuser in Florida ab, weil ich dachte dir wäre was passiert. Ich war kurz davor mich in den nächsten Flieger zu setzten. Was fällt dir eigentlich ein uns so lange warten zu lassen. Am liebsten würde ich dir jetzt kräftig den Hintern versohlen.“, schimpfte Harm.

„Tut mir ehrlich Leid Dad. Ich kann verstehen dass du dir Sorgen gemacht hast und nun sauer bist. Ich verspreche dir dass so was nie wieder vorkommen wird. Ich hätte euch sofort vom Unigelände aus anrufen sollen und nicht erst warten sollen bis ich in der Wohnung bin.“, gab Lukas reumütig zu.

„Harm merkte sofort, dass sein Sohn es ernst meinte.“

„Schon Ok Luke. Ich hab mir halt wahnsinnige Sorgen um dich gemacht. Ich weiß nicht was ich getan hätte wenn dir etwas passiert wäre.“

„Ich weiß, geht mir ja auch so.“

„Gut. Wie geht’s denn so bei euch? Sind die Mitbewohner in Ordnung?“

„Ohja, Sie sind super nett.“, gab er zur Antwort.

„Und wie heißen Sie? Nur damit ich weiß mit wem ich spreche wenn ich dich mal anrufe.“, fragte Harm nach.

„Ähm…, sie heißen James, Jesse und Al…Alex.“, log er. Er wollte seinen Vater nicht noch weiter reizen. Außerdem war er froh, dass das Donnerwetter so klein ausgefallen war. Und er wollte sein Glück an diesem Tage nicht überstrapazieren.

„Hast du denn schon Mattie angerufen?“, fragte Harm nun nach. Er wusste dass auch sie sich riesige Sorgen machte.

„Ja, hab ich. Und sie ist ganz schön sauer. Also wenn sie die nächsten Tage ungenießbar ist dann liegt das an mir.“, gestand er.

„Keine sorge, wir sind morgen bei Mattie und Chloe und dann werde ich mal mit ihr reden. Das wird sicher schon wieder.“, versuchte Harm ihn zu beruhigen.

„Na wenn du meinst.“

< Vielleicht solltest du ihr sagen das ich mir meine Wohnung mit zwei Mädels teile. >, dachte er. Und diesmal passte er auf das er es wirklich nur dachte.

„Naja, du bist sicher Müde. Leg dich jetzt schlafen. Ich werde mich morgen noch mal bei dir melden, in Ordnung.“

„Ok Dad. Bis morgen dann. Und grüß Mac von mir.“

„Mach ich. Schlaf gut.“

Dann legten beide auf. Lukas atmete erst einmal tief durch.

< Na das lief ja besser als ich dachte. >

Plötzlich blieb ihm vor Schreck die Spucke weg.


Plötzlich blieb ihm vor Schreck die Spucke weg.

< Wenn Mac und Harm morgen bei Chloe vorbeischauen, werden sie wohl oder übel auch auf Brian treffen. Ich muss die beiden warnen, sonst ist da die Hölle los. > dachte er. Er konnte ja nicht wissen das die beiden schon bescheid wussten.

Also versuchte er bei Mattie anzurufen, doch die hatte ihr Handy ausgeschaltet.

< Na wen wunderst. Du hast dir gerade ja auch ganz schön was geleistet. > tadelte er sich selbst.

Dann versuchte er es bei Chloe. Als er das klingeln am anderen Ende hörte war er froh. Doch Chloe dachte wohl er wolle mit ihr über Mattie reden, denn sie nahm ab und legte sofort wieder auf. Lukas kam nicht einmal dazu sich zu melden.

Das ging eine ganze Zeit so bis auch Chloe ihr Handy ausschaltete.

< Na super, und was jetzt? >, fragte er sich. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er ja auch Brian anrufen könnte.

Also suchte er Brians Nummer heraus und hoffte, dass wenigstens er sich melden würde.

„Ja.“, kam es verschlafen vom anderen Ende der Leitung.

„Hey Brian ich bins, Lukas.“

„Sag mal spinnst du? Weißt du eigentlich wie spät es ist?“

„Äh ja, nein, ist ja auch egal. Ich will dich nur vorwarnen. Mum und Dad wollen morgen bei Chloe auftauchen. Du solltest mit deinem Einzug also noch etwas warten.“

„Das weiß ich doch schon längst.“

„Ehrlich?“

„Ja sicher. Chloe hat mir schon vor mehr als 4 Stunden bescheid gegeben. Du solltest vielleicht mal mit Mattie reden, dann wüsstest du bescheid.“

„Oh, na dann. Schlaf weiter.“

„Mach ich. Und du rede bloß mit Mattie. Ich hab nämlich keine Bock mir morgen ihr Rumgejammer anzuhören. Ich will mit Chloe allein sein.“

„Oh, also da musst du wohl durch.“

„Was hast du angestellt?“

„Erzähl ich dir morgen, ist nämlich schon spät.“

„Na gut. Aber wehe nicht. Ich hasse es nämlich ins kalte Wasser geworfen zu werden. Also bis morgen dann. Machs gut Lukas.“

„Du auch Brian. Und schlaf gut.“

Schon nach dem auflegen bereute Lukas seinen letzten Satz jedoch.

„Oh man, die beiden hatten ja wirklich recht, du bist Schwul. Hoffe dieser Brian gehört nicht zu der Eifersüchtigen Sorte, hab nämlich keinen Bock auf Ärger.“, hörte er James sagen.

< Na super, muss denn heute alles schief gehen? >, fragte sich Lukas.

„Keine Sorge, er lässt dich sicher in Ruhe.“, beruhigte Lukas ihn bevor er sich wieder auf den Weg in sein Zimmer machte und sich ins Bett legte.

< Am besten stehe ich morgen erst gar nicht auf. >, dachte er noch, bevor er wieder einschlief.

Dadurch bekam er jedoch James Telefonat im Nebenzimmer nicht mehr mit.

„Ja, glaub mir doch, es stimmt.“

„……“

„Keine Sorge, ich mach dass schon für dich klar man.“

„…….“

„Ja, ein zufälliges Treffen, morgen in der Cafeteria.“

„…….“

„Glaub mir, Bob wird wahnsinnig Eifersüchtig werden.“

„……..“

„Keine Sorge, Jesse und Allie werden ihn darüber aufklären.“

„….“

„Machs gut Andrew, bis morgen 13.00 Uhr.“


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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