RE: Weihnachtsvorbereitungen unter besten Freunden

#1 von Petra-Andreas , 04.12.2012 15:03

Donnerstag, 11. Dezember
07:54 Ortszeit
JAG-Hauptquartier, Falls Church


Mac betrat Harms Büro und grinste, als sie zwei Becker Kaffee und eine Papiertüte auf seinem Schreibtisch stehen sah. Ihr Blick wanderte durch den Raum und blieb dann an seinem breiten Rücken hängen, der hinter bzw. unter dem Schreibtisch zu sehen war.

„Verwöhnst du mich immer noch, Harm?“

„Ja, Schatz.“ kam gedämpft seine Antwort.

Sie riss amüsiert die Augen auf. „Schatz?“

Ein dumpfer Laut ertönte, gefolgt von einem lauten „Au!“. Im Aufrichten war der Ex-Pilot gegen die Tischplatte gestoßen.

„Alles okay?“ Sie umrundete den Schreibtisch.

„Na ja...“ Er saß nun aufrecht auf dem Stuhl und rieb sich den Hinterkopf. Verlegen grinste er sie an. „Erschreck mich doch nicht so, Marine.“

„Sorry.“ lächelte sie sanft. „Aber du hast mich „Schatz“ genannt. Ist wirklich alles okay mit dir?“

„Warum?“ Mit großen Augen sah er sie an.

<Er sieht aus wie die Unschuld in Person.> dachte sie amüsiert. „Als du mich das letzte Mal „Schatz“ genannt hast, warst du mit dem Stuhl des Admirals umgekippt.“

Er winkte ab. „Es ist alles in Ordnung, wirklich.“

„Und der „Schatz“?“

„War ein Versehen, sorry.“

Argwöhnisch, aber mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen sah sie ihn an. „Ich bin also nicht dein „Schatz“?“

„Maaac...“ Erneut rieb er seinen Hinterkopf.

Sie trat neben seinen Stuhl. „Lass mich mal sehen...“ Ohne eine Antwort abzuwarten, glitten ihre Finger durch sein dichtes Haar.

Harm neigte den Kopf. Er empfand es als äußerst angenehm, wie ihre Finger über seinen Kopf glitten, selbst als sie die Stelle erwischte, wo er sich gestoßen hatte. <Kein Wunder, dass man sagt, Streicheleinheiten tun gut.> Wenige Zentimeter vor seiner Nase befand sich Macs Bauch. Die Uniform roch frisch gereinigt; überhaupt duftete das Wesen vor ihm gut – und auch ein bisschen verführerisch.

Genüsslich schloss er die Augen, nur um sie vier Sekunden später wieder aufzureißen, als er ein Pusten hörte. „Mac?“

„Schsch.“ machte sie und blies noch einmal. „Jetzt wird es nicht ganz so schlimm, Harm. Aber ich fürchte, eine kleine Beule wirst du bekommen.“ Sie trat einen Schritt zurück.

Er hob den Kopf und grinste. „Es ist schon viel besser, danke.“

„Ich glaube, jetzt ist der Kaffee kalt geworden.“ sagte sie mit einem gewissen Bedauern in der Stimme.

Harm grinste breiter. „Das sind neue Thermobecher. Angeblich bleibt der Kaffee darin doppelt so lang heiß.“

„Ja dann...“ Sie nahm sich einen Becher und setzte sich in einen seiner Besucherstühle. „Ist da auch einer für mich drin?“ Sie deutete auf die Tüte.

„Klar.“ Er fischte ihren Schoko-Muffin heraus und gab ihn ihr. „Hier, bitte.“

„Mhm... danke.“ Macs Augen leuchteten auf.

Ohne Eile verzehrten sie dann die Muffins und den Kaffee.

„Hattest du Erfolg in Norfolk?“

„Oooh jaaa.“ erwiderte er gedehnt und lachte. „Du wirst es nachher schon sehen.“

„Glaubst du immer noch, dass du gewinnst?“

„Ich WEISS, dass ich gewinne.“

„Träum weiter, Seemann.“ lachte sie.

„Gerne.“ grinste er. <Von dir doch immer...> „Aber ich habe fünf Zeugen mitgebracht, die mir sehr interessante Dinge erzählt haben.“

„Und wo sind die jetzt?“

Er sah auf die Uhr. „Sollten inzwischen vom Navy-Yard losgefahren sein.“

„So, so.“ Zum ersten Mal war sie verunsichert. Er schien gleich fünf Kaninchen im Hut zu haben. Aber es konnte genauso gut sein, dass er bluffte.

„Da staunst du, gell?“

„Ein bisschen.“ gab sie zu.

„Du wirst noch mehr staunen, Mac.“ lächelte er süffisant.

Sie erhob sich. „Wir werden sehen.“

„Wo willst du hin?“

„Wir müssen los, Chegwidden wartet nicht gerne. Und dann werden wir sehen, wie das im Gerichtssaal wird.“ Trotz seiner Selbstsicherheit verließ sie mit einem siegesgewissen Grinsen sein Büro.

Harm folgte ihr schmunzelnd. <Sie wird ihr blaues Wunder erleben.>

Das allmorgendliche Meeting dauerte nicht lange. Als die Anwälte den Besprechungsraum verlassen wollten, erhob der Admiral erneut das Wort.

„Colonel, Commander, Lieutenant Roberts, bleiben Sie noch.“

„Ja, Sir.“

Schließlich waren sie allein.

„Commander, gleich geht die Anhörung zum Krennick-Fall weiter. Waren Sie erfolgreich in Norfolk?“

Harm nickte. „Fünf Zeugen sind unterwegs vom Navy-Yard hierher.“

„Fünf?“ Der Ex-SEAL riss die Augen auf.

Der Ex-Pilot grinste. „Ich habe mir die besten rausgepickt, Sir.“

„Gut, gut. Vielleicht kommen wir heute schon zu einem Ergebnis.“

„Das wäre zu hoffen.“

Chegwidden nickte. „Das wäre dann auch alles. Wegtreten.“

„Aye, aye, Sir.“ Alle verließen den Raum, der Ex-SEAL als Letzter.

„Bud, Sie kommen mit mir.“ wandte sich Harm an den jüngeren Mann. „Bis gleich, Mac.“

Sie blieb vor ihrem Büro stehen und sah den beiden Männern hinterher, wie sie in Harms Büro verschwanden. „Bis gleich.“

In seinem Büro deutete Harm auf die Tür. „Schließen Sie die Tür.“

Bud tat wie geheißen und setzte sich vor Harms Schreibtisch. „Wie war Norfolk, Sir?“

„Das erzähle ich Ihnen jetzt, Bud.“ Harm bekam das triumphierende Grinsen einfach nicht aus seinem Gesicht. „In Anbetracht der Zeit wird es aber nur eine Kurzversion sein.“

„Kein Problem, Sir.“

Knappe 10 Minuten später war Bud über die wichtigsten Ereignisse informiert. Seine Augen wurden im Verlauf von Harms Monolog immer größer.

„Das war’s im Großen und Ganzen, Lieutenant.“

„Wow!“

Der Ex-Pilot grinste. „Genau das hab ich auch gedacht.“

„Und die Zeugen?“

„Sind unterwegs. Hoffe ich jedenfalls.“

„Aber Commander Costners Aussage steht doch noch aus, Sir.“

„Ich weiß.“ seufzte Harm. „Aber die deckt sich mit denen der Zeugen.“

„Schlechte Karten für Captain Krennick, nicht wahr?“

Harms Grinsen wurde noch breiter, sofern das überhaupt ging. „Gaaanz schlechte Karten.“

„Sie kann einem ja fast schon Leid tun.“

Bevor Harm antworten konnte, klopfte es an der Tür. „Herein!“ rief er.

Ein Marine betrat den Raum. „Commander Costner ist da, Sir.“

„Ah, gut. Bringen Sie ihn rein.“

Begleitet von einem anderen Marine betrat Rick das Büro.

„Morgen, Rick.“

„Morgen, Harm.“ Costner wandte sich an Bud. „Lieutenant.“

„Guten Morgen, Commander.“

Rick wandte sich wieder Harm zu. „Heute gilt es, nicht wahr?“

„Jupp.“ Der Ex-Pilot grinste breit. „Aber es werden einige Leute ein blaues Wunder erleben.“

„Du scheinst dir ja sehr sicher zu sein, dass du gewinnst. Ich meine, ich hoffe das natürlich, aber...“

„Rick, ich WERDE gewinnen.“

Costner lachte. „Dein unerschütterliches Selbstvertrauen hast du jedenfalls nicht verloren.“

Bud schmunzelte über das Geplänkel der beiden. Dann sah er auf die Uhr. „Äh... Commanders... wir sollten vielleicht kurz über unsere Strategie sprechen, viel Zeit bleibt nicht mehr.“

„Danke, Bud.“

In den folgenden Minuten erläuterte Harm, wie er in der Anhörung vorgehen wollte.

Der blonde Pilot verzog zwar ab und zu das Gesicht, nickte aber immer wieder. „Okay, Harm, du bist der Fachmann. Ich vertraue dir, dass du das Richtige tust.“

„Das werde ich auch, Rick.“ Harm erhob sich. „Dann wollen wir mal.“

Eskortiert von dem Marine begaben sie sich in den Gerichtssaal, wo Mac bereits am Tisch saß. Sie bedachte Harm mit einem sanften Lächeln, das dieser auf gleiche Weise erwiderte.

Rick sah den wortlosen Austausch und fand seine Vermutung bestätigt, dass da „etwas“ war. Der Marine, der sie begleitet hatte, nahm ihm die Handschellen ab.

Wenig später ertönte auch schon der Ruf „Erheben Sie sich!“. Alle leisteten dem Folge und setzten sich wieder, nachdem Morris Platz genommen hatte.

„Commander Rabb, sind Sie und Ihr Mandant jetzt bereit?“

„Ja, Euer Ehren.“

„Gut.“

Das war Macs Stichwort. „Ich rufe Commander Rick Costner in den Zeugenstand.“

Rick erhob sich und ging nach vorne.

Dieses Mal nahm Mac die Vereidigung vor und begann dann auch sofort mit der Befragung.

„Commander, schildern Sie uns bitte die Ereignisse am Abend des 21. November.“

Costner nickte und beschrieb den Verlauf des Abends, wie er ihn erlebt hatte – und wie er es auch schon Harm mitgeteilt hatte: Vom gemeinsamen Feierabend-Bier mit seinen Leuten... wie diese nach und nach das Kasino verlassen hatten... wie sich Captain Krennick zu ihm gesetzt hatte.

„Kannten Sie Captain Krennick schon vorher?“

„Ja, Ma’am.“

„Woher?“

„Kennen gelernt haben wir uns dienstlich. Ich war Zeuge in einem Fall. Danach haben wir gelegentlich etwas zusammen getrunken.“

„Waren Sie dann mit ihr verabredet, oder waren das eher zufällige Treffen?“

„Teils, teils, Colonel.“

„Sie haben sich also mit ihr verabredet?“

„Ja, Ma’am.“

„Wollten Sie da etwas von ihr?“

„Nein.“

Mac zog eine Augenbraue hoch. „Wirklich nicht?“

„Na ja...“ Rick sah zu Harm, der leicht nickte.

„Beantworten Sie die Frage, Commander.“

„Am Anfang, da fand ich Allison interessant. Sie ist eine attraktive Frau... ungebunden. Sie reizte mich.“

„Fühlten Sie sich zu ihr hingezogen? Körperlich, meine ich.“

„Am Anfang, ja.“

„Wollten Sie näheren Kontakt mit ihr? Vielleicht sogar Sex?“

„Einspruch!“ rief Harm dazwischen.

„Abgewiesen.“

„Also, Commander Costner, wollten Sie mit Allison Krennick schlafen?“

„Ich habe es am Anfang mal in Erwägung gezogen, den Gedanken aber schnell wieder verworfen.“

„Warum?“

„Im Laufe der Zeit... nach einigen weiteren Treffen... da wurde sie zunehmend aufdringlicher. Das ist etwas, was ich bei Frauen nicht mag, Ma’am. Zumindest nicht in der Art, wie Captain Krennick es gemacht hat.“

Mac nickte. „Haben Sie ihr das gesagt?“

„Indirekt, ja.“

„Warum nicht direkt?“

„Ich wollte nicht unhöflich sein, Colonel.“

„Ist es nicht eher so, dass Sie die Aufmerksamkeit einer gutaussehenden Frau genossen?“

„Einspruch!“

„Stattgegeben.“

„Ich ziehe die Frage zurück.“ Sie bedachte Harm mit einem grimmigen Blick. „Commander, was geschah dann an besagtem Abend, nachdem sich der Captain zu Ihnen gesetzt hatte?“

„Wir haben etwas zusammen getrunken.“

„Alkohol?“

„Ja, Ma’am. Ich bin beim Bier geblieben, sie hat sich eine Karaffe Rotwein bestellt.“

„Haben Sie viel getrunken?“

„Ich hatte schon ein paar Bier mit meinen Männern.“

„Sie waren also nicht mehr nüchtern?“

„Nein, Ma’am. Aber wenn Sie wissen wollen, ob ich betrunken war, lautet die Antwort ebenfalls „nein“.“

„Sie haben sich mit Captain Krennick unterhalten. Worüber?“

„Genau weiß ich das nicht mehr. Vermutlich über „Gott und die Welt“, wie man so sagt. Stützpunktklatsch, Wetter, Politik... Small Talk halt.“

„Den ganzen Abend?“

„Nein, Ma’am. Ich bin gegen 21 Uhr gegangen. Weil ich genug getrunken hatte. Und weil Captain Krennick plötzlich recht... na ja... wie soll ich sagen... Sie wurde aufdringlich.“

Mac kniff die Augen zusammen. „Erläutern Sie das bitte, Commander.“

„Sie legte auf einmal ihre Hand zuerst auf meinen Arm, streichelte ihn. Dabei flüsterte sie: *Sie wollen schon gehen Rick? Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie „Rick“ nenne?*

„Hatten Sie etwas dagegen?“

„Ehrlich gesagt, ja.“

„Haben Sie ihr das gesagt?“

„Anscheinend nicht deutlich genug, denn sie ignorierte meine Worte und machte einfach weiter.“

„Was hat sie getan?“

„Sie lehnte sich richtig gegen mich, legte ihre Hand auf meinen Oberschenkel, streichelte mich dort. Dazu flüsterte sie: *Sie sind doch bestimmt einsam, Rick. Ich kenne ein gutes Mittel gegen Einsamkeit.*

„Hat sie das näher ausgeführt?“

„Ja, Ma’am. *Alles, was ich dazu brauche, ist ein großes, breites und bequemes Bett.* hat sie gesagt.“

Mac hatte schon einiges im Gerichtssaal gehört, aber eine so dreiste Anmache war auch für sie neu. „Sind Sie darauf eingegangen?“

„Nein, Ma’am, natürlich nicht!“ Costners Stimme wurde laut. Verlegen grinsend wandte er sich an Morris. „Verzeihung, Euer Ehren. Aber das war für mich der Punkt, endgültig Schluss mit diesem Spielchen zu machen. Ich bin aufgestanden, habe gezahlt und bin nach Hause gegangen.“

„Alleine?“

„Ja, Colonel. Auf dem Weg nach draußen habe ich ein paar Bekannte begrüßt. Gegangen bin ich aber allein.“

„Dann haben Sie Captain Krennick also alleine sitzen lassen?“

„Sie hatte sich ungefragt zu mir gesetzt. Ich sah keinen Grund, ihr weiterhin Gesellschaft zu leisten. Außerdem hatte sie noch eine halbe Karaffe Wein vor sich stehen.“


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RE: Weihnachtsvorbereitungen unter besten Freunden

#2 von Petra-Andreas , 04.12.2012 15:07

„Das war jetzt aber nicht sehr höflich von Ihnen.“

„Einspruch! Die Anwältin äußert ihre eigene Meinung.“

„Stattgegeben.“ Morris bedachte Mac mit einem strengen Blick. „Unterlassen Sie das, Colonel.“

„Verzeihung, Euer Ehren.“

Er wandte sich an den Gerichtssekretär. „Streichen Sie die letzte Bemerkung von Colonel MacKenzie.“ Dann sah er Mac wieder an. „Fahren Sie fort.“

„Ja, Euer Ehren. Commander Costner, haben Sie Captain Krennick danach noch einmal gesehen?“

„Nein, Ma’am. Erst letzten Montag wieder, zu Beginn der Anhörung.“

„Sie stehen unter Eid, Sir.“

„Ich weiß. Aber ich habe diese Frau erst wiedergesehen, als sie am Montag den Zeugenstand betrat.“

„Nun gut.“ Mac schlenderte zu ihrem Tisch und tat so, als würde sie in ihren Notizen lesen. „Commander, vorhin haben Sie ausgesagt, Sie wären gegangen, weil Sie genug getrunken hatten. Jetzt sagen Sie, Sie hätten genug von Captain Krennick gehabt. Was stimmt denn nun? “

„Beides, Colonel.“

„Ach ja?“

„Einspruch!“

„Schon gut, ich ziehe die Bemerkung zurück. Aber erklären sollten Sie das dem Gericht schon, Commander.“

„Ich wollte gehen, weil ich genug getrunken hatte. Ich habe auch dem Captain gesagt, dass ich gehen wollte. Da hielt sie mich fest... bzw. hinderte mich am Gehen, indem sie meinen Arm etwas fester packte. *Sie wollen doch nicht wirklich schon gehen, Rick? Es ist Wochenende, da könnten wir doch noch ein bisschen Spaß miteinander haben. Ich hatte den Eindruck, auch Sie wären nicht abgeneigt.* Daraufhin habe ich energisch protestiert und bin gegangen.“

„Haben Sie gesehen, was Captain Krennick dann gemacht hat?“

„Nein, Ma’am.“

„Vorerst habe ich keine weiteren Fragen an Commander Costner.“ Sie ging zurück zu ihrem Tisch. „Ihr Zeuge, Commander Rabb.“

Harm erhob sich. Es würde nicht viele Fragen geben; das Meiste war ja schon gesagt.

„Commander Costner, haben Sie je irgendwelche Intimitäten mit dem Captain ausgetauscht? Damit meine ich Umarmungen, Küsse... so etwas in der Art.“

„Nein, Sir.“ Beiden war seltsam dabei zumute, sich zu siezen.

„Hatten Sie jemals die Absicht, das zu tun?“

„Einspruch! Frage schon beantwortet.“

Morris seufzte stumm. „Stattgegeben.“

Der Ex-Pilot drehte Rick den Rücken zu und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Ganz hinten sah er Allison Krennick sitzen. Seine Augen blieben dann an Mac hängen. „Finden Sie den Captain attraktiv, Commander?“

„Auf den ersten Blick, ja.“

Harm sah wieder zu der blonden Frau „Warum nur auf den ersten Blick?“ Sein Blick bohrte sich in den von Krennick.

„Wenn man sie näher kennt, entpuppt sie sich als sehr ehrgeizig und zielstrebig... vielleicht auch ziemlich berechnend. Ich würde nicht sagen, dass sie über Leichen geht, aber...“ Costner machte eine Pause.

„... es gäbe zumindest Schwerverletzte.“

„Einspruch!“ / „Ja.“ / „Stattgegeben.“ Die Worte von Mac, Costner und Richter Morris fielen im Sekundentakt.

„Verzeihung, Euer Ehren.“ Harm warf einen letzten Blick auf Allison Krennick und drehte sich wieder zu Rick. „Hat Sie das abgeschreckt, etwas mit ihr anzufangen?“

„Abgeschreckt nicht gerade. Wie schon gesagt fand ich sie am Anfang interessant.“

„Es hat Sie nicht gestört, dass Captain Krennick höherrangig ist als Sie?“

„So etwas passiert doch ständig, Sir.“

„Ja oder nein?“

„Nein, es hat mich nicht gestört.“

„Haben Sie in der Vergangenheit schon mal eine Beziehung oder Affäre mit einem Vorgesetzten gehabt?“

„Einspruch!“ rief Mac. „Nicht relevant.“

„Euer Ehren, es geht um das Verhalten des Zeugen.“

Morris nickte. „Abgewiesen, Colonel. Beantworten Sie die Frage, Commander.“

„Einmal, Sir.“ gab Costner zu.

„Kommen wir zurück zum fraglichen Abend. Gibt es Zeugen, die Ihre Aussage bestätigen können?“

„Ja, Commander. Sie können meine Männer befragen. “

„Und als die gegangen waren?“

„Das Kasino war gut gefüllt. Ich habe etliche bekannte Gesichter gesehen. Sie haben ja die Liste.“

„Wir werden noch darauf zurückkommen.“ nickte Harm. „Captain Krennick hat also Ihnen gegenüber die bereits erwähnten Avancen gemacht?“

„Ja, Sir, als ich gehen wollte. Anscheinend wollte sie mich unbedingt zum Bleiben bewegen.“

„Indem sie Ihnen ihr „Rezept“ mit dem breiten Bett erläutert hat.“

„Ja.“

„Das klingt nach einer ziemlich deutlichen Anmache.“

„Einspruch! Der Anwalt äußert seine Meinung.“

„Abgewiesen.“

Mac setzte zu einem Protest an. „Aber Euer Ehren...“

„Colonel, noch deutlicher geht es ja wohl kaum, egal, wie man es betrachtet.“

„Ja, Sir.“

„Gut.“ Morris wandte sich an Harm. „Fahren Sie fort, Commander.“

„Danke, Euer Ehren.“ Er sah Rick an. „Commander?“

„Ich empfand das als sehr eindeutige Anmache. Für mich war klar, was sie wollte.“

„Und was wollte sie Ihrer Meinung nach?“

Ricks Antwort kam kurz und bündig. „Sex.“

„Den Sie nicht wollten.“

„Nein, Sir. Ich hatte genug, bin aufgestanden und gegangen.“

„In Ihre Unterkunft?“

Costner nickte. „Auf dem Weg nach draußen habe ich noch einige Kameraden an einem Tisch nahe des Eingangs begrüßt und bin dann auf dem direkten Weg in mein Quartier gegangen.“

„Keine weiteren Fragen an den Zeugen.“ Harm ging zurück zu seinem Tisch.

„Sie können den Zeugenstand jetzt verlassen, Commander.“ meinte Morris nach ein paar Sekunden, als Rick nicht aufstand.

„Verzeihung, Euer Ehren.“ Costner erhob sich und ging ebenfalls zum Tisch der Verteidigung. „Was jetzt?“ raunte er Harm zu.

„Jetzt sollte Mac einen guten Zeugen für deine Schuld parat haben.“

„Harm!“

Der dunkelhaarige Pilot schmunzelte. „Rick, ich habe genug Zeugen für deine Unschuld.“

„Du bist dir sehr sicher, Harm.“

„Sicherer kann ich gar nicht sein.“

Costners Gesichtsausdruck blieb skeptisch. „Hoffen wir das.“

„Colonel MacKenzie, Sie können Ihren nächsten Zeugen aufrufen.“

Mac erhob sich. „Ich rufe Lieutenant Commander Francesca Damiano in den Zeugenstand.“

„Guter Gott!“ zischte Rick.

„Du kennst sie?“

„Äh... na ja... wir... wir haben uns ein paar Mal getroffen...“

Harm sah seinen Freund an und grinste leicht. „Das war doch nicht alles...“

„Uh... nein.“ Der blonde Mann wurde rot.

Bevor Harm etwas sagen konnte, tauchte eine rassige Schönheit in seinem Blickfeld auf, die im Zeugenstand Platz nahm.

„Wow!“ raunte er leise. „Ich kann dich verstehen, Rick.“

Dieser grinste. „Ich sage nur: Vollblut-Italienerin...“

Mac vereidigte gerade die junge Frau. „Nennen Sie uns bitte Ihren Namen und Stationierungsort, Ma’am.“

„Lieutenant Commander Francesca Damiano, stationiert in Norfolk.“

Harm musterte die Frau sorgfältig. Ihre Haut hatte eine ähnlich dunkle Tönung wie die von Mac; das zu einem Knoten geflochtene Haar glänzte tiefschwarz. Sie sprach mit einem leichten Akzent.

Unter anderen Umständen wäre er sofort interessiert gewesen, aber sein Herz gehörte längst Mac.

„Commander Damiano, Sie kennen den An... hm... den Beschuldigten?“ Mac bekam gerade noch die Kurve. Andernfalls hätte prompt Harms Einspruch ihre Befragung unterbrochen, dessen war sie sicher.

„Si.“

„Woher?“

„Wir hatten beruflich miteinander zu tun.“

Mac nickte. „An dem Abend, um den es hier geht, waren Sie auch im Casino?“

„Ja, Ma’am. Ich habe dort zu Abend gegessen und später noch ein Glas Wein getrunken.“

„Alleine?“

„Ja.“

„Was haben Sie gesehen?“

„Ich sah, wie Rick zusammen mit Captain Krennick an einem Tisch saß.“

„Rick?“

„Commander Costner, Ma’am.“

„Sie kennen ihn näher?“

„Ja, Ma’am.“

„Und Sie kennen auch Captain Krennick.“

„Ja.“

„Sie haben die beiden also an einem Tisch sitzen sehen?“

Die dunkelhaarige Frau nickte. „Ja.“

„Was haben sie gemacht?“

„Ich saß ein paar Tische weiter weg. Daher konnte ich nur sehen, was sie machten. Sie tranken etwas zusammen und unterhielten sich.“

„Sie konnten also nicht hören, worüber sie sich unterhielten?“

„Nein, Colonel.“

„Haben Sie mitbekommen, was dann passierte?“

„Nach einer Weile standen beide auf und verließen das Casino. Sie schienen sich gut zu amüsieren.“

„Woraus schließen Sie das?“

„Sie lachten und gingen Arm in Arm aus dem Casino.“

„Haben Sie gesehen, wohin sie gingen?“

„Nein, Ma’am.“

„Danke, Commander Damiano. Das wäre im Moment alles.“ Mac ging zurück zu ihrem Tisch. „Ihre Zeugin, Commander.“

Harm erhob sich. „Commander, haben Sie den Beschuldigten von vorne oder von hinten gesehen?“

„Einspruch! Die Zeugin hat den Angeklagten bereits identifiziert.“

Harm drehte sich zu Mac. „Frau Anwältin, das hier ist nur eine Anhörung. Ob es zu einer Anklage kommt, werden wir sehen. Und den Grund für meine Frage werden Sie gleich hören.“

„Euer Ehren...“ Mac beugte sich vor.

Morris seufzte erneut stumm. „Einspruch abgewiesen, Colonel. Commander Rabb hat Recht, das hier ist nur eine Anhörung. Allerdings bin auch ich auf den Grund für seine Frage gespannt.“

Mac sank zurück auf ihren Stuhl und bedachte Harm mit einem verärgerten Blick, den dieser jedoch mit einem triumphierenden Grinsen beantwortete.

„Commander Damiano?“

„Ich habe ihn von hinten gesehen, Sir.“

„Was macht Sie dann so sicher, dass es Commander Costner war?“

Sie grinste leicht. „Ich kenne Rick... ich meine natürlich Commander Costner.“

„Aha.“ machte Harm. „Sie sind sich absolut sicher, Ma’am?“

„Absolut, Sir.“

„Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.“ Er setzte sich wieder.

Morris nickte. „Colonel, Sie können Ihren nächsten Zeugen aufrufen.“

Mac erhob sich. „Keine weiteren Zeugen, Euer Ehren.“

<Wie bitte?> Harm musterte sie erstaunt. Eine derart „schlampige“ Arbeitsweise entsprach nicht ihrer Art.

Gerade als Harm sich erheben wollte, sauste Admiral Morris’ Hammer nieder. „Es ist Zeit für die Mittagspause. Die Anhörung wird für eine Stunde unterbrochen.“

<Schon so spät? > Der Ex-Pilot sah auf die Uhr.

„Commander, Sie können Ihre Zeugen dann nach der Mittagspause befragen.“

„Ja, Sir.“

Die meisten Zuhörer verließen den Saal.

„Was machen wir jetzt?“ fragte Rick.

Harm grinste. „Wir schicken Bud in die Kantine und essen eine Kleinigkeit bei mir im Büro.“

„Und meine Bewachung?“ lachte Rick, als der Marine ihm wieder die Handschellen anlegte.

„Corporal, haben Sie einen bestimmten Wunsch bezüglich des Lunchs?“

Der junge Mann wurde rot. Es geschah äußerst selten, dass es einen höherrangigen Offizier interessierte, ob Leute wie er auch etwas essen konnten. „Nein, Sir.“

„Gehen wir in mein Büro.“ Harm wollte sich auf den Weg machen. Dann jedoch wandte er sich an Mac. „Mac, heute musst du alleine lunchen, ich hab eine hungrige Meute zu füttern.“ lachte er. „Du könntest mir aber einen Tipp geben, was ein Marine gerne isst.“

Sie lachte, nicht im Mindesten enttäuscht, dass er keine Zeit für sie hatte. „Nimm einfach das größte Steak, das die Kantine zu bieten hat. Dazu ordentlich Pommes Frites und Ketchup, und ich bin sicher, der junge Mann hier wird glücklich sein.“ Sie deutete auf den Corporal.

Dessen Gesicht leuchtete inzwischen wie eine Tomate. „Ähm... ja, Ma’am.“

„Bis gleich, Mac.“ Mit Costner und dem Marine im Schlepptau verließ Harm den Gerichtssaal und ging in sein Büro. Unterwegs gab er Bud den Auftrag, für alle etwas aus der Kantine zu holen.

Eine gute Dreiviertelstunde später verließen die vier Männer wieder Harms Büro. Wenig später saßen dann alle im Gerichtssaal.

„Erheben Sie sich!“ ertönte der Ruf des Gerichtsdieners.

Nachdem Morris sich gesetzt hatte, sah er Harm an. „Commander, Sie können Ihren nächsten Zeugen aufrufen.“

„Ja, Euer Ehren.“

Harms nächste beiden Zeugen gehörten zu den Männern, mit denen Costner ein Bier getrunken hatte. Sie bestätigten seine Aussage bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie das Casino verlassen hatten.

Mac versuchte jedes Mal, die Aussagen zu entkräften, hatte aber keinen Erfolg damit.

Harm dritter Zeuge hatte Rick Costner alleine am Tisch sitzen sehen, bis sich Captain Krennick zu ihm gesetzt hatte. Kurz danach war der Zeuge gegangen.

Mac gedachte auch hier, die Aussage zu entkräften, aber erneut war diese wasserdicht.

Dann rief Harm Master Chief Shumaker in den Zeugenstand.

Dessen Aussage glich denen der vorherigen Zeugen, bis Harm zu dem Punkt kam, an dem Rick Costner das Casino verlassen hatte.

„Master Chief, Sie haben gesehen, wie Commander Costner das Casino verließ?“

„Ja, Sir.“

„War er alleine oder in Begleitung?“


Liebe Grüsse Petra

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RE: Weihnachtsvorbereitungen unter besten Freunden

#3 von Petra-Andreas , 04.12.2012 15:10

„Alleine.“

„Sind Sie sicher?“

„Commander, Rick kam beim Verlassen direkt auf den Tisch zu, wo ich mit ein paar Kameraden saß. Wir haben ein paar Worte miteinander gewechselt.“

„Demnach kennen Sie Commander Costner?“

„Schon lange, Sir. Jetzt sind wir wieder in einem gemeinsamen Team.“

„Sagte Commander Costner irgendetwas Besonderes zu Ihnen?“

„Oh ja.“ Shumaker lachte leise. „Er sagte, er würde den „geordneten Rückzug“ antreten, solange er das noch könnte.“

„Hat er das näher erläutert?“

„Nein, Commander. Wir alle hatten gesehen, mit wem er am Tisch gesessen hatte.“

„Und?“

„Na ja...“ Shumaker zuckte mit der Schulter. „Der Captain hat... wie soll ich sagen... sie hat einen bestimmten Ruf in Norfolk.“

Harm riss die Augen auf. „Auf dem ganzen Stützpunkt?“

„Zumindest in dem Bereich, wo ich arbeite.“

„Welchen Ruf hat sie denn?“

„Einspruch!“

„Abgewiesen.“ erwiderte Morris nüchtern. Er ahnte zwar, worauf der Master Chief anspielte, brauchte aber eine Bestätigung seiner Vermutung.

„Master Chief?“

Der Mann rutschte leicht nervös auf seinem Stuhl herum. „Sagen wir mal so: Captain Krennick sucht anscheinend gerne die Gesellschaft alleinstehender Männer.“

„Hm.“ Der Ex-Pilot nickte. „Haben Sie gesehen, was passierte, nachdem Commander Costner gegangen war?“

„Nicht genau, Sir. Aber plötzlich saß ein anderer Mann neben dem Captain.“

„Kennen Sie ihn?“

„Nein, Commander.“

„Können Sie ihn beschreiben?“

„Er war blond, ähnlich wie Rick.“

„Haben Sie gesehen, wie groß er war?“

„Nein, Sir.“

„Hätte man die beiden Männer miteinander verwechseln können?“

„Von weitem durch aus, Commander.“

„Danke, Master Chief. Ich habe keine weiteren Fragen.“ Er setzte sich wieder, wandte sich aber zuvor an Mac. „Ihr Zeuge, Colonel.“

Mac versuchte erneut ihr Glück, die Aussage des Mannes zu zerpflücken. Aber wie bei den anderen zuvor gelang es ihr nicht. Vielleicht würde ja Harms nächster Zeuge einen Angriffspunkt bieten.

Nachdem Shumaker den Zeugenstand verlassen hatte, rief Harm Major Theodora „Teddy“ Quinn auf.

Eine burschikos wirkende junge Frau mit dem typischen Haarschnitt der Marines betrat den Zeugenstand.

Nach der Vereidigung durch Mac legte Harm auch schon los. „Major, Sie waren an besagtem Abend auch im Casino?“

„Ja, Sir.“ kam die knappe Antwort.

„Was haben Sie gesehen?“

„Ich sah, wie sich Lieutenant Commander Chris Lapski zu einer Frau an den Nachbartisch setzte. Dorthin, wo zuvor Commander Costner gesessen hatte.“

„Sie kennen Commander Costner?“

„Vom Sehen, ja.“ Sie sah Rick an.

„Kannten Sie die Frau, neben der er gesessen hatte?“

„Nein, Sir. Aber ich sehe sie dort hinten sitzen.“ Quinn deutete auf Allison Krennick.

„Fürs Protokoll: Die Zeugin identifiziert das mutmaßliche Opfer Captain Krennick.“

„Lieutenant Commander Lapski ist Ihnen bekannt?“

Sie verzog das Gesicht. „Ja, Sir.“

„Woher?“

„Einspruch! Für den Fall nicht relevant.“

„Stattgegeben.“

Die junge Frau antwortete trotzdem. „Ich hatte einmal eine dienstliche Auseinandersetzung mit ihm, Commander.“

„Was taten der Commander und die Frau?“

„Sie tranken zusammen.“

„Was?“

„Einspruch!“

„Abgewiesen.“

„Er schien Wasser zu trinken; sie hatte eine halbvolle Karaffe Rotwein vor sich stehen.“

„Das konnten Sie genau sehen?“

„Ja, Sir. Ich saß am Nachbartisch.“

„Tranken die beiden nur oder machten sie noch etwas anderes?“

„Sie unterhielten sich angeregt.“

„Den ganzen Abend?“

„Ich habe ungefähr eine Dreiviertelstunde mitbekommen, Sir. Bis gegen 22 Uhr.“

„Warum sind Sie sich da so sicher?“

„Mein Dienst begann um 23 Uhr, Commander.“

„Und da waren Sie vorher noch im Casino und haben etwas getrunken?“

„Ein Freund von mir hatte Geburtstag. Ich habe einen Kaffee und zwei Wasser getrunken.“

„Konnten Sie hören, über was Captain Krennick und Commander Lapski geredet haben?“

„Ja, Sir.“

„Was haben Sie mitbekommen?“

„Sie unterhielten sich sehr angeregt. Zuerst war es Smalltalk, aber dann wurde es zunehmend intimer.“

„Intimer?“

„Ja, Commander. Der Captain klagte Commander Lapski ihr Leid, dass sie an dem Abend wohl keinen Spaß mehr haben würde.“

„Hat sie gesagt, was sie damit meinte?“

„Nur dass dazu ein großes Bett gehört.“

„Was machte Commander Lapski?“

„Er schien diesem „Spaß“ nicht abgeneigt zu sein.“

„Inwiefern?“

„Er holte plötzlich ein Fläschchen aus seiner Jackentasche und meinte, damit könne man noch mehr Spaß haben als sonst. Es wäre rezeptfrei und völlig ungefährlich. Man wäre nicht so schnell erschöpft.“

„Wie hat der Captain darauf reagiert?“

„Sie lachte und meinte, für Spaß sei sie immer zu haben. Und wenn er lange dauern würde, fände sie das noch besser.“

„Was passierte dann?“

„Commander Lapski schüttete ihr ein paar Tropfen davon ins Glas, sich selbst aber nicht.“

„Wollte er keinen Spaß?“

„Einspruch! Spekulation.“

„Ich ziehe die Frage zurück.“ Harm hob entschuldigend eine Hand. „Wie ging es weiter, Major?“

„Nach einer Weile verließen beide das Casino, Arm in Arm und lachend. Commander Lapski musste den Captain führen.“

„Warum?“

„Sie schien unsicher auf den Beinen zu sein.“

„Hatte sie zu viel getrunken?“

„Ich weiß es nicht, Sir. Aber es hätte durchaus der Fall sein können.“

„Haben Sie noch etwas von den beiden gesehen, als Sie zu Ihrem Dienst gegangen sind?“

„Nein.“

„Danke, Major Quinn.“ Harm ging zum Tisch zurück.

„Colonel MacKenzie?“ Morris blickte zu Mac.

Diese erhob sich halb aus ihrem Sessel. „Keine Fragen, Euer Ehren.“

Harms Kopf fuhr herum. Fragend sah er sie an.

Mac zuckte jedoch nur leicht mit einer Schulter.

„Major, Sie können dann den Zeugenstand verlassen.“

„Ja, Sir.“ Die junge Frau stand auf und begab sich in den hinteren Teil des Gerichtssaals, wo auch die anderen Zeugen aus Norfolk saßen.

Harm kramte in seinem Koffer und holte ein Blatt Papier hervor. „Euer Ehren, ich habe inzwischen auch das vermisste Beweisstück ausgehändigt bekommen und es dem NCIS zur Untersuchung übergeben. Hier ist die Empfangsbestätigung des NCIS.“ Er trat zum Richtertisch und gab Morris den Zettel. „Der NCIS wird versuchen, aus den vorhandenen Spuren ein DNA-Profil zu erstellen.“

„Danke, Commander.“

„Es wird eine Weile dauern, dieses Profil zu erarbeiten, aber ich bin sicher, dass nichts auf meinen Mandanten hinweisen wird.“

Der dunkelhäutige Admiral war inzwischen zu der gleichen Erkenntnis gekommen. Er sah auf die Uhr. „In Anbetracht der Uhrzeit vertage ich die Anhörung auf morgen früh, 10 Uhr.“ Der Hammer sauste nieder; sie waren entlassen.

Harm seufzte schwer. „Tut mir Leid, Rick. Ich hätte das Theater gerne heute noch zum Abschluss gebracht.“

„Kein Problem, Harm. Die eine Nacht überstehe ich auch noch. Ich denke, jetzt ist klar, was passiert ist.“

„Mhm.“ Der Ex-Pilot nickte. „Da waren garantiert KO-Tropfen im Spiel. Oder etwas sehr ähnliches.“

„Wie geht es jetzt weiter?“

„Die Anschuldigungen gegen dich werden wohl fallengelassen; was mit Krennick geschieht, ist noch unklar.“

Rick nickte. „Aber sie ist doch auch ein Opfer.“

„Das ziemlich blauäugig in eine Falle getappt ist, so plump wie dieser Lieutenant Commander ihr die Tropfen verabreicht hat. Ich vermute, sie wird sich zumindest wegen falscher Anschuldigungen verantworten müssen.“

„Hast du mal wieder Glück gehabt, Seemann?“

Harm blickte auf und direkt in die rehbraunen Augen von Sarah MacKenzie, die vor den Verteidiger- Tisch getreten war.

„Sieht so aus.“ grinste er breit. „Du entschuldigst uns...“

„Bin schon weg.“ lachte sie und eilte aus dem Raum.

Bud erhob sich ebenfalls. „Wenn Sie nichts dagegen haben, Sir, würde ich gerne in mein Büro zurückkehren und schon mal mit dem Bericht anfangen.“

„Gehen Sie ruhig, Bud.“

Rick hatte Mac hinterher gesehen. „Sie sieht nur aus wie Diane, aber sonst...“

„... ist sie ein ganz anderer Mensch.“ ergänzte Harm leise. Er sah einen Marine auf ihren Tisch zusteuern. „Deine Eskorte ist da.“

Während Costner „transportfähig“ gemacht wurde, dankte er Harm noch mal.

„Rick, ich kenne dich lange genug. Zu so etwas bist du einfach nicht fähig.“

„Als Anwalt müsstest du doch wissen, dass Menschen durchaus zu etwas fähig sind, was ihnen nie einer zugetraut hätte.“

„Das stimmt schon, aber eine Vergewaltigung?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, dazu kenne ich dich zu gut.“

„Danke für dein Vertrauen, Harm.“

Ein dezentes Räuspern ertönte. „Entschuldigung, Commander, aber wir müssen los.

„Natürlich, Corporal.“ Der Ex-Pilot grinste. „Eine Frage hab ich noch, Rick: Kennst du Major Quinn näher?“

Der blonde Mann wurde rot. „Na ja...“

„Schon verstanden, Rick.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Du scheinst dich nicht geändert zu haben.“

Costner grinste zurück wie ein typischer Flyboy. „Nicht wirklich.“

„Commander...“ Der Marine wurde ungeduldig.

„Ich bin bereit, Marine.“ Costner erhob sich. „Bis morgen, Harm.“

Harm sah den beiden hinterher. „Bis morgen, Kumpel.“

Als er am Vortag die Aussage von Major Quinn gehört hatte, war er ebenso erstaunt gewesen wie vorhin das Auditorium hier.

Langsam packte er seine Sachen zusammen und kehrte zurück in sein Büro.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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