Balthasar ein Fell und vier Pfoten erobern die Welt

#1 von Petra-Andreas , 17.12.2009 15:59


Balthasar,ein Fell und vier Pfoten erobern die Welt


von Danuta Stoll

Wer Balthasar ist?

Baltharas ist ein Bär. Ein wenig tapsig, ein wenig einfälltig, aber durchaus liebenswürdig.
Er tut niemanden was zu leide...jedenfalls nicht mit absicht. Er ist immer hilfsbereit, wenn auch manchmal recht umständlich. Durch seine Körperfülle kann er sich nicht so schnell bewegen, schliesslich ist ein Bär kein Schumacher!
Balthasar lebt im Wald, da wo keiner so schnell hinkommt, weil es so unwegsam ist. Ihm ist es recht so, denn ein wenig Privatsphäre braucht sogar ein Bär. Nun sollte man meinen, Balthasar wäre recht einsam......nee, weit gefehlt. Nein, einsam war Balthasar in keinem Fall, er hatte sogar eine Menge Freunde!

Da wäre erstmal Caruso, ein Rotkelchenmann. In seinem roten Ausgehrock sah er ganz bezaubernd aus. Gut, seine Stimme war nicht so gewaltig, wie die vom grossen Caruso, ihm fehlte wohl der Resonanzkörper, aber man konnte sie anhören. Zudem half Caruso seinem Bärenfreund ihn von den Vielbeinern zu befreien., die ihn immer nach dem Winterschlaf so plagten. Dazu sei erwähnt, Vielbeiner sind Waldbewohner, die ganz klein waren, aber zum Ausgleich dafür viele Beine hatten: Käfer und Konsorten halt.
Dann war da noch Carina Zeisig, eine etwas kapriziöse Vogeldame, die Caruso jedes Frühjahr den Verstand raubte, um ihn dann doch abblitzen zu lassen.

Auch Eulalija, eine weise Eule, die einfach alles wusste. Sie hatte nur einen Nachteil: tagsüber war sie müde und für nichts empfänglich. Man konnte sie nur nach Einbruch der Dunkelheit befragen, aber dann war sie fit wie ein Turnschuh! Hugo gehörte auch zu den Freunden von Balthasar! Hugo war eine tragische Figur. Er war jung, gut gebaut und ein Bild von einem Hirschmann. Leider hatte er beim letzten Sturm, durch einen fallenden Baum, ein Stück von seinem prächtigen Geweih verloren. Ihm fehlte sozusagen ein Zacken in der Krone. Einerseits ein Vorteil, weil Jäger an ihm kein gesteigertes Interesse mehr hatten,(so ein ¾ Geweih sieht überm Kamin recht bescheuert aus)für die Seinen aber ein Nachteil.
Sie lachten ihn aus und ein junger, schneidiger Platzhirsch aus dem Nachbarsrevier hatte ihn verjagt. Balthasar hatte ihm mal beigestanden, seitdem waren sie ganz dicke Freunde.
Er war auch alleine gewesen. Damals, als seine Mama von einem gemeinen Wilderer erschossen wurde. Sie hatte sich schützend vor ihren Jungen gestellt.
Damals hatte Caruso Eulalija gerufen und die hatte ihm die Höhle gezeigt und ihm alles beigebracht, was ein Bär so wissen muss. Da sie eine weise Eule war, hat sie ihm auch beigebracht, dass Gewalt nicht immer die Lösung ist und dass man das Leben anderer achten muss, vor allem, wenn sie schwächer sind, als man selbst. Balthasar wuchs zu einem stattlichen Bären heran und wurde von allen geliebt und geachtet.

Es war wieder Weihnachtszeit, eine Zeit, die Bären wohlgenährt und warm eingemummelt in ihren Höhlen verschlafen.
Eigentlich.....Bär Balthasar aber konnte nicht schlafen zudem fror er erbärmlich!
Erst wälzte er sich hin und her, um dann doch aufzustehen. Er schaute auf seine Bärenzeituhr......steht eindeutig auf....... Winterschlaf ! Aber warum konnte er nicht schlafen? Zugegeben, in der Höhle lag nicht so viel Stroh und Heu wie sonst um diese Zeit, aber er konnte nichts dafür, ehrlich! Wie kann man Stroh und Heu sammeln, wenn tausende von Menschenbeinen das ganze Gras platt trampelten?
Etwas befemdet war die ganze Sache ja schon gewesen, wen man zusehen muss, wie Erwachsene, wie kleine Kinder einem Ball hinterher rennen. Das Fest drumherum war aber ganz toll gewesen. Die Erinnerung daran liess ihn ganz versonnen mit dem Fuss wippen. Plötzlich hielt er inne, er musste an Bruno denken. Bruno's Tod.....ja das war ganz traurig. Alle waren sie zur Trauerfeier auf die grosse Waldlichtung gekommen. Sehr feierlich war das gewesen. Bis sie gemeinsam Ben, diesen Hitzkopf beruhigen mussten.

Der wollte doch allen Ernstens, in seiner Wut und Trauer, alle Lodenträger plattmachen! Keine Lösung, aber verständlich. Oberbär Kuno schickte dann den Halbstarken, zum guten Schluss, mit einem gezielten Tatzenhieb, in den vorzeitigen Winterschlaf. Da wird wohl eine Menge Aspirin nötig werden, im Frühjahr nach dem aufwachen. Tja, wer nicht hören will......
Balthasar überlegte,ob nicht ein Spaziergang ihn wieder richtig müde machen konnte. So bis zum Feldrand und wieder zurück, dass müsste doch eigentlich genügen. Er verliess seine Behausung und trottete in Richtung Dorf. Als er aus der Deckung des Waldes herauskam, blieb er verwundert stehen. Was war das denn ? Es war mitten in der Nacht und da ist es normalerweise dunkel.
Aber hier brannten überall Lichter! In den Fenstern standen Kerzen und in den Vorgärten sah es aus, als wenn der Sternehimmel hineingefallen wäre. Schon wieder eine Party? Aber aus welchem Anlass? Warum feiert der Mensch eine Party, wenn Balthasar, im Normalfall natürlich, schläft? Er feierte so gerne, nee das war nicht nett. Eigentlich wollte Balthasar nur bis zum Feld laufen, aber diesem Treiben wollte er auf den Grund gehen! Mit der gebotenen Vorsicht verliess er die bekannten Wege und lief geduckt in Richtung Lichtermeer.

Mitten im Lauf hielt Balthasar inne.....ein ihm wohlbekannter Duft traf seinen Zentralnerv....nun war er richtig wach! Es roch ganz verführerisch nach.....Honig!!!

Die Schritte wurden schneller, Balthasar flog förmlich über den Boden. Für Honig war der Bär bereit alles, aber auch wirklich alles zu tun. Zum Honigduft mischten sich, je näher er an die Häuser kam, weitere köstliche Düfte: es roch nach Nüssen, Braten, Kastanien, geröstet und warm. Balthasar's Geruchssinn stand kurz vor dem Kollaps! Trotzdem trabte er weiter und sah im ersten Haus ganz vorsichtig ins Fenster. Er erkannte die kleine Tanne, die sonst vor seiner Höhle stand, mitten im Zimmer stehend. Sie war herrlich geschmückt, mit bunten Kugeln und Kerzen. Schön war das, wunderschön. Der Tisch bog sich unter den vielen Köstlichkeiten.......und Balthasar hatte dies alles immer verschlafen, ein Frevel ! Aus allen Häusern klangen festliche Melodien und aus der Ferne trug der Wind die Glockenschläge aus der kleinen Kapelle an sein Ohr. Alles war so feierlich, nicht zu vergleichen mit dem lauten Fest im Sommer, es war einfach nur schön........

Nur mit viel Mühe konnte er sich losreissen, obwohl er doch so gerne von den Köstlichkeite probiert hätte, denn sein Bauch grummelte ganz laut, er hatte bärigen Hunger! Schweren Herzens verzog sich Balthasar wieder in Richtung seiner Höhle. Auf eine Ladung Schrot hatte er keine Lust, und die würde er unweigerlich bekommen, wenn er noch lange in der Nähe der Menschen bleiben würde.
Er fror zwar immer noch und hatte, angesichts der vielen leckeren Dinge, riesig Hunger bekommen, aber im Herzen hatte er ein wohliges Gefühl. Balthasar konnte es sich nicht erklären, was hier geschah, irgendetwas war anders als sonst, er fragte sich nur was.
Ein ungewöhnliches Geräusch vom Höhleneingang her liess den Bär aufhorchen! Was war dass? Für Eichhörnchen und Wind war es zu laut. Mit gebotener Vorsicht schlich der Bär zum Eingang...und was er da sah, liess ihm die Tränen in die Augen steigen. Er rieb sich vorsichtshalber noch mal die Augen, so ein hungriger Bauch konnte einem schon was vorspielen. Als er sie wieder öffnete, war alles noch da. Ein ganz dicker Rundballen Heu, zwei ballen Stroh, ein ganz grosser Sack mit Möhren, ein Korb mit Äpfel, Nüssen und Kastanien. Und ganz oben drauf lagen.....mhhh....3 dicke, saftige Honigwaben!

Wer aber hatte diese Köstlichkeiten vor seine Höhle gelegt, es war niemand zu sehen. Ganz leise drang eine geheimnisvolle Stimme an sein Ohr: Frohe Weihnachten Balthasar guten Apetit und dann....schlaf schön! Nun lief der Bär doch in die Richtung, aus der die Stimme kam. Man musste sich doch bedanken, wenn man so reich beschenkt wird. Ja, auch Bären haben Mütter, die ihren Kindern Anstand beibringen, in seinem Fall war es eben Eulalija gewesen. Es war niemand zu sehen....oder doch!? Weit vorne entschwand eine Gestalt im Wald, kurz blitzte was rotes auf und dann war sie verschwunden. Ob das der Jäger gewesen war? Quatsch, Jäger tragen tannengrün. Die Antwort auf diese Fragen mussten bis zum Frühling warten, zuerst wollte er alle seine Schätze in die Höhle schaffen. Mit dem Stroh dichtete Balthasar erst mal die Höhle gegen Zugluft ab und mit dem Rest baute er sich eine gemühtliche Lagerstatt. Nach getaner Arbeit begann er von den Leckerein zu naschen, schliesslich macht Arbeiten hungrig. Ganz langsam wurde es richtig warm und gemühtlich in der Höhle, Balthasar fühlte sich wie im Himmel !.......

Nachdem er satt war, die Reste vorratsmässig verstaut, legte sich der Bär in sein kuscheliges Heubett, leckte sich nochmal die honigverklebte Tatze und schlief dann selig ein. Draussen vor der Höhle fielen ganz sacht dicke Schneeflocken vom Himmel und im Traum noch brummte Balthasar die Worte, die ihn heute so glücklich gemacht haben: Frohe Weihnacht !


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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zuletzt bearbeitet 17.12.2009 | Top

RE: Balthasar ein Fell und vier Pfoten erobern die Welt

#2 von mac78ch2002 , 29.04.2013 14:42

Das ist eine ganz schöne Weihnachtsgeschichte!



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